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Nr. 190. 30. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt

Gewerkschaftliches.

Derfid.

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Sonntag, 27. Juli 1913.

niedrig gefaßt, daß die Leute beim besten Willen nicht zu ihrem und am Freitag abend ist nun auch die Entscheidung in Einswar Gelde kommen können. Die Arbeiter hatten immer 50 Pf. Min- den gefallen. Am Sonnabend morgen, 26. Juli, haben die Ar­deststundenlohn, die Afforde waren immer so gestellt, daß der Ab- beiter das Werkzeug abgeliefert, sämtliche Arbeiter der Werft schlagslohn, der 70 Pf. beträgt, bestimmt erreicht wurde. Durch haben die Arbeit eingestellt. Die Arbeiter von Frerich u. Co. in die neue altulation wird nun kaum nach der Mindestlohn von Osterholz   werden nun ebenfalls zu der Frage Stellung nehmen. In Gehüffigkeit und nichtsnuziger Verleumdung der Ar- 50 Pf. erreicht, während sonst selbst bei schlechtem Akkord 70 Pf. Wie die Sache dort auslaufen wird, muß abgewartet werden. Die beiter schlägt die ultramontane Presse jeden Scharfmacher- verdient werden konnten. Aber auch noch andere Vorkommnisse reford. Das politische Organ der M. Gladbacher Gemert- erregten bei den Arbeitern gerechten Unwillen. Ein Arbeiter, der Arbeitseinstellungen auf den genannten Werften an der Unter 7 Jahre im Betriebe ist, wollte 3 Wochen Urlaub haben auf seine weser sind in ordnungsmäßiger Weise erfolgt und stehen im Ein­schaftschriften und Streikbruchpraktiker, die Köln  . Volksztg.", Rosten, weil wenig zu tun war. Daraufhin wurde seine Ent- klang mit den Verbandssazungen. Nr. 640- beschäftigt sich mit dem Kampf auf den Werf- lessung verfügt, dann aber wieder zurückgenommen. Urlaub gibt Die Auszahlung der Streikunterstützung in Hamburg   ist am ten, in einer Art, die ganz unverkennbar von der Absicht be- es erst nach zehnjähriger Beschäftigung eine Woche( weibliche Ar- Sonnabend, den 26. Juli, in allen beteiligten Verbänden ohne stimmt ist, den Arbeitern Knüppel zwischen die Beine zu beiter nach 6 Jahren eine Woche). Es erhält jeder für die Zeit Störung erfolgt. 800 Delegierte und Vertrauensmänner der Holz­werfen, den Werftkapitalisten denselben Dienst zu leisten, durch 30 Mt. ohne Lohn. Ein Arbeiter, der 12 Jahre dort im Lager arbeiter nahmen am Freitag, den 25. Juli, eine Entschließung an, den man das helle Entzücken der Kohlenkapitalisten hervorrief. arbeitete, wurde, nachdem das Lager aufgelöst war, mit Klosett die den Streifenden die Sympathie der Holzarbeiter ausdrückt, von Das Verhalten des Blattes für Wahrheit und Recht" ist reinigen, Treppenfegen usw. beschäftigt. Ein Meister erhielt nach typisch für die Praris pfäffischer Verleumdung. Hier der 41jähriger Tätigkeit die Kündigung und man muntelt, daß noch dem Vorstand eine Aenderung seines bisherigen Standpunktes er­andere Meister dasselbe Los trifft. Die Arbeiterinnen flagen wartet und die Unterstützung aus lokalen Mitteln beschließt. Die giftige Erguß. Nachdem auf das statutwidrige Verhalten über schlechte Behandlung. Alles in allem lassen die Verhältnisse Erhebung eines Extrabeitrags wurde gegen eine große Minorität der Mitgliedschaft hingewiesen worden ist, heißt es wört in diesem Betriebe sehr zu wünschen übrig, und besonders die Ent- abgelehnt. Cine außerordentliche Generalversammlung der Fabrik. lich weiter: lohnung ist nicht so, wie man es von einer Firma verlangen arbeiter in Hamburg   erklärte, daß der Streit statutarisch nicht Da entsteht die Frage, wie es nur möglich sein kann, könnte, die vom Staate große Lieferungen bezieht. Herr Schulze berechtigt ist. Da die beteiligten Fabritarbeiter aber in den Kampf daß disziplinierte Arbeiter gegen den Willen ihrer Leitungen in hat sich zwar bereit erklärt, Akkordpreise, die zu niedrig seien, zu hineingezogen wurden, und in Anbetracht der ernsthaften Situation einen Ausstand treten. Es bleibt nur eine zweifache Erklärung: erhöhen, es sollten die Arbeiter mit diesbezüglichen Forderungen entweder sind die Arbeiter davon überzeugt, daß die Leitung nur nur an ihn herantreten. Jetzt aber werden die Affordsäke noch und der musterhaften Solidarität, könne die Generalversammlung zum Scheine und vorläufig die Anerkennung des Streits versagt reduziert, und einem alten Arbeiter wurde gesagt, wenn er für das Verhalten des Vorstandes nicht billigen. Den streitenden Kol oder aber den sozialdemokratischen Organisationsvorständen sind 40 Bf. Stundenlohn arbeiten wolle, so sei es gut, anderenfalls legen werde die vollste Sympathie ausgesprochen und ihre Unter­die Zügel aus den Händen gerissen worden, sie werden die Geister müsse er sich andere Arbeit suchen. stüßung aus Totalen Mitteln beschlossen. nicht mehr los, die sie einmal gerufen haben. Wahrscheinlicher Diese und noch andere Mißstände haben eine derartige Er­ist das lettere, denn die maßlose Agitation der lebten Zeit für regung in die Arbeiterschaft der Firma hineingetragen, daß diese den Massenstreit, die Aufmunterung, die die Arbeiter in einem darüber die Kluft vergessen hat, die leider die Arbeiter noch in ver­großen Teil der sozialdemokratischen Presse finden, sind geeignet, fchiedenen Formen organisiert sein läßt. War es doch möglich, die Arbeiter blind zu machen und sie zu einer Kraftprobe mit für den Betrieb eine Versammlung abzuhalten, die gemeinsam vom den Leitungen zu veranlassen. Die Leipziger Volkszeitung hat Metallarbeiterverband und vom Hirsch- Dunderschen Gewerkverein bereits für die Arbeiter gegen die Organisationsvorstände Stellung einberufen war. Vom Metallarbeiterverband sprach W. Sie genommen und hält diesen ihre Verpflichtung vor, selbst die ring, vom Hirsch- Dunderschen Gewerkverein Joseph. Auch Fahne aufzunehmen und sich an die Spike der Bewegung zu ein Vertreter des Transportarbeiterverbandes nahm für die Hilfs­stellen. Wo 40 000 bis 50 000 organisierte Arbeiter in Frage arbeiter das Wort. fämen, da dürften die Paragraphen nicht zu ehernen Fesseln Die vollzählig besuchte Betriebsversammlung betonte am werden. Doch auch der erste Fall entbehrt nicht aller Wahrschein- Schluffe einer einstimmig angenommenen Resolution: lichkeit. Die Organisationsleitungen haben den Streit lange Die Versammlung erwartet bestimmt eine Aenderung und borbereitet und geschürt, fanden dann aber wider Erwarten bei wird sich eine Verschlechterung unter keinen Verhältnissen gefallen den Werftbefizern Entgegenkommen, so daß sie nicht ohne weiteres laffen." die Verhandlungen abbrechen und den Streit proklamieren konnten. In der Versammlung wurde gerade von Hirsch- Dunderscher Die Arbeiter ließen sich jedoch nicht länger vertrösten; fie griffen Seite betont: Wenn die Arbeiter noch nicht schärfer vorgegangen zum Streitmittel, um all ihre Forderungen durchzuseßen. Die feien, so nur deshalb, weil sie immer noch einen Rest Vertrauen Vorstände, selbst wenn sie mit der Tatsache der Streits einver- zu ihren Arbeitgeber hätten. Jeht aber, wo der neue Leiter re­standen sind, was bei der Disziplin der sozialdemokratischen giert, tönne es leicht anders kommen. Es sei aber auch anzu­Organisationen nicht von vornherein von der Hand zu weisen nehmen, daß der Firmeninhaber nicht alles weiß, sonst könnte in ist, mußten sich dann aber, um den Anschein zu wahren, die einem so rationell betriebenen Werte das Werkzeug nicht in einem Hände in Unschuld waschen, um vielleicht später bei günstiger Zustande sein, wie es zurzeit der Fall ist. Gelegenheit den Streit anzuerkennen und Streitgelder auszu­Die Tabak- und Zigarettenfabrik 2. Winisti( Herbsto bi­zahlen. Wie dem auch sei, die Tatsache läßt sich nicht wegleugnen, ignetti), Schönhauser Allee   8, ist wegen Nichtanerkennung baß hier wieder mit Feuer gespielt worden ist. Durch die Nicht des Tarifs für Zigaretten- und Zigarettenhülsen- Maschinenführer anerkennung des Streits von seiten der Vorstände wird von maßgebender Stelle zugegeben, daß der Streit ungerechtfertigt ist. Um so schwerer ist darum die Verantwortung, die auf jene fällt, die die Arbeiter in den Streit hineingehetzt haben."

gesperrt.

Deutscher Metallarbeiter- Verband

Ortsverwaltung Berlin.

Deutsches Reich  .

Zur Werftarbeiterbewegung.

Die Unternehmer im Malergewerbe geben sich die erdenklichste Mühe, offen darzulegen, daß sie nur durch die Macht der Ver­hältnisse und durch dey Drud der Arbeiterorganisation gezwungen, die leßten Schiedssprüche angenommen und den von ihnen ent­fachten Kampf aufgehoben haben. Wäre ihnen nicht der Verband der Maler im Wege gewesen, sie hätten ihre vorgefaßte Absicht, jede Lohnerhöhung abzuwehren, durchgefeßt. Nun es anders gekommen ist, üben sie Repressalien und offene Obstruktion. So verhardt der Gau Rheinland- Westfalen noch heute im Tarifs bruch und lehnt die Anerkennung des Reichstarifvertrages nach wie vor ab. Dabei bedient er sich weiter des Terrorismus mit Hilfe der Zwangsinnungen und der Farbenlieferanten. Der Unter­nehmerverband aber sieht dem Abfall seines Gauverbandes rat­los zu.

Im übrigen Deutschland   erschwert der Unternehmerberband die örtlichen Berhandlungen durch die Weigerung, die Ziffer 4 des legten Schiedsspruches zu erfüllen, wonach dort, wo während des Kampfes für die Gehilfen günstigere Einzeltarife in größerer Zahl abgeschlossen wurden, diese allgemein durchgeführt werden sollen. Außerdem verweigert er die allgemeine Durchfüh rung der Lohnerhöhungen. Die örtlichen Verhandlungen leiden unter diesem Widerstand der Unternehmer, wenn sich auch die beteiligten Arbeiter vielfach durch eigenes Vorgehen ihr Recht berschafft haben. Sollen die bestehenden Schwierigkeiten abgeſtellt wendig; der Verband der Maler hat darum schon wiederholt ersucht. werden, wäre eine Sihung des Haupttarifamtes dringend not­Während die Unparteiischen sich diesen Anträgen der Gehilfen­organisation durchaus anschlossen und alles aufboten, um eine Verhandlung zustande zu bringen, suchte der Unternehmerverband dieses Vorgehen mit allen Mitteln zu durchkreuzen. Er muß an­nehmen, daß sein tarifwidriges Treiben vor dem Tarifamt ent­hüllt und seine Mitglieder, wenn sie zur Erfüllung ihrer Pflichten formell gezwungen würden, eine neue Enttäuschung erleben wür den. Das aber würde das Ansehen und die Mitgliederzahl des so gern nach außen renommierenden Unternehmerverbandes schwer beeinträchtigen.

Mehr Bosheit und Tücke, als hier sich offenbart, kann wohl faum sonst noch in so wenigen Zeilen aufgeboten wer­den. Entweder die Leitungen bestehen aus Komödianten und Die Arbeiter des technischen Betriebes des Bremer Lloyd in Betrügern, die der Welt etwas vorschauspielern, oder aber, sind Bremerhaven   haben am Freitag zu der Frage, über die Arbeits­das nicht, dann um so schlimmer, dann wollten sie frei­willige Sugeständnisse verhindern, sie wollen nur den Streit, einstellung Stellung genommen. Eine Abstimmung darüber er­gab 1049 für und 455 gegen die Arbeitseinstellung. Die nach den um ihre Gelüfte zu befriedigen! Sturzun: sie sind bewußte Berbandsstatuten erforderliche Mehrheit ist also nicht erreicht. Trok des Widerstandes der Unternehmer erreichte es der Bor Schädiger der Arbeiterinteressen. Auf jeden Fall, mag es so Die Arbeit wird demnach im Lloydbetriebe nicht eingestellt, die Be- stand des Verbandes der Maler dennoch, daß für den 22. Juli sein oder so: die Gewerkschaftsleiter sind nichtsnugige Kerle. triebsleitung hat den Arbeitern bestimmte Zusagen gemacht, darauf beteiligten Personen dazu eingeladen wurden. eine Sibung des Haupttarifamtes festgesezt und die Doch die Also verkünden mit frommem Augenaufschlag die Apostel ist die Zustimmung erfolgt. Sibung wurde hintertrieben. Als die verschiedensten chriftlicher Sitte. In Einswarden wurde am Freitag ebenfalls der Streit be- Ausflüchte nichts nüßten, depeschierte der Vorfizende des Unter­schlossen, die Arbeiter der Werft von Frerich u. Co. in Ginswarden nehmerverbandes einfach den Unparteiischen, daß er und seine hatten sich durch ihre örtliche Verbandsleitung ebenso wie die der Leute nicht erscheinen würden und setzte es auf diese unerhörte anderen Werften an der Unterweser in Bremerhaven   und Geefte- Weise durch, daß der Termin in letter Stunde abgesagt wurde. münde bei Tecklenburg  , Seebeck und Rickmers und des Bremer Wie schlimm muß es um die Sache der Scharfmacher stehen, wenn Bultans in Vegesad mit den Betriebsleitungen in Verbindung aufgehoben. Es wird den Herren nichts geschenkt werden und die sie in dieser Weise kneifen. Natürlich ist aufgeschoben nicht etwa gesetzt, um über ihre von ihnen eingereichten Forderungen eine Folgen der von ihnen betriebenen Diskreditierung des Tarif­Verständigung herbeizuführen. Die Unternehmer zeigten zum gedanktens werden die Unternehmerverhändler noch zeitig genug Teil Geneigtheit für eine friedliche Verständigung, konnten aber, zu spüren bekommen. Wohl rechnen die Unternehmer mit der Die Arbeiter der Metallwarenfabrik F. F. A. Schulze in der wie versichert wurde, noch keine bindende Zusage machen. Sie jetzt nicht gerade günstigen Konjunktur. Doch die Zeiten Fehrbelliner Straße klagen über schwere Mißstände in dem Be- werden von den anderen Werften zu dieser Haltung gezwungen; ändern sich wieder und dann kann der Spieß auch einmal um­triebe. Bei der Firma führt ein neuer Betriebsleiter namens fie dürfen sich also mit ihren Arbeitern nicht verständigen, weil gedreht werden. Wahl, der sich schon bei anderen Firmen, z. B. bei der A. E.-G. Die Beschlüsse der letzten Generalversammlung des Maler­und bei Auer unliebsam hervorgetan hatte, ein sehr forsches Re- es der Unternehmerverband nicht will. Nachdem die Verständi­giment. Besonders den Verbänden, die Kampfescharafter zeigen, gungsversuche gescheitert sind, haben die Arbeiter auch dort die verbandes auf Stärkung des Kampffonds und den inneren Ausbau ist der Herr nicht grün, um so zärtlicher liebt er die gelben Schma- Arbeit eingestellt. Zunächst am Montag, den 21. Juli in Bege- werden der Gehilfenorganisation und den organisierten Maler­rozervereine. Die Kalfulation in den Affordpreisen ist derartig sad, am Freitag, den 25. Juli, in Bremerhaven   und Geeftemünde, gehilfen so zum Vorteil gereichen, daß sie in kurzer Zeit kräftiger

Die Verdächtigungen kommen zu sehr aus den Niederun­gen böser Absicht, tragen zu offenkundig den Stempel der bewußten Wahrheitswidrigkeit an der Stirn, als daß man ernsthaft dagegen zu polemijieren hätte. Wir begnügen uns damit, das Denkmal pfäffischer Nichtsmußigkeit hier niedriger zu hängen.

Berlin   und Umgegend.

Zweierlei Anfichten.

Dem Alltag Abgelauftes.

I.

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opfert, oft aus reiner Menschenliebe, als Freiwilliger", Leben und Familienglück im Dienst der Allgemeinheit gegen das gefräßige Element setzt.

An jenem Abend schrie er unablässig. Es war, als der be­rauschende Duft der Linden ihn ganz toll gemacht hätte. Seine dunkle Silhouette hob sich klar vom dämmerigen Nachthimmel ab. Stahl­blau leuchtete das köstliche Gefieder. Aus allen Gärten strömte der Die Landesverbände haben ihre Reliquien zur wissenschaftlichen schwere Duft der Linden herauf zu dem fremdländischen Vogel, der Schau zusammengetragen. Vor allem der Braunschweigische Lan­so schön aussah wie ein Märchen. desfeuerwehrverband" belebte um ein altes Bauernhaus, das schwer behängt ist mit alten Utensilien der ersten Selbsthilfe gegen bas tückische Element, die Idylle einstiger primitiver Feuerwehr Aus den wahllos herumliegenden ausgedienten Helmen mit verbeultem Messing und roten Stußen, den gekrümmten Feuer­hörnern und verschabten Ledereimern, den ungelenken Laternen und Pechfackeln steigen phantastische Bilder auf.

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Auf dem Neumarkt zu Gotha   steht ein prächtiger Brunnen. Js das ekelhafte Vieh schon wieder auf dem Scheuerdach!" Seine Wasser plätschern Tag und Nacht, seit Jahrhunderten schon. schimpfte ein dicker Hausbesitzer, den sein abendlicher Spaziergang Am Rand dieses Brunnens ſizen an schönen Tagen zwei alte vorbeiführte, fo'n Gegröhle! Wenn ich die Nachbarschaft wär Korbmacher mit ihrem Handwerkzeug und die Hausfrauen bringen der Polizei tät ich's anzeigen!" ihnen allerlei zum Fliden: ausgediente Henteltörbe, altersschwache Großvatersessel, auch hie und da einen didbauchigen Papierkorb.- Wortfarg und verwittert find die beiden Alten.

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neu.

III. Samstagnachmittag. Ich gehe übers Feld Heimwärts. Ueberall Gie tommen aus einem Walddorf, drei Stunden Wegs, und dem Weg nach Remstädt   sehen blank und freundlich aus. Der Regen Die fleinen Gehöfte auf duftets nach Heu und späten Rosen. stehen vor Tau und Tag auf, um Weidenruten zu schneiden, die sie hat sie tüchtig gewaschen. Nun sonnen sie sich wohlig im wärmen- braunschweigischen Gefilden, Cassler Umgegend und Leipziger   Nach mit hierherſchleppen. Als Wegzehrung, Veiper, Mittag-, und Abend- en licht. brot nehmen sie einen kleinen Laib Brot mit, dazu ein Stück Kuh- Durch die füße Stille schrillt ein scharfer Schrei.

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Zwei elegante Damen rauschten vorüber.

den

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Bom

fintenden Sonne.

Die Korbflider machten

2ie gut es diese Leute haben," plapperte die eine, den ganzen Tag fizen sie in der frischer Zuft und sehen die schöne alte Rirche

und die Lindenbäume"

Feld:

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B. S.

So liegen hier die Marksteine der Feuerwehrvergangenheit. Sprüchlein, von zitternden Händen mit Dantgebeten betribelt, aus zwanzig, von Wurmlöchern durchzogene Sprüßenwagen", mit bardörfern. Verdiente Wasserfässer und Röhrkästen, Sturmglocken, Die Signalhörner und das alte Telephon, das dröhnende Sprachrohr,

Der Verdienst ist targ; er beträgt durch- Schulzin hat ein Huhn bei den Flügeln gepackt, um es zu das 1700 Meter weit rief. Aber seit diesen Stürmen des mord­schnittlich ungefähr 1,50 M. im Tag und bildet die Haupteinnahme- schlachten. Eines Messers Schneide glüht auf im Strahle der brennerischen 16. Jahrhunderts änderten sich die Tage. Die frei­quelle emer Familie von sieben Perfonen. willigen Feuerwehren und ratsbefohlenen Innungswehren lösten Zur Mittagszeit war's, als ich über den Neumarkt   ging. Ihr kleines Mädchen steht abseits, hält die Schürze vors Gesicht Kommunalgarde, stehende Wachen und Turnerfeuerwehren und ſeit Turm der Margaretenkirche schlugs Zwölf. Raſt, lehnten de störbe an den Brunnenrand und zogen ihr hartes und weint bitterlich ist's doch sein Lieblingshuhn, das die Mutter 1865 Berufsfeuerwehren der Großstadt ab. 1846 kam die Dampf­sprize zum Siege, gegen die zuerst ein frommes Gemüt zu Felde Brot, das Dieffer und ein Stüd Käse aus der Tasche, um ihr jetzt schlachtet, sein Gaderli. Das Brüderlein aber hopst lustig auf seinen nadten, staubigen zog: Feuer sind Ruten des Himmels! Mit was soll der liebe Mittagmahl zu halten. An der eisernen Kette am Brunnen hing der Füßen hin und her, flatscht jauchzend in die Hände und schreit übers Gott denn sonst die Menschen strafen?" Und ein Aufgeklärter blecherne Becher und lud zum fühlen Trunk ein. lachte: Mit Dummheit". Nicht mehr brauchten Maurer und Morchen gibts Hiehnerbraten!" Zimmerleute mit der Brandhade die Nachbarwände zutragen; denn man überholte nunmehr die Gile des Feuers. Die Leupold­sche Handfeuersprize mit Saug- und Druckpumpe( 1720) trieb den Die feuerwehr  - Husftellung in Leipzig  . Wasserstrahl 30 Meter hoch, die großen Feuerschlangenspritzen, die Die Feuerwehr- Ausstellung, die in stiller emfiger Arbeit auf sich im Wasserdrud schlangenähnlich wandten, bedienten 35 bem großen Leipziger   Meßplak geschaffen wurde, ist nun eröffnet. Mann. Die Dampfspriße aber war stets triegsbereit, erreichte Stattliche Bauten und weite Zelte umringen einen gewaltigen Halb- jede Höhe und brauchte fast keine Mannschaft.... So verzichtete freis und ein Gang durch diesen groß angelegten Komplex von der Staat auf die hilfsbereite Freischar und warb die Berufs­Bauten gewährt dem Beschauer einen imponierenden Ueberblick feuerwehr, der der Großstädter sein Scherflein beisteuert, um ihr Täglich führt mein Weg mich durchs Heutal. und täglich sehe über die gesamte Entwicklung der Feuerwehr und über die stolzen als Mädchen für alles" alle Notrettungen zuzumuten, von der Ver­ich auf dem Dach einer breiten, plumpen Scheuer den Pfau. Lang- Fortschritte des Löschwesens. Die Anschaulichkeit soll dabei noch folgung des Spitzbuben über die Dächer, dem Fangen des ver­fam, gravitätisch stolziert er über den schmalen First. Der feine durch praktische Vorführungen gesteigert werden. Zwischen Lor flogenen Kanarienhahns bis zum Heben des gestürzten Pferdes. Kopf auf dem stahlblauen Hals sieht gleichgültig über die gurrenden beerhainen, Fahnen und Kiosten harrt bereits das große Feuer- Aber mit der Verminderung der Mannschaften und der staat­Tauben, über die gadernden Hühner hinweg. wehrstadion, das der Schauplah arbeitsvoller Brandversuche sein lich- militärischen Regie zog die Technik im Siegeszug ein. Die Manchmal, wenn der helle Mond wie eine filberne Sichel am wird. Und während vom Musikpavillon Richard Wagners Hymne Löschzüge, Geräte und Ausrüstungen wurden von der Technik der flaten Nachthimmel steht, stößt der Pfau einen seltsam schrillen, an die Luzerner Feuerwehr" herabtönt, steigt in uns das Lied Feuerwehrromantit entfremdet, maschinell uniformiert. Da stehen flagenden Schrei aus: t- ioh, taliooh bom braven Mann" auf, der sich für alle stündlich und täglich ganze Löschzüge im Autobetrieb, Sprißen-, Mannschafts- und Leiter

" Jawohl, Mama," lispelte die andere. Dann gingen fie ins Hotel zur Stadt Gotha   und ließen sich zwei Diners geben, für deren Betrag die armen Storbmachersleute hätten eine Woche leben können.

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II.