Sonnabend, 26. Juli 1913.
der Gottsucherei oder der Phantasterei ergeben, hier könnten vaterlandslose Sozialdemokratie gewettert und sich als treueste
Warum man die Gemeindewählerlifte fie das Leben packen, das zuckende, ringende, blutende Leben, Staatsſtütze in empfehlende Erinnerung gebracht. Das brachte auch
kontrollieren muß,
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gerühmten
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Um sich der
fönnten das Schicksal, den Verzweiflungskampf einer ganzen geschäftlichen Gewinn., Mancher vertraute ihm die Führung seiner Klasse erfassen und modeln und formen, könnten Werke Prozesse an und in Mündelsachen hatte Bredered großes Vertrauen. schaffen, die Ewigkeitswert trügen! Aber so, ach nein der Aber der Mann hatte seine Passionen, die viel Geld verbas will noch immer vielen Wahlberechtigten nicht einleuchten. Noch Schweißgeruch der Arbeit, der dumpfige Odem der Armutschlangen, so daß er sich auch an den ihm anvertrauten Geldern vergriff immer tragen nur zu viele keine Bedenken, sich ohne weiteres bei nichts für uns! und selbst nicht zurückschreckte, von der für Ergreifung des Kassendem Gedanken zu beruhigen:„ Ach, ich brauche ja gar nicht erst In langen Zügen schieben und drängen sich morgens die defraudanten Haase ausgesezten Belohnung sich Geld anzueignen. nachzusehen, ich muß ja drinjtehen." So mancher, der„ drinstehen Arbeitsuchenden vor den Nachweis stellen. Groß ist der An- Bredereck, dem nun der Boden unter den Füßen zu heiß geworden mußte", 30g am Tage der Wahl ein sehr langes Gesicht, drang vor dem paritätischen Nachweis in der Gormann- war, machte sich unter Hinterlassung erheblicher Schulden so schnell wenn er am Wahltisch erfuhr, daß er durch seine Säumigstraße 13. Den unerfreulichsten Zuspruch hat das Vermitte- wie möglich aus dem Staube, um dem Arme der von ihm Teit sein Wahlrecht verscherzt hatte. Groß war bisher lungsbureau der Holzarbeiter aufzuweisen. Die Holz- so sehr deutschen Gerechtigkeit zu entgehen. immer wieder die Zahl derjenigen Gemeindewähler, die in- industrie hat geradezu furchtbare Nöte durchzumachen in Er entfloh aus dem geliebten deutschen Vaterlande und zog folge von Versehen bei Aufstellung der Wählerliste entweder über diesem Jahre. 5000 registrierte Angehörige dieses Berufes das Ausland vor. Bredereck hat schon manche Irrfahrt gehaupt nicht in die Liste aufgenommen worden waren oder in ihr feiern unfreiwillig, 10 000 arbeitsfreudige Hände müssen macht, ohne den Boden zu finden, der ihm sicher dünkt. mit unzutreffeuden Personalienangaben verzeichnet standen. Wer untätig verharren, ganz abgesehen von jenen, die„ wild" um- Im Oktober vorigen Jahres logierte im Hotel Albion in Sao nicht in der Wählerliste steht, darf nicht mitwählen, und da hilft hergehen und von der Statistik nicht erfaßt werden. Paulo in Brasilien ein Mann namens P. Bilgram, der sich als dann am Wahltage dem durch diesen Bescheid überraschten Wähler Ein Arbeitsvermittler erklärte uns, daß eine solche Ar- Korrespondent der„ Täglichen Rundschau" ausgab. Bilgram muß tein noch so heftiger Protest mehr. Aber auch bei Fehlern in den beitslosigkeit seit Bestehen des paritätischen Nachweises noch aber bei dieser Tätigkeit ob wirklichen oder eingebildeten sei Personalienangaben fann es einem Wähler sehr leicht passieren, daß nicht zu verzeichnen war. In der schlimmsten Zeit, zu Weih- dahingestellt feine Seide gesponnen haben und so mußte er er von der Wahl zurückgewiesen wird. nachten, waren in sonstigen Jahren höchstens bis zu 4000 sich eines schönen Tages entschließen, Sachen zu verkaufen, um zu In Berlin wurde vor den letzten Stadtverordnetenwahlen, eingeschrieben. Selbst in der schweren Krise von 1908 be- Geld zu kommen. Bei diesem Verkauf tam Bilgram aber böse in bie im Herbst 1911 stattfanden, die Wählerliste von etwa 78 000 trug die Höchstzahl nur 3500. In diesem Jahre waren zu die Zwickmühle. Es wurde nämlich im Ueberzieher der ganze Personen kontrolliert. Es gingen über 3600 Einsprüche ein, von Weihnachten auch ungefähr 4000 Arbeitslose vorhanden. In Name des Verkäufers entdeckt: Paul Bredered. denen dann eine recht erhebliche Bahl als begründet anerkannt allen Jahren ging nach Weihnachten die Zahl herunter bis Festnahme zu entziehen, drückte sich der Korrespondent der„ Lägwerden mußte. In ziemlich 400 Fällen hatte das Wahlbureau des auf 1500. In diesem Jahre hat die Schar der Arbeitslosen lichen Rundschau" schleunigst. Magistrats irrige Personalienangaben zu korrigieren, steigend zugenommen. Im April waren es bereits 4000, im Bald darauf tauchte Brebered in Coediva( Parana ) auf, wo er für ziemlich 600 Personen ergab sich, daß ihre Forderung einer Mai gar 4600, jezt sind es 4700, wozu noch 300 kommen, die in Gemeinschaft mit einem anderen Deutschen einen Blumenladen Aufnahme in die Wählerliste berechtigt war und ihr ihren eigenen Nachweis im Verbandsgebäude in der Runge- eröffnete. Rechtsanwalt Bredered als Blumenhändler! Zu was stattgegeben werden mußte. Die Möglichkeit, daß ein tatsächlich straße haben. Es fizen Leute im Nachweis, die schon zehn es doch so Es fizen Leute im Nachweis, die schon zehn es doch so ein judenfresserischer Rechtsanwalt noch bringen Wahlberechtigter versehentlich aus der Gemeindewählerliste weg- Wochen warten. Die Möbeltischler, die sonst in 3 Wochen tann! Db er in seiner Eigenschaft als Blumenhändler und bei gelassen wird, ist nicht gering. Sehr oft führt die unzutreffende Arbeit fanden, müssen jekt 8 bis 12 Wochen sißenbleiben. feiner Scheu vor den roten Sozialdemokraten und vor der roten Annahme, daß man es mit einem„ Schlafburschen" zu tun habe, Noch schlimmer steht es mit den Bautischlern. Diese harren Farbe rote Rosen verkauft hat, konnten wir leider nicht erfahren. zur Streichung aus der Gemeindewählerliste. Wer aber 12 bis 16 Wochen dem Segen der Arbeit entgegen, manche Aber auch als Blumenhändler fonnte Bredered feine Karriere machen. nicht bloß die Schlafstelle gemietet hat, sondern jeder auch noch länger. Und bei ihnen das ist das traurigste Weil die Polizei ihm auch hier auf der Spur war, verzeit auch das Zimmer benutzen darf, ist nicht Schlafbursche", an der Sache wiederholt sich diese Arbeitslosigkeit und duftete er sehr schnell und wandte sich nach einem anderen Ländchen, sondern„ Chambregarnist" und hat daher das Gemeindewahlrecht. Wartezeit zwei-, dreimal im Jahre! Die Arbeiten auf den wo er glaubt, unter allen Umständen vor den Häschern sicher Auch das Versehen ist recht häufig, daß irrtümlich angenommen Bauten müssen nämlich in 6 Wochen fertig sein und damit wird, es fehle noch die Staatsangehörigkeit zu Preußen oder der hat für die Bautischler die Herrlichkeit auch ein Ende der Ein wenig beneidenswertes Los, was diese ehemalige Staatsmindestens einjährige Wohnsiz in der Gemeinde, die ja zur Auf- Kreislauf beginnt von neuem. Und was die Lage noch ver- stüße, die königstreu bis auf die Knochen war, fich erwählt hat! nahme in die Gemeindewählerliste erforderlich sind. Werden solche schlechtert, ist der Umstand, daß höchstens die Hälfte aller Versehen rechtzeitig noch durch die Listenkontrolle festgestellt, so muß Arbeiten in Berlin hergestellt werden, das andere wird aus nachträgliche Aufnahme erfolgen. Manchmal ergibt sich auch, daß der Provinz geliefert. Sind doch selbst die Tischlerarbeiten vermeintliche Steuerschuldner inzwischen ihre Schuld noch bezahlt für das Schöneberger Rathaus zumeist außerhalb, haben und daher gleichfalls nachträglich in die Liste aufgenommen in Mecklenburg , hergestellt worden. werden müssen.
Nach den Erfahrungen der früheren Jahre fann man nicht bringend genug empfehlen, daß jeder die Gemeindewähler Iiste tontrolliert. Sie liegt an den von uns in Nr. 178 bekanntgegebenen Stellen aus, aber nur noch bis einschließ= lich 30. Juli, an den Wochentagen von nachmittags 3 Uhr bis 8 Uhr abends, am Sonntag von vormittags 10 Uhr bis 4 Uhr nach mittags. Einsprüche können dort sofort angebracht werden. Nach dem 30. Juli werden keine Einsprüche mehr entgegengenommen.
Partei- Angelegenbeiten.
Zweiter Kreis, Süden. Sonntag, 27. Juli, findet ein Familienausflug nach Grünau - Eichwalde statt. Treffpunkt Görlizer Bahnhof früh 7½ Uhr.
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zu sein.
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Ein Fall vont schwarzen Pocken in Berlin .. In der Königlichen Charité ist gestern ein Fall von schwarzen Boden festgestellt worden. Es handelt sich um eine 54jährige Wäscherin Wilhelmine Friedmann aus der Reichenberger Str. 74. Die Holzindustrie leidet ganz besonders unter einem Frau F. war vor einigen Tagen plöglich erkranti, nahm aber erst am Donnerstag Hilfe in Anspruch. Auf Veranlassung des bestarken Buzug von Arbeitskräften aus den Provinzen, die handelnden Arztes wurde die Batientin mittels Krankenwagens nach alle, sobald sie einmal hier angelangt sind, nicht mehr ab- ber föniglichen Charité gebracht. Eine genaue Untersuchung reisen wollen. des Aerztekollegiums bestätigte hier den Verdacht des beFür diese ist es außerordentlich schwer, hier Arbeit zu handelnden Arztes; es wurde festgestellt, daß die Wäscherin finden, da in den besseren Geschäften nur leistungsfähige, an den schwarzen Pocen erfrankt war. Es wurden sofort eingearbeitete Leute eingestellt werden. Sie kommen dann allenfalls in„ Bruchbuden" unter, wo sie zu den miserabelsten
Löhnen arbeiten müssen.
umfangreiche Vorsichtsmaßregeln getroffen, um der Gefahr der Ver breitung der gefährlichen Seuche vorzubeugen. Die Kranken des Pavillons, in dem die F. zunächst Unterkunft gefunden hatte, wurden So wächst das Elend zur Riesengröße an. Selbst die sofort geimpft und auch die Mieter des Hauses Reichenberger Str. 74, mit denen Frau Friedmann in Berührung gekommen mar, mußten besten Kräfte, Künstler in ihrem Fach, finden keine Arbeit, sich der Schußimpfung unterziehen. Das gleiche geschah mit den der Nachweis ist nicht imstande, Stellen zu vermitteln. Transporteuren; diese wurden zur Beobachtung in der Charité Neben dieser großen Schar Arbeitsloser sind noch etwa zurückbehalten. Zu Befürchtungen liegt keine Veranlassung vor. 1000 franke Mitglieder des Holzarbeiterverbandes vor- Es sind alle erdenklichen sanitären Maßnahmen getroffen worden, um jede Ansteckungsgefahr zu vermeiden. Der Zustand der Fehat handen. sich bereits etwas gebessert.
2. Kreis. Ein Kinderfest veranstaltet der Wahlverein heute Der Deutsche Holzarbeiterverband zahlt schon seit Sonnabend nachmittags 81%, Uhr, in Nigles Festsälen, Denne- langer Zeit wöchentlich 18 000 bis 20 000 m. Arbeitslosenwigstraße 13, unter Leitung von Schöneberger Turnern. Märchen- unterstüßung aus. Im zweiten Quartal dieses Jahres find erzählungen mit Lichtbildern dürften die Jugend besonders erfreuen. die gesamten Einnahmen verbraucht und 112 000 M. Gut Bierter Wahlkreis. Die Mitglieder der Kinderschutzkommission haben von der Bank abgehoben worden. beranſtalten am Montag, den 28. Juli, ein Staffeekochen. Treffpunkt Diese Zahlen geben zu denken! Sie reden eine erschüt- in der Badstraße eine elegant gekleidete Frauensperson kennen. Er
nachmittags 2 Uhr im Café Bellevue, Rummelsburg . Wilmersdorf Halensee. Am Moutag, den 28. d. M., abends 8 Uhr, findet die Mitgliederversammlung des Wahlvereins mit folgender Tagesordnung statt: 1. Parteitag und Massen ftreit. Referent: Genosse Joachim Klüß- Neukölln. 2. Ersaz wahl des ersten Vorsitzenden. 3. Wahl der Delegierten
heiten.
Beraubung durch einen als Frau verkleideten Mann. Eine überraschende Aufklärung fand eine Raubaffäre, die sich auf dem Gesundbrunnen abgespielt hat. Der Kupferschmied Willy 2. in der Ramlerstraße lernte Donnerstagabend beim Spazierengehen ternde Sprache. Welche Unsumme von Not und Elend verbirgt sich dahinter. Der Fundus an guten Eigenschaften besuchte mehrere Bierlokale mit ihr und in vorgerüdter Nachtstunde in der deutschen und speziell in der Berliner Arbeiterschaft ſuchten die beiden den Brunnenplatz auf. Hier wurde die hübsche muß ein sehr starker sein, sonst müßte angesichts solcher Zu Begleiterin des 2. überaus zärtlich. Sie beteuerte ihm ihre Liebe stände die Kriminalität erschreckende Formen annehmen. und fiel dem Geliebten stürmisch um den Hals. Ms L. nach einiger Jedenfalls hat die Arbeitslosigkeit in Berlin eine Stufe Beit sich wieder von der Bank erheben wollte, machte er eine unfür Kreis- und Verbandsgeneralversammlung. 4. Vereinsangelegen erreicht, wo ein Halt gemacht werden muß- so oder so! angenehme Entdeckung, ſein Portemonnaie, das 88 M. enthalten hatte, Bezirk Mahlsdorf . Am Dienstag, den 29. Juli, im Lokal von Dieses Elend wächst zu einer sozialen Gefahr aus. In der war spurlos verschwunden. Niemand anders konnte es geraubt Linke, Grunowstraße: Mitgliederversammlung. Tagesordnung: bürgerlichen Welt lebt und genießt man von dem Segen, haben als die holde Begleiterin, die noch wenige Minuten vorher die Liebesbeteuerungen ausgestoßen hatte. 2. rief einen Schuhmann 1. Bortrag über„ Volksfürforge". Referent: Genosse Hanel. 2. Bericht den Tausende von fleißigen Händen in guten Zeiten zutage herbei, und bei einer Leibesvifitation sollte es eine eigenartige Weberbom legten Quartal. 3. Verschiedenes. Gäste willkommen. gefördert. Jeßt, da die Geschäftslage niederliegt, darben die Hermsdorf , Waidmannslust . Am Sonntag, den 27. Juli, findet Erzeuger des Reichtums im größten Elend. Als vor einiger raschung geben. Die„ Geliebte" des 2. war keine Frauensperson, ein Nachmittagsausflug statt. Treffpunkt pünktlich 1 Uhr: für Germs- Beit ein bekannte Klavierfabrikant Bankrott machte, schrieben sondern ein junger Mann, der 24 Jahre alte Gelegenheitsarbeiter" dorf Kaiserplay, für Baidmannslust Schweizerhaus. bürgerliche Blätter, er habe sehr einfach gelebt und für seine Baul Peters aus der Bernauer Straße . Auch das vermißte PorteRöntgental, Zepernick , Buch. Sonntag, den 27. Juli, nach Brivatbedürfnisse nur 45 000 m, im Jahre verbraucht. Wenn monnaie des 2. fand man bei B. vor. Der Dieb gab zu, daß er mittags 5 Uhr: Frauenversammlung im Lokal des Herrn August solche Lebensansprüche bescheiden" genannt werden, sollte sich absichtlich mit Frauenkleidern versehen habe, um auf diese Weise Lange, Röntgental, Siemensstr. 9. Genojjin Martha Arendsee , man meinen, daß auch dem Arbeiter eine auskömmliche Eri- der Unzucht nachzugehen. Der junge Mensch war bei dem UmLichtenberg, spricht über:" Bildung eines Frauenleseabends". Nach- stenz zu sichern wäre und Mittel und Wege geschaffen würden, wandlungsakt vom Mann zur Frau so raffiniert zu Werke gegangen, dem Vortrag, gemütliches Beiſammensein mit den Bernauer Ge- um ihn vor wochen- und monatelanger Arbeitslosigkeit zu daß ihm niemand angesehen hätte, daß sich unter der Frauenkleidung eine Mannsperson berbarg. Er hatte in jeder Beziehung" dafür gesorgt, daß man ihn für eine Frau hielt. 8weifellos hat B. seine als Frau verkleideten nächtlichen Streifzüge zu dem zwed ausgeführt, um dabei auf Raub auszugehen. Er wurde ins Polizeipräsidium eingeliefert.
noffinnen. Bahlreiches Erscheinen aller Frauen und Mädchen obengenannter Ortschaften erwartet Die Bezirksleitung.
schützen.
Es ist dringend notwendig, daß Staat und Kommune Spandau . Morgen, Sonntag, früh 7 Uhr, findet für Spandau genötigt werden, dieſem graufigen Zustande abzuhelfen. Der und Tiefwerder eine wichtige Flugblattverbreitung statt. Die Ge nossen werden ersucht, sich pünktlich in ihren Bezirkslokalen ein- Schrei der hungernden Maffen wird nicht eher verstummen, zufinden. bis Abhilfe geschaffen ist!
Schreckensfahrt in einer Trauerkutsche. Auf der neuen Untergrundbahnstrecke Alexanderplatz- Nordring ist Große Aufregung verursachte am Donnerstag ein durchgehendes der Probebetrieb in vollem Gange. Die vom Westen kommenden Züge fahren über die Station Alexanderplatz hinaus, halten unter- Trauergefährt in der Müllerstraße. Eine mit vier Personen besetzte wegs fahrplanmäßig und seßen auf dem Ausziehgleis an der Carmen- Trauerkutsche befand sich auf der Fahrt nach dem Begräbnisplay in Sylva- Straße um. Alle fünf Minuten trifft hier ein Zug ein, der Reinickendorf . An der Kreuzung der Ofener Straße brach plötzlich Immer näher kommt das Gespenst der Arbeitslosigkeit, dann auf der Abfahrtseite des Bahnhofes abgefertigt und am die Wagendeichsel, so daß die Pferde scheuten und durchgingen. In ja es ist schon dal Alexanderplatz wieder in den regelrechten Betrieb zurückkehrt. Eine wilder Karriere rasten die Tiere den Damm entlang. Die Straßen
Das Arbeitslosengespenst.
Die Zahl der Arbeitslosen in Berlin ist augenblicklich Fahrt über die neue Strecke ist recht interessant. Nachdem der Zug paffanten flüchteten entsetzt auf die Bürgersteige. Schließlich fuhren eine solche, wie kaum je. Schon die Elendsparade, die all- fich im schnellen Tempo durch das ehemalige Scheunenviertel gewunden die Tiere gegen einen Baum, der wie ein Strohhalm geknidt wurde täglich vor den Zeitungsfilialen, wo die Arbeitsangebote aus- und die gelbgeschmückte Haltestelle Schönhauser Tor" verlassen hat, die Tiere gegen einen Baum, der wie ein Strohhalm gelnidt wurde gegeben werden, auftritt, zeigt, daß die Scharen derer, die wendet er sich in einer S- turve zur Schönhauser Allee und steigt unter und umbrach. In der Scharnweberstraße stteß der Wagen gegen ein dieser rasch zum„ Senefelder Platz" empor. Dieser mit seiner blauen Arbeitsfuhrtvert, und erst jest konnte das Gespann zum Halten geohne Beschäftigung sind, von Tag zu Tag zunimmt. Man Rennfarbe recht vornehm wirkende Bahnhof liegt in der Horizontale. bracht werden. Von den Insaffen, deren sich eine Banit bemächtigt muß diese Aermiten sehen, wie sie in fliegender Haft das hinter ihm steigt die Strede wieder und bald sehen wir vor hatte, wurden zwei Damen in bewußtlosem Zustand aus dem Wagen Inseratenblatt überfliegen und dann wie ein gehegtes Wild uns ein hellerleuchtetes Viereck, das Ende des Tunnels an der herausgehoben; sie hatten einen Nervenchot erlitten, während die davonjagen. Alte und Junge, Frauen und Männer, zu Hun- Fransedistraße, von dem die Rampe zur Hochbahn emporsteigt. In anderen Beteiligten mit dem Schrecken davon tamen. derten stehen sie, von Schußleuten flankiert, alltäglich und wenigen Minuten befinden wir uns wieder in der goldenen Freiheit hoffen und hoffen ach, wie oft vergeblich! auf luftiger Bahn. Die Fahrt vom Spittelmarkt bauert 12 Minuten,
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Noch schärfer tritt die Arbeitslosigkeit aber dort hervor, vom Alexanderplatz bis Nordring 7- Minuten. Für den Frühverkehr während einer Festlichkeit ausgeführt worden ist, allem Anschein wo die freien Arbeitsstellen planmäßig vergeben werden: auf( bis 8 Uhr vormittags) dürfte die neue Strecke von Bedeutung nach von einer weiblichen Person ausgeführt worden. Um 7 Uhr den Arbeitsnachweisen. Dort zeigt sich die Tragik des Men- werden. Die Fahrt über acht Stationen( Nordring- Hausvoigtei abends betrat eine Frauensperson in der Tracht eines Dienstschen, der sein einziges Gut, seine Arbeitskraft, zu Markte plat oder Danziger Straße- Friedrichstraße kostet nur 10 Pf. mäsens die Villa und verließ fie bereits nach zehn Minuten. schen, der sein einziges Gut, seine Arbeitskraft, zu Markte Sonntag früh 5 Uhr 7 Minuten wird der erste Hochbahnzug vom Sie trug eine schwarze Handtasche, ist von mittelgroßer, träftiger trägt und feine Käufer findet, der gesunde Hände und Mus- Nordring abgehen und damit eine langerfehnte Schnellverbindung Figur, dunkelblond, mit blaffem schmalen Gesicht und war bekleidet feln, der Kenntnisse und Fertigkeiten anbietet, die ihm nie- zwischen Innenstadt und Norden verwirklicht werden. mit dunklem Rod, heller Bluse und weißer Tändelschürze. Sie trat mand abnehmen will. Und dieses Bild in einer steten äußerst sicher auf und schien mit den örtlichen Verhältnissen Wiederkehr, aufreizend und erschütternd, jeden Tag, jede vertraut zu sein. Die Annahme, es fönnte ein früheres DienstWoche, immer, immer, eine stumme, lebendige Anklage von Mitte vorigen Jahres schüttelte der bekannte antisemitische mädchen des Villenbesizers zu sein, scheint aber entgegen der urfurchtbarer Wucht wahrhaftig, die blasierten Dichter und Rechtsanwalt Paul Bredered den deutschen Staub von den Pan- sprünglichen Annahme nicht zuzutreffen. Die Beugen, die das Mädchen zartnervigen Aesthetiker des Bürgertums, die sich immer mehr toffeln. Jahrelang hatte Bredered in den höchsten Tönen gegen die gesehen haben, nahmen an, es sei eine neue Bedienstete des Hauses.
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Irrfahrten eines staatsretterischen Rechtsanwalts.