».«-« i. Stilligt des, Amiirls" Arlim AWlslt.-»"<>.>«'»»»Unterschrift zu verwirken. Der Entlassene war allerdings tätigesMitglied seines Verbandes und so erweist sich die Entlassung ohneweiteres als Maßregelung. Mt eindringlichen Worten ermahnteder Referent die zahlreich Versammelten, um so fester zu ihrerOrganisation zu stehen und ihr Koalitionsrecht mit aller Kraft zuverteidigen.Die Ausführungen fanden die rückhaltloseste Zustimmung derVersammlung. Der gemaßregelte Angestellte nahm auch das Wortund schilderte seine Entlassung. Er habe nichts verbrochen, sonderngeschuftet im wahrsten Sinne des Wortes; trotzdem wurde er ent«lassen. Er hatte keine Ahnung von dieser Maßnahme; als er einesMorgens kam, ließ ihn der Portier nicht mehr in den Betrieb under wurde auf der Straße abgefertigt.Die Versammlung nahm einstimmig eine Protestresolution gegendie Maßregelung des Angestellten an.Protest der Strastenbahner gegen Dienstverlängerung.Am Donnerstag tagte im.Schwarzen Adler' in Lichtenbergeine vom Transportarbeiterverband(Sektion Straßenbahner) fürBahnhos Lichtenberg einberufene und stark besuchte Versammlung.Der Referent Ortmann wies auf die vor wenigen Wochen er-folgte prunkvolle Einweihung des Straßenbahnhofs Lichtenberg hin.Für die Angestellten sei diese Neueinrichtung eine bedeutende Ver-schlechterung. Durch die Zusammenlegung der Bahnhöfe 18 und 21mit Bahnhof 24(Lichtenberg) sei eine Mehrbelastung von durch-schnittlich zwei Stunden täglich eingetreten. Diese Mehrbelastungsei dadurch erfolgt, daß der Weg vom und zum Dienst eine bedeutendeZeitaufwendung bedinge. Ebenso sei es mit den Ablösungs-stellen, die ganz nach den äußersten Endstationen verlegt seien.Da die Augestellten vor Oktober ihre Wohnungen nicht verlegenkönnten, hätte man erwarten sollen, daß die Direktion der«GroßenBerliner' eine Regelung der Verhältnisse in der Gestalt vornähme,daß der Hin- und Rückweg zum Dienst in Anrechnung gebrachtwürde. Da dies aber nicht geschehen sei, müsse verlangt werden,daß der Dienst so geregelt werde, daß die Zeit des Hin- und Rückwegs mitgerechnet würde, so daß der Durchschnittsdienst für Führerneun und für Schaffner zehn Stunden nicht überschritten werde, wieeS die Direktionsverfügung besagt. Sollte diesem Wunsche nichtentsprochen werden, so müßten die Angestellten gezwungenermaßenzur Selbsthilfe greifen.Der gespendete Beifall bewies, daß der Referent im Sinne derBediensteten gesprochen hatte, was auch durch die Diskussionsrednerbestätigt wurde. Einstimmig wurde eine Resolution angenommen,welche den Arbeiterausschuß beaustragt, im Sinne der vom Referentenvertretenen Forderung mit der Betriebsleitung zu verhandeln. Fallsdiese kein Enlgegenkommen zeigen sollte, wird die Organisations«leilung ermächtigt, die zur Beseitigung der Mängel geeignetenSchritte zu tun.Tarifforderuugeu der Etuiarbeiter.Vor einiger Zeit schon hatten die im Buchbinderverband organi-sierten Etuiarbeiter beschlossen, den Ende September ab-laufenden Tarifvertrag zu kündigen und zugleich eineKommission eingesetzt mit dem Auftrage, einen neuen Vertrags-entwurf auszuarbeiten. Diese Kommission hatte ihren Auftragerfüllt und für Donnerstag eine Versammlung nach den Armin-hallen einberufen, in der die Branchenangehörigen zu den Vor-schlägen Stellung nehmen sollten.— Würzburger begründetedie einzelnen Forderungen, die dahin gehen:1. Die wöchentliche Arbeitszeit ist von 62 auf 50 Stundenherabzusetzen.2. Der Mindestlohn ist um S Pf. auf 63 Pf. pro Stunde zuerhöhen, Arbeiter im ersten Gehilfenjahr sind mit 52 Pf., Arbeite-rinnen, die neu in die Branche eintteten, mit 25 Pf. in den erstensechs Monaten, mit 28 Pf. im siebenten bis neunten Monat ihrerTätigkeit, dann mit 32 Pf., im zweiten Jahr mit 45 Pf. undweiterhin nicht unter 45 Pf. zu bezahlen.3. Arbeiten außerhalb der Werkstatt— Montagearbeiten—sollen allgemein um 20 Pf. höher bezahlt werden.4. Die Lehrlingsskala wurde dergestalt abgeändert, daß künftigauf 5 Gehilfen 1. auf 10 Gehilsen 2 und auf 20 Gehilfen 3 Lehr-linge höchstens kommen dürfen.5. Der paritätische Arbeitsnachweis soll obligatorisch eingeführtwerden. Die Vertragsdauer ist wiederum wie bisher auf 3 Jahrein Aussicht genommen.In der Diskussion trat deutlich hervor, daß die Wünsche derArbeiter noch erheblich weitergehen, aber auf Anraten der Verbands-leitung fanden die Vorschläge schließlich einmütige Zustimmung derVersammlung.Achtung, Töpfer! Soeben geht uns aus Chemnitz die Nach-richt zu, daß die Kollegen gezwungen waren, wegen Tarifbruchsseitens der Unternehmer in den Abwehr streik zu treten. DieUnternehmer werden nunmehr versuchen, auf Umwegen von Berlinund Umgegend Arbeitskräste heranzuziehen. DieS muß auf alleFälle verhindert werden. Kein Kollege darf daher Arbeit nachChemnitz und auch nicht nach der dortigen Umgegend annehmen.Hoch die Solidarität!Filiale Groß-Berlindes Zentralverbandes der Töpfer Deutschlands.Differenzen auf dem Wcrtheimschen Neubau. Zu der Notiz, die wirunter dieser Ueberschrift am 1. d. MtS. veröffentlichten, schreibt unsdie in der Notiz genannte Firma Otto Hetzer in Weimar,es sei nicht wahr, daß auf dem erwähnten Bau Parkettbodenmaterialzweiter Klasse verarbeitet werde, sie habe nur Material erster Klassegeliefert und lasse nur solches verlegen.Daß für das Verlegen des Parkettbodens auf dem Wertheim-schen Neubau nur 75 Pf. pro Quadratmeter bezahlt werden, bestätigtdie Firma Otto Hetzer.?uslanä.Der Textilarbeiterstreik in Katalonien.Die Erwartung, der Streik werde in kurzem durch einen Ver-gleich beendet werden, hat sich nicht erfüllt. Die vorliegenden tele-graphischen Meldungen besagen:Die Ausständigen haben fast einstimmig den Ausgleichsvorschlagdes Ministers des Innern abgelehnt.Die allgemeine katatonische Arbeitervereinigung kündigte für den8. August offiziell den Anfang des Generalstreiks an. MehrereSyndikalisten, welche die Führer des Streiks sind, wurden amDonnerstag verhaftet. Der Belagerungszustand soll verhängtwerden. Bis jetzt ist die Ordnung nirgends gestörtworden.Die Polizei nahm 23 Streikende fest, die sich vereinigt hatten,um den Generalstteik vorzubereiten. Der Gouverneur befahl dieSchließung des OrtsbundeS der Arbeitergesellschaften. Arbeiterinnenverschiedener Berufe fingen heute früh an, sich für den Streik zuerklären. Ihre Zahl nahm am Nachmittage zu. Die Streikendengehen in kleinen Trupps umher und fordern die Arbeiter auf, sichdem Streik anzuschließen. Streikende zwangen ein Elektrizitätswerkzur Einstellung der Arbeit. Der Gouverneur ließ 18 Anarchistenfestnehmen. Eine Abordnung von Arbeitern bat einige Persönlich-lichkeiten in der Stadt um Hilfe. Die Ordnung ist bi! jetztaufrechterhalten ivorden.Soweit die telegraphischen Meldungen. Danach ist also die Ord-nung durch die Streikenden nicht gestört worden. Höchstens könnteman das von dem Eingreifen der Polizei erwarten.ver AerftardeUerltreiK.Verbandstag der Metallarbeiter.Berlin, 8. August.Im„Gewerkschaftshaus" traten heute vormittag die Tele-gierten zur außerordentlichen Generalversammlung des DeutschenMetallarbeiterverbandes zusammen, um zur Werftarbeiter-bewegung Stellung zu nehmen. Als Gäste wohnen derTagung zahlreiche Vertreter ausländischer Organisationen, die andem Internationalen Metallarbeiterlongreß teilgenommenhaben, bei.Verbandsvorsitzender Schlicke- Stuttgart hieß die Teilnehmerherzlich willkommen. Er spricht die Erwartung aus, daß die De-legierten sich bei der Beratung von dem Gedanken leiten lassen, dieInteressen des Verbandes in jeder Beziehung zu wahren. Bei derKonstituierung der Generalversammlung werden Cohen-Berlinund B r a nd e s- Magdeburg als Vorsitzende gewählt; Schlicke!hatte verzichtet.Zur Festsetzung der Tagesordnung wurde von einer ReiheDelegierter beantragt, als zweiten Punkt der Tagesordnung zusetzen: Abänderung des§ 38 Abs. 11 des Statuts, der bestimmt.daß bei Lohnbewegungen die Entscheidungen des Vorstandes bin-dend sind,„wird gegen den Beschluß des Vorstandes die Arbeitniedergelegt, so verzichten dadurch die Mitglieder auf jedwedeUnterstützung".Seizjnger- Mannheim begründete den Antrag mit derNotlvendigkeit, eine Abänderung dieses Paragraphen vorzunehmen.Schlicke wendet sich aus formellen Gründen gegen denAntrag.Der Antrag wird mit 68 gegen 46 Stimmen abgelehnt.GewerKIcKaMicKes.Der Generalstreik in stlailancl.Rom, den 6. August.(Eig. Ber.)Seit dem 4. August haben die Syndikalisten wieder einenGeneralstreik in Mailand proklamiert, der offiziell den Zweck ver-folgt, die Unternehmer der Werkstätten für Eiscnbahnmat-erial, indenen seit Mite Juni gestreikt wird, zum Nqchgebcn zu zwingen.Obwohl sich die Arbeiterkammer offiziell der Bewegung fernhält,umfaßt diese fast alle Schichten der Arbeiterschaft. Bis jetzt haltensich nur die Bäcker, Buchdrucker und das Personal der interprovin-ziellen Bahnen von dem Streik fern. Von den städtischen Tram-bahnen tun nur 25 Wagen Dienst.Es läßt sich nicht verkennen, daß die Mailänder Bewegungimmer mehr einen anarchistischen Charakter annimmt. Die Streikendenwerden von den Führern der Bewegung immer wieder aufgefordert,der Gewalt der Polizei Gewalt entgegenzustellen und die Bourgeoisiezu terrorisieren. Es ist auch bereits zu ernsten Konflikten gekonimen,so in S. Celso, wo die Streikenden emen Kutscher, der einen Wagenmit Eis führte, nötigen wollten, diesen zu verlassen. Dievon einem Major kommandierten Truppen wurden mit Steinwürfenaufgenommen, wobei ein Karabiniere namens Grinfia, der durchemen Steinwurf verletzt worden war, einen Revolverschuß abgab.Durch den Schuß wurden zwei Demonstranten verletzt, anscheinendaber nicht schwer. Die Situation ist derartig, daß jede Stunde eineWendung und die ernstesten Komplikationen bringen kann. In deröffentlichen Volksversammlung, die gestern im Parco Nuovo statt-fand, sprachen außer den Syndikalisten Z o c ch i und De A m b r i Sauch der Anarchist Enrico Malaie st a, der, nach langem Exilaus London eben in sein Vaterland zurückgekehrt ist.Die Arbeiterkammer hat ein Manifest veröffentlicht, in dem sieihre Mitglieder auffordert, sich in den Streik zu fügen. Durch dieseHaltung will man Konflikten unter der Arbeiterschaft vorbeugen, dieunvermeidbar wären, falls die der Arbeiterkammer angeschlossenenArbeiter die Arbeit fortführten. Allerdings fehlte es nicht an solchen,die diese Taktik vertraten, aber man sah von ihrer Annahme mitRückficht auf die große Gefahr neuen Bruderzwistes ab. DieseHaltung der Arbeiterkammer verhinderte übrigens nicht, daß dieSyndikalisten sie in der gemeinsten Weife begeifern und beschimpfen.Der„Avanti" erklärt in seinem Leitartikel, der Bewegung mitlebhafter Sympathie gegenüberzustehen, obwohl er grundsätzlich vonden syndikalistischen Methoden abwei/che. Mt Recht konstatiert dasBlatt, daß die EntWickelung des Syndikalismus in Mailand eineFolge der ausschließlich reformfistischen Richtung des dortigenSozialismus ist. In der Tat hat sich die Arbeiterschaft demSyndikalismus zugewendet, als der Sozialismus gar zu flach undplatt und prakttsch geworden war.*Die gegenwärtige Situation in Mailand beleuchtet dies Tele-a m m unseres Korrespondenten:Die Situatton ist andauernd ernst, die Zahl der Ausständigenwächst beständig. Vor den Fabrikeingängen sammeln sich dieStreikenden. Kavallerieattacken werden gegen die Ausständigengeführt. Ben diesen find viele verwundet, aber auch von denangreifenden Soldaten find mehrere durch Steinwürfe verletzt-200 Personen find verhaftet. Die Syndikalisten erwägen dieProklamierung des Genoralstreiks in ganz Italien. Die Arbeiter-kammer mißbilligt die syndikalistische Agitation, kann sie abernicht hemmen. G i o l i t t i hat es abgelehnt, den Präfekteu zueinem Vermittelungsverfuch aufzufordern, da der Streik aus einergewerkschaftlichen zu einer polittschen Bewegung geworden sei.Berlin und Smgegrnd.Maßregelung eines Fabrikangestellten.Einer Einladung des Verbandes der Bureauangestellten folgend,hatten sich am Donnerstag die Angestellten der Bergmann-Elektrizitätswerke versammelt. Wie der Referent Giebelausführte, hat diese Firma einen Angestellten sofort entlassen, weiler anscheinend eine Kollegin gewarnt haben soll, ihre Rechte durchkleines Feuilleton.Die neuen Trinkwasseranlagen New Aorks stellen eine der be-deutendsten und interesiantesten Schöpfungen der Wafferbaukunst dar.Sie haben die riesenhafte Aufgabe, eine Bevölkerung von über5 Millionen Menschen, die außerdem alljährlich um 140 000 Seelenzunimmt, mit Wasser zu versorgen. Die seitherige, 75 Kilometervon New Dort entfernte Anlage bei Kroton liefert täglichV/t Millionen Kubikmeter; dagegen wird die neue, in einer Ent-fernung von 144 Kilometern in den Katskillbergen gelegene Anlage2'/« Millionen Kubikmeter pro Tag nach New Nor? bringen. Essteht demnach auS beiden Anlagen zusammen ein tägliches Quantumvon 3�/« Millionen Kubikmeter Wasier zur Verfügung, das sind proEinwohner 750 Liter, eine sehr reichliche Versorgung. Indes wirddie neue Anlage nach völligem Ausbau allein 3,4 Millionen Kubik-meter liefern können.Das gesamte WaffergewinnungSgebiet nimmt eine Fläche von2300'Quadratkilometer ein. Es besteht aus vier Bezirken, vondenen zurzeit erst einer ausgebeutet wird. DaS ihm entströmendeWaffer wird in einer riesigen Talsperre, deren Sperrmauer 1418Meter lang und 58 Meier hoch ist. und die 585 Millionen Kubikmeter Wasser zu soffen vermag, angesammelt. Vergleichshalber seierwähnt, daß die llrftalsperre in der Eifel 45 Millionen Kubikmeterfaßt. In einer langen, durch zwei Reservoire unterbrochenen Leitungktrömt nun das Wasser nach New Aork. Die dabei zu überwindendenSchwierigkeiten— Durchbohrung von Bergen, Unterführung unterFlüsien— waren enorm.Eine besonders bewunderungswürdige Leistung stellt die Unter-tunnelung des Hudsonflusies dar. Man mußte dabei bis zu über300 Meter Tiefe vordringen, weil erst in dieser Tiefe Felsgrund,der nötig war. um den riesigen Druck des Wassers auszuhalten, zuerreichen war. Es wurde an jedem User ein senkrechter Schacht' von4,3 Meter Durchmesser bis auf 335 Meter Tiefe gebohrt„nd danndie Enden der Schachte durch einen wagerechlen Tunnel verbunden.Eine Vorliellung von dem Druck, den die Wände des Tunnels aus-zuhalten haben, gibt vielleicht die Mtteilung. daß dieser Druck indem Ouertunnel 44 Kilogramm pro Quadratzentimeter beträgt,während in den Lokomonvkeffeln die Wandungen nur einem Druckvon 12 Kilogramm pro Ouadratzentimeter ausgesetzt sind.Geistliche als Schauspieler. Eine Studie, die Jarro in der„Nazione" über die alten Theater in Pistoja veröffentlicht, machtinteressante Mitteilungen über die mimische Beteiligung der Mit-glieder des Klerus am Theaterleben. Mönche und Bischöfe bautennicht nur Theater und waren an dem Ertrage des Bühnenbetriebesbeteiligt, sondern nahmen auch keinen Anstand, die Geschäfts-führung persönlich in die Hand zu nehmen.' So war bei-spKlsweise der Kanonikus Balthasar Panchiatichi der Direttorde« Opern- Unternehmens, das einige Edelleute PistojaSins Leben gerufen hatten. Daß die Geistlichen imübrigen auch zu den besten Besuchern deS Theaters zählten,erhellt auS der allgemeinen Gepflogenheit, ihnen ermäßigte Eintritts-preise zu bewilligen. In einem Bericht über das Theater vonPistoja schreibt ein Schriftsteller im Juli 1732:«Ich will Euchetwas verraten, das überall gewaltiges Aergernis erregen wird:in unserem Theaterorchester spielen zwei Priester mit. Der eine istder Pfarrer von Brunetli, der den Kontrabaß streicht, und derandere ist der Pfarrer von Giaeomelli, der die Trompete bläst.Unter den Geigern befinden sich ferner ein Sohn des Maestrodi Cappella und ein Abbs au« Tronei.' Und an einer anderenStelle kommt er noch einmal auf die Angelegenheit mitden Worten zurück:„Das Orchester ist gut, es spielen in ihmauch zwei Patres aus Badia mit." Erst in der zweitenHälfte des 13. Jahrhunderts wurde den Geistlichen streng verboten,m Orchestern oder bei Tanzvergnügungen zu spielen und das Theaterzu besuchen. Natürlich ließ sich den geistlichen Herren nicht jedesmimische Gelüste verbieten. Auf den Kanzeln fand es immer nocheine Freistatt, und überall findet seit hundert Jahren und länger dasWort des Goetheschen Faust schmunzelndes Verständnis:„Ja,wenn der Pfarrer ein Komödiant ist, wie das denn wohl zu Zeitenkommen mag'.Humor und Satire.Die Götzen.Herr Zufall und Frau Mode,Euch sing' ich diese Ode!Nur euch auf dieser ErdeGehorcht so Hirt als Herde;Als wahre Herrn der WeltenVerwerft ihr und laßt gelten!Man soll Altäre zündenUnd eure Allmacht künden,So wie's gebührt im LebenDen Göttern, die da geben!Und wenn die Kerzen brennenDann sollen laut bekennenUnd preisen die BeschenktenEuch, die es also lenkten!Soviel sei euch gelasien.Ich aber will euch Haffen.Heiß hassen bis zum Tode.Herr Zufall und Frau Mode!Hanns von Gumppenberg(in„Licht und Schatten").Notizen.,r.~ Theaterchronik. JmJosefKainz-Theater am? Wannse« werden heute nachmittag erstmals die beidenSchaferspiele der Zopfzeit: Gellerts. Sylvia'und Goethes„Laune des Verliebten' aufgeführt. Am Sonntag(zuvolkstümlichen Preisen) nachmittags 6 Uhr:„Iphigenie"; Wieder-holung der Schäferspiele nachmittags 3 Uhr.— Vorbereitet werdenHebbels„GygeS und fein Ring". Eberhard Königs«Gevatter Tod"und Schillers«Die Braut von Messina" mit vielhundertstimmigeinSprechchor.— Im Schiller-Theater Charlottenburgwird die neue Spielzeit am Donnerstag, den 14. August, mitMolnars Komödie«Der Leibgardist" eröffnet, die vorläufig täglichaufgeführt wird.� Graf Hülsen-Haeseler, der Generalintendant, begibtsich, gekräftigt von der Seeluft, mutig auf den Kriegspfad. Er hat der«Deutschen Montagszeitung" wegen eines Artikels den Staatsanwaltauf den Hals geschickt.� Nachtversammlung der Filmdarsteller. An«fang September soll in einer Nachtversammlung, die der Vorstandder Genossenschaft der Kinoschauspieler und der deutschen Bühnen-genossenschast einberufen wird, über die soziale Lage der Filmdar-fteller und über den Abschluß eines Kartells zwischen Bühnengenosscn«schaft und Kinodarstellern beraten werden.— Apparat zur Entdeckung von Metalladern.In Le Havre hat der italienische Ingenieur Ulivi an Bord der Jacht«Henriette" Versuche mit radiobalistischen Apparaten angestellt, mitdenen er imstande sein will, auf dem Lande und unter Wasser, selbstauf große Entfernungen Metalladern zu entdecken, sogar deren Mächtig-keit und Art will er bestimmen können. Der Apparat bringt Explosiv-stoffe, die in den Metalladern lagern, zur Entzündung. Genaueresverlautet über die Erfindung noch nicht, lllivi soll bei seinen Ex-perimenten die Wirksamkeit der ultravioletten Strahlen verwenden.Einstweilen wird man die erstaunliche Nachricht mit dem Wunsch nachrecht genauen Mitteilungen zu lesen haben.— Die Große Pariser Kun st geWerbeausstellung1916. Der ftanzösische Ministerrat hat im Prinzip der Organisationder Großen KunstgewerbcauSstellung in Paris für das Jahr 1916seine Zustimmung gegeben.— Eine Tropf st einhöhle entdeckt. Auf der linkenSeite der oberen Donau zwischen Mühlheim und Neuron ist inder StephanShöhle eine neue Höhle mit einer außerordentlichen Füllevon Tropfsteingebilden entdecke worden, die schnell begehbar gemachtwurde. Die Stalagmiten haben eine Höhe von fünf bis sechsMeter.Von der Zensur verboten ivurde der von demTheater Folies Caprice zur Uraufführung erworbene Schwank„DieLiebesgabe" von Otto Härting und Egon Strasburger.— Landhebung 0 de r Meersenkung? Der GeologeWittich hat auf der südafrikanischen Insel Magdalenaeine erhebliche Acuderung der Uferlinie des Meeres festgestellt. In210 Meter Höhe fanden sich massenhafte Reste vonSeetieren. Auch zeigten alle Höhen ebenso wie die schluchtcn»artigen Täler, Auswaschungen. BrandungSformen, Pilzselsen usw.,die sich bis zum Meeresufer fortsetzen. Es steht noch nicht fest, obsichs um eine Landhebung oder um einen Rückgang de» StillenOzeans handelt.