m. Spricht das nun gegen den Massenstreik? Mit Nichten! Auch wir sind überzeugt, daß der Massenstreik ein wirksames Mittel ist, daß es zu seiner Anwendung auch in Deutsch - land. sei es zur Abwehr, sei es zum Angriff, kommen wird. Aber weil es sich in Teutschland dabei um entscheidende Machtproben handeln wird, deshalb darf er nicht von der Partei den Massen aufgedrängt werden als ein taktisches Auskunftsmittel, um über eine momentane Situation hin- wegzukommen. Weil die Fortschritte zu langsam, weil in einer bestimnüen Frage ein Erfolg noch nicht erzielt, weil man mit der Teilnahme der Massen nicht zufrieden ist, des- halb soll der Massenstreik propagiert werden, wie man einenr lebensschwachen Patienten eine Kampferinjektion verabfolgt! Wir meinen gerade umgekehrt: Wenn die Massen in stiirmi- scher Erregung sind, wenn sie vorwärts drängen, wenn sie um bremsende Führer sich nicht mehr kümmern, wenn sie um jeden Preis, koste es was es wolle, ans Ziel gelangen wollen. dann ist der Augenblick, nicht wo der Massenstreik diskutiert und dann proklamiert ist, sondern wo er da ist. geboren aus der zwingenden unwiderstehlichen Gewalt der Massenbewe- SiMg. Ein solcher Streik, von der Masse selbst mit unwidersteh- licher Wucht verlangt, der bietet dann auch ganz andere Aus- sichten für den Sieg, und selbst eine Niederlage bleibt, weil die Massen selbst die Notwendigkeit des Kampfes als un- vermeidbar gefiihlt hatten, nur eine bald überwundene Episode. Ter deutsche Parteitag wird sich jedenfalls mit der Frage des Massenstreiks beschäftigen und wir hoffen, daß die Tis- kussion über die Bedingungen des Streiks erhöhte Klarheit schaffen wird. Als unmittelbar praktische Frage wird er den Massenstreik in der augenblicklichen Lage, am Beginn einer Wirtschaftskrise, angesichts der Ungewißheit der poli. tischen Situation in Preußen, kaum behandeln können. Es wäre verderblich, die preußische Frage so anzusehen, als wäre hier die Partei in einer ausweglosen Situation. Tie preußische Wahlrechtsfrage ist sicher ein Zentralproblem un- serer gesamten inneren Politik. Aber sie ist. und das unter- scheidet sie wesentlich von dem österreichischen, belgischen. holländischen und dänischen Wahlrechtsproblem, nicht das einzige. Tie Konzentration unserer Kraft findet hier die Schwierigkeit, daß andere Probleme der Reichspolitik da- zwischentreten, wo wir ein ganz anderes Kampffeld vor- finden. Und das gleiche Wahlrecht im Reich hat die Ar- beiterschaft auch gegen die Errungenschaft eines preußischen Wohlrechts kritischer gestimmt. Auch sie fühlt, daß es hier den Einsatz der ganzen Kraft erst lohnt, wenn es um die Entscheidung der politischen Machtfrage geht. Das Bewußt- sein zu wecken, daß es zu solcher Entscheidung kommen wird und muß, und die Arbeiterschaft darauf agitatorisch und or- ganisatorisch vorzubereiten, ist eine unserer wichtigsten Auf- gaben, ist die beste Vorbereitung und zugleich die unum- gängliche Vorbedingung für den Massenstreik. Wir hoffen, daß die Diskussion in diesem Sinne wirken und dazu bei- tragen wird, daß die revolutionäre Situation, der wir ent- gegengehen, uns dann auch bereit finden wird. vle Rumänen auf bulgarischem Gebiet. Ein Teil der rumänischen Armee hat die Donau überschritten und bulgarisches Gebiet besetzt. Auch die Hafenstadt Silistria ist bereits in Händen der Ru- mänen, ohne daß irgendwie von den Bulgaren Widerstand geleistet worden wäre. Rumänien will durch sein Vorgehen feinen Ansprüchen Nachdruck verleihen und sich die erstrebten Gebietsteile durch eine rechtzeitige militärische Besetzung sichern. Gleichzeitig mit dem Einmarsch in Bulgarien erfolgte auch die Abberufung des rumänischen Ge- sandten in Sofia . Bulgarien will es auf einen kriege- nschcn Konflikt mit Rumänien nicht ankommen lassen; der bulgarische Gesandte in Bukarest hat Anweisung erhalten, auf seinem Posten zu bleiben. Vertreter der bulgarischen Kriegspartei haben bürgerlichen Journalisten gegenüber alle Vermittln ugsaktionen ihrer Regierung abzuleugnen versucht. Tatsächlich sind diese Aktionen, vor allem die Rußlands und Frankreichs im vollen Gange. Wie es heißt, sind Serbien und Griechenland zu einem Waffenstillstand bereit, wenn ihnen die Teile Ma- zedoniens, auf die sie vor Ausbruch des Bruderkrieges An- spruch erhoben, zugestanden werden. Auf dem Kriegsschauplatze gewinnen Serben und Griechen noch weiter Terrain, da die bulgarische Armee ihre Ilmfassungsabsichten nicht durchführen konnte. Drollig ist dabei das Verhalten eines großen Teils der deutschen Presse. die anfangs felsenfest an einen bulgarischen Sieg geglaubt hatte, jetzt aber auf einmal herausfindet, daß Bulgarien schwere polftische Fehler gemacht habe und schon aus mili- tärischen und psychologischen Gründen nicht habe siegen können. Hätten die Herrschaften die vor allem aus Wien kommenden Meldungen etwas kritischer und kühler behandelt, brauchten sie sich jetzt nicht selbst desavouieren. Eine Kundgebung der rumänischen Regierung. Paris , 11. Juli. Dir Blätter veröffentlichen den Text einer rumänischen Note, in der es heißt: Tie ru- mänische Regierung hat bei Zeiten die bulgarische Regierung davon verständigt, daß Rumänien in dem Falle, daß die Balkanverbündetcn sich im Kriegszustand befänden, die von ihm im Interesse des Friedens bisher beobachtete Reserve nicht bewahren könne und sich genötigt sehen würde, in Ak- tion zu treten. Die bulgarische Regierung habe es nicht für nötig gehalten, aus diese Mitteilung zu antworten. Im Gegenteil, der Krieg brach leider infolge der plötzlidjen An- griffe der Bulgaren auf die serbischen Truppen und ohne daß die elementarsten Regeln vorheriger Notifizierung beob- achtet wurden, welche zum mindesten die Achtung vor den internationalen Abmachungen und Gebräuchen bewiesen hatten, aus. Angesichts dieser Lage hat die rumänische Re- gierung ihrer Armee den Befehl erteilt, in Bulgarien einzu- marschreren. Der rumanrsche Einmarsch. Bukarest , 11. Juli. iMeldung des Wiener K. Telegr.-Kor- cesp.-Bureaui.) Ter Einmarsch der rumänischen Truppen in Bulgarien hat begonnen und der rumänische Gesandte in Sofia , Ghika, ist abberufen worden. Tie Besetzung Silistrias. B u k a r e st, 11. Juli.' sAmtliche Meldung.) Silistria ist ohne Widerstand besedt worden. 200 oder 300 bulgarrsche Soldaten haben sich ergeben. Als erste zog eine Abteilung des 5. Jägerregiments zu Pferde in die Stadt ein. Tie bulgarischen Abteilungen leisteten bei der Ent waffnung keinen Widerstand. Tie rumänische Armee ist 10 bis 15 Kilometer in bulgarisches Territorium eingedrungen. Die rumänische und muselmanische Bevölkerung ist begeistert. Das Verhalten Bulgariens . Sofia , 11. Juli. (Meldung der Agence Bulgare .) In dem Augenblicke, wo die russische Vermittlung zur Beilegung der bewaffneten Konflikte zwischen Bulgarien , Serbien und Griechenland im Begriff war. ihr Ziel zu erreichen, und wo man den Frieden am Balkan gesichert glaubte, hat die ru- mänische Regierung durch ihren Gesandten in Sofia eine Note überreicheiü lassen, in welcher sie. eben diese Konflikte zum Vorwand nehmend, die bulgarische Regierung benach- richtigt, daß sie der rumänischen Armee Befehl gegeben habe, in Bulgarien einzurücken. Angesichts dieser Lage hat die bulgarische Regierung ihren Truppen be- fohlen, den Rumänen keinen Wider st and entgegenzusetzen. Ter ruwänische Gesandte Prinz Ghika verläßt morgen Sofia mit dem Personal der Gesandtschaft, nachdem er die Gesandtschaftsgebäude der italienischen Gesandtschast über- geben haben wird. Der bulgarische Gesandte bleibt in Bukarest . Bukarest , 11. Juli. Ter bulgarische Gesandte Dr. Ka- linkow hat von seiner Regierung den Auftrag erhalten, in Bukarest zu bleiben. Tie Bermittlungsaktiou. Paris , 11. Juli. Tie„Agence Haoas" meldet aus Sofia : Tie Mächte tun bei den kriegführenden Parteien getrennt, aber in Nebcreinstimmung miteinander» Schritte, um das Aufhören der Feindseligkeiten zu veranlassen. Rußland ist in dieser Sache besonders dringend und wird sehr wahrscheinlicherweisc um so mehr Gehör finden, als es die Initiative zu einem Schiedssprüche er- griffen hatte, bevor die kriegerischen Ereignisse begonnen Hutten,. die gegen den Willen der Regierungen durch die Erregung der Truppen hervorgerufen wurden. Jetzt dürfte Bulgarien bereit sein, die Ratschläge Rußlands und der andere» Mächte zu b. folgen. Luch Serbien , das den Verlust von vielen Soldaten zu beklagen hat. wünscht wohl nicht den vernichtenden Krieg fortzusetzen. ES ist sehr wahrscheinlich, daß es auch in Athen den Mächten gelingen wird, zu veranlassen, die griichische Armee aufzuhalte», obwohl sie durch die jüngsten Ereignisse in einen SiegeStaumrl versetzt ist. London , 11. Juli. Wie das Reutersche Bureau erfährt, hat Bulgarien vor zwei Tagen an Rußland die Mit- teilung gerichtet, daß es zu einer Einigung mit Griechen- land und Serbien bereit sei, und daß es Rußland auffordere, diese Aufgabe zu übernehmen. Rußland habe eingewilligt, unter gewissen Bedingungen seine guten Dienste zu leisten, und nachdem es sich mit Sofia verständigt hatte, sei es mit Belgrad und Athen in Fühlung getretep und habe Serbien und Griechenland aufgefordert, die Femdseligkeiten einzu- stellen, um mit Rußlands Hilfe ein Uebereinkommen zu er- zielen. Die Antworten Griechenlands und Serbiens sind noch nicht eingetroffen. Tie Nachricht, daß Bulgarien Ru- mänien keinen Widerstand entgegensetzen werde, macht den günstigsten Eindruck. Tie Griechen in Kavalla . Athen , 11. Juli. Admiral Kondurioris hat die Be- setzung von Kavalla amtlich bekanntgegeben und den Kapitän z. S. Anetzis zum Gouverneur der cotadt ernannt. Tie Umgegend ist von KomitatschiS gesäubert worden. Bei der Bevölkerung herrscht großer Enthusiasmus, an dem auch die Mohammedaner teilnehmen. Tie Kämpfe der Griechen im Strumitzatale. Athen , 11. Juli. (Meldung der„Agence d'AtheneS".) Nach der Schlacht bei Strumitza konzentrierten sich bei Demirhissa auf dem linken Ufer der Struma, wo sich die Trümmer der miS Kil. kitsch vertriebenen bulgarischen Armee befanden, etwa 4 Bataillon«. Sie errichteten dort Befestigungen, die sie mit Belagerungsartillerie verstärkten, außerdem besetzten sie die Höhen von Vetrina auf dem rechten Ufer der Struma. Eine Armee von drei griechischen Divi- sionen unter dem Befehl des Generals Manussoyanki erhielt den Befehl, die den rechten Flügel der Strumitza angreifenden Kräfte zu decken und zu gleicher Zeit die gesamten feindlichen Streitkräfte vom Berge Beles und vom rechten Ufer der Struma zu ver- jagen. Tie Griechen griffen demzufolge den rechten feindlichen Flügel an, den sie aus KsfiSlik hinauswarfen, worauf dann auf dem Bormarsch die griechische Infanterie von den 9 Kilometer tra- genden bulgarischen Festungsgeschützen beschossen wurde. Da die griechische Artillerie auf diese Entfernung das Feuer nicht er» wiedern konnte, wurde dcki: Kampf unentschieden abgebrochen. In der Nacht aber rückte die griechische Artillerie unter dem Schutze der Dunkelheit vor, und am frühen Morgen begann die griechische Infanterie mit einem heftigen Angriff den Kampf. Sie warf die Bulgaren aus Vetrina heraus und über da» rechte Ufer der Struma hinüber. Auf ihrer Flucht zerstörten die Bulgaren einen Teil der Eisenbannbrück«. wodurch der Bormarsch der Griechen für den Augenblick angehalten wurde. Die Griechen aber folgten mit ihrer Gebirgsartillerie auf dem rechten Ufer deS Flusses gegen Norden. Dies zwang die Bulgaren in größter SUe ihre Stellun- gen zu räumen unter Zurücklassung von vier Feftungsgefchutzen und von großen Mengen von Granaten und Lebensmitteln. Die Griechen verfolgten den fliehenden Feind. Gin Zentrumsvorkhlag zur preußiiehen Blahlrcform. Si scheint dem Zentrum die Einsicht aufzudämmern, daß auch in Preußen mit dem blinden Zusammengehen mit den Junkern keine politischen Geschäfte mehr zu machen sind. Aus der Furcht, durch einen ähnlichen schmachvollen Handel wie im Jahre 1910 vollends Fiasko zu machen, erklärt sich wohl der auf die Schacherbedürfnisse der bürgerlichen Linken spekulierend« Vorschlag, den da« genannte Rheinische ZentrumSorgan veröffentlicht. Die Anregungen der „Kölnischen BolkSzeitung" haben folgenden Inhalt: 1. Wahlpflicht. 2. geheime Stimmabgabe, 3. direkte Wahl, 4. Verhältniswahl in den einzelnen Reg'erungSbezirken, 5. Zu. teilung von Mehrstimmen für Alter. Arbeitseinkommen und Familiengründung(Schulbildung und DermögenSbesttz sind kein Maß für staatsbürgerliche Leistung). An diesem Vorschlag fällt zunächst auf. daß die Partei für „Wahrheit und Recht", die seit mehreren Jahrzehnten unentwegt versicherte, daß sie mit aller Energie für das gleiche, direkte und geheime Wahlrecht eintrete, abermals auf ein Kompromiß hin. arbeitet, durch das die Rechte der breiten Masse deS Volkes aufs schwerste geschädigt werden würden. Die etwaige AuSrede, daß sich bei der gegenwärtigen Zusammensetzung des preußischen Abgeord- netenhauseS das Reichsiagswahlrecht, das die Programmforderung des Zentrums bildet, ja doch nicht durchsetzen ließe, wäre ebenso oberfaul, wie die Beschönigungsvcrfuche der Zentrumspresse für den schmachvollen Pakt mit den Konservatwen bei der letzten Wahlrechts» Vorlage. Denn auch das Zentrum weiß ganz genau, daß eine preußische Wahlrechtsreform, die die Privilegienwirtschaft der Junker und Schlotbarone wirklich zu beseitigen vermöchte, natürlich nicht im Dreiklassenparlament selbst durchgeführt werden könnte, sondern nur durch eine WahlrechtSaktiongrößtenStil» außerhalb des Parlaments. Wenn sich nur einmal das Zentrum mit den Fortschrittlern und» der Sozialdemokratie in der öffentlichen Propaganda ernstlich auf die Forderung des gleichen Wahlrechts einlassen wollte, so würde die klägliche Mi ndexzahl der Wahlrechtsfeinde so offenkundig hervortreien, daß die Regierung sich scheuen würde, den pluwkrati- schen Wahlrechtsgegnern noch fernerhin die Stange zu halten. Aber dos Zentrum will eben nicht die Uebertragung deS Reichstags- Wahlrechts auf Preußen, sondern es will nur eine Flickreform. die der blau. schwarzen Koalition nach wie vor die Mehrheit sichert. Deshalb ist auch der Wahlrechtsvorschlag der„Kölnischen Volks. zsitung" den reaktionären Bedürfnissen des Zentrums listig ange« paßt. Durch die Einführung der Wahl Pflicht glaubt man die Masse der rückständigen Wähler in den von Landräten, Amtsvor» stehern und Geistlichen beherrschten finsteren Bezirken Preußens für die Reaktion mobil machen zu können. Die geheime und direkte Wahl aber soll weiterhin durch ein P l u r a l stimmen-Wahlrecht für Alter, Familiengründung und Arbeitseinkommen paraltzfiert werden. Ja, wenn eS sich noch um«in wirkliches Arbeitsein. kommen handelt! Aber das Zentrum würde schon mit den Junkern dafür sorgen, daß als Arbeitseinkommen auch die agrarische und industrielle Ausbeutung angesehen würde. Höchstens dem mobilen Kapital würde man einige Abzüge machen. Und ebenso würde man bei der Einführung der Verhältniswahl in den einzelnen Regierungsbezirken allerhand Bosheiten gegen die Liberalen und Sozialdemokraten durchzusetzen versuchen. Ter Vorschlag des ultramontanen Blattes betpeist deshalb nichts als den Versuch, durch ein neues taktisches Manö» ver das Volt um die Erfüllung seines immer dringenderen Wahlrechtshcischens zu prellen. Für das Proletariat ergibt stch auS der Haltung des Zentrums nur das eine, daß sein Ansturm gegen die unerträgliche WahlrechtSschmach und seine politischen De» monstrationen bei der Reichstags- und Landtagswahl keines- Wegs so erfolglos geblieben sind, wie das die schwarz-blau« Presse bislang hinzustellen beliebte. Tie entrechteten preußischen Wahlrechtsheloten werden deshalb zu ihrer Genugtuung aus dem Vorschlage entnehmen, daß sie sich mit ihrem Kampf auf dem rechten Wege befunden haben und daß eS nur des B e r h a r r e n s in diesem Kampfe und weiterer möglichst energischer Steigerung ihrer Aktionen bedarf, um der Reaktion ernsthafte Zugeständnisse abzu» ringen!' politische debersicbt. Das amtliche Wahlresultat m Salzwedel - Gardelege«» Nach amtlicher Feststellung wurden bei der Reichstags- stichwaül in Solzwedel-Gardelegen bei 20 472 Wahlberech- tigten 26 073 gültige Stimmen abgegeben. Es erhielten: Hauptritterschaftsdirektor v. Kröcher-Vinzelberg(k.) 11 896. Privatdozent Dr. Böhme-Groß-Lichterfelde(notl. Bauern- bündler) 14 177 Stimmen. Tr. Böhme ist somit gewählt. Gegenüber der Hauptwahl vom 2. Juli cr. erhielt der konservative Kandidat v. Kröcher ca. 700 Stimmen mehr als zusammen für v. Kröcher und seinen konservativen Mit- kandidaten Schulz-Rietze abgegeben waren. Die Stimmenzahl des bündlerischen Nationalliberalen Dr. Böhme wuchs um ca. 1500 Stimmen über die Stimmenzahl hinaus, die bei der Hauptwahl für Tr. Böhme und den sozialdemokratischen Kandidaten abgegeben worden waren. Erstens kommt es immer anders, zweitens als man denkt. Nicht die Sozialdemokratie ist das Objekt der Gesetzgebung des Herrn v. Kröcher geworden, sondern Herr v. Kröcher wurde das Objekt der Sozialdemokrat� und hört auf. Ge- setzgeber zu sein. Er verläßt den Reichstag, dem er seit 1838 angehört und in dem er allerdings in seiner Art für Auf- klärung über die Bolksfeindschaft der Konservativen gesorgt hatte. Tie konservative Presse ist über den Verlust eines der besten Männer ihrer Partei, wie die„Kreuzz." ihn nennt. sehr betrübt und um so�wütender über Herrn Böhme, der die sozialdemokratischen Stichwahlbedingungen anerkannt hat. Und ihr Schmerz ist um so größer, weil auch diese WabI die schwarzblaue Minorität weiter geschwächt hat. nachdem sie bei den Nachwahlen bereits Hagenow -Srevesmühlen und -Waldeck verloren hat.__ Korruption. Zuschriften, die bei der Redaktion des„Vorwärts" eingegange». sind, entnehmen wir. daß hier und da die seltiam« Auffassung ver» breitet ist, daß die Redaktion sich über die Zustände auf dem Gebiet« des luftmilitaristischen GründungSweienS und der kapüalisti'chen Slimmungsmache für die Luftschiffahrt etwa durch Herrn Lrtur Müller selbst habe informieren lassen. I» Wirllichke.t haben wir unsere Angaben zwei der Redaktion zugegangenen Brmauren ent- nommen, nämlich einmal der Broschüre„Moderne Gründungen" von Ä. Greeven und zum anderen der Broschüre de5 Herrn «rtur Müller„ThersiteS . nicht Gracchus'. Da die.'e Broschüren sicherlich der g»samt«« Presse zu. gegangen sind, ist da« Scbweigen der übrigen Blatter— dl« „Staatsbürger-Zeitung" ausgenommen— überaus befremdlich. Oder sollte man Angst haben, daß durch e.ne Berossentl>chung der Affäre noch allerhand sonstige D'Nge an« Tageslicht gebracht werden würden?__ Die zweijährige Dienstzeit ist zu lang: Diederbolt und Soldaten als Rausreißer in Lohnkämpfen ver« wandt worden. S'« solch« w�d jetzt wieder aus Ostpreußen gemeldet Die Firma Hildebrandt»n Malbeuten, die bekannt gibt, daß sie nur mit.eigenen unorganisierten Hand- wcrkern" Bauten ausführt, laßt auf dem Gute Bey dritten einig« Scheunen errich'en und b-fchaftlgt dabei 33 Pionier- vom Pionierbataillon 9c?. 18 m Königsberg . Die Sol« datcn erhalten einen Tagelohn von 4 M.; davon erhält die Kom- gagnie die Hälfte de« Tagesverdienstes, wofür st« da» erforderlich« Werkzeug zur Verfügung stellt. In Königsberg sind Zimmerer arbeitslos: sie müssen zusehen, wie ihnen hier die Soldaten das Brot wegnehmen. Ein sehr gute» Geschäft macht die Baufirma. Sie soll an Zimmerer 63 Pf. Stundenlohn und einen Stundenlohn al« Wegeentschädigung zahlen. Den Pionieren aber gibt sie 4«.
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