dor Abstimmung über das Finanzgesetz erledige, die Aufnahme der progressiven Einkommen- und Kapitalsteuer gemäß den vom Budgetausschuß angenommenen Grundsätzen in das Budget von 1914 fordern werde. Damit war die Forderung der Opposition im wesentlichen bewilligt und das Amendement Jocquier wurde zurückgezogen. Hierauf erklärte Jauräs im Namen der sozialistischen Fraktion die Zusage Barthous für eine annehmbare Bürgschaft. Die Sozialisten werden also das Budget nicht obstruieren. Was sie erhalten haben, ist freilich erst ein Versprechen und seine Erfüllung ist nicht völlig gesichert. Der„Temps" wehklagt zwar an dieser„Bresche" der kapitalistischen Steuer festung , aber er läßt die Hoffnung, diese zu behaupten, durchaus nicht fahren. Die Vermutung, daß Herr Barthou das Zugeständnis gemacht habe, um nicht durch eine Ministerkrise das Dreijahrgesetz in letzter Stunde in Gefahr zu bringen, ist für die Wahrheitsmoral des Ministerpräsidenten nicht eben sehr schmeichelhaft, aber man darf sie doch kaum als ein bloßes Geflunker be> trachten. Indes ist nicht zu bestreiten, daß eine Obstruktion im jetzigen Augenblick einen schweren Stand gehabt hätte. Die Finanzreform in acht Tagen zu improvisieren und im Senat durchzusetzen war einfach unmöglich. Und für eine parlamentarische Verhinderung des Budgets fehlte die richtige Resonanz, nachdem die Regierung das Programm der Opposition unterschrieben hatte. Im ganzen muß man sagen, daß auch der zweite Feld- zug der Sozialisten gegen die militaristische Reaktion glücklich geendet hat, wenngleich seine Erfolge auf dem finanziellen Gebiet nicht so handgreiflich sind wie auf dem des Dreijahr- gesetzes selbst, wo es unseren Genossen gelungen ist, wesent- liche Bestimmungen im Interesse der Volksmassen durchzusetzen. Die geringere Gewißheit der zweiten Errungenschaft war viel- leicht der Preis, den unsere Genossen für die erste bezahlen mußten. Die offiziellen„Sieger" aber kehren übel genug zu- gerichtet heim: mit einem Militärgesetz, dessen Undurchführ- barkeit heute schon jedermann zugibt und mit einem öffentlich übernommenen Zahlungsversprechen. »» « Die Deckungsfrage im Senat. Paris , 28. Juli. Der Senat beriet heute das aus der Kam- mer zurückgekommene Budget. Ribot erklärte, die finanzielle Lage würde sich schwierig gestalten, auch ohne die militärischen Lasten, die sich aus der Notwendigkeit ergeben, den A n st r e n- gungen Deutschlands zu begegnen. Ribot gab der Ansicht Ausdruck, Deutschland denke zwar nicht an einen Angriff, aber es denke vielleicht, daß seine Lage weniger gut gesichert sei infolge der letzten Ereignisse; ferner erklärte er, alle müßten die Lasten des Militärgesetzes auf sich nehmen, ohne daß ein Unterschied unter den Steuerpflichtigen gemacht werde. Das Land werde in männ- licher Weise die Opfer auf sich nehmen, die man von ihm fordere. (Lebhafter Beifall.) Ministerpräsident Barthou gab die Zusicherung, daß das Budget 1914 klar und ohne Hinterhalt sein werde, und erklärte nach einer Anspielung auf die gegenwärtige Lage: Wenn Frankreich auch durch die letzten Ereignisse noch nicht in Mitleidenschaft ge- Zvg?ti sei, so halte sich die Regierung doch bereit/jede notwendige Initiative zu ergreifen, um den Weltfrieden zu sichern. Bezüglich der Ausführungen Ribvts erklärte der Ministerpräsident, daß es falsch wäre, zu sagen, daß gewisse Ausgaben von gewissen Steuer- Pflichtigen zu tragen seien, aber gewisse Ausgaben hätten eine Vcr- mehrung des Defizits und der Steuerlasten im Gefolge, die not- wendigerweise diejenigen tragen müssen, die imstande seien, dies zu tun.(Beifall.) Hierauf wurde die Generaldebatte geschlossen. politilcde CleberltcM. Zum Krupp Prozeß. Die„National-Zeitung" erzählt: „Obwohl am Donnerstagvormittag 9 Uhr die Ver- Handlung gegen sieben Zeugosfiziere vor dem Kriegsgericht der Berliner Kommandantur beginnt, ist es bisher noch nicht gelungen, den Gerichtshof vollständig zu bilden, d. h. es ist noch nicht möglich gewesen, die drei richter- lichen Offiziere zu ernennen. Kriegsgerichtsrat Dr. Welt, der in der Verhandlung die Anklage vertritt, hat auf telegraphische Anfrage eine ganze Anzahl Ablehnungen erhalten und zwar, dem Vernehmen nach, hauptsächlich deshalb, weil sehr viele Offiziere, die man als Richter für befähigt erachtet, auf den Truppenübungsplätzen sich befinden und dort augenblicklich un- abkömmlich sind. Es dürfte kaum vor Mittwoch möglich sein, die drei noch fehlenden Richter, die höhere Offiziere sein müssen, zu gewinnen." Das ist doch einigermaßen sonderbar. Sollten die Herren Offiziere etwa befürchten, daß ihr Verhalten möglicherweise eine Mißbilligung von oben erfahren könnte, wie wir das im Prozeß B i l s e erlebten?_ Tie Schattenseiten der Heeresvermehrung. Die nationalistische Presse und die von ihr beeinflußten Ver- ireter der Militärverwaltung haben in allen Tonarten versichert, daß Deutschland nach Annahme der neuen Militärvorlage nahe- zu unüberwindlich sei. Es ist nun gewiß nicht ohne Interesse, was der Generalleutnant z. D. v. Reichenau im„Tag" kritisch dazu äußert. Von sozialdemokratischer Seite ist mehr als einmal im Reichstag betont werden, daß mit der Vergrößerung der Armee ins Ungemessene nicht nur die Schwierigkeit der Führung, sondern auch die der Verpflegung so ungeheurer Truppenniassen wächst. An militärischen Führern ist freilich kein Mangel, aber die Lorbeeren, mit denen sie prunken, haben sie lediglich auf dem völlig ungefährlichen Manöverfelde sich geholt. Es sei nur daran erinnert, wie Fachleute seinerzeit über die von deutschen Kaiser geführten glänzenden Reiterattacken geurteilt haben. Die Meinung ging damals dahin, daß im Ernstfalle kein einziger dieser Reiter mit dem Leben davongekommen wäre. Der General von Reichenau, der die Schwierigkeiten der Heeresverstärkung im Ernst- falle erörtert, sagt daher auch: „Die sich der Führung und sicherlich der Verpflegung der ( Millionenheere entgegenstellenden Hemmungen aller Art dürfen nicht unterschätzt werden, wozu indes so lange eine gewisse Ge- fahr vorliegt, als Aufgaben dieser Art noch nicht praktisch gelöst worden sind. Das konnte aber noch nicht geschehen, weil bisher niemals so große Heeresmassen verfügbar waren, wie sie künftig im Kriege zur Verwendung gelangen sollen, und weil sie noch niemals so rasch bewegt werden konnten." Aus diesem Grunde kommt der General zu dem Schluß, daß es fraglich sei, ob man die Armee unbegrenzt vermehren könne, selbst wenn Menschen und Mittel in reichem Maße vorhanden sein syllien. Von den Soldaten wird allerdings die Ertragung von Strapazen und Entbehrungen gefordert. Allein was nutzt der beste Wille, wenn die physischen Kräfte versagen. Tic Niederlage der von deutschen Ossizieren, geschulten türkischen Armee ist m der Hauptsache auf den Mangel an Verpflegung zurückzuführen. „Wenn die Hunderttausende", sagt General von Reichenau,„vor dem Schlagen im engen Raum vereinigt werden müssen, verschwin� den die Lebensmittel des Landes wie die Blätter beim Einfallen von Heuschreckenschwärmen. Die endlosen Verpflegungskolonnen aber werden oft genug an den ausgefahrenen Wegen festliegen, so sehnsüchtig auch die Hungernden nach ihnen verlangen. In solcher Lage heißt es, den Leibgurt fester ziehen." Wenn es damit getan wäre, dann möchte es immer noch gehen, allein auch das Anziehen des Leibgurtes hat nun einmal eine ganz bestimmte Grenze! Neben der Sorge um die Verpflegung der Truppen bewegt den General von Reichenau vor allen Dingen die weitere Sorge, daß die Truppen nicht genügend starke Nerven haben, um die Aufregung im Ernstfalle ruhig ertragen zu können. Er setzt das in den folgenden Zeilen auseinander: „Die schon jetzt oft den Atem raubende Schnelligkeit des In- fanteriefeuers hat den Gipfelpunkt noch längst nicht erreicht, denn schon ist das Selbstladegewehr in Sicht, das in Vereint- gung mit dem Maschinengewehr imstande ist, sich in die Ziele, gleich einer Stichflamme in Wachs, hineinzufressen. Welche Probe für die Nerven liegt darin! Und doch noch schärfer wer- den sie angespannt durch die künftig ausschließliche Verwendung der mit brisanten, dynamitähnlich wirkenden Stoffen geladenen Artilleriegeschosse. Was aber ein Schnellfeuer mit Brisant- munition heißen will, das hat man bis jetzt noch nicht voll im Ernstfall erfahren, ja, davon machen sich viele Angehörige der Armee noch keinen rechten Begriff, weil sie selbst bei Friedens- Übungen noch nicht in der Lage gewesen sind, am Ziel den Ein- druck des Brisantschnellfeuers auf sich wirken zu lassen. In solchem Feuer im Ernstfall nicht allein auszuharren, sondern auch die Ruhe darin noch so weit zu bewahren, wie klare Befehls- gäbe und Aktionsfähigkeit es verlangen, ist eine Aufgabe, die starke Nerven und Todesmut verlangt." Der General müßte unter solchen Umständen eigentlich dafür eintreten, daß die Lage der arbeitenden Klasse, aus denen die Sol- daten sich in der Hauptsache rekrutieren, gehoben wird, statt dessen wendet er sich gegen eine angebliche Verweichlichung, die ihre Ur- fache habe in verkehrter Lebensführung und in der Sucht nach Wohlleben. Ueberflüssig zu sagen, daß ein solcher Vorwurf die Arbeiterklasse nicht treffen kann, denn die enorme Verteuerung der Lebensmittel hat jede Sucht nach Wohlleben im Keime erstickt und viel besser wäre es, wenn der General einmal die Frage unter- suchen würde, ob das verhätschelte und verwöhnte Offizierkorps, das wir haben, dieser Aufgabe im Ernstfalle auch bestimmt ge- wachsen sein wird. Wenn von Verweichlichung, von Wohlleben usw. geredet wird, dann trifft das lediglich zu auf die Abkömmlinge der besitzenden Klasse und gerade diesen werden die Führerstellen in der Armee auch im Ernstfalle vorbehalten sein! Bafsermann als Zentrumsgönner. Der bei der letzten Reichstagswahl in Bingen - Alzey gewählte auchnationalliberale Reichstagsabgeordnete Dr. Jakob Becker ist bei den Jungliberalen wegen seiner kuriosen reaktionären Ouersprünge wenig beliebt. Die.Jungliberalen Blätter' haben daher jüngst dem Herrn Becker vorgeworfen, er stehe im Bündnis mit dem Zentrum. Darauf teilt jetzt der„Jngelheimer Anzeiger' mit, daß auch Herr Bassermann bei der Ersatzwahl 1909 bereit gewesen sei, mit dem Zentrum Hand in Hand zu gehen: „Warum erzählen die.Jungliberalen Blätter' nichts davon, daß im Jahre 1909 der Reichstagsabgeordnete Bas s ermann den Wahlkreis Mainz ohne Kampf dem Zentrum überlassen wollte, wenn dieses in Alzey -Bingen für den jetzt so verhaßten Dr. Becker eintrete? Warum erzählen sie nichts davon, daß gerade der Ab- geordnete Bassermann es war, der Herrn Dr. Becker zur Annahme der Kandidatur drängte?' Echt nationalliberal.__ Eine kitzliche Sache. Die in Trier erscheinenden, im Sinne der Berliner Richtung des Klerikalismus wirkenden„Petrusblätter" erinnern daran, daß sich in dem offiziellen Leitfaden für das Lokalkomitee zur Vorbereitung der K a t h o l i k e n t a g e ein § 16 findet mit dem Wortlaut:„Die Redncrkommission hat... insbesondere dafür Sorge zu tragen, daß die kirchlichen Interessen, welche mit Rücksicht auf die Zeitverhältnisse und die Begebenheiten des letzten Jahres... besonders wichtig erscheinen, durch Reden in den öffentlichen Versammlungen oder durch Anträge in den geschlossenen Ver- sammlungcn behandelt werden." Auf Grund dieser Bestimmungen, meinen die„PetruS- blätter", sei es nicht zu umgehen, daß sich der Metzer Katho- likentag nnt der GewerkschaftScnzyklika Pius X. vom 24. September 1912 befasse. Die Katholikentage hätten sich schon seit vielen Jahren der sozialen Fragen an- genommen und zu ihrer Behandlung sei ein besonderer Aus- schuß eingesetzt, auch die Gewerkschaftsfrage sei auf früheren Katholikentagen wiederholt gestreift worden und deshalb dürfe man auch in Metz cher endgültigen Erledigung der Gewerkschaftsfrage im Sinne der päpstlichen Entscheidung seine Mitwirkung nicht versagen. Und wenn man dem auslveichen wolle mit dem Einwurf, daß in dieser Frage unter den Katholiken keine Einigkeit bestehe, so sei gerade der Katholikentag geeignet, eine Einigung zu schaffen. Jedenfalls hat man sich oft genug dagegen verwahrt, daß Katholikenversammlungen eine Parade seien, die le di g li ch äu ße r e G e s ch l o ssenh eit v or- täuschen sollte. Sie sollen vielmehr Tage ernster Arbeit sein, die ihr Arbeitspensum nicht in Rücksicht auf S ch e i n w i r k un g e n, sondern in gewissenhafter Erwägung innerer Notwendigkeit zu wählen haben. Und deshalb, meinen die„Petrusblätter", müsse in Metz die Gewerkschaftsfrage behandelt werden, zumal auch das Lokalkomitee die Katholiken diemals einlade mit der ausdrücklichen Aufforderung, in Metz „die großen religiösen und sozialen Fragen der Zeit zu studieren und zu besprechen". So einleuchtend die Forderung des Trierer Blattes samt ihrer Begründung auch ist. so wird sie nicht erfüllt werden. Die Katholikentage sind wirklich nur Paraden und es wird um so mehr darauf gesehen, daß alles klappt, je größer die inneren Unstimmigkeiten sind. Der Metzer Katholikentag wird sich mit dem Toleranzedikt des Konstantins aus dem Jahre 313 und tyit dem Gesellenvereins des seligen Vaters Kolping , aber nicht mit der Gewerkschaftsfrage beschäftigen. Die Unsittlichkeit des Madchenturnens. Bekanntlich will die katholische Geistlichkeit vom Turnen nicht viel wissen, da zur Erlangung des Seelenheils die geistigen Uebun- gen viel dienlicher sind, als die körperlichen, und überdies das Umhergehen in leichten, luftigen Turnerkleidungen die Sinnlichkeit reizt. Dennoch gestattet man den Männern das Turnen, wenn es auf streng konfessionelle Weise geschieht, das heißt die katholischen Turnvereine sich nicht irgendwelchen interkonfessionellen Turn- verbänden anschließen, sondern Unterabteilungen der unter geist- lichen Präsides stehenden katholischen Gesellenvereine bilden. Das Turnen der katholischen Mädchen ist hingegen nach Anficht der frommen Herren eine völlig unnötige modernistische Neuerung, zu» mal das Turnen im Freien, denn gar leicht könnte es passieren, daß Vorübergehende dabei nackte Mädchenbeine und-arme zu sehen bekämen und dadurch in ihrem sittlichen Gleichgewicht erschüttert würden. Ein Fall, der aus Fichtelberg --Neubau im frommen Bayerland gemeldet wird, illustriert aufs Schärfste diese klerikale Sittlichkeit?- theorie. Dort wollte ein Lehrer einen Kursus für Mädchenturnen einrichten. Der klerikale königlich bayerische Lokalschulinspektor hatte jedoch gegen solches Beginnen schwere Bedenken— vornehmlich dagegen, daß das Mädchenturnen im Freien, auf dem Turn- platz, stattfinden sollte. Es werde, meinte er besorgt, doch nirgends Mädchenturnen im Freien getrieben!„Im Hof, wo die Leute vor- beigehen? Das kann nicht sein." Also das Mädchenturnen ward nicht gestattet,„weil hierfür alle Voraussetzungen in jeder Hinsicht fehle n". Die Gemeindeverwaltung beschloß trotzdem die Einführung des Mädchenturnens. Da aber wurden die katholischen Bereine von Fichtelberg zusammengerufen. Die Volksseele kochte und schäumte und die tapferen Zentrumsmannen faßten eine Entschließung, die als Protest durch die Lokalschulin- spcktion an die Regierung eingesandt wurde. Wir sind neugierig, wie die hohe klerikale Regierung ent- scheiden wird. Vielleicht zieht man erst bei den katholischen Moral- theologen der bayerischen Universitäten Erkundigungen ein, ob nach der kirchlichen Morallehre das Mädchenturnen im Freien erlaubt ist. Der Fall ist äußerst schwierig, da der heilige Thomas von Aquino sich in seinen Schriften über das Mädchenturneu nicht ge- äußert hat. Das Erfurter Krieg sgerichtsurteil, dessen Härte im Reichstag bekanntlich scharf kriftsiert worden ist und zur Forderung einer Aenderung des Militärstrafgesetz- buches geführt hat, kommt, da die Verurteilten Berufung ein- gelegt haben, am 1. August vor dem Oberkriegsgericht des 11. Armeekorps zu Kassel zur Nachprüfung. Gesunder Schlaf. Reichlich spät fühlt sich die elsaß -lothringische Regierung bewogen, die fast durch die gesamte deutsche und französische Presse gegangene Mitteilung zu dementieren, daß vom Kommandeur des 16. Armeekorps der Befehl ergangen sei, keine elsaß -lothringischen Soldaten mehr in Telegraphen« und EisenbahnbureauS zu ver» wenden. Die amtliche Stratzburger Korrespondenz schreibt: „Vor einigen Tagen hat der.Messin' die Nachricht gebracht, der kommandierende General des 16.� Armeekorps habe für seinen Dienstbereich einen Befehl erlassen, wonach kein elsaß- lothringischer Soldat in Zukunft mehr in Bureaus beim Telegraphen- oder Telephondienst sowie beim Dienst der Eisenbahnen verwendet werden dürfe. Die Tagespress», hat diese Behauptungen aufgegriffen und daran eine Reihe von Kommentaren geknüpft. Dadurch ist eine wohl begreifliche Beunruhigung in allen Kreisen der Bevölkerung des Landes, insbesondere auch bei der großen Masse loyal gesinnter Bürger eingetreten. Diese Be- unruhigung ist noch erhöht worden durch die Kritik, die ein Teil der Presse ohne weiteres gegen Regierung und Militärverwaltung üben zu sollen geglaubt hat. ohne abzuwarten, ob diese Gerüchte auf Wahrheit beruhten. Alle Behauptungen, wonach der kommandirende General des 16. Armeekorps Befehle erteilt haben soll, künftighin keinen elsaß -lothringischen Soldaten seiner Abstammung wegen in Vertrauensstellungen zu verwenden, sind in jeder Hinsicht unzu- treffend. Das gleiche gilt hinsichtlich des IS. Armeekorps; auch für dieses ist kein Befehl der fraglichen Art ergangen." Man scheint in Straßburg noch immer einen sehr gesunden Schlaf zu haben._ Oeflemncb. Ter böhmische Staatsstreich. Zur Auflösung des böhmischen Landtags und Einsetzung der bis auf weiteres oktroyierten Landesverwalwngskom- Mission bemerkt die„Wiener Arbeiter-Zeitung": „Wohl läge der Gedanke daher nahe, die Axt an die Wurzel des Uebels zu legen und in Böhmen ganze Tat zu machen, also wirklich eine Ordnung herbeizuführen. Die Wahlschein- lichkeit, daß die in tiefften Groll verbissenen Nationen zu der Vereinbarung gelangen werden, die ein erträgliches Nebenein- anderleben uno Miteinanderarbeiten verbürgt, die wird ja nur immer geringer; und auf jenen Ausgleich zu warten, der ans der freien Entschließung der zankenden und zanksüchtigen Par- teien hervorgegangen ist. erscheint nach den Erfahrungen, die man in so reichlicher Fülle schon gemacht hat, als eine Einbil- düng, der nachzuhängen nachgerade eine ausbündige Albern- heit wird. Mit der z e h n p r oz e n t i g c n Umlage-Er- höhung und der Einführung der Bierumlage ist Böhmen nicht geholfen; die Heilung müßte, um segensreich zu wirken, schon noch anderswo anheben als bei den leeren Kassen des Landesausschnsses Die Heilung ver- langt ebenso eine Neuordnung des Verhältnisses derbeidenNationen, soweit es sich in Gesetzen und In- stitut:onen ausdrückt, wie sie eine Erneuerung des Landtages aus der Tiefe heraus erfordert, die die Gewähr dafür gibt, daß neben den nationalen Sorgen, die so vielfach hohle Uebertrieben» Herten find, auch die sozialen Sorgen der Völker un» gebrochen zum Ausdruck gelangen. Dazu wäre freilich eine u n- er,chrockene und zielbewußte Tat notwendig; wer wird sie aber von den Jämmerlingen, denen Oesterreich heute anvertraut ist, erwarten wollen?" franftmcb. Tic Erbitterung über das Drcljahrgcsetz. Alx-en-Provcnce, 27. Juli. Der Deputierte Andre Lescvre. der für den Gencralrat kandidiert, wurde in einer Rede. d,e er auf einer Wahlversammlung hielt, von den Gegnern des Gesetzes über die dreijährige Dienstzeit unterbrochen. Als sich �efcvre au; seinen Platz zurückbegab, schlug ihn ein Zuhörer heftig ans den Kopf. Lcfcvre trug eine leichte Verletzung davon. pferoKKo. Kolonialfreuden der Spanier . Ceuta 28-tuli. Auf dem Wege zwischen Ceuta und Tetuan griffen Kabylen' inen Wagen°n. m welchem sich der Sekretär des Ausschusses ü" öffentlich- Arbeiten bei der Generalrefidenz Emilio Gut erre, und seine Gattm nebst dre, Kindern m.ugendlichem Alter sowie dessen S-dwager Manzano zwei Bediente und der Kutscher fiefonJ» Die Kabylen eröffneten ein Feuer, verwundeten d«n lebensgefährlich und töteten Gutierrez, Manzano, eines der Kwder und«wen der Diener. Frau Gutierrez und ein Kind von ?..i«abren wurden schwer verletzt. Vor einer im Galopp heran» ,, Menden Kavallerieabteilung ergriffen die Kabylen sodann die Gluckt. An den Ufern des Ucd Asmili wurde eine Schar von Ris- männcrn durch eine spanische Kolonne auseinander gesprengt. Bei den Spaniern fielen zwei Offiziere, zwölf Soldaten wurden ver- "'""xonger, � e�li. Briefe aus Tetuan vom 2S. d. M. melden. patz die Stadt eingeschlossen sei und daß.Schüsse gegen ße
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