dienstlicher Interessen nur darin, daß die strafbaren Handlungendieses Erziehers gegenüber Zöglingen bekannt geworden wärendurch eine öffentliche Verhandlung. Geladen waren 13 Zeugenund drei Sachverständige, darunter zwei Psychiater, die offenbarüber die Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten Aufschluß gebenmußten. Ueber fünf Stunden verhandelte manhinter verschlossenen Türen. Das Urteil lautete auf2 Tage Gefängnis wegen einfacher Körperver-l e tz u n g, von der Anklage der Beleidigung in drei Fällen unddes schweren Ungehorsams erfolgte Freisprechung. Zkach Verkün-dung des Urteils schloß der Verhandlungsführer abermalssofort die Oeffentlichkeit wegen„Gefährdungmilitärdienstlicher Interessen" aus und be-gründete auch das Urteil hinter verschlossenenTüren, so daß sich die Oeffentlichkeit von den strafbaren Hand-lungen dieses erstklassigen Angeklagten denken kann, was sie will.Und da glaube noch einer dem Kriegsminister, daß die Oeffentlich-keit nur in„ganz dringenden Fällen" ausgeschlossen wird.fratikmch.Tie dreijährige Dienstzeit.Paris, 8. Juli. Kammer. Artikel 18 des Gesetzesüber die dreijährige Dienstzeit wurde im ganzen mit 344gegen 220 Stimmen angenommen.Auf einen Einwand von I a u r d s gegen die Einstellungder Zwanzigjährigen erwiderte Le Härisss, der Borsitzendedes Heeresausschusses, der Ausschuß habe diese Frage nochnicht erörtert, doch würde diese Maßregel zweifelsohne dieEntlassung der Jahresklassen 1910, 1911 und 1912 nach zwei-jährigem Dienste ermöglichen: sie bezwecke gerade eine rück-wirkende Kraft des neuen Gesetzes entbehrlich zu machen.(Breifall auf der äußersten Linken.)Belgten.Der Kampf gegen die Gewerkschaften.Brüssel, den 7. Juli.(Eig. Ber.)Eine Reihe von Erscheinungen der letzten Zeit zeigen, daßin dem Kampfe der Unternehmer gegen die Gewerkschaften einSystem liegt Es ist nicht zu verkennen, daß hier unmittelbareWirkungen des Generalstreiks vorliegen, wie denn auch die Aus-sperrung der 1400 Wagenbauer sich an diesen anknüpft. Daßin diesem Kampf die Unternehmersolidarität mit einer ganz be-sonderen Deutlichkeit hervortritt, beweist nur, daß eS ftch nichtum einen Schlag gegen die Gewerkschaft vonseiten des einen undandern Unternehmers, sondern um die Durchführung eines Ge-samtwillens handelt.Die Gewerkschaftsbewegung beginnt auch in Belgien eineMacht zu werden und der Generalstreik, bei dem der Willen desorganisierten Proletariats so mächtig triumphiert hat, hatdazu beigetragen, die Unternehmer für die Zukunft mit Sorge zuerfüllen.— Seither schallt von allen Seiten das Kampfwort derUnternehmer: Gegen den Terrorismus der Gewerk-schaft. Bestehen die Gewerkschaften auf ihr Vertragsrecht:„Terrorismus". Verlangen sie die Einsetzung des Schieds-gerichts, wie die Wagenbauer:„Terrorismus". Fordern sie Re-spekt ihres Äoalitionsrechts: wiederum„Terrorismus".— Sokonnte man— und das ist unter den gegebenen Verhältnissenkein Zufall— erst vor kurzem in einem reinen Fabrikanten-und Großindustriellenmilieu dieselbe Losung hören. Sie kamdort aus dem Munde des doktrinär-liberalen Führers H y m a n S,der in einem Atem den Kampf gegen die KircheEund gegendie„Thrannie des Syndikats", natürlich nur des Ar-beitershndikats, predigte.Die„liberalen Unternehmer haben sich denn auch in ihremKlassen- und Ukrternehmerinstinkt nicht durch kulturkämpferischePhrasen beirren lassen. Beweis, das ungemein brutale Vorgehendes L ü t t i ch e r Unternehmertums, so unter anderen der Stahl-werke von Angleur bei Lültich, die für den Generalstreik Racheüben und mit empörenden Maßregelungen vorgingen. Währenddes Generalstreiks klang das ja ungemein lyrisch und mensch.lich, als einzelne Unternehmer Kinder von streikenden mit Brotversorgren: es war ja ein politischer Streik, ein Streik, der sichgegen den Klerikalismus wendet»— so hieß es damals. Aberdie Lütticher Unternehmer pfeifen auf solche theoretische Unter-schiede und maßregeln und schikanieren in der Praxis ihre Arbeiterund— rächen sich für den politischen Streik— und kühlen ihrMütchen an den Gewerkschaften.Eine Aussperrung von 200 bis 300 Brüsseler Arbeiternder Hutfabrikation, die morgen beginnt, ist bezeichnend für dieeingangs erwähnte Auffassung. Wieder geht es gegen die Gewerk-fchaft. gegen orgnisierte Aroeiter. Wieder zeigt sich eine ostenta-tive, hier durch nichts gerechtfertigte Solidarität der Unternehmer.Zwei Unternehmer haben die Löhne herabgesetzt, und die Arbeiterhaben daraufhin die Arbeit eingestellt. Darauf erklärt die Unter-Nehmerorganisation der Gewerkschaftszentrale, daß, wennMontag bei den beiden Firmen nicht gearbeitet wird,werden am 8. Juli sämtliche Werkstätten gesperrt.Ausnahme wird beziehungsweise nur für jene Arbeiter gemacht,die nicht der Zentrale der Hutmacher angehören—und die sich natürlich dem neuen Tarif fügen. Nebenbei liegt auchhier, wie bei den Karosseriefabrikanten, deren Aussperrungs- undKampfesmethode die Unternehmer der Hutindustrie sichtlich in-spiriert hat, eine Mißachtung der kontraktlichen Verpflichtungenvor. Aber die Brüsseler Unternehmer sind offenbar der Meinung,daß Kontrakte nur von den Arbeitern respektiert werden müssen.Verlangen diese die Einhaltung, dann heißt es eben„Terrorismusder Gewerkschaft".Italien.Russische Spitzelwirtschast.Rom, den 5. Juli.(Eig. Ber.) Bis jetzt hatten die aus poli-tischen Gründen ausgewanderten Russen in Italien ein ziemlichsicheres Asyl, das nur durch kurze Perioden reaktionärer Wut, indenen die italienische Regierung zu Ausweisungen und anderenScherereien griff, unterbrochen wurde. Der durch und durch reak-tionäre Geist, der sich der herrschenden Klassen Italiens seit demBeginn des libyschen Abenteuers bemächtigt hat, scheint nun auchder Verfolgung und Schinderei der russischen Emigranten günstigzu sein. Wladimir B u r z e f f, der sich schon in der von Jauresin der französischen Kammer zur Sprache gebrachten Spitzelaffäreverdient gemacht hat, veröffentlicht nun im Genueser„Lavoro"einen Brief, der die schwersten Anklagen gegen die italienischen Be-Hörden enthält, die es dulden, daß die russische Geheimpolizei ihrNetz über alle von Russen besuchten Orte Italiens ausdehnt. Siedulden es nicht nur, sondern sie leisten den russischen Schergen auchHandlangerdienste. Der Brief nennt dann die folgenden viexFührer der in Italien wirkenden russischen Geheimpolizei: Krasilni-koff, Jvernisi, Bittard und Durin. Den beiden letzten war es sogargelungen, sich in eine Freimaurerloge aufnehmen zu lassen, aus derder erste auf Grund von Informationen, die Burzeff geliefert hat,ausgestoßen wurde. Der Brief gibt dann an, daß in zwei Riviera-orten der Postbeamte die Korrespondenz der Russen den russischenGeheimpolizisten zur Einsicht gibt, und daß auf Grund der so er-wordenen Kenntnisse in Rußland bereits schwere Verurteilungenvorgekommen sind. Hauptort der Tätigkeit der Geheimpolizistenist die Riviera, und alle sind versehen mit einem Empfehlungs-schreiben des Polizeikommissars von Chiavari. Gegen diese Schand-Wirtschaft ruft Burzeff alle anständig denkenden Menschen auf.Hoffentlich verschallt der Ruf nicht ungehört. Eine gewisse Fein»Hörigkeit in solchen Dingen, die früher der italienischen BourgeoisieEhre machte, scheint sich in den letzten Jahren verloren zu haben:vielleicht ist der Kanonendonner des Kolonialkrieges daran schuld.jVlarokko.Ein Sturm der Marokkaner auf Elksar.Madridd, 3 Juli. Eine amtliche Mitteilung besagt: Gesternhaben 5000 Rebellen Elksar und die spanischen Lager in der Um-gebung der Stadt mit Ungestüm angegriffen. Nach mehrstündigemKampfe, hauptsächlich auf dem linken Ufer des Ued Lekku, wurdeder Feind, der erhebliche Verluste erlitt, zerstreut. Er hinterließauf dem Schlachtfelde mehr als hundert Tote, und zahlreiche Waffennebst Munition. Die Spanier verloren einen Unteroffizierund 17 Soldaten an Toten und drei Offiziere und18 Soldaten an Verwundeten.Das IMlenitreikproblen).IX.In einem Artikel der von einem Teile der Parteipreffe be-nutzten Artikelkorrespondenz des Genossen A. Pannekoek heißtes unter der Spitzmarke:„Flaue Stimmung":„Die ersten großen Massenbewegungen in den Jahren 1003und 1010 weckten die Besorgnis, sie könnten zu einer Zuspitzungdes Kampfes führen, für die das Proletariat noch zu schwach seiund die daher zu einer Niederlage und oem Verlust seiner Er-rungenschaften führen müsse. Daher wurde die Wahlrechts-bewegung eingestellt und der Blick der Massen auf die ungeheureUmwälzung gelenkt, die die Reichstagswahlen bringen würden.Es ist klar, daß diese Abneigung von außerparlamentarischenMassenaktionen notwendig zu parlamentarischen Kompromissenführen muß. Wer nicht die ganze im Proletariat liegende Kraftaufrufen will, und doch direkte Resultate verlangt, wird von selbstdazu getrieben, sie mit Hilfe anderer Parteien zu erstreben. Willder Radikalismus nicht einen wirklich revolutionären Kampf fürneue Grundrechte führen, sondern entweoer auf revisionistischemWege oirekten Erfolgen nachjagen oder einfach passiv abwarten,was die Zeit bringt, so wird er in einer allgemeinen Passivitätder Massen die Früchte dieser Taktik ernten. Die Dämpfung desWahlrechtskampfes, die Ueberschätzung der Ergebnisse der Reichs-tagswahlen, das Stichwahlkompromiß, die theoretische Unklarheitüber oie Bedeutung der Massenaktionen,— es gehört alles zu-sammen als eine Politik, deren Wirkung auf die Partei wir jetztvor uns sehen.......Der Massenstreik ist nicht ein Abenteuer, das in irgendeinerSituation einfach mal zu probieren ist. Er bildet den wichtigstenTeil der revolutionären Methode des Klassenkampfes seihst. Erist die kräftigste und gewaltigste unter den Aktionsweisen derproletarischen Massen, die in entscheidenoen Augenblicken durch dieMacht ihrer Zahl, ihrer klaren Einsicht, ihrer geschlossenen Organi-sation die herrschenden Mächte in wichtigen Lebensfragen zumNachgeben zu zwingen wissen. Der Wille und die Kraft zu solchenAktionen können den Massen nicht durch irgendeinen Partei-beschluß, ja nicht einmal durch eine bestimmte Propaganda ein-geblasen werden; sie können nur aufwachsen als Frucht eines an«haltenden prinzipiellen Kampfes, der ihnen die Ueherzeugung, daßes für sie keinen andern Weg mehr gibt, tief in die Seele gebrannthat, als Frucht einer klaren Einsicht, die ihnen Vertrauen in dieeigene Kraft gibt. Diese Vorbedingungen aller Massenaktionen,unter denen der Massenstreik als ihre höchste Steigerung hervor-tritt, entstehen also von selbst aus einer prinzipiellen Kampftaktik,wenn nur der richtige Augenblick da ist. Sie können durch diePartei nicht besonders erzeugt werden; sie können aber durch diePartei in hohem Maße verdorben werden, entweder durch einefalsche Taktik, oder wenn in den Massen das richtige Vertrauenm eine entschiedene Führung durch die Parteileitung erschüttertist; und dann müssen sie durch die Macht des realen Klassen-kampfes langsam wieder aufgebaut werden.Es ist also jetzt nicht nötig, zu fragen, wo die Massen bleiben.Zuerst muß die Partei sich über ihre eigene Taktik klar werden,klar auch über Wesen und Bedeutung der Massenaktionen. Gehtsie den richtigen Weg, dann wird sie auch auf die Massen rechnenkönnen. Die oft geäußerte Furcht, wir können noch keinen Massen-streik machen, weil wir noch nicht alle Arbeiter haben, die nötigsind, die Herrscher von heute zu stürzen— wobei also völlig dieEinsicht fehlt, daß dia Massen erst in dem Prozeß dieser Aktionengesammelt werden können—, beweist, wie sehr Klärung der An-sichten nottut. Nur durch eine solche Klärung wird oie jetzigeDepression im Parteileben erfolgreich überwunden werden können."Die„Dresdener Volkszeitung" schreibt:„Nach unserer Auffassung bestehen heute noch zum Teil dieselben, zum Teil andere, aber ebenso triftige Gründe, wie sieBebel in Mannheim gegen die alsbaldige Jnszenie-rungeines preußischen Massen st reiks vorgeführthat. Wir setzen dabei voraus, daß es sich für die Befürworter despreußischen Massenstreiks um mehr handeln soll, als umeinen bloßen Demonstrationsstreik von etwa Halb«tagsdauer oder von einen: Tag oder auch drei Tagen Dauer, daßes sich vielmehr um eine große, fortdauernde poli-tische Streikbewegung handeln soll, die immer vonneuem aufgenommen wird, die bis zum Niederzwingen der geg-nerischen Gewalten geführt werden soll und auf die deshalb alleAufmerksamkeit und alle Kräfte der Arbeiterbewegung bis zurErschöpfung"eingestellt werden müßten. Ein kurzfristiger Temon-strationsstreik wäre ein verhältnismäßig leichterer Kampf. Einsolcher Streik würde aber voraussichtlich auch keine besondersgroße Bedeutung neben den andern zur Verfügung stehendenKampf- und Demonstrationsmitteln der Arbeiterschaft haben; auchbei seiner Anwendung müßten die Chancen des Gewinns und dasRisiko gründlich erwogen werden. Die Vertreter des preußischenMassenstreiks müssen sich oarüber klar sein, daß ihre Forderung.falls sie größere oder entscheidende politische Bedeutung haben soll,über den Demonstrationsstreik hinweg auf einen Kampf abzielt,in dem die deutsche Arbeiterklasse ihre ganze Existenz, ihre ge-samte politische und gewerkschaftliche Organi-sation aufS Spiel setzen müßte. Und, wie gesagt, auf dasWagnis eines solchen Kampfes treffen alle die Gründe, die Bebelin Mannheim angeführt hat, heute noch zu.Wir können auch nicht einsehen, daß die Situation inPreußen gegenwärtig so beschaffen sei, daß ein Kampf bis aufsäußerste, ein Verzweiflungslampf, aufgenommen werden müßte.Gewiß, der Fortschritt in Preußen ist äußerst gering, die letztenLandtagSwahlen haben die preußische Frage kaum um einenSchritt vorwärts gebracht. Aber deswegen können wir diepessimistische Stimmung, die einen Teil unserer preu-ßischen Parteigenossen befallen hat und aus der heraus sie nuneine sehr gewagte Experimentierpolitik vor-schlagen, durchaus nicht als berechtigt anerkennen. Wirsind die letzten, die die Bedeutung der preußischen Wahlrechtsfragefür das ganze Reich unterschätzen. Wir sind weit enfernt, satteZufriedenheit über den Lauf der gesamten politischen Entwicke-lung in Preußen und Deutschland zu empfinden. Wir sind auchdurchaus der Meinung,� daß jeder Vorschlag zum schnelleren Vor-wärtsmarsch ernst geprüft werden soll und daß jeder zu begrüßenist, der die Partei zu frischem Tatendrang anfeuert. Aber ebenso-wenig halten wir für berechtigt, wenn die Erfolge der deutschenArbeiterbewegung abgeleugnet und wenn die gegenwärtigepolitische Situation geradezu als verzweifelt ausgemalt wird.Die preußische Wahlrechtsfrage ist schließlich doch nicht das Ganzeder deutschen Politik. Die Partei� ist Jahr um Jahr kräftig vor-wärtö geschritten und es ist unnötig, kleine Rückschläge, wie sienach großen Wahlerfolgen stets zw verzeichnen waren, allzu tragischzu nehmen.Die preußische Wahlrechtsfrage kann nicht von ber TageS-oütmung verschwinden. Falls die Regierung bei Wiedereröffnungder Landtagssession keine Wahlreform barlegt, so werden die An-träge der Parteien den Anlaß zu neuen Bewegungen der Massegeben. Es wird zur erneuten und sicherlich verstärkten Anwendungaller zu Gebote stehenden Aktionsmittel, vor allem auch derStraßsndemonstrationen, kommen. Tann kann es sich überhaupterst zeigen, ob die politische Gesamtsituation und die politischeStimmung in der Bevölkerung sich derartig entwickelt hahen, daßneben den anderen Kampfesmitteln die Einleitung des Massen-streiks ernsthaft in Frage kommen kann.......Nach dem bisherigen Gang der Erörterungen in Parteipresseund Parteiorganisationen ist es selbstverständlich, daß der Partei-vorstand, der Parteiausschuß und die Generalkommission der Gc-werkschaften sich sorgsam mit dieser Frage beschäftigen und an derKlärung des Problems mitarbeiten werden. Auch wenn die leiten-den Körperschaften der Partei und der Gewerkschaften der Ansichtsind, daß ein preußischer Massenstreik in baldiger Zeit nicht inFrage kommt, so ist es doch dringend notwendig, mindestens einenprovisorischen Plan der vorbereitenden Maßnahmenzu erwägen und festzustellen, die beim Eintritt einerkritischen politischen Situation getroffen werden müssen. So vm-fehlt wir es halten, ohne dringende Not und ohne Aussicht aufgünstigen Ausgang den politischen Massenstreik zu entfesseln, sowürden wir es doch als einen nicht minder großen Fehler ansehen,wenn die maßgebenden Instanzen der Arbeiterbewegung nichtschon rechtzeitig eine Verständigung unter sich herbeiführen wür-den über die Schritte, die sic tun müssen, falls die politische Ge-samtsituation die Anwendung des Massenstreiks ermöglicht undbedingt. Die leitenden Körperschaften sollten auch jetzt schon sichnicht in Stillschweigen zurückhalten, sondern an der Klärung derso wichtigen Frage mitwirken und ihre Auffassungen zur Geltungbringen."_OlJugendbewegung»Gegen den Pfadfinderunfugwendet sich der neugebildete Landesausschuß für Jugend»pflege in Sachsen. Auch er will sich der Jugend zwischenSchule und Wehrpflicht annehmen und in„nationaler Jugend-ertüchtigung" mächen, aber er lehnt bemerkenswerterweise den Pfad-fiilderunfug ab. In einer Erklärung, die dieser Landesausschuß fürJugendpflege erläßt, heißt eS:„Als seine engere Aufgabe betrachtet der Landesausschuß nachwie vor die Sorge für die männliche Jugend zwischen Schule undWehrpflicht und auck gerade in Hinblick auf die Wehrpflicht. Erlehnt aber ausdrücklich jedes Vorgreifen bestimmt m i l i t ä r i-scher Uebungen ab, wie insbesondere das Exerzierenmit Gewehren, die Führung militärischer Titelund dergleichen. Er hat hierüber in der letzten Versammlungseiner über ganz Sachsen verbreiteten Mitglieder einhelkig eineErklärung beschlossen als Richtschnur für die ihm angeschlossenenVerbände und zur Abwehr von ihm gegenüber erhobenen un-berechtigten Angriffen."Also mit dem Kriegs- und Geländespielunfung der Pfadfinderwill dieser Landesausschuß nichts zu tun haben. Er desavouiertdamit die neueste Spielart der nationalen Jugendköderung, die mehrund mehr selbst von ihren Freunden verlassen wird.J+ctzU Nachrichten«Landtagsersatzwahl im Fürstentum Lippe.Detmold, 8. Juli.(Eigener Drahtbericht des„Vor-wärt s".) Bei der Landtagsersatzwahl der 3. Klasse(Stichwahl)hat unser Genosse Kronshage 1263 Stimmen, der Liberale1416 Stimmen erhalten. Letzterer ist sonach mit konservativerUnterstützung gewählt.Russische Mobilisierung.Krakau, 5. Juli.(P.-C.) Die hiesige Zeitung„Novine" meldetaus Warschau: Im ganzen Militärgouvernement Warschau wurdenaußerordentliche Anordnungen bezüglich einer Mobilisierung für den15. d. M. getroffen. Alle auf Urlaub befindlichen �Offiziere wurdeneinberufen. Die Reservisten des Jahrganges 1007 erhielten Auf-trag, sich am 15. Juli bei ihren Regimentern zu melden. VieleAerzte der Reserve erhielten den Auftrag, sich bereit zu halten.Pässe nach dem Ausland werden nicht ausgestellt. Der General-gouverneur Skallon, der auf Urlaub weilte, ist vorzeitig zurück»gekehrt. Man bringt seine Rückkehr mit der Mobilisierung in Zu-sammenhang. Auch aus Kiew wird gemeldet, daß ein Mobilisic-rungsbefehl erlassen worden ist.— Die Nachricht ist natürlich mitallem Vorbehalt aufzunehmen, da die genannte Zeitung wenigseriös ist.Militär und Maschinengewehre im Mülhauser Streik.Mülhausen, 8. Juli.(W. T. B.) Der Streik im MülhauserNordbahnhof nimmt heute einen ruhigeren Verlauf, auch der un-aufhörliche Regen scheint dazu beigetragen zu haben, daß es zukeinen störenden Ausbrüchen gekommen ist. Heute abend trafen50 Schutzleute aus Frankfurt hier ein. Das ganze Gebiet westlichdes Jll-Hochlauflanals ist militärisch besetzt. Von 4 Uhrnachmittags an patroullieren Jäger zu Pferde und Dragoner indem dem Streikgebiet angrenzenden Arbeiterviertel. Gegen 8 Uhrwurden die Reiter durch Infanterie abgelost. In der Markthallebei dem Ablaufkanal sind Maschinengewehre aufge-stellt. Einige junge Burschen wurden wegen Nichtbefolgungmilitärischer Anordnungen arretiert und konnten ohne jedeStörung noch dem Arrestlokal gebracht werden.Die von der bürgerlichen Presse gebrachten Telegramme überdie Streikkrawalle sind in üblicher Weise kolossal aufgebauscht.Eisenbahnerausstand in Amerika.New Jork. 8. Juli. Auf einer Konferenz die im Zusammen-hang mit der Ausstandsbewegung bei den östlichen Bahnen von denVertretern der Bahngesellschaften und der Gewerkschaft der Bahn-angestellten abgehalt'. wurde, wurde angekündigt, daß von 76 683Bahnschaffnern und anderen Angestellten 04 Proz. für den AnS-stand stimmte«. Die endgültige Entscheidung wird in einer zuSonnabend einberufenen Versammlung der Angestellten fallen.Abgewiesene Millionenklage.Leipzig. 8. Jjuli.(P.-C.) Die Continentale Tiefbohrgesell-schaft hatte gegen den Hamburgischen Staat eine Klage aufZahlung von 3 Millionen Marl Fundprämie für Erbohrung derErdgasquelle von Neuengamme angestrengt. Das Reichsgerichtwies heute wie schon vorher das Hanseatische Oberlandesgerichtdie Klage der Gesellschaft ab.Wieder zwei Flieger tödlich abgestürzt.Würzburg, 8. Juli.(W. T. B.) Heute abend stieg zumSchlüsse eines Volksfestes der Flieger Lendner in Würzburgmit einem Franzosen in einem Zweidecker auf und flog nach demsogenannten Kugelfang auf dem Exerzierplatz. Dort über-schlug sich das Flugzeug und stürzte zu Boden. Die beidenInsassen wurden noch lebend hervorgezogen, starben aber auf demTransport ins Krankenhaus.Zugentgleisung.Petersburg, 8. Juli.(W. T. D.) In der Nähe von Saratowist ein Güterzug entgleist. Elf Wagen wurden zertrümmert.Drei Mann vom Zugpersonal worden grtötetz sieben verwundet.