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Aus Industrie und Handel.

Frankreichs   Eisenerzproduktion im Jahre 1912. Nach Mitteilungen im Economiste Français" hat die Ausbeutung der in Frankreich  gelegenen Eisenerzlager einen gewaltigen Aufschwung genommen. Die Ausbeute stieg in den Jahren 1907 bis 1911:

1907 1911

Normandie   Anjou

326 700 619 019

Tonnen

3418 92.456

Bretagne  125 301 189 700

Etwa ein Drittel des in der Normandie   gewonnenen Erzes wird in französischen   Werken verarbeitet, die zwei anderen Drittel werden nach England und Deutschland   verkauft. Das Erz aus dem Anjou und der Bretagne geht nach Nantes   und Saint- Nazaire  , wo etwas über ein Drittel in einem französischen   Hüttenwert verarbeitet wird und von wo der Rest zur Ausfuhr gebracht wird. Die Ausfuhr des normannischen Erzes erfolgt, von einem kleinen Teil abgesehen, der über Granville   geht, von Caen   aus, das durch einen Sanal mit der See verbunden ist. Am Anfang des Jahres 1913 ist beschlossen worden, den Kanal zu verbreitern und ihn in der Nacht elektrisch zu erleuchten. Auf diese Weise wird der deutsch­französische Verkehr erleichtert werden, der Koks nach Frankreich   bringt und Erz dafür nach Deutschland   nimmt.

Die Erzgewinnung in den Lothringischen Bassins ist dieser Produktion weit überlegen; sie beträgt gegenwärtig allein in Briey  - Bassin mehr als das zehnfache und wächst in den letzten neun Jahren sehr beträchtlich, von 1908 durchschnittlich um 2 Millionen Tonnen, wie nachstehende Tabelle zeigt:

1904 1908 1912

1 647 000 Tonnen

4 368 422 12 676 399

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Jm Nancy- Bassin wurden außerdem im Jahre 1912 etwa zwei Millionen, im Longwy  - Baffin etwa 2 Millionen Tonnen Erz ge­wonnen, so daß im franzöfifchen Osten allein unter Einschluß aller Gragruben 17,285 Millionen Tonnen im Jahre 1912( gegen 15,054 Millionen Tonnen im Jahre 1911) gefördert wurden. Endlich geht man auch in den Pyrenäen an die Ausbeutung von Gruben, aus denen man hofft, bald etwa 2 Millionen Tonnen zu gewinnen.

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I die lebhafte Wander- und Wehrkraftbewegung die Enthaltsamkeit| bergriff. Eine Unterschlagung zog dann die andere nach sich. Der bei den Knaben erhebliche Fortschritte gemacht habe, weniger bei Angeklagte, der in verschiedenen Aemtern vorher tätig war und den Mädchen, denen der Sport im allgemeinen eben nicht so zu- vorzügliche Zeugnisse besaß, führte zu seiner Verteidigung an, daß er mit seiner Frau und seinen fünf Kindern manchesmal von gänglich sei. trockenen Kartoffeln und Brot habe leben und in ungeheizter Wohnung habe wohnen müssen. Die Stadt Bad Bramstedt   besolde ihre Gemeindebeamten unerhört schlecht. Ein Polizeisergeant habe sein Amt aufgegeben, weil er nicht hungern oder Schulden machen wollte. Der Stadtkassierer habe anfangs 400 M., später 800 M. Jahresgehalt erhalten. Schließlich habe die Regierung sein Gehalt zwangsweise auf 1400 M. festgesezt. Der Kassierer der Spar- und Leihkasse erhalte nur 800 M. Jahresgehalt. Alle Bitten der Be= amten auf Gehaltserhöhung seien an der Kleinlichkeit und Eng­Der Staatsanwalt herzigkeit der Stadtvertretung abgeprallt. beantragte 2 Jahre Gefänignis. Das Gericht ging aber noch über diesen Antrag hinaus und verurteilte den Angeklagten wegen Unter­schlagung im Amte und Untreue zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis. Der Vorsitzende des Gerichts, Herr Landgerichtsdirektor Dr. Hahn, der wegen seiner Dänen fresserischen Agitation weit bekannte Vors fizende des deutschen Vereins in Nordschleswig, sagte in der Be­gründung des Urteils, dem Angeklagten sei wohl seine Not zugute zu halten, aber preußische Beamte müßten treu wie Gold fein. Wenn man den Beamten nicht mehr vertrauen könne, dann breche der Staat zusammen, eher nicht.

Gemeinschädlichkeit des Privateigentums am Grund und Boden. Wie die Bodenspekulation das Allgemeinwohl schädigt, wurde in einer Versammlung der Schönauer Baugenossenschaft von deren Vorsitzenden, dem Gemeindevorstand Schulze, an der Hand der in dieser Gemeinde herrschenden Verhältnisse wie folgt beleuchtet: Seit 1899 hat sich die Zahl der von der Industrie in Schönau be­schäftigten Arbeiter um 300 Proz. erhöht, die Einwohnerzahl ist aber die gleiche geblieben und sogar in der Zeit von 1905 bis 1910 eine fallende Tendenz gezeigt. Im Jahre 1912 überſtieg die Zahl der in Schönau beschäftigten Arbeiter die Einwohnerzahl Schönaus. Das ist ein ungesundes Verhältnis. Warum blieb das Wachstum der Gemeinde zurück? Grundstücksspekulanten kauften die Fluren der Gemeinde auf, in deren Händen sich fast ganz das Gelände be­findet. Die Gemeinde verfügt nur über einen schmalen Streifen. Die Spekulanten halten das Gelände zurück. Dafür nur ein Bei­spiel: Ein Gutsbesizer verlangt jezt für einen Quadratmeter Land 9 Mark, das ihm vor 20 Jahren, also vor nicht allzulanger Zeit, 17,3 Pfennige gekostet hat. Der Bodenwucher war es, der die Ent­wickelung der Gemeinde Schönau   zurückgehalten hat.

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Lehrlingsausbeutung.

In Spremberg   in der Niederlausit sind sieben Schlosserei­betriebe, welche insgesamt neben 17 Gehilfen 33 Lehrlinge beschäfti­gen. Diese Lehrlinge werden in geradezu unerhörter Weise von ben Meistern ausgenutzt. Es haben in der letzten Zeit, in einem Zeitraum von vier Wochen, 21 Lehrlinge zusammen 158½ Ueber stunden arbeiten müssen. Daran nicht genug, halten es auch die Lehrherren", welche sicherlich gute Patrioten und fromme Christen sind, für statthaft, die jungen Leute Sonntag für Sonntag für sich schanzen zu lassen. An sieben aufeinanderfolgenden Sonntagen ( mit Ausnahme des Pfingstsonntags) haben alle 33 Lehrlinge der sieben Betriebe insgesamt 690% Stunden gearbeitet. Einige haben 5, andere 6, einer hat sogar 7 Sonntage hintereinander arbeiten müssen. Und es handelt sich bei der Sonntagsarbeit keineswegs um nur einige Stunden, sondern um Arbeitszeiten von 5, 6, 7 bis 11 und 11% Stunden. Ein 15jähriger Lehrling hat an einem Sonntage 11 Stunden, am darauffolgenden 11% Stunden arbeiten müssen. Ein anderer 15jähriger Lehrling arbeitete vier Wochen lang Ueberstunden und außerdem an den dazwischen liegenden vier Sonntagen je 5 Stunden. Ein weiterer 15jähriger Lehrling arbeitete an 6 aufeinanderfolgenden Sonntagen. Sogar ein 14jähriger Lehrling mußte 6 Wochen hintereinander Sonntage Warum schreitet gegen solche Ausbeutung jugendlicher Arbeits

Kriegswirkungen. Ein interessantes Schlaglicht auf die wirtschaft­liche und Geldmarktlage im ersten Halbjahr 1918 wirft eine von der Finanzzeitschrift Die Bant" veröffentlichte Zusammenstellung der Gründungen und Kapitalserhöhungen. Während im ersten Semester 1912 248 Aktiengesellschaften ihr Stapital um 493 905 000 2. er höhten, betrug das von 190 Aktiengesellschaften in der gleichen Periode 1913 beanspruchte Stapital nur 210 587 000 m. Die Grün­dungen von Aktiengesellschaften weifen ebenfalls einen Rückgang, arbeiten. wenn auch keinen so starten auf. Es wurden nämlich 92 Aktien­gesellschaften mit einem Kapital von 119 865 000 20. gegründet träfte die Aufsichtsbehörde nicht ein. Mart Kapital im Vorjahr.

gegen

88

146 796 000 mit

Gerichts- Zeitung.

Freigesprochener Streikposten.

Eine leine Steigerung ist nur bei den Kapitalserhöhungen der Gesellschaften m. b. H. zu verzeichnen. 530 G. m. 6. H. erhöhten ihr Kapital um 57 838 000 m. gegen 494 G. m. b. H. mit 7 784 000 m. im Vorjahre. Die Gründungen von G. m. b.. haben ebenfalls nachgelassen und zwar find 2180 Gesellschaften mt. b. S. mit 171 965 000 m. Kapital gegründet worden gegen Anfang Januar d. J. brach in der hiesigen Glaswarenfabrik 2214 Gesellschaften mit 196 059 000 m. im Jahre 1912. Rosenberg, Reichenberger Str. 79/80. ein Streit aus. An dem In Ungarn   hat der Ultimo wiederum eine Reihe von Zahlungs- Streik waren auch viele Frauen beteiligt. Die Arbeiterin Anna schwierigkeiten, besonders in der Manufakturwarenbranche, zur Folge Niesalla stand Streitposten. Es wurde ihr aber sehr bald von dem gehabt, darunter in Budapest   bei den Firmen Mollinger u. Deutsch Kriminalschuhmann Wezel der Aufenthalt in der unmittelbaren fowie Forus, Sinfor u. Resch mit je über 100 000 Stronen Passiven Nähe des Fabrikgebäudes verboten. Einige Tage später, am 9. Ja und in Marmaros- Szigoth bei der Manufakturwarenfirma Salomon muar, stand Anna Niesalla wieder an der verbotenen Stelle. Wezel Steinmez und Frohmann Kraz mit 256 000 kronen Passiven. trat in Begleitung des Schuhmanns Franke an die Niesalla mit den Worten heran:" Ich habe Sie doch schon verwarnt, sich hier aufzustellen." Da die Niesalla stehen blieb, wurde sie von den Polizeibeamten zur Wache geführt. Sie erhielt ein Strafmandat

Soziales.

Alkohol und Schule.

über 30 W., weil sie infolge ihres Stehenbleibens die Ordnung und Sicherheit des Straßenverkehrs absichtlich gestört habe." Das Schöffengericht Berlin- Mitte   trat der Auffassung des Polizeipräsi­diums bei, ermäßigte aber die Strafe auf 6 M. Die Berufung der Angeklagten wurde vom Landgericht zurückgewiesen. Rechts­anwalt Dr. Kurt Rosenfeld legte Revision ein. Der erste Straf senat des Kammergerichts erkannte, wie unseren Lesern erinnerlich, auf Aufhebung des Urteils.

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In der gestrigen Verhandlung vor der Strafkammer wies der Verteidiger darauf hin, daß in der Reichenberger Straße im all­gemeinen wenig Verkehr sei, daß mithin die Angeklagte durch ihr Stehenbleiben oder Auf- und Abgehen vor der Fabrik den Verkehr nicht stören fonnte. Zum mindesten hat sich aber die Angeklagte dadurch, daß sie die Aufforderung des Schußmanns, die einige Tage vorher an sie erging, nicht beachtete, nicht strafbar gemacht. Er beantrage daher die Freisprechung und Nebernahme der Verteidi­gungskosten auf die Staatstaffe.

In einem Vortrag, den Universitätsprofessor Seder im Mün chener Verein alkoholgegnerischer Aerzte hielt, stellte er fest, daß er in drei Münchener   Boltsschulen mit einem Gesamtmaterial von 4533 Schülern folgende Zahlen fand: 56 Proz. genießen regel mäßig, 30 Pro3. manchmal, 14 Proz. nie Alfohol. Seine ein gehenden Untersuchungen ergaben weiterhin, daß Alkoholgenuß zu förperlicher Frühreife führt. Die psychische Wirkung hat bereits Straepelin nachgewiesen. Auch Heder tommt zu ähnlichen Ergeb­nissen. Er hat bei Schülern dreier Volksschulen und einer Mittel­schule( höheren Schule) den Alkoholgenuß zu den Fortgangs- und Fleißnoten in Beziehung gefest. Er fand bei den Abstinenten, daß ihr Anteil an den schlechteren Noten geringer wird, während Alkoholgenießende sich an den verschlechternden Noten in zunehmen­der Anzahl beteiligen. Auch führte Heder aus, daß nicht das ver­schiedenartige Milieu der gebildeteren und einfacheren Schichten an sich ausschlaggebend ist, sondern daß jener Unterschied zwischen Abstinenten und Trintern innerhalb des gleichen Milieus auftritt. Es wurde auch hervorgehoben, daß in den letzten Jahren durch Der Staatsanwalt schloß sich dem Antrage auf Freisprechung vertreiben wird. Die Abnahme der Störche ist eine rapide ge- an, beantragte aber die Ablehnung des Antrages, die Verteidigungs­worden und dauert immer noch fort. Vor wenigen Jahren blieben fosten auf die Staatstaffe zu übernehmen. Die Angeklagte hätte zum erstenmal die Störche in Lenzburg  , ebenfalls einer uralten Storchenkolonie, weg und tamen seither nie wieder, weil die Start- zur Objektivität des Gerichtshofes so viel Vertrauen haben müssen, Der Verteidiger stromleitung einen alten und zwei junge Störche getötet hatte. In daß ihr auch ohne Verteidiger ihr Recht werde." Schöftland  , der dritten seit Menschengebenken bestehenden Station führte aus: Wenn auch, die Angeklagte an der Objektivität des im Aargau  , Aargau  , fiel im August August letzten Jahres ein alter Gerichtshofes nicht zweifelt, so war sie doch jedenfalls genötigt, sich Storch ebenfalls der Starfstromleitung zum Opfer. Infolge für die Revision einen Anwalt anzunehmen. Angesichts des Er­dieses Storchmißgeschickes blieb die Station Schöftland   fenntnisses des Kammergerichts ist es geboten, der Angeklagten die dieses Jahr( 1913) unbesetzt. unbesetzt. In Zofingen  - find aus Verteidigungskosten zu ersetzen. dem gleichen Grunde die Störche seit einigen Jahren weggeblieben, Nach furzer Beratung des Gerichtshofes verkündete der Vor nachdem sie länger als zehn Jahre dort gehaust hatten. Noch eine fizende, Landgerichtsdirektor Dr. Schwarze: Der Gerichtshof er Reihe weiterer Storchenstationen ist durch die Startstromleitungen beschädigt oder vernichtet worden. Wenn zu den heimlichen An­feindungen und den Starkstromleitungen als Schädigern der Storchenkolonien und wohl überhaupt der Storchentvelt nun auch noch die Flugmaschinen tommen mit ihrem starten Gerajfel und ihrem gespenstischen Erscheinen, so wird in kürzester Frist der Storch in der Schweiz   nur noch ein Kindermärchen aus vergangenen Tagen sein.

Notizen.

- Die Berliner   Nationalgalerie hat aus dem Nachlaß des Berliner   Landschafters Albert Hertel   zwei Werke erworben: Die Mädchen in Capri  " und" Der alte Hof in Scheveningen  ", beibe aus den 70er Jahren.

Die Berliner Medizinische Gesellschaft hat es abgelehnt, eine Kommission zur Prüfung des Friedmann schen Zubertulofemittels einzusehen. Es bleibt Friedmann freigestellt, fein Mittel, dessen Wert vielfach angezweifelt wird, Kliniken zur Verfügung zu stellen.

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achtet es nicht für festgestellt, daß die Aufsichtsbeamten am 9. Ja nuar 1918 an die Angeflagte eine erneute Aufforderung erlassen haben, sich aus der unmittelbaren Nähe der Fabrik zu entfernen. Die einige Tage vorher ergangene Aufforderung ist nicht aus­reichend und kann auch das Bewußtsein der Strafbarkeit der An­geklagten nicht begründen. Die Angeklagte war daher freizu sprechen. Die Kosten des Verfahrens und auch die Verteidigungs­

kosten sind der Staatskaffe aufzuerlegen.

Durch Knidrigkeit einer Stadtvertretung zum Verbrecher geworden. Mit welcher Engherzigkeit und Anidrigkeit die sozialistenreine Vertretung in manchen fleinen Städten die kommunale Tätigkeit betreibt und welche schwere Schuld sie dadurch auf sich laben kann, hat eine Gerichtsverhandlung erwiesen, die sich am Dienstag vor dem Kieler Landgericht abgespielt hat.

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Ob Herr Dr. Hahn sich schon hat mit trockenem Brot, trocke nen Kartoffeln und ungeheizter Stube begnügen müssen? wäre doch wohl eine gewagte Sache, die Goldtreue der preußischen Beamten, besonders der mittleren und höheren, damit zu er proben, daß man sie auf einen Trockenbrotetat fett. Bemerkt sei noch, daß es in Bad Bramstedt   recht viele steuerkräftige Gin­wohner gibt und dem Reichsverbande zur Bekämpfung der Sozial demokratie sei zur Beruhigung mitgeteilt, daß in der Bramstedter Stadtvertretung noch kein Sozialdemokrat sitt.

Ein eigenartiges Liebesabenteuer hatte der Kellner Wiegert zu bestehen gehabt, der gestern als Zeuge vor der 10. Straffammer des Landgerichts I.   erscheinen mußte. Auf der Anklagebank mußte der Damenimitator und Kellner Karl Röseler Plaz nehmen.

Am 5. April d. J. ging Wiegert durch die Gipsstraße. Als er an einem Fenster der ersten Glage eines Hauses eine lächelnde Er war angenehm junge Dame sah, grüßte er im Scherz hinauf. überrascht, als dieser Gruß durch ein freundliches Nicken erwidert Der abenteuerliche junge Mann unternahm nun einige Beit lang eine Fensterpromenade, bis er durch ein leises Zeichen der holden Schönen dazu ermuntert wurde, die Treppe hinaufzu steigen. Oben öffnete ihm die junge Dame, die ihm hold errötend

wurde.

zuflüsterte, daß" Mama" nicht zu Hause sei. Als W. nach etwa einer Stunde wieder die Gipsstraße entlang ging, schien er eifrig über dieses kleine Abenteuer nachzudenken. Dann begab er sich plötzlich, einer Eingebung folgend, in die nächstliegende Bolizei­wache hinein. Dort äußerte er gewisse Vermutungen. Von zwei Schußleuten begleitet, juchte W. nochmals die Wohnung jener jungen Dame auf. Sie wurde trotz heftigen Sträubens einge­laden, den Gang zur Polizeiwache anzutreten. Hier gab es ein allgemeines Gelächter, als einer der Beamten mit schnellem Griff der jungen Dame den eleganten Pleureusenhut samt der blonden Verrüde abnahm und darunter der tahlgeschorene Schädel des jezigen Angeklagten Röseler auftauchte, der schon viermal wegen ähnlicher unter den§ 175 fallenden Dinge vorbestraft ist. Gericht erkannte mit Rücksicht auf die Vorstrafen des Angeklagten Gefängnis beantragt. auf 3 Monate Gefängnis, der Staatsanwalt hatte 6 Monate

" Ich soll die Leiche abholen."

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Das

Ein Bierulf, der beinahe sehr üble Folgen gehabt hätte, Tag einer Anklage wegen Diebstahls im strafschärfenden Rückfalle zus grunde, welche gestern die 4. Straffammer des Landgerichts I.   be­schäftigte. Unter der Anklage, einen wasserdichten Beliplan im Werte von 40 M. gestohlen zu haben, hatte sich der Arbeiter Dans Migula vor dem Strafrichter zu verantworten.

Am späten Abend des 2. März d. J. beobachtete die in der Köp nider Straße wohnhafte Ehefrau des Dachbedermeisters Schulze einen Mann, der sich in verdächtiger Weise in ihrem Lagerfeller zu schaffen machte. Als sie sah, daß der Unbekannte mit einem großen Beltplan verschwinden wollte, hielt sie ihn an und fragte, was er mit dem Plan wolle. Sie erhielt die Antwort: Ich soll die Leiche abholen!" Auf eine weitere Frage erklärte der Unbe fannte, der später als der jezige Angeklagte festgestellt wurde, daß fich in dem Hause jemand aufgehängt habe und er solle nun die Leiche wegschaffen Es wurde nun die Polizei geholt und der An­geklagte als auf frischer Tat ertappter Dieb sistiert.

A13

In der gestrigen Verhandlung flärte sich diese Diebstahls. geschichte  " recht harmlos auf. Ein Freund des Angeklagten hatte in einem vis- à- vis gelegenen Schantlokal des Guten zu viel getan und lag dort auf einer Bant, sägemühlenartige Geräusche von sich gebend. Da alle Versuche, ihn aufzuwecken, scheiterten, war man auf den Gedanken gekommen, den Trunkenen als" Beiche" zu be handeln und nach der nächsten Unfallstation zu bringen. Ats Transportmittel follte dabei jener Plan dienen. Dieser Bierult tam jedoch infolge des Dazwischentretens der Frau Schulze nicht Da das Gericht dem Angeklagten Glauben zur Ausführung. schenkte, daß er den Plan nach Gebrauch wieder an Ort und Stelle gelegt hätte, lautete das Urteil auf Freisprechung. Grundlose Prozesse.

Vor dem Stettiner Schöffengericht wurde am Mittwoch gegen vier Arbeiter verhandelt, die nach einem fruchtlosen Streit auf dem Gozlower Kornfilo der pommerschen landwirtschaftlichen Ge noffenschaften einige Streifbrecher beleidigt und verprügelt haben follen. Die Angeklagten bestritten entschieden, einer Straftat sich schuldig gemacht zu haben. Sie gehörten zu den nach unglücklichem Verlauf des Streits Gemaßregelten. Sämtliche Belastungszeugen erklärten, fie fönnten nicht befunden, daß die Angeklagten die Täter seien. Dasselbe hätten sie bereits im Ermittelungsverfahren beeidet. Das Gericht sprach dem Antrage des Amtsanwalts ent­sprechend die Angeklagten frei.

hebung einer Antlage trok der beeideten entlastenden Angaben der Weshalb ist bei dieser Sachlage Anklage erhoben? Die Er­" Belastungszeugen" ist typisch für die Leichtigkeit, mit der Arbeiter auf die Anklagebant gebracht werden. Es ist bedauerlich, daß das Gesetz nicht zuläßt, den anklagenden und die Anklageerhebung be schließenden Beamten in solchen Fällen die Kosten des Verfahrens aufzuerlegen.

Spiel und Sport.

Turner.

Angeklagt war der Bürgermeister Rohde des holsteinischen Städtchens Bad Bramstedt  . Rohde hatte nach und nach 43 000. Sonnabend, den 5. Juli: 3. Männerabt., 11. Männerabt. des Ein Schriftsteller, der sich nicht feiern laffen amtlicher Gelder unterschlagen, war dann nach Argentinien   ge- Turnvereins Sichte" und Freie Turnerschaft Tempelhof- Mariendorf: will. An meine Freunde und Leser und alle, die mir gut sind," flüchtet, aber bald wiedergekommen und hatte sich dann der Staats- Sportliche Weltämpfe, Stafettenlaufen, Fußball, auf dem Tempelhofer  schreibt Beter Rosegger im Heimgarten  "," richte ich eine innige anwaltschaft gestellt. Er war im Jahre 1910 zum Bürgermeister Felde( Weſtfette). Anfang 7 Uhr. Anschließend Betsammensein im Wilhelms­Bitte: Mir ist zugetragen worden, daß man gelegentlich meines von Bad Bramstedt   gewählt worden, vorher war er Stadtsekretär garten, Tempelhof  . Am Sonntag, den 6. Juli, veranstaltet der 1. Kreis des fiebzigsten Geburtstages auf meinem Sommerheim mir persönlich in Herdecke   i. W. Sein Gehalt sollte 1500 m. jährlich betragen, mancherlei Ehrungen plant. Schon die Absicht erreicht ihren Bwed ferner sollte eine Dienstaufwandsentschädigung von 1500 M. ge- Arbeiter Zurnerbundes eine Heerschau seiner Lehrlings. Während schon vormittags die Einzeltämpfe be­und erfüllt mich mit Dankbarkeit. Aber ich muß von Herzen bitten, zahlt werden, diverse Nebenämter sollten 2000 M. einbringen. Bei abteilungen. Das Ziel für den 1. Bezirk( Berlin  ) ist Pflugs Grand­die Abficht nicht zu verwirklichen." jeinem Amtsantritt erfuhr aber Rohde zu seiner Ueberraschung, Restaurant, Sadowa, baß die Nebenämter von seinem vermögenden Vorgänger, der sich ginnen, freten bie Jungen" nachmittags 4 Uhr zu Massenvorfüh­Die Freie Turnerschaft Waidmanns lust will am Drt das Turnen von dem Amte zurückgezogen hatte und von seinem Gelde lebte, weiter verwaltet wurden. Rohde mußte deshalb von dem Gehalt alter Herren pflegen. Sie labet zu diesem Zwecke Freunde und Gönner von 1500 M. leben, davon sogar noch etwas zu den Dienstauf der Sache ein, am Sonnabend, ben 5. Juli, abends 8, Uhr, wendungen zulegen, weil die dafür ausgesetzten 1500 M. nicht im Schweizerhaus, Dianaſtraße, sich einzufinden. reichten. Alle Anträge auf Gehaltserhöhung scheiterten an der Engherzigkeit der Spießer, die in der Stadtvertretung saßen. Ale dem auf einen solchen Etat gefeßten Bürgermeister auch noch kurz nacheinander zwei Hypotheken auf seinem Hause, das er sich in Berbede hatte erbauen lassen, gekündigt wurden, wurde die Not so groß und die Versuchung so start, daß er sich an amtlichen Geldern

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Der Maler Karl Haider   soll in Schliersee   ein Denkmal Die Freunde und Verehrer des Naturpoeten sollten erhalten. wirklich etwas Besseres erfinnen, um den Meister der Andacht zur Natur zu ehren. Professoren für die Anatomie. In einer Versamm lung des Pariser Leichenberbrennungsvereins erklärte Profeffor Binard, ein Mitglied der medizinischen Gesellschaft, daß er seinen Leichnam nach dem Tode zu operativen Sweden hergeben werde im Einverständnis mit seiner Familie. Nach dieser Mitteilung erhob fich auch Profeffor Barrier, der Borfigende des Vereins und erklärte, baß er diesem Beispiel folge.

rungen an.

Kreis- Jugendturnfahrt des Arbeiter- Turnerbundes. Am Sonn Arbeiter- Turnerbundes seine diesjährige Kreis- Jugendturnfahrt. Dieselbe tag, den 6. Juli, veranstaltet der 1. Streis( Proving Brandenburg) des bet in der Weise statt, daß sich die Lehrlingsabteilungen der verschiebenen Bereine bezirksmeise an einem Drt treffen, um leichtathletische Beittämpfe ( Dreikampf), verschiedene Bettspiele in Faustball, Fußball, Barlauf und Stafettenläufe auszutragen. Von Jahr zu Jahr hat diese Veranstaltung