Charles Du m o n t, daß vom nächsten Rechnungsjahre an fürVtarokko ein besonderes Budget aufgestsllt chürde.Bei der Besprechung über das siebente BudgetAvölstel erhobenmehrere Sozialistisch-Radikale lebhaften Widerspruch gegen dieFinanzmethode. I a u r e s tadelte die Regierung, daß sie nichtdas Budget zur Abstimmung bringen lassen wolle, weil drfs französische Bürgertum nicht den patriotischen Opfern zustimmenwolle, welche den militärischen Anforderungen entsprächen.Ja u res warf der Regierung vor, sie wolle zuerst die Militär-Vorlage durchbringen, um nachher von den armen Klassen dasnötige Geld zu verlangen.(Beifall auf der äußersten Linken undeinem Teile der Linken; Lärm in der Mitte und auf ver-schiedenen anderen Bänken.) Finanzminister Dumont erklärte,er kinne am Montag der Budgetkommission über die Einstellungder finanziellen Erfordernisse in das Budget Mitteilungenmachen und am Donnerstag sich vor der Kommission über die Ein-kommensteuer äußern. L e n o i r(Soz.) erklärte, er lehne ab, dassiebente Budgetzivölftcl zu bewilligen, um nicht die Verantwortungfür eine solche Lage mit zu übernehmen.Ministerpräsident Bart ho u führte in seiner Rede auS: DasLand wird klar erkennen, welche Taktik dabei verfolgt wird, daßman die Ablehnung des Budgetzwölftels verlangt. Uebrigens würde,wenn das Budgctzwölfttcl abgelehnt wird, die Regierung nicht mehrmöglich sein.(Zurufe auf der äußersten Linken: Um so besser!)Nun! Angesichts dieser Erklärung und derjenigen des DeputiertenLenoir stellt die Regierung in betreff der Abstimmung über dasBudgetzwölftcl die Vertrauensfrage.(Beifall im Zentrumund auf verschiedenen Bänken der Linken.)Der Sozialist Bedouce erhob Anklagen gegen den Finanz-minister. Die Kammer müsse ein Notbudget annehmen oder denBankerott des unfähigen Parlaments erklären.Ja u r e S bestieg wieder die Tribüne und erwiderte Barthoufolgendes: Sie nehmen eine stolze Haltung ein und sagen:„Ichbin ein Teil Frankreichs, ich ergreife Maßregeln für die nationaleSicherheit und stimme den Opfern zu." Gut! So bringen Siediese Opfer und zahlen Siel(Lebhafter Beifall auf der äußerstenLinken.) I a u r e s verlangte sodann, daß die Kammer das Budget-zwölftel nicht ablehnen, aber daß sie die Abstimmung darüber ver-tagen solle, bis zu dem Tage, da die Regierung sagen werde:Diese Opfer verlangen wir von den Reichen.(Beifall auf denselben Bänken.)Barthou erklärte, die finanzielle Lage sei nicht so unge-wohnlich. Etwas Aehnliches sei im Jahre 1911 vorgekommen. DaSsiebente Budgetzwölftcl trage keinen außergewöhnlichen Charakter.Indem er zu dem Vergleiche überging, den Jaures zwischen denVorgängen in Deutschland und Frankreich gemacht hatte, sagteBarthou, er wünsche, daß die Freunde von Jaures mit demselbenEifer an die Bewilligung der Vorlagen herangingen, wie es ander-wärts geschehe.(Beifall in der Mitte und auf verschiedenen anderenBänken.) Barthou fügte hinzu: Welcher verständliche logischeZusammenhang kann wohl zwischen der Bewilligung des Antragesund den Bemerkungen von Jaures bestehen? ES handelt sichkeineswegs darum, in die Ferien zu gehen, ohne die finanziellenMaßnahmen bewilligt zu haben, welche die Deckung für die Militär-Vorlage bedeuten. Mr werden in die Diskussion unmittelbar nachder Abstimmung über die Dienstdauer eintreten.(Beifall.) Bereitsjetzt sage ich, daß die besonders schweren Opfer, die durch die Ver-längerung deS Militärdienstes auferlegt werden, als u n v e r-m eidliche Fwlge eine Steuer auf erworbenen"Reichtum haben werden, die nicht auf der armen Klasse lastet,sondern die Wohlhabenden und Neichen betreffen wird, die sie zuerlegen haben werden.(Lebhafter Beifall in der Mitte, auf derLinken und äußersten Linken.) Tie Regierung verlangt vom ganzenLande ein Opfer, das für die nationale Verteidigung notwendigist, aber diejenigen, für die die Militärvorlage die Wirkung habenwird, ihre Lage und ihre Interessen zu verteidigen, müssen dasOpfer bringen, das die Regierung von ihnen verlangen wird. TerMinisterpräsident schloß mit den Worten:„Diese Erklärungen sindsicherlich ausreichend, außer, wenn es sich um einen Versuchhandeln sollte, Obstruktion zu machen.(Fast allgemeiner Beifall.)I a u r ö s nahm mit Befriedigung zur Kenntnis, daß dieKammer nicht eher auseinandergehen würde, bevor nicht die Mittelzur Deckung der militärischen Ausgaben bewilligt sein würden.Der Vorsitzende der Budgetkommission C o ch e r i erklärte, die Bud-getkommission sei einstimmig der Ansicht, daß die Deckungsmittelvon den Besitzenden zu verlangen seien.(Beifall.) Jaures zogScharnhorst.1813— 2ß. Juni— 1913.Äni 28. Juni 1813, in der elften Morgensiuiidc. starbScharnhorst zu Prag, an der schwelle jener Ereignisse, dieseinem rastlosen Leben die Früchte bringen sollten. � Nicht nurein lauteres Herz, ein selbstloser edler Charakter, ein scharfer,durchdringender Geist schied mit ihm, sondern auch die Seele'der preußischen Heeresreorganisation, die sich auf den Schlacht-feldern dieses Jahres erprobte.Auch Scharnhorsts Tod war nur eine Folge des glühen-den Eifers, den er an seine Sache setzte. In der Schlacht vonBautzen am 2. Mar war er am Fuße verletzt worden. Diean sich nicht schwere Wunde wäre in vier Wochen geheiltgewesen, bei völliger Ruhe und Schonung. Aber wo so vielauf dem Spiel stand, kannte er nicht Ruhe noch Schonung.Er machte sich auf nach Wien, um den österreichischen Staats-mäimern, die ein Bündnis zugesagt hatten, den Rücken zusteifen, damit sie nicht von neuem zu Napoleon abfielen.Aber Metternich hielt ihn unterwegs hin, auch verschlimmertesich die Wunde zusecheuds— so mußte Scharnhorst in Pragbleiben. Von Znaim aus schrieb er am 21. Mai an seineTochter einen Brief, der wohl der bitteren Grundstimmungall der letzten Jahre Worte lieh:„Ich will nichts von derganzen Welt; was mir wert ist, gibt sie mir ohnehin nicht.Könnte ich das Ganze kommandieren, so wäre mir daranviel gelegen, ich halte mich in aller Vergleichung ganz dazufähig. Da ich das aber nicht kann, so ist mir alles gleich; inder Schlacht finde ich ohnehin bald einen Platz. An Distink-tionen ist mir nichts gelegen; da ich die nicht erhalte, welcheich verdiene, so ist mir jede andere eine Beleidigung, undich würde mich verachten, wenn ich anders dächte. Alle siebenOrden und mein Leben gäbe ich für das Kommando einesTages." Dieser Sehnsucht ward keine Erfüllung mehr, under schied schweren Herzens aus dem Leben, da er mit demWaffenstillstand zu Prifchwitz. den er wie alle Welt siir denVorläufer eines faulen und schmählichen Friedens hielt,„denUntergang der edelsten Sache vor Augen" sah.Scharnhorst war alles andere als ein Junker, die auchnach der Meinung mancher Zeitgenossen des Jahres 1913 dasMonopol auf militärisches Genie besitzen. Der geniale Re-Organisator des preußischen Heeres war sogar so wenig wieder Perwoltungsresormer Freiherr vom Stein ein geborenerhierauf seinen Vertagungsantrag zurück. Das siebente Bud-getzwölftel wurde sodann, wie bereits gemeldet, mit 477gegen 93 Stimmen bewilligt.var Ergebnis der Sahlen in Holland.Amsterdam, 26. Juni.(Eig. 23er.)Der Stichwahltag war wieder ein Freudentag für das holländischeProletariat. Die Sozialdemokratie hat einen glänzenden Siegerkämpft und der Klerikalismus ist zerschmettert. Zu dem Auf-stieg von 82969 auf 144 999 Stimmen ist jetzt bei den Stichivahlender Aufstieg von 7 auf 18 Mandate gekommen.Während die klerikale Rechte von ihren 69 Mandaten nur45 gerettet hat, worunter noch drei sind, die in Opposition gegendie offizielle Rechte gewählt wurden und damit für die klerikalePolitik höchst unzuverlässig sind.Die Zusammenstellung der neuen Kammer ist jetzt folgende:Von ihnen ist am härtesten getroffen die antirevolutionäre, klein-bürgerlich-protestantische Partei, die Partei de? erzreaktionärenExministers Dr. Kuhper, die den Kern der klerikalen Reaktionausmacht. Sie stellte im jetzt abdankenden Kabinett vier von denacht Ministern. Von der bürgerlichen Linken hat sonderbarerweiseam besten abgeschnitten die konservativ gefärbte freiliberale Parteider Groß-Jndustriellen, deren Interessen besonders von der pro-tektionistischen Zolltarifvorlage bedroht waren. Ihr KonservatiS-mus ist aber in zwei Hauptpunkten weniger schädlich geworden, dasich ihre Kandidaten bis auf eine Ausnahme sämtlich auf diesozialdemokratischen Stichwahlbedingungen verpflichten mußten.Uebrigens haben Liberale und Sozialisten einander in denStichwahlen fast lückenlos unterstützt. Der gemeinsame Wunschvom reaktionären Klerikalismus befreit zu werden, führte sie,nachdem die Hauptschlacht geschlagen war, zusammen. Viel wenigergut hielten sich die Klerikalen an ihre Parole, die da lautete:Stimmenthaltung zwischen Liberal und Sozialist. Von den sechsMandaten, die wir gegen einen Liberalen erobert haben, sindwenigstens vier dadurch gewonnen, daß die christlichen Arbeiterin der Stichwahl sozialdemokratisch stimmten. Eine höchst erfreu-liche Erscheinung auS den Hauptwahlen hat sich damit fortgesetzt.Die Mandatzahl, die unsere Partei erreicht hat, deckt sich fastgenau mit der Prozentzahl der abgegebenen Stimmen, die sie inden Hauptwahlen erreicht«; wir hatten fast 19 Proz. der Stimmen,wir haben jetzt 18 von den 199 Mandaten. Unsere Fraktion wirddurch viele ausgezeichnete Kräfte verstärkt. Der bekannte Rechts-anwalt Dr. Mendels, der UnfallversicherungSratSsekretär Dr. Sannes,der ehemalige Schriftsetzer Spiekman, der Direktor der Amster-dampr Arbeitsbörse Albarda, die alle auch in agitatorischer Htn-ficht sehr tätige Genossen sind, werden die Schlagkraft unsererFraktion sehr verstärken.Leider stehen wir jetzt, da Troelstra und Mendels doppelt,Spiekmün sogar dreifach gewählt ist— eine Folge des Umstandes,daß wir Kreise gewonnen haben, auf die wir noch vor kurzemnicht rechnen konnten, vor vier Nachwahlen. Glücklicherweisesind deren drei uns ganz sicher.Unsere Mandate haben sich übrigens besonders in den Groß-städten vermehrt. Hatten wir in der alten Kammer von den 19Mandaten aus den vier großen Städten nur 3 inne, so. haben wirjetzt deren 9 erobert.Uebcr die Rcgierungsänderung, die die Wahlen uns bringenwerden, ist kaum zu reden. Die Schwierigkeit liegt darin, daßzwar der Klerikalismus in die Minorität gedrängt ist, daß aberauch der Liberalismus nur ein gutes Drittel der Mandate besitztund die Sozialdemokratie jede ministerielle Ver-antwortlich keit glatt abweist. Am wahrscheinlichstenist die Bildung eines sogenannten Geschäftskabinetts. Welches Ka-binett aber auch kommen mag, es wird binnen kurzem das all-Preuße. Im Hannöverschen stand seine Wiege. Der Groß-Vater scharwerkte als Kleinbauer, der Vater hatte, erst alsSoldat, dann als Korporal und Wachtmeister, dem Kalbfellgefolgt, und war dann durch eine günstige Heirat in denBesitz eines größeren Landgutes gekommen. Am 12. Fe-bruar 1755 wurde ihm, zu Bordenau an der Leine, ein Sohngeboren, der in der Taufe die Vornamen Gerhard JohannDavid erhielt und schon früh den lebhaften Wunich äußerte,Offizier zu werdem Mit zähem Eifer mußte er sich zu diesemEnde die Pforten zu den etemenlarsten Wissenschaften selbstaufbrechen: als Kind im Elternhause erhielt er keinerleimündlichen Unterricht und war ein Autodakt im wahrstenSinne des Wortes. Im Jahre 1773 gelang es ihm, in dieMilitärschule aufgenommen zu werden, die der Graf Wilhelmvon Schaumburg-Lippe auf einer Insel mitten im Stein-huder Meere errichtet hatte, obwohl er nur über eine Kriegs-macht von noch nicht zwölfhundert Mann verfügte. Alsdiese Schule, auf der Scharnhorst hauptsächlich in denArtilleriewissenschaften unterrichtet wurde und auch mancheAnregung zu feinen späteren Anschauungen Uber Heeresver-fassung erhielt, mit dem Tode des Grafen einging, nahm erin der hannöverschen Armee Kriegsdienste, erst als Fähnrichbei dem Dragonerregiment in Northeim, dann im gleichenRang als Lehrer an der Artillerieschule zu Hannover. Hierrückte er zum Leutnant und Kapitän auf, heiratete ein mibe-mitteltes Mädchen und erregte schon durch seinen bürgerlichenUmgang das Naserümpfen der hannoverschen Junker, die imLande wie in der Armee die unbestrittenen Herren warenund an Dummdreistigkeit, Roheit und Unwiffenheit ihre oft-elbischen Klassengenossen schier noch überboten. Zurücksetzungund Unbill in steigendem Maße hatte Scharnhorst von diesemJunkerpack zu erdulden, und als er während des konterrevo-lutionären Kreuzzugs gegen die französische Republik imJahre 1793 die gleichen Erfahrungen inachte, kmrfchte er:„Wir werden von Aristokraten zurückgesetzt und streiten fürAristokraten!" Kein Wunder, daß es ihm in dieser Umgebungnicht länger litt und daß er, freilich nach manchem Bedenken,einschlug, als ihm eine Stelle in dem preußischen Heer ange-boten wurde. Aber auch'in Berlin stieß er, der mit feinerbescheidenen, zurückhaltenden Gelehrtennatur so gar nichtsvom soldatischen Bramarbas an sich hatte, auf den schnarren-den Ucbermnt der Junker: man warf ihm vor, die Wacht-Parade schlecht zu kommaildieren. und ein besonders schneidigerStabsoffizier meinte, es gebe keinen Unteroffizier im Regi-ment, der in dienstlicher Beziehung nicht über ihm stehe.gemeine Wahlrecht und die unentgeltliche Arzbeiterpensionierung zu bringen haben, oder es steht ihmdie schärfste Befehdung der mächtig erstarkten Sozialdemokratiebevor.«»«Straßendemonstrationen.Amsterdam, 26. Juni.(Eig. Ber.)Gestern abend kam eS anläßlich des Wahlsieges der Sozial-demokratie in einer ganzen Reihe von Städten und Orten wiederzu großartigen, spontanen Strahendemonstrationen. In Rotteredam zog eine vieltausendköpfige Menge, mit der roten Fahnevoran, durch die Stadt und brachte den erwählten Sozialdemokratenbegeisterte Ovationen. Im Haag kam es abends 19 Uhr zu einemMassenmeeting auf dem„Binnenhof" vor dem Parlamentsgebäude,wo der eben gewählte Abgeordnete Ter Laan zu der Menge redete,auf demselben Platze, der im vergangenen Jahre am„rotenDienstag" militärisch für unsere Demonstration gesperrt war. Auchin Utrecht, Arnheim, Haarlem, Zaandam usw. er-oberten die Arbeiter stürmisch die Straßen. In Amsterdamkam es am Spätabend auf dem Hauptplatz zu einem scharfenZ u s a m'm e n st o ß mit der Polizei, die die heranziehendenTausende, die aus unseren Versammlungen kamen, mit Säbelnund Knüppeln auseinandertrieb, was die größte Erbitterunghervorrief. In allen Versammlungen ließen sich Hunderte vonneuen Mitgliedern in die Partei einschreiben. Eine mächtige Welleder Begeisterung durchzieht das holländische Proletariat.Demission des Ministeriums.Apeldoorn, 27. Juni. Nach seiner Audienz bei der Königinerklärte der Ministerpräsident einem Korrespondenten des Handels»blad, daß das Kabinett zurückgetreten sei.poUtifebe ücbcrricbt.Tie Arbeiten des Reichstages.Ter Seniorenkonvent des Reichstags be»schloß am Freitag, die dritte Lesung der H e e r e s v o r l a g eund des Wehrbeitrags aus die Tagesordnung vomSonnabend zu setzen. Die Besitz st euervorlage wirderst Montag zur Verhandlung kommen, da die S o z i a l-demokraten die Wahrung der geschäftsord-nungs mäßigen Frist verlangen. Von verschiedenenSeiten wurde gewünscht, möglichst nach Beendigung derdritten Lesungen der genannten Vorlagen noch Wahl-Prüfungen zu erledigen. Voraussichtlich wird sich derReichstag erst am Dienstag vertagen.Dem Reichstag ist der Antrag der Regierungzugegangen, die Zustimmung zur Vertagung des Reichs-tages bis zum 29. November d. I. zu erteilen.Ter fällige Spionageprozeh.Am Freitag fand vor dem Reichsgericht in Leipzig wieder einSpionageprozeß statt, und zwar gegen- den Zeichnerlehrling RudolfKöhler aus Essen a. Ruhr. Der Angeklagte wurde zu dreiJahren Gefängnis, verurteilt, wovon ihm 2 Monate derFirma Krupp mit dem Kopieren von Zeichnungen bc-schäftigt war, hatte sich 11 Zeichnungen angeeignet und sieFrankreich, England, Rußland uno Oesterreich zum Verlaufangeboten in der Annahme, daß sie geheim zu haltende Konstrnk-tionen enthielten. Köhler hatte nur von Frankreich für zwei solcheZeichnungen zusammen 79 M. erhalten. Nur zwei von den elfZeichnungen waren geheim zu halten, während der Angeklagte derMeinung war, daß alle entwendeten Zeichnungen geheim zu HaltenteKonstruktionen aufwiesen. Mit Rücksicht darauf, daß der Ange-klagte in guten Verhältnissen lebte und über feine Tat keine Reuezeigte, wurden ihm mildernde Umstände versagt.Tie Firma Krupp hält auf Ordnung in ihren Bureaus, wennes sich um einen unreifen Zeichnerlehrling handelt. Handelt essich aber darum, im eigenen Interesse Geschäftsgeheimnisse andererFirmen zu erlangen, ist sie sehr weitherzig.Ter Tod in der Niilitärschwimmanstatt.Das Kriegsgericht der 1. Garde-Divifion herhandelte am Frei«tag gegen den Major von Drefow vom 4. Garde-Re-Scharnhorst, der schon seit langem durch Militärwissenschaft-liche Arbeiten sich in Fachkreisen einen Ruf erworben hatteund auch in Berlin Gelegenheit fand, sich auszuzeichnen, ließdieses Unwesen geduldig über sich ergehen. Nur manchmalschoß ihm die Galle ins Blut, wie 1895, als er seinen Sohn,der bei der Mobilisierung gebeten hatte, mitfechten zu dürfen,brieflich wegen seines Mutes und feines Patriotismus lobte,aber mit äußerster Bitterkeit fortfuhr:„Lerne, mein Sohn,diese Tugenden früh besiegen: sie haben mir von jeher, undvorzüglich auch in diesem Augenblicke, mehr Kummer alsirgendein Laster gemacht." Es kam denn 1896, wie er dastrüben Blicks vorausgesehen: die Junker, die Wachtparadenso vorzüglich zu konimandieren wußten, versagten auf demSchlachtfeld jämmerlich. Heer und Staat brachen in wenigenTagen zusammen. Aus einer Wunde blutend und mehr nochblutenden Herzens verließ Scharnhorst, damals Oberst undGeneralstabschef des Küchelschen Armeekorps, mit einer auf-gelesenen Flinte wie ein gemeiner Soldat bewaffnet, als einerder letzten das Schlachtfeld von Auerstädt. Nachdem er sichals Blüchers Stabschef bei der Verteidigung von Lübeck her-vorgetan, wurde er nach dem Frieden von Tilsit zum Ge-neralmajor befördert und in die neugeschaffene Militär-Re-organisations-Kommission beordert. Das Feld seiner eigent-lichen Wirksamkeit lag jetzt vor ihm.Wenn etwas Scharnhorst aus den historischen Umständenheraushebt und seiner Persönlichkeit Gegenwartsbedculungverleiht, ist es seine Stellung zur Miliz. Schon sein erstermilitärischer Lehrherr, der Graf von Schaumburg, hatte voneiner Art Volksbewaffnung geschwärmt und, ganz im Gegen-satz zu der rohen Djsziplin Preußens, das sein KriegJwiknur mit dem Stock zusammenhalten zu können glaubte, einenStaat dann für unüberwindlich betrachtet,„wenn die Volkerein lebhaftes Interesse an der Erhaltung ihrer Verlas, ungnehmen". Aber als zwanzig Jahre nach seinem Aufenthaltauf der Mmtärschule die Opposition gegen die stehendenHeere allgemein um sich griff und namentlich Berenhorsts Be-trachtungen gegen die„Wissenschaft des Erwürgens nach Re-geln" in allen Wachtstuben mit Feuereifer verschlungen wurden, brach ganz im Sinne der friderizianischen AnschauungScharnhorst eine Lanze für die stehenden Heere. Wie anders,als er im April 1895, nachdem er abermals ein Jahrzehntaus dem Gang der Ereignisse gelernt hatte, der preußischenHeeresleitung eine Denkschrift vorlegte, in der er die Errich-tung einer Miliz verlangte und forderte,«daß man die ganzeMasse des Volkes bewaffnet". Voraussetzung dazu war für