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wollte, von den Straßburger Behörden ausgewiesen. Die Aus- Weisung scheint sehr schwach begründet zu sein. DerBerliner Lokal-Anzeiger" meldet, anscheinend behördlich inspiriert, daß das Ausweisungsverfahren vermutlich mit Ermittelungen zusammen- hängt, die gegen W. vor einiger Zeit wegen Spionageverdachts schwebten. Es wurde damals allerdings kein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet; es sei den Straßburger Behörden aber nicht zu verdenken, wenn sie einen derartig verdächtigen Mann innerhalb der Mauern einer der größten Festungen an der Westgrenze nicht dulden wollen. Im Kriegsministerium sei bisher ein offizieller Bericht über die Angelegenheit noch nicht eingelaufen. Es ist sehr schlimm, daß man Ausländer kurzerhand ausweist und noch nach Tagen keinen triftigen Grund dafür angibt. Außer dieser Ausweisung wird noch eine zweite gemeldet: Nach einem Telegramm desBerliner Tageblatts" wurde ein Schweizer namens Brunner, der seit 20 Jahren in Straßburg als Besitzer einer geachteten Buchhandlung ansässig ist, als lästiger Ausländer ausgewiesen, weil er einige gegen Elsatz-Lothringen ge- richtete und deshalb jetzt verbotene Bücher, ehe sie verboten wurden, verkauft hatte, etwas, was die übrigen Straßburger Buchhand- lungen auch taten. Ter Schweizer Bundesrat verlangt eine Unter- suchung der Angelegenheit. Derartig« Ausweisungen fördern gewiß nicht das Ansehen des Deutschen Reichs. franltmch. Schwer bestrafter Demonstrant. Paris , 3. Juli. Aus Nancy wird berichtet: Das Kriegsgericht verurteilte den Soldaten Lucien Barres, der im Fort Villers-le-SecNieder mit den drei Jahren" ge- rufen, die Internationale gesungen und mehrere Unteroffi- ziere beschimpft und bedroht hatte, zu vier Jahren Ge- f ä n g n i s. Der Kampf um die dreijährige Dienstzeit. Paris , 3. Juli. Kammer. Die Besprechung der Heeres- oorlage wird fortgesetzt; der Vizepräsident der Heereskommission bekämpft den Gegenantrag Messimy-Boncour. Montebello sagte, Messimv könne, nachdem er die Bedeutung der deutschen Rüstungen betont habe, logischerweise unmöglich zu seinem Gegen- antrag kommen, durch den das Heer während eiiws Teiles des Jahres zu schwach gelassen würde. Redner setzte unter Beifall im Zentrum und auf verschiedenen Bänken der Linken die militäri- schen und ökonomischen Unzuträglichkeiten des Gegenentwurfes Messimy-Boncour auseinander, der einen Umsturz des ganzen Militärgesetzes bedeuten würde. Er rief die Erinnerungen an 1870 «ruf und mahnte, die zu übernehmende Verantwortung wohl zu erwägen. Zum Schluß bat er die Kammer, den Regierungsentwurf anzunehmen, um das Land nicht neuem Unheil auszusetzen.(An- haltender Beifall im Zentrum und auf verschiedenen Bänken der Linken.) Messimy meinte, sein Gegenentwurf beseitige alle Besorgnisse, auch diejenigen vor einer zu geringen Truppenstärke von Oktober bis März, und gewähre das ganze Jahr hindurch Deckungstruppen, die jedem plötzlichen Angriff gewachsen seien. Redner erörterte dann Mittel, die Grenztruppen zu verstärken, und trat dafür ein, daß die Kompagnien der Regimenter im Innern aus hundertzehn Mann aktiver Mannschaften und hundert- vierzig Reservisten zusammengesetzt würden. Redner sprach sein Bedauern darüber aus, daß die Regierung beschlossen habe, die Vertrauensfrage zu stellen. Ministerpräsident B a r t h o u erklärte darauf, er werde nicht nur wegen des Gegenentwurfs Messimy-Boncour die Vertrauensfrage stellen, sondern auch wegen aller Abänderungsanträge, die über die von der Kommission und der Regierung gemachten Vorschläge, die Herab- setzung der Dienstzeit betreffend, hinausgehen. Darauf lehnte die Kammer mit 312 gegen 26g Stimmen den Gegenentwurf Messimy-Boncour ab und vertagte sich. 6nglatid. Ein Wahlmanifest und seine Folgen. London , 1. Juli. (Eig. Ber.) Das Wahlmanifest, das zu der am 27. Juni stattgefundenen Nachwahl in Lei- c est er veröffentlicht wurde, dürfte für die Arbeiterpartei verhängnisvolle Folgen haben. Das Manifest, das angeblich von dem Parteivorstand der Arbeiterpartei ausging und in denl mit dem Rücktritt MacDonalds gedroht wurde, da die Mitglieder der Arbeiterpartei in Leicester den Wünschen der Parteileitung entgegen für die sozialistische Kandidatur des Genossen Hartley eintraten, wurde plötzlich zwei Tage vor der Wahl, als die Liberalen am Siege verzweifelten, in den Wahlkampf geworfen und hat zweifellos dazu beigetragen, daß der Liberale gewählt wurde. Wir schrieben damals, daß das Schriftstück möglicherweise nichts als eine Erfindung der Liberalen sei. Leider trifft diese Vermutung nicht zu. Aus der in der Presse veröffentlichten Korrespondenz geht hervor, daß die Liberalen allerdings gelogen haben, als sie ver- sicherten, daß ihnen das Manifest von dem Vorstand der Arbeiterpartei oder von einem nicht bestehenden Komitee der Arbeiterfraktion im Parlament eingehändigt worden sei. Doch daß einein liberalen Parlamentsmitglied zwei Tage vor der Nachwahl von einem Mitglied der parlamentarischen Fraktion der Arbeiterpartei eine Mitteilung gemacht worden ist, wird stillschweigend zugegeben. Das liberale Parlaments- Mitglied Sir Maurice Levy behauptet nun, daß ihm ein hervorragender Parlamentarier der Unabhängigen Arbeiter- Partei zwei Tage vor der Wahl das Manifest fast wörtlich diktiert und die Ansicht geäußert habe, daß die darin ent- haltenen Anschauungen in Leicester bekanntgemacht werden mußten. Auch habe ihm dieses Mitglied der Arbeiterfraktion versichert, daß keine offizielle Ableugnung des Manifestes er- folgen werde. Sir Maurice Levy fügt hinzu, daß es die Pflicht des Führers der Arbeiterpartei gewesen wäre, noch vor der Wahl ein klares Dementi zu erlassen, wenn die An- gaben in dem Manifest, das er sofort nach seinen Partei- genossen in Leicester telephoniert habe, in irgendeiner Weife unwahr oder ungenau gewesen wären. Und dies ist eigent­lich der Kernpunkt der ganzen Affäre. Auf diesen Vorwurf ist noch keine überzeugende Antwort erfolgt, und es ist auch schwer, wie man es rechtfertigen oder entschuldigen kann, daß man ein Manifest, dem die Liberalen die höchste Bedeutung zumaßen, das man heute als Unsinn bezeichnet, gerade in der kritischen Zeit, als es seine Wirkung ausübte und die Aussichten des sozialistischen Kandidaten schädigte, unwider- sprachen gelassen hat. Der Sekretär der Arbeiterpartei er- klärte zwar, gleich nachdem die Liberalen das Manifest in 50 Wahlversammlungen in die Welt hinausposaunt hatten, daß das Schriftstück nicht von dem Parteivorstand der Ar- beiterpartei stamme, aber er äußerte sich in einer Form, die die Frage der Urheberschaft offen ließ. Diese ganze verun- glückte Hmtcrtreppenpolitik kann der Arbeiterpartei nicht zum Segen gereichen. Sie trägt in sich die Keime der Aus- lösung und verursacht Erbitterung gerade in den Kreisen, wo die treibenden Elemente der Arbeiterbewegung zu finden find. Das lilsssenitreiliproblem. Vi. Einer Artikelreihe derBremer Bürgerzeitung' ent- nehmen wir folgendes: ... Das Vorwärtsmarschieren auf Grund der alten erprobten defensiven Mittel entpuppte sich nicht nur als Stillstand in der Bewegung, sondern es zeitigte eine Verzagtheit, eine Minderung der Zuversicht. Obwohl ihr von mancher Seite mit der Versicherung entgegengearbeitet wird, daß wir schon zu schärferen Mitteln greifen werden, wenn wir nur stärker sein loerden, wenn wir noch ein Stück organisatorischer und propagandistischer Arbeit geleistet haben werden, so klingen diese Versicherungen etwas hohl. Denn wir sind ja heute stärker als 1310, und trotzdem protestierten damals Zehntausende auf den Straßen, während die letzten Versammlungsaktionen sämtlich flau verliefen. Und zweitens: die Ermattungsstrategie behauptet doch, daß wir so lange warten müssen, bis der Staatsstreich von oben die Massen in Be- wegung bringt... Wenn aber die Reaktion, verschanzt hinter den Mauern des Dreiklassenwahlrechts, hinter dem Wall der infamen Verteilung der Reichstagswahlkreise, gemütlich weiter fortwurstelt, was dann? Sollen die Massen dann weiter die Teuerung über sich ergehen lassen und vielleicht zusehen, wie ein lückenloser Zolltarif durchgeführt wird? Sollen sie zusehen, wie der Imperialismus die größten Gefahren heraufbeschwört? Sollen sie zusehen, wie die preußischen Junker von der Tribüne des Landtags dem Reichstag aus die Bude zu steigen drohen, wenn er es wagen würde, auch den geringsten Schritt nach vorwärts zu machen? ... Die Partei muß nur bereit sein, die Kraft, über die sie schon verfügt, mit dem Nachdruck zu verwenden, den die Umstände erlauben. Sie kann, wo es notwendig ist und die Stimmung der Massen es erlaubt, zu Straßendemonstrationen übergehen. Sie kann, wenn diese die ent- sprechende Spannung im Proletariat hervorgerufen haben und man sich davon polilische Erfolge versprechen kann, zu kurzen Demonstrations« oder Proteststreiks greisen. Ob sie sich zu weiteren, mächtigeren Kämpfen, zu Zwangsstreiks, auswachsen werden, das wird von der Energie der Arbeiterklasse und dem Vorgehen der Gegner ab- hängen. Die Partei kann hier keine Bürgschaften übernehmen, weil sie keine Erlöserin, noch Gouvernante der Massen ist, aber sie braucht auch die Konsequenzen ihres Tuns nicht zu fürchten.Die Angst vorverfrühtem Losschlagen' basiertauf dem bürgerlichen Gedankengang, als könnte man revolutionäre Be- wegungen machen. Wir können solche Bewegungen nichthervor- rufen'. Kommt die Arbeitermasse aber so in Fluß, daß sie zu solch entscheidenden Schlägen ausholt, so wird sowohl Sieg wie Niederlage die politische Situation Deuschlands, des am meisten entwickelten kapitalistischen Staates, nach vorwärts drängen: Entweder den Massen neue Positionen erobern, von denen sie ihre weiteren Kämpfe mit noch besseren Aussichten führen können, oder trotz momentaner Rückschläge die Kampfeslust und KampfeSnotwendigkeit vermehren. Niederlagen, die auf lange Zeit die Arbeiterklasse lahmlegen könnten, sind unmög« lich, w e i l d i e P r o d u kt i o n S v e r h ä l t n i s f e, die hohe Konzentration der Industrie eine Grundlage deS Zusammenschlusses der Arbeiterschaft bilden, dieleinreaktionärer Wind' wegblasen kann. Dies wissend, hat die Partei mit Ruhe und Entschlossenheit das zu tun, was jedwede Situation erfordert. ... NichtKriegspläne".Beschlüsse' einer bestimmten Attion sind uns also Vonnöten, sondern die Erkenntnis, daß wir in eine Periode entscheidender Kämpfe eingetreten sind, denen man durch keine Taktik ausweichen kann, wenn wir nicht Rückschritt auf Rückschritt erle bem wollen, die aber eine klare unzweideutige Taktik und eben solche Agitation erfordern. Die möglichst große Aktivität, polttische Initiative und Ent- fchlußkrast, die jeden Kampf mit unseren letzten Zielen verbindet, in der Arbeiterklasse Zuversicht weckt, daß wenn auch die kapitalistische Welt uns Wunden schlagen kann, an diesen Wunden doch nur sie sterben wird, während wir selbst, wenn auch öfter zu Boden geworfen, doch stets mit immer neuen Kräften aufstehen und endlich den Sieg erringen das ist es, was uns nottut. Jahrzehnte können diese Kämpfe noch dauern. Es können in ihnen Stockungen, ja, momentane Rückschläge erfolgen, eS können nach Teilsiegen Zeiten ruhiger Fortentwickelung folgen, die wieder von stürmischen Kämpfen unterbrochen werden. In der.Nordhäuser VolkSzeitung' heißt eS in drei Arttkeln überDie Bedingungen zum Gelingen des Massenstreiks' unter anderm: ...Wir haben, bestimmt durch den Einfluß der Auffassung der leitenden Instanzen, der wieder unterstützt wird von dem immer straffer werdenden Zentralismus in der Partei, in den letzten Jahren die Klassenkampfidee nur in sehr verdünnter Form wirksam werden lassen. Nur ja hübsch vorsichtig, war das immer wiederkehrende Leitmotiv jener Kreise für die Politik der Partei. WaS Mittel zur Stärkung der Wucht des Klassenkampfes sein soll, wurde unter diesem Gesichtspunkt Zweck des ParteilebenS und seiner Erhaltung wurde alles untergeordnet. Die Politik der Partei wurde anstatt zu einer immer sozialrevolutionäreren zu einer bloß radikalparlamentarischen, die von jenem, immer noch bittere Empfindungen auslösendenEinhalts- befehl" zur ersten Feier des ersten Mai, zur Wahlparole nur gegen Teile der Herrschenden. Wieden schwarzblauen Block, zuDämpsungs- Parolen und Wahlabkommen mit den Liberalen führte. Diese Auf- fassung war auch nicht zuletzt die Ursache des BremsenS in dem zu Straßendemonstrationen gediehenen Wahlrechtskampf. Trotzdem diese kurze Spanne des Offensivkampfes schon einen geradezu glänzenden Erfolg hatte: die Erringung des ungehinderten Rechts der de- monstrierenden Masse auf die Straße. ... Die Arbeit in unseren Organisationen muß endlich mehr revolutionären Geist in sich aufnehmen und weiter zu tragen sich zur Aufgabe machen. So daß sie nicht nur das Rückgrat des Klassen- kampfes bilden, sondern auch seine weitauSlangenden Arme zur Um- fassung der Unorganisierten und Zusammenfassen in Massenakttonen. Heute füllt und durchzieht nur WerkeltagSstimmung unsere Versamm- lungen und sonstige Organisationstätigkeit. DaS Große und Hehre der geschichtlichen Mission der Arbeiterklasse ist von den Kleinarbeiten des täglichen Lebens verdrängt, die als selbständige Dinge betrachtet werden und nicht im organischen Zusammenhang mit dem letzten großen Kampf um das Endziel, um den Sozialismus... Nur die enge Umgrenzuug der AufllärungS- arbeit, die Verschwommenheit im Propagieren unserer Grund sätze sind heute die Schranken, an denen sich die Tatwerdung deö Massen st reik- gedankenS bricht. Sind doch die Schranken des Klassen- bewußtseins nach der sozialrevolutionären Seite hin von weiten Kreisen der Bewegung bewußt enger und enger gezogen worden. Dieses in die engen Schranken einer opportunistischen Politik gepreßte Klassenbewutztfein bildet heute aber den Kriftallisationspunkt im Dentteben weiter Lrbeiterkreise. Nichts führt von diesem Klassen- bewußtsein aufwärts in die revolutionäre Gedankenwelt des Klassen« kampfes, der doch nicht zuletzt auch in der Erkenntnis mündet, daß die Verweigerung der Arbeitskraft nicht nur zum Zweck der Möglich- keit günstiger Vertragsabschlüsse, sondern auch zum Kampfe um me Erlangung, Erweiterung und Erhaltung von Staatsbürgerrechten eine Pflicht moderner Proletarier ist.' Die.Königsberger Volkszeitung' schrieb: ....Wenn die Kampflust der Massen ein entschiedenes, konse- quentes Verhalten der Partei einmal hervorgerufen hat, dann kann die Wirkung zur Ursache werden und die Talkraft der Partei kann die Kampflust der Mafsen erhöhen. Wenn die Genossin Luxemburg oder andere Redner, deren Temperament, Begeisterung, Begabung eben noch ausreicht, die Kampflust der Massen zu entflammen suchen, so steigt der Beifall mit dem Grade der Wucht, mit dem zu den Massen gesprochen wird. Aber diese Aufrüttelung der Massen setzt sich in Taten nur um, wo die wirtschaftlichen und politischen Lebens- bedingungen eine Kampflust erzeugen, deren Ausdruck jene Aufrüttelung 1 der Massen ist. Die vom Redner entfesselte Kampflust verfliegt, wie die Erschütterung durch ein tragisches Theaterstück bei dem Abend« brot, mit dem sich nachher die Zuschauer über ihr Mitleid mit den Helden des Trauerspiels prosassch hinwegtrösten. Die von den Massen entfesselte Kampflust des Redners kann freilich die Kampflust der Massen verstärken. Die Erbitterung des preußisch-deutschen Proletariats hat bisher nicht die Opferfähigkeit bewirkt, die den Ausbruch des Massenstreiks in der nächsten Zeit erwarten läßt.... In Preußen-Deutschland ist zu gleicher Kampfesenergie eine viel größere Zahl nötig wie in romanischen Ländern. Der Kapitalismus vermehrt" ständig die Zahl des Proletariats, er steigert ständig den Unterschied in der Lebenshaltung zwischen Proletariat und großer Bour- geoisie, er rüttelt unaufhörlich die Massen auf, bis in einem Lande, dessen Regierung und bürgerliche Parteien förmlich die Preisfrage lösen, wie man das Proletariat am besten erbittern kann, auch der polittsche Massenstreik wie ein Naturereignis ausbrechen wird. Diesen Zeitpunkt durch Aufforderung oder Aureizung herbeizuführen liegt nicht in der Macht der Partei. Einstweilen bleibt uns kein anderer Weg, als durch die Presse, durch Versammlungeu und ganz besonders durch die parlamentarische Tätigkeit dem Proletariat den Beweis zu erbringen, daß sie weder von der Regierung noch von den bürgerlichen Parteien etwas zu erwarten haben, sondern nur von sich selbst. Und die einzige Partei, die das Werk nur des Proletariats ist, ist die Sozial- demokratie.'_ Hus der Partei.« Aus den Organisationett.' Am letzten Sonntag tagte in Königshütte der Partei» tag für den obersch le fischen Jndu st riebezrrk, der 9 ReichstagSwahlkreise umfaßt. Delegierte hatten entsandt die Wahlkreise Oppeln 2, Cosel Groß-Strehlitz 1, Gleiwitz Lublinitz 2, Beuthen Tarnowitz 9, Kattowitz Zabrze 9, Pleß Rybnik 7, Rattbor 2. Leob- schütz 1. Unvertreten war Kreuzburg -Rosenberg. Außerdem waren anwesend neun Mitglieder der Bezirksleittrng. Der Parteivorstand war vertreten durch Genossen W e n g e l S. Eine Anzahl Ge« nassen aus den verschiedensten Orten des Bezirks_ wohnte den Verhandlungen als Gäste bei. Dem Geschäftsbericht, der sich über 9 Monate erstreckt und der vom Bezirkssekretär Genossen H ö n i n g- Beuthen erstattet wurde, ist folgendes zu entnehmen; In den 9 zum Bezirk gehörenden Wahlkreisen bestehen 29 Orts- vereine mit 2327 Mitgliedern, darunter 299 Frauen. Zunahme 263 Mitglieder. Mitgliederversammlungen fanden 221, Volksversamm- lungen 70 statt. Durch die fast über den ganzen Jndustriebezirk zentralisierte Abtreibung der Versammlungslokale mußte der Schlverpunkt der Agitatton auf das münd liche und die Verteilung von Druckichriften gelegt werden. Insgesamt wurden verteilt 3-15999 Flugblätter und 190099 Broschüren. Volkswacht- abonnenten sind zurzeit 2566 vorhanden. Die Einnahmen der Bezirks- lasse balanzieren bei einem Bestände von 362,12 M. mit 13 119,92 M. Die Beitragsleistung hat sich im allgemeinen gehoben, dagegen hob der Berichterstatter hervor, daß der Mitgliederzuwachs ein viel zu geringer ist, was zum Teil auf die große Arbeitslosigkeit zurückzuführen ist. Die Fluktuation in der Mitglieder- bewegung als auch bei denVolkswacht'-Abonnenten ist eine un« geheuer große. Die Tätigkeit der Bezirksleitung wurde ohne Debatte anerkannt. Hierauf beschäftigte sich der Bezirksparteitag mit der Kampfes- weise der P. P. S. gegen die deutsche Organisation und einein dazu von der Bezirksleitung vorliegenden, vom Vorwärts' erst kürzlich veröffentlichten Antrag an den deutschen Parteitag wegen Schaffung einer Einheitsorganisation und Aufhebung des Mannheimer Parteitagbeschlusses vom Jahre 1906. Hüning- Beuthen führte hierzu folgendes auS: Trotz der ge- waltigen Unterstützungen, die die P. P. S. und ihr Organ, die Gazeta Robotnicza", von der deutschen Partei in den letzten sieben Jahren erhalten haben rund 198 000 M. inklusive 19 000 M. Ueberschuß des Geschäfts und 17 999 M. Kolportagezuschuß habe es die P. P. S. im Höchstfalle nur auf 1199 Mitglieder in Ober« schlesien und 2300 Abonnenten derGazeta ' gebracht. Entgegen dem Wunsche des deutschen Parteivorstandes, aus der dreimal wöchentlich erscheinenden. Gazeta Robotnicza' ein Wochenblatt zu machen, sei der täglich erscheinendeDzienik' enfftanden. Und als der Parteivorstand deshalb die Hergabe weiterer Mittel für daS Blatt abgelehnt habe, fei er öffentlich des HakatismuS beschuldigt'worden, der in der Partei germanisieren wolle. Die schlimmsten Anschuldigungen würden von der P. P. S. und ihren Führern gegen die in der deutschen Arbeiter- bewegung tätigen Genossen geschleudert und damit dem Zentrum und den Nationalpolen viel Material geliefert. Die ganze Taktik der P. P. S. gehe in NationalpoloniSmus über. Von allen Delegierten wurden die Darlegungen HöningS bestätigt. Alle gaben der Meinung Ausdruck, daß es im Interesse der p o I i t i« schen und gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung Oberschlestens liege, wenn der deutsche Parteitag durch An- nähme deS Antrages auf Schaffung einer Einheitsorganisation den jetzt unhaltbaren Zuständen ein schnelles Ende be« reite, zumal selbst die Mehrzahl der polnisch sprechenden Ge- nossen dafür ist. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Personalien. AuS der Redaktion derAlt�nhurgep Volkszeitung" schied Genosse Di kr ei t er auS. An feine Stelle trat Genosse Hermann Müller, langjähriger Redakteur an der Chemnitzer V o l k S st i m m e". Genosse Wittrisch von der FrankfurterVolks« stimm c" trat am Montag die viermonatige Gefängnisstrafe an, die ihm auferlegt ist, weil dieVolksstimme" zur Rede Wil » Helms II. im Landwirtschaftsrat, in der er seine Erfolge als Landwirt rühmte und von dem hinausgeschmissenen Pächter von Cadinen sprach, ein vaar Bemerkungen gemacht hatte, in welchen daS Gericht eine MazestätSbeleidigung fand. Auf drei Monate das Gefängnis bezogen hat«tuch Genosse Arno Reichard aus Weißwasser , weil er einen General- direktor beleidigt haben soll. Genosse Reichard ist so krank, daß der beauftragte Kreisarzt sogar den Strafaufschub aus§ 487, III der Strafprozeßordnung empfahl. Das ist aber abge, lehntworden.! Daß bei sozialdemokratischen-Verbrechern' die btelgerühmte Amnestie nicht zur Geltung kommt, ist im ,ReKtsstaate" Preußen selbstverständlich._ letzte IVacbrlcbtcn. Eine serbische Aufrechnung. Belgrad , 3. Juni. (W. T. B.). Nach Mitteilungen aus mili, tärifchen Kreisen belaufen sich die Verluste der Serben in den b i s» herigen Kämpfen auf 7090 Tote und Verwundete, die Ver« luste der Bulgaren auf 23990 Tote und Verwundete sowie auf viertausend Gefangene. Im Laufe der Nacht und de?. TageS trafen gegen 2909 Verwundete hier ein. Die Marinerüstungen in Rußland . Petersburg, 3. Juli. (W. T. B.) Der Reichsrat hat das Gesetz über die Anweisung von 58 789 999 Rubel für de« Neubau von Kriegsschiffen, für ihre Ausrüstung und für die Anlegung von StaatSwerften gemäß dem sogenannten kleinen Programm tn der Fassung der Duma angenommen. Bestrafung brandstiftender Suffragetten. London , 3. Juli. (W. T. B.) Zwei Anhängerinnen beS Frauenstimmrechts, Klara Giveen und Kitty Marion , wurden zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe verurteflt, weil sie die Tribüne auf der Rennbahn im Hurstpark in Brand gesteckt haben.