Einzelbild herunterladen
 

Eugene Delacroxx. Zu seinem fünfzigsten Todestage am 13. August. Man hat Eugene Delacroix den Maler der Revolution genannt. Man dachte dabei an sein von Leidenschaften durchs zucktes Barrikadenbild, an diese gigantische, fleischlich schwel tende Freiheitsgöttin, die über getürmte Leichen sieghaften Schrittes vorwärts eilt und die Trikolore wie verzehrenden Fackelbrand über sich schwingt. Man dachte dabei an die ungc- benreit Erplosionen des Fanatisinus, die aus allen seinen Bildern herausschlagen' man dachte an die chaotischen Dra men, zu denen er Menschenmaffen ballte und Licht und Finster ms ineinanderstürzen liefe. Er war ein Romantiker der Re Volution, dieser Aristokrat und Anbeter der Klassik.Racine war ein Romantiker für die Leute seiner Zeit! für die Ewig keit, für uns, ist er ein Klassiker, das will Heifeen, er ist voll kommen." So steht es im Tagebuch des Delacroix, dieser Bibel der modernen Malerei. Er hat sich weder für einen Re- volutionär noch für einen Romantiker gehalten er wollte ein grofeer Könner, ein Vollender, ein Meister sein:Die wahre Gräfes läfet keine Exzentrizität zu: Rubens wird von seinem Genie mitgerissen und gibt sich Uebertreibungen hin, die durch- aus im Sinne seiner Idee und immer in der Natur begründet find. Sogenannte geniale Männer, wie wir sie heutzutage sehen, die affektiert und lächerlich sind, bei denen sich Ge- schmacklosigkeit und Aninafeung den Rang streitig machen, deren Idee stets von Wolken verdunkelt ist, und die sogar in ihre Lebensweise diese Verschrobenheit hineintragen, die sie für ein Zeichen von Talent halten, solche Männer sind mir Gespenster . Weder Racine noch Mozart noch Michelangelo konnten in dieser Weise lächerlich sein. Das gröfete Genie ist nichts als ein hervorragend vernünftiges Wesen." Das sind Grundsätze, die fast einen Akademiker vermuten lassen, und doch hafete dieser kühl denkende Universalist das Schema der Davidschule und wurde wie kein anderer der Zer- störer ihres Ruhmes. Delacroix , ein Weiser, der in faustische Tiefe stieg und die blutigen Schauer einer ekstatischen Poesie durchlebte, der den zupackenden Naturalismus und die gro- teske Derbheit Shakespeares artverwandt liebte, um zugleich mit trunkener Hingabe auf Dantes Höllenspuren zu wandeln, Delacroix , diese höchste Gymnastik der Persönlichkeit, besiegte den Maler, der, historisch angeschaut, der eigentliche Tiener und Repräsentant der Revolution war, er besiegte David. Er besiegte diesen Maler und dessen Stoffkreise. Denn das ist nicht Revolution, dafe einer Marat porträtiert: vielmehr: wer die Elemente des Bildes, die Linien, die Farben, die Massen und das Licht, aus allen bisher dagewesenen Regeln entrenkt, um sie dann nach einem neuen Schöpfungsthema herrlich zu gestalten, das ist der wahre, der produktive Revolutionär. Als Holbein Heinrich VIII. so malte, als wäre er ein gepflegter Kaufmann, als er die Redlichkeit des Pinsels nicht dämmte vor der Würde des repräsentativen Gewandes, da stürzte die aristokratische Malerei in sich zusammen, da war die moderne Kunst am Bildnis eines Königs zum Licht geboren. Was David tat, war kaum eine Fortsetzung dessen, was Holbein erstritten hatte. Delacroix aber war ein Fortsetzer des Holbein und zugleich ein Ernteeinträger von den Schlachtfeldern Tizi­ans, Rubens und Rembrandts . Im Jahre 1822 überraschte der damals vierundzwanzig- jährige Delacroix, ein Freund Gsricaults, die Besucher des Salons durch eimeiftsstzliches und doch heldenhaft großes Bild, durch die Barke, auf der Virgil und Dante über die blut- schweren Wogen des Kokytos ihre furchtbare Reise machen. Es war ein Bild von der wahnsinnigen Angst der Ertrinken- den. durchrissen von dem gieren Schrei derer, die sich ewig verloren fühlen. Sie klettern mit Ungestüm am Rand des Kahns in die Höhe, sie schlagen ihre Nägel in das herzlose Holz, sie beißen mit den Zähnen in das Rettung verheißende, aber vorüber schwindende Gefährt. Unter solchen Gesichten sich windend steht Dante: seine vorgestreckte rechte Hand klagt laut: seine linke tastet sich zu dem Begleiter. Diese tastende Linke, die von Virgil empfangen wird, gibt das Zentrum des Bildes: diese beiden Hände sind der Kontrapunkt der Ruhe, die erlösene Einheit und die schöne Seligkeit inmitten eineS verheerenden Sturmes der Dualen und der Rache. Wie ein Gebirge ist die Komposition dieses Bildes:Denn, was heißt denn komponieren? Das heißt, mit Allgewalt und Urkraft das Zusammengehörige zusammenzufügen." Delacroix schich- tet die Plane und läfet die Massen auseinanderquellen, er macht Ströme durch seine Bilder kreisen und macht, daß diese Ströme sich finden und vermählen. Dabei vergißt er nie des einzelnen. Auf demGemetzel auf Chios ", das die entsetzten Zeitgenossen eine Abschlachtung der Malerei nannten, gibt es eine Gruppe von unvergänglicher Schönheit: die sterbende Mutter mit dem hungrigen Säugling an der weit entblößten Brust. Wie ein heiliges, seliges Land in weißer Morgenklar- heit lebt dieser Frauenleib, während der Tod ihn unsichtbar zerfetzt. Delacroix liebte die Körper der Frauen: er begnügte sich nicht mit der schönen Linie des Ingres . Delacroix nimmt und erobert den Körper des Weibes mit all der Herrlichkeit seines Fleisches und der vollklingenden Musik seines Blutes. So hat er die unvergeßlichen Frauen in demAlgerischen Frauengemach" gemalt, ein Vorläufer Renoirs, ein jauch- zender Prophet der Sinne, dessen unbändiges Temperament aber ergriffen sich neigt vor der prädestinierten Notwendig keit der Form, wie sie in einer. Beugung der Beine oder in eine Ueberschneidung der Gelenkknöchel sich offenbart. Er war in Algier gewesen: die Farbenpracht des Landes, die heftige Beweglichkeit und die Abenteuer, die der glühende Wüsten- wind vor sich her trieb, hatten den Maler der Dantebarke zum Gefangenen gemacht, um ihn, der auf jenem ersten Bild noch in Braun schwamm, farbig zu erlösen, um so zu voll- enden, was die Sieger der italienischen Renaissance in dem ersten modernen Maler begonnen hatten. Von nun an schwelgt Delacroix in Blau und Drange, in Grün und Violett: in einem Blau, das vom Sturni des Meeres gezeugt scheint, in einem Violett, hinter dem die- monen Grauenvolles wirken. Er hat denChristus auf dem Meere" gemalt: in einer unerhörten Diagonale steigt das Boot vom unteren zum oberen Bildrand. Die Wogen häm- mern mit titanischer Wut gegen die morschen Planken: die Wasser schlagen in das sinkende Innere. Es reckt sich einer unter Schmerzen und schleudert die Arme gegen den Sturm: es steht einer aufrecht, um dessen Körper, wie um eine zer- brachen« Achse, der Mantel sich schraubt. Und einer liegt und schläft und ist umstrahlt von einer Süßigkeit der Farbe, die uns anbeten macht. Van Gogh hat den Genezarethsturm des Delacroix unendlich geliebt:Er, der Christ, mit seiner Aureole in fahlem Zitron, schlafend, leuchtend, in einem Flecken von dramatischem Violett, traumreichen Blau und blutigem Rot..." Delacroix war ein unermüdlicher Ent- decker der Farbe: in seinem Tagebuch wimmelt es von Stellen, die uns dies Entzücken seiner Augen mitteilen:Ich sehe von meinem Fenster aus einen Parketeur, der bis zum Gürtel nackt in der Galerie arbeitet. Ich beobachte, indem ich seine Farbe mit der der äußeren Wand vergleiche, wie farbig die Halbtöne im Fleisch sind im Vergleich mit den leblosen Materien. Ich konnte dieselbe Sache vorgestern auf dem Platze von St. Sulpice beobachten, wo ein Gassenjunge auf die sonnenbeschienenen Gestalten des Springbrünnens geklettert war; mattes Drange im Licht, das lebhafteste Violett in der Schattengrenze und goldige Reflexe in dem Schatten, die dem Boden zugewandt waren. Das Drange und das Violett herrschten abwechselnd vor oder vermischten sich. Der goldige Ton hatte etwas Grünliches." Man erfährt aus solch einer einzigen Notiz das ganze Wesen dieses ungeheuren Mannes, der die Natur mit glühender Hingabe umarmt, und der sie zugleich emporreißt zu den Sternen seines eigenen Willens, Er ist Naturalist im äußersten Maße des Begriffes und ist zugleich ein Dichter von unbegrenzter Phantastik. Er sieht die wilden Tiere auf dem gelben Sand Afrikas , sieht ihr zermalmendes Beißen und die schnellende Sprungkraft ihrer verhängnisvollen Schenkel. Vom Furor des Jäger? rettungslos ergriffen, hetzt er die Bestialität auf seine Lein- wand: aber während er dies tut-, wandelt sich das tosende Naturbild zu einer Vision des Unpersönlichen und des Zeit- losen: er malt eine Apothese aller feurigen und furchtbaren Kräfte des Universums. Diese Doppelseeligkeit, die, aus zwei Wurzeln quellend, um das hohe Ziel der Form,- um die Vollendung, ringt, sie ist es, die aus Delacroix den Romantiker der Revolution macht. Das hat bisher niemand klarer und schöner gesagt, als Karl Scheffler , der im Louvre dss Geheimnis der französischen Malerei sich gewinnt. Er schreibt über G6ricault und Tela- croir:Romantisch waren sie nicht, weil sie der Linie Ingres die Farbe entgegensetzten und fernschweifend ihre Stoffe wählten, sondern weil ihre Uebergangsstirnmung sie trieb, zwei Tinge zugleich zu vollbringen: das Visionäre und das Naturalistische, das Melodische und Harmonische, das Zeich- nerische und Malerische, das Klassische und Moderne." Robert Breuer. £kr!in-Kagäacl. Die ungeheuerliche Heeresvcrmehrung ist unter Dach und Fach und triumphierend schlägt der deutsche Imperialismus mit der Faust auf den Tisch: sein Auge sieht den Himmel oder vielmehr die Erde offen und sein Herz schwillt von Eroberungsgclüsten. Die Verabschiedung der Heeresvorlage entlockte bekanntlich derKölnischen Zeitung " den Aufschrei des Entzückens, jetzt habe Deutschland die Hände frei für seine Aufgaben in Afrika und Asien , und von demselben Geist ge- tragen ist ein soeben erschienenes Broschürchen von einem Dr. K. von Winter st etten(Berlin -Bagdad . Neue Ziele mitteleuropäischer Politik. Erschienen in I. F. Leh- manns Verlag, München . Preis 1 M.s, das zwar an sich politisch wertlos ist. aber deutlich zeigt, wohin nach dem Willen nicht einflußloser Schichten der herrschenden Klasse in den nächsten Jahren die Reise unserer auswärtigen Politik gehen soll. Mit den R o h r b a ch und I a e ck h bindet Herr v. W i n t e r st e t t e n zu Beginn seines Schriftchens unwirsch genug an. Zwar sind auch sie waschechte Imperialisten, denn wenn sie sich auch als ftiedliche Bahnbrecher des deutschen Kapitals in fernen Landstrichen aufspielen, so weiß man doch nur zu gut, daß dem Kaufmann der Soldat und der Lokomotiae die Kanone zu folgen pflegt. Aber trotzdem er- scheinen diese Herrn von W i n t e r st e t t e n als die Vertreter desdeutscheu Willens zur Ohnmacht", und in der Tat läßt sich ihnen ein gewisser Mangel an Folgerichtigkeit nicht ab- sprechen. Besonders R o h r b a ch hatte immer den Gedanken geliebkost, daß, wenn es einmal zwischen Deutschland und England zum Klappen käme, die Türkei die britische Macht in Aegypten an ihrer kitzlichsten Stelle angreifen und die Etappen- straße zwischen Indien und dem Mutterland in der Mitte durchschneiden werde. Im Frühjahr 1912 schrieb er darum noch: Es versteht sich von selbst, daß weder Deutschland noch Oe st erreich einer Niederwerfung der Türkei f r i e d l i.ch würden zusehen können. Die Vernichtung der Türkei würde das europäische Gleichgewicht in einer solchen Weise zugunsten Englands und seiner Teilhaber verschieben, daß die von der Einkreisung betroffenen Mächte gerade einen Schlag gegen die Grundlagen ihres politischen GroßmachtdaseinS er» hielien. Für uns wie für die Ocsterrcicher wäre also der absolute Kriegsfall gegeben..... Aber als der Herbst kam ins Land, brach die türkische Herrlichkeit zusammen, ohne daß Deutschland und Oester- reich das Schwert zogen, und nun mühte sich Dr. I a e ck h» der politische Milchbruder R o h r b a ch s, um den Nachweis. daß sich derart alles zum Besten gewendet und daß vor allem dergroße" Ki d c r l e n- W a e ch t e r an derglänzenden" Stellung Deutschlands das entscheidende Verdienst habe. Aber Herr v. W i n t e r st e t t e n ist nicht nur im tiefsten Grunde mit den Männern unzufrieden, die über deutsche Aus- friede. Nachdem die meisten totgeschossen. Und Ströme roten Bluts vergossen, Haben die lieblichen Genossen Den Frieden endlich abgeschlossen. Was ward in diesem Krieg errungen? Bald wurde der, bald der bezwungen! Milliarden Goldes find verschlungen Und Hunderttausend braver Jungen. Jetzt kommt die Frage, die uns peinigt:. Bleibt dauernd dort die Luft gereinigt? Sind dort die Völker nun geeinigt? Und wer ist's, der uns das bescheinigt? Ihr Großmächte! Verderbt den Brei nicht, Und duldet neue Schweinerei nicht! Wie wär's, wenn ihr euch darob einigt: Wer weiter stänkert, wird gesteinigt! _ Alfred Scholtz. Der Lehrling. Von Pierre Broodcooren». .Nun kiek dock, eener! Da pennt' e' in der Sonn- im' wollt sich wie'ne Eidechse! Nich' wahr Kleener. als ob's weiter mfcht zu tun gäbe!" Mit weiten Schritten nahte Melie vom Schweinestall her. ihre roten, knochigen Hände am Besatz ihres baumwollenen Rockes abwischend. Sie hatte den alten, rostigen Eimer, auS dem sie die Schweine gefüttert, nahe bei der Tonne, wo Flora nistete, unter den Stroh. schuppen geworfen. Und nun stand sie da, die Beine gespreizt, die nackten Füße in ein paar enormen Männerholzschuhen. die Fäuste auf die Hüften gestemmt, den zurückgeworfenen Kopf nach vqxn gerichtet und wütend ihre schwindsüchtig schmalen Schultern zuckend. Eben kam die alte Papette, auf ihren Vogelkirschholzstock ge- stützt, von der anderen Seite der Düngergrube her aus ihrer Ba. racke hervor..--m. Mit einer windmühlenflügelartigen Handbewegung lud Melie sie ein. herzukommen und zu sehen, auf was für eine Weise Nestor den Rest der Ferien genoß. »So'n Stromer!" Mit leidender Miene, die Hände in den Taschen und matten, rotgeränderten Augen, lehnte der Bursch an dem morschen Scheunentor und wärmte sich in der Sonne, die drüben zwischen den Pappeln durch ein kupferfarbenes Gewölk hindurchstrahlte. Den ganzen Monat, den er nun schon da war, war cS wohl das erste bißchen Frühlingswärme, das seinen armen, dürren, zu frühzeitig in die Höhe geschossenen und von Blutarmut ausge- zehrten Knabenkörper küßte. Ein Wohlbehagen lullte ihn ein. fast eine tierische Lässigkeit. Er gab sich ihr hin mit geöffnetem Mundo, die Augen halb ge- schlössen, um so bereitwilliger, als der Augenblick seiner Abreise nahe bevorstand. 'ne geschlagene V-rtelstunde schrei ich nach'm!" keifte Melie, die blöden Augen hinter den blinden Gläsern ihrer Brille.Vor. wärts! Mach' Dich uff!! Die Kuh muß reingeholt wer'n, ahles Faultier!" Nestor zitterte. Er schickte einen schiefen Blick nach den dürren Schienenbeinen seiner Mutter hin. Trockner Kuhmist klebte dran und Erde. Nachlässig spuckte er zur Seite auf den KieS. zog die Mütze über feinen spitzen Schädel und entfernte dann, den Rücken schon krumm gezogen, die Schulterblätter von dem Scheunentor, die sich spitz durch den abgetragenen glänzigen Stoff seiner Jacke durchzeichneten. Nee.'S gloobtS een' keener, Papette,'S gloobtS een keener." schrie Melie der Nachbarin ms Ohr. Das iS nu' schon sechzehn un' so viel nütz- wie e' Floh!" Ju, ju," speichelte die Achtzigjährige über ihrem spitzen Kinn. Ein stummes Lachen öffnete mit einem schwarz klaffenden Spalt die pergamentfarbene, runzlige Haut ihrer dünnen, blauen Lippen. Ein Zucken machte ihren alten mongolischen Hexenkops schüttern. Ihre wimperlosen Augen zwinkerten boshaft. Schmutzig. gelbe, hier und da weiße Haarbüschel drangen durch das schwarze Netz, das ihre Flechten hielt. .Hör' nur, Papette. Heite frieh schickt'n Nenesie die drei Löcher von den gefällten Birken auf unser Wiese drüben ibber'm Bache zumacha verstehste. Hot doch mei' Mann selber'nausge- mutzt?! Mach' d'r:' Begriff! Aber laß'n bloß zurückkomme. Dann wird er'm schon zeige, wie lieb er'n Hot. Aber gründlich!" Sie krümmte die Hand, um dem schwerfälligen Geiste der Greisin ihre Klagen besser einzuprägen. Die Alt- sagte nichts, sondern fuhr nur fort, stumpfsinnig mit dem Kopf zu wackeln, ihr stummes Lachen um den zahnlosen Mund. Aber da kam Gritte, im Hemd, mit zerzaustem Haar, die Arme in der Luft. Das Zickenlamm war ausgerissen und fraß drüben im Gemüsegarten den jungen Salat ab. Maleer un' kee' Ende!" Melie ließ Papette stehen und rannte zum Gärtchcn hinüber. wobei ihr von Erde beschmutzter Rock ihr die mageren Schcnlel schlug. Nestor, der sich eine Hoselgerte abgeschnitten hatte, ging mit trägen Schritten zur Wiese hmab, wo die schwarze weidete. Obgleich durch all die Rippenstöße, die er von kleinauf be» sehen hatte, viel zu eingeschüchtert und viel zu zermürbt von der täglichen Feldarbeit, als daß er sich noch viel hätte auflehnen können, drückte ihn doch eine-unbestimmte Traurigkeit. Anfangs März war er aus der Glashütte zurückgekehrt, da? Kreuz verrenkt durch eine Arbeit, die über seine Kräfte gegangen war, die ganze rechte Seite verbrannt durch das heiß: Eisen, da-? einer von den großen Burschen nach ibm geschleudert hatte, aus Wut, weil Nestor ihm nicht gleich die Rollkugel'rübergereicht hatte. Ach diese Glashütte war der Alb der Lehrbuben, die von allen vier Himmelsgegenden des Landes hier zusammengekommen waren, um auf Gnade und Ungnade widerstandslos den Bläsern auSge- liefert zu sein, großen Kerlen, die durch ihre abstumpfende Arbeit viehisch roh geworden waren. Mit ihm, Nestor, gings ja noch an. Er verstand die Vor- schritten über den glühenden Schlünden der Zrittöfen. oder den Schmelztischen mit ihren Walzen, die gesprungen waren und die Kappen verloren hatten. Aber die Flamländer waren zu bedauern: sie mußten oie kurzen barschen Zurufe der großen Burschen mehr erraten, weil sie ihr grobes Platt nicht verstanden.. Viele von ihnen mußten wieder von der Glashütte sortge- nommen werden; ohne Zweisei wären sie sonst den Prügeln und der Höllenglut der Oefen erlegen, wo einen der leuchtenoe G as- fiuß blendete wie Sonnenglast.,... Als er krank, matt und fieberschau-rnd nach Bruh-r-s zurück- gekehrt war, hatte Nestor erklärt, daß« ft'n �ehlingSbla.rovr nicht wieder in die Hand nehmen werde, nachts von erner wahren HM-nvision gepeinigt in der die M-nsch-n zn gleicher Z-'t m.t dem Soda und den Kieseln zu schmelzen und nch m den feuerfesten irdenen Töpfen zu krümmen schienen. Wie?" hatte Melie vor Wut außer sich gestammelt.Wie. du schlechter Lump, ou willst mch'dder retour? Hast s woll in' Kopp gelriegi, weil de dir'S S-md- verbrannt hast un' n' Weh. wechen ans Fell gekriegt� hast! ktt JC""*! etwa ein, daß du dein' Kopp durchsetzt!" Er vergäße wohl, da? d-r erste Monat Lohn verloren wäre. wenn er, ehe-in halbes Jahr Arbeit voll wäre, nicht von neuem in die Listen eingetragen wäre und nicht von neuem jeden Morgen seine numerierte Kupfermarke von der Tafel genommen hätte. �mn daS war mit Madam Zebu, der Vermittlerin, auSge- macht worden, die den Schnapsladen zu denDrei Talern" auf dem Marktplatz innehatte. So sind die Bedingungen", hatte diese würdige Person be- tont indem sie mit einem Blick diesen schmächtigen Nestor ge- mustert hatte, den Melie und Nenesie, angetan mit ihrem Sonn. tagsstaat, ihr vorgestellt hatten.Ihr Junge wird seine zwei Francs fünfzig pro Tag kriegen wie die anderen, Nur muß er