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läßt immer noch alle möglichen Hintertürchen. Man kann z. B. einer bestimmten Firma die Angebotspreise der Konkurrenz der- raten, oder die Preise, auf deren Basis die Behörde abzuschließen geneigt ist. Gesündigt wird auf diesem Gebiete von beiden Parteien. Die einen nehmen gern und die anderen geben zwar ungern, aber sie geben doch, weil sie fürchten, sonst leer auszu- gehen. Daher dann auch der große Spesenapparat für solche Zwecke bei Firmen, die es sich leisten können. Man glaubt gar nicht, mit welchen Mittel« da gerechnet wirb. Die Verwaltungen wälzen die Verantwortung gewöhnlich von sich ab, indem sie die Gelder auf das Repräsentationskonto verbuchen, Sie haben dann eben die Summen den Angestellten, die die Bestechung zu besorgen haben, zu Repräsentationszwecken gegeben. Aehnlich lassen sich auch auf seilen der Beamten die Geschenke verteidigen, und wenn die Beamten nicht selbst geschickt genug sind, die Ver teidigung zu führen, so nehmen ihnen die Firmen die Mühe ab. Der Krupp-Prozeß konnte in diesen Unfug einmal kräftig hineinlrucksten, er konnte zeigen, in welcher Weise die Be- stechung vorgenommen wird, die ja schließlich dem Volke wieder zur Last fällt, da die Produzenten natürlich die Bestechungssummen in die Herstellungskosten hineinverrechnen. Würde der Krupp-Prozeß in dieser Hinsicht der Oeffentlichkeit genügend Aufklärung bringen, so konnte man vielleicht schon bald an eine entsprechende Ergänzung des Gesetzes über den un- lauteren Wettbewerb gehen." Sollte man wirklich angesichts all dieser einleuchtenden Tatsachen den Mut besitzen, dem Volke die ihm zehnfach ge- schuldete Ausklärung vorzuenthalten?! einig in tlek lüatloügkeit. Die Türken begnügen sich nicht mit der Wiederbesetzung ihres thrazischen Gebietes, sie lassen ihre Truppen sogar in die bulgarischen Grenzdistrikte einmarschieren. Dieses Vor­gehen scheint eine Beschleunigung der Friedensverhandlungen zur Folge zu haben. Serbien und Griechenland tun jetzt so, als ob sie mit dem Vorgehen der Türkei nicht einverstanden wären, sie sind aber sicherlich ganz zufrieden gewesen, daß Bulgarien von allen Seiten in die Enge getrieben wurde. Die Mächte sind sich darüber einig, daß sie die Türkei nicht im Besitze Adrianopels lassen wollen. Sobald es sich aber darum handelt, Mittel zu finden, diesen Willen in die Tat umzusetzen, hört die Einigkeit auf. Rußland droht mit einer Besetzung Armeniens und soll schon seine kaukasischen Truppen mobilisieren. Damit sind aber die anderen Mächte nicht einverstanden, so daß trotz aller Einigkeitsphrasen der tollste diplomatische Wirrwarr herrscht. Die Eroberung von Kirkkilisse. Konstantinopel , L3. Juli. Amtlichen Mitteilungen zufolge kam es bei der Besetzung von Kirkkilisse zu einem Gefecht mit der bulgarischen Infanterie. Die Bulgaren sprengten unmittelbar vor ihrem Abzüge die Kasernen, das Munitionsdepot und die öffentlichen Gebäude in die Luft. Der Kommandant der Ka- vallerie des rechten Flügels meldet, daß an verschiedenen Punkten der Stadt noch immer Explosionen erfolgen. Die Türken auf bulgarischem Gebiet. Sofia , 24. Juli. (Meldung deS Wiener K. K. Telegr.» Korresp.-Bureaus.) Infolge der Nachricht über das Bordringe« der Türke» in bulgarisches Gebiet wurden alle Gesandten der . Großmächte ins Palais geladen, wo der König und der Minister deS Aeußern ihrer Entrüstung über diese Verletzung deS Böller- rechts Ausdruck verliehen und um riu sofortiges Einschreite« der Großmächte baten. Die Serben in Bulgarien . Belgrad , 24. Juli. In den Kämpfen bei Bjelogratschik erlitt der Feind sehr schlvere Verluste. Er zog sich in Unord- nung auf Lom Palanka und Vidin zurück. Unsere auf Vi- diu vorrückenden Truppen wurden gestern morgen ange- griffen. Der Kamps dauerte bis 4 Uhr nachmittags. Die Bulgaren wurden gezwungen, sich mit großen Verlusten in ihre Stellungen zurückzuziehen. Unsere Truppen haben sich bis auf 10 Mlometer Vidin genähert. Angebliche bulgarische Erfolge. Sofia , 24. Juli. (Meldung der Agence Bulgare .) Gestern herrschte in der Umgebung von Pirot Ruhe. Bei Vlassina wurden die Angriffe der Serben zurückgeschlagen und diese aus dem bulgarischen Gebiet verjagt. Bei Egripalanka ver- lief der Tag gleichfalls ruhig. In der Umgebung von Kotschana griffen die vereinigten serbischen, griechischen und montenegrinischen Truppen den linken bulgarischen Flügel mit starken Streitkräften an, wurden aber überall zurückge- schlagen. Die zwischen den Tälern der Struma und Bregal- nitza vorrückenden griechischen Truppenabteilungen wurden von drei Seiten zerniert und unter dem mörderischen Feuer der bugarischen Truppen zum Rückzug gezwungen, wobei sie beträchtliche Verluste erlitten. Die Haltung der bulgarischen Truppvn ist auf der ganzen Kampflinie ausgezeichnet. Beschleunigung der Unterhandlungen. Bukarest , 24. Juli. König Carol hat gestern an die Kö­nige von Griechenland . Serbien und Montenegro Telegramme gesandt, in denen mit Rücksicht auf die drängeude Lage in Sofia sowie auf den Wunsch Europas , eine weitere Schädi- gung Bulgariens nicht zu dulden, die Annahme des Vorschlags der rumänischen Regierung empfohlen wird, daß die Ein- 'iellung des Vormarsches der Armeen sowie der Feindseligkeiten vor Beginn der Verhandlungen in Bukarest über einen Waffenstillstand und die Friedenspräliminarien möglichst bald erfolge. Bukarest , 24. Juli. (Meldung der Agence Roumaine .) Obgleich die Friedenspräliminarien zu gleicher Zeit mit dem Wafsenstillstand in Bukarest unterzeichnet werden sollten. hat die rumänische Regierung, um eine Einstellung der Feind- seliakeiten zu erleichtern, dem General Coanda den Auftrag erteilt, sich sofort nach Nisch zu begeben, um dort mit den Ab- aeordneteir der Verbündeten zusammenzutreffen, die zur Kon- fcrenz nach Bukarest kommen werden. Daher ist es möglich, daß noch vor Unterzeichnung des Waffenstillstandes selbst vor- läufige Maßregeln zur Vermeidung neuen Blutvergießens ergriffen werden. Die Friedensdelegierten. Bukarest , 24. Juli. (Meldung der Agence Roumaine.) S e r- bien hat als Bevollmächtigte für die Friedensverhandlungen Ministerpräsidenten Paschitsch, den früheren Gesandten ,n Sosia Spalaikowitfch. fern« zwei Oberste» und«neu Sekretär m Aus- stcht genommen. Grieche»!«»!» wird woSMemKch de» nisterpräststenten Venizelos und den früheren Gesandten in Sofia PcmoS entsenden, Montenegro den Ministerpräsidenten Pia menatz. Die Absichten der Verbündeten. Athen , 24. Juli. (Meldung der Agence d'Athines.) Nach zu zuverlässigen Informationen werden die Bedingungen der Ver kündeten erst auf der Konferenz in Bukarest mitgeteilt werden Man kann schon jetzt behaupten, daß die Bedingungen sich au die Idee des Gleichgewichts auf dem Balkan stützen werden. Der Grundsatz des Gleichgewichts beweist die Rechtlichkeit der Ansprüche der Verbündeten, die nichts Unmögliches fordern, und ihren Wunsch, einen dauernden Frieden auf dem Balkan herzustellen. Seitens Rumäniens besteht keine Gefahr, daß die Frage verwickelt werde, denn Rumänien trat ohne vorgehendes Einverständnis mit den Verbündeten in den gemeinsamen Kamp ein, von der Absicht geleitet, für das Gleichgewicht«uf dem Balkan zu wirken; ein Großbulgarien würde eine ständige Gefahr für Rumänien sein. Ter ehrenvolle griechisch-serbische Defensivvertrag traf für alles Vorsorge und hat keine Lücke gelassen, die einen Vorwand zu Streitigkeiten unter den Verbündeten schaffen könnte. So floßt die im Voraus gelöste Frage der Teilung keine Besorg� nis ein. Infolgedessen drohen von Griechenland , Serbien , Man tenegro und Rumänien keinerlei zukünftige Verwicklungen. Die Idee des Gleichgewichts wird bis zum Schlüsse vorherrschen. Wenn eine Gefahr von Verwicklungen besteht, so ist sie in der Intervention der Türkei zu suchen, einer unglückseligen und un- erwarteten Intervention. Die Verbündeten wünschten, daß die Türkei die internationalen Abmachungen des Londoner Vertrages nicht verletzt. Trotz deS Vormarsches der Türkei in Thrazien sind die Verbündeten keineswegs geneigt, auf der Konferenz in Bukarest Thrazien al» türkisches oder bulgarisches Gebiet anzuerkennen. Thrazien ist für die Verbündeten ein Gebiet, daß ihnen gemeinsam gehört, wie es der Kongreß in London bestimmt hat. Ueber das Geschick Thraziens wird gemeinsam entschieden werden. Mehr als je fordert Griechenland infolge des unmenschlichen Betragens Bub garienS, unterstützt von seinen Verbündeten, die ernstesten Bürg schaften für Leben, Ehre und Besitz der griechischen Bevölkerung, die der Herrschaft Bulgariens unterworfen sein wird. Serbien will keinen Waffenstillstand. Bukarest , 24. Juli. (Meldung des Wiener K. K. Teleg.- Korresp.-BureauS.) In der diplomatischen Lage ist seit gestern eine Aendernng eingetreten. Die serbische Regierung ist von ihrem bisherige« Standpunkt abgegangen, wonach die Einstellung der Feindseligkeiten den Verhandlungen in Bukarest hätte vorangehen sollen. Sie wünscht jetzt, daß der gesamte Komplex von Fragen in Bukarest verhandelt werde, während die Feindselig- leiten inzwischen fortdauern. Serbien begründet seinen Standpunkt mit dem Hinweise darauf, daß die vlarmnachrichten aus Sofia übertrieben seien. Somit hat sich die serbische Re- gierung der Auffassung Griechenland ? angeschlosson. Eine rumänische Warnung an die Türkei . Bnkarest, 24. Juli. (Meldung der Agence Roumaine.) König Carol hat unter Berufung auf seine dem ottomani - scheu Reiche stets bezeigten Sympathien und auf seine der Türkei in der Vergangenheit wie zuletzt beim Abschlüsse des Friedens mit Italien geleisteten guten Dienste an den Sultan ein Telegramm gerichtet, in dem er die Aufmerksamkeit des Sultans auf die Enttäuschung lenkt, die die Türkei mit chrer Aktion erfahren könnte, die sie in ein Gebiet führe, dessen Schicksal von Europa in bestimmtester Weise geregelt fei. Eine deutsche Drohung an die Türkei . DieKölnische Zeitung " wendet sich in ihrer Abendausgabe vom Donnerstag in einem anscheinend offiziösen Artikel scharf gegen die Türkei , weil sie mit ihrem kriegerischen Vorgehen gegen Bulgarien , den Londoner Vertrag durchbrochen habe. DieKol- nische Zeitung" droht der Türkei folgendermaßen: Es ist kaum anzunehmen, daß sich irgendein Anspruch er- erheben wird, wenn die Balkanstaaten abermals eine Räumung des von den Türken frisch besetzten Gebietes werden vornehmen wollen, ebenso wenig wie man ein gewisses moralisches Recht der Türkei , die schlimme Lage Bulgariens auszunützen, bean- standet hat. Aber diese moralische Zustimmung ist noch lange keine politische. Wenn es wahr ist, daß ein bedeutender tür - kischer Staatsmann ausgesprochen haben soll, nur der Waffen- gewalt würden die Türken aus Adrianopel wieder weichen, und diese Auffassung, die Anschauung der verantwortlichen türkischen Kreise ist, so wird man sagen müssen, daß die Türkei sich auf einem neuen schlimmen Wege befindet, ganz abgesehen davon, daß der Friede Europas aufs neue und aufs schwerste gerade durch diesen unerwarteten Schritt bedroht wird. Die Ruhe, die man ihm gegenüber trotzdem bisher bewahrt hat, ist gewiß darauf zurückzuführen, daß man immer noch annimmt, die Geldnot würde der Auflehnung gegen den Londoner Vertrag bald ein Ende bereiten. Sollte sie daran nicht scheitern, so wird gewiß und das sollten sich die maßgebenden Kreise in der Türkei in diesen Tagen immer vor Augen halten ein anderes Mittel gefunden werden. Es liegt nur im Interesse der Türkei , wenn man sie vor den Folgen eines Schrittes warnt, den sie selbst als mit voller Ueberlegung getan, bezeichnet, und der doch nur als eine Unüberlegtheit angesprochen werden kann." Rußland rührt sich. Ueber russische Truppenbewegungen wird aus Kutais gemeldet: Auf den kaukasischen Eisenbahnen werden täglich Militärzüge zur Grenze befördert. Fast das ganze in Tiflis und Kutais befindliche Militär ist an der Grenze. Auch aus Südosten werden die Truppen nach dem Kaukasus befördert. Nach weiteren Nachrichten ist die ge­samte russische Schwarze-Meer-Flotte ausgelaufen. .Halbamtlich wird erklärt, die Gesamteinwirkung der Mächte bei der Pforte werde am Freitag oder spätestens Sonnabend erfolgen. Die Ausreise der Schwarzen-Meer-Flotte aus Sebastopol und des englischen Geschwaders aus dem Pi- räus wird damit in Verbindung gebracht. poUtifcbe Qcbcrlicbt. Zum Austritt Max Maurenbrechers. Der Verfasser dieser Zeilen, der als radikaler Demokrat der Sozialdemokratie zwar nahe steht, aber nicht zu ihr gehört, hat die Nachricht von dem Austritt Max Maurenbrechers nicht ohne persönliche Bewegung lesen können, weil er in einem Teil seiner Jugend auch die Irrwege gegangen ist. die nun Maurenbrecher von der Hauptmacht der deutschen Demokratie ent- fernt zu haben scheinen. In den jungen bürgerlichen Idealisten, die sich um Nau- mann versammelten, lebte die durchaus nicht unnoble, aber naive Sehnsucht, das Volk in nationalen Dingen als eine feste Einheit zu sehen. Was nicht einer Partei, sondern der ganzen Nation diente,' sollte auch von der ganzen Nation getragen werden. Die Wehrvorlagen dienen der Sicherheit des ganzen Reiches. Also sollten sie auch von dem ganzen Voll getragen werden. Die Naivität dieser jungen Idealisten übersah nur, daß die Vor aussetz n» K ihres ganzen Gedankenganges picht z«. treffend war. Das gegenwärtige Heer, das nach einem Wort aus sehr zu- ständigem Munde, bereit sein mutz auf Väter und Brüder zu schießen, dient keineswegs der Sicherheit der ganzen Nation. ES ist zum mindesten gleichzeitig eine Prätorianergarde der herrschenden Klassen, die das Volk niederschlagen soll, wenn es sich in seiner Not oder in seinem Grimm über crdul- detes Unrecht erheben sollte. Schafft aber das Heer auf diese Weise selber die beiden großen Nationen der Unterdrücker und der Unterdrückten, dann zerstört es auch selber die nationale Einheit und kann darum von einer nationalen Einheit nicht getragen werden. Das Argument, das mir einmal in jungen Jahren ein alter sozialdemokratischer Parteiführer entgegenhielt, wird ewig seine Durchschlagskraft behalten:Man kann dem Staat ein Schwert gegen seine auswärtigen Feinde liefern, aber das Volk kann ihm niemals ein Messer geben, mit dem er die Kehle des Volkes zu durchschneiden gedenkt." Nur ein freies Heer in einem freien Staat, nur ein Heer, das seinem ganzen System nach gegen das Volk selber gar nicht gebraucht werden kann, könnte als ein nationaler Fak- wr empftinden und von einer nationalen Einheit getragen werden. Die sozialdemokratischen Anträge aber, die auf eine freiheitliche Reform des Heeres abzielen, werden von den maßgebenden Militaristen mit der kältesten Nichtachtung behandelt. ES ist ein heilloser Irrtum Naumanns, daß der Haß gegen die Sozialdemokratie schwinden würde, wenn sie für die militärischen Vorlagen stimmte. Ganz abgesehen davon, daß sie unmöglich wie jene Kälber handeln kann, die ihren Metzger selber wählen, würde durch eine derartige Schwenkung auch nichts Wesent- liches verändert werden. Ter preußische Junker haßt die Sozialdemokratie, weil sie entschlossen anti-feudal ist und würde sich in diesem Haß selbstverständlich durch kein wie immer ge- arteteS taktisches Manöver beirren lassen. Auch unsere in- dustriellen Kapitalisten verraten durchaus keine Sehn» sucht nach einer englischen Entwicklung, sondern verlassen sich im Gegenteil auf den feudalen Geist der Armee, das die Gewehre deS Volke? gegen das Volk selber richtet. Wenn die Taktik Naumanns akzeptiert würde, würde nichts weiter erreicht, als daß die llnterwürfigkeit vor dem Feudalismus, die dem bürgerlichen Freisinn die Schwindsucht gebracht hat, nunmehr auch die sozialdemokratischen Massen ergriffen hätte. Die breite Masse des Volkes findet sich in diesem Punkte in einem tragischen Konflikt mit dem Staat, der ihr keine Wohnung bieten, sondern sie unterdrücken will. Tragische Kon- flikte aber können niemals vom gefühlvollen Herzen aufgehoben, sie können nur bis zum bitteren Ende durchgefochten werden. Die Verantwortung trifft diejenigen, die die staatliche Macht in Händen haben und sich nicht scheuten, sie mit aller Schärfe gegen das Volk selber zu kehren. Wenn ein ästhetischer Vergleich gestattet ist, würde die Taktik Naumanns bedeuten, daß man auf den lodernden Fürstcnhatz in Kabale und Liebe verzichtete, um sich dafür an einem national-politischen Rührstück Jfflands zu erbauen. Die gegenwärtige Taktik hat die Sozialdemokratie zwar ver, haßt, aber zugleich auch mächtig gemacht. Der antimilitaristische Geist der sozialdemo, k r a t i sch e n Arbeitermassen im Heer ist die sicherste Bürgschaft gegen frivole Kriege und gegen die Staats- ftreichgelüste der preußischen Junker. Laudfriedensliruch-Prozeft. Die Staatsanwaltschaft in Freiburg i. Br. hat gegen fünf Ar- bester Anklag« wegen LandfiiedenSbruch erhoben. E» handelt sich um die Zusammenstöße zwischen Streikenden und Polizei beim Färberstreik in Basel -Friedlingen. die teilweise auf deutschem Ge- biet sich abspielten. Die Sache wird am 29. Juli vor dem Schwur. gericht in Freiburg verhandelt. Der Waldeuburger Gehilfe des Staatsanwalts, der konservative Chefredakteur L i p p o l d, der bekanntlich den Waldenburger Mcineidsprozeß dadurch inszeniert hat, daß er einen arbeitslosen Budjbrucker zur Anzeige drängte und ihm dafür Arbeit versprach, macht immer mehr durch seine Kampfesmethodcn gegen die Sozialdemokratie von sich reden. Unser Waldenburger Partei- organ, dieSchlesiscye Bergwacht", ist in der Lage, einige ganz besonders pikante Enthüllungen über diesen Mann zu vcröffent- lichen. Fest steht jetzt, daß Herr Lippold auch interne Vertrauens- männersitzungen der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften in ganz raffinierter Weise bespitzeln läßt. Bewiesen sind in dieser Beziehung die folgenden zwei Fälle. Von einer Vertrauens- männersitzung des Bergarbeiterverbandes brachte am anderen Tage das Organ des Lippold einen Bericht, der unter der Spitzmarke: Von unserem roten Protokollführer" verschiedene vertrauliche Mit- teilungen brachte, die nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt waren. Das konservative Blatt gebrauchte damals den demagogischen Kniff. zu behaupten, daß ein V e r b a n d S m i t g l i e d. aus Verärgerung über die mangelnden Fortschritte des Verbandes und aus Ab- neigung gegen die Sozialdemokratie dem konservativenTageblatt" diese vertrauliche Mitteilung gemacht habe. Jetzt steht fest, daß Lippold den Bergmann Schelinsky vor längerer Zeit beauftragt hat. sich in den Bergarbeiterverband aufnehmen zu lassen, um Neuigkeiten erfahren zu können. Der Schelinsky hat den Auftrag mit dem Erfolg ausgeführt, daß es ihm gelang, an einer ver- traulichen Besprechung teilzunehmen, von deren Ergebnis er dann 'einem Auftraggeber Mitteilung machte. In einem zweiten Falle handelte es sich um dm Bespitzelung einer sozialdemokratischen Sitzung, über deren Verlauf ebenfalls am anderen Tage in dem konservativen Blatt etwas zu lesen war. Hier schrieb das vornehme Blatt, daß ein Angestellter, der ge- chäftlich in dem Lokale zu tun hatte, zufällig in die sozial­demokratische Sitzung hineingeraten sei. Auch in diesem Falle steht jetzt einwandfrei fest, daß Lippold mehreren seiner Angestellten den Auftrag erteilte, sich' in die Sitzung einzuschmuggeln. Gefährdung militärdienstlicher Interessen? Vor acht Tagen ging durch einige bürgerliche Lokalblätter in der Nähe des Truppenübungsplatzes Senne lager eine Noiiz, wonach bei einem G e w a l t m a r s ch e eines Reserve- r e g i m e n t s ungefähr 1'*" J r, a. n 1 geworden und . k,. k.i.n Auch die Parteipresse hat inawik».» regiments ungefayr»"'--'"*-»»* gerooiDcn und 2 gestorben seien. Auch die Parteipre,� hat inzwischen darüber berichtet. Nähere Angaben über das bedauerliche Vorkommnis waren nicht zu erlangen und merkwürdigerweise hüllt sich auch jetzt noch die Militärbehörde m vollkommenes Schweigen. Danach kann man annnehmen, daß die Angaben richtig waren. Würde sonst der Dementierapparat nichts längstem Tätigkeit getreten fem? Mag das nun richtig, oder übertriebe» st jeden Fall ist e< axtt vollendete Mckpchttlopgleit