Hr. 173. M Jahrgang. 2. Keilme>» Junrirts" Mm pMliilt Donnerstag, 10. Inlt 1918. 5Jt. Gin angenehmer„Kollege". AuS der»A r b e i t" des Polizeispitzels machten wir in 169 einige Mitteilungen. Wir schilderten die Tätigkeit jener Vigilanten, die am Tage einem sie nährenden Beruf nachgehen und nur am Abend oder an Sonntagen sich in den Dienst der Polizei stellen. Sie übernehmen hauplsächlich.Kontrollgänge", auf denen sie allerlei Verstöße gegen Polizeivorschriften durch Observierung festzustellen suchen, z. B. Verspätungen des Ladenschlusses, Ueber schreitungen der Polizeistunde, Reglementswidrigkeiten von Straßen dirnen usw. Wir erfahren jetzt von dem Treiben eines Vigilanten, der am T a g e s e in e n A r b e i t s w a g en fuhr, am Abend aber .Kontrollgänge" für die Polizei leistete. Erst vor kurzem ist es seinen Kollegen gelungen, die Doppelnatur dieses Kohlenkutschers und Polizeivigilanten zu durchschauen. Es handelt sich um einen 22jährigen Kurscher Paul Bergemann, der in Neukölln im Hause Knesebeckstraße 24/25 bei seinen Ellern wohnt und bisher Beschäftigung in dem auf demselben Grundstück befindlichen Fuhrbetrieb von Paul Jahn gehabt hat. Aufgefallen war bei Bergemann, daß er öfter schon bald nach Feierabend in nobler Kleidung durch die Straßen flanierte. Auch wurde bei ihm zuweilen mehr Geld bemerkt, als man nach seinem Arbeitslohn erwarten konnte. Aus dem Lohn hatte er sogar weniger Einkommen als seine Kollegen, denn er arbeitete gegen geringeren nicht tarifmäßigen Lohn. Der Verdacht, daß er am Abend noch einem Nebenerwerb nachgehe, wurde zunächst scherzweis geäußert. Im Hinblick auf seine noble Kleidung ulkte ihn einer an:»Du bist wohl Achtgroschenjunge?" Aber Berge mann verstand keinen Spaß und fuhr heftig auf:„Wenn Du Dir nochmal so was erlaubst, dann lasse ich Dich hochgehen." „Hochgehen lassen" wollte er den Kollegen? Das klang ja sehr sonderbar! Mit dieser Aeußerung, die ver- dächtig an die Sprache eines auf seine Beziehungen pochenden Polizeivigilanten erinnerte, brachte Bergemann selber den Stein ins Rollen. Den„Kollegen", der so sehr dafür schwärmte, nach Feierabend in nobler Kleidung durch die Straßen zu spazieren, sah man sich nunmehr etwas näher an. Organisiert war er nicht, das glaubte man zu wissen. Aber, siehe da I Es stellte sich heraus, daß er dem Deutschen Transportarbeiter-Verband angehörte, in den er erst vor wenigen Wochen plötzlich eingetreten war. Er kam jetzt sogar zu einer Berriebsbesprechung, allerdings wohl nur deshalb, weil in der zu erörternden Lohnstreiligkeit zufällig er selber eine Rolle spielte und der Benachteiligte war. In dem verabredeten Lokal fand kurz vor Beginn der Verhandlungen sich ein Gast ein, der im Sckankraum mit dem bereits anwesenden Bergemann ein paar Worte wechselte und sich dann sogleich wieder entfernte. Ein Kollege,-der gleichfalls bereits anwesend war und das bemerkte, meinte einen Polizeibeamten des Reviers in dem Fremden erkannt zu haben. Trieb Bergemann die Sache so offen I? Jener Kollege war nicht wenig überrascht, daß Bergemann nachher im Laufe einer sich entspinnenden Unterredung gar kein Geheimnis aus seinen Beziehungen zur Polizei machte- Kergemann erzählte, daß er für die Polizei arbeite, und nannte als seinen Chef den Neuköllner Krimiualwachtmeister S t ü b i n g, der im Hause Neue Jonasstratze 35 wohnt. Haupt sächlich beschäftige er sich mit.Kontrollgängen", doch arbeite er auch anderes und„eigentlich alles". Manchmal erhalte er Aufträge, manchmal aber arbeite er auch ganz selbständig. Als Beispiel einer Verwendung zu wichtigem Dienst erwähnte er, daß bei dem B e- such deS Russenkaisers in Berlin die Polizei ihn am Ringbahnhof„Hermannstraße" einen Beobachtungsposten an- gewiesen habe. Damals wurde wohl der vom Zaren benutzte Hof» zug über die Ringbahngleise nach einem anderen Bahnhof geleitet. Bergemam, hatte den Auftrag, im Straßenpublikum die ihm als „verdächtig" bezeichneten Personen zu observieren, auf elwaige „Redensarten" zu achten und diese einem uniformierten Beamten zu melden, damit /löiigenfalls sofortige Festnahme erfolgen konnte. Ueber alles das plauderte Bergemann so ohne Scheu, daß der erstaunte Kollege schließlich in ganz gemütlichem Ton die Frage an ihn richtete:„Dann bist Du wohl sozusagen Achtgroschen- junge?" Diesmal nahm der Vigilant das nicht übel, sondern antwortete ebeni'o gemütlich:„Nein, ick bin über einem Acht- grosckenjungen, ich arbeite ja schon selbständig." Im Dienst der Polizei stehe er seit Herbst 1912, wo er vom Militär los kam, doch habe er auch schon vor seiner Militärzeir für sie gearbeitet. Uebrigens habe jeder Kommissar so seine vier, fünf, sechs Leute dieser Art zur Verfügung. Bergemann sei doch aber, meinte der Kollege, jetzt im Verband; ob denn die Polizei das leide.„Aber natürlich!" belehrte ihn Bergemann.„Ich wurde," erzählte er. ,ge> fragt, ob ich organisiert bin. Ich sagte„nein", da wurde mir ge- antwortet:„Es ist uns angenehm, wenn Sie o k g a n i s i e r t find; die Leute nehmen wir erst recht." Da habe ich mich organisiert." Da hat er sich organisiert! Wir vermuten, daß Bergcmann in nicht zu ferner Zeit auch Mitglied des sozialdemokratischen Wahlvereins zu werden versucht hätte. Aber damit ist es nun vorbei, nachdem er selber durch seine Geschwätzigkeit sich so gründlich entlarvt hat. Er schien große Pläne vorzuhaben und sprach von Hoffnung auf Anstellung, auf festes Einkommen, das ihm dann winkt. Seine Beschäsiigung bei Jahn hat er inzwischen verloren, und man weiß vorläufig nicht, wo er jetzt steckt. Am Ende hat er bereits Ersatz in einem festen Vigilantenposten gefunden? Oder vielleicht taucht er plötzlich an anderer Stelle wieder auf. Also Vorsicht vor diesem„Kollegen"! Partei- Kngelegenkeiten. Wilmersdorf -Halcnsce. Am Sonnabend, den 12. Juli, veranstaltet der örtliche Wahlverein im Viktoria- Garten, Wilhelmsaue 114, sein diesjähriges S o m m er fe st, bestehend in großem Gartenkonzert, humoristischen Darbietungen, Verlosung. PretSichießen, sowie unter Mitwirkung des Arbeiter-RadfahrerbundeS „Solidarität", Ortsgruppe Wilmersdorf. Außerdem findet großer Ball statt. Die Teilnehmerkarte kostet 25 Pf. Köpenick . Zum�., Volksfest" findet heute abend von 7 llhr ab von den bekannten stellen aus eine Flugblaltverbreitung statt. Tegel . Die ausgegebenen Bibliotheksbücher werden im Juli nur MoniagS, abends von 8— g'/z Uhr. zurückgenommen. Andere werden nicht ausgegeben. Im August bleibt die Bibliothek wegen Instandsetzung der Bücher geschlossen. Röntgcntal, Zepernick. Heute abend 8>/z Uhr: Zahlabend in •den Lokalen von August Lange. Siemensstr. 9 und August Adomeit, Faiser-Friedrich-Straße. Buch. Heut abend SV, Uhr: Zahlabend wnt zur Tanne. ßerllner N�cbncbten« Die Reichstagsersatzwahl in Zauch-Belzig fitKiet am Freitag, den 11. Juli, statt. Alle in Berlin arbeitende», in Zauch-Belzig wohnhafte« Arbeiter und Wähler haben die Pflicht, am Freitag in hhreul Wohnort ihr Wahlrecht im Sinne der Sozialdemokratie Aus- zuüben. Am Freitag kommt es auf jede Stimme an! Die sprechende Uhr. Die EntWickelung des Uhrenwesens hat im Laufe de X Zeit erhebliche Fortschritte gemacht. Das zeigte gestern zi\ einem Vortrage Professor Wilhelm Förster , den er im Hotel „Prinz Albrecht" vor einem geladenen Publikum hielt und in welchem er nachwies, in welcher Weise in den verschiedensten Zeitperioden die Zeitbestimmung erfolgte. Der bekannte Uhrensammler Karl Merfeld, der vor einiger Zeit seine große Uhrensammlung an Pierpont Morgan veräußert hat, aber noch heute einige wunderhübsche Seltenheiten von Uhren besitzt, legte dar, wie die hochentwickelte Technik unseres Zeit- alters mit ihrem Suchen nach Zeitersparnis jetzt d i e sprechende Uhr gezeitigt habe. Diese Uhr, die vor- gesührt wurde, ruft nach Ablauf einer viertel, halben oder vollen Stunde die Zeit mit menschlicher Stimme aus: 9 Uhr, 10 Uhr 45. 11 Uhr 15, 12 Uhr usw. Sie wiederholt diese Zeit beliebig oft, wenn man auf einen Knopf drückt. Die Uhr kann man beliebig abstellen, wenn man nicht gestört werden will. Man kann aber auch dann, wenn das Rufwerk des Nachts abgestellt ist, jederzeit durch Drücken auf einen Knopf bis auf die Viertelstunde erfahren, wieviel Uhr es ist. Man kann die Uhr so stellen, daß sie uns nur eine bestimmte Zeit zuruft. Die Konstruktion des Werkes ist recht vielgestaltig, weil ein gut funktionierendes Werk mit einem sprechenden Film verbunden werden mußte. Die praktische Verwendung dieser Erfindung des Berliner Konstrukteurs Max Markus wird sich erst noch zeigen müssen. Die verschiedensten Perspektiven er- öffnen sich da. Zur Verwertung der Erfindung hat sich eine Gesellschaft mit 1'/» Millionen Mark gebildet, durch welche die Uhren zu einem Preise von 130 M. pro Stück vertrieben werden sollen. Bemerkt sei noch, daß die Uhr auf die ver- schiedenen Sprachverhältnisse der Länder Rücksicht nimmt, und daß man gestern französische, englische, spanische Zeitangaben rufen hören konnte._ Die Eröffnung des Grohschiffahrtskanals Berlin— Stettin wird voraussichtlich nicht mehr in diesem Jahre, keinesfalls aber schon im Oktober erfolgen. Die Wiederherstellungs- arbeiten der undicht gewordenen Äanalstrecke bei Niedcrfinow erweisen sich als außerordentlich schwierig, da an jener Stelle der Großschiffahrtsweg durch Schwemmsandablagerungen führt, auf die ein angrenzender Höhenzug drückt, und es darauf an- kommt, weitere Verschiebungen und Senkungen des sehr lockeren Erdreiches zu verhindern. Diese Aufgabe stellt so hohe Anforderungen an die Baulestung und die ausführenden Kräfte, daß die feierliche Eröffnung des Großschiffahrtskanals Berlin — Stettin wahrscheinlich erst am 1. April 1914 wird er- folgen können._ Gardekürasfiere und �luguftaner. Ein kriegsgerichtliches Nachspiel sollte, die Ausschreitungen von Gardisten in einem Tanzlokal in der Hasenheide habe». In der Hasenheide selbst sowie in den angrenzenden Straßenzügen liegen eine Reihe von Tanzlokalen, die viel von Militär besucht werden. Da aber im Laufe der letzten Jahre oft Streitigkeiten zwischen den Angehörigen der verschiedenen Regimenter vorgekommen find, so hat sich allmählich eine„Scheidung" herausgebildet. In den einzelnen Lokalen verkehren die Angehörigen eines be stimmten Kavallerie- und eines Infanterie- Regiments. Aber auch dadurch scheinen die Reibereien nicht aus der Welt geschafft worden zu sein. Es beweist dies ein Exzeß, der in einem Etabliiiement an der Fichtcstraße zwischen Gardekürassieren und Augustanern zum Ausbruch gekommen ist. Beim Tanzen hatten eine Anzahl von Kürassieren etwas abseits im Saal gestanden. Der Grenadier Widdart vom Augustaner-Regiment trat nun beim Tanzen versehentlich. vielleicht auch absichtlich, dem Kürassier Köhler auf den Fuß. Dies sollte den Anlaß zu einem blutigen Auftritt geben. Es wurden Schimpfworte zwischen den Infanteristen und Kavalleristen hin und her gewechselt. Einer rief den Kürassieren zu:„Ihr Pferdeknechte und Mistkutscher!" worauf von der anderen Seite erwidert wurde:„Ihr Sandhopserl Wir können uns ja nachher sprechen!" Es kam nun zu einem Handgemenge, wobei eine größere Anzahl von Kürassieren auf den Angeklagten W. eindrangen und ihn blutig mißhandelten. Der Grenadier wiederum ergriff ein BierglaS und schlug eS mit solcher Wucht auf den Kopf deS Kürassiers Köhler, daß eine klaffende blutende Wunde entstand. K. sowohl als auch W. mußten dann nach dem Krankenhaus Am Urban gebracht werden, wo sie mit Notverbänden versehen wurden. Sie waren beide längere Zeit revierkrank, vor Gericht gab Widdart, gegen den Anklage wegen schwerer Körperverletzung mittels gefährlichen Werkzeugs erhoben worden war, an, er habe in der Notwehr ge- handelt. Mit dem Rufe:„Schlagt den Hund tot!" seien die Kürassiere auf ihn eingestürmt, und um sich zu wehren, habe er zum Bierglas gegriffen. Einige der als Zeugen vernommenen Kürassiere zogen es vor, die Aussage darüber, ob sie auch zu- geschlagen hätten, zu verweigern. Das Kriegsgericht kam schließlich zu der Ueberzeugung. daß der Angeklagte bei dem Tumult tatsächlich in der Notwehr gehandelt habe, und es sprach ihn infolgedessen von der Anklage der gefährlichen Körperverletzung frei. Wegen Vergehens gegen das Auswanderergesotz wird der 45 Jahre alte Maurerpolier Hermann Knuth, der aus Jasenitz im Kreise Randow gebürtig ist und hier in Berlin zuletzt in der Dunckerstraße 17 wohnte, von der Staatsanwaltschaft steck- brieflich verfolgt. Knuth war seit einiger Zeit für einen brasilia - Nischen Auswandererverein agitatorisch tätig. Durch Zeitungsanzeigen forderte er junge Leute dazu auf, mit ihm Deutschland zu verlassen und nach Brasilien auszuwandern. Es gelang ihm auch, eine ganze Anzahl junger Männer, Handwerker und Arbeiter zu überreden, mit ihm nach Südamerika zu fahren. Die Gesellschaft fuhr auch tarsächlich ab. Knuth, der den Führer spielte, ließ seine Frau mit sechs Kindern im � Alter von zwei bis vierzehn Jahren in größter Not zurück. bei Bodum, Rest«!« I Nachdem die Strafbehörde Kenntnis von dem Treiben des Mannes I erhalten hat, sucht sie ihn steckbrieflich wegen Vergehens gegen das Auswanderergesetz vom 9. Juli 1897 und gegen den§ 144 des Reichsstrafgesetzbuches. In letzterem wird mit Strafe bedroht, wer es sich zum Geschäft macht, Deutsche unter Vorspiegelung falscher Tatsachen oder wissentlich mit unbegründeten Angaben oder durch andere auf Täuschung berechnete Mittel zur Auswanderung zu ver- leiten. Nach den letzten Mitteilungen scheint sich der flüchtige Familien- Vater mit den von ihm geworbenen jungen Leuten noch nicht ein- geschifft zu haben. Man hofft deshalb, ihn noch in der Hafenstadt dingfest machen zu können._ Bauunfälle in Buch. Aus dem Neubau des VerwaltungstzebäudeS der Irrenanstalt Buch stürzte Montag nachmittag gegen 4 Uhr der 65 jährige Zimmer- mann Wolff auS Bernau beim Rüsten vom Gerüst herab und brach sich den linken Unterschenkel. Gestern mittag gegen 12 Uhr fiel ebenfalls beim Rüsten der 19jährige Zimmermann Andres aus tBernau herunter und brach den linken Fuß. Beide fanden im tlrankenhaus Aufnahme._ Schützenbrüder schieben zum Wohle des Vaterlandes. Sind d i e P r ä m i e n- u n d W e t t s ch i e ß e n des Ber- li uer Schützenbundes als„Lustbarkeit" anzusehen? Ua'cr diese Frage traf gestern der Potsdamer Bezirksausschuß als Ber. Haltungsgericht zweiter Instanz eine Entscheidung, die in weitesten Schü tzenkreisen Beachtung finden wird und nicht ohne Einfluß auf die kl. fi'ftigen Programme solcher Veranstaltungen bleiben wird. In Kauls. forf hat der Berliner Schützenbund sein Bundesschützenhaus und do rt finden alljährlich die Wetlschießen statt, bei denen sich die einzelne u Vereine untereinander messen. Am 1. September 1999 trat in. Kaulsdorf eine Lustbarkeitssteuerordnung in Kraft, die sich auch au.' die Schützenveranstaltungen erstreckt, und im Jahre 1919 wurden sieben Vereine zur Lustbarkeitssteuer veranlagt. Be- trofsen n»aren der Moabiter Schützenbund, der Rehberger Schützender Vn. der Berliner Scharffchützenverein, der Vereinigte Schützenverc«n. die Kaulsdorfer Schiitzengilde, der Schützen- verein Zenl Icum und die Schützengilde Zentrum. Alle diese Vereine hatte � interne Wettschießen nur für ihre Mitglieder ver- anstaltet. Oh. tw Rücksicht darauf veranlagte der Gemeindevorsteher die Veranstalte« zur Lustbarkeitssteuer. Sie erhoben dagegen kor- porativ als B«liner Schützenbund Einspruch. der jedoch zurück- gewiesen wurde, und beschritten den Klageweg. Vor dem Kreis- ausschuß machten 1 sie geltend, daß ihre Veranstaltungen keine Lust- barkeiten seien, s'ondern dem Wohle 1>eS Vaterlandes gelten und einen tüchtigen Landsturm heranbilden wollen. Die Schießübunge« dienen nur der Ausbildung der Mitglieder, die bei Gefahr d en eindringenden Feind abwehren können müssen. De r Kreisausschuß wies die Klage ab und vertrat den Standpunkt des Gemeindevorstehers, der in erster Linie nur das Vergnügen der ll Mitglieder gelten ließ, dem dann erst die Wehr- zwecke nachfolgen. D.* Bezirksausschuß wies aus demselben Grunde die Klage ab. DaS Oe Icrverwaltungsgericht hob das erste Urteil auf, weil es eine eingehende Prüfung des Tatbestandes vermißte und auf- geklärt wissen wollte, ob die Schießveranstaltungen aus ihrer ganzen Aufmachung den Charakter einer Lustbarkeit in sich schließen. Der Bezirksausschuß nah<" nun eine eingehende Beweisaufnahme vor und hörte die Bors itzenden und Mitglieder dxr Vereine. Er kam dabei zu dem Ergeb:«§, mit Ausnahme der Kaulsdorfer und Rehberger die Kläger von der Steuer freizustellen, weil sie nach- gewiesenermaßen nur inter.«e Wettbewerbe veranstalteten, die der Schießausbildung der Mitglic t>er und indirekt der Wehrfähigkeit der Leute gelten, die im Dienste v des Vaterlandes gegebenenfalls ihre Pflicht zu tun haben. Da d ie Rehberger und Kaulsdorfer an das Schießen ein gemeinsames Eff W reihten oder'gar nachts gleich ein Stiftungsfest feierten, bekunde trn sie damit, daß der Zweck ihrer Veranstaltung dem Vergnügen i« erster Linie gegolten habe. Wem, jemand c ine Reise tut..« Zu der unter obiger Spitzma rke kürzlich veröffentlichten Zuschrift bitte: uns das„Journal d'Allema gne" um Aufnahme folgender Er- widerung: „Unmittelbar vor der Abfahrt beS ZugeS unserer Reiseteilnehmer von Paris meldete sich ein Herr b.« unserem Leiter der Reisegesell. schaft und erklärte, er habe soeben ftine Handtasche in dem Mail- Coach igroßer Pariser Kremser) lieg»n lassen und zwar unter der Sitzbant. Die von uns unverzüglich angestellten Recherchen haben über den Verbleib der angeblich ab! Vmden gekommenen Handtasche nichts ergeben, desgleichen die von i ms gemachte Meldung bei der Pariser Kriminalpolizei. � � �, Fl,. Davon, daß in der Handtasche i tgendwelche Wertgegenstande enthalten seien, wie später in Berlin angegeben wurde, hat der betreffende Herr weder bei Anzeige deS Verlustes, noch während der ganzen Reise voll Paris nach Berlin un f-rem Vertreter gegenüber irgend etwas erwähnt. Die Angabe, di rb dem Betreffenden sein Handgepäck gestohlen worden sei, ist fa Vch. eS liegt eigene« Ver- schulden vor. Es entspricht den Tatsach M auch nicht, daß von irgendeinem anderen der 899 Reisetee I nehmer über etwa vorgekommene Diebstähle geklagt worden sei. Wir haben vielmehr AnerkennungSschree ven von einer Anzahl Teilnehmer erhalten." t... Die obige Darstellung dürste dem Besch» ferdeführer nicht viel helfen. Daß es nicht ollen Reiseteilnehmern) V ergangen ist, wie ihm, das ist ganz hübsch und gut, dürfte aber d«n Beschwerdeführer schwerlich über seinen Verlust trösten können.>?b nicht_ auch von dem Beschwerdeführer etwas Borsicht außer acht gelassen ist, wollen wir nicht näher untersuchen.____ Beim Rechtsanwalt eingebroch Dem Arbeitszimmer eines Rechtsanwaltes statte ten in der vergangenen Rächt Einbrecher einen Besuch ab. Im zn viten Stock des Ouergebäudes im Hause Unter den Linden 54 be) Inden sich die Bureauräume und das Privatkontor des Rechtsanwalt X Dr. Treitel. Auf letzteres hatten es die Einbrecher abgesehen, wahr scheinlich die- selben, die vor ungefähr Jahresfrist in dem Arbeitstisch 1 des Rechtsanwalts 499 M. bareS Geld vorfanden. Auch dieSmc tl erbrachen die Diebe, nachdem sie sich gewaltsam Eingang in daS i lantor verschafft hatten, den Arbeitstisch und ruinierten ihn dmttrrch sehr. Bares Geld fanden sie jedoch nicht, da der Anwalt jseit dem letzten Einbruch kein Geld mehr darin aufbewahrt. Sehr enttäuscht hielten sie sich jetzt an anderen Sachen im Kontor schadlos, deren Verlust für den Bestohlenen viel erheblicher und schmerzlicher ist. Von der Wand lösten sie eine orientalische Handstickerei, läe dem Anwalt von einem Freunde als Andenken aus dem Chinesischen Krieg verehrt wurde. Es ist ein sehr seltenes und kostbarett Stück und hat einen Wert von mehreren Tausend Mark. Die S. sickerei stellt zwei kämpfende Hähne dar sowie eine« Taubenschlag, von: dem die Tauben nach allen Richtungen davonfliegen. Unter and wem nahmen sie dann noch eine Bronzefigur mit, die einen Dackdl auf einer Marmorplatte darstellt.__ Tie Einäscherung des Genossen Fritz Zietsch . Auf dem städtischen Berliner Krematorium in der Gerichtstraßv fand gestern nachmittag die Einäscherung der Leiche unseres in sc» jungem Lebensalter plötzlich dahingeschiedenen Genoffen Fritz Zietsch
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