Einzelbild herunterladen
 

Hr. 176. 30. Jahrgang.

3. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Bürgerliche Jugendliteratur.

II.

in Jena 1912. Preis 3 M.

Augendpflege. Alte und neue Wege zur Förderung unserer schul­entlassenen Jugend. Herausgegeben vom Hauptausschuß für Jugendpflege in Charlottenburg . Eugen Diederichs Verlag Das Buch enthält die Vorträge, die in einem von der Pots­ Damer Regierung angesekten bürgerlichen Ausbildungskursus für Jugendpflege gehalten worden sind. Die Ausführung lag in den Händen des Charlottenburger Magistrats und des Charlottenburger Hauptausschusses für Jugendpflege. Ucber 200 Zuhörer, meistens aus den Gemeinden des Regierungsbezirts Potsdam, nahmen an dem Kursus teil. In dem Vorwort des Buches wird mit besonderem Stolze darauf hingewiesen, daß die verschiedensten Richtungen der modernen Jugendpflege: evangelische Jugendvereine, katholische Jünglingsvereine, fonfessionelle Jugendklubs, Fortbildungsschul­bereine, Turnvereine" zu Wort gekommen sind. Es handelte sich also innerlich und äußerlich um das Sammelsurium, das sich unter

-

--

Sonntag, 13. Juff 1913.

Algenstein, seines Zeichens Inspektor der Berliner Stadtmission,[ zu viel von der Gier nach dem Dollar angestedt, um sich mit Gedanken bei seiner Arbeit gehabt hat, waren sie lediglich darauf Arbeiterpolitik zu befassen.

--

gerichtet, Gedanken anderer Leute, die sich mit der Arbeiter- Die wirtschaftlichen Verhältnisse haben aber auch hier bereits jugend im guten oder bösen beschäftigt haben, zu einem möglichst einen Teil der Arbeiterklasse aufgerüttelt. Es existiert durchs ganze dicken Buch zu vereinigen. Die inhaltlich dürftigen Lesefrüchte des Land eine sozialdemokratische Partei mit etwa 6000 Mitgliedern. Herrn Jlgenstein, die er aus der Lektüre arbeiterfeindlicher Bis jetzt besteht die große Mehrzahl der Parteimitglieder noch aus Beitungen, Zeitschriften, Flugschriften, Bücher und Kalender bei eingewanderten Europäern und setzt sich zusammen aus engliſchen, läufig geerntet hat, hat er mit Lesefrüchten aus sozialdemokrati- russischen, lettischen, jüdischen, polnischen, finnischen , ruthenischen schen Schriften, Flugblättern, Protokollen bunt durcheinander Arbeitern und der hiesigen deutschen Sprachgruppe. gemischt wie die Karten bei einem Kartenspiel; und das krause Gewerkschaftlich ist ein Zwölftel- 160 000- der Arbeiterklaffe Durcheinander wird dann durch die gedankenarme, in klatschenden organisiert. Die Leitung befindet sich hier meist in Händen von Schlagwörtern schwelgende Sprache des untergeordneten und haß - rückschrittlichen Führern, und ist Politik innerhalb der Organisation erfüllten politischen Fanatikers notdürftig miteinander verbunden. ausgeschlossen. Wer in der Arbeiterbewegung im allgemeinen und in der prole- Die europäische Einwanderung zieht sich besonders nach Winnipeg tarischen Jugendbewegung im besonderen lediglich das teuflische und den drei westlichen Prärieprovinzen Manitoba , Saskatchewan Werk gemeiner Subjekte sieht, wird in Jlgensteins Schmähschrift und Alberta , welche eine Fläche von zirka 1700 Kilometern Länge eine wertvolle Unterstüßung seiner Ansicht begrüßen. Jeder ernst und 1400 Kilometern Breite umfassen und ausschließlich nur für Land­denkende Gegner aber, jeder Mensch, der für gesellschaftliche Er- wirtschaft geeignet sind. Um nun diese große Fläche zu fultivieren, scheinungen nach gesellschaftlichen Ursachen forscht, wird das Buch gibt die Regierung an jeden Mann über 18 Jahre alt( auch Witwen), als wertlose literarische Spreu in den Papierkorb werfen. welche sich der Landwirtschaft widmen wollen, eine Heimstätte Jugendpräses. Persönliche Voraussetzungen im Präses zur von 160 Ader= 64 Hektar frei ab, nur find 10 Dollar Einschreibe­Lösung der Aufgaben eines Jünglingsvereins von Pro- gebühren zu entrichten. Nach dreijährigem Wohnfiße auf dem Lande fessor G. Lenhart, Diözesanpräses der katholischen und unter gewissen Verpflichtungen wird der Ansiedler Befizer bes Jugendvereinigungen des Bistums Mainz. Zweites Heft der Landes. Was nügt einem aber alles Land, wenn man nicht die Beiträge zur Jünglingspädagogik und Jugendpflege. Verlag Mittel befigt, Haus, Vieh und Adergeräte zu kaufen? Und ohne des Generalsekretärs der katholischen Jünglingsvereinigungen letzteres tann man sein Leben auf dem Lande nicht fristen. Für den fleinsten Anfang find 2000 W. noch herzlich wenig( ausgenommen, Deutschlands . Düsseldorf . 30 Pf.

Der

-

Die Industrie ist hier noch in den Anfängen. Die kapitalistische Ausbeutung der Arbeiter ist auch hier ebenso rüdsichtslos und brutal wie in der alten Welt, ohne jegliche Kranken- und Alters­brutal wie in der alten Welt, ohne jegliche Kranken- und Alters­fürsorge.

Für auswandernde Familien ist es ratsam, wenn der Mann erst

dem Stichwort der staatlichen Jugendpflege" zusammenfindet. So wenig es für diese künstlich und aus unsachlichen Motiven hervor­gerufene Bewegung bis jetzt eine einheitliche Ideologie und gleiche Ziele und Mittel gibt wahrscheinlich wird es zu dieser Einheit­lichkeit niemals tommen wie in der staatlichen Jugendpflege über Nacht und oft genug wider Willen der abstoßendste und subalternste Politiker vom Schlage des Reichsverbandes mit dem ernsten, aber etwas weltfremden Menschenfreund in denselben Stall gesperrt Ein Büchlein, das auch proletarische Jugendpfleger mit In- man verdient fich hier erst Erfahrung und Geld). Auch find die fünf Monate und ist sehr streng. worden ist, so ist auch das Buch mit den Vorträgen des Ausbildungs- tereffe und Gewinn lesen werden. Es ist zwar von einem latho- limatischen Verhältnisse zu berücksichtigen, der Winter bauert zirka turfus nicht einheitlich. Das wüste Geschimpf des geistlosen So- lischen Priester zugunsten der katholischen Jugendbewegung ge Die Folgen der internationalen Geldknappheit sind auch hier zialistenfeindes findet sich zwar nicht darin, eher herrscht hier und schrieben. Aber die katholische Weltanschauung tritt nicht herrisch fühlbar und es herrscht deshalb auch hier viel Arbeitslosigkeit. da eine gewisse wissenschaftlich- objektive Schwerfälligkeit vor und in den Vordergrund, sondern sie hält sich vorsichtig zurück. Die Dieſes ſollten die Europamüden nicht vergessen, denn es sind gerade die Arroganz des bürgerlichen Intellektuellen, der, endlich mit der Hauptsache bilden wertvolle Anregungen für die Behandlung der die Neuankömmlinge und der englischen Sprache Unkundige, welche Nase auf das Jugendlichenproblem gestoßen, sich nunmehr sofort Jugendlichen. Man spürt es jedem Worte des Verfaſſers an, daß unter diesen Verhältnissen am meisten zu leiden haben. einbildet, er wisse alles besser als der proletarische Vater, obwohl er mitten in der Praris der Jugendbewegung steht, und daß er dieser schon seit langem praktisch mit dem Problem ringt und es weiß, wie Jugendliche behandelt werden müssen. Man wird nicht neuerdings auch theoretisch zu meistern sucht. Und die Arbeiterklasse alles unterschreiben. Aber viele Ratschläge können ohne weiteres als Ganzes bedarf für ihre Jugendpflege auch nicht der wohl. bon proletarischen Jugendausschüssen beherzigt werden. Die wich wollenden Führung von Pastoren, Doktoren und Generälen, die tigste Eigenschaft eines Jugendleiters ist für den Verfasser die Arbeiterklasse hat in jahrzehntelangem, unter den schwierigsten Ver- Fähigkeit, sich das Vertrauen der Jugendlichen zu erwerben. Eine allein hinausgeht und sich mit den Verhältnissen etwas bekannt Hältnissen geführten Kampfe gezeigt, daß sie weiß, wie Kulturauf- Autorität habe nur Wert, wenn sie aus dem Vertrauen empor­gaben angepackt und ihrer Lösung näher gebracht werden müssen. wachse. Er lehnt auch die Forderung ab, die Jungen hätten einfach macht, außerdem es sind Bekannte hier, an die man sich wenden Im einzelnen enthält das Buch brauchbare Fingerzeige und Rat zu parieren. Ich antworte darauf: Eben das ist unter den heu­Das sind weitherzige An schläge. Was Sander, ein Fortbildungs- und Handelsschullehrer tigen Verhältnissen zuviel verlangt." in Charlottenburg , aus seiner Praris der Jugendpflege an der schauungen, wie man sie bei einem katholischen Geistlichen nicht Fortbildungsschule mitteilt, werden auch proletarische Jugendpfleger erwartet. Sie lassen aber begreiflich erscheinen, warum viele katho­mit Interesse und Nußen lesen. Lesenswerte Beiträge sind auch die lische Jünglingsvereine ihre Mitglieder so fest an sich fesseln. Vorträge von Berthold Knetsch über Musik und Jugendpflege, von Jm Jugendheim. Herausgegeben in zwangloser Heftfolge von Friz über Jugendlektüre, von Kaup über die Hygiene des Jüngling- Mar Niedurny. Berlin . Verlag von Franz Goerlich. alters und einige andere, so daß das Buch sich für die Handbibliothek Bisher sind erschienen: der Mitglieder von proletarischen Jugendausschüssen eignet. Die Arbeiterjugendbewegung wird zwar falsch beurteilt oder ignoriert, aber man kann auch von einem Dornstrauch keine Feigen ernten. Jugendpflege im Lichte der katholischen Lebensauffassung. Ein Wort der Liebe und Sorge, den Eltern und Freunden der Schulentlassung gewidmet von Dr. Adolf Bertram, Bischof von Hildesheim . Erstes Heft der Beiträge zur Jüng­lingspädagogik und Jugendpflege. Verlag des Generalsekre­tariats des Verbandes der katholischen Jünglingsvereinigun= gen Deutschlands . Düsseldorf . 40 Pf.

fann."

*

Auf Ersuchen teilen wir mit, daß die deutschen Genossen in imipeg sich jeden ersten und dritten Sonntag im Monat abends 8 Uhr und jeden vierten Sonntag, nachmittags 3 Uhr, in ihrem Parteilokale, 213 Janisave, versammeln.

Achter ordentlicher Verbandstag des Verbandes der freien Gaft- und Schankwirte Deutschlands .

Zu den Waffen! Stoffe zu einer Gedächtnisfeier für den Freiheitssänger E. M. Arndt und zur Erinnerung an die Befreiungskriege 1813-15 . 50 f. Bom 7. bis 14. Juli tagte der achte ordentliche Verbandstag des Verbandes der freien Gast- und Schankwirte in Bremen . Es Fröhliche Gesellen. Eine Sammlung von heiteren waren 88 Delegierten anwesend. Ferner nahm eine Delegation des Gedichten zum Vortragen und Vorlesen in Jugend- Gewerbevereins Nürnberger Gastwirte" an den Verhandlungen heimen und ähnlichen Vereinigungen. 1,25 M. Gut Freund! Eine Sammlung von ernsten Gedichten zum Vortragen usw. 1,50 M.

Aus der Vortragsmappe. Ausführungen und An­deutungen zu belehrenden Vorträgen. 1 M. Die Schrift gibt einen lehrreichen Einblick in den Geist der Das Ganze ist eine Spekulation auf die fetten finanziellen Katholischen Jugendpflege. Wer wenig von der katholischen Welt- Hintergründe der staatlichen Jugendpflege. In Eile sind die vier anschauung und ihrer Propaganda tenut, kann sie aus dieser Bücher zusammengestoppelt worden, die Ausstattung ist dürftig, so bischöflichen Sonntagnachmittagspredigt ein wenig kennen lernen. daß Herausgeber und Verleger bei den hohen Preisen schon zu ihrem Christi Lehre, Christi Gebote und Christi Einrichtungen sind die Gelde kommen werden. Am erträglichsten sind die beiden Bände, Richtlinien aller gefunden christlichen Jugendpflege. Das ist der in denen der Herausgeber am wenigsten Einiges" gibt: die zwei grundlegende Satz der katholischen Lebensauffassung. An diesem Gedichtsammlungen. Die meisten Gedichte sind von bekannten Grundsake scheiden sich die Wege der konfessionellen, christlichen Autoren, besonders Kopisch ist start vertreten. Die Auswahl ist Jugendpflege und die Wege derjenigen Richtungen in der weltlichen aber ohne feineren Geschmad erfolgt und die Zusammenstellung Jugendpflege, die der christlichen Jugendbildung ablehnend gegen taugt auch nichts, so daß beide Sammlungen für die Arbeiter überstehen." Dieser Gegensatz wird von dem Verfasser öfter be- jugend nicht zu empfehlen find. Böllig wertlos sind die anderen rührt. Ihn kränkt augenscheinlich der Fortgang der interkonfessio- beiden Heftchen. Von dem eigentlichen Arndt erfährt man so gut nellen Jugendpflege. Er kann sie zwar nicht völlig ablehnen, denn wie nichts, man könnte ihn nach Herrn Niedurny für den ersten fie wird staatlich gefördert. Aber ihren relativen Wert erkennt er besten byzantinischen Bänkelsänger halten. Die Andeutungen" zu doch nur mit süßsaurer Miene an. Sein Gesicht wird dagegen sofort belehrenden" Vorträgen sind zum größten Teile servile untertänig­eitel Freude und breite Wonne, sobald er sich der katholischen lobhudelnde Anekdoten über die Kaiserfamilie. Das übrige taugt Jugendbewegung zuwendet. Nur der Jüngling ist gut aufgehoben, auch nichts. Aber es zeigt wenigstens, wie unpolitisch" es in den der sich einem katholischen Jugendverein anschließt. Alle anderen bürgerlichen Jugendheimen zugeht. Wenn in den Zusammenkünften find der Gefahr der Verführung ausgesetzt. Alles wird in dem junger Arbeiter nur der zehnte Teil der Politik getrieben würde, süßlich- salbadernden Tone des amtierenden Priesters vorgetragen, für die der Herausgeber des Heftes den bürgerlichen Jugendheim­so daß man froh ist, wenn man das Buch zu Ende gelesen hat. leuten Ausführungen und Andeutungen" gibt, würden sie noch zehnmal mehr als heute von Polizei und Gerichten geschurigelt Jugendpflege. Von I Tew 3. 454. Heft des Päd. Magazin. werden. Heinrich Schulz. Langensalza. Hermann Beyer u. Söhne. 1911. 25 Pf. Auf knappen 12 Seiten erörtert der bekannte liberale Schul­politiker das Problem im bekannten liberalen Einerseits- Anderer= feits. Eigentlich hält er die neue Art der Jugendpflege mit der staatlichen Millionenhilfe weder für nötig noch für richtig. Er In der Zeit der Krise finden jene Stimmen leicht Gehör, die bestreitet mit Recht, daß die heutige Jugend verwilderter sei als die Arbeitslosen zur Auswanderung nach anderen Ländern zu ver­die Jugend früherer Zeiten, er bestreitet die Gefahren, die angeblich anlassen suchen. In den letzten Jahren find von Berlin zahlreiche aus sozialdemokratischen Jugendorganisationen für den Staat er- Personen ausgewandert in der Hoffnung, anderweitig ein besseres wachsen, er sagt zutreffend, daß der Staat lieber Millionen für Dafein sich zu schaffen. Manche haben Glück gehabt, viele aber sein mangelhaftes, staatliches Schulwesen, als eine Million für Unglüd. Speziell diejenigen, die nach Brafilien gegangen sind, Veranstaltungen Dritter" ausgeben solle. Aber er findet doch keine haben mit äußerst schlechten Verhältnissen fämpfen müssen, und so flare und nergische Stellung gegen den parteipolitischen Schwindel mancher ist unter der Last der Mühen und unter Krankheit zusammen­der staatlichen Jugendpflege, und gegen die sozialdemokratische gebrochen und elend umgekommen. Jugendbewegung hegt er neben vernünftigen Anschauungen naive und spaßige Vorurteile. Auch für ihn bedeutet sie in gewisser Be­ziehung eine Gefahr für die bestehende staatliche und gesellschaft­liche Ordnung." Ein liberaler Politiker bleibt eben stets auf halbem Wege stehen.

"

1912.

"

Zur Auswanderung nach Kanada .

Für Personen, die beabsichtigen sollten, nach Kanada zu gehen, sind einige Informationen erwünscht, die uns über die dortigen Verhältnisse gemacht werden. Von der deutschen sozial­demokratischen Gruppe in Winnipeg in Kanada geht uns ein Schreiben zu, dem wir folgendes über die dortigen Zustände ent­nehmen:

teil. Nach dem

Geschäftsbericht

ist die Zahl der Mitglieder im letzten Jahre von 6410 auf 7944 ge­stiegen. Die Hauptkasse hatte im Berichtsjahre eine Mehreinnahme bon 33 406,64 M., das Gesamtvermögen betrug 195 310,38 M. Dic Auflage des Verbandsorgans Freier Gastwirt" stieg im letzten Jahre von 7100 auf 10 000 Exemplare. Der Verband verfügt heute über 122 Verwaltungsstellen; eine Verwaltungsstelle löste sich im lebten Geschäftsjahre auf, 16 Verwaltungsstellen tamen neu hinzu. An Unterstützungen wurden in der Berichtsperiode ausbezahlt: Sterbeunterstützung 21 510 M., Notstandsunterstützung 5375 M. und für Rechtsschutz 10 974,96 M.

Der Vorsitzende Litfin( Berlin ) verweist in seinem allge­meinen Bericht auf die vielen Polizeifchikanen, unter denen die Wirte zu leiden hatten. Die Polizeibehörde der Stadt Witten­ berg a. E. habe eine Verfügung erlassen, wonach den Wirten die Verpflichtung auferlegt worden sei, ihre Lokale im Sommer nicht bor 7 Uhr und im Winter nicht vor 8 Uhr morgens zu öffnen. Trotzdem das preußische Kammergericht diese Verfügung für un­gültig erklärt habe, wurde sie stets wieder gegen die Wirte in An­wendung gebracht. Aehnliche Zustände herrschten in Stettin und Danzig . Die im Reichstage stattgefundene Debatte über den Mili­tärbontott habe den Wirten ein ausgezeichnetes Material geliefert. General v. Wandel sei bei der Debatte gezwungen worden, ein Schreiben des Deutschen Gastwirtsverbandes zu verlesen, aus dem hervorgehe, daß dieser Verband sich wohl gegen den Militärboykott erklärt habe, aber nicht so weitgehe, daß auch diejenigen Wirte davon verschont werden sollen, bei denen ausschließlich Sozialdemo traten verkehren. Eine wertvolle Bestimmung habe die Stadt Gera in ihrem Ortsstatut aufgenommen. Danach würden die Wirte von einer militärischen Einquartierung verschont, über deren Lokal der Militärboykott verhängt worden sei. Die sozialdemokratischen Gemeindevertreter seien überall zu bitten, dafür einzutreten, daß einer gleichen Bestimmung in allen Gemeinden Geltung verschafft werde.

Den Bericht der Kontrollkommission gab Geride( Ham­ burg ). Eine Beschwerde der Kölner Mitglieder gegen den Ver­bandsvorsitzenden wurde als unberechtigt befunden. Den Anlaß zu dieser Beschwerde habe die Ausstellung der Kölner Verwal­tungsstelle gegeben. Es sei an der Zeit, daß der Verbandstag ein­mal mit dem Ausstellungsunwesen aufräume. Der Antrag der Kommission, dem gesamten Vorstande Decharge zu erteilen, wurde nach Schluß der Diskussion einstimmig angenommen.

In der mehrstündigen Debatte wurde von den Rednern na­mentlich auf die örtlichen Verhältnisse bezug genommen. Der Ver­bondstag genehmigte dann einstimmig eine Resolution, wonach er mit Entrüstung von dem diktatorischen Vorgehen des Schutzver­bandes der vereinigten Brauereien Nürnberg- Fürth Kenntnis nimmt, das derselbe in der Frage des Schaummaßes einnimmt. Der Verbandstag betrachtet den Kampf der bahrischen Kollegen gegen das Braufapital als eine Machtfrage und spricht ihnen seine vollste Sympathie aus. Der Verbandstag stimmte auch einem An­

Die Gedankenwelt der modernen Arbeiterjugend. Eine Beleuch- Die Dominion( Provinzialbund) von Kanada besteht aus neun trage der Verwaltungsstelle Leipzig zu, wonach der Hauptvorstand tung der roten Jugendbewegung von W. Igen ste in. Provinzen und fünf unorganisierten Territorien und liegt nördlich von den beauftragt wird, dem nächsten Verbandstage eine Denkschrift Vaterländische Verlags- und Kunstanstalt, Ber- Bereinigten Staaten. Stanada ist eine britische Kolonie mit einer Reichs- glieder und deren Angehörige vorzulegen. Zugleich wurden 600 M. treffend die Einführung einer Krankenversicherung für die Mit. Tin SW. 61, Johanniterstr. 6. Preis 1,60 m. regierung in Ottawa , auch hat jede Provinz eine Lokalregierung. 34 für die Erledigung dieser Arbeiten bewilligt. Das Buch ist der Katechismus aller Gegner der proletarischen Reichs- und Provinzial- Parlamentswahlen hat jeder männliche britische In die Statutenberatungskommission wurden gewählt: Jugendbewegung, die diesen wichtigen Kulturfaktor aus Neigung Untertan das Wahlrecht. Es stehen sich immer zwei Parteien gegen- Matthes( Berlin ), Obst( Schöneberg ), Dieße( Leipzig ), und intellektueller Bequemlichkeit nicht anders als mit den über, von denen jede um die Regierung kämpft. Wer die Mehrheit Grönwald( Hamburg ), Emmer( Halle ), Obiglo( Berlin ), Schmußmethoden des Reichsverbandes zur Bekämpfung der bat, kommt ans Ruder. Es ist deshalb kein Wunder, wenn die erst meyer( Bremerhaven ), Gebhard( Nürnberg ), Brand Sozialdemokratie anzufassen wissen. Das Buch ist ein er- Stämpfe unter gröbsten Wahlbeeinflussungen vor sich gehen. Die Frankfurt a. M.). In die Beschwerdekommission wählte der Ver­schreckendes Beispiel für den geistigen Tiefstand und die geistige Arbeiterklasse hat als solche bis jetzt mit nur wenigen Aus- bandstag: Prieisch( Berlin ), Nündel( Gera ), Couredel Bedürfnislosigkeit jener Sorte Gegner. Man sagt wohl kaum nahmen noch nicht versucht, ihre eigenen Vertreter ins Parlament( Mainz ), Emmer( Halle ) und Wilk( Stettin ). auviel, wenn man behauptet, daß der Verfasser der Schrift die zu senden; sie überläßt die Politik der Kapitalistenklasse, welche es allgemeine Lage im Wistsgewerbe Deutschlands Dokumente für die wirkliche Gedankenwelt der Arbeiterjugend, die natürlich versteht, diese sich für ihre eigenen Interessen auszuützen. referierte Redakteur Richard Wichle( Berlin ). Den Wirten wird tatsächlichen wie die literarischen Dokumente, niemals mit seinen Der kanadische Durchschnittsarbeiter ist für Politit nicht zu haben. die Existenz ganz besonders duzy die Belastungen erschwert, die Leiblichen und geistigen Augen geschaut hat. Soweit der Herr Nach der Arbeitszeit interessiert er sich für Sport; er ist auch viel ihnen vom Reiche und Staate auferlegt worden sind. Infolge der

-

Ueber die