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Nr. 191.

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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstraße 69. Fernsprecher: Amt Morikplay, Nr. 1983.

Patriotenopfer

und Opferpatrioten.

Es herrschte im Frühjahr dieses Jahres im Zusammen­hang mit der Jubiläumsbegeisterung für 1813 und der Wehr­

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Montag, den 28. Juli 1913.

3. Bertrauen! eine lange gol­bene Halstette, 5% Lot schwer.

zwanzig Jahren solltest mich bis in mein Grab begleiten

streiten;

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geh, ich weihe dich den Jünglingsscharen, Die für des Vaterlandes Freiheit Berwandle dich, o Ring, jetzt in Dir bleibet auch als Stahl dein heil'ger Wert.

ein Schwert,

3. Was die Budgetkommission vorschlägt, ist nichts mehr und nichts weniger als der erste Schritt zur Konfiskation der mittleren und großen Vermögen der Bürger. Duisburger Handels­

fammer.

5. Das schlimmste liegt auf einem anderen Gebiet, liegt in der Preisgabe direkter Steuern an ein Parlament, das, wie der Deutsche Reichstag, schon jetzt unter der Herrschaft der Masse Wenn die Befihlosen, steht. mögen es arbeitende Proletarier

Expedition: S. 68, Lindenstraße 69.

Fernsprecher: Amt Moritolak, Nr. 1984.

Mann in eine besonders geachtete Stellung, durch Dienfteifer und Fleiß kann er es zu etwas Besonderem bringen. Die Pensionsverhältnisse sind günstig.

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Nur die Massen gehen leer aus. Weit über Hundert­tausend Proletarier mehr als bislang hängen sich den Tornister um, in dem sie nicht den Marschallstab, sondern den Sandsack beim Nachererzieren tragen das ist das Ganze. Aber es war ja schon immer so: Dum delirant reges, Iaisen rasen, haben's die Völker plectuntur Achivi! Wenn die herrschenden zubaden!

Ein Hundstags- Intriguenfpiel.

aus­

4. Gott fegne unsern König 4. Gott segne unsern König vorlage wirklich so etwas wie Opferstimmung in den herr- und seine mutvollen Krieger! und seine mutvollen Krieger! schenden Klassen Deutschlands solange sie nämlich über- b. Alvensleben, geb. v. Freyberg, Die Konservativen lehnen die zeugt waren, daß andere die Opfer zu tragen hätten. Wenn zwei goldene Halsketten und ein Vermögenszuwachssteuer ab. in festlicher Kriegervereinsrunde der Patriotismus und der Baar goldene Armbänder, alles Alkohol die Blicke trübte und dann der Herr Vorsitzende ver- zusammen 7/16 Lot schwer. sicherte: Auch wir werden uns der hehren Losung unserer 5. Bei Einsendung eines Trau­hehren Vorfahren würdig erweisen: Gold gab ich für Eisen!", ringes: Auch die Zeit der sauren Gurke gebiert manchmal niedliche Sens dann blieb kein Auge trocken, allerdings auch keine Rehle. Du bist mir wert seit fünfund­fationen. Jüngst erhielt der Vorwärts", wie auch andere Blätter, Und wenn der Präsident des konservativen Vereins für eine kuriose Gilbrief- Zuschrift, in der ein Herr Friedrich J. Maier, Stallupönen betonte: Auch wir wären bereit, wie einst die und Leiter der" Phönix- Transport- Gesellschaft Marktredwit", zurzeit Frauen und Jungfrauen in Preußens schwerer Zeit, unser wohnhaft im Hotel Miramare zu Genua , ernsthaft versicherte, einem höchst schmählichen Handel zwischen dem Generaldirektor der Ham­Haar auf dem Altar des Vaterlandes niederzulegen!", dann doch nickte zustimmend jeder Glazkopf am Tische. Opfer­burg- Amerika- Linie, dem Herrn Ballin, und dem jetzigen klerikalen sein oder die sogenannte In bayerischen Ministerpräsidenten Freiherrn v. Hertling auf die Spur begeisterung! telligenz, in einem Parlament Aber diese Opferbegeisterung zerstob wie die Spreu vor des allgemeinen Wahlrechts über gekommen zu sein. Herr Ballin als Buſenfreund des Kaisers dem Winde, als es ernst wurde. Es blieb nicht bei dem das Portemonnaie der Besitzen- sollte dem bayerischen Ministerpräsidenten seine Unterstüßung zum Mundspitzen im patriotischen Verein, sondern vor dem ge­den souverän zu verfügen haben, Sturz des Reichskanzlers und zur Abschaffung des Jesuitenpara­öffneten Geldschrank muß gepfiffen werden. Der Wehrbei­und wenn eine schwache Regie- graphen angeboten haben, falls Freiherr v. Hertling der Beförde­trag kam und wandelte sich aus einem schreckensvollen Alb in rung dem milde zuschaut dann rung bayerischer Auswanderer durch die Phönig- Transportgesell­eine schreckensvolle Wirklichkeit, und wie Gott die Welt im find wir schon mitten drin im schaft Schwierigkeiten in den Weg legen würde. Um diesen ver­Nu aus dem Nichts, so schuf der Reichstag die Vermögens­sozialistischen Zukunftsstaat. ruchten Plan zu hintertreiben, habe deshalb Herr Friedrich J. zuwachssteuer. Seitdem herrscht Heulen und Zähneklappern Geheimrat Witting im Tag". Maier sich veranlaßt gefühlt, folgendes Telegramm an den Reichs­in den Kreisen, die sich durch Fleiß und Sparsamkeit" ein Auch der wildeste Lobredner unserer Patrioten wird zu- fanaler zu richten: Vermögen von über 100 000 m. zusammengescharrt haben. geben müssen, daß ihn aus den Dokumenten von 1813 doch Die 255 Benfiten in Preußen, von denen jeder mehr als zehn der Hauch eines anderen Geistes anweht als aus den Kund­Millionen Mark sein eigen nennt- Frucht von Fleiß gebungen von 1913. Dort bis in junkerliche Kreise hinein und Sparsamkeit"!- und die nun insgesamt nicht das Gefühl einer schlichten Hingabe an das Vaterland und weniger als 81 Millionen Mark opfern sollen, stehen mit der Drang, das Leßte, was man besitzt an Geld und Geldes­einem Auswandererbureau in permanenter Verbindung. Im wert, freudig zu opfern hier der knirschende Grimm, daß Korps der Bonner Borufsen tobt helle Empörung, weil drei die Reichen überhaupt in die Tasche greifen müssen, und die hervorragenden Mitgliedern dieser feudalen Verbindung von zitternde Angst um das" Portemonnaie der Be­den Vätern eine Erhöhung des Monatswechsels um 1000 M. fienden", das zu schüßen der Regierung einziger Beruf rundweg abgeschlagen worden ist wegen des Wehrbei- wäre! Die Zeiten wandeln sich eben und die Klassen mit trages! Auf dem Kurfürstendamm flüstern sich die Backfische ihnen!

1813.

1. Alles! alles, was ich habe! 3ft diese ganze kleine Gabe,

Wär' die Zeit jest nicht so schwer, Berne ! gerne gäb ich mehr!

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1913.

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" 1

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Exzellenz unterbreite ich die Mitteilung, daß Ballin bayerischem Ministerium angeboten hat, in Jesuitenfrage da­durch behilflich zu sein, da z Ballin für den Sturz von Phönig- Transport- Gesellschaft in Rotterdam und Marktredwitz Euer Erzellenz sorgt, wenn bayerisches Ministerium der bezüglich Benüßung bayerischer Auswanderer- Kontrollstation Schwierigkeiten macht und Ballin Benüßung baherischer Sta­tionen überträgt. Bayerisches Ministerium hat Anfinnen Ballins zurüdgewiesen und Phönix Benüßung Marktredwig übertragen. Jch gestatte mir, Euer Erzellenz diese Mitteilung zu unterbrei­ten, weil wir uns gegen Ballins Uebergriffe aufs äußerste zu wehren entschlossen sind; ich stehe Euer Exzellenz in dieser Sache jederzeit zur Verfügung und hoffe Dienstag, den fünfzehnten Juli, Westminsterhotel Berlin zu sein; im übrigen wissen darum Fürst Fürstenberg. Erzellenz erfling, Erzellenz Soden, Domprobst Pichler, Geheimrat Paasche, Erz­berger und andere.

Euer Erzellenz ergebenster

Friedrich J. Maier, Phönig- Transport- Gesellschaft Marktredwit zurzeit Hotel Miramare, Genuta."

Obwohl bekannt ist, daß vor kurzem Herr Ballin in München

von Berlin WW. ins Ohr, daß man" dieses Jahr nur nach Aber welche Schimpffanonen mögen die Besißenden erst Norderney gehen könne und nicht nach Trouville wegen gegen die Regierung richten, wenn sie unter sich sind! Auf der Vermögenszuwachssteuer! Frau Bankier Mayer weiß den hinterpommerschen und udermärkischen Klitschen werden den Freundinnen entrüstet zu berichten, daß sie das neue die Junker beim Rotspon gegen den Genossen" Bethmann Automobil doch nicht bekomme- wegen des Wehrbeitrages! Hollweg grimme Flüche ausstoßen, der sich mit den ††† Und inzwischen blüht und gedeiht die Breslauer Jahr- Roten verbündet, um die Besitzenden auszuplündern! Und hundertausstellung mit den Erinnerungen an die Opfer- in den heiligen Hallen der Börse werden alte Matadoren des gaben von 1813. Aber es scheint doch ein Geschlecht ver- Kurszettels, die sonst Stein und Bein auf die Offenbarungen schiedenen Schlages zu sein, das von 1813 und das von 1913. des Berliner Tageblattes" schwören, sich der rebellischen Der Grad der patriotischen" Opferfreudigkeit bei dem einen Anschauung zuneigen, das Ganze sei um konservativ zu mit dem bayerischen Ministerpräsidenten eine Unterredung gehabt wie bei dem anderen läßt sich so recht bemessen, wenn man werden! Zumal das grauenhafte Schreckgespenst, das der hat, legten wir die Zuschrift lachend beiseite. Wir sind weder aus zeitgenössischen Dokumenten die Opfergaben und die Kanzler zur Begründung der Hunderttausend- Mann- Vorlage Freunde des Herrn Ballin und des von seiner Linie betriebenen Opferstimmung von 1813 neben die von 1913 rückt. Dann und des Milliardenopfers an die Wand gemalt hat, die viel Auswanderergeschäfts noch Verehrer des Freiherrn von Hertling. ergibt sich folgendes liebliche Bild: berühmte slawische Gefahr, zerschossen, zerhauen und Der eine ist ein diplomatisch geriebener Geschäftsmann, der sich zerfetzt dort unten liegt, wo die Wellen der Bregalnika von aus dem FF. auf das Profitmachen versteht; der andere ein politi­Bruderblut gerötet sind und Serben und Bulgaren sich gegen scher Diplomat, der es an Schlauheit mit den gewandtesten im 1. Wir halten eine Steigerung seitig die Hälse abschneiden. Wer heute noch von einem Dienst der römischen Kurie geschulten Jüngern des heiligen der Beitragsstaffel über höchstens Wachstum der slawischen Gefahr durch den Balkankrieg zu Loyola aufnimmt. Gerade deshalb aber dünkte uns die Geschichte 1 Prozent des effektiv veranlag- reden wagte und mit dem Balkankrieg eine deutsche Wehr- höchft zweifelhaft. Entweder hat sich, so folgerten wir, Herr Mater, ten Vermögens und über even- vorlage begründen wollte, als ein in unholdem Wahne der, wie schon sein Telegramm beweist, in politischen Dingen nicht Mit ein paar goldenen Ohr- tuell ergänzungsweise heranzu- Rasender würde der auf den Weg nach Dalldorf gerade an übermäßiger Intelligenz leidet, hereinlegen lassen, oder : ingen nebst anderem Ring, ziehende 4 Prozent des Jahres- verwiesen. inem filberen Teesieb und den einkommens aus aber es stedt hinter der Mache eine Intrigue wahrscheinlich um Aber geschehen ist geschehen! So suchen denn all die Herrn Ballin bei S. M. zu diskreditieren, woran ja die Konkurren gender Beschäftigung für unzu- Opferpatrioten von 1913 wieder hereinzubekommen, was ten des Herrn Ballin manches Interesse haben; hat doch die ihnen das Deckungsgesetz nimmt, und darüber hinaus. Die Phönig- Transportgesellschaft, soweit bekannt, recht gute Beziehun­Junker lassen sich für die Remonten- sechs neue Kavallerie- gen zum sogenannten Fürstenkonzern. regimenter! teure Preise zahlen, die 136 000 Mann, um Die Zuschrift wanderte also in den Papierkorb. Weniger vor­die das Heer vermehrt wird, müssen eingekleidet, beschuht, be- fichtig waren einige andere Blätter. Teils nahmen sie die Ent­2. Das Vaterland ist in Ge- 2. Wir müssen den schärfsten waffnet werden, neue Kasernen schießen aus dem Boden, da hüllungen" ernst, teils druckten sie das furiose Telegramm des ahr! Welch über alles herz- Widerspruch erheben dagegen, sprudeln die Profite auch für die industriellen Kapitalisten, Herrn Maier ab, indem sie vorsichtig hinzufügten, die Sache würde rschütternder Gedanke, der ge- daß der von der Regierung vor- und außerdem find 4000 neue Offiziersstellen von den Söhnen sich wohl bald als Ente", als" Sundstagsgeschichte" oder fauler viß jedem biedern Menschen geschlagene Wehrbeitrag on Preußens Bewohnern an- ½ Prozent des Bermögens durch auch kein Pappenstiel. In einer fast naiven Weise fordert bon des Junkertums und der Bourgeoisie zu besetzen. Das ist Klatsch" herausstellen. reuern wird zu dem erhabenen die Budgetkommission bis zur Wie zu erwarten war, folgte alsbald durch Herrn Ballin das Zwecke, zu den jetzt erforderlichen dreifachen Höhe geftaffelt worden ein älterer Offizier" die Leser der Kölnischen Volkszeitung" übliche Dementi, daß an der ganzen Mär nichts Wahres sei. Und o sehr großen Ausgaben des ist. Eine Verteuerung der indu- auf, die Gelegenheit ja nicht ungenutzt vorübergehen zu selbst die Erzellenz v. Hertling nahm den Fall Maier- Ballin- Hert­Raats nach Verhältnis seines striellen Kapitalien bis zur Höhe lassen: ling so tragisch, daß sie in der Bayerischen Staatsztg." verkünden Bermögens oder Ginkommens von Prozent mußte zu Stö­ließ, die Erzählung des Herrn Maier sei völlig aus der Luft rufs tätigste und schleunigste rungen und Erschütterungen gegriffen". mitzuwirken. Zu diesem Ende zahlreicher Unternehmungen finde ich mich durch den Drang führen.

ilbernen Enden von einem

Baar Stridscheiden.

gewinnbrin

lässig und konfiskatorisch. Zentralverband

deut=

scher Industrieller.

meines Gefühls veranlaßt, die Bund der Industriellen. pälfte meines jährlichen Gehalts und zwei goldene Trauringe als ein fleines Opfer dem Altar des Baterlandes darzubringen.

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Die gewaltige Heeresvermehrung mit ihren 4000 Offizier stellen mehr forbert, bei der Ueberfüllung aller Berufe und zu mal bei den so sehr ungünstigen Aussichten für die Studenten So schien die schöne Geschichte erledigt, als plößlich die Mün­der Hochschulwissenschaften, geradezu dazu auf, geeignete junge chener 3tg." verkündete, der Generaldirektor Thode von der Deut­Männer der Armee zuzuführen. Warum sollen die ienigen, welche die Kosten mittragen müssen, schen Reederei hätte sich bereit erklärt, jederzeit unter Eid zu be­nicht auch sich fragen, ob sie nicht auch an dem zeugen, daß ihm die Aeußerungen Herrn v. Hertlings über das Segen teilnehmen können, der da von oben" angebliche Anerbieten Ballins vom Reichstagsabgeord= tommt? Die Laufbahn ist billig, sie bringt den jungen neten Erzberger erzählt worden seien.