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Die Serben vor Widdin.

Belgrad  , 31. Juli.  ( Meldung des Pressebureaus.) Die Von der fozialdemokratischen

Partei- inrichtung, die bem gleichen Zwecke dienen soll, wurde mit der

organisation in Schweden  .

serbischen Einschließungslinien haben sich der Festung Widdin bis auf 2 Kilometer genähert. Die Serben haben Novo Selo, ganz dicht bei Widdin eingenommen. Dicht an der alten Grenze im Angesichte von Blassina versuchten die Bulgaren   in einer legten Anstrengung drei Stürme auf dem rechten Flügel. Der Feind wurde zurückgewiesen und erlitt beträchtliche Verluste. Die bulgarische Armee ist voll- scher Beziehung ihre Mitgliederzahl von 57 721 auf 61 898 er­tändig erschöpft durch die letzten Anstrengungen und steht vor der völligen Auflösung.

Enver Bei in Adrianopel  . Konstantinopel  , 31. Juli. Enver Bei telegraphiert aus Adrianopel, er würde sich weigern, mit seinen Truppen wieder aus Adrianopel abzuziehen, selbst wenn dadurch das Kabinett gestürzt werden sollte. Auch der Minister des Innern, Talaat  , erklärte, die Türkei   werde nicht aus Adrianopel weichen.

gabe betraut worden.

Politifche Ueberficht.

weffung a ballas zur Sprache. Von rumänischer Seite recht geregelt wird. Die Haltung der Mächte ist, was jede einzelne 3wei wichtige Maßnahmen wurden im Berichtsjahre im ist man bemüht, die Verständigung unter den Striegführenden Macht anlangt, durch die Rücksichten beeinflußt, die ihr eigenes Interesse des Bildungswesens ergriffen. In einer möglichst zu fördern. Deshalb wurden die Sizungen auf den Interesse erfordert, und was die Gesamtheit der Mächte anlangt, Konferenz der Parteileitung mit der Leitung der gewerkschaftlichen Nachmittag verlegt, damit die Delegierten genügend Zeit zu durch den gemeinsamen Wunsch, den Frieden Europas   zu be- Landesorganisation und verschiedenen anderen Organisationen Sonderverhandlungen haben. wahren. Ich glaube, ihre Aktion wird weiter von diesen beiden wurde ein Reichsverband der Arbeiter für Bibliotheks- und Vor­lesungstätigkeit" errichtet, der dem Bildungsbedürfnis der Arbeiter Interessen geregelt werden. massen dienen soll. Diese Einrichtung entspricht zweifellos einem vorhandenen Bedürfnis. Inwieweit es möglich sein wird, dieses Bedürfnis zu befriedigen, läßt sich jetzt noch nicht sagen. Eine zweite Reorganisation des Parteiverlages getroffen. Die alte, ziemlich ver­nachlässigte Verlagstätigkeit des Parteivorstandes wurde durch die Der Bericht des Vorstandes der sozialdemokratischen Partei Errichtung einer Verlagsgesellschaft Tiden" ersetzt, an deren Spize Schwedens   für das Jahr 1912 ist nunmehr erschienen. Der Bericht ders der neuen Arbeiterbant, Olof Aschberg  , wurde die Partei­ein Verlagschef gestellt wurde. Durch eine Schenkung des Grün­eugt von einer eifrigen Tätigkeit der Partei, die in organisatori- ders der neuen Arbeiterbant, Olof Aschberg  , wurde die Partei­leitung in Stand gefeßt, die Uebersehung von Mary' Kapital" in bie Wege zu leiten; R. Sandler ist mit dieser schwierigen Auf­höhen konnte. Die Beitragsleistung der Mitglieder ist allerdings außerordentlich minimal, denn der Kassenbericht ver= zeichnet eine Beitragseinnahme von nur 39 592 Kronen. Es ent­Die Monatsschrift der Partei," Tiden", erforderte erhebliche fällt also auf das einzelne Parteimitglied, wenn wir einen Jahres- Zuschüsse, da ihre Auflage erft 2300 beträgt, wovon zudem oft ein tragsleistung von sage und schreibe 60 Dere oder 65 Pf. pro Jahr Manifest heraus, und in zahlreichen Versammlungen forderten die durchschnitt von 59 000 Mitgliedern in Ansak bringen, eine Bei- erheblicher Teil remittiert wurde. Gegen die Lebensmittelteuerung gab die Parteileitung ein und Mitglied. Diese geringfügige Beitragsleistung hängt mit dem Arbeitermassen Maßnahmen von Staat und Gemeinden zur Linde­Organisationssystem der Partei zusammen, die nicht aus persön­lichen Mitgliedern besteht, sondern aus ihr angeschlossenen Ver- rung der Not. Auch im Reichstage wirkten unsere Genossen in einen, die für ihre Mitgliederzahl eine gewisse Beitragsleistung gleicher Richtung. Ein größerer Erfolg ist dieser Tätigkeit noch übernehmen. Gtwa ½ der als Parteimitglieder Gebuchten sind in nicht beschieden gewesen, aber die Partei wird nicht nachlassen, England und die Türkei  . Wirklichkeit Gewerkschaftsmitglieder, deren Gewerkschaftsorgani- gegen die Lebensmittelteuerung anzufämpfen. Im ganzen kann London  , 31. Juli. Unterhaus. Ronald Macneill fationen in corpore der Partei angeschlossen sind. Das einzelne gesagt werden, daß im Berichtsjahre eine intensive innere Arbeit Ser Parteiinstanzen geleistet wurde. fragte Staatssekretär Grey, ob mit Rücksicht auf den Zusammen ein politisches Organisationsleben, das alleine eine größere Opfer­Zusammen- Mitglied ist also mit der Partei wenig oder gar nicht berwachsen, bruch des Balkanbundes, die Verlegung des Bündnisvertrages und willigkeit und eine sozialdemokratische Erziehung der Parteimit­der eingegangenen Verpflichtungen von seiten Serbiens   und glieder bewirken könnte, tann nicht entstehen. Dazu bedarf es der Griechenlands  , bie von den Bulgaren   verübten Grausamkeiten und persönlichen Mitgliedschaft, der selbständig aufgebauten Organi­die bewaffnete Intervention Rumäniens   irgendeine Bestimmung sation. des Völkerrechts bestünde, um die Türkei   zu verhindern, den Eine dem Bericht beigegebene Labelle über die zahlenmäßige Londoner   Vertrag aufzukündigen und Schritte zu ergreifen, um Barteientwickelung gibt auch in anderer Beziehung ein recht lehr­ihre Herrschaft über Adrianopel   und Thrazien wiederherzustellen. reiches Material zur Beurteilung der Wirkungen dieses Organi­Greh erwiderte, es sei ihm keine Bestimmung des Völkerrechts ſationssystems. In den 1890er Jahren galt der Grundsah, daß die bekannt, welche anwendbar wäre. Die Frage erschiene ihm eine Mitgliederzahl war ungefähr die gleiche. Als von 1896 ab die Ge­Frage der Ethik, der politischen Tunlichkeit und des Eigeninter- wertschaften erstartten, trat das gleiche bei der Partei ein. Bon esses zu sein. Macneill fragte weiter, ob außer dem unerwarteten 1897 zu 1898 stieg die gewerkschaftliche Mitgliederzahl von 31 444 Erfolg der bulgarischen und serbischen Waffen irgendein Grund auf 47 121. Die Mitgliederzahl der Partei stieg von 27 136 im bei Ausbruch des Krieges bestanden habe, die Erklärungen der Jahre 1897 auf 39 476 im Jahre 1898 und sie hielt sich nun einige Mächte bei Ausbruch des Krieges umzustoßen, und ob im Hinblid Jahre ungefähr auf der gleichen Höhe, wie die der zentralisierten auf den Mizerfolg der Verbündeten bei Behauptung ihrer Er- Gewerkschaften. In den Gewerkschaften selbst entstand aber bald oberungen auf türkischem Gebiet Grey die Versicherung geben seitigt wurde. Von da an stieg die Mitgliederzahl der Partei nicht eine Opposition gegen den Zwangsanschluß", der auch formell be­wolle, daß die britische Regierung es ablehnen werde, sich einer so schnell wie die der Gewerkschaften., Im Jahre 1907 hatten die 3wangspolitik gegen die Türken anzuschließen, die den Zweck habe, Gewerkschaften ihren Höchststand mit 217 873 Mitgliedern erreicht; die Türken an einer Wiedererlangung des Verlorenen zu hindern. Die Partei zählte 133 388 Mitglieder. Die wirtschaftliche Krise von Grey antwortete: Die beste allgemeine Antwort ist die, daß 1908 und noch mehr die Wirkungen des Generalstreits von 1909 die Mächte es nicht für wünschenswert halten, unter Anwendung lichtete die Reihen der Gewerkschaften ungemein und auch die von Zwangsmaßregeln zu intervenieren, um ihre ursprünglichen Partei verspürte die Wirkungen. 1910 war ihre Mitgliederzahl Anschauungen zu behaupten. Aber ich muß diese Erklärung er- auf 55 248 gesunken. Die Zahlen zeigen, daß die Verkoppelung gänzen, indem ich sage, daß die Mächte bezüglich der Aegäischen sein mag, auch für die Partei ihre Schattenfeiten hat. Je mehr die von Gewerkschafts- und Parteiorganisation, so bequem sie scheinbar Inseln und Albaniens   fortfahren, auf ihrer Entscheidung zu be- einzelnen Gewerkschaften mit der Idee der organisatorischen Ge­harren und daß sie im Falle Albaniens   unter Anwendung meinschaft brechen, je eher wird sich auch die Partei gezwungen von Zwangsmaßregeln interveniert haben, um sehen, zum selbständigen Organisationssystem überzugehen. ihrer Entscheidung Achtung zu verschaffen. Es darf darum nicht angenommen werden, daß sie überhaupt keine Attion in irgend­einem Falle unternehmen werden. Zwar läuft faum ein Fall cinem anderen genau parallel, doch kann ich kein Unternehmen als wünschenswert bezeichnen, das eine Trennung der britischen Re­gierung von den übrigen Mächten zur Folge haben könnte, auch unter Umständen, die bisher noch nicht eingetreten sind und nicht porausgesehen werden können,

Walter Guinneß   fragte, ob mit Rücksicht auf die Tat sache, daß die Mächte den ehemaligen Verbündeten gestattet haben, cinen bloßen Eroberungskrieg zu führen, irgendein Grund vorhanden sei, sich der Wiederbesehung Thraziens mit Rüdsicht auf das Nationalitätsprinzip zu widersehen, das Greh ehedem unter­stützt habe. Greh   erwiderte: Diese Fragen scheinen auf die Annahme gestützt, daß die Aktion der Mächte durch Vernunft und Völker­

Auf dem Kriegsfchauplatz.

Die Auflage der sozialdemokratischen Bresse   ist seit 1908 un­unterbrochen gefallen. Sie betrug im genannten Jahre 174 000, 1911: 160 000 und 1912: 153 000.

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Politisierung der Schule.

" Deutsche Heimat und Schule" betitelt sich eine illustrierte Zeit­schrift, die für alle katholischen Lehrer, Lehrerinnen und Schul­freunde Deutschlands  " erscheint. In dem 6. Heft( Juni 1913) dieser Beitschrift findet sich ein Artikel von J. Bensch( Poſen), betitelt: Bemerkungen zur Lesebuchfrage mit besonderer Berücksichtigung 3eisprachiger Verhältnisse". Darin weist der Verfasser hin auf eine Frage, die bisher in den katholischen Lesebüchern noch viel zu wenig beachtet sei, die Frage nämlich, wie das Kind in den sozialen Verband der Kirche eingegliedert wer den könne. Wie der Verfasser das versteht, ergibt sich aus fol­genden Gähen:

Das Lesebuch muß der Gegenwart gerecht werden, muß also auch der sozialen Tätigkeit des Staates, der Kirche, der Gemeinde überall Rechnung tragen. Soziale und damit verwandte Geſetz­gebung Gesellen- und Jünglingsbereine( Water Kolping), Jungfrauenvereine und katholische Bahnhofsmission, überhaupt Jugendpflege in der ber­schiedensten Gestalt, christliche Gewerkschaften, Armen­und Krankenpflege müssen auch durch das Lesebuch dem Interesse der Jugend nahegebracht werden. Das muß für ein Lesebuch für zweisprachige Schulen um so mehr gefordert werden, als sich dadurch zugleich das Bewußtsein der internationalen deutschen   Einheit befestigt."

Man versteht das Bestreben des Klerikalismus, die Schule in feine Gewalt zu bekommen. Die Organisationen, in deren Ver­ständnis die Schuljugend nach obiger Anweisung eingeweiht werden nalisierung der Schule soll also auch die Politisierung im Zentrums­sollen, sind halb kirchlicher, halb politischer Art. Zu der Konfeffio­finne treten. Das eröffnet herrliche Aussichten auf die Zukunft unserer Schule!

1897 entsandte sie den ersten Vertreter in die Zweite Kammer und Ausgezeichnet sind die Wahlerfolge der Partei. Im Jahre noch unter dem alten Wahlrecht konnte 1910 das 35. Mandat er obert werden. Nach der Wahlrechtsreform erzielte die Partei 64 Mandate. In der Ersten Kammer fizen jetzt 13 jozialdemokra­tische Senatoren, gegen 2 unter dem alten Wahlrecht 1911. Das Die im Sinne der Berliner   Nichtung geleiteten Petrus­zeigt bereits den steigenden kommunalen Einfluß der Partei, denn Blätter" wenden sich gegen die Vorschläge des Poſener Zentrums. die Erfte Kammer geht aus den Wahlen der Gemeindeförper- pädagogen. Also bereits den Schultindern" so schreibt das ge­schaften hervor. Unsere Partei steigerte die Zahl ihrer kommunalen nannte Blatt- müssen die vom Bapst nur sehr bedingt geduldeten 229 auf 339, Mitglieder der Verwaltungen von Sandflecken von 110 fattisch nicht, ob man angesichts einer solchen monströsen Theorie, Vertreter folgendermaßen( von 1911 au 1912): Stadtverordnete von christlichen Gewerkschaften mundgerecht gemacht werden. Man weiß auf 122, Gemeindevertreter von 334 auf 376 und Vorsteher in ſon- bie schon die katholische Schuljugend für bedenkliche Lehren und ftigen kommunalen Institutionen von 1754 auf 1910. Diese Ziffern sind jedoch nicht erschöpft, weil vollständige Angaben nicht zu er- Irrtümer einnehmen soll, mehr an die unglaubliche Unkenntnis langen waren. oder völlige Verblendung des Artikelschreibers denken soll."

schauplabes ganz unglaubliche, aber leider auch erwiesene Greuel-| diert, bis dem Schüßen die Galle überläuft und ihn veranlaßt, ein taten zuschulden kommen ließen, die den Haß zur lodernden Kleinkalibriges Loch in die Luft zu schießen. Flamme schürten. Wahrscheinlich hat man den kriegsmüden bul­garischen Soldaten, die ohnedies von härterer Gemütsart und oben­drein seit Adrianopel   gewohnt sind, im Feindesland von der Strippe gelassen zu werden, einzureden verstanden, daß die Gegner an der Erneuerung des Krieges Schuld tragen und daher schonungslos be­handelt werden müssen..

Die Fahrt von Nisch   nach Pirot   würde sich in Friedenszeiten recht gut lohnen, denn die wildromantische Gebirgslandschaft bietet Seltsame des Schönen und Fesselnden außerordentlich viel. Bahnwächter bilden dem Zuge Spalier. Fast jede Minute fällt der Blid auf ein Strohgelt, in dessen Nähe vier oder fünf Männer mit verwitte en Gesichtern und grauen Bartstoppeln kauern. In ihrer moertsch zerschlissenen mazedonischen Tracht, der mächtigen Pudel­müße auf dem Haupte und der Patronenpallisade um den roten Gürtel, machen sie einen recht bärbeißigen Eindrud, der durch die alten Berdangewehre mit dem Stichbajonett, die vor dem Zelte lehnen, noch erhöht wird. Die Bewaffnung ist übrigens nicht ein­heitlich; man sieht auch Gewehre anderer alter Systeme, wie Henry­Martini, Werndl und Mauser- Arnta. Auch Vorderlader fehlen nicht ganz. Einer von diesen alten Kriegern, die man für Heiducken halten möchte, die aber in Wirklichkeit die Ausgebinger der Volks miliz   sind und das vierte Aufgebot darstellen, steht aufrecht mit umgehängter Torba und geschultertem Gewehr, um, scharf in die Runde spähend, Auslug zu halten....

Unser Wiener Bruderblatt, die Arbeiterzeitung", hat den Genossen Hugo Schulz  , den bekannten Verfasser des im Vor­wärts- Verlage erschienenen Werkes Blut und Eisen", auf den serbischen Kriegsschauplah entsendet, weil es der Meinung ist, daß es für die Betrachtung und Kritik des modernen Militarismus wichtig ist, die Operationen einer Armee, zumal einer, deren Or­ganisation der Miliz sehr nahe kommt, unmittelbar zu beobachten. Es ist dem Genossen Schulz gelungen, bis zum Hauptquartier der zweiten serbischen   Armee bei Pirot   vorzubringen. Seinem ersten Briefe, datiert vom 22. Juli, entnehmen wir folgendes: " Nach mancherlei überaus peinvollen Irrfahrten in voll­gepfropften Militärzügen, die mich zunächst nach Sumanowo und lestüb brachten, bin ich nun hierher an die Front der zweiten Armee gelangt. Die aufregende Nähe der Kriegsereignisse, die nun meine Aufmerksamkeit bannen, bestimmt mich, den Bericht über das bisher Geschaute zu vertagen, obgleich die Bilder, die sich da ent­rollen, nicht minder eindrucksvoll sind als das, was innerhalb des unmittelbaren Wirkungskreises der Geschüße sichtbar wird. Wenige Stilometer von hier modern Jünglings- und Männerleichen, aber der Anblick der Tausende Graubärte des letzten Aufgebotes, die die Berdanta schulternd die Bahnstrecken bewachen, der Massen, die Ich habe nirgends ein vernachlässigtes Stud Adergrund ge­in allen Orten aufammenströmen, in Freilagern nächtigen und des Rufes harren, der sie an die Grenze befiehlt, ist auch nicht wenig sehen, denn die Frauen haben überall doppelte Arbeit geleistet. Ihre aufrüttelnd. Zwar wahrt auch hier die serbische Sozialdemo- Leistungen im Kampfe wider das Verderben, das der Krieg über tratie, wie es ihr Wesen heischt, dieser Massensuggestion gegenüber das Land verhängen konnte, find nicht geringer zu achten als die ihre kritische Klarheit, aber sie darf es, ohne beschimpft, ohne ver- Taten ihrer Männer vor dem Feinde. leumdet, ohne mißberstanden zu werden; denn ein tämpfendes Volf ist eben doch etwas anderes als eine faltberechnende Striegs­tamarilla, und selbst dem aufs höchste entflammten Kriegsführer ist die Friedenssehnsucht eng benachbart. Man muß doch den ewigen Frieben wünschen", sagte mir Hauptmann Sindjelitsch aus Nisch  , der noch vor wenigen Wochen Leutnant gewesen war und vor Stutari eine Waffentat vollbracht hat, die ihm bei uns das Theresienkreuz einbringen müßte..

Ohne ihr wundenheilendes, weibliches Heldentum, das in übermenschlicher Straftentfaltung bis an die Grenzen des Möglichen ging, hätte das arme Land wohl verbluten und verschrumpfen müssen. Es soll übrigens die Leistung der bulgarischen Frauen der ihrer serbischen Schwestern ganz ebenbürtig sein....

Um zwei Uhr nachmittag fährt der Zug in Birot ein und etliche hundert Neuafsentierte traben alsbald, von Unteroffizieren begleitet, dem Städtchen zu, um sich durch den Empfang von Gewehren und Das serbische Volt hätte wohl auch genug an diesem Stahlbad, Patronentaschen in Soldaten zu verwandeln. Abends sah ich sie wenn es in seiner Masse nicht überzeugt wäre, daß ihm dieser neue schon mit geschulterten Gewehren in Doppelreihen durch die Straßen Strieg aufgenötigt worden ist und daß es ihn zu führen hat zur marschieren, und es ging ganz famos. Hätte man sie auch in Uni­Berteidigung seiner Eristenz. Die unfelige bulgarische Politit hat formen gesteckt, so wären sie dem militärisch geschulten Auge taum cs zuwege gebracht, in ganz Serbien   die Meinung zu weden, daß aufgefallen. Sie hatten die schwierige Kunst des Doppelreihen­der Kampf gegen die Bulgaren   in höherem Maße ein Voltskrieg bildens und Abfallens im Handumdrehen erlernt, ohne millionen­sei, als es der Kampf gegen die Türken gewesen. Diese waren das mal herstellen" zu müssen. Schießen aber können sie ohnedies, Objekt einer historischen Abrechnung, aber nicht einer ursprüng- weil das auf dem Balkan   ein jeder kann, und weil es sich überdies lichen, in das individuelle Gefühl übergreifenden Erbitterung, wie am leichtesten erlernt, wenn kein sogenannter Instruktor daneben es die Bulgaren   nun sind. Daß sie es gewesen, die den Frieden steht, der partout verlangt, daß die Hand den Kolbenhals fest um­brachen, ist zuverlässig bekundet; trotz aller Ableugnungen. Dazu faßt, selbst wenn dann der Zeigefinger absolut das Büngel nicht tommt noch, daß fich ihre Truppen an einigen Bunkten des Kriegs- erreichen kann, und der dann fünfhundertmal Segt ab!" tomman­

Pirot ist ein armseliges Städtchen, das sich noch ganz den türkischen Habitus erhalten hat, der übrigens auch durch eine alte, verwitterte Moschee scharf markiert wird. Wenn nicht die vielen Soldaten herumwimmelten, würde nichts das Leben des Alltags beeinträchtigen. An den Krieg ist die Bevölkerung, seitdem sie des Sieges der serbischen Armee sicher ist, völlig angepaßt. Die Er wachsenen weben daheim ihre Teppiche, und die Kinder tollen soldatenspielend durch die Straßen. Täglich hört man aus der Ferne durch einige Stunden ein verdächtig summendes Geräusch, aber die Leute blicken kaum auf zu den Balkanbergen, die den Tal­ausgang decken und mit Geschüßen gespickt sind. Nur wenn es auch in der Nacht zu dröhnen beginnt, sind alle auf den Beinen und blicken hinauf zu den Forts, wo es zeitweilig blutigrot aufblikt. An das Graufige gewöhnt, genießen sie das Schauspiel wie ein Feuerwerk.

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Nachmittag marschierten einige Bataillone des ersten Aufgebotes unter Hornruf und Trommelschlag durch die Stadt. Sie haben bereits eine weite Strecke hinter sich gebracht und sehen so aus wie unsere Truppen, wenn sie erhitzt und verstaubt vom Manöver ein­rüden. Entseßlich zu denken, daß von diesen prächtigen Menschen manch einer in einigen Stunden schon bleich und blutig den Rasen decken kann. Es sind Männer bis zu 32 Jahren, fräftige stramme Leute mit blonden Haaren und sonnverbrannten Zügen. Sie und da ein dunkelbrauner Zigeuner darunter. Die Khatiuniformen sind ein wenig vom langen Kriegsleben hergenommen, aber sonst möchte man glauben, daß es sich um einen friedlichen Uebungsmarsch wenn die Khakiuniformen nicht wären handelt. Und zwar um einen österreichischen. Dieselben Doppelreihenfolonnen, derselbe Gewehrgriff bei der Ehrenbezeigung, derselbe Streckschritt bei der Defilierung. Aber ein gewaltiger Unterschied ist doch: die Leute machen es zwar genau so wie bei uns und haben überdies auf dem Schlachtfeld jogar das Verhalten der preußischen Garde bei Saint Privat überboten, aber die meisten von ihnen haben bloß ſechs Monate gedient, biele nur zwei; auch die meisten Unter­offiziere und die Reserveoffiziere find nur halbjährige Diener" gewesen und überdies machen sich die" Borutschnike", wenn sie nicht gerade mit gezogenem Säbel an der Spike schreiten, mit den Mann­schaften gemein. Das ist teine Armee, mit der man Parade machen kann, das ist eine Miliz...

Spät am Nachmittag wurden zwei bulgarische Gefangene ein­gebracht: ein junger Mensch mit stumpfem Gesicht und ein schwarz­bärtiger großer Mann mit scharfgeschnittenem Profil. Beide sahen blaß und stumpf aus und antworteten recht schüchtern auf die Fragen, die ihnen der Feldgendarm vorlegte. Es sind nicht die ersten bulgarischen Gefangenen, die ich gewahrte; schon in Belgrad   hatte ich ganze Kolonnen vorbeiführen sehen. Es war aber das erstemal, daß ich einen unmittelbaren Eindruck gewann, wie solchen Männern zumute sein mag, die sich rings vom Feinde umgeben sehen und innerlich fürchten mögen, daß man Uebles mit ihnen vorhat...."