Belgien beantragt: 1. Der Kongres fordert, daß durch die Ge- werden, damit sie nicht in die Lohn- und Arbeitsverhältnisse hin- I listen würden uns in unseren Lohnbewegungen gewiß nicht unterwerkschaften Rollektivverträge entweder nach Distrikten oder für einreden. Nach dem Grunde der Entlassung befragt, gab der ftüßen. Sie würden unseren Kampf illusorisch machen. Der Vorein ganzes Band abgeschlossen werden. 2. Wir fordern den Bolier an, der eine der Entlassenen habe einen losen Mund gehabt gang bei der Untergrundbahn beweist das. Minimallohn für die Untertagsarbeiter auf dem Wege der Gesetz- und der andere habe das Material zum Vortrage in der Hersamm- Das Bestreben, ihre Sonderorganisation zu erhalten, treibt gebung oder der Kollektivverträge. lung geliefert. die Lokalisten in die Arme der Unternehmer und zum Streits Arnswald- Deutschland: Gerade wir hätten Kollektivverträge am allernötigsten und ohne den christlichen Verrat von 1912 Am 2. Juli hielten wir eine Versammlung der auf der Bau- bruch. hätten wir fie auch erreichen fönnen. Die Unternehmer behaupten, ftelle beschäftigten Bimmerer ab. Von den 60 Beschäftigten erGewerkschaftlich sind sie nichts mehr. Ihr Kampf richtet sich daß nur der Affordlohn die Arbeitsleistung sichere. Aber England schienen 54. Von den dort Beschäftigten gehören etwa zwei Drittel nicht gegen das Unternehmertum, sondern nur gegen den Berband beweist das Gegenteil. Unsere Gesetzgebung hält sich von jeder der Lokalorganisation an Ein Drittel find Verbandsmitglieder, und die Arbeiterbewegung im allgemeinen. Das hat auch ihr VorEinmischung in den Arbeitsvertrag fernim Interesse der Unter- auch sind noch einige Unorganisierte beschäftigt. Die Versammlung gehen bei der Untergrundbahn gezeigt. nehmer tut daß derselbe Staat, der doch selbst Mindestlöhne für sprach die Meinung aus, daß die Kameraden ohne Unterschied der feine Arbeiter und Beamten festsetzt. Gerade die niedrigen Löhne Organisationszugehörigkeit verpflichtet sind, gegen die Wißstände fuffion, in der allseitig der Bericht der Berliner Volkszeitung" Den Darlegungen des Referenten folgte eine längere Disund der Umstand, daß sie schwanken und unter jedes Maß gedrückt Front zu machen und gemeinsam dafür einzutreten, daß unsere über die Lokalistenversammlung als ein tendenziöses Machwert bewerden können, steigern die Unfall- und Krankenziffern im Bergbau über die Zahlen bei allen anderen Berufen heraus. Von Jahr beiden gemaßregelten Kameraden wieder eingestellt werden. In zeichnet wurde, dem alle sachlichen Momente fehlen, während zu Jahr finkt die Lebensdauer und Dienstzeit der Bergarbeiter. der vorhergegangenen Diskussion sagte ein Lokalist, unser Vorgehen Nebensächlichkeiten in erkennbarer Absicht breitgetreten werden. Tarifverträge würden den Lohnbrud bei abflauender Konjunktur bei Siemens u. Halste sei nur eine Stänterei. eifel , hindern, betrug er boch im Ruhrrevier 91 Millionen M.!( Hört! Der ehemalige Geschäftsführer der Lokalisten erklärte, von Miß hört!) Die Arbeitsordnung im Ruhrrevier bestimmt, daß bei ständen bei Siemens u. Halste sei ihm nichts bekannt; er Nichteinigung über das Gedinge dem Arbeiter zwei Drittel des lehne jede Solidarität mit uns ab, weil der Verband vor Jahren lettmonatigen Durchschnittslohns gezahlt wird also eine Strafe beschlossen habe, daß seine Mitglieder mit Lokalisten nicht zu für Nichteinigung, ein Sohn auf den Mindestlohn. Als Sachse sammenarbeiten sollen. Se I amann, der Vorsitzende der Lokalisten, und Hue beim Kaligeseb im Reichstag die Bestimmung forderten, baß Tarifverträge zu schließen seien, da verrieten die Zentrums- erklärte fich damit einverstanden und sagte, wenn Witt nicht arbeiter ihre alte Forderung und stimmten dagegen! Wir konnten zurüdnimmt, was er bei der Tarifbewegung 1912 sagte, nämlich, aber doch einen gewissen Minimallohn durchdrücken. Man klagt daß die Lokalisten nicht als Arbeitsbrüder zu betrachten sind, und über den Geburtenrüdgang. Möge der Staat, der mehr Soldaten wenn Witt nicht verspricht, daß kein Terrorismus gegen die braucht, für angemessene Arbeiterlöhne sorgen!( Beifall.)
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Hus Industrie und Handel.
2abbé- Belgien tritt für die Anträge ein. Die Minimalofalisten geübt werden soll, dann können diese sich nicht mit den Lloyd 57 Proz., auf Hamburg- Amerika- Linie 43 Proz. der deuts
Lohnfrage steht augenblicklich im Vordergrund des Interesses. Die belgischen Löhne find sehr niedrig, das hat das Handelsamt 1905 selbst festgestellt. In Frankreich find sie 25 Prozent, in Deutsch land 37 Prozent und in England 48 Prozent höher wie in Belgien bei allen Arbeitern, und eine entsprechende Progression gibt es auch für bie Lebenshaltung. Wir haben also die Festsetzung der Minimallöhne besonders nötig. Pohl- Desterreich( Westböhmen): Bieles von dem, was die Vorredner sagten, trifft für uns besonders zu. Auch unsere Unternehmer sagen, daß die Bergleute Tarifverträge nicht halten würden und Minimallohn fönnte es nur bei normaler Arbeitsleistung geben. Das aber sollen die Unternehmer einseitig festsetzen, wie fie es jekt tun, denn das einzige Recht des österreichischen Bergjie es jetzt tun, denn das einzige Recht des österreichischen Bergarbeiters ist, bei Nichteinigung über das Gedinge in 14 Tagen zu gehen. 70 Prozent all unserer Streits find Abwehrstreits gegen Lohnreduzierung oder Kämpfe um den versprochenen Bohn. Unsere Bergarbeiter sollen schlecht sein. Warum läßt man sie mit hohen Wir haben jest wenigstens 14tägige Lohnauszahlung, freies GeAusgaben für Deutschland und Amerika antverben?( Sehr gut!) zähe und Geleuchte, Verbot gewisser Abzüge und Einrechnung der set feit acht Monaten in Kraft ist, müssen wir überall um seine Durchführung fämpfen. Der Minimallohn hat für uns leider zurzeit nur prinzipielles Interesse, wir stellen aber mit Freude fest, daß unsere britischen Brüber ihm die Wege geebnet haben.( Lebhafter Beifall.) Gegen jede Lohnforderung haben wir das geschloffene Bürgertum gegen uns mit den Unternehmern. In Desterreich würde man den delegierten( ermittierten) Streifenden nicht die Kirchentore öffnen, nein, man würde sie mit den Bajonetten der Gendarmen verteidigen.( Lebhaftes Sehr wahr! Burufe: In Deutschland auch! In Holland auch!) Der Produktionsgewinn der Unternehmer stieg bon 1907 bis 1910 bon 60,36 Prozent auf 62,35 Prozent des Produktionswerts im Reichsdurchschnitt! Wir wissen sehr wohl, daß auch unser Parlament erst dann uns Rechnung tragen wird, bis wir, wie die Engländer, start genug find, das ganze Wirtschaftsleben lahmzulegen.( Lebhafter Beifall.)
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vertrag.
den Tarif
Berrat der Lokalisten. Die Berliner Volkszeitung".
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Am 27. Juni berichteten wir über eine Versammlung des Bimmererverbandes, die fich mit tarifwidrigen Zuständen und Maßregelungen auf dem von der Firma Siemens u. Halste aus geführten Bau der Untergrundbahn, Strede Müllerstraße, beschäftigte. Eine weitere Folge dieser Versammlung war eine bon der Lokalorganisation abgehaltene Versammlung, worüber die Berliner Boltszeitung" am 9. Juli einen Bericht brachte. Dieser Bericht wird auf Seiten des Verbandes der Zimmerer als so tendenziös entſtellt bezeichnet, daß es der Verbandsleitung notwendig erschien, in einer am Mittwoch abgehaltenen Mitgliederbersammlung den wahren Sachverhalt im Zusammenhang darzu legen. Der Vorsitzende der Berliner Zahlstelle des Zimmererver bandes, Genoffe Witt führte hierzu folgendes aus:
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erklären.
Darauf habe ich erklärt: Gine Resolution, welche die Verbandsmitglieder verpflichtet, nicht mit Rotalisten zusammenzuarbeiten, Meine Bemerkung hat der Verband nie beschlossen. am 6. November 1912, daß nur der als Arbeitsbruder zu betrachten ist, der dem Verbande angehört, war durchaus angebracht. Sie ist so gemeint, daß wir alle in eine Organisation gehören. Die soge nannten Terrorismusfälle werden von den Vokalisten sehr stark übertrieben. Meistens ist gar nichts daran oder die Schuld liegt auf beiden Seiten. Oft werden auch unsere Kameraden von den Lokalisten provoziert. Doch auf das alles tommt es jetzt nicht an, hier handelt es sich nur darum, daß wir gegen bestehende Mißstände auf der Baustelle gemeinsam vorgehen. Als es in der Versammlung zur Abstimmung fam, stimmten für die Wiedereinstellung der beiden Gemaßregelten nur die Verbandsmitglieder. Die Lokalisten enthielten sich der Abstimmung. Die Wahl einer nicht zustande, weil die vorgeschlagenen Kameraden fürchteten, geKommission, welche beim Baumeister vorstellig werden sollte, tam maßregelt und dann von den Lokalisten im Stich gelassen zu werden. Die Versammlung war damit einverstanden, daß ich zum Baumeister gehen sollte. Die Lokalisten hatten also ihr Biel , ein einmütiges Vorgehen auf der Baustelle zu hintertreiben, erreicht. Aber sie gingen noch weiter.
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Als ich tags darauf den Baumeister der Firma Siemens u. Halste aufsuchte, wurde vor mir Weisel zu ihm gelassen. Nachdem er eine Stunde mit dem Baumeister verhandelt und sich entfernt hatte, wurde ich vorgelassen. Ich trug die Forderungen unserer Kameraden vor. Darauf erklärte der Baumeister:
Die Firma Siemens u. Halste erkennt den Tarif grundfäßlich nicht an. Den Tariflohn von 80 Pf. zahlt sie aus freiem Willen. Die Firma lehnt es ab, Zuschlag für die Nachtarbeit zu zahlen; sie läßt sich über die Arbeitszeit keine Vorschriften machen und kann auch nicht davon abgehen, daß der Lohn für vier Tage stehen bleibt, die Arbeitsordnung muß von allen Beschäftigten unterschrieben werden. Auch die Wiedereinstellung der Entlassenen wird abgelehnt."
Ich machte den Baumeister darauf aufmerksam, daß, wenn er den Tarif nicht anerkenne, er damit rechnen müsse, daß die Zimmerer mehr als den Tariflohn verlangen. Der Baumeister antwortete mir:„ Damit werden sie kein Glück haben. Ich habe eben mit Weisel verhandelt, der hat mir namens ber Lofalisten versichert, daß sie mit den Lohn- und Arbeitsbedingungen durchaus zufrieden sind und dieselben als durchaus gut und einwandfrei betrachten."
" Dem Verlangen des Verbandes," sagte der Baumeister, kann ich nicht stattgeben, ich werde noch mit denen sprechen, die Sie als Wilde bezeichnen. Die werden sich gewiß mit den Lokalisten einberstanden erklären, also ist die Mehrheit zufrieden."
Damit war unsere Verhandlung zu Ende. Die Haltung des Baumeisters war, wie ich in einer Bauversammlung am 4. Juli erklärte, die richtige Antwort auf das schlappe Verhalten der Lokalisten. Wenn alle auf dem Bau Beschäftigten einig gewesen wären, dann wäre das Resultat ein anderes gewesen. Es ist ein Standal, daß die Leute, die immer so radikal tun, uns wie Hingebrüder in den Rüden fallen und Arbeiterverrat in höchster Vollendung treiben. Das haben wir den Lokalisten in der Baubersammlung gesagt, two aber nur drei von ihnen anwesend waren. Auch dort erklärten die Bokalisten wieder, für die Beseitigung der Mißstände würden sie eintreten, aber nicht für die Wiedereinstellung unserer entlassenen Mitglieder. Ich ließ nun diese Forderung fallen, um ein gemeinsames Vorgehen zur Beseitigung der Mißstände zu ermöglichen. Darauf erklärte& la mann, der Vorsitzende der Lokalisten, sie müßten über diese Angelegenheit einen Beschluß ihrer Mitglieder herbeiführen. Ich sagte:„ Warum sind Gure Mitglieder nicht hier? Warum habt Ihr sie abkommandiert? Hier hätten sie doch beschließen können. Nun gut. Laßt Eure Mitglieder in einer neuen Versammlung beschließen und teilt uns den Beschluß
Die Vorgänge auf dem Bau der Untergrundbahnstrecke Müllerstraße bedürfen im Interesse unseres Berufs sowie der Arbeiterbewegung einer nochmaligen Klarlegung, um so mehr, als die Berliner Volkszeitung" aus Anlaß einer von etwa 120 Personen besuchten Lokalistenversammlung einen Bericht veröffentlicht hat, der an Berdrehungen und Entstellungen nichts zu wünschen übrig läßt. Ich habe der Berliner Volkszeitung" nie viel Arbeiter freundlichkeit zugetraut, aber daß sie einen so entstellten Bericht in die Welt sehen würde, hätte ich nicht erwartet. Sie hat damit der organisierten Arbeiterschaft einen schlechten Dienst enviesen und sich in die Reihen der schlimmsten Hez- und Standalblätter gestellt. Die„ Berliner Volkszeitung" hat durch ihren Bericht nicht nur die tariftvidrigen Zustände bei der Firma Siemens u. Halste gutgeheißen, sondern sie hat auch ben schweren Verrat, den die Lokalisten an den Verbandsmitgliedern versucht haben, beschönigt. mit." Demgegenüber müssen wir flarstellen, baß es sich auf dem genannten Bau um nichts anderes gehandelt hat, als von der Firma Siemens u. Halste dasselbe zu verlangen, was alle Unternehmer unseren Kameraden gegenüber laut Tarif zu erfüllen haben. Am 22. Mai wurde uns mitgeteilt, daß
Differenzen zwischen Hapag und Lloyd. Zwischen der Hamburg- Amerika- Linie und dem Norddeutschen floyd schweben seit einiger Zeit erhebliche Unstimmigkeiten, über deren Ursachen die bürgerliche Presse berichtet: Bekanntlich haben beide Reedereien die Beteiligung, die ihnen für das deutsche Auspool zugeteilt worden ist, so untereinander verteilt, daß auf den wanderergeschäft vom allgemeinen nordatlantischen Dampfer= schen Beteiligung entfallen. An dieser Quote ist auch seit Jahren bei den Verhandlungen zur Erneuerung des allgemeinen Pools Inzwischen stellt aber die Hamburgnichts geändert worden. Amerita- Linie die Dampfer der Imperator- Klasse in Fahrt, und sie hat daher ein großes Interesse an einer Erhöhung der Quote, mogegen fich der Mohd ablehnend verhält. Die Differenzen auch auf den allgemeinen Pool übergegriffen. Dieser wurde am zwischen dem Lloyd und der Hamburg- Amerika- Linie haben aber 18. Oftober 1911 auf fünf Jahre bis zum 28. Februar 1916 per längert. Durch den Austritt der Canadian- Pacific- Bahn aus dem Pool ist der Pool aber auf eine andere Grundlage gestellt worden, in der alle Beteiligten darüber übereingekommen sind, den Pool bereits mit Ende dieses Jahres aufhören zu lassen. Nun ist man mit den Erneuerungsverhandlungen beschäftigt, die durch die Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden deutschen Reedereien beeinträchtigt werden. Die Verhandlungen zwischen Hapag und Lloyd find bis jetzt ohne Ergebnis geblieben und augensubventionen. In dem letzten Jahresbericht hat sich der Vers blicklich auf dem toten Bunft angelangt. Gine dritte Quelle der Unstimmigkeiten ist die Frage der staatlichen Dampfers ein Hamburger Reeder, dessen Vorsitzender Generaldirektor Ballin vom Hapag ist, sehr scharf gegen solche Subventionen ausgesprochen, weil ohne sie die übrigen Schiffahrtsgesellschaften fonkurrenzfähiger münden. Es ist nun möglich, daß die Hapag Sen Lloyd bei der Reichsregierung unterboten" hat und bei gleichen Verpflichtungen geringere Subventionen fordert als der Lloyd.
abschwächung . Natürlich sind die Werte bemüht, diese Tatsache zu verschleiern, um möglichst lange die Preise zu halten. Dieses Be mühen tritt auch in den Mitteilungen des Stahlwertsbera bandes über die Geschäftslage hervor. Es heißt dort: Das In landsgeschäft in Halbzeug hat seit dem Junibericht eine Aenderung nicht erfahren. Der Abruf ist infolge des schwächeren Geschäfts ganges bei den Halbzeugverbrauchern und wegen der Inventur arbeiten etwas ruhiger. Auf dem Erportmarkte ist die Preis bewegung nach unten zum Stillstand gekommen. Es fonnten fich jogar geringere Aufbefferungen durchsehen. Auch zeigt sich mehr
Die Lage des Eisenmarktes zeigt recht deutlich die Konjunktur
auflust. In schwerem Oberbaumaterial wurde der Bedarf der preußischen Staatsbahnen für das Statsjahr 1914 an Schienen, Schwellen und Kleineisenzeug den Werfen überschrieben. seiten der württembergischen Staatsbahnen ist ein zweiter Nach trag für 1913 überwiesen worden. Die mecklenburgische Staats bahn hat ihren Bedarf für das Etatsjahr 1914 in Auftrag gegeben Auf dem Auslandsmarkte tw ber den vorjährigen übertrifft. schweren Schienen haben in der letzten Zeit, entsprechend der allgemeinen Weltmarktlage, die Anfragen nach neuen Räufen etwas nachgelassen. In Grubenschienen ist der Abruf auf die ge tätigten Abschlüsse noch zufriedenstellend. Im Auslande wirkt der belgische Wettbewerb nachteilig auf die Preisbildung ein. Das Rillenschienengeschäft ist noch befriedigend, und die Werte sind sehr gut besetzt. Im Auslande macht sich neuerdings die belgische und In Formeisen( Inland) englische Konkurrenz bemerkbar. herrscht infolge der bekannten ungünstigen Verhältnisse auf dem Geldmarkt weiter zurückhaltung. Wenn trotzdem in den ersten 20 Tagen dieses Monats der Spezifikationseingang höher war als in der gleichen Vorjahrszeit, so beweist dies, daß vor läufig der Bedarf immer noch etwas größer ist als die Kauflust. Im Auslande liegen die Verhältnisse ähnlich. Auch hier herrscht infolge der allgemeinen Abschwächung des Marktes und der durch den Wiederausbruch der Balkanwirren hervorgerufenen erneuten Beunruhigung wenig Neigung für Räufe auf längere Zeit.
Gerichts- Zeitung.
,, Kientopp- Kinder".
Dieses bezeichnende Wort wurde gestern in einer Verhandlung geprägt, in welcher es sich wieder einmal um die Zuverlässigkeit von Kinderaussagen handelte. Wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit im Sinne des§ 176,3 Strafgesetzbuches war der frühere Stinematographen- Theaterbefizer Willi Burstein und der Drehorgelspieler Gustav Nidel vor der 4. Ferienstraflammer des Land gerichts I angeklagt.
Der Angeklagte Burstein betrieb längere Zeit ein gutgehendes Kinematographen- Theater in dem Stadtteil Moabit . Da es ihm schon wiederholt aufgefallen war, daß sich der Angeklagte Ridel, der das Theater häufig besuchte, in auffälliger Weise an verschiedene Schulmädchen herandrängte, gab er auf N. besonders scharfe Obacht. Eines Nachmittags faßte er den Verdächtigen ab, als er mit drei Schulmädchen den Abortraum aufgesucht und fich an ihnen vergangen hatte. Nidel wurde daraufhin einige Tage später verhaftet. Wie B. behauptet, muß es ihm wohl in der Zwischenzeit gelungen sein, eins der Mädchen dazu zu bestimmen, auch ihn, B. der gleichen Berfehlungen zu bezichtigen, um fich an ihm zu rächen. Tatsächlich wurde B. ebenfalls verhaftet und erst nach einmonatiger Untersuchung wieder aus der Haft entlassen. Diese Haft hatte für ihn die schwersten finanziellen Folgen, da er gezwungen war, sein Theater zu schließen.
Am 7. Juli bekam ich dann einen Einladungszettel zu einer von den Lokalisten einberufenen öffentlichen Zimmererversamm lung. Ich ging hin. Weisel als Referent sang ein Loblied auf die Firma Siemens u. Halste und ihren Polier und bezeichnete ben Bericht des" Vorwärts" über unsere erste Versammlung als ein Lügengewebe; Mißstände existierten auf dem Bau überhaupt nicht. Demgegenüber habe ich meine Angaben auf und daß auch sonst noch Mißstände auf der Baustelle bestehen. recht erhalten und mitgeteilt, daß der Polier schon wieder zwei Wir haben an Ort und Stelle festgestellt, daß diese Angaben zu- Verbandsmitglieder entlassen hat, weil sie in der Bauversammlung treffen und haben den bauleitenden Ingenieur ersucht, Abhilfe zu für die Wiedereinstellung der Gemaßregelten eingetreten find. schaffen. Es wurde uns versprochen, daß die tarifliche Arbeitszeit Das Lokalistenblatt„ Die Einigkeit" jagte am 5. Juli, in solchen eingeführt werden soll. Sonst aber ist im großen und ganzen an Fällen zivinge man den Unternehmer durch die Sperre zur Anerden tarifwidrigen Zuständen nichts geändert. Da eine Abhilfe antennung der Arbeiterforderungen, aber die Verbändler hätten sich vernommenen beiden Schulmädchen in starke Widersprüche bezüg In der gestrigen Verhandlung verwickelten sich die als Zeugen Ort und Stelle nicht möglich schien, besprachen wir die Mißstände durch ihre Tarife diesen Weg verlegt. Nun habe ich den Lokalisten lich der dem Angeklagten Burstein zur Laft gelegten Straftaten. am 25. Juni in einer Verbandsversammlung. Eine Resolution in der Versammlung am 7. Juli erklärt: Wir sind bereit, den Bau Die Vernehmung der Lehrerin der jugendlichen Hauptbelastungswurde angenommen, welche das tarifwidrige Verhalten der Firma verurteilt und den Magistrat ersucht, die Firma zur Innehaltung zu sperren, es liegt an Guch, einen dahingehenden Beschluß zu zeugin ergab, daß diese ein vollständig berlogenes Kind ist, welches des Tarifs zu bewegen. Am 27. Juni hat der„ Borwärts" über faffen. Darauf bemerkte Klamann: Was der Verband erkläre, schon mehrmals in raffinierter Weise Entschuldigungszettel ge= sei ihm nicht maßgebend, wegen der schlechten Konjunktur sei ein fälscht hat und trotz des Alters von 13 Jahren noch in der vierten stände auf dem Bau den Tatsachen entsprechen, wird dadurch be- nahm zwei Resolutionen an. Die eine billigt das Verhalten von anderen Bersonen wiederholt berartig gemeine Worte gebraucht diese Versammlung berichtet. Daß unsere Angaben über die Miß Vorgehen gegen die Firma ausgeschlossen. Die Versammlung Klaffe fitt. Ferner ergab es sich, daß der Mutter des Mädchen das Erziehungsrecht entzogen worden war und daß das Mädchen zu wiesen, daß die Firma Siemens u. Halste Weisel und Klamann, die andere stellt der Firma hatte, daß ein alter Wachtmeister dabei erröten würde. Der Siemens u. Halste ein Vertrauensvotum aus und verurteilt Staatsanwalt bear.tragte gegen Burstein 8 Monate und gegen den hat. Aber sie hat in anderer Weise auf unsere Versammlung die Maßnahmen des Verbandes sowie den Bericht des„ Vorwärts". geständigen Angeklagten Nidel 10 Monate Gefängnis. Für den Angeklagten Burstein machte Rechtsanwalt Dr. Puppe geltend, reagiert. Zwei unserer Kameraden wurden plöblich entlassen, Damit war die Komödie der Lokalisten zu Ende. gleichzeitig aber vier andere Zimmerer eingestellt. Arbeitsmangel Für uns handelt es sich jetzt darum, die verräterische Hand- daß es sich hier um echte Kino- Kinder handele, auf deren widersprechende Aussagen bin ein bisher unbescholtener und war also nicht der Grund der Entlassung. Wir forderten vom lungsweise der Lotalisten an den Pranger zu stellen und denen glänzend beleumundeter Mann unmöglich verurteilt werden könne. Bolier die Wiedereinstellung unserer Kameraden. Er ver- von unseren Kameraden die Augen zu öffnen, die noch glaubten, Das Gericht schloß sich diesen Ausführungen an und erkannte weigerte fie und sagte, der Tarif gehe ihn nichts an; er habe fie müßten bei der Tarifbewegung Rüdficht auf die Lokalisten gegen Burstein auf Freisprechung. Nicel wurde auf Grund feines es so eingerichtet, baß nicht zu viele Verbandsmitglieder eingestellt nehmen. Wenn wir jetzt eine vertragslose Beit hätten, die Loka- Geständnisses au 8 Monate Gefängnis verurteilt.
unseren Angaben öffentlich nicht widersprochen
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