Einzelbild herunterladen
 

er lief in den Wald hinaus und wälzte sich keuchend, nach Luft schnappend in den knisternden Fichtennadeln. Er wußte nicht, was er tat, noch was er tun werde. Tann ging er wieder heim, warf sich aufs Bett und lag lange dort. Schließlich stand er auf, machte Licht und begann zu suchen: wenn es feine Frau wirklich mit Peru hielt, mutzte er einen Beweis finden. Unter dem Hausrat, dem man die schleuderhafte Arbeit der billigen Fabrikware ansah, stand auch eine weißgestrichene, rot und blau bemalte Truhe, in der Markas Fahrnisse waren. Tonda wollte die Truhe öffnen, sie war versperrt. Er holte eine Hacke vom Hof herbei, preßte die Schneide in der Nähe des Schlosses unter den Deckel und drückte an. Der Deckel sprang auf. Der Mann erfaßte den ganzen Inhalt der Truhe und streute die Sachen auf die Erde. Zwischen Kitteln und Hemden lag ein kleines braunes Gebetbuch mit einem angeklebten Kreuz aus weißem Zelluloid, ein paar Heiligenbilder und in ein Taschentuch geknüpft, einige Banknoten und Goldstücke, eine dünne Silberkctte mit einem Anhängsel und ein Armband aus Korallen Geschenke Tondas. Aber auch zwei ganz neue kleine Etuis waren dabei, in dem einen ein Ring, in dem anderen ein paar Ohrgehänge mit Opaleu. Woher hatte Marka das Geld und den neuen Schmuck. Sonst fand der Mann nichts. Er begann wieder den ganzen Kram, ein Stück nach dem anderen in die Truhe zu werfen, und da kam ihm ein weißes Leinentaschentuch in die Hand. Dem Tuch entströmte ein süßlicher Geruch..., den Tonda kannte... Er dachte nach, wo er so etwas schon gerochen hatte... ja... er wußte schon... ha!... Pern war bei ihnen einigemal in der Fabrik gewesen... war auch ins Maschinenhaus gekommen... und durch den Gestank von Schmierfett, Maschinenöl und Eisen... war dieser Geruch gedrungen. Der Heizer trat näher zur Lampe und musterte das Taschentuch genauer; von dem weißen, glatten Grund hob sich ein schön verschlungenes I. P. ab... Johann Pern... Tonda tobte. Er biß die Zähne zusammen, daß die breiten, vorstehenden Kieferknochen fast durch das Fleisch der Wange drangen, sein Atem ging zischend und keuchend, er zerriß das Tuch in unzählige kleine Fetzen. Den Kerl mußte er samt dem Frauenzimmer umbringen! Er lief sofort hinaus, war in einigen Minuten in Teinitz und auf dem Wege nach Kolin. Die kühle Nachtluft brachte ihn einigermaßen zur Be- sinnung. Was wollte er in Kolin. Er wußte nicht einmal, wie das Hotel hieß, und dann war es schon ein Uhr nachts. Das Pärchen war längst ausgeflogen. Er beschloß, er werde bei der Bahn warten, ob der Direktor mit dem Dreiuhrzug zurückkehrt. Kommt er nicht, dann wird er ihn in der Frühe schon zu finden wissen. Ter Mann ging mit raschen Schritten durch die klare Sommernacht uni» langte bei der Station an. als der Zug einfuhr. Pern kam, befand sich aber in der Gesellschaft zweier Herren. Es niußte daher etwas anderes unternommen lverden. Ohne viel zu überlegen, fast instinktiv lief Tonda den Männern vor, wieder gegen Teinitz zu. Er passierte die Elbebrücke, erreichte die Villa, sprang, ohne sich umzusehen, von der Wasserseite über die Gartenmauer und blieb zwischen den Blumenbeeten stehen. Nach einer Weile näherten sich am anderen Ufer Schritte. Tonda trat rasch zur Türe, welche vom Garten ins Haus kührte. Fast im Nu war das dünne Gitter, welches an der oberen Türhälste mehr als Verzierung denn zum Schutze angebracht war, weggerissen, die Glasscheibe eingedrückt, und Tonda stand im Flur. Dann drehte sich der Schlüssel im Tor, Pern verabschiedete sich lachend von seinen Begleitern, trat ein und wollte eben die Türe wieder schließen, als ihn eine Hand bei der Kehle faßte und in das Vorzimmer schleppte. Dort erkannte er den Heizer, wußte, was er zu erwarten habe, und begann sich seines Lebens zu wehren... An der Wand des Kesselhauses sing ein Wecker schrill zu läuten an, Tonda sprang auf, lief über die eiserne Wendel- treppe auf den Kessel, und die Tampfpfeife heulte ihren Ruf: Huuu huuu, hu huuuul Auf dem Hofe hatte schon früher Lärm eingesetzt, jetzt wurden die Tore geöffnet und die Bauern fuhren nnt zucker- rübenbeladenen Wagen ein, der Rübenwage zu. Hül ho! riefen sie den Pferden zu und hieben mit den Peitschen auf die Tiere ein, welche mit hart aufgestemmten Hinterfüßen und zuckenden Flanken die Wagen schleppten. Tonda war inzwischen ins Maschinenhaus gegangen und hatte die Tampfventile aufgedreht. Dann trat er an das große Schwungrad und stemmte sich dagegen, als wollte er einen Elefanten vom Fleck schieben. Zögernd, leicht knarrend setzte sich das Rad in Bewegung und im Bruchteil einer Mi- nute surrte und summte alles. NiVl hörte Tonda die Schritte seiner Frau, die ihm das Frühstück brachte, und ging hinaus. Die Frau saß schon auf einem Holzklotz, auf der Drehbank stand eine blaue Blech- kanne mit Kaffee und lag in einem roten Taschentuch ein- gewickelt ein Stück Brot. Der Heizer streifte mit unausgeschlafenen farblosen Augen flüchtig das Gesicht der Frau, wendete ihr grußlos den Rücken zu und begann den Kaffee aus der Kanne zu trinken. Beeil Dich!" drängte die Frau.Ich muß in die Arbeit!" Tonda war mit seinem Frühstück fertig. Er wendete sicki um, trat ganz nahe an die Frau heran, die erschrocken den Mann anstarrte, dessen Gesicht wieder von maßloser Wut verzerrt war. Du verfluchtes Luder!" knirschte er und versetzte ihr eine Ohrfeige, die sie sofort mit blutendem Mund zu Boden warf. Zu Hilfe! Zu Hilfe!" schrie die Frau und vom Hofe her kam ein ganzer Trupp Bauern und Knechte gelaufen. Doch Tonda ergriff ein Eisenrohr und schwang es durch die Lult. Packt Euch fort, sonst schlag ich Euch allen die Schädel eins Mit meiner Frau kann ich machen, was ich will!" Die Leute glaubten, er prügele feine Frau, und lachten, bekamen aber vor dem wilden Menschen Angst und wichen zurück. Tie Frau wollte flüchten, doch der Mann erfaßte sie bei den Schultern und schüttelte sie, daß ihr Hören und Sehen verging, Jetzt tauchten rmter den Bauern zwei braune Helme mit gelben Spitzen und zwei kurze, breite Bajonette auf. Zwei Gendorme zwängten sich schimpfend durch die Bauern, fällten, als sie Tonda mit seinem Weibe sahen, so- fort die Bajonette und drängten ihn zurück. Der Heizer wollte sich zuerst zur Wehr setzen, besann sich aber dann eines anderen, sei es, daß er die Nutzlosigkeit seines Widerstandes einsah, sei es, daß ihm ohnehin alles gleich- gültig geworden war. Tonda Vyskoc, im Namen..." begann der Postenführcr. Der Heizer ließ ihn nicht einmal aussprechen und fiel ihm mit müder, apathischer Stimme ins Wort. Lassen Sie mich die Maschine abstellen, dann geh ich mit!" Von den Gendarmen gefolgt, trat er rasch zur Maschine, drehte die Dampfventile wieder zu, die Umdrehungen des Rades wurden immer langsamer, die Stricke und Riemen klatschten an den Transmissionsscheiben, die Regulator- kugeln sanken hinab.. Das Rad knarrte ächzend und stand still. Man hörte keinen Laut. Durch das große Drahtglasfenster schien hell die Sonne und sah verwundert, wie sich Tonda ruhig fesseln ließ und mit den Gendarmen fortging. Mir anäern. Wir wollen Licht und Sonnenschein In jedes Menschenherz hinein, Wir wollen Freud ' und frohes Singen Auch in die letzte Kutte bringen. Wir wollen eine neue Zeit Zn Frieden und Gerechtigkeit, Wo keine andern Werte wiegen, Als die im Menschen selber liegen. Den neuen Glauben wollen wir, And alles opfern wir dafür, Den Glauben, daß von allem Bösen Der Mensch sich selber wird erlösen. Fritz Sänger. Die verfilmte Literatur» (Ein Gespräch.) Wir saßen in einem Cafö. Der BormittagShimmel war draußen mit dunklen Wolken umzogen und ein fast herbstlicher Wind riß die Blätter von den Bäumen, Ich begreife gar nicht," begann mein Gegenüber,wie Sie sich in einer literarischen Frage so verrennen können. Sie denken doch sonst leidlich real. Daß jetzt auch B ö l s ch e einen Roman dem Kino ausgeliefert hat, werden Sic ja wohl gelesen haben. WaZ meinen Sie nun eigentlich dazu?" Ich zuckte die Achseln. Das ist keine Antwort, sondern ein Zeichen der Verlegenheit. Nur immer heraus mit der Sprache! Was für Gründe haben Sie für Ihre ablehnende Haltung?" Gründe des literarischen Idealismus." Aber mein Gott, sehen Sie denn nicht, daß es sich in diesem Fall um den deutschen Ouerkopf-Jdealismus handelt, der überall in der Welt anstößt und nie etwas erreicht. Wenn wir diese Gattung von Idealismus, die uns lediglich lächerlich macht, restlos abstreifen könnten, würden wir weiter kommen." Wenn Sie weiter keine Schmerzen haben, könnten Sie eigent- lich beruhigt sein. Im Abstreifen des Idealismus aller Gattungen haben wir schon ein tüchtiges Stück Arbeit geleistet. Und wener sind wir auch gekommen. Es fragt sich nur worin." Mein Gegenüber wurde energisch. Also merken Sie aus" er setzte sich in Positur.Sie werden wahrscheinlich behaupten, daß eine Dichtung notwendig geschändet werden muß, wenn fie in einen Film verwandelt werden soll." Wenn Sie gestatten: Ja!" Aber sehen Sie denn nicht, daß diese ganze Ansicht ein H i r n g e s p i n n st ist?" Ich bedauere: Nein!" Wie kann man nnr so an Halluzinationen leiden! Sie wissen, daß man das WortFilmbordell" geprägt hat. Oder sollten Sie es etwa nicht wissen?" Ich habe es sogar selber gebraucht." Dann beantworten Sie mir steundlichst die Frage: Was ge« schieht mit einem Mädchen, das in ein Bordell verschleppt wird?" Genau dasselbe, was im Kino mit einer Dichtung geschieht. Sie wird zugrunde gerichtet." Soweit das Mädchen in Frage kommt, stimmts. Im Kino aber wird durchaus nichts zugrunde gerichtet. Sie wissen, daß ein Roman von mir verfilmt ist. Sie kennen den Roman. Ich werde Ihnen morgen ein Exemplar senden. Wenn auch nur ein Adjektiv Schaden genommen hat, will ich mich hängen lasten. Wenn der Roman zugrunde gehen müßte, damit ein Film entstehen könnte, hätten Sie recht. Aber Sie dürfen sich darauf verlosten, der Roman bleibt unbeschädigt. Es wird lediglich ein Abbild von ihm hergestellt." Ein Abbild, das einer Verstümmelung gleichkommt," Da mögen Sie recht haben; aber was schadet eS meinem Roman, daß er einen Namensvetter hat, der häßlich aussieht?" Wenn derFaust" in einer norwegischen Ausgabe erschiene, die einer Schändung Goethes gleichkäme, wenn diese Ausgabe dann durch eine kapitalistische Ramschfirma in Riesenmasten vertrieben würde, möchten Sie an diesem Geschäft verantwortlich beteiligt sein?' Das kann ich gerade nicht behaupten," Und doch würde die ursprüngliche Dichtung Goethes ganz unbe» rührt bleiben. Oder nehmen wir einen anderen Fall: Wenn ein berühmter Maler aus finanziellen Gründen zuließe, daß von seinen Werken hundsgemeine Reproduktionen in Hundert- taufenden Exemplaren ins Volk geschleudert würden, würden Sie die Geschäfte dieses Mannes billigen?" Nein." Warum verlieren Sie aber dann alle Logik, wenn Sie im Kino einer neuen Erscheinung gegenüber stehen? Es ist zwar richtig, daß Ihr Roman unbeschädigt bleibt. Sie gestatten aber, daß eine er- bärmliche Kopie als Ihre Arbeit vertrieben wird. Und das sollten Sie eigentlich nicht tun." Wenn nun aber auf diese Weise ein Dichter die Muße der Produktion gewinnen kann, die ihm sonst unerreichbar wären?" Dann mag er es tun; Not bricht bekannrlich Eisen und also erst recht ideale Verpflichtungen. Sie wisten aber, daß gerade schwerreiche Dichter auf diesem Wege vorangegangen sind. Und das nenne ich nach wie vor einen Verrat an unserem Metier." Darf ich Ihnen eine Zigarette anbieten?" Warum nicht?" Wir verließen das Thema. Wettermanns �unnelMm. Als ein Zeitereignis geradezu ist von einem Teil der Kritik der Roman ausgeschrien worden, den Bernhard KcNer- mann vor kurzem unter dem TitelDer Tunnel " bei S. Fischer- Berlin hat erscheinen lassen. In der Tat schlägt das Buch mit verblüffendem Keulenhieb nicht nur die vor die Stirn, die Kellcrmann nur aus seinen ersten Schöpfungen als einen zartbesaiteten Dichter lyrischer Seelenstimmungen und-Vorgänge kannten und nun staunen, wie dieserUnzeitgemäße" vom Geist des Amerikanismus gepackt ist und vom Fieber des Kapitalismus geschüttelt wird. In einem atemraubendcn Tempo ist das Buch geschrieben, über Stock und Stein, über Katastrophen und Explo- sionen rast die Handlung dahin, ein sprühendes Feuerwerk von Worten rauscht auf, noch eins wie hier, das dem nächtlichen New Uork gilt:Unaufhörlich schössen Lichtfontänen und farbige Strahlengarben aus den Straßen empor zum Himmel. Ein Blitz zerriß ein Turmhaus von unten bis oben und setzte einen riesigen Schuh in Brand. Ein Haus ging in Flammen auf und in den Flammen erschien ein roter Stier: Bull Durhams Rauchtabak. Raketen jagten zur Höhe, explodierten und bildeten beschwörende Worte. Eine violette Sonne kreiste wie irrsinnig hoch oben in der Luft und spie Feuer über Manhattan , die bleichen Lichtkegel von Scheinwerfern tasteten nach dem Horizont und beleuchteten kalk- weiße Häuserwüsten. Hoch oben am Himmel über dem blitzenden New Dor! aber standen blaß, unscheinbar, elend, geschlagen, die Sterne und der Mond." Aber wer sich durch alle stilistischen Virtuosenstückchen nicht blenden läßt, kommt bald enttäuscht dahinter, daß es sich bei Kellermanns Roman kaum um mehr als um einen grandios entworfenen und grandios heruntergespielten Film, aber immer um einen Film handelt, dem die Seele fehlt. Die Leinwand flim- mert. Erstes Bild: Mac Allans Idee.(Nämlich: Amerika und Europa durch einen Untersectunnel zu verbinden, durch den in vier- undzwanzig Stunden die Züge hindurchjagen.) Zweites Bild: �ie Milliardärversammlung auf dem Hoteldachgartcn.(Das Pro- Uli wird finanziert.) Drittes Bild: All- Welt Aktionär der Tunnelgcsellschaft!(Die Spardollars der Arbeiter und Kleinbürger werden für Anteilscheine gelockert.) Viertes, fünftes, sechstes und soundsovieltes Bild: In den Bauch der Erde hinein!(Das grabt und bohrt und wühlt und sprengt und dringt vor ganze Arbecker- armeen auf dem Marsch!) Dreißigstes Bild: Die Katastrophe. Dreitausend Tote! Vierzigstes Bild: Die Riescndefraudation S. Woolfs. Sturz der Tunnclaktien. Finanzkrise in der ganzen Welt. Die Schlachten der" Arbeitslosen. Einundvierzigstes Bild: Mac Allan geächtet! Dreiundvicrzigstes Bild: Die Tochter de? Milliardärs als Retterin. Vierundvierzigstes: Es wird weiter ge- baut? und fünfundvierzigstcs: Der erste Zug Amerika Europa . Schlußapotheose!(Spieldauer: Dreieinhalb Stunden.) Nein, man tut Bernhard Kellermann wirklich kein Unrecht, wenn man in solchen Tönen von seinem Kunststück spricht. Wie ganz anders, wieviel ernsthafter hat E m i l Zola, der von un- seien Jüngsten längst zum alten Eisen geworfen ist, das Jnein- ander und Durcheinander der kapitalistischen Produktion geschildert! Wie hat Frank Norris in seinemOktopus "-Roman schier historisch-materialistisch und doch mit überwältigender Dichterkraft den Weizen als eine umwälzende Weltmacht gestaltet! Aber Bernhard Kellermann artistelt letzten Endes auch hier und hat nicht den Blick und den Griff, das Unpersönliche der kapita- listischen EntWickelung in ihren unheimlichen Wirkungen festzu» halten. So verzettelt er sich in allerhand persönlichen Episoden und bleibt auch hier noch in der Schablone stecken. Wie farblos die Frauengestalten des Romans, Mac Allans erste Frau Maud und seine zweite Ethel! Wie schematisch dieser Milliardär Lloyd, der über unermeßliche Schätze gebietet und dessen Leben dabei von der- giftender Krankheit zerfressen wird, so daß- ihm keiner mehr von allen Genüssen der Welt winkt wie oft sind wir dieser Figur desarmen Reichen" schon begegnet! Und welch eine Marlitt-Jdee schließlich, nur durch die Liebe der Milliardärstochtcr zu dem kühnen Ingenieur das Werk vollenden zu lassen, das doch wahrhaftig von allem andern abhängt, nur nicht davon, ob Hans seine Grete freit und ob Grete ihren Hans liebt! Am schlimmsten freilich, aber auch am verständlichsten ist, daß Kellermann nur versucht hat, die eine Seite des kapitalistischen Getriebes zu beleben und zu beleuchten, die Arbeiter treten nur als ungeheure Massen ohne jeden Einzelzug auf und auch wo sie streiken oder auf der Straße demonstrieren. erscheinen sie fast wesenlos und nur wie ein Heer vorüberziehender Schatten an der Wand. Kellermann gehört eben einer neu aufkam- wenden Dichtergeneration an, die das Lied der neuen Zeit singen, ihrem Schaffen weite Horizonte geben und im phntastischen Flam- menschein der Hüttenfeuer schaffen will, aber zu tief in bürgerlich überkommenen Vorstellungen drinsteckt, um diese Zeit quer und längs durchmessen zu können. Nur den Kapitalismus sehen fie mit seinen berauschenden AusdehnungSmöglichkeiten. aber nicht auch seinen Gegenpol, den Sozialismus in seinem Kampf um die Macht! Das ist der Grund, der den Tunnelroman, selbst wenn er im einzelnen besser charakterisierte, dazu verurteilt, lediglich ein wo- dernisterter Jules Verne zu sein. H. W. Krieg der unanttänäigen Kleidermode! TerLeo", ein Sonntagsblatt für das katholische Volk. herausgegeben von der Bonifatiusdruckerei in Paderborn , bringt in seiner Nummer vom 20. Juli eineHomilie über die unanständige Kleidertracht der Frauen" von Kardinal Cavallari, Patriarch von Venedig Unter Berufung auf Worte des heiligen Petrus an Neubekehrte in verschredenen Provinzen des römischen Reichs wendet sich die oberhirtliche Predigt gegen dieSchamlosigkeiten" nicht weniger Frauen unserer Tage. Damit kein Zweifel bleibt, was unter dieier unanständigen Kleidermode" zu verstehen sei. heißt es in dieser erbaulichen Betrachtung ausdrücklich: Unter unanständiger Kleidung versiebe'.ch aber icne, die die Arm«, einen guten Teil des Oberkörpers unbedeckt läßt oder kaum bedeckt mit Spitzen oder Schleiern, so d u n n. daß es den Anschein hat. sie sollten gerade die lundhafte Neugierde erst recht reizen. Ich meine damit auch iene Kleider. die so e n g a n d e r P e r so n anliegen, daß die,e bei jeder Bc- Regung die ganze Körper form in s ch a r f e n Umrissen zeigt und so auch den letzten Reck natürlicher Scham verletzt." Die katholischen Priester werden dann mit dem Hin- weise auf ihr Recht, die krrtlsche �oude an die Tracht der Frauen zu legen, animiert, unanständig gekleidete Frauen aus den Kirchen zu weisen, wenn ste als Patinnen fungieren wollen. Aber ��<1? den Dingen: Nicht als ob m-m Perionen, die M der Welt leben, jenen ehrbaren Schmuck mcht erlauben tollte, der ihrem Stande g e z i e m t und den, h r- M, t t e l ihnen gestatten. Diesen ver. langt ihre gesell schaftllche Stellung und gewisse Fa. milienrücksichtcn immer jedoch ohne Beleidigung Gottes und ohne Schaden der Seelen. Aber schlimmer noch als die eigene Schuld ist die Sünde. die die.sch-ck gekleideten grauen dadurch verüben, daß sie die Männer verfuhren.. Und der Teufel geht bekanntlich umher nicht nur als. em brüllender Löwe, sondern er ist in jeglicher Gestalt zu finden, auch und zumal in der modernen Kleidung der Frauen und Madchen ;