1.05 so. 3. Keilage des Jorniärts" ferlinet UoldstlM. mMm. Partei- Hngelegenbeiten. Lichterfeld «. Freitag, den 1. August, abends 8 Uhr, in allen Bezirken Handzettelverteilung. Der Vorstand. Neukölln. Sonntag, den 8. August, Wanderung der Jugend- settio« nach dem herrlichen Dubrowforst. Abfahrt I: Sonnabend- abend 7.40(Borortbahnsteig). Fahrgeld und Uebernachten 1,70 M. Abfahrt II: Sonntag früh 8.45(Fernbahnsteig), Fahrgeld 1,45 M. RetriöUi. Die Bibliothek des Wahlvereins ist vom 1. August an wieder geöffnet. Der Katalog der Bibliothek erscheint Anfang September. Die Bibliothekskommission. HerwSdorf-Waidmannslust. Sonntag, den 3. August, TageS- auSflug nach der bei Hohen-Schöpping gelegenen alten Stolper Ziegelei. Badegelegenheit. Treffpunkt für Hcrmsdorf: Kaifcrplatz, für Waidmannsluft: am Bahnhof, pünktlich um 8 Uhr. Nee»«. Die Zentralbibliothek ist vom 2. August bis 8. Sep- tember geschloffen. Die noch ausgeliehenen Bücher müssen bis Sonnabend, den 2. August, zurückgegeben werden. berliner JVadmcbten* Der gestrichene Strich! Am 18. Mai 1913, also am 5. Pfingstfeiertag Berliner Kalenderstils, nachmittags gegen 4 Uhr, fiel mir plötzlich ein, daß ich versäumt hatte, meinem Vetter zum zehnten Hochzeits- tag zu— gratulieren. Dieses Versehen konnte nur mit einem Telegramm abgewaschen werden. Ich kramte in meiner Schreibmapp?, und es stellte sich heraus, daß ich wieder mal auf dem dafür zuständigen Postamt keine Depeschen-Blankette auf Vorrat annektiert hatte. Ich nahm ein gewöhnliches Briefblatt(22:14) und schrieb quer: Silberstein Wilhelmstr. 8 Krojanke Für 50 Pfennig Glückwünsche sendet Georg Dann rief ich Maxe, den sehr natürlüfeii Sohn unserer Portierfrau, 10 Jahre alt, Schüler der fünften Volksschul - klasse, Flachskopf— beileibe nicht etwa Flachkopf, lieber Setzer—. Im Gegenteil I Mit Spreewasser getauft! Es entspann sich dieses Zwiegespräch: Maxe! Weißt Du, was'ne Depesche ist? Aber richtig! Na also! Da— trag' mal die'rum auf die Post. Hier hast Du fünf Jroschen. So viel kost' se, un' da noch'n Jroschen— den behältst Du für den Weech. Verstanden? Jawoll! Danke ooch scheen! Maxe verstaute zunächst den Botenlohn in irgendeinem Loche seines Gewandes.(Er behauptet, das wäre eine Tasche!) Dann nahm er die halbe Mark in die rechte, das Telegramm in die linke Hand und schob ab. Maxell! Als der Bengel eben die Türe schkießen wollte, rief ich ihn zurück. Zum Glücke war mir noch Angefallen, daß ja laut Musterformular unter die— Bestimmungsanstalt ein dicker Strich von 7� Zentimeter Länge gehört. Als loyaler Bürger beschloß ich sofort, die Linie meiner Subordination unter den Staatswillen zu ziehen und dem Beamten vom Dienst die Ar- beit abzunehmen, deren er sich doch unterziehen mußte, wenn ich nicht strichelte. Ich malte also, so daß es nun sauber und vorschriftsmäßig dastand: Krojanke Und jetzt konnte mein Glückwunsch den Weg alles Drahtes gehen! Ich hatte ein gutes Werk vollbracht! Die hochwohllöbliche Behörde war in der Lage, mit Hilfe meines Tintenbalkens auf den ersten Blick festzustellen, daß mein Telegramm nach Krojanke bestimmt war und nicht etwa nach„Silberstein", nack)„50 Pfennig", nach„Glückwünsche" oder sonstwohin.— Zwanzig Minuten nach Marens Verabschiedung: . Bum-bumm! Herein! An der Stubentüre stand Maxe und grinste übers ganze Gesicht. Nein, das ist zu wenig gesagt. Er grinste mit dem ganzen Körper. Nanu, Junge, was ist denn los? Also wat der Postfritze is. der wollte mit Jewalt noch cenen Sechser for die Depesche ha'm. Wieso denn, Maxe? Na, wissen Se, von wejen den Strich! Was?!? Weil Se doch den Strich unter Krajunke gesetzt ha'm! Ja— aber, Maxe! Das is doch Quatsch! Tet Hab' ick'n w ooch jesacht! Aber der Postfritze meente zu mir: Wenn der Strich uff die Depeschen-Dinger ruffjedruckt is, denn is et een Strich, und denn kost's nischt. Aber wenn der Strich man bloß mit Tinte oder mit's Blei ruffjemacht wird, denn is det een Wort, un denn kost's'n Sechser! Tssss! Jawoll! Na, Maxe, dann hast Du wohl n Sechser für mich ausgelegt? I, wo wer' ick denn?! Na, was denn sonst? Wissen Se. ick habe den Postfritzen lesagt: denn soll er den ollen deemlichen Strich man wieder wechradieren oder ausstreichen! So! Na. und?.,.. . jinge woll, hat er jesagt. aber det ieht rnch. Von weien dre Vorschriften. Un ick ioll man noch n Sechser hin- lezen. Sieh mal an! ... �bod ick jesacht. det dhu ick nich von mein Jeld. Un ick Hab iberhaupt keen Jeld nich mehr bei mir. Hab ick zesagt. Bravo , Maxe! Na. denn soll ick noch eenen Sechser holen sehn, sagt er. Nee sag ick, det wird der Herr, wo mir jeschickt hat, nich machen. Ter is secher Schreiber oder sowat. Bravo , Maxe, Bravo ? Mii eenmal jeht den Fritze-'n Licht usf. Weeßt de. sagt er, icke(als wie der Postfritze, wissen S-0— icke derf an die Depesche nischt ändern. Aber Tu, als wie ickc. kailnst et ja machen! Paß mal nft sagt er. Jeh'mal da an den Tisch 'ran un nehme ne Feder. Un denn streichst De den Strich durch, sagt er, un janz unten schreibstc hin: Een' Strich g> strichen— un denn Dein' Namen! Hahahaha! Det Hab ick dciin ooch jeniacht, un denn wa't jut! Famos, Maxe, famos! Sage'mal, Junge, hier hast Du 'n Blatt Vapier, Tinte, Feder— schreib mir doch'mal auf, wie Tu das geschrieben hast. Aber ganz genau wie auf der Post. Maxe! Jawoll! Machen wir! Ucks er schrieb: Een schtrich, jestrichen. Max Flu- nsch. Ich war sehr zufrieden. Nachdem ich Maxen zur Auer- kennung für tapferes Verhalten vor dem postalischen Feinde und zugleich als Bezahlung für das Autogramm noch einen Nickel verehrt hatte, der schleunigst zu dem ersten Groschen ins Loch wanderte, verabschiedete ich ihn. Am 6. Juli las ich in der Zeitung, daß der Ueberschuß der Reichspost- und Telegraphen-Verwaltung um 5 892 000 Mark hinter dem Voranschlage zurückgeblieben ist. Daran sind die 5 Pfennige mit schuld, die dem heldenmütigen Maxe durchaus nicht abzuknöpfen waren! Maxens Schulferien fingen gut an: Ich habe ihm drei Windbeutel mit Schlagsahne gespendet. Den Magen hat er sich nicht verdorben, und seine Erwartungen sind nicht hinter dem Voranschlage zurückgeblieben!— öll2 Millionen Mark Schullastenansprüchc der Vororte liegen Berlin . Die Berliner Finanzverwaltung hat jetzt, wie wir hören, eine Uebersicht über die Forderungen zusammengestellt, die von den Großberliner Vorortgemeinden gegen Berlin auf Zahlung von Schullasten erhoben worden sind und die sich auf den§ 53 des Kommunalabgabengesetzes stützen. Danach beträgt die Gesamtsumme aller bisher angemeldeten Forderungen der Vororte nicht weniger als 6 560 697 M. Hiervon entfällt der Löwenanteil auf die Stadt Neukölln, die für die Jahre 1897—1912 insgesamt 3 189 000 M. Zuschuß von Berlin fordert. Bis zur höchsten Instanz, dem ObervcrwaltungS- gericht, ist davon nur die Forderung für das Jahr 1897 durchgeführt worden. Neukölln verlangle 80 000 M., Berlin wurde verurteilt, 40 000 M. zu zahlen. Die übrigen Forderungen schweben zum Teil vor dem Bezirksausschuß, zum Teil hat sie das Ober- verwaliungSgerichl(am 1. April d. I.) zu näherer Prüfung an die Vorinstanz zurückgewiesen. Für mehrere Jahre wurde der Anspruch Neuköllns vom Bezirksausschuß zurückgewiesen.— Die zweithöchste Forderung bat Lichtenberg für die Jahre 1901—12 erhoben in Höhe von 1 133 282 M. Für das erste Jahr wurde der Anspruch Lichtenbergs zurückgewiesen. Für die übrigen Jahre schwebt das Verwaltungsstreitverfahren noch. An dritter Stelle steht Weißensee, das für die Jahre 1897—1907 Forderungen in Gesamt- höhe von 633 180 M. angemeldet hat. Nur sür das erste Jahr ist Berlin vom Oberverwaltungsgericht verurteilt worden. 26 020 M, zu zahlen: für die übrigen Jahre wurde Weißensee dank der sorgsamen .Gegenrechnung" der Stadt Berlin mit seinen Ansprüchen abgewiesen. Dann folgt die ehemalige Landgemeinde Boxhagen-RummelSburg mit 417 394 M. Hier wurde Berlin für das erste Jahr von den Schullasten freigestellt; infolge der geschickten Gegenrechnuug Berlins zog dann Boxhagen die weiteren Forderungen zurück. Reinickendorf ver- langt allein für das Jahr 1912 84418 M. Britz will sich für die Jahre 1900—09 niit 68 520 M. begnügen. Hiervon hat Berlin nur für das erste Jahr 1420,51 M. gezahlt. Die übrigen Ansprüche hat Britz dann nicht weiter verfolgt. Von den kleineren Gemeinden hat erst jüngst Französisch-Buchholz vom Bezirksausschuß 1300 M. zugesprochen erhalten. Das war allerdings, wie hervor- gehoben sei, nur im Beschlußverfahren: das Verwaltungsstreit- verfahren schließt sich jetzt erst an. Aehnlich liegt es bei den kleinen Gemeinden, deren Ansprüche zum Teil zurückgewiesen worden sind. Die Berliner Finanzverwaltung hat jeden Fall eines Schul- lindes, dessen Vater in dem betreffenden Vorort wohnt, aber in einer Berliner Fabrik arbeitet, genau nachgeprüft und ist dabei oft zu überraschenden Ergebnissen gekommen. So hat das Berliner Finanzbureau erst dieser Tage festgestellt, daß in der Stadt Lichten- berg, die für das Jahr 1911 dem Berliner Magistrat 1815 Kinder .in Rechnung stellte", zahlreiche Arbeiter beschäftigt sind, die in Berlin wohnen und von denen hier 2610 Kinder, also weit mehr als Lichtenberg seinerseits in Rechnung stellt, die Berliner Schulen be- suchen. Der Schullastenstreit zeigt von neuem die schlimmen Folgen der heutigen kommunalen Zersplitterung Groß-Berlins. Eine Flucht aus dem Kinderkrankenhause. Wieder hat in einem Krankenhause der Stadt Berlin der Mangel an Pflegepersonal und die daraus sich ergebende Unzulänglichkeit der Beaufsichtigung einem kranken Kinde einen Fluchtversuch ermöglicht. Eine im„Vorwärts veröffentlichte Mitteilung über einen Fall dieser Art, der im Krankenhause am Friedrichshain vorgekommen war, führte damals zu einer Vermehrung des Nachtwachpersonals dieser Anstalt. Dieselbe Wirkung erwarten wir jetzt von der öffentlichen Besprechung eines neuen Falles, der aus dem Kinderkranken- Hause an der Reinickendorfer Straße bekannt wird. Eigentlich sollte aus solchen Fluchtversuchen kranker Kinder längst die Lehre gezogen worden sein, daß überall in den mit Kindern be- legten Sälen sich eine weitgehende Vermehrung des Personals empfiehlt, die eine ausreichende Beaufsichtigung sichert. Es scheint aber, daß es immer wieder erst einer Wiederholung dieser skandalösen Vorkommnisse bedarf, bis in den einzelnen nach einander davon betroffenen Anstalten die Gefahr recht erkannt wird. Auch im Kinderkrankenhaus ist der Fluchtversuch bei Nacht unter- nommen worden, wo das diensttuende Personal verringert war und die Nachtschwester» die große Zahl der ihnen zur Beaufsichtigung zu- gewiesenen Kinder schwer überschauen konnten. In der Abteilung für ansteckende Krankheilen lag seit etwa zwei Wochen ein zehn- jähriger Knabe B., der mit Schorlach eingeliefert worden war und im Krankenhaus auch an Diphtheritis erkrankt sein soll. Eines Tages nach 11 llhr. als die Nachtschwester in einen andere» Raum gegongen war, stand er aus seinem Bett auf, zog die Hose eines anderen kranken Knaben an und sprang durch das offene Fenster des im Erdgeschoß liegenden Saales aus einer Höhe von etwa2Meterinden Aorten hinab. Er erhpb sich unverletzt vom Rasen, lief nach dem Tor der das Anstaltsgrundstück gegen die Straße abgrenzenden Mauer, kletterte über die Eisenstangen der Gittortür und gelangte ohne Sturz, glücklich ins Freie. Er war aber bereits bemerkt worden, und eine mit dem Portier nacheilende Schwester erwischte aus der «traße den Ausreißer, der im Laufen mehrmals hingefallen. Als er zurückgebracht wurde, brach die diensttuende Nachtschwester vor Aufregung in Tränen ans. Wir nehmen an. daß die Schuld an dem Fluchtversuch des kranken Kindes nicht sie trifft, die in jener Nacht mehrere Räume mit zusammen 45 Kindern gleichzeitig zu beaufsichtige« hatte. Daß die Verantwortung auf diejenigen fällt, die eine derartige Ueber- bürdung des Personals bisher geduldet haben, scheint man an leitender Stelle nicht einzusehen. Den Eltern ist wenigstens im D ir e l t i o n s b u r e a u, als sie sich beschwerten, der sonderbare Bescheid gegeben worden, die Sache erlläre sich aus der schlechten Erziehung des Jungen, seine Flucht sei geradezu eine Lümmelhaftigkeit. Dieser Versuch, die Schuld von der Anstalt abzuwälzen und sie in beleidigenden Worte» den Eltern und ihrem Jungen aufzubürden, ist dem: doch ein starkes Stück und grobe Nngehorigkeit. Der Herr, mit dem fie ver- handelten, soll sich überhaupt sehr aufgeregt und die Eltern angeschrien haben. Er war ihnen als Direktor Pro f. Baginskh de- zeichnet worden, aber die von seinem Benehmen gegebene Schilde- rung entspricht so wenig dem sonstigen Auftreten dieses Mannes, daß wir eine Personenverwechselung vermuten müssen. Die Eltern erklärten dem mit ihnen verhandelnden Herrn, daß sie ihr Kind keine Stunde mehr in einer Anstalt wissen möchten, in der es solchen Ge- fahren für Gesundheit und Leben ausgesetzt sei. Er wehrte sich leb« hast gegen ihre Forderung, das noch nicht genesene Kind sofort zu entlassen, aber sie beharrten dabei und setzten ihren Willen durch. Unseres Erachtens kann hiermit die Angelegenheit nicht erledigt sein. Daß im Direktionsbureau der Fluchtversuch eines kranken Kindes nicht aus Unzulänglichkeit der Beaufsichtigung im Krankenhaus, sondern kühn aus Mängeln der Erziehung in der Familie erklärt worden ist, läßt darauf schließen, daß an leitender Stelle die rechte Einsicht in die Ursachen dieses Vorkomm- niffes fehlt. Wir erwarten, daß die Krankenhausdeputation eingreift und schleunigst das Nötige tut, um eine Wiederholung solcher Flucht- versuche zu verhüten._ Aus Grabowsee, der Heilstätte vom Roten Kreuz, wird uns ge- schrieben: Den hiesigen Patienten war bisher gestattet, zwischen den Mahlzeiten zu kurzen Spaziergängen den Anstaltsraum zu verlassen. Hiervon wurde recht rege Gebrauch gemacht und der Großschiffahrts- kanal Berlin -Stettin sowie die etwa 20 Minuten entfernt liegende Malzer Schleuse besichliat. Vor ein paar Wochen wurde nun der Park des Sonntags geschlossen. Die Anstaltsleitung behauptet, es würde Sonntags in den umliegenden Kneipen zuviel gezecht und die Kur dadurch illusorisch gemacht. Auch sollen in der Umgegend durch die Paiienlen Waldbrände entstanden sein. Von all diesen Vor- kommnifien ist den älteren Patienten nicht das geringste bekannt. Es liegt nach unserer Ansicht auch hier wie bei den Laubenkolonien vom Roten Kreuz eine Verfrommungsmonie zugrunde. Denn am ersten Sonntag nach der Schließung ging die Schwester von einem Patienten zum andern und frug, wer zur Kirche gehe. Wo die Frage bejaht wurde, erfolgte die Antwort:.Dann brauchen Sie nicht zum Duschen." Man hofft anscheinend die in der Anstalt be- findliche Kirche mehr zu stillen, denn es gibt leider eine große Zahl, die einer erfrischenden Dusche den Kirchgang vorziehen. Haussuchungen bei Berliner Rechtsanwälten. Seit einiger Zeit schweben gegen eine Reihe von Rechtsanwälten in Charlottenburg und Schöneberg Untersuchungen, in denen den Anwälte» zum Vorwurf gemacht wird, Examenskandidaten zum Referendar- und Assessorexamen gegen Entgelt die schriftlichen Arbeiten angefertigt oder ihnen bei der Anfertigung Hilfe geleistet zu haben. Die Anwälte sollen sich für die Anfertigung der Arbeilen in einzelnen Fällen außerordentlich hohe Honorare haben zahlen lassen. Gestern find auf Veranlassung der OberstaatsanwaltschasH die die Untersuchung führt, von der Charlottenburger und der Schöneberger Kriminalpolizei bei den beschuldigten RechkS- anwälten Haussuchungen vorgenommen worden, die zum Teil schwer belastendes Material zutage gefördert haben. Es handelt sich fast ausschließlich um junge Rechtsanwälte, die sich zum Teil auS dieser Tätigkeit ernährt haben sollen. Die Untersuchung ist auch gegen die Kandidaten, die sich die Arbeiten baben anfertigen lassen, eingeleitet worden. Zur Kenntnis der Behörden soll die Affäre dadurch ge- langt sein, daß ein Herr, der sich damit befaßte, den Kandidaten Anwälte nachzuweisen, die sich zur Anfertigung der Arbeiten ver- standen, gegen einen Anwalt Klage auf Zahlung der ihm versprochenen Provision anstrengen mußte._ Der Radclverschlucker. Ein.Schlosser" Bruno Müller ist gestern wieder der Kriminal- Polizei in die Hände gefallen, nachdem es ihm vor 14 Tagen ge- lungen war, aus dem Gefängnis zu Liegnitz , wo er eine mehrjährige Strafe zu verbüßen hatte, entsprungen war. Eine.Spezialität" des Ein- und Ausbrechers, der schon mehrmals mit Zuchthaus bestraft ifl, ist es, gleich nach seiner Festnahme eine Nadel, allerdings eine Sicherheitsnadel, zu verschlucken. Damit erreicht er. daß er nicht in das Untersuchungsgefängnis abgeführt, sondern als Polizeigesangener in ein Krankenhaus gebracht wird. Nicht weniger als siebenmal gelang es dem Müller, sowohl außerhalb wie auch in Berlin , auS diesen zu entkommen. Zuletzt entwich er mehreremale hintereinander aus der Charits. Nachdem er sich länger als ein Jahr lang der Freiheit erfreut hatte, fiel er dann vor einem Pierteljahr der hiesigen Kriminalpolizei wieder in die Hänbe. Es ergab sich hierbei, daß er sich zuletzt nur noch unter dem Namen Otto Mewes umhergetrieben, Einbrüche ausgeführt und auch Strafen verbüßt hatte. Er hatte diesen weniger.belasteten' Namen angenommen, um bei der Aburteilung gnädiger wegzukommen. Die Papiere auf diesen Namen hatte er dem Eigentümer gestohlen. Nach dieser für ihn unangenehmen Entdeckung verschluckte er, ehe man ihn hindern konnte, wieder eine Nadel. Weil man aber seine Absicht kannte, führte man ihn doch»ach dem Untersuchungsgefängnis und ließ ihn im Lazarett behandeln. Später mußte er jedoch zur weiteren Be- Handlung noch der Charitö gebracht werden, wo es ihm, nachdem er eine schwere Operation durchgemacht hatte, wieder gelang, zu ent- kommen. Endlich gelang es nun der Polizei zu Liegnitz , wo er auch scbon einmal entflohen war, ihn zu fassen. Er wurde dort zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.— Vor vierzehn Tagen gelang eS ihm nun, in seiner Zelle eine Giilerstange zu entfernen und durch die Oeffnung zu ent- schlüpien. Weil man damit rechnete, daß der.Nadelschlucker' sich nach Berlin begeben habe, forschten Beamte, die ihn von früher her noch genau kennen, überall nach. Gestern gelang ihnen die Fest- nähme. Aus dem Polizeipräsidium wurde seine ganze Kleidung und auch sein Körper gründlich daraufhin untersucht, ob er wieder eine Nadel bei sich babe und dann erst in die Isolierzelle gebracht. Eine Nadel wurde nickt gesunden. Gleich nach der Einlieferuog klagte der gefährliche Bursche jedoch wieder über heftige Schmerzen und sagte gleichzeitig, daß er in der Zelle eine Nadel verschluckt habe. Wo er diese abor verborgen gshnbt haben soll«?, ist ein Rätsel. Eine vor- läufige ärztlicke Untersuchung ergab nicht mit Bestimmtheit, ob er tatsächlich die Nadel verschluckt hat oder nicht. Wegen Falschmünzerei wurden gestern zwei Brüder Gebhard verhaftet, die falsche Fünfmarkftücke angefertigt und in den Handel gebracht hatten. Auf der Fahrt nach Berlin tödlich verunglückt ist dieser Tage der 58jährige Sckiffseigner Timm aus Zehdenick . T., der sich auf der Fahrt mich Berlin befand, passierte Dienstag früh um 7 Uhr die Ragöser schleuse am Fiuowkanal. Nachdem die Zille durchgeschleust war, versuchte T., durch Staken das Fahrzeug etwas schneller vor-
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten