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Das Crfurter Schreckensurteil. In Ergänzung unserer gestrigen telegraphischen Meldung wird uns noch auS Erfurt   geschrieben': Wegen militärischen Aufruhrs und Widerstandes gegen die Staatsgewalt standen am Freitag sieben Landwehrleute und zwar die Arbeiter Moritz Sen, der Zimmermann Friedrich Hage ni e h e r, der Arbeiter Karl R o p t e, der Zimmermann Karl GewrgeS, der Bergarbeiter Thielo Kolbe, der Maurer Friedrich L a n g h o l m und der Knecht Karl S ch i r m e r vor dem Kriegs gericht in Erfurt  . Sämtliche Angeklagten wohnen in W o l k r a m s Hausen bei Nordhausen   und sechs von ihnen sind Familienväter. Der Anklage liegt folgender Sachverhalt zugrunde: Die Angeklagten kehrten am 16. April 1913, von einer Kontrollversammlun zurückkommend, in einem Restaurant in Ruxleben   ein, wo sie wie das namentlich in ländlichen Gegenden bei derartigen Anlässen üblich ist dem Alkohol zusprachen. Im angetrunkenen Zustande liesten sich die Leute nun zu törichten Handlungen hinreisten, die weil sie an dem Tage den drakonischen Militär-Straf gesehen unterstanden, verhängnisvolle Folgen für sie haben sollten. Die Angeklagten umlagerten die Ausschankstelle, tranken tüchtig Bier und belästigten eine am Ausschank beschäftigte Fnm Der Angeklagte Georges war auch mit einem anderen Gast Differenzen geraten. Als der Polizeisergeant Müller in das Lokal kam und die Leute zur Ruhe und zum Zuhausegehen aufforderte, kam eS zu Auseinandersetzungen. Auf Anordnung deS Polizisten forderte der Wirt nunmehr die Leute auf, daS Lokal zu verlassen Diese leisteten Widerstand und nahmen eine drohende Haltung eut Der Polizist rief telephonisch den Gendarm Stock herbei. Die Beamten drängten die Landwehrleute zur Tür hinaus, wobei sie, durch den heftigen Widerstand veranlaht, dir Waffe zogen. Der Angeklagte Sen erhielt von dem Gendarm mit dem Säbel einen Schlag auf den Arm. Der Alkoholteufel peitschte die Leute zu noch weiterem Widerstand auf. Sie versuchten gemeinsam er« neut in das Haus einzudringen, weil sie der Ansicht waren, dast sie zu Unrecht hinausgeworfen seien. Bor Gericht erklärten die Angeklagten unter Tränen, dast sie sich heute gar nicht denken könnten, wie daS alles habe so kommen können, sie hätten im Rausch nicht gewustt, waS sie taten Einige Angeklagte sollten nach Informationen, die daS Gericht ein- gezogen hatte, aufrührerische und gewalttätige Menschen sein Doch der Gemeindevorsteher von Wolkramshausen   stellte ihnen das beste Zeugnis auS. Sie seien alle gute Charakteure, und man könne ihnen nichts Nachteiliges nachreden. Sie seien nur durch den Einflust deS Alkohols zu der Tat hingerissen worden Auch für die Annahme des Borsitzenden, als ob die An geklagten von»einer gewissen Seite� durch falsche Belehrungen verinffußt worden seien, wurde in der Verhandlung nicht der geringste Beweis erbracht. Während der Verhandlung spielten sich tragische Szenen ab. Die Plädoyers mustten mehrere Male unterbrochen werden, weil der Angeklagte Georges in Weinkrämpfe fiel. Die Frau eines Angeklagten mutzte ohnmächtig aus dem Zuhörcrraum getragen werben. DaS Urteil lautete gegen Sen auf 6 Jahre 3 Monate Zucht- hauS, Hagemeyer ö Jahre 6 Monate Zuchthaus  , S ch i r m e r S Jahre 2 Monate Zuchthaus  , Georges S.Jahre 6 Monate Ge- fängniS, Kolbe S Jahre 3 Monate Gefängnis, L a n g h e I m 1 Jahr und R o p t e 7 Monate Gefängnis. Ferner wurde gegen die ersten fünf Angeklagten die Entfernung aus dem Heere auS- gesprochen. Das grauenerregende Urteil hat am Sonnabend im Reichstage zu lebhaften und nicht ergebnislosen Auseinander- setzungen geführt. Wir verweisen unsere Leser auf den Leitartikel und den Rcichstagsbericht in dieser Nummer. Politische Cleberlicbt. Will das Zentrum umfallen? DieGermania" schreibt zu der Reichstagssitzung vom Sonnabend, der Antrag Haase, der die S t e u e r p f l i ch t der F ü r st e n in das Vermögenszuwachssteuergcsetz hinein- schreibt, seianscheinend durch ein Versehen eines Teils des Zentrums" zur Annahme gelangt. Wahr- scheinlich, meint dazu das Blatt, werden ausser in diesem Punkt auch in anderen noch Korrekturen in der dritten Lesung notwendig sein. Es wäre ja für dieseVolkspartei  " recht charakteristisch, wenn sie es wagte, durch ihr Votum ein unerhörtes und völlig unberechtigtes Privileg zu stützen. Denn auf die Justiz, die allerdings die Steuerfreiheit der Fürsten   schon jetzt ver­neinen müßte, auch ohne daß der Reichstag das Gegenteil ausdrücklich beschließt, ist in solchen Fällen nur allzuwenig Verlaß. Wenn übrigens der Freiherr v. Zedlitz die Regierung auffordert, der Bcsitzsteuervorlage ihrUnannehmbar" ent- gegenzusetzen, falls die Steuerpflicht der Fürsten   nicht ge- strichen werde, so können wir uns dieser Aufforderung nur anschließen, borausgesetzt, daß der Reichstag wegen dieser Frage dann auch a u f g e l ö st wird. Denn eine bessere Pro- pagierung des republikanischen Gedankens als diese Regie- rungstat könnten wir uns gar nicht mehr denken. Streikende und Streikbrecher. ' Kürzlich wurde in Frauendorf bei Stettin   ein Strei- kender von einem Streikbrecher erstochen. Die Tat des Ar- beitswilligen Brandenburg, der dem streikenden Kühl das Messer in den Leib stieß und durch die Verletzung seinen Tod herbeiführte, steht einwandfrei fest. Der Brandenburg   ist nach unseren Begriffen ein Mörder, der ein blühendes Men- schenleben auf dem Gewissen hat. Trotzdem also B. dem Strafgesetz verfallen ist und auf seine Tat eine sehr schwere Strafe steht, wurde er auf freien Fuß gesetzt. Nun das Gegenstück: Es hat sich in Stolv abgespielt: allerdings handelt es sich nicht un: einen Arbeitswilligen, sondern um einen Streikenden. Vor dem dortigen Schwur- gericht standen am Donnerstag die Maurer Bauske und Willy Müller. Sie werden beschuldigt, anläßlich eines Auf laufes, der entstand, als Arbeitswillige unter polizeilicher Bewachung von einem Neubau nach ihrer Wohnung gebracht wurden, Gewalttätigkeiten gegen die Polizei begangen zu haben. Bauske soll, so behauptet die Anklage, mit einer Flasche nach einem Polizisten geworfen haben. Die als Zeugen vernommenen Beamten über die Täterschaft Bauskes verwickelten sich in Widersprüche: dagegen bekundeten der schiedene Arbeiter, die Zeugen des Vorganges waren, auf das Bestimmteste, daß Bauske nicht geworfen hat. Die Beweis aufnähme hat sonach bereits ergeben, daß wegen des ongeb lichen Täters Bauske ein Irrtum vorliegen muß: aber die Staatsanwaltschaft hatte noch einen Zeugen, der aber zur Verhandlung nicht erschienen war, und gerade auf diesen Zeugen wollte sie nicht verzichten. Das Gericht beschloß dar auf, die Verhandlung bis zur nächsten Schwurgerichts Periode im Oktober d. I. zu vertagen. Bis dahin sollen aber und das ist das Unglaubliche der Maurer Bauske und der Mitangeklagte Müller inHaftbehalien werden. Man beachte: in S t e t t i n handelt es sich um einen arbeitswilligen Totschläger, der doch sicher eine hohe Strafe zu erwarten hat: in Stolp   ist ein Streikender angeklagt. dem die ihm zur Last gelegte Tat nicht nachgewiesen wurde und deshalb ebenso sicher freigesprochen werden muß. In: ersteren Falle wird der Arbeitswillige sofort aus der Haf entlassen, im letzteren bleibt der unschuldige Streikende im Gefängnis! Während der Mörder Brandenburg   nach der Tat sofort aus freien Fuß gesetzt wurde, befindet sich Bauske wegen eines weit geringeren Deliktes seit dem 12. Mai d. I. in Haft. Bauske ist verheiratet und Vater von vier kleinen Kindern! Wo ist hier die Gleichheit vor dem Gesetz, von der man den Arbeitern in Preußen immer soviel erzählt? Will die Justizbehörde hier nicht einschreiten und die Haftentlassung Bauskes sofort anordnen?_ Die Abstimmung über das Kindeserbe. Ein Antrag des Grafen Westarp wollte, dast die im Ber- mögenSzuwachssteuergesetz enthaltene Bestimmung gestrichen werde, wonach auch das Erbe eine? Kindes als der Steuer unter- liegender Vermögenszuwachs zu betrachten ist. Im Grunde ge nommen handelt es sich also bei dieser Bestimmung um eine Aus- dehnung der Erbschaftssteuer. Für diese Ausdehnung stimnitcn: Sozialdemokraten, Fortschrittler, Nationalliberale, Freikonservative und Antisemiten, ferner die Abgg. v. Flwnming(t.) und Hansen (Däne). Dagegen stimmten: Zentrum, Konservative und Polen  , Elsässer, Welsen und die bayerischen Bauernbündler. Der Stimme enthielten sich die Abgeordneten: Becker-Arnsberg(Z.),- Fahren dach(Z.), Giesberts(Z.), Dr. Pfleger(Z.), Ponschab(Z.), Schiffer(Z.), Schirmer(Z.), Schwarz-Schweinfurt(Z.), War- muth(fk.) und Dr. Werner-Gießen(Antis.). Von denWilden" stimmten: Becker-Hessen für, Graf Posadowskh, Freiherr v. Hehl und Graf Oppersdorfs gegen die Besteuerung. Die Wahkprüfungskommission des Reichstages hat Bericht erstattet über die Wahlprüfung deS Abg. Kopsch(Volks parte!) in Liegnitz   S(Löwenberg  ). ES war im Protest behauptet worden, dast 16 Wähler zu Unrecht gewählt hätten, und dast ein Bahnhofsvorsteher seine 69 Beamten beeinflustt habe. Kopsch war mit 105 Stimmen Mehrheit gewählt. Selbst wenn man ihm die obigen 84 Stimmen abzöge, bliebe noch eine Mehrheit von 21 Stimmen. Die Kommission erklärte deshalb die Wahl für gültig. Die Wahlprüfungen(es sind 11) werden noch am Montag im Reichstag erledigt werden._ Das viele Geld" und der Herr Oberst. Der Oberst deS 88. Jnfanterie-Regiments in Mainz   in­dizierte vor einigen Tagen eine Kompagnie zur Uebung einge­zogener Landwehrleute auf dem Exerzierplatzgroster Sand" bei Mainz  . Ter Oberst fragte einen Landwehrmann nach seinem Bc- ruf, ob er verheiratet sei und was er verdiene. Der Gefragte ant- wartete, er sei Kernmacher, verheiratet und verdiene pro Woche 26 bis 27 M. Oberst:Verdienen die ledigen Arbeiter dasselbe?" Landwehrmann:Jawohl." Oberst:Was machen denn die eute mit dem vielen Geld? Sie geben es wohl lle in die sozialdemokratischen Streikkassen? Seid doch nicht so dumml Behaltet doch Euer Geld!® o' n Unsinn!" Diese kluge Rede des Obersten bildete während der UebungSdauer den Gesprächsstoff unter den Landwehrleuten, und manchem wurde so der Wert und Nutzen gewerkschaftlicher Kampffonds klargemacht. Ja, ja, der Kampf gegen deninneren Feind"!! Zur �frage der Abonnentenverficherung. Im Februar d. I. ist im Reichstage über eine Denkschrift des Reichsamtes des Innern verhandelt worden, die sich auf die Abonnentenverficherung gewisser Zeitungen bezog. Im Reichstage wandten sich daS Zentrum und die Sozialdemokratie gegen diese Einrichtung. Es hat nun vor einigen Tagen im Reichsamt des Innern eine Konferenz über die Frage der Abonnentenversicherung tattgefunden, in der Ministerialdirektor Caspar den Vorsitz führte. Aus dem Teilnehmerverzeichnis ergibt sich, dast zwar Vertreter von Versicherungsbehörden, von Versicherungsbanken, die sich mit der Abonnentenversicherung abgeben, von Zentrumszeitungen und der Verleger der bekannten ZeitschriftNach Feierabend" teilnahmen, cdoch kein Vertreter der Arbeiterpresse. Vermutlich ist keiner ein- geladen worden. Tie Verhandlungen zeigten, daß sich in der Haltung der .atholi scheu Presse eine Aenderung vollzogen hat. Es wurde mitgeteilt, dast man in einer jüngst abgehaltenen Versamm- lung deS Augustinusvereins zu der Ueberzeugung gekommen sei, daß bei der Ausbreitung, die die Abonnentenverficherung gefunden habe, eine Verschließung dagegen nicht mehr zweckmäßig sei.(ES ist anzunehmen, daß eine gewisse Angst vor der gewerkschaftlich- genossenschaftlichenVolksfürsorge' an dieser Aenderung ihren An- teil hat.) Die Aussprache ergab, daß die Verbündeten Regierungen eine Novelle zum Versicherungsgesetz einbringen dürften, durch die die Abonnentenversicherung allgemein der Aufsicht des Aufsichts- amts für Privatversicherung unterstellt wird. Man kann gewist ein, daß das Zentrum dann im Reichstage nicht mehr gegen die Abonnentenversicherung auftreten wird, sondern wahrscheinlich er- klärt, durch die Unterstellung unter die amtliche Aufsicht werde Mistbräuchen der Riegel vorgeschoben. Eine nette Episode trug sich am Schlüsse der Konferenz zu: Es war von einem Vertreter der Nürnberger Lebensversicherungs- bank behauptet worden, dast die Versicherungsgesellschaften bei der Abonnentenversicherung wenig Seide spinnen. Daraufhiii crilarte der Inhaber einer infolge der Abonnentenversicherung stark der- breiteten Zeitschrift, dast die Nürnberger Anstalt im letzten Jahre an ihm allein 180000 M. verdient habe. Taraus können die- jenigen Arbeiter, die noch immer glauben, durch die Abonnenten- Versicherung sich etwas Gutes zu tun, sehen, wem sie dadurch nützen! Die Reichstagsersatzwahl in Jüterbog  -Luckenwalde  . Am 2. Juli sindet bekanntlich die Reichstagsersatzwahl für den Kreis Jüterbog-Luckenwalde statt, da das Mandat des Herrn Oertzen kassiert werden mußte, weil eine Anzahl Wähler aus der Heilstätte Beelitz   an der Ausübung ihres Wahlrechts verhindert worden war. Das Ringen um diesen Kreis hat denn auch sehr scharf ein- gesetzt. In erster Linie ist es die Sozialdemokratie, die mit be- rechtigter Zuversicht dem Ausgang dieses Kampfes entgegensieht. Stand doch bei der letzten Wahl die Entscheidung auf des Messers Schneide, und hätte man einem Teil unserer Anhänger nicht in völlig unmotivierter Weise das Wahlrecht entzogen, so säße heute unser alter Genosse Ferdinand Euzald im Reichstage. Um dieses Ziel zu erreichen, muß auch der letzte Wähler an die Urne gebracht werden. Da nun viele Wahlberechtigte in Berlin   wohnen, so gilt es, auch unter ihnen eine lebhafte Propaganda zu entfalten, sie auf die Wichtigkeit dieser Wahl zu erziehen. Zu diesem Zweck fand am Freitagabend in denJndustrie-Sälen" eine öffentliche Wählerversammlung statt, in der Genosse Oswald A i s ch e das Referat hielt. Der Redner zeichnete unter dem Beifall und der allseitigen Zustimmung der Versammlung die politischen und Wirt- schaftlichen Zustände in unserem Vaterlande. Besonders aber kennzeichnete er das Verhalten jener Parteien, die sich ebenfalls anstrengen, den Kreis zu gewinnen. Daß Herr Oertzen, der kon- servative Kandidat, persönlich ein achtenswerter Mensch sei, könne man ohne weiteres zugeben, man wähle aber in die Parlamente nicht Personen, sondern die Partei und die Ueberzeugung. Man wähle Leute, damit sie dem Willen und den Wünschen der Wähler im Parlamente Ausdruck verleihen und dementsprechend auch ab- stimmen. Ein Proletarier könne aber seine Vertretung unmöglich der konservativen Partei anvertrauen. Aber auch der Freisinn sei kein Verfechter der Arbeiterinteressen, wie der Referent besonders an einigen Aussprüchen des fortschrittlichen Kandidaten Hormann nachweisen konnte. Mit einem siegesfrohen Ausblick schloß Genosse Aische seinen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag. Jeder Wähler aus dem Kreise müsse am Wahltage nach Hause fahren und seine Stimme für die Sozialdemokratie abgeben, auf daß der Sieg unser werde. In der Diskussion ergänzten noch einige Redner die Aus- führungen des Referenten und forderten zu reger Werbe- arbeit für die Wahl und auch für das Abonnement der Parteipresse auf. Nach einem eindringlichen Schlußwort des Genossen Jahn war die Versammlung zu Ende. Die neue Valkankrile. Ein optimistisches Urteil. Wie», 28. Juni. DieNeue Freie Presse" meldet aus Bukarest  : Die Situation scheint sich gebessert zu haben. Im Laufe der Nacht hat die rumänische Negierung Nachrichten aus Belgrad   und Sofia   erhalten, welche darauf hindeuten. daß sich der Konflikt zwischen Serbien   und Bulgarien   auf riedlichem Wege lösen lassen wird. Die Mobilisierungs- Vorbereitungen der rumänischen Armee wurden deshalb vor- läufig unterbrochen._ Ein rumänisch  -bulgarischer Zwischenfall. Bukarest  , 28. Juni. Die Agence Tölögraphique Roumaine meldet: Als der österreichisch-ungarische Dampfer Karl Ludwig mit 300 nach Rustschuk   bestimmten bulgarischen Reservisten im Hafen von Ramadam anlegte, flüchtete ein Teil der Reservisten auf einen österreichischen Schleppkahn, um zu desertieren. Die Soldaten wollten auf den Kahn schieben, wurden jedoch durch den Kapitän und durch die bulgarischen Offiziere daran verhindert. Die Deserteure wurden auf die Wache gebracht. Ein bulgarischer Unter- offizier, der an Land ging, um die Deserteure zurückzubringen, wurde verhaftet, später jedoch nach einer vom Hafenkapitän, dem Kapitän deS Dampfers und einem bulgarischen Leutnant vcr- anstalteten Untersuchung freigelasien. Der bulgarische Leutnant dankte für die Beendigung des Zwischenfalls, worauf der Dampfer nach Rustschuk   weiterfuhr. Kampf zwischen Serben«ud bulgarischen KomitatschiS. Saloniki, 28. Juni.  (Meldung des Wiener k. I. Korr.-Bureau«.) Eine bulgarische Bande unter dem Kommando Christows stieß zwischen Monaslir'und Ochrida auf eine starle serbische Militär- abteilung. Nach mehrstündigem Feuergesecht gelang eS den Komitat- chis, sich unter Benutzung von Handgranaten durch die Serben durchzuschlagen. Beide Teile erlitten empfindliche Verluste. ES soll der Bande gelungen sein, die Gewehre einer Anzahl gefallener erbischer Soldaten mitzunehmen. Die Zustände i« Saloniki. Saloniki, 28. Juni.  (Meldung der Agence VAtheneS.) Die Polizei setzt ihre Tätigkeit fort, um die notwendigen Mastnahmen zur Aufrechterhaltung der Sicherheit in der Stadt zu treffen. Am 2t. d. MlS. wurden bei einer Haussuchung, die bei Arbeitern der Eisenbahn Saloniki Dedeagatsch vorgenommen wurde, mehrere Waffen und 24 Pakete mit Dynamit entdeckt, die offenbar dazu dienen sollten, die Eisenbahnstrecke zu zerstören. Die Ar« beiter wurden verhaftet. Am 25. d. MtS. hat die Polizei in den Wohnungen mehrerer Bulgaren   ebenfalls Waffen gefunden. Ein in Zivil gekleideter Bulgare wurde verhastet, als er versuchte, in einer Kaserne zu spionieren. In dem Hotel, in welchem sich die bulgarische Post befindet, wurden Waffen und Explosivstoffe entoeckl. Bulgarische Beschwerden gegen Griechenland  . Sofia  , 23. Juni. Die bulgarische Bevölkerung Salo  » ikis hat an König Ferdinand ein Telegramm gerichtet, in dem ie über die Bedrückungen und Massenverhaftungen seitens der griechischen Behörden Klage führt und die Hilfe König Ferdinand? anruft. Lelgien. Die Arbeiterpartei gegen"das neue klerikale Schulprojekt. Man schreibt uns aus Brüssel  : DaS begrabene Schollaerlsche Schulprojekt ist in dem Projekt des Ministers Poulet  , das eben der Kammer zugegangen ist, in vielleicht noch gefährlicherer Form aufs neue erstanden. Die Arbeiterpartei ist demnach entschlossen, auch dem neuen Projekt denselben scharfen Kampf und dieselbe heftige Opposition entgegenzusetzen wie seiner- zeit dem Projekt Schollaert. Die sozialistische Fraktion hat in einer der letzten Sitzungen die Stellung der Arbeiterparnei zu dem Projekt präzisiert. In oer Resolution heißt es, daß die ozialistische Fraktion Kenntnis davon nimmt, daß die Regierung endlich das Prinzip des unentgeltlichen und obliga» torischen Schulunterrichts anerkennt, daß Zlvangsvorschriften ungenügend sind; daß dem Gesetz nur Wert zukommt, wenn das Gesetz über das Verbot der Kinder, arbeit ergänzt und die Arbeitsinspektion ernsthcist durchgeführt wird; daß das Regierungsprojett den öffentliche,, Schulen ihren konfessionellen Charcckter belasse; daß ei die Wirkungen früherer klerikaler Schulgesetze in bezug auf d« privaten kongregationistischen Schulen zum Schaden der komm»- nalen noch verstärke; und daß t6 schließlich die Autonomie dir