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Stadtverordnetenversammlung davon Mitteilung zu machen. Erst mehr wie drei Wochen nach dem Kaiserjubiläum besann sich ein klerikaler Stadtverordneter auf seine Pflichten als Monarchist und interpellierte den Oberbürgermeister wegen der behaupteten schweren Pflichtverletzungen. Der Oberbürgermeister_ erklärte seelenruhig, um die Unterzeichnung der Glückwunschadresse sei er gar nicht angegangen worden, da diese nur von dem Porstand des Städtetages, dem er nicht angehöre, unterzeichnet wurde. Auch ein Schreiben des Vorstandes vom Städtetage hätte er nicht empfangen, also auch nicht 26 acta legen können. Dagegen habe er allerdings von der Stellung eines Antrags, zur Jubiläumsfeier des Kaisers für eine Stiftung Geld zu bewilligen, abgesehen, nachdem er sich bei der Führung der gegenwärtigen sozialdemokratischen Mehrheit vergewissert habe, daß ein solcher Antrag von der Stadtverordneten- Versammlung abgelehnt werden würde. Er glaube, damit so- wohl das Interesse der Stadt, wie im Interesse des monarchischen Gedankens gehandelt zu haben.» Ter Standpunkt des Oberbürgermeisters fand jedoch keines- Wegs die Billigung der Gegner, die dem Oberbürgermeister..ganz unwürdige Abhängigkeit von der sozialdemokratischen Mehrheit' vorwarfen. Die Patrioten waren noch eiftig beim Schimpfen, als in Offen- bach ein Kreisturnfest der freien Turner stattfand. Mehr wie 30 000 Menschen kamen zu diesemsozialdemokratischen" Fest zusammen, die meisten Häuser der Stadt waren deshalb mit Fahnen und Girlanden geschmückt, selbst das Stadthaus steckte mehrere Fahnen heraus und die städtischen Straßenbahnwagen trugen Laubgewinde mit Weißen, blauen und roten Rosetten! Es kam sogar noch ärger! Am Hauptfcsttag erschien dann der Oberbürgermeister selbst auf dem Festplatz und hielt eine Be- grützungsrede man denke, an sozialdemokratische Turner! in der er die körper- und geiststärkende Wirkung des Turnens pries und den Festteilnehmern viel Vergnügen wünschte. Das versetzte die Offenbacher   Patrioten in rasende Wut. Sie schimpften über den pflichtvergessenen Oberbürgermeister, der die heiligsten Gefühle der monarchisch gesinnten Bürgerschaft durch völlige Nichtbeachtung der erhebenden Jubiläumsfeier tief verletzte und nun ein sozialdemokratisches, republikanisches, umstürzlerisches Fest in einer noch nicht dagewesenen Weise verherrlichen half. So klingt es nicht nur in hessischen, sondern in allengutgesinnten" Blättern Teutschlands. In Wirklichkeit hat aber der Offenbacher   Oberbürgermeister auch beim Kaiserfest am Stadthause Fahnen herausstecken lassen, hat auch auf den Kriegervereinsfesten die Stadt vertreten, und auch einen Aufruf zur Sammlung einer Kaiserspende für die Mission in den Kolonien mitunterzeichnet. Auch sonst übt der Offenbacher  Oberbürgermeister den Brauch, bei größeren Veranstaltungen, Ju- biläen usw., die in der Stadt gefeiert werden, das Stadthaus usw. schmücken zu lassen und möglichst persönlich die Gäste zu begrüßen. Solange es sich dabei um bürgerliche Turner, Sänger, Schützen usw. handelt, haben die Gegner gegen die höflichen Gepflogenheiten deS Stadtoberhaupts nie etwas einzuwenden gehabt, sie vielmehr für selbstverständlich gehalten. Nur wenn auch Sozialdemokraten solche Höflichkeiten erwiesen werden, schimpfen die Offenbacher  Emporkömmlinge und ihre Soldschreiber loS. Und ihr Aerger ist um so größer, als in der Tat die festliche Ausschmückung in der Stadt beim Arbeiterturnerfest den Festschmuck gelegentlich deS Kaiserjubiläums weit in den Schatten stellte. Die patriotischen Hetzereien der Fabrikantenpresse hatten aber nur die Wirkung, daß am zweiten Tage des ArheiterturnerfesteS noch über 10 000 Menschen mehr wie am ersten Tage den sfestplatz bevölkerten. Die Hoffnung, mit dem patriotischen Radau Wahlftimmung zu machen, ist jedenfalls zuschanden geworden. Lippold berichtigt. Der freikonservative Redakteur L i p p 0 l d, der den be- rüchtlgten Kronzeugen Köhler zu jener Denunziation an- stiftete, die das Schweidnitzer Schwurgericht zu dem unbegreif- lichen Zuchthausurteil veranlasste, beglückt uns unter gleichzeitiger Androhung eines Strafantrags mit folgender Berichtigung: In Nr. 178 desVorwärts" vom 16. d. M. veröffentlichen Sie unter der Spitzmarke:Held Lippold, aus dem Waldenburgcr Meineidsprozeß bekannt" ein Urteil des Großherzoglichen Schöffen- gerichts zu Neu-Strelitz, wonach ich wegen Beleidigung des Ge- schäftsführers des dortigen Konsumvereins zu 60 M. Geldstrafe verurteilt worden sein soll. Dieses Urteil ist nie rechts- kräftig geworden; auch ist die Urteilsbegründung ungenau bzw. unzutreffend. Für die zweite Instanz nämlich war neues Zeugenmaterial vorhanden. Doch kam in einem Termin, dem ich nicht beigewohnt habe, ein Vergleich zustande, den mein Rechtsbeistand für mich als akzeptabel erachtete. Wilh. Lippold, Chefredakteur desNeuen Tageblattes" in Waldenburg(Schief.).* franhmd). Tie Beratung des Militargesetzes. Paris  , 18. Juli. Kammer.(Beratung des MilitärgesctzeS.) Die Kammer nahm Artikel 14 an. der unter Zustimmung der Kom- Mission von Andre Lefevrc abgeändert worden ist und eine Prü- fung für R e s e r v e 0 f f i z i e r s ch ü l e r sechs Monate nach ihrem Eintritt ins Regiment Vorsicht. Die zugelassenen Kandidaten sollen ein Jahr in den Schulen zubringen und werden dann zu Offiziers- ospirantcn ernannt. Sie werden ihre Dienstzeit als Unterleut- üants her Reserve ableisten. Vorher hatte die Kammer einen Ab- änderungsvorschlag I a u r e s mit 327 gegen 246 Stimmen abge- lehnt, der jenes Examen sofort beim Eintritt ins Regiment for- derte. Augagneur trat für folgendes Amendement ein: Wenn die Umstände es gestatten, so sollen der Kriegs- und der Marine- minister»rmächtigt sein, diejenige Jahresklasse, welche das zweite Dicnstjahr beendet hat, vom Dienst zu befreien. Augagneur er- klärte, es sei eine schöne Vollmacht, die Soldaten in die Heimat ent- lassen zu dürfen, falls die äußere Lage sich gebessert habe. Minister- Präsident Barthou erwiderte, die Antwort, der Regierung auf das Amendement sei, daß das Gesetz annulliere, die Festsetzung der Effektivbestände des Heeres unmöglich mache und durch eine Jnter- pellation den dreijährigen Dienst jedes Jahr in Frage stellen könnte, sei die Vertrauensfrage.(Lebhafter Beifall im Zentrum und auf verschiedenen Bänken.) Bei der darauffolgenden Abstimmung wurde das Amendement Augagneur mit 331 gegen 827 Stimmen abgelehnt. Hierauf wurde mit 321 gegen 240 Stimmen der Artikel lg, der von I a u r e s bekämpft wurde und der der Regierung die Mög. lichkcit gibt, die Jahresklasse, die vom Dienst befreit werden könnte, durch Dekret zurückzubehalten, angenommen. Camuzet legte hierauf ein Amendement vor, welches innerhalb von drei Jahren ..fünf Monate Urlaub außer den Sonntagen und den Festen vorsieht und festsetzt, daß die gleichzeitig beurlaubten Mannschaften 10 Proz. der gesetzlichen Cadres nicht überschreiten dürfen. Pate erklärte als Berichterstatter, es sei unmöglich, über vier Monate hinauszugehen, ohne die Effektivbestände zu gefährden. Das Amendement wurde von Barthou bekämpft, der die Per- trauensfrage stellte. Das Amendement wurde alsdann mit 300 gegen L01 Stimmen abgelehnt. Englanck. Die englische Auswanderung. London  , 16. Juli.  (Eig. Bcr.) Die beständig steigende Aus- Wanderung Englands bildet einen sonderbaren Kommentar zu den Behauptungen der bürgerlichen Oekonomen, die an der Hand der mächtig angeschwollenen Ziffern des englischen   Einfuhr- und Aus- suhrhandels nachweisen, daß sich das englische Volk nie so wohl gefühlt habe wie heute unter der Herrschaft Lloyd Georges. Weshalb wandern denn jährlich Hunderttausende Menschen in der Blüte ihres Lebens aus? mutz man sich fragen. Nach den soeben veröffentlichten Ziffern für das Jahr 1912 hat die Zahl der eng- lischen Auswanderer eine noch nie dagewesene Höhe erreicht. In früheren Jahren schätzte man die Zahl der britischen   Auswanderer, indem man die Zahl der in England ankommenden Reisenden bri- tischer Nationalität von der Zahl der England verlassenen Reisen- den britischer Nationalität abzog. Im Jahre 1911 fand man auf diese Weise, daß 261 809 Personen in dem Jahre ausgewandert waren. In diesem Berichtsjahre hat man die Zahl der Ein- und Abwandernden zum ersten Male genauer registriert. Man hat ge- funden, daß die Zahl der englischen Auswanderer(abzüglich der Wiedereingewanderten) im Jahre 1912 nicht weniger als 336 464 betrug! Von diesen gingen 74,6 Proz. Nach den Kolonien und 23,1 Proz. nach den Vereinigten Staaten  . 60 Proz. der erwachse- nen Männer und 66 Proz. der erwachsenen Frauen standen im Alter von 18 bis 30 Jahren und 26 Proz. der erwachsenen Männer und 27 Proz. der erwachsenen Frauen waren 31 bis 46 Jahre alt. Von den erwachsenen Männern über 18 Jahre waren 19 Proz. Landarbeiter, 16 Proz. Handelsangestellte und Mitglieder freier Berufe, 32 Proz. qualifizierte Arbeiter und 26 Proz. Taglöhner. Die Tatsache, daß die große Mehrheit der Auswanderer nach den Tochterstaaten geht, ist kaum geeignet, die englische Nation mit diesem furchtbaren Aderlatz zu versöhnen. Auch die Ar- beiterbewegung fühlt den Verlust. Denn die Er- fahrung lehrt, daß es gerade die unternehmungslustigen und re- bcllischen Elemente sind, die der Heimat den Rücken kehren. Viel- leicht hat die große Auswanderung aus England nicht wenig damit zu tun. daß es mit der sozialistischen   Bewegung in Großbritannien  so langsam vorwärts geht. Beweisen läßt sich dieS Wohl schwerlich. Aber man könnte Dutzende von Fällen anführen, in denen junge vielversprechende Genossen plötzlich nach Australien   oder Kanada  verschwanden und den Staub der alten Welt von den Schuhen schüttelten. China  . Tie neue Gegruregierung des Südens. Peking  , 18. Juli.  (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Die allgemeine Lage hat sich für die Nordtruppen ge- bessert. Die Südtruppen wählten Tsenkhunhsuan, einen alten Feind DuanschikaiS, zum Präsidenten, und ernannten einige Mi- nister. Es wird berichtet, daß die Südtruppen den Gouverneur von Anhui   und etwa 20 andere Offiziere töteten. Eine Anzahl er- gebener Generale beriet gestern lange mit Duanschikai. Feng- knochane, der Eroberer von Hanhun während der Revolution, soll das Oberkommando erhalten. Bus der Partei. Totculiste der Partei. Rom  , den 16. Juli.  (Eig. Ber.) Ein alter Sozialist, der noch mit Costa, Malesta und Casfiero dem italienischen Zweig derJnter- nationale" angehört hat, Genosse Carlo Monticelli  , ist am 14. Juli in Rom   an Herzlähmung gestorben. Um sich einer langen Gefängnisstrafe zu entziehen, die ihm sein Wirken für die Jnter- nationale eingetragen hatte, floh er in jungen Jahren nach Paris  , wo er gemeinsam mit Andrea Costa   mehrere Jahre in großem Elend verlebte. Nach einer Amnestie nach Italien   zurückgekehrt, veröffentlichte er zahlreiche Propagandaschristen und gab eine sozialistische Zeitschrift, denSoeialiSmo Popolare' heraus. Da damals die Parteiprcsse in Italien   niemandem eine Existenzmöglich- keit bieten konnte, mußte Monticelli in der Redaktion eines bürgerlich-radikalen Blattes arbeiten. Im Jahre 1903 berief ihn Enrico Ferri   als erste» politischen Redakteur in die Redaktion des Avanti", der er fast drei Jahre angehörte. In der Folge zog er sich immer mehr vom politischen Leben zurück, das ihm viele und bittere Enttäuschungen gebracht hatte. Seine journalistische Tätigkeit, der er sich bis zu seinen letzten Lebenstagen eifrig und gewissenhaft widmete, hat ihm immer nur mit knapper Not das krasse Elend vom Leibe gehalten. Er war gut und Hilfteich, und eS war ihm immer heiliger Ernst mit seiner sozialistischen Ueberzeugung. Die Partei ist ihm ein dankbares Gedenken schuldig. Ter außerordentliche holländische Parteikongreß zur Beratung der Ministerfrage wird Sonnabend, den 26. und Sonntag, den 27. Juli d. I. in Zwolle   abgehalten. Als ein neues Zeichen des Aufschwunges der holländischen Partei ist mitzuteilen, daß das ZentralorganHet Volk" in drei Wochen 1708 neue Abonnenten gewann und damit die Abonnenten- zahl auf über 26 000 brachte. Die Statutenänderung der franzSsischen gceinigten Partei. Paris  , 14. Juli.  (Eig. Ber.) Die Versammlung des National- rats der sozialistischen   Partei, die gestern getagt hat, hatte eine Auf- gäbe von besonderer Wichtigkeit zu erfüllen. Ihr hatte nämlich der Parteitag von Brest  , der bekanntlich wegen der Ministerkrisc vor- zeitig abgebrochen werden muhte, die Entscheidung über die S ta- tutenänderung übertragen, die sich schon längst als notwendig erwiesen hatte. Eine Kommission wurde mit der Vorarbeit betraut. Sie legte gestern einen Entwurf vor, der in den wesentlichsten Punkten angenommen wurde, nach einer Diskussion, die erfteulich die Auflösung der altenTendenzen" im einheitlichen Parteiorga- nismus bezeugte. Die wichtigsten Beschlüsse betrafen das Verhältnis zwischen den Deputierten und den Vertretungs- törpern der Partei. Art. 30 bestimmte bisher, daß die Fraktion im Nationalrat durch eine Delegation vertreten werde, der einzelne Deputierte also nicht vo» seiner Föderation delegiert wenden könne. Gestern wund« eine neue Fassung beschlossen�, die die besondereVertretung der Fraktion aufhebt und die Deputierten den anderen �Parteigenossen gleichstellt. Der Nationalrat   wird künftig izur aus den Delegierten der Föderationen und der vom Parteitag gewählten permanenten VerwaltungSkommifsion zusammengesetzt sein. Diese Reform wunde mit 2206 Mandaten gegen 406 an- genommen. Art. 33 schloß bisher die Deputierten von der permanenten Verwaltungskommission(d. h. Parteivorstand) aus. Die RevisionS- kommission schlug vor, daß 8 von den 24 Parteivorstandsmitgliedern der Fraktion entnommen werden sollten. Nach einer Debatte wurde beschlossen, daß alle 24 Vorstandsmitglieder vom Parteitag in einem einzigen Wahlgang gewählt werden sollen und die Zahl der ge- wählten Parlamentarier höchstens ein Drittel des Parteivorstandes betragen darf. Beschlossen wurde ferner, daß zur Wählbarkeit in die Verwal- tungskommission sowie zumpermanenten Delegierten", d. h. ange- stellten Agitator eine fünfjährige Parteimitgliedschaft erforderlich sei mit einer Ausnahme für die jungen Föderationen. Das Parteibureau, bestehend aus dem Generalsekretär, dem Kassierer und den Sekretären der vier Unterkommissionen wird von der perma- nenten Verwaltungskommission gewählt und vom Nationalrat   he- statigt. Der Nationalrat   wird' von nun an nur zweimal im Jahre'zw- sammentreten, nicht viermal wie bisher. Der Nationalrat   be­kommt ferner das Recht auf Einleitung des Ausschlietzungs- b e r f a h r cn s, das nur den Föderationen zustand. Der Socialistc", das Schmerzenskind der Partei, wird nicht mehr wöchentlich, sondern als M 0 n a t s b u l l e t i n erscheinen und die offiziellen Dokumente der Partei enthalten Er wind den Organi- sationen unentgeltlich zugestellt werden. Die Buchhandlung der Partei wird mit der derH u m a n i t e" verschmolz e n. Aus einem kurzen Bericht Brackes über dieHumanite ergibt sich der Aufstieg des Blattes. Im Herbst soll eine neue Aktion unternommen werden, um derHumanite" eine ungehemmte Ent». Wickelung zu sichern. Die Frage des Volkshauses, mit dessen Errichtung sich die Partei schon seit mehreren Jahren beschäftigt, ohne recht vom Fleck zu kommen, wurde neuerlich vertagt. Nach Mitteilungen des Genossenschaftlers Genossen H e l i e s scheint eine Lösung unter Teilnahme des KonsumvereinsEgalitaire" in guter Aussicht. Zum Schluß wurde die neue Verwaltungskommission gewählt. Es gehören ihr 7 Deputierte an, und zwar Bracke, Eompere- Morel, Groufsier,.GueSde, Jaures  ,(vembat und Vaillant. Bus Induftne und DandeL Herrn von LievertS Gründung, die Deutsche   Rufiji Baum- Wollgesellschaft, ist, nachdem sie nur wenige Jahre bestanden hat, vor kurzem in Liquidation getreten. Wie die bürgerliche Presse meldet, gehen die Anteilseigner dieses Unternehmens völlig leer aus, da das ganze Stammkapital der Gesellschaft ver- l 0 r e n ist und die Plantagen den. Darlehnsgebern verpfändet waren. Im Gründungsprojekt waren seinerzeit Dividenden von 20 Proz. und mehr in Aussicht gestellt worden! Die Gesellschafter sind von vornherein über den Wert des Gcsellschaftsbesitzes und die eigentlichen Vorgänge bei der Gründung im unklaren gelassen worden. Gegen den Borbesitzer und Mitgründer Dr. Groppler schweben gerichtliche Klagen, die sich gegen falsche Zlngaben in den Gründungsprospekten u. a. richten. Herr v. Liebcrt soll durch Ver- tuschung ihm bekannter Unregelmäßigkeiten bei der Gründung und Leitung der Gesellschaft ebenfalls an der Pleite nicht ganz unschuldig sein. Er hat es daher vorgezogen, sein Mandat als Mit- glied des Aufsichtsrats niederzulegen, ehe die Gesellschafter- Versammlung hierzu Stellung nehmen konnte, ob ihm da? Mandat entzogen werden solle. Auf die wunden Punkte seiner Tätigkeit in der Gesellschaft weist ein Zirkular von Gesellschaftern hin, worin es u. a. heißt:Bedauerlicherweise ist in dem(Verteidigungs-) Rundschreiben des Herrn v. Liebcrt gerade über sehr wesentliche Punkte, über welche die Gesellschafter gewiß gern eine Erklärung gehört hätten, nichts zu finden, wie z. B. über die ihm gewährten Freianteile und die Bedingungen dieser Abtretung, über die von ihm unterlassene Herbeiführung der Bilanz- genehmig ung und insbesondere auch darüber, wie er die Uebernahme des Aufsichtspostens und der damit verbundenen B e- züge zu rechtfertigen vermag, obwohl er, wie urkundlich nachgewiesen ist, von vornherein die Unrichtigkeit der An- gaben des Prospekts und des Gründers Groppler s a n n t e. Hoffentlich leuchten die Prozesse(jegen Groppler auch etwas in die Gründertätigkeit v. Lieberts hinein. Rotes Kreuz gegen Börscnpanik." Die Petersburger Groß» banken haben nach demBerl. Börsen-Courier" in einer Beratung unter dem Vorsitz des Vizedircktors der Reichsbank beschloffen, ein Rotes Kreuz gegen Börsenpanik ins Leben zu rufen, um den Preis- stürz der Werte aufzuhalten. Dieses Rote Kreuz hat sich nunmehr gebildet. Es besteht aus den Banken Asow-Don, Wolga-Kama, Handels-Jndustriellen, Bank für auswärtigen Handel, Russisch- Asiatische, Diskontobank und Handelsbank mit einem Grundkapital ovn 30 000 000 Rubeln. Der Direktor der Reichsbank wurde mit der Aufgabe betraut, für Rechnung des Roten Kreuzes die Werte anzukaufen, die am meisten der Börsenpanik unterliegen. In Deutschland   tuen die Großbanken diese Helferdienste, ohne dem Kinde diesen mildtätigen Namen zu geben. In Wahrheit verbirgt sich hinter der sogenannten Intervention zugunsten gefährdeter Papiere nichts als eine planvolle und großzügige ExpropriaÜM der Äleinkapitalisten, die in der Zeit der Geldnot ihre Papiere verkaufen müssen/ zugunsten der Großbanken. Letzte Nadrnditew. Neichstagsnachwahl in Weilheim  . Wcilhcim, 18. Juli. Bei der heutigen Reichstagsersatzwahl wurde der Amtsrichter Emmingen  (Z.) gewählt. Nach dem bis- her vorliegenden Ergebnis der Stimmcnzählung erhielt Emmingen  11394, der Bauernbüttdler Eisenberger 6081, der Sozialdemo- trat Stainer 3376 und der Liberale Dr. Müller 2482 Stim- men. Zersplittert sind 10 Stimmen. Es stehen noch Gemeinden aus, die aber an der Wahl Emmingens nichts mehr ändern. Friefrensaussichten? Bukarest  , 18. Juli.  (W. T. B.) Im Interesse einer raschen Ausstellung der Grundlagen, unter denen«in allgemeiner Balkanfrieden geschlossen werden kann, wird die rumänische Regierung voraussichtlich noch heute mit der serbischen   Regierung in Verbindung treten. London  , 18. Juli.  (P. C.) Hier sind zuverlässige Nachrichten eingetroffen, daß der Friede zwischen den Balkan  - staaten in aller kürze st er Zeit bevor st eh t. Auf diese Nachrichten hin war die Börse heute optimistisch gestimmt. Die russische Mobilisierung. Krakau  , 18. Juli.  (P.-C.) Die Nachrichten bestätigen sich, daß Rußland   trotz aller ofsiziellen Dementis fieberhaft Mobili- sierungsmaßnahmcn trifft, die sich nicht nur auf die Militärbezirke an der österreichisch-ungarischen Grenze beschränken, sondern das ganze europäische Rußland   umfassen. Der Frachtverkehr Ruhlands leidet schon jetzt teilweise unter dem Ein- flutz der Mobilisierung. Die Bremerhavener   Polizeiattackc bor Gericht. * Aurich  , 18. Juli.  (W. T. B.) In zweitägiger Sitzung wurde gestern und heute vor der hiesigen Straftammer über die anläßlich der Maifeier in Bremerhaven   vorgekommenen Ausschreitungen ver- handelt. Der Staatsanwalt beharrte auf der Anklage wegen Auf- ruhrs, jedoch hielt das Gericht Aufruhr nicht für er­wiesen und verurteilte drei der Angeklagten wegen Teilnahme an einem Auflauf, und zwar den Nieter Johann Krüßmann zu zwei Monaten und den Arbeiter F. Paschik zu drei Wochen Gefängnis und den Schmied B. Kleine zu 30 M Geldstrafe. Ter Maurer D. Wasser wurde freigesprochen. Militär gegen Streikende. London  , 18. Juli.  (W. T. B.) Die Haltung der streiken« den Dockarbeiter von Leith, die um eine Lohnerhöhung kämpfen, ist so drohend(!) geworden, daß das Militär aufgefordert wurde, sich bereit zu halten. Die Admiralität befahl den Kriegs- schiffen, sich fertig zu halten, um Matrosen zum Schutz von Leben und Eigentum zu landen. Infolge der Unruhen war die Polizei heute gezwungen, vorzugehen. Werftarbciterstreik i» Sudrilsiland. Nitolajew, 18. Juli.  (W. T. B.) In der hiesigen Schiffswerft, in der ein partieller Streik ausgebrochen war, haben jetzt alle Arbeiter die Arbeit eingestellt.