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umzingelt und vollständig aufgerieben oder gefangen worden sei. Heute wird diese Niederlage von der serbischen   Regierung in der energischsten Weise dementiert. Unkontrollierbar sind auch die Nachrichten, die über das Ringen auf dem Plateau von Ovtsche Polje und am Bregalnitzaflusse auS den einzelnen Lagern kommen. In diesem Bruderkriege haben die Parteien mehr denn je alle Ursache, dem Auslande und dem eigenen Lande möglichst rosig gefärbte Nach- richten vorzulegen. Möglich ist, daß die Bulgaren   durch strategische Umgehungsmanöver und durch Verstärkung ihrer Truppenmacht im Zentrum zu einem entscheidenden Schlage ausholen. Ob es daher zu einem serbischenSedcn" kommen wird, wie einige Konjekturalstrategen prophezeien, muß abgewartet werden. Daß die Bulgaren   es im Zentrum des mazedonischen Kriegsschauplatzes zu einer Entscheidung treiben, beweist ihre verhältnismäßig untätige Haltung im Norden und das Zurückweichen im Süden, wo den Griechen das Siegen sehr leicht gemacht wird. Sollte es sich bewahrheiten, daß die Türkei   aus ihrer Passivität heraustreten will und die Zurückziehung der bul- garischen Truppen aus Thracien   fordert, könnte die Situation für die Bulgaren  , die dann eine starke Truppenmacht gegen die türkische   Tschataldschaarmee bereit halten müßten, sehr be- denklich werden. Das wäre auch der Fall, wenn R u> m ä n i e n nach Beendigung seiner Mobilisierung in bulgarisches Gebiet einrücken würde. Gin serbisches Dementi. Berlin  , 7. Juli. Die Königlich Serbische Gesandtschaft teilt tnit: Alle Rachrichte» der Bulgarischen   Telegraphen-Agontur von einer entscheidenden Niederlage und Gefangennahme der Timok- Division bei Kriwolak entbehren jeder Begründung; der Beweis hierfür ist, daß gerade die Timok-Division gestern Kriwolak zurück- erobert hat. Noch eine geschlagene serbische Division? Sofia  , 7. Juli. Die zwischen Egri-Palanka,.Kratowo 'und Kumanowo   operierende serbische M o r a w a> Division ist durch die Angriffe des Generals Toschew umgangen und hat schwere Verluste erlitten. Kotschana von den Serben genommen? Belgrad  , 7. Juli.  (Meldung deS Serbischen Pressebureaus.) Unsere Truppen haben soeben die Stadt Kotschana und das ganze Gebiet bis zum Bregalnizaflutz besetzt, wo sie einen Kampf zu bestehen hatten mit den Resten des bulgarischen Flügels, der auf stark befestigten Stellungen vor der Stadt den Rückzug der vorher geschlagenen siebenten(Rilo), und der vierten(PrcZlaw) Division deckte. Nach erbittertem Kampfe wurde der Feind unter Zurücklassung von Gewehren und Munition in die Flucht ge- schlagen; er zog sich, von unseren Truppen verfolgt, in der Rich. «ung aus Zarcwo-Selo zurück. Die Kämpfe im Norden. Belgrad  , 7. Juli. Die bitlgrischen Versuche, bei Pirot   die Grenze zu überschreiten, sind mißglückt. Gestern versuchten die Bulgaren  , bei Obrcnovatsch die Grenze zu überschreiten; sie wurden jedoch zurückgeschlagen. Wieder ein griechischerSieg". S; Athen  , 7. Juli. Nach der Schlacht bei Kilkitsch hat die Division des äußersten rechten Flügels der Griechen die Bulgaren   nach neuem lebhaften Kampfe geschlagen; diese zogen sich über die Struma zurück. Die Divisionen deS linken Flügels griffen den Feind, der die Höhen südlich von dem Dojran-Sce besetzt hielt, an. warfen ihn zurück und verfolgten ihn bis an die Strumitza. Die Griechen haben zwölf Kanonen und viele Waffen erbeutet; die Verluste der Bulgaren   sind sehr groß. Der Gesamtverlust der Griechen seit Beginn des Krieges beträgt zehntausend Mann an Toten und Ver- mundeten. Das Verhalten der Türkei  . Köln  , 7. Juli. DerKölnischen Zeitung  " wird auS Berlin  telegraphiert: Die Nachrichten, die andeuten, daß sich in der Türkei   der Wunsch erhält, die Lag« schleunigst auszubeuten, b«. ruhen auf Richtigkeit. Es bestätigt sich, daß die Pforte eine Note an Bulgarien   gerichtet hat, worin schleunige Räumung von Rodosto   und der Marmara- Meer  - Küste ver- langt wird. Falls Bulgarien   den Abzug seiner Truppen nicht freiwillig veranlassen sollte, so würden die dort befindlichen Streit» krälte der bulgarischen Armee durch die türkischen Truppen g«. waltsam vertrieben werden. Die Behauptung, daß die Pforte sich bei diesem Borgehen auf eine Verständigung mit Rumänien   stütz«, scheint bisher nicht begründet. Tie Pforte wird vielmehr ge- drängt durch die Stimmung im Heer und in der Bevölkerung, die es ihr nicht verzeihen würden, wenn sie die anscheinend günstigen Aussichten für das Eingreifen der Türkei   unbenutzt lassen würde. Die Pforte mag wohl auch in dem Gefühl handeln, daß sie für ihr Vorgehen in Athen   und Belgrad   Verständnis finden werde. RussischeReservistenübungeu". Petersburg, 7. Juli. Die auswärts verbreitete Meldung von einer bevorstehenden Probemobilisierung der russischen Armee wird von der Petersburger Telegraphenagentur als ganz unbegründet bezeichnet; eS handle sich um die üblichen alljährlichen Sommerübungen der Reservisten. Da wird Oesterreich   seine Reservisten auch bald wieder üben" lassen. Die feindlichen Kreuzfahrer. Genosse Parvus schreibt uns aus Konstantinopel  ; Ter Befreiungskampf der christlichen Völkerschaften des Bal» kans löste sich in eine allgemeine christliche Keilerei auf. bei der sowohl die Christen im allgemeinen wie auch die Slawen im be» sonderen sich gegenseitig mit noch größerer Wut zerfleischen al» jene, mit der sie ihren gemeinsamenKreuzzug" gegen dieUn. gläubigen" führten. Tie gegenseitige Mißgunst und Vergewaltigung begann von dem Moment an, als sie sich Herren ihres okkupierten Gebietes fühlten. Sowohl die Serben wie die Bulgaren   und Griechen suchten alle Elemente, die nicht der gleichen Nationalität oher Kon- fession waren, zu verdrängen, zu schwächen oder gewaltsam zu bekehren. Die Serben wollten nur lauter Serben um sich haben, die Griechen nur Griechen, die Bulgaren   nur Bulgaren  . DaS Verhältnis zu den Muselmanen war sogar duldsamer als das zu den Gleichgläubigen. Denn an eine sofortige Assimilierung der Muselmanen konnte nicht gedacht werden, dagegen gehört tat- sachlich nicht viel dazu, um in den gemischtsprach, gen Teilen Maze» doniens, wo oft in der gleichen Familie der eine sich Grieche, der andere Bulgare nennt, die Bevölkerung bulgarisch oder griechisch erscheinen zu lassen. So suchte man denn vom ersten Tage der Besitzergreifung an durch Feuer- und Bluttaufen dem religiösen Bekenntnis und dem nationalen Selbstgefühl nachzuhelfen. Das griechische ökumenische Patriarchat hat soenen em Memo» randum veröffentlicht über die Vergewaltigungen, welche die Bul. aren cm Priestern und an der griechischen Bevölkerung begangen aben. Einiges aus diesem Schriftstück sei hier mitgeteilt:Da ist der Metropolit von Elentherpolis.' Die Bulgaren   verbieten ihm, sein HauS zu verlassen. Ebenso verhinderten die Bulgaren   den Metropoliten von Strumnitza daran, zur Feier des GeorgStages das Dorf Sibovo zu besuchen. Den Metropoliten von Drema ver- treiben sie auS dem Ort Wysschterin. wo er die Liturgie abhält, und schließen ihn in seine bischöfliche Residenz ein. Die Abwesen- beit des Metropoliten von Merovia benutzen sie, um den bischos- lichen Konak zu besetzen, wobei sie den Vertreter des Bischofs mit dem Tode bedrohen. Im Dezember wurde der DiakonuS des Me- tropoliten von Drema, Bessaren, aus dem dortigen Bahnhof auf den Befehl des Offiziers Stanischeff gemißhanbelt, bespien und geschmäht. In der Diözese zwingt man die griechischen Priester, gegen ihren Glauben und ihre Ueberzeugung zusammen mit schis- inatischen bulgarischen Priestern den Gottedienst zu halten. Der Priester im Dorfe Kara Kassim, Christer. mußte den Widerstand mit seinem Blute bezahlen. Ein Tiakonus der Diözese Heraklea wurde von einem bulgarischen Offizier in einer Apotheke er- schössen. Es werden ferner eine ganze Reihe von Verhaftungen und Mißhandlungen'griechischer Priester angeführt." ES werden folgende gesetzwidrige Maßnahmen gegen Kirchen angeführt:Die Vertreibung der griechischen Orthodoxen aus den Kirchen der Orte Wysschtrani und Dranow, aus der FranzeS« kirche von Temokota. die dem Militär überwiesen wurde, auS der Kirche von Oklay, die in einen Stall verwandelt wurde. Ebenso verfahren die Bulgaren   mit den Schulen, �die gewiß in Kasernen und Hospitäler verwandelt werden. Die Schulmöbel wurden ver- brannt. Die Lehrer wurden zum Militär eingezogen, die Lehre- rinnen wurden vergewaltigt und einige starben infolge der Miß. handlnnaen oder verloren den Verstand. In der Residenz des Metropoliten von Heraklea nahmen die Bulgaren   allen kirchlichen Schmuck, Marmorplatten von archäologischem Werte. AuS der Kirche� des heiligen Georg in Heraklea nahmen sie daS in Gold und Silber gefaßte Bild der Ponapia mit sowie sechs antike In- schriften. In der Eparchie GenoS raubten sie aus der Kirche deS Ortes Herapia zwei alte, hochverehrte Ikonen(Bilder) u. s. w. Besonders gründlich wurde die Plünderung in der Eparchie Tschorlu ausgeführt, wo alle bewegliche und unbewegliche Habe der Bewohner von den regulären und irregulären bulgarischen Truppen mitgenommen wurde. Wie die Griechen ihrerseits gegenüber den Bulgaren   verfahren, davon gab, außer anderem, schon die blutige Entwaffnung der Bulgaren   in Saloniki eine recht grelle Illustration. In seinen anderen Ausführungen tritt derTanin" mit einer 'auffallenden Entschiedenheit für eine Politik ein, die sich gegen Bulgarien   richtet. Bulgarien   seidas... Element". Es sei im Interesse der Türkei  ,daß Bulgarien   schwach bleibe". Es will mir scheinen, daß dieser Artikel stark unter dem Einfluß russischer Inspirationen steht. Als maßgebend für die Politik darf er nicht gelten. politische deberslcdt. Liberale Verantwortlichkeit. Am Donnerstag und Freitag dieser Woche finden in Salz- wedel-Gardelegcn und Zauch-Lelzig die Stichwahlen statt. ES besteht die Möglichkeit in b e i d e n Kreisen den K o n s« r. v a t i v e n daS Mandatzuentreißen. In Salzwcdel-Garde. legen dürste der von den Nationalliberalen unterstützte Bauern- bündler Dr. Böhme über den Erzjunker v. Ärocher den Sieg davon­tragen. wenn die Sozialdemokraten für Böhme eintreten, und in Zauch-Belzig   haben eS am Freitag mit noch viel größerer Sicherheit die Freisinnigen in der Hand, dem Sozialdemokraten Ewald zum Sieg über den freitonservativen Herrn von Oertzen zu verhelfen. Es wäre deshalb nichts als ein Gebot der politischen Klugheit, wenn der Freisinn auch offiziell endlich aus seiner Reserve heraustreten und seinen Wählern in Zauch-Lelzig die Weisung geben würde, in der Stichwahl für den Genossen Ewald einzutreten. DasBerliner Tageblatt" hat schon in seiner Nr. 234 diese Losung für die fortschrittlichen Wähler ausgegeben. Es schrieb: Man wird deshalb den liberalen Wählern in Zauch-Belzig  aufs dringendiie empfehlen müssen, bei der Nachwahl, die am 12. Juli stattfinden soll, einmütig ihre Stimme für de» sozial- demokratischen Kandidaten Ewald abzugeben, ebenso wie als selbstverständlich zu erwarten ist. daß auch in Salzwedcl-Garde- legen die sozialdemokratischen Stimmen auf den Vertreter de» Bauernbundes Böhme entfallen. Um die Personen ist e« uns dabei gewiß nicht zu tun. Aber die S a ch« erfordert, daß zunächst einmal die Mehrheit der Linken im Reichstag sichergestellt wird. Die Autnützung jeder sich in dieser Richtung bietenden Gr- legenheit ist ein Gebot der politischen Klugheit." Und im Abendblatt vom Montag erneuert da?Berliner Tageblatt" seinen Appell an däe offizielle Parteileitung: Man darf sich nicht darüber täuschen, daß die Aussichten für Herrn v. K r ö ch e r bei der Stichwahl so lange günstig sind. als keine volle Klarheit über die liberale Taktik nicht bloß in Salzwedel  -Gardelegen  . sondern auch in Zauch-Belzig geschaffen ist. In Gardelegen   kann der Kandidat des Bauernbundes nur mit sozialdemokratischer Unterstützung siegen, während umgekehrt in Zauch-Belzig   die fortschrittlichen Stimmen nötig sind, um dem sozialdemokratischen Kandidaten den Sieg zu aewinniuu. Sobald die liberalen Parteien ihre Anhänger zum geschlossenen Eintreten für den sozialdemokratischen Kandidaten in Zauch-Belzig aufsor- dern, dürfte auch die Wahl des Bauernbündlers Böhme in Gar- delegen gesichert sein. Im anderen Fall wäre die Wiederwahl Herrn v. KröcberS nicht ausgeschlossen. ES liegt daher bei den liberalen Parteien, ob die Linke um zwei Mandate verstärkt werden soll, oder ob die reaktionäre Rechte ihren Besitzstand behaupte t." DaSBerliner Tageblatt" hat die Situation politisch richtig gekennzeichnet:ES liegt bei den liberalen Parteien, ob die Linke um zwei Mandate verstärkt werden soll, oder ob die reak- tionäre Rechte ihren Besitzstand behauptet." Aehnlich einsichtsvoll hat übrigens auch dieP o s f i s ch e Z e i t u n g" geurteilt. Da die Wahl in Salzwedel  -Gardelegen   bereits am Donnerstag, den 1». Juli, und die Wahl in Zauch-Belzig   am Freitag, den 11. Juli, stattfindet, wäre es die höchste Zeit für die Herren Liberalen, Farbe zu bekennen!___ Heeringens Nachfolger. Als Nachfolger Heeringens ist der Generalmajor von Falkenhayn, Chef des GeneralstabeS deS vierten Armeekorps, unter Beförderung zum Generalleutnant ohne Patent, zum Staats- und KricgSminister ernannt worden. Der neue Kriegsminister ist aus der Infanterie hervorgegan- gen und ist vornehmlich im Generalstabe verwandt worden. Protest gegen das Erfurter Schreckensurteil. In Erfurt  , der Stadt, die durch daS militärische Zuchthaus- urteil vom 26. Juni in der gesamten Kulturwelt zu so trauriger Be. rühmtheit gelangt ist. fand am Sonnabend abend eine Proteswer- sammlung statt, die zu einer gewaltigen Kundgebung gegen die Auswüchse einer mittelalterlichen Militärjustiz und für die dagegen ankämpfende Sozialdemokratie wurde; an 18(>c> Personen waren imTivoli" versammelt und mehrere Hundert mutzten umkehren. weil sie keinen Platz fanden. Ter Reichstagsabgeordnete Genosse Heinrich Schulz   hatte das Referat übernommen. Eine Resolu- tion, die gegen das Erfurter ZuchthauSurteil protestiert, die in» folge de» Urteils gemilderten Gtrafbesrimmungen ausdrücklich auf die kraftvolle Initiative der sozigldemokrati- schen Fraktion im Reichstage zurückführt und die schamlose Hetze der reichsverbändlerischen Blätter, die die Sozialdemokratie für die drakonische Harre des Urteils verantwortlich machen wij� der allgemeinen Verachtung preisgibt, fand einstimmige Annahme. Seit der Reichstagswahl hat Erfurt   keine solche Riesenversamm» lung mehr gesehen, ein Beweis dafür, welch tiefe Empörung in den Volksmassen gegen den Militarismus und seine Auswüchse herrscht. Auch in Wolkramshausen  , der Heimat der siebe» ver. urteilten Landwehrleute, fand eine überfüllte Protestversammlung statt, in der Genosse Reichstagsabgeordneter P euS sprach, nachdem er schon am Sonnabend in Nordhausen   in einer gleichfallt stark besuchten Protestversammlung die Barbarei der Militärjustiz und des ganzen militaristischen Systems gegeißelt hafte. Auch in diesen Versammlungen wurde eine entsprechende Resolution ein, stimmig angenommen, in der es u. abbeißt: Die Versammlung spricht die Erwartung auS, daß, nachdem der Reichstag   eben aus Grund des neuen Wolkramshäuser Falle» sich genötigt sah, drei Lesungen eines sofort gemachten neuen Ge» setze» in knapp 1l> Minuten zu erledigen und der Reichskanzler er. klärte, sich für die Annahme des Gesetzes im Bundesrat einsetzen zu wollen, die Wolkramshäuser Verurteilten nunmehr zum min. desten auf Grund deS neuen Gesetze? ganz erheblich milder bestraft werden."- Die Krupp-Kommission Ueber die Militärlieferungen wird zu Beginn der neuen Reichstagssessios eine Kom- Mission Erhebungen anstellen und dann dem Reichstag   Be- richt erstatten. Tie Kommission ist bekanntlich auf Beschluß des Reichstags eingesetzt worden, nachdem Genosse Lieb- k n e ch t seine Enthüllungen über das Treiben der Firma Krupp   gemacht hatte. DerTürmer" erinnert an gewisse Vorgänge bei den Militärlieferungen, die vielleicht dieser Kommission bei ihren Untersuchungen auch als fchätzenS- wertes Material dienen können. Es wird da über den Kampf zwischen der Kanonenfirma Ehrhardt und der Firma Krupp  erzahlt. diesen Kampf sehr genau, und ich begehe keine Indiskretion, wenn ich von dem gerechten Zorne spreche, der m Ehrhardt kochte, als ihm im AriegSminlsterlum achselzuckend be. deutet wurde, daß er gegen Krupp nichts vermöge. Weil der Kaiser mit der Familie Krupp   befreundet war. protegierten die Behörden die Firma Krupp  . Die Freundschaft des Kaisers war für diese Firma ein lukrative» Geschäft, das aber den deutschen   Steuerzahlern sehr kostspielig wurde. Ehrhardt hatte die größten Verdienste um die Wehrhaftigkeit de» Reiches sich erworben, als er gegen den jahrelangen Wider. stand Krupps daS Rohrrücklaufgeschütz konstruierte und zum Siege führte. Krupp aber sollte die Früchte ernten.... DaS finanzielle und das militärische Interesse des Reiches machen eS zur Pflicht der Minister, dafür zu sorgen, daß die Beziehungen des Kaisers zur Familie Krupp   nicht einmal in das Licht kommen dürfen, daß sie auf die Geschäfte der Firma Krupp   einen fördern, den Einfluß Haben. Thyssens und Ehrhardts Klagen sind ein sehr dankbqxes Feld für den Reichstag  , der es nicht zulassen darf, daß da» Reich Monopole von Privaten züchtet auf Kosten deS Volkes und zum Schaden der Wehrhaftigkeit des Lande». Um welche Preis» unterschiede es sich dabei handeln kann, zeigte sich besonder» grell bei einer Munitionslieferung: Ehrhardt hat dem Reiche ein auch im Frieden in großen Mengen erforderliches Geschoß zu ungefähr einem Drittel des Preises geliefert, den vorherKrupperhaltenhatte. Die Minister haben selbstverständlich die Pflicht, den Kaiser darüber aufzuklären, daß die Interessen de» Reiches nicht nur gleiche Behandlung, sondern sogar die Begünstigung der Kon. kurrenz Krupps verlangen, damit das Monopol Krupps gebrochen wird. Ich wiederhole auch den Ausdruck meiner Ansicht, daß e» nicht geduldet werden darf, daß ein A d m i r a l, der in Pension geht, AufsichtsratspostenbcidenMonopolfirmen annimmt, mit denen er jahrelang als Dezernent im Marineamt Geschäft« über riesige Summen für das Reich abgeschlossen hat. Solche Vorgänge enthüllen einen Zustand, der sich aus pem Kontrast zwischen Beamtengehältern und Jndustrieprofitenng. türlich" entwickelt, aber deshalb noch nicht unbesehen fortexistieren darf, weil ernatürlich" ist. Im Jahre 187S warf dieKreuz. zeitung" dem Fürsten Bismarck vor, feine Beziehungen zu Bleich. röder dürften mindesten» indirekt schon an die vorministerielle Zeit des Fürsten   anknüpfen, als derselbe, um mit spärlichem Gesandtengchalte und ohne eigenes Vermögen seinen Souverän repräsentieren zu können, allerdings guten Rat in finanziellen Dingen haben mußte. Als Bismarck   darauf alle Leute öffentlich brandmarkte, die noch an derÄren, zeitung" sesthlelten, trat ihm der preußische Adel beinahe geschlossen mit einer öffentlichen Er- klärung gegenüber. Wo sind diese Herren zetzt, da zwischen Be» Hörden   und großen Erwerbsgesellschaften Fäden hin und her laufen. die einen hohen Offizier, der in Pension geht, aus dem Dezernat für Artillerie in vier AufslchtSratSsinekuren bei Gesellschaften leiten, mit denen er für das Reich Riesengeschäfte geschlossen hat? Ich behaupte nicht, daß da» Reich billiger gekaust hätte, wenn der Dezernent de» Marine» amtS nicht nachher AuffichtSrat geworden wäre die Gesell» schasten können sich ja den Offizier gerade deshalb geholt haben, weil er ihnen vorher als energischer Preisdrstcker imponiert hatte; aber ich behaupte, daß auch in diesem Falle solche Aar- bindungen ausgemerzt werden müssen, und dag sie weit mehr Anlaß zum Unbehagen geben, als Bismarcks Verbindung mit Bleichröder  ." Diese Bemerkungen enthaften zwar für unsere Leser nichts Neues. Als Auslassung eines konservativ geachteten Organs sind sie aber immerhin bemerkenswert. Massenkundgebungen gegen das Waldenburger Zuckithansurteil. In zwei überaus stark besuchten Massenversammlungen demow» strierten Sonntag die Arbeiter des Waldenhurger Jndu. strier ev ie rs gegen das ZuchthauSurteil des Schweidnitzer Schwurgericht». Die Massen waren emvöy über das Urteil. Die Ausführungen der R.edner unter denen sich der freigesprochen« Ar. beitersekretär O st e r r o t h befand, wurden überall mit stürmischer Begeisterung ausgenommen. Auch daS Bürgertum war in den Ver. sammlungen stark vertreten. Die Entrüstung über den Denun» ziantenstreich d-S fteikonservativen Chefredakteurs Lippold. der den Kronzeugen Köhler zur Denunziation anstiftete, war allgemein., Unter stürmisch«» Zustimmungskundgebungen wurden Reso. lutionen angenommen, die den Schuldspruch der Geschworenen für einen Fehlspruch und RcchtSirrtum erklären und dem Denunzianten. spiel des Köhler und Lippold tieffre Verachtung aussprechen. In den Resolutionen werden den Verurteilten und ihren Angehörigen die wärmsten Sympathien ausgesprochen. Oefterrtieb. Keine Entmündikung Böhmens  . LuS dem Plan der Einsetzung einer VerwaltungSkommissiou ist vorläufig nichts geworden. Ter Landesausschuß legt sein« Mandate nicht nieder, weil die zuerst mit der Entmündigung ganz einverstandenen Deutschbürgerlichen jetzt erklären, von einer Ver» waltungSkommission unter der Leitung de» Statthalter» Fürst«