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gegangen wäre nnb die Tür mit einem solchen Krach zugeworfen hätte, daß der ganze Reichstag auseinander geflogen wäre." Tann versucht der General, die Bundesstaaten aegen den ReicbZtag scharf zu machen. Cr sagt mit Rücksicht auf die ueueu Zteuergesebe: ..Vian versteht nicht, daß die einzelnen Bundesstaaten, und besonders Preußen, es sich gefallen lassen, daß ein von ihnen selbst geschaffener Reichstag mit ihnen Fangball spielt. Was ist zu tun? In der Defensive die Erhaltung eines starken Preußens mit seiner konservativen Staatsverfassung. Und tvenn ich von Preußen spreche, so gilt das �ebenso für die anderen Bundesstaaten. Nachdem die finanzielle Selbständigkeit verloren gegangen ist, ist es um so notwendiger, die letzten Reste der staatlichen Selbstäitdi gleit und ein konservatives Wahl- recht zu währen. Äbcr die Defensive genügt nicht. Wir müssen zur Offensive übergehen und mir Hilfe der einzelstaatlichen Elemente und des Bundesrats im Reiche Wehre bauen gegen eine weitere Demokratisierung. Dazu beißt es aber Aufklärungsarbeit tun und die Deutschen wieder mehr mit preußischem Geiste, mit einem vaterländischen Parti- kularismus erfüllen. Diesen preußischen Geist finden wir im Programm der konservativen Partei.In Ihrem Zelte i!t Preußen"." Auch wir versprechen uns von dieser Aufklärungsarbeit, die die Konservativen als die geschworenen Feinde des gleichen Wohlrechts zeigen wird, recht nützliche Wirkungen. Stichwahltcrmine. Die Stichwahl im Wahlkreise Salzwedel -Garde- legen zwischen v. K r o ch e r(f.) und Dr. Böhme(Bauernbund) ist auf Donnerstag. 10. Juli, festgesetzt worden. Die Stichwahl in Zauch-Belzig-Jüterbog-Lucken- Walde findet am Freitag. 11. Juli, statt. Hier wird bekanntlich der Kampf zwischen unserem Genossen Ewald und dem Konscr- vativen v. Q e r tz e n ausgefochten. DaS amtliche Wahlergebnis verzeichnet für Ewald 13 778, für Ocrtzcn 11 IIS, für Hör- mann 7gS6, für Erzberzer 84 und 6 zersplitterte Stimmen. Der Slablrccbtsfeampf in Belgien . T a s an d es k o in i t e e für das allgemeine, gleiche� Wahlrecht hat sich wieder konstituiert und A n s e e l e zun: Lorsitzenden ernannt. Anseele erklärte, die Arbeiterklasse habe durch den Streik ihre Macht kennen ge- lernt und an Ansehen gewonnen. Tiefe Macht gelte es zu ent- falten und für den Bedarfsfall zu einem unwidcrstebllchen An- stürm zu verwenden. Hauptsächlich gelte es. die fast überall vortreisliche Stimmung zur Propaganda auszunützen. Weiter seien Maßnahmen gegen die in manchen Landesteilen von den Großunternehmern eingeleitete Maßregelungsaktion zu er- greifen. Ein Aktionsplan wird ausgearbeitet, ein neuer Kampffonds angesammelt werden. Während die Klerikalen über die Steuerfrage streiten und ein neues Schulver- pfaffungsgesetz planen, sind die Arbeiter entschlossen, den Sieg der Wahlreform zu erkämpfen. Oer 8tmh der Goldgräber. Johannesburg , 6. Juli. Tic Verhandlungen, die General Botha, General Smuts und Liir George Färrar mit den Führern der Ausständigen heute vormittag geführt haben, sind zu einem erfolgreichen Abschluß gelangt. Die Führer der Ausständigen haben den vorge- fchlagenen Bedingungen zugestimmt. Ter Streik ist für beendet erklärt worden; die Leute kehren unverzüglich zur Arbeit zurück. Tie Bedingungen schreiben vor. daß die Ausständigen nach ibren Wohnorten zurückkehren und die Unruhen ein Ende nehmen. Die Au s st ä n d i g e n in K l e i n f o n t e i n sollen wieder angestellt werden. Die Regierung gewährt den Arbeitswilligen eine angemessene Entschädigung. Auch die Ausständigen der anderen Gruben sollen zur Arbeit zurück- kehren. Sie sind wieder anzustellen, sobald der Betrieb in den Gruben wieder aufgenommen werden wird. Ten Ver- tretern der Arbeit ist es gestattet, irgendwelche anderen Be- schwerden der Regierung vorzulegen, die sie dann untersuchen wird. Trotzdem die Minenarbeiter ihre Arbeit wieder aufge- nommn haben, verharren die Eisenbahnange- stellten im Aus stände, so daß der Eisenbahnverkehr zum größten Teil eingestellt ist. > Die Opfer. Johannesburg , 6. Juli. Die Zahl der bei den Straßen- kämpfen Getötete» und Berletzten soll über hundert betragen. Zwei Stunde» lang fegten die Truppen mit ihrem Feuer die Haupt- straßen. Die Ambulanzen wurden dauernd in Tätigkeit gehalten. In verhälmiSmäßig kurzer Zeit und auf einem verhältnismäßig kleinen Räume sind Schätzungen zufolge etwa sechzig Personen getötet oder verwundet worden. Huö Groß-ßerlin* Die Frommen von Kapcrnaum. Die evangelische Kirche in Berlin ist in viele Kirchen- /emeinden eingeteilt. Fast jede Gemeinde hat eine Kirche für die Seelen ihres Bezirks. Wir finden alle möglichen Benennungen für die Kirchengemeinden und ihre Kirchen. Marienkirche, Jerusalerner-, Himmelfahrt-. Sophien-, Na- zareth-, Paulskirche bilden nur einige Kirchennamen. Hoch oben im Norden Berlins , in der Seestraße. liegt die Ka- pernaumkirche. Der Geschäftsgang in dieser Kirchengemeinde scheint kein günstiger zu sein, was begreiflich ist, wenn man die Lage in der roten Gegend bedenkt. Ter Gemeindekirchcn- rat der Kapernaumkirche hat nämlich gedruckte Anschreiben herstellen lassen, in denen Personen, die mit einem Kinde beglückt werden, aufgefordert werden, das Kind� taufen zu lassen. Der Segen Jesu und Gottes heiliger Geist geben Kraft zu allem Guten und Kraft wider alles Böse. Und das empfangen die Kinder durch die heilige Taufe, so heißt es in dem Anschreiben. Tie Kirche ist sogar bereit, jeden Nach- mittag in der Wache um 3 Uhr Taufen gebührenfrei zu vollziehen. Mehr kann man doch wirklich nicht verlangen. Aber die Frommen von Kapernaum scheinen sich auf ihre Saäje nicht recht verlassen zu wollen. Ter freiwillige Zuspruch zur Kirche scheint etwas recht schwach zu sein. Da muß mit anderen Mitteln nachgeholfen werden. In dem Anschreiben steht nämlich wörtlich drin:Da nach dem Gesetz die Kinder innerhalb sechs Wochen zu taufen f i n b" usw. Tiefe Behauptung ist eine bewußte Unwahrheit. Nirgends besteht ein Gefetz, nach welchem Kinder getauft werden müssen, und noch weniger gibt es eine gesetzliche Be- stimmung, nach der eine Frist vorgeschrieben ist. Das wissen die Frommen von Kapernaum , das weiß der Kirchenrat und das weiß auch der Pastor Koiierba. dessen Namensstempel auf dem Anschreiben enthalten ist. Wenn die Leute das aber wissen, so handeln sie nicht allein gegen die kirchlichen Gesetze, die ihnen verbieten, unwahrhafüg zu fein, sie handeln auch gegen jeden Treu und Glauben. Wie unwissend muß übrigens der Genicindekirchenrat von Kapernaum die Gemeindeinsassen einschätzen, wenn er ihnen derartiges zu glauben bietet! Wenn sckion das kirchliche Geschäft schlecht geht, zu Mitteln der UnWahrhaftigkeit sollten Kirchengläubige nicht greifen. Schweres Bootsunglück. AuS Grütz bei Rathenow wird ein schtvereS BootSunglück go- meldet, das die Familie Oskar Lohr aus Berlin betroffen hat. Lohr ist vereidigter Bucherrevisor im Bezirk der Handelskammer Berlin . Mittels Ruderbrot wollte er mit seiner Frau uno dem jüngsten Sohne eine Fahrt von Berlin nach Hamburg unter- nehmen. Bei der Grüner Staustufe wurde das Boot infolge starken Stromes gegen die sogenannten Archen geschleudert, so daß das Boot mitten durchbrach und alle drei Personen in die Havel stürzten. Tie Frau wurde bereits als Leiche geborgen, während die Leichen des Mannes und des Knaben noch nicht ge- funden sind. Der älteste Sohn war seinen Angehörigen nach Schollene nachgefahren, wo die ganze Familie übernachten wollte. Am nächsten Tage sollte die gemeinschaftliche Fahrt nach Hamburg und von da nach Helgoland erfolgen. Immer wieder Heiratsschwindel. Mit gefälschtenA n st e l l u n g Z v e r t r ä g e n" arbeitete ein Heiratsschwindler, der eine ganze Reihe von Mädchen um zum Teil recht beträchtliche Geldsummen geprellt hat. Ein 34 Jahre alter Buchhalter G u st a v Bi r n b a u m aus der Ackerstraßc pflegte mit zweiUrkunden" in der Tasche in der Gegend des Stettiner Bahn- Hofes spazieren zu gehen und wußte die Bekanntschaft von Damen zu machen, auf die er schnell einen starken Einfluß gewann. Je nach der Veranlagung seiner Opfer holte er dann die eine oder andereUrkunde" hervor. Waren es Mädchen, die, wie er durch geschickte Fragen bald festzustellen wußte, viel Lust am Vergnügen und Theaterbesuchen hatten, so langte er einen Bertrag aus der Tasche, nach dem er für längere Zeit als Theaterbuchhalter und Kassierer in einem größeren Theater angestellt wurde. Der Ge- danke an die vielenFreibilletts", die den Mädchen winkten, machte diese allzu schnell bereit, mit barem Gelde dafür zu sorgen, daß der Verehrer bis zur Anstellung nicht inVerlegenheiten" kam. Waren aber seineBräute" gesetzter und sahen sie mehr auf eine gesicherte Zukunft, so wies er einen Vertrag vor, nach dem er An- stellung als Buchhalter bei der A. E. G. erhielt. Wenn er seinen Opfern durch falsche Vorspiegelungen genug abgenommen hatte, blieb er eines Tages aus und ließ sich dicht zvieder sehen. Zahl- reiche Anzeigen von Betrogenen liefen bei der Kriminalpolizei ein, der es zuerst nicht gelingen wollte, des Schwindlers habhaft zu werden. Jetzt hat sie einen falschenKriminalbeamten" fest- genommen, der mit Mädchen, deren Bekanntschaft er auf der Straße machte, in Lokale ging. Er ließ sich von ihnen das Porte- monnaie geben, um zu bezahlen, zog dann aber vor, mit der Börse zu verschwinden und sein Opfer mittellos dasitzen zu lassen. In diesemKriminalbeamten" erkannte die Polizei bei der Verhaftung auch den schon länge gesuchten Heiratsschwindler. Ter entflohene Stadtsekretär. Zu der Flucht des StadtsekretärS R i e. s e aus E h a r I o t t e n- bürg wird mitgeteilt, daß es bisher noch nicht gelang, von dem Flüchtigen, seiner Frau und seinem Kinde eine Spur zu finden. Tie Ermittelungen nach der Höhe der Veruntreuungen sind noch nicht abgeschlossen, so oaß eine bestimmte summe noch nicht ge- nannt werden kann. Die Strafbehörde rechnet auch damit, daß sich die Flüchtigen nicht, wie zuerst angenommen wurde, nach England gewandt haben, sondern sich hier inBerlinverborgen halten. AuS Not in den Tod. Auf dem Leopoldsplatz erhängt hat sich in der Nacht zum Sonntag der 53 Jahre alte Arbeiter Wilhelm Selchow aus der Schulitr. 37. Gestern morgen jand man seine Leiche dort auf dem Rasen liegen. Er halte sich an einem Baum erhängt, ooch war die Schnur gerissen. Ten Mann, der Witwer ist, ljat�A r b e i t s» und Mittellosigkeit in den Tod getrieben. Selchow hatte schon acht Monate keine Arbeit mehr und konnte auch keine finden. Ein Kind verschleppt? Das geheimnisvolle Verschwinden eines kleinen Mädchens be- schäftigt die Polizeibehörden Groß-Berlins. Die vierjährige Tochter des Wächters Weber aus der B e e r m a n n st r. ö ent- fernte sich am vergangenen Dienstag in Begleitung eines sechs- jährigen Knaben aus der Nachbarschaft, um spielen zu gehen, seit- dem wurden die beiden Kinder vermißt. Ter Knabe stellte sich am folgenden Tage wieder in der elterlichen Wohnung ein. Er hatte eine große T ü t e B o n b o n S bei sich und erzählte, er habe sie von" einemOnkel" erhallen. Dieser habe beide aus der Straße angesprochen und sei dann mit dem Mädchen weiter- gegangen. Es wiro daher befürchtet, daß die kleine W. von dem Fremden verschleppt und daß sie das Opfer eines Verbrechens ge- worden ist. Ter Fremde wird als ein Mann in den mittleren Jahren beschrieben. In der Uniform eines Neserveoffiziers. Ein Schwindler, der von mehreren Staatsanwaltschaften ge- nicht wurde, ist jetzt der hiesigen Kriminalpolizei in die Hände ge- fallen. Es handelt sich um einen 24 Jahre alters Handlungsgehilfen Max Knöchel, der aus Berlin gebürtig ist. Seine Schwindeleien begann er in Frankfurt a. M., wo er unter falschen Porspiege- langen die Stellung eines Volontärs bei einer Tageszeitung gefunden hatte. Bei einem ersten Schneider in Frankfurt a. M. ließ er sich die Uniform eines Leutnants der Reserve des 1. Garde- regiments zu Fuß machen, die er bei allen möglichen Gelegenbeiten trug, aber bisher noch nicht, bezahlt hat. Sodann ließ er sich bei einer dortigen Firma Visitenkarten anfertigen. Hiernach hieß er Dr. jur. et rer. pol. Hans Friedrich de Martincourt und mar Leutnant der Reserve im 1. Gardcregtment zu'Fuß, sowie Ver- treter der betreffenden Zeitung, bei der er als Volontär tätig war. Infolge feines sicheren Auftretens und feiner Erzichlungen, daß er sich mit 75 000 M. an einer Zeitung beteiligen wolle, wurde dem Gauner fast überall Kredit gewährt. Reben Geschäftsleuten prellte er aber auch Pensionen und Hotels, aus denen er nach einiger Zeit auszog, ohne an Begleichung der Logis- und Zechschuld zu denken. Nachdem dem gerissenen Schwindler in Frankfurt a. M. der Boden zu heiß �eivorden war, verschwand er eines Tages. Er legte sich jetzt daraus, Offiziere der Bezirkskommandos zw betrügen, die er um größere Beträge unter allerhand falschen Borspiegelungen anzuborgen verstand. So gab der gefährliche Hochstapler in Dort- mund und Hannover Gastrollen. Bon dort aus wandte er sich nach Berlin und nahm Stellung in einer größeren Buchhandlung an, unter dem Namen eines Dr. Friese, den er auch früher schon wieder- holt getragen hatte. Der Geschäftsinhaber erinnerte sich nun, ge- lesen zu haben, daß ein Gauner unter diesem Namen allerlei Schwindeleien begehe. Er schöpfte deshalb Verdacht und teilte diesen der Kriminalpolizei mit, die von dem gefährlichen Treiben des falschen Offiziers und Pressevertreters genau unterrichtet war. sie kannte auch den richtigen Namen des Gauners sowie sein AeutzereS und nahm daraufhin den Gesuchten fest. Leichenfund. Ein Kindesmord wird aus Anlaß eines FundeZ btu mutet, den gestern früh eine Bewohnerin des Hauses Kottbuser ll f e r 6 5 machte. Als eine Gemüsehänolerin B. den Wagen vom Hos holte, um damit zur Markthalle zu fahren, fand sie in einer Ecke deS HafeS ein Paket, das die neugeborene Leiche eines.Knaben enthielt, sie. übergab den grausigen Fund der Revierpolizei, die die kleine Leiche zur Feststellung der Todesursache beschlagnahmt» und nach dem Schauhause bringen ließ. )Zus aller Clelt. Ter Spion in Geldnot. Ein junger Deutscher kam nach Meldungen Pariser Bläiter auf das Polizeikomtnissariat der Rue Pradier und bat um ein Nachtlager, da er völlig mittellos sei. Er wurde der- hört und erklärte, er komme direkt aus Deutschland , seiner Heimat, und halte sich erst seit zwei Tagen in Paris aus. Das wenige Geld, das er mitgehabt hätte, wäre indessen bereits ausgegeben worden. Da er nun gänzlich ohne Geld sei, bitte er, verhaftet zu werden. Da der Kommissär keine weitere Auskunft von ihm erhalten konnte, entschloß sich die Polizei, das einzige Gepäck des jungen Mannes, einen gelben Hand- koffer, zu untersuchen. Unter Hemden und Kleidern versteckt, wurde ein vollständiger Plan der neuen deutschen Maschinen» gewehre, die erst vor einiger Zeit erprobt wurden, und andere Dokumente, die sich auf die Verteidigung von Deutschland be- ziehen, gefunden. Von der Sache wurde sofort dem Polizei- Präsidium Mitteilung gemacht, welches vollständiges Still- schweigen über die Angelegenheit anbefahl. DerGoulois" will jedoch trotzdem durch eine Indiskretion erfahren haben, daß der Deutsche in einer Waffcnfabrik beschäftigt war. Nach einer Meldung desMatin" handelt es sich um den Deutschen polnischer Abstachmung Paul Rodowski.Echo de Paris" schreibt, daß er früher Zeichner in den Kruppschen Werken war. Die Pariser Abendblätter von Sonnabend bringen fol- gende Erklärungen des vorläufig noch in Haft Befindlichen: Einem meiner Freunde war es geglückt, sich aus der Krupp» scheu Fabrik Zeichnungen zu verschaffen, die sich auf die Berbcsse- rixng verschiedener Geschütze und Waffen bezogen. Er hatte diese Pläne für 10 0M Mark verkauft. Ich glaubte nun, daß eS auch mir leicht fallen würde, in Frankreich viel Geld zu verdienen, wenn ich seinem Beispiel folgte, und bemächtigte mich deshalb der Zeichnungen eines Schnellfcucrgeschützes gegen Aeroplane. Ohne meine Eltern zu benachrichtigen, reiste ich mit den Plänen in der Tasche nach Paris ab, wo ich am 27. Juni eintraf. Ich hatte 50 Mark bei mir und habe inzwischen von meiner Mutter noch weitere 25 Mark erhalten. Das Geld ist jedoch sehr schnell alle geworden. Ich begann sofort nach meiner Ankunft Verhandlungen mit dem Kriegsmini/tcrinm, um meine Pläne und Zeichnungen los- zuschlagen. Das französische Kricgsministerium ließ sich jedoch auf direkte Verhandlungen nicht ein. Immerhin erhielt ich ver- schiedene Adressen genannt, denen ich morgen meine Pläne vorlegen sollte. Da ich mittellos geworden war, so stellte ich mich gestern der Polizei, um zu erfahren, was ich zu tun hätte." Die Reisetasche Rodowskis ist von der Polizei beschlag- nahmt worden: ihr Inhalt wird einer genauen� Prüfung unkerzogen werden. Vorläufig verbleibt Rodowski in Haft. Das Ideal des Hauspaschas. In den letzten Jähren haben sich in den Unterweserorten Wohnungsverhältnisse herausgebildet und die Mieten eine Höhe' er- reicht, daß jetzt eine allgemeine Protestbewegung gegen die Unverschämtheit der Hausagrarter einsetzt. Was die Mieter sich gefallen lassen müssen, zeigt das Schreiben eines Hausbesitzers O n k e n aus G e e st e m ü n d e, der in der Körnerstraße in Lehe eine Mietskaserne sein eigen nennt. Dieser Herr übersandte seinen Mietern folgendes Kulturdokumrnt: Teile mit, daß ich die Miete Ihrer Wohnung vom 1. Oktober a. c. erhöhen muß um 40, M. pro anno mit Zuschlag von M. pro anno für jeden dauernden Be­wohner mehr wie fünf. Falls sie die Wohnung mit dieser Bedingung wollen, bitte um baldigsten Bescheid und sende dann neuen Kontrakt zur Unter» schrift. Andernfalls gilt die Wohnung als zum 1. Oktober a. c. gekündigt. HochachtungZvll B. H. Onken." Normalfamilien dürfen nach Ansicht dieses HauSagrariers nur aus fünf Personen bestehen; wenn sich Eheleute erdreisten, für Familienzuwachs zu sorgen, dann haben sie an den Hausherrn eine Strafe von 12 Mark zu entrichten. Was kümmert es den Hausherrn, daß kinderreiche Familien an und für sich schon schweres um ihre Existenz zu kämpfen haben, wenn nur sein Grundstück sich gehörig verzinst._ TieHelden" des Films. Durch die dänische Presse marschiert augenblicklich ein Bericht, der die Kunst des Films in glänzender Weise illustriert. Auf S a m s ö wurde gefilmt. Man steckte eine alte Mühle in Brand und ein Schauspieler sollte sich dadurch aus der brennenden Mühle retten, daß er aus einem Fenster stieg und mit Hilfe der Mühlenftügel auf die Erde yinabklctterie. Nachdem der Darsteller einige Schritte nach unten gestiegen war, begann er in den senk- recht nach oben stehenden Mühlenflügel hinaufzuklettern, der sich dann mit dem Manne zur Erde senken sollte. Aber der Flügel wollte sich nicht drehen. Was nun? Das Feuer verbreitete sich mit rasender Geschwindigkeit und die Flammen mußten in wenigen Minuten die ganze Mühle mitsamt den Flügeln einhüllen. Der junge Mann schwebte augenblicklich in der größten Gefahr, vor den Äugen sämtlicher Zuschauer lebendig verbrannt zu werden. Niemand aber machte den Versuch, ihm zu Hilfe zu kommen das hätte den Film verdorben. Der Unglückliche dort oben im Mühlenflügel war sicher von der großen Hitze des gewaltigen Feuers halb gebraten, als es ihm end- lich gelang, sich zu retten. Wäre er ganz gebraten worden die Filmfabrik hätte eine sensationelle Aufnahme gefilmt, der die Zu- schauer des Kino zugejubelt hätten. LctzU Nachrichten. Rohrlegerstreik. Posen, 6. Juli. In Posen ist ein Streik der Installateure und Rohrleger ausgebrochen. Zuzug ist fernzuhalten. Mord aus Rache. München , 6. Juli. Heute vormittag 11 Uhr schoß am Jsartor- platz eine dreißigjährige Aufwaschfrau ihrem Geliebten, dem Schneider Josef Musna aus Posen, meuchlings zwei Revolver» schüsse in den Kopf, die sofort tödlich wirkten. Die Täterin wurde verhaftet.