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Grund der Aussagen von Augenzeugen, daß das Schieße» auf die unbewaffnete Menge, in der sich Frauen und Kinder befanden, nichts als ein Massenmorden gewesen fei. Das Boll traue der Regierung Bothos nicht, die es im Verdacht habe, mit den Grubenmagnaten unter einer Decke zu stecken. Wenn die Forde- ningcn der Bergarbeiter nicht gleich bewilligt würden, sei eine Erneuerung des Generalstreiks nur eine Frage der Zeit. Das liberale Parlamentsmitglied Outhwaite hat von einem an- gesehenen Rechtsauwalt Johanncsburgß ein Telegramm erhalten, in dem gesagt wirb, daß die gesetzlichen Formalitäten vor den« Schießen nicht beobachtet wurden. Das Streikkomitee habe am Sonnabend der Polizei 2S0 Streikende als Spezialkonstabler an- geboten. Das Angebot sei abgeschlagen worden. Die beiden bürgerlichen Parteien Englands scheinen jede Erörterung der furchtbaren Mordtat im englischen Parlament verhindern zu wollen. Der Speaker hat schon zweimal unter der nichtigsten Begründung die Erlaubnis zur Diskussion verweigert. Jetzt hat ei» Konservativer durch Einreichung einer sogenannten Bcrhiude- rungsresolution(blocking motion) die Besprechung überhaupt hintertrieben. Im Transvaaler Provinzialrat oder Landtag hat der Arbeiterparteiler Ware durchgesetzt, daß der Landtag den Freunde««ud verwandten der Gefallenen sein Beileid aus- drückte. Ware hat für heute eine Resolution eingebracht, in der die Regierung wegen der Abschaffung der Rede- und Bersamm- lungsfrriheit verurteilt wird. Ferner wird darin die sofortige Abberufung GladstoneS und die Rückberufung der englischen Truppen aus Südafrika   verlangt. !tt der politische liiaffenftreilt ein . Kampfmittel für die ürbeiterklaife? So lautete das Thema, über das Genosse Fritz Zubeil   in einer vom 4. Berliner   Reichstagswahlkreis einberufenen Mit- glicderverfammlung des Petersburger Viertels sprach. Die Ver- fammlung war sehr stark besucht. Der Redner führte ungefähr aus: Die letzte Aktion der Partei ist vorüber. Die Wahlen zum Landtag sind erledigt. Den Aus- druck Wahlrcchtskampf kann man nicht gebrauchen, denn in Preußen war keine Spur von einem Kampf zu sehen. Wir haben mit Hilfe des Freisinns drei Mandate gewonnen und haben acht Mandate dem Freisinn gerettet. Wir können mit diesem Resultat nicht zufrieden sein. Weiter Kreise in der Partei hat sich ein großer Pessimismus bemächtigt. Mit Hilfe des Freisinns drei Mandate zu gewinnen, bedeutet keinen Sieg. Auch durch ein Stichwahl- abkommen mit dem Freisinn ist es undenkbar, die Junkerburg zu stürzen. Deshalb müssen wir die Mittel, die uns im Kampfe zur Verfügung stehen, prüfen. Ohne daß die Junkerherrschaft in Preußen gebrochen wird, kann es in Deutschland   keine freiheitliche wntwickelung geben. Die bürgerliche Gesellschaft müßte selbst Sturm laufen gegen ein Wahlgesetz, bei dem Bordellwirtc, Wucherer und andereEhrenmänner" in der ersten Klasse wählen dürfen. Die Schamröte müßte dem Bürgertum ins Gesicht steigen ob solcher Zustände. Trotzdem ist es nicht getvillt, gegen dieses System an- « zukänipfen. Die Zustände in Preußen, die Uebergriffe der Po- lizei usw. werden immer unerträglicher. Wenn wir uns als'so- zialdemokraten nicht schämen sollen, müssen wir endlich ernstlich vorgehen. Die Waffe des Massenstreiks ist keine ganz neue, wenn wir sie auch in Deutschland   noch nicht erprobt haben. In anderen Ländern sind damit große Erfolge erzielt worden. Da müssen wir denn doch prüfen, ob mit dieser Waffe das Junkertum nieder- gezwungen werden kann. Parteitage und Gewerkschaftskongresse hoben sich damit befaßt; aber nachher wurde der Massenstreik ein . Blümchen rühr' mich nicht an". Soll die Arbeitskraft auch in Zukunft nur verweigert werden, wenn eS sich um ein paar Pfennige Lohnerhöhung oder eine Biertelstunde Arbeitszeitverkürzung han- delt? DaS sind alles recht notwendige Dinge, aber haben wir nicht auch die Pflicht, für politische Freiheiten alles einzusetzen? Aller- dings: Wenn die Arbeiter sagen würden, diese Waffe benutzen wir nickt, dann müßte sie eben im Arsenal bleiben. Wir haben Wahl- rechtSräubereien überall im Reiche erlebt, in Hamburg  , in Sachsen  usw., wir haben Versammlungen abgehalten und Protestresolutionen verfaßt das Bürgertum ist darüber hinweggegangen und das Volk hat nicht mehr gemuckst. Je stärker die Sozialdemokratie wird, um so schärfer wird der Kampf gegen uns. Wir sind in der Kleinarbeit groß geworden, haben dabei aber den Klassenkampf ver- nachlässigt und die großen Gedanken und Ziele beiseite gelassen. iLebhafte Zustimmung. Zuruf: Parlamentarismus!) Ja, der Parlamentarismus ist ein notwendiges Uebel; ihn aufgeben, hieße Errungenschaften politischer und wirtschaftlicher Natur preisgeben. Darum brauchen wir vorläufig den Parlamentarismus noch und müssen ihn auch noch stärken. Er darf aber nur Mittel zum Zweck sein. Die Frage, ob Massenstreik oder Generalstreik, ist ein Streit um Worte; es ist alles dasselbe. Wird der Massenstreik inszeniert, dann kann er sich auch bald auf der ganzen Linie zum General- streik entwickeln. Wer aber dafür eintritt, der soll sich bewußt sein, daß der Kampf Opfer erfordert. Revolutionen haben immer Opfer gekostet. Wer dem Massenstreik zustimmt, muß auch getvillt sein, mit seiner ganzen Persönlichkeit einzutreten. Wir können nicht warten, bis der überwiegende Teil der Arbeiterschaft gewerkschaft- lich und polittsch organisiert und erzogen ist. Bis dahin sterben wir alle weg. In der Revolution wurden immer die großen Massen mitgerissen.(Großer Beifall.) Die politische Presse hat die Diskussion über den Massenstreik eröffnet. Die Gewerkschastspresse hat die Frage noch nicht auf- genommen. Die letztere wird wahrscheinlich schreiben:Ihr habt gut reden, Ihr habt nichts zu verantworten!" Die Gewerkschafts- presse wird den Kampf aufnehmen gegen den Massenstreik. Gewiß, sie hat die Macht, Tausenden von Arbeitern den Massenstreik zu verekeln. Aber die Parteipresse hat sich mit wenigen Ausnahmen auf den Boden de? Massenstrecks gestellt. Redner zitiert Aeuße- rungen von Bömelbnrg und David, deren Anschauungen er nichts teilen kann. Wir können nicht mit verschränkten Armen dabeistehen, wenn uns das Wahlrecht genommen wird und dann wieder von unten anfangen.(Stürmischer Beifall.) ES sind ja wohl Genossen im Saale anwesend, die eine andere Auffassung haben über den Massenstreik. Ich hätte gewünscht, daß (itenosse Cohen, der als Korreferent auftreten wollte, da wäre, damit man auch seine Meinung hören könne. Die Kluft zwischen un» und der bürgerlichen Gesellschaft ist nicht zu überbrücken; das haben auch bereits die revisionistischen Genossen eingesehen. Der Kampf zwischen beiden muß ausgefochten werden. Die Frage des Massenstreiks wird nicht mehr zur Ruhe kommen. Wenn die Leitungen oben nicht mitmachen wollen, dann werden die Arbeiter sie zwingen. Jetzt heißt es vereint zu fein und vorwärts zu streben: Durch Kampf zum Sieg!(Sftirmischer Beifall.) Als erster Diskussionsredner melde! fich A d a m s k i, der sich auf den Boden des Massenstrecks stellt und fich mit den Ausführungen des Referenten einverstanden erklärt. Der nächste Redner. Albert Schmidt, erklärt, daß viele Genossen das Gefühl hätten, daß sie nur Statisten in der Partei seien und darum wenig Interesse bekundeten ftir Parteiangelegenheiten. Heinrich U n g e r- Rummelsburg: Das Gefühl für den Massen- streik war vorhanden, ist aber von oben herab unterdrückt worden. !Er könne Zubäil nur zustimmen; bei einem solchen»streik dürfe e» keine Geldunterstützung geben. Es gäbe weiterhin noch ein Mittel, die bürgerliche Gesellschaft zu treffen, nämlich durch die Einschränkung in der Kindererzeuaung. Baensch: Zubeil habe nicht des Redners Erwartungen er- pvi und auch keine neuen Mittel gezeigt. Daß die Verhältnisse so sind, liege an der Arbeiterschaft auch selber. Man sehe sich nur einmal den Besuch der»Sitzungen und Versammlungen an, wie wenig Interesse sich da zeige. Kober: Es müsse möglich sein, die Führer von unten herauf aufzurütteln. Die Parteipreffe muß sich mehr als bisher mit dem Massenstreik befassen. Wrobel: Ob der Massenstreik möglich ist, diese Frage ist schon erledigt. Es handelt sich nur darum, unter welchen Um- ständen er unternommen wird. Niemand verlange, daß wir blind- lings hineinrennen. In Preußen könnten wir höchstens ein- bis zweimal den Massenstreik inszenieren. Siegen wir, dann ist er nicht mehr nötig; verlieren wir, dann ist an einen Massenstreik auf lange Zeit nicht mehr zu denken.(Widerspruch.) Preußen ist nicht Belgien  . Der Massenstreik ist nur möglich, wenn alle Vor- bedingungen gegeben sind.(Gelächter. Zuruf: Da können wir lange warten!) Prang: Es sei gut, daß solche Reden wie Zubeils Rede ge- halten werden. Es hätte bloß schon längst geschehen müssen. Es ist ein Unterschied zwischen Massenstreik und Generalstreik. Beim Generalstreik gehe es um die letzten Ziele. Der Berliner   Arbeiter ist soweit, daß er seine Persönlichkeit in dieser Sache zur Ver- fügung stellt. Jerzovski: Wir sollen nicht soviel Angst vor Kanonen und Flinten haben. Die Gegner des Massenstreiks in der Partei stellten es so dar, als ob wir schon mit einem nassen Sack toi- geschlagen werden könnten.(Große Heiterkeft.) So schlimm sei es nicht. Warum reden unsere Führer immer vom Hungern? Hungern sie vielleicht bsi einem Massenstreik? Wir haben keine Angst vor dem Hunger.(Lebhafte Zustimmung.) Der Massen- streik soll erst ein Problem sein? I wo, das Ding ist fertig! »Große Heiterkeit!) Die Führer machen den Massenstreik nicht; die Masse macht ihn.(Stürmische Heiterkeit und Zustimmung.) Rettschlay: Der Ausfall der Landtagswahlen sei nicht der Grund gewesen, die Massewstreikfrage in Fluß zu bringen, sondern nur der letzt« Tropfen, der das Faß zum Ueberlaufen brachte. Die jetzige Massenstreikdebatte sei kein Literatengezänk, sondern zwin- gende Notwendigkeit. Redner bedauert, daß in der Versammlung noch kein Gewerkschaftsführer das Wort ergriffen habe. Adamski: Cohen hätte erscheinen sollen in der Bersamm- lung. Aber so oder so; er wird gezwungen werden, zu sagen, ob er ftir oder gegen den Massenstreik ist. Schneider: Die Gewerkschaftsbeamten werden, wenn es so- weit kommt, genau so ihre Pflicht tun, wie jeder andere Genosse. Man sorge dafür, daß jeder Gewerkschafter sich auch politisch or- ganisiere. Ein Schlußantrag wird angenommen. Zubeil bedauert in seinem Schlußwort, daß, obgleich hervorragende Gewerkschaftsführer im Saale seien, keiner in die Debatte eingegriffen habe. Sie wollten wohl erst ab- warten, bis dasCorrespondenzblatt der Gewerkschaften" gesprochen hat; dann wenden auf der ganzen Linie die Gewerkschaftsführer den Mund auftun. Die Frage des Massenstreiks wird aber mit aller Energie zwischen den beiden Lagern ausgekämpft werden. Den Unterschied zwischen Massenstreik und Generalftreit wollen wir heute nicht untersuchen. Der Generalstreik wind die letzte Etappe im Kampf« fein. Aber es ist nicht gesagt, daß erst in einen Massen- streik eingetreten werden muß. Es kann ein Gener ort streik ohne Massenstreik und ein Massenstreik ohne Generalstreik stattfinden. Wenn der politische Biaffcnftreik nicht in Fleisch und Blut überge- gangen ist, dann ist die Frage nicht diskutierbar. Wir sind aber auch nicht zu Ende mit unserem Latein, wenn ein Massenstreik ver- loren geht; ebensowenig wie die Gewerkschaften zu Ende sind, wenn sie mal einen großen Streik verlieren. Die Frage der Einschrän- kung des Kindersegens ist zweifellos eine wichtige. Gerade unser« Partei ist eS, die selbst bis in die Dörfer hinaus ihre warnende Mimm« erhebt, zuviel Kinder in die Welt zu setzen, da jede» Kind mehr Sorge und Not ins Haus bringt und außerdem die Armee des Feindes stärkt. Er bedaure, daß solche Mittel, wie sie heute zur Verhütung der Konzeption vorhanden sind, nicht schon früher da waren. Der Massenstreik ist schon vielleicht in den nächsten Jahren nöttg, wenn die Zolliarifdebatten einsetzen und die Reichs- tagsfraktton allein zu schwach ist, um dem Willen des Volkes Geltung zu verschaffen. Unsere Waffen sind Organisatton und Propaganda; sie sind stärker als JagowS Browningpistolen und des Kriegsminifters Maschinengewehre. Das Proletariat wird allem trotzen. An unserer Kraft muß alle? zerschellen, in der Frage des Massenstreiks sind wir unüberwindlich.(Stürmischer Beifall.) Es wurde dann folgender Antrag angenommen: Da die bisherigen Kampfesmittel der ArbeiterRasse zur Er- reichung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahl- rechts für alle öffentlichen Körperschaften allein nicht den ge- wünschten Erfolg gezeitigt haben, soll der Parteitag beschließen, die planmäßige Erziehung der Arbeiterklasse zum politischen Massenstreik in die Wege zu leiten." Angenommen wurde auch folgende Resolution: Die am 8. Juli 1313 in denPrachtsälen deS Ostens" ab- gehaltene Mitglicderverjammlung des Petersburger Viertels (vierter Wahlkreis) erklart, daß zur Erringung eines gerechten Wahlsystems in Preußen der politische Massenstreik als eines der Mittel angesehen werden mutz, dessen Anwendung durch die Ein- sichtslosigkeit, die Brutalität und den Egoismus der Reaktiv,» sich leider einmal notwendig machen wird. Unsere Gegner, insbesondere da? preußische Junkertum, wissen, daß es ein Verbrechen ist, die Arbeiterschaft Preußens, von Freund und Feind als die intelligenteste der Welt anerkannt, um ihre politischen Rechte zu betrügen. Alle Bestrebungen der Arbeiterschaft, eine im Gesamttnter- esse des Volkes liegende Besserung preußischer Zustände herbei- zuführen, scheiterten bisher an dem Widerstand der Reaktion, die für die unerträglich gewordene Lage des arbeitenden Volkes nur Hohn und Spott übrig hat. Nachdem nunmehr durch die Schuld unserer Gegner die Frage des Massenstreiks akut geworden ist, fordern die Genossen des Petersburger Viertels, daß 1. die Genossen allerorts, 2. der Parteitag zu Jena  , 3. die Genossenschafts- und Gewerkschaftsführer zur Frage des politischen Massenstreiks Stellung nehmen und denselben propagieren, damit derselbe in kürzester Zeit durch- geführt wird."_ Jugendbewegung. Di» Kriegsspielerri der Pfadfinderkorps nimmt immer wunderlicheren Umfang an. Am Sonntag harte man die schlesischen Pfadfinder zu Hunderten in Breslau   zusammen- getrieben und sie in der Kaserne de? 11. Regiments ein- quartiert und verpflegt. Dann wurde ein« regelrechte Völkerschlacht mit folgenden Aufgaben ausgeführt: Allgemeine Kriegslage: Ein rotes(franzöfi- ch e s) Korps marschiert auf Breslau  . Di« Spitzen find bereits auf der Straß« Ransern OSwitz gemeldet. Ein blaues(Breslauer) Korps erhält den Befehl, den feindlichen Vormarsch solange als möglich aufzuhalten. Besondere Lage für Rot: Der Führer des roten Korps erhält den Befehl, bi« zur Schwedenschanze vor- zugehen, um dort die Ankunft seiner Munitionskvlonnc ab- zuwarten, welche frühestens 9,3<) Uhr dort Ransern erreichen kann. Besondere Lage für Blau: Der Ftichrer der blauen Armee ist im Dorfe Oswitz angelangi und klärt gegen die Schwedenschanzc auf. Auftrag für Rot: Bei Rot ist die Nachricht eingegangen, daß Blau in Oswitz angelangt ist. Patrouillen sind bereits am Kapellenberg gesehen worden. Der Führer beschließt daher, die schweben schanze zu besetzen und dort die Ankunft feiner Muni- tionskolonne abzuwarten. Austrag für Blau: Bei�Slau ist die Meldung eingegangen, daß die Schwedenfchanze vom Feinde besetzt ' und die rot« Munitionskolonne auf Ransern unterwegs rsi. Der Führer beschließt daher, die schwekenschcmze zu nehmen und die Munitionskolonne zu vernichten. Zu dieser Soldatenspielerei der größtenteils schulpflichtigen Jungen hatten sich als Ehrengäste eingefunden: Der Kommandeur der 11. Division, Generalleutnant von Dorrer, der Kom- mandeur der 22. Jnfanteriebrigade, Generalmajor Suren, der Kommandeur der 11. Artilleriebrigade, Oberst von Bischoffs- Hausen und andere hohe Offiziere! Wie fich die jungen Krieger ihrer Aufgaben unterzogen, das schildert ein zufälliger Beobachter der nachträglichenKritik" desReichsfeldmeisters" Bayer. Sie prügelten wild auf einander los. Da gab es eine ganze Anzahl Verwundete". Einer hatte sich den Finger gebrochen, einer eine Sehnenverrenkung und ein zwölfjähriger Knirps fiel ohnmächtig aus dem Gliede und mußte sortgetragen wer- den. Auf dem Dampfer, der die jugendlichen Krieger nach der Stadt zurückbrachte, erfolgten noch mehr Ohnmacht»- a n f ä l I e, sodaß der Feldmeifter das Fehlen eines Arztes bemängelte. Daß aber auch sonst der LandsinechtSgeist durch dies« Hebungen genährt wurde, bewiesen viele der Sieger auf dem Bahn- Hof. wo sie Bier und Zigarren reichlich zusprachen und einer so f l e g e l h a f t sich benahm, daß«in Reservist in Uniform dem 14- zährigen die Zigarre aus dem Munde schlug. Rm Industrie und Kandel  . Elcktrizitätsverbriulch und Konjunktur. Als Hilfsmittel für die Beobachtung des Konjunkturverlaufs wurden bisher die Aufzeichnungen über die Aus- und Einfuhr. Ziffern, die Zinssätze«nu Geldmarkt, die Warenpreise, die Verände- rungen am Arbeitsmarkt, die Produktionsziffern wichttger Roh- stoffe(Kohle und Eisen), die Eisendahnverkehrsziffern u. a. vor- nehmlich verwandt. Diesen Mitteln sucht nun dieKöln  . Ztg." zum ersten Male llebersichten über den Verbrauchs n elektrischer Kraft zur Seite zu stellen. Sie hat sich dazu an mehrere größere Werke in den Regierungsbezirken Düsseldorf   und Köln   getvandt und folgende Uedcrsicht für etwa 23 Zentralen zusammengestellt; die Stromerzeugung betrug: April Mai 1312 1313 1812 1313 __________/ Licht u. Kruft   366611 1310076 320422 38203« Gleuyprom, 3108537 3 583075 3516240 3 564635- 1 Selbsterzeugt 23870152 32478703 24846638 30741174 AKchftlpr. s Hinzubezog. 3165744 7 845570 2 385827«826173 Ueber die Verwertbarkeit dieser Zahlen zu dem angegebenen Zwecke schreibt dieKöln  . Ztg.": Insgesamt ha.ben also die oben angegebenen Zentralen im Monat Mai dieses JahreS 35 287 905 Kilowatts. undcn hergestellt und außerdem noch 6 826173 Kilowattfiu.nden bezogen, wäbrend im Monat Mai des Vorjahres fich die entsprechenden Ziffern auf 23 283 540 und 2 985 827 Kilowattstunden belaufen haben. Gegen- über dem Monat Mai des Vorjahres ist also eine erhebliche Steige- rung der erzeugten Eleftrizitätsmenge eingetreten. Dagegen zeigt die Zusammenstellung gegenüber dem April des laufenden Jahres, der insgesamt 37 377 853 selbsterzeugter und 7 845 570 hinzube- zogener Kilowattstunde>: aufwies,«inen beträchtlichen Rückgang, der, auch wenn man berücksichtigt, daß der Kraftverbrauch für Licht- zwecke im Mai geringer war als im April, doch zum größten Teil wohl auf den langsameren Gcfcbäftsgaug in Gewerbe und Handel zurückzuführen ist. Daraus ergiot sich, daß bei Beurteilung dieser Ziffern zunächst die Verschiedenheiten zu berücksichttgen sind, die sich aus dem Wechsel der Jahreszeiten in dem Verbrauch an elektrischer Kraft für Zwecke der Lichtcrzeuaung ergeben. Es wäre deshalb er- wünscht, wenn die für Lichkzwecke bestimmten Strommengen geson­dert angegeben.werden könnten. Das läßt sich jedoch nicht durch- führen, da bei den Zentralen selbst sehr häufig nicht auseinander- gehalten werden kann, welchen Verwendungszwecken der von ihnen abgegebene Strom dient. Ferner ist zu berücksichttgen, daß in den von Monat zu Monat eintretenden Veränderungen nicht nur der Mehrverbrauch der an die einzelnen Zentralen bereits ange- schlossenen Verbraucher zum Ausdruck kommt, sondern auch die Wirkung der Neuanschlüss« an die Zentralen. Naturgemäß weist die Anschlußbewegung bei den einzelnen Zentralen, je nachdem der »stromabsatz von ihnen mehr oder minder eifrig und geschickt ge- fördert wird, große Verschiedenheiten auf. Man kann also die Sta- tistik über die erzeugten Mengen elektrischer Kraft nur mit gewissen Vorbehalten zur Beurteilung der wirtschaftlichen Gesamtlage her»». ziehen. Auch wird man sie für diesen Zweck erst dann verwenden können, wenn sie sich über längere Zeiträume erstreckt, so daß sich gewisse Kurven ergeben, an denen sich der Kraftveibrauch ablesen läßt. Jedenfalls läßt sich das eine jagen, daß zunehmende Erzcu- gung und wachsender Verbrauck von elektriscber Kraft nach Berück- sichtigung der besonderen Einflüsse, denen ihre Verwendung durch den Wechsel der JahreSzeiien unterworfen ist, unmittelbar auf zu- nehmende Lebhaftigkeit in der wirtschaftlichen Tätigkeit schließen lasse. Das gilt auch dann, wenn der Mehrverbrauch elektrischer Kraft zum Teil dadurch bedingt wird, dnß andere Betriebskräfte. wie Wasser, Dampf, tierische oder menschliche Arbeitskraft, durch den elektrischen Strom ersetzt werden. Den» regelmäßig wird mit dessen Einführung auch eine Steigerung v". Intensität der Arbeit ver» bunden sein. Unigekehrt wich also auch das Nachlassen des Ver- brauch» den Schluß aus eine Verlangsamung der wirtschaftlichen Tätigkeit zulassen."__ Ein prinzlichcr Gründer. Unter den Berufsgenossen unserer Souveräne von Gottes Gnaden finden sich immer mehr Häupter, die sich iu Geschäfte einlassen, auf die ein echter Junker al§ nicht recht standeswürdig herabsieht. Wie die bürgerliche Presse meldet, hat Prinz Heinrich XXXII. R e u ß j. L. vor einiger Zeit zwei Kautsckulplantagen in Deulscki-Ostafrika   erworben und diese in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung eingebracht. Prinz Reuß ist zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrats der neuenMango Marimba G. m. b. H." geworden. Das prinzliche Interesse hat der G. m. b. H. aber nicht das Schklfsal erspart, die auch sonst kolonialen Neugründungen blüht: die Mango Marimba schlob im ersten Jahr mit einem Verlust von 45 000 M.. im zweiten Jahre mit einem Verlust von 27 703 M. ab. Arbeitermangel und Trockenheit schadeten der Ausbeute auS den Kautschukpflanzungen, so daß sich die G. m. b. H. in Zukunft auch anderen Kulturen zuwenden will. Kohlenprofite. DaSKohlenkontor", das sich aus dem Rheinisch« Westfälischen Kohlensyndikat und Mitgliedern dieses Syndikats zu« sammenietzt und eine KohlenvertriebSgesellschaft des SyndikaiS dar­stellt. erzielte im vergangenen Fahre einen Gewinn von 7V Pf. pro Tonne Beteiligung. Da die Gciellichafter des Kontors zusammen eine Beteiligung von mehr als 9 Millionen Tonnen besitzen, ergibt das einen Gewinn von über 6 Millionen Mark. Davon sollen 55 Pf. als Dividende pro Tonne Beteiligung ausgezahlt werden. während 15 Pf. der Kapitalbeteiligung der Gesellschafter zugerechnet werden. Der Versand des Kontors, der sich über die Rheinhäfen nach Süddeutschland   und die Niederlande   erstreckt, erfubr im ver« gangenen Jahre ein« Steigerung von 1,1 Millionen Tonnen auf 12,3 Millionen Tonnen._____ Hus aller(ftelt. Hllcrhöcbfte Leluftigungen. Ter Herausgeber der konservativenGrenzboten", Georg C l c i n o w, veröffentlicht zurzeit in denGrenzbvtcn" den literari- scheu Nachlaß des verstorbenen Ministers Kiderlen-W aechter. In Briefen und Tagebuchblättern wird da». a. geschildert, wie man sich im Anfang der 90er Jahre auf den Rordlandreisen des Kaiser  » amüsierte. In einem Briese Kiderlen-WaechterS vom 28. Jutr 1831 an fein« Schwester heißt eS: .. Abends sind Zauber- und Theatervorstellungen.?ch bin bereits in zwei Stücken ausgetreten, imGespenst um