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Nr. 181. 30. Jahrgang. 2. KcilW ks Jotrofirts" fittlintt WIKsM Freitag, 18. Juli 1913. parte!- Angelegenheiten. Vierter Wahlkreis. Am Dienstag, den 22. Juli, abends 8 Uhr finden in den Lokalen Kellers Festsäle, Koppenstr. 29, und in der, Urania , Wrangelstr. 19/11, zwei große Mitgliederversammlungen siatt. Tagesordnung: 1.Der politische Massenstreik". 2. Diskussion. Referenten sind: Neichstagsabgeordneter Genosse Dr. Lensch-Leipzig und Genossin Dr. Rosa Luxemburg. Mitgliedsbuch legitimiert. Der Borstanb. Treptow - Baumschulenweg. Am Sonntag, den 29. Juli, von 9 bis 11 Uhr: Besichtigung der neuen Friedhofsanlage und des neu- erbauten Krematoriums in der Kiefholzstraße. Von 9 bis 19 Uhr: Abteilung I Baumschulenweg und von 19 bis 11 Uhr: Abteilung II Treptow . Zahlreiche Beteiligung der Genossinnen und Genossen erwartet Der Vorstand. Stralau. Der Wahlverein hält am Sonntag, den 29. Juli, im Restaurant Schwanenberg in Stralau sein diesjähriges Sommerfest ab. Mitwirkung des Gesangvereins Vorwärts-Frohsinn, M. d. A.-S., sowie der Freien Turnerschaft Jung-Stralau, M. d. A.-T. Das Lokal ist herrlich am Rummelsburger See und an der Spree gelegen. Gartenmusik wird von einem guten Orchester ausgeführt. Außerdem findet neben Kinderbelustigungen eine Verlosung von Büchern und sonstigen nützlichen Sachen statt. Dabendorf bei Zossen . Am Sonnabend, den 19. d. M., abends S'/j Uhr, findet bei Wiese unsere Mitgliederversammlung statt. Vor- trag des Genossen Gehrke, Britz , über das Thema:Was ist und was will die Sozialdemokratie." Bruchmühle. Sonnabend, den 19. d. M., abends 8 Uhr, Zahl- abend bei Kutzner._ ßerliner Nacbricbtem Die Mode. Die letzten Tage vor der Abreise ins Bad waren für einen Teil dergnädigen Frauen" die schrecklichsten des ganzen Jahres. Galt es doch ein Stück Arbeit zu bewältigen, von der die meisten Menschen, deren Vermögen sich nicht in sechsstelligen Zahlen ausdrückt, keine Ahnung haben. Ja wenn man nur ins Bad ginge, um sich zu erholen, dann wäre das alles ja sehr einfach. Wo es aber immer wieder heißt Toiletten zeigen, da ist eine Wochen- ja vielleicht monatelange Vorarbeit nötig, um nur einigermaßen der ein- setzenden Kritik im Bade standhalteu zu können. Wie weit wir es in dieser Beziehung schon gebracht haben, darüber erzählt uns ein Schaufenster in der Leipziger Straße so manches. Schwcrseidene Badeanzüge mit teuren Besätzen, das ist wohl die Höhe von deni, was wir bisher an Modetorheiten gesehen haben. Die gute, wohl- situiertc Bürgcrsfrau sieht es sich an und findet es einfach entzückend. Sie sieht sich schon in Gedanken mit dieser -.reizenden Neuheit" am Strande lustwandeln, verfolgt von staunenden und neidischen Blicken. Es ist die herrschende Mode und das genügt, um für eine Sache, die man sonst für 25 M. in derselben zweckentsprechenden Form erhält, das zehn- bis zwanzigfachc auszuwerfen. Die Mode! Was ist das nun überhaupt für ein Wort, über dessen Inbegriff wir uns im alltäglichen Leben die buntesten Vorstellungen machen? Decken sich mit dem einzigen WortMode" die Gesetze der Aesthetik bis zu einer gewissen Grenze, oder ist die Mode ein außerhalb jener Grenzen stehender Begriff? Weder das eine, noch das andere trifft bedingungslos zu. Leider haben wir uns schon daran gewöhnt, uns über die Mode Begriffe zu bilden, die mit bestimmten ästhetischen Realitäten nicht das geringste zu tun haben. Wir denken lediglich an große oder kleine Hüte, weite oder enge Röcke, lange oder kurze Jacketts, ohne dabei ihre ästhetischen Vorzüge und Nachteile zu erwägen. Wie sollte es auch anders sein zu einer Zeit, wo der Kapitalismus vor seiner Reise steht und in all seinen Teilcrscheinungen der großen Masse Be- griffe suggeriert, die ivohl in schönster Harmonie mit der PluÄnacherei stehen, die aber versagen, wenn wir die Richt- maße der Aesthetik anlegen. Die Mode in ihrer heutigen Erscheinung verkörpert nicht bestimmte kulturelle Fort- schritte. sie dient nicht zur Befriedigung neuer Be- vürfnisse, sondern sie ist einer jener Schmarotzer, die sich polypenartig am Körper der bestehenden Gesellschaft festgesogen hat. Sie ist ein schlaffes, ungesundes Glied und steht und fällt als solches mit dem sie nährenden und selbst ungesunden Körper. Wo ihr sensationeller Charakter um- schlägt in eine gewisse Popularität, ist diese zurückzuführen auf ihre ästhetischen Fortschritte, die sich rein zufallsniäßig in das, was man geradeMode" nennt, hineingeschmuggelt haben. Tie Schiffbrüchigen." Die Eintrittskarten für die Vorstellung am Montag, den 21. Juli, sind bereits vergriffen._ Bei dem regen Interesse, dessen sich das Werk seitens der Arbeiterschaft crsreut, haben wir noch eine weitere Vorstellung belegt und zwar fiir Donnerstag, den 24. Juli, abends'/,9 Uhr. Der Platz kostet 90 Pf.. Galeriekarten werden für 60 Pf. abgegeben. Der Verkauf der Karten beginnt am Montag, den 21. d. M. in folgenden Ausgabestellen: NW, Oldenburger Str. 10, Paersch. Restauration. N, Brunnenstr. 145, Dieieler. Restauration. 0, Strarauer Platz 1/2, Bureau des 4. Wahlkreises, von 91 und von 47 Uhr. SO, Engelufer 15, Horsch, Zigarrengeschaft. SW, Lindenstr. 2 im Bureau des Bezirksblldungsausschusses und im Jugendsekretariat, Hof 1 Treppe rechts, von 9-6 Uhr. Der Bezirksbildungsausschuß Groß-Berlin. MuseumSdiebstahl. Ein Museumsdiebstahl, der in einer der letzten Nächte aus- geführt worden ist, beschäftigt zurzeit die Kriminalpolizei. Im Museum für Naturkunde in der Jnvalidenstraße 34 verschaffte sich ein �ieb, der mit den Oertlichleiten sehr genau verttaut sein muß, mrt Nachschlüsseln Eingang zu den Räumen. Er öffnete auf gleiche Weise eine ganze Anzahl Glasschränke und entnahm diesen Paradies- Vögel, Blau- und Weißfüchse. Schneehasen. Zobeltiere und andere der seltenen ausgestellten Studienexemplare Der Dieb verschloß sorgfältig wieder einige der Schränke, andere ließ er offen. An emem Fensterkreuz des unteren Stockwerks befestigte er dann einen vohrer und an diesem eine stark« Schnur, an der er sich auf die Gtraße hmabließ. Der Dieb entkam mit seiner wertvollen Beut« ungesehen. Eine Spur, die von der Polizei bisher verfolgt wurde, erwies sich als falsch._ Die Huudesperre hört bekanntlich für Berlin und die zum Landespolizeibczirk Berlin gehörigen Ortschaften am 30. Juli, für die Kreise Teltow und Niederbarnim am 31. Juli auf. Die Gerüchte von einer Verlängerung der Sperre bezw. von der Anordnung eines längeren Maulkorbzwanges bei Leincnfreiheit sind, wie von zuständiger Stelle versichert wird, falsch. Eine diesbezügliche Anordnung ist weder vom Ministerium noch dem Regierungspräsidenten in Potsdam ge- troffen worden. Es ist also anzunehmen, daß die Hunde- sperre zum genannten Zeitpunkt wieder beseittgt wird. Der letzte Fall von Tollwut , und zwar der in Weißcnsee. hat auch keineswegs Anlaß zu einer Verlängerung der Sperre gegeben, weil der Hund erwiesenermaßen nach der Erkrankung weder mit Menschen noch anderen Tieren in Berührung gekommen ist und bis zum Verenden gesichert an der Kette in ge- schlossenem Raum gelegen hat. Zwei Arbeiter durch einen Hebebaum niedergeschmettert. Ein folgenschwerer Unglücksfall hat sich gestern in Groß-Lichter- felde ereignet. Auf dem Karlplatz werden gegenwärtig Erdarbeiten verrichtet. Die Gleise sollen etwas höher gelegt werden, und als gestern zwei Arbeiter einen mächtigen Hebel unter eine der Schienen gelegt hatten, um den Schienenstrang hochzuwinden, vergaßen sie später, den Baum wieder beiseitezuschaffen. Kurz darauf kam ein Straßenbahnwagen an der betreffenden Stelle vorüber gefahren. Er stieß mit dem Hebebaum zusammen, und dieser wurde infolge- dessen mit solcher Wucht gegen die beiden Arbeiter geworfen, daß sie besinnungslos zu Boden taumelten. Einer der Verunglückten, der 38 jährige Adolf Ganske, war schrecklich zugerichtet worden. Er mußte in blutüberströnttem Zustand vom Platze gettagen werden. Im Kreiskrankenhause stellten die Aerzte einen schweren Schädel- bruch und andere erhebliche Verletzungen bei ihm fest. Der Arbeits- kollege hatte äußere Verletzungen erlitten. Der Zopfabschneider. Die Verhaftung eines Zopfabschneiders rief gestern mittag in Lichtenberg großes Aufsehen hervor. Als die 12 Jahre alte Tochter des städtischen Gasarbeiters F. auS der Frankfurter Chaussee mit einer Freundin den Wochenmarkt auf dem Traveplatz besuchte, schlich sich ein Mann an sie heran und schnitt der F., die zwei sehr lange, rotblonde Zöpfe trug, den einen ab. Das Mädchen hörte das Knirschen der Scheere, wandte sich um und sah den Mann eiligst davonlaufen. Die Freundin benachrichtigte sofort einen Schutz- mann, während die F. selbst mit anderen Schulkindern, die gleich von dem Vorfall unterrichtet waren, die Verfolgung deS Fliehenden aufnahmen. ES gelang den Kindern auch, die mit großem Geschrei über den Marktplatz dem Zopfabschneider nachliefen, diesen in dem Flur des HauseS Müggelstratze 26 zu stellen. Als der Beamte hin- zukam, lief der Verfolgte noch bis zum Boden. Hier wurde er jedoch festgenommen und nach der Wache gebracht. Den ab- geschnittenen Zopf hatte er auf der Flucht weggeworfen. Der Ver- haftete entpuppte sich als ein Jahre alter Bauarbeiter Oswald Riefe aus der Müggelstraße, der verheiratet und Vater von zwei kleinen Kindern ist. Der Mann litt schon seit längerer Zeit an krankhaften Neigungen und pflegte stets auf seinen Gängen eine Schere mitzunehmen._ Holzdiebereien durch Sommergäste. Man schreibt uns: Die Hälfte der ländlichen Sommergäste gibt sich nicht in Pension, sondern kocht selbst in gemieteter Küche oder mit sonstiger Kochgelegenheit. Auf dem Lande gibt es aber keine Holz- und Kohlenhandlungen. Wo komnrt also das FeuerungS- Material her? ES könnte durch Zwischenkauf von den Land- bcwohnern erworben werden, wird aber einfacher und billiger aus dem Walde entwendet. Selbst elegant gekleidete Frauen und Männer, die durchaus nicht zu den Unbemittelten gehören, schleppen ganze Körbe voll Unterholz und armdicke Beste aus dem Walde nach Hause, ohne daß sie an diesem regelrechten Forstdiebstahl von irgendwem gehindert werden. Häufig werden die in die Sommerfrische mitgenommenen Dienstboten von derselben Herrschast, die sonst jede häusliche Ent- Wendung rücksichtslos im Dienstbuchzeugnis verzeichnet, im eigensten Vorteil zum Forstdiebstahl angeleitet. Auch die Förster, die diese Mode der Sommergäste sehr genau kennen, drücken alle beide Augen zu. An sich ist ja die Sache nicht so schlimm. Jeder Wald weist große Mengen von Bruchholz auf, mit denen ohne jede Schädigung des Waldbestandes viele Arme glücklich gemacht werden könnten. Wenn aber ein wirklich Armer beim gesetzlich nicht erlaubten Ein- sammeln von Waldreifig betroffen wird, so erhält er eine Geldstrafe oder man brummt ihm gar ein paar Tage Gefängnis auf. Ter Polizeisäbel. Wenn die Polizei eine S i st i e r u n g ausführt, tritt nur zu oft der Säbel in Aktion. Am anderen Tage liest man dann in den Zeitungen die von der Polizei herrührende Mitteilung, daß der Sistierte einen tätlichen Angriff versucht habe und der Schutzmann zur Masse habe greifen müssen. Ueber die Arbeit' eines Polizei- säbelZ, die aus einem Hause der H ö ch st e st r a ß e bekannt wird haben wir bisher keine derartige Mitteilung in der Presse gefunden. Ein Mann namens H., der eine kleine Strafe absitzen sollte, wurde am frühen Morgen durch einen von der Polizeiwache am Landsberger Tor abgeschickten Schutzmann aus dem Bett heraus geklingelt. Da er nach längerer Arbeitslosigkeit eben erst wieder Arbeit gefunden hatte und diese nicht verlieren wollte, so suchte er sich der Sistierung zu entziehen und ver st eckte sich auf dem Stubenofen. Der Schutzmann, den die Ehefrau einlassen mußte, spähte vergeblich umher, und auch ein zweiter Schutzmann, der dann noch eintraf, fand zunächst nichts. Nachdem der zweite den Säbel gezogen und mit ihm umer den Betten hin und her gesegt hatte, sagte er:Wir wollen doch mal auf dem Ofen nachsehen, da haben, wir auch schon Verschiedene runtergeholt." Er rückte einen Stuhl heran, setzte den Fuß in die offene Ofenröhre und stocherte mit demSäbel durch dieZacken derOfenbekrönung. Bald hatte er's heraus, daß ein Mensch oben lag. Ein Blut strahl schoß aus dem Bein des Flüchtlings, und als man diesen jetzt her- uutcrhob, stürzte ein Strom von Blut wie aus der Kanne gegossen zu Boden. H. wurde auf die Dielen gelegt, und die beiden Polizisten verließen eilig die Wohnung, um eine Droschke herbei« zuschaffen. Frau H., die den Vorgang mit Entsetzensschreien be- gleitet hatte, nahm sich des wie leblos daliegenden Mannes an und wickelte ihm ein Tuch um das verletzte Bein. Es war sofort klar, daß bei H., der ein Krampfaderleiden hat, eine Krampfader geplatzt sein mußte. Nur so konnte man den ungeheure» Blutverlust ver- stehen, bei den, das Blut den Ofen, die Wand von der Decke bis zum Fußboden und das benachbarte Kleiderspind überströmt hatte. Diese Blutspritzer reichten bis zur Borte hinauf, die die Wandtapete gegen die Zimmerdecke abgrenzt. Den durch den Blutverlust er- schöpften Mann packten die zurückkehrenden Schutzleute in eine Droschke und sott gings nach dem FriedrichShain-Kran- k e n h a u S. Frau H. wollte mitfahren, aber jener Schutzmann, der mit dem Säbel gesucht hatte, erklärte ihr, dann müsse sie selber die Fahrt bezahlen. Im Krankenhaus, wo sie nachher eintraf, fand sie den Mann verbunden und im Bett liegend vor. Er wurde aber auf Verlangen der Polizei durch das Personal wieder auS dem Bett herausgeholt, aufs neue in eine Droschke gesteckt und zur Polizeiwache am Landsberger Tor transportiert. Hier konnte man der Frau, die nachging, zunächst nicht sagen, ob er in diesem Zustand zur Haftverbüßung eingeliefert oder wieder in daS Kranken- haus zurückgebracht werden würde. Später kam ihr ein Schutzmann in die Wohnung und meldete, daß sie ihren Mann nach Hause holen könne. Unter dem Beistand von Nachbarn wurde H. in einer Droschke weggeschafft und in seine Wohnung getragen, und noch an dem- selben Vormittag brachte ihn dann Frau H. auf Anordnung eines von ihr zu Rate gezogenen Arztes in das Fried richryain-Kranken- haus zurück. Hier soll jetzt ein Anstaltsarzt erklärt haben. wegest der paarAbschürfungen" sei doch nicht Krankenhauspflege nötig. Man kann nur annehmen, daß der Herr nicht wußte, um was es sich handelte. Es gab darauf noch eine Szene zwischen dem Arzt, der am Morgen die Entlassung de? eben eingelieferten Kranken angeordnet hatte, und dem leitenden Arzt der diese Anordnung im Hinblick auf den Zustand des Kranken scharf mißbilligte. Auch auf Verlangen der Polizei habe der Arzt ihn nicht entlassen dürfen, erklärte ihm sein Vorgesetzter. Nach an demselben Tage setzte sich ein P o l i z e i h a u p t- mann in Bewegung, bemühte sich nach der Wohnung der Frau H. und besichtigte die bis unter die Decke reichenden Blutspuren. Er fragte, ob nicht H. vom Ofen gesprungen und ihm dabei eine Krampfader geplatzt sei. Aber daß dabei daS Blut vom Fußboden bis dicht unter die Decke des etwa 3'/, Meter hohen Zimmers gespritzt sein sollte, wird der Herr Polizeihauptmann wohl selber nicht glauben wollen. Vorgelegt wurde ihm die vollständig mit Blut durchtränkte Hose, die am Unterschenkel ein paar durch ein scharfes Instrument ent standen« Löcher aufwies, sowie die gleichfalls blutdurchtränkten Strümpfe. Der Hauptmann schüttelte schließlich den Kopf und murmelte:So viel Blut hat er verloren!" Bisher hat die Oeffentlichkeit von den Vorgängen, die sich bei dieser Sistierung abspielten, noch nichts erfahren. Die Polizei läßt sonst über sehr viel weniger bemerkenswerte Dinge an die Presse be- richten, aber eine Notiz über die Sistierung des auf den Ofen Geflüchteten ist unS noch nicht in den Zeitungen aufgestoßen. Will die Polizei nicht mitteilen, welche Auffassung von dem Hergang sie selber hat? Als der Verwalter des Hauses zur Polizeiwache ging und über die Besudelung der Tapete und die Beschädigung des Ofens klagte, soll ihm geantwortet worden sein, die Schutzleute hätten nach einer Aeußerung der Frau da oben einen alten Sack ver- mutet. Wenn sie auf dem Ofen keinen Menschen vermuteten, warum suchte dann der Schutzmann auf dem Ofen umher? Ein untergegangener Baggerprahm sperrte drei Tage lang die Löcknitz kurz vor ihrem Eintritt in den Flakensee an der neuen Erknerbrücke. Der Motorbootverkehr erfuhr anfangs stundenlange Unterbrechung und wurde schließlich, bis der mit Morast beladen« Prahm gehoben war, ganz«ingestellt. Wiederholt gab eS große Skandalszenen, wenn daS Publikum umgebootet werden mußte. Das sind alles die Folgen der Verschandelung deS LöcknitzgebieteS, die sich immer unangenehmer bemerkbar machen. DaS Wasser der Löcknitz zwischen Erkner und Fangschleuse gleicht durch die rastlose Tätigkeit der Bagger einer großen Schlammflut. Baden ist hier kaum mehr möglich. Großen Schaden erleiden die Motorbootgesell« schasten, weil der AuSsluasverkehr über die Löcknitz noch in keinem Sommer so gering gewejen ist. Die Polizei paßt auf! In der N a u n h n st r a ß e hat die Messerstecherei, die sich dort, Ivie wir berichteten, in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag abspielte, eine sonderbare Wirkung gehabt. Während bisher in der Umgebung des Tatortes kein Ueberfluß an Polizisten zu be- merlen war, wird seit Montag plötzlich die Beobachtung gemacht, daß Tag für Tag von früh bis spät Polizisten zu zweien und zu dreien in der Naunynstraße umherstehen. Das Seltsame dabei ist, daß sie sich fast immer in nächster Nähe der im Hause N a u n h n- st r a ß e 12 befindlichen Schankwirtschaft aushalten, aus der ein Gast dem Ueberfallenen zu Hilfe geeilt war, wobei der Helfer selber Messerstiche erlitt. Eine andere Beziehung als diese besteht zwischen der Messerstecherei und dem jetzt observierten Lokal nicht, die Messerhelden haben nicht mal in ihr gekneipt, und im übrigen würde ja daraus, selbst wenn das der Fall gewesen wäre, noch gar nichts gegen das Lokal und die übrigen Gäste folgen. Die Besucher fragen erstaunt, was denn diese plötzliche Belagerung des Lokals zu bedeuten hat. Nach einer Aeußerung, die vom Besitzer des HauseS Naunhnstr. 12 herrührt, hätte der Besitzer deS gegenüberliegenden Hauses Naunynstr. 78 die Polizeischarf gemacht". Mordgerüchte waren gestern vormittag im Nordosten der Stadt verbreitet. Vor dem städtischen Asyl in der Fröbelstraße wurde eine unbekannte grau tot aufgefunden. Es verbreitete sich schnell daS Gerücht, daß sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen fei. Auch die Kriminalpolizei wurde dieserhalb alarmiert. Die Mordkommission klärte die Sache aber bald auf. Es ergab sich, daß die Frau im Laufe der Nacht mit anderen in Zank und Streit geraten war. Nach ärztlicher Feststellung ist sie jedoch eines natürlichen Todes gestorben. Die Leiche wurde beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht. ES handelt sich um eine ständige Besucherin deS Asyls, eine obdach- lose Frau nameuS Otto. Der Selbstmord einer Trauernden rief in der vergangenen Nacht am Gröbenufer Aufregung hervor. Vor dem Hause Nr. 8 sprang plötzlich gegen 31/, Übt ein ganz in Schwarz gekleidetes Mädchen von etwa 29 bis 22° Jahren über das Geländer in die Spree. Die �Rettungsversuche mißglückten. ES gelang erst nach längeren Bemühungen, die Leiche zu bergen. Die unbekannte Tote trug schwarze Kleidung und weiße Wäsche mit dl. v. gezeichnet. Die Leiche wurde nach dem Schauhause gebracht. Irgendwelche Papiere wurden nicht gefunden. Wegen Krankheit und Arbeitslosigkeit aus dem Leben geschieden ist der in der Naunynstraße 8 wohnhaste Maurer Eduard Geyer. Er wurde von Hausbewohnern an der Türklinke seiner Küche hängend aufgefunden worden. Geyer war öö Jahre alt und lebte vollständig für sich allein._ Studienreise auf dem Gebiet des Wohuuugsweseus. Die Zentralstelle für Volkswohlfahtt veranstaltet in der Zeit vom 14. bis 26. September eine Studienreise, die sich mit den wich- tigsten Fragen des Wohnungswesens beschäftigen soll und an der etwa b9 Herren(insbesondere Vertreter von Gemeinden und Staats- behördcn) teilnehmen können. Die Reise beansprucht ein besonderes Interesse um deswillen, weil mit Rücksicht auf die bevorstehende Wohnungsgesetzgebung die Fragen des Wohnungswesen« lebhaft er- örtert werden. Es wird sich Gelegenheit biete», die hauptsächlichsten Probleme in den verschiedensten Städten zu studieren, vor allem ist auch ein vesuch Belgien « vorgesehen, de« Landes, da» bisher hin-