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andspolitik schreiben, sondern mehr noch grollt er denen, die die deutsche   Auslandspolitik machen. Dreimal setzte, so klagt er, die deutsche   Weltpolitik zu großen Taten an: 1896 mit dem Krüger-Telegramm, 1898 mit der Orientrcise Wilhelms II., 1905 mit der Fahrt des Kaisers nach Tanger.  Dreimal wurde das Fähnlein an die Stange gebunden und dreimal in aller Stille niedergeholt. Südafrika  , Marokko  , der Islam   verloren!" Das liegt eben daran, daß unseren Männern an der Spitze der rechteWille zur Macht" fehlt. Die Rüstungsvorlage wurde mit einer Kanzlcrrede begründet, der jeder große Zug mangelte und die aus lauter Gemeinplätzen bestand, und bei der Balkankrise ini Herbst 1912 hat die deutsche Staatskunst ganz jämmerlich versagt. Wenn Herr v. Winter st etten damals der deutschen  Politik die Richtung hätte weisen können, wäre alles ganz, ganz anders gekommen: Beim ersten Ueberschreiten der Grenze des Sandschak durch die Serben hatten die beiden Kaisermächte im Verein mit Rumänien   zu mobilisieren, Oe st erreich hatte den westlichen Balkan   zu besetzen, Serbien   mußte zwischen Oesterreich  , Rumänien   und Bulgarien   geteilt werden, und es war ein festes Schutz- und Trutzbündnis zwischen den Kaisermächten, Rumänien  , Bulgarien   und der Türkei   zu errichten. Die Türlei hätte die Schutz- Herrschaft Oe st erreich? über den westlichen, Bulgariens   über den östlichen Balkan   gegen eine entsprechende Zahlung anerkannt, die ganze Welt hätte diesen un- geheueren Waffenbund nicht anzugreifen gewagt, an der Grenze Aegyptens   wäre sofort eine Truppen- macht zur wirksamen Abschreckung Englands aufgestellt worden Balkanfrage, Oricntfrage und Welt- friedensfrage wären mit einem Schlage gelöst gewesen. Das Ei des Kolumbus, nur daß dieses Ei leider faul ist! Denn durch eine derart grotesk zutappende Politik wäre die Geltfriedensfrage allerdings gelöst gewesen nämlich im Sinne des Weltkrieges! So aber muß Winierstetten. der lediglich aus dem Gesichtspunkt des Gegensatzes zwischen denKapitalistenklassen Deutschlands und Englands die Dinge visiert, den Schmerz konstatieren, daß die Abschneidung des Balkanwegcs für Mitteleuropa   die Blockade und die Aushungerung und für Desterreich-IXngarn die immer schnellere Slawifierung bedeutet. Doch es gibt noch einen Weg zur Rettung. Statt daß wir uns von dem schwarzgelben Bundesfreunde trennen, der uns mit seiner so tollen wie törichten Balkanpolitik von heute auf morgen wieder in ernste weltpolitische Händel verwickeln kann, müssen wir ihn uns, doziert Winter st etten, fester angliedern. Der Nationalitätenstaat Oesterreich- Ungarn mit seinen Tschechen, Slowenen, Kroaten  , Rumänen, Polen  , Ruthenen und Magyaren soll einfach in den deutschen   Staaten- bund aufgenommen werden! Da die Völker der Donau- Monarchie diesem Unsinn natürlich widerstreben würden, muß die Hosburg, ein echter Imperialist weiß überall Rat, den Staatsstreich anwenden. Dann ist innerhalb dieser militäri- schen und auch zollpolitischen Ländergemeinschaft das Uebcr- gewicht der Deutschen   über die Slawen ganz erdrückend, und zuni zweiten läßt sich dann immer noch nachholen, was 1912 versäumt worden ist: die Türkei   muß militärisch und politischganz in eine führende Hand" genommen, das heißt: ganz und gar unter deutschen   Einfluß gebracht werden, Serbien   ist aufzuteilen, und eS ersteht das deutsch- österreich­türkisch-rumänisch-bulgarische Bündnis. das die Spitze seines Schwertes natürlich gegen England kehrt. Tie westere Folge ist die Besiedelung Kleinasiens   mit deutchen Bauern, ein Deutsch-Kleinasien. der Weiterbau der deutschen  Bagdadbahn bis zum Persischen Golf, und Vom Persischen Meerbusen aus hätten wir die Möglichkeit. auch den holländischen Kolonien Schutz zu gewähren, wodurch sich Holland   wohl früher oder später veranlaßt sieht, sich dem mitleleucopäischen Bündnis anzuschließen. Belgien  , dessen Lage ganz ähnlich ist. dürfte sich dann gleichfalls anschließen, so daß von der Rhein  - bis zur Doiiaumiindung ein geschlossenes Wirtschafts­gebiet entstünde. Das wäre die Weltherrschaft des deutschen   Kapitals! Denn von dem kleinen Belgien   abgesehen, stehen alle die Staaten, die in dasmitteleuropäische Bündnis" einbezogen werden sollen, in der industriellen Entwicklung weit hinter Deutschland   zurück oder sind gar in ihrer Mehrheit rem agrarische Länder. Dann würde die Profitrate hinaufschnellen, dasNationalvermögen" der besitzenden Klasse sich reißend vermehren und der Kapitalist sich behaglich das satte Bäuch- lein streicheln. Aber so verlockend das Ziel für die deutsche Kapitalisten- klaffe sein mag. so wahmvitzig ist der Weg. In Winter- stc tte n s Ausführungen glaubt man die Blasen zu erkennen, die aus einem kranken Hirn anssteigen, und es lohnt wahr­haftig nicht, die tausend Punkte aufzuzeigen, an denen in der rauhen Wirklichkeit seine Seifenblasen zerplatzen müssen, ganz zu schiveigen davon, daß sich mit den jüngsten Ereignissen die politische Konstellation auf dem Balkan   schon wieder goivandelt hat. Aber es lohnt und ist angebracht, diese Eroberungs- Politiker und Kriegshetzer denn hinter jedem der Vorschläge Winter st ettcns lauert der Krieg mit England! bei­zeiten anzunageln, ehe sie größeren Einfluß gewinnen und ehe die offiziellen Kreise aus ihren Gründen sich einige heraus- picken, um eine neue Rüstungsvermehrung zu verlangen. Auch W i n t e r st e t t e n s A und O ist: die Militärvorlage war gut, aber noch wichtiger ist eine Verstärkung der Flotte! Vor allem allem muß es sich deshalb die Arbeiterklasse als die einzige wirkliche Hüterin des Weltfriedens angelegen sein lassen, diesen gemeingefährlichen Burschen auf die Finger zu paffen und ihnen gegebenenfalls fest darauf zu klopfen. Vom �adnnarkt des Lebens. Rerr v. Jagov? gefilmt. Berlins   berühmter Polizeipräsident hat sich nun auch filmen lassen, lind zwar mit der bekannten Kino-Darstellerin Asta Nielsen  zusammen. Leider aber soll dieser Film der Oeffentlichkeit vor- enthalten werden, denn eS handelte sich einstweilen um ein gnädiges Späßchen des gestrengen Herrn Polizeigewaltigen von Berlin  . Jammerschade, daß Herr v. Jagow diesen Film der Oeffentlich- keit unterschlagen lassen will. Denn sicherlich wird er auf dem Film doch eine vorzügliche Figur machen. Hat er doch ganz die große. wertausholende Gebärde, die dem Film-Schauspieler unentbehrlich ist. Die fürs Kino agierenden Komödianten müssen sich die- Gebärden- spiel erst mühsam vorm Spiegel einstudieren; Herr v. Jagow da- gegen ist von der gütigen Vorsehung mit der großen Gebärde von Haus aus begnadet worden. Und schade auch, daß Herr v. Jagow erst so spät für sich den Film entdeckt hat. Wäre eS doch so schön gewesen, wenn er sich scbon seinerzeit mit Frau Tilla Durieux   hätte filmen lasse». Herr Alfred Korr würde sicherlich den Text zu dieser Filmkomödie ge- schrieben haben. Wunderschön hätte sichs sicherlich auch gemacht, wenn Herr v. Jagow sich damals hätte filmen lassen, als er den historischen Erlaß gegen die Straßendemonstrationen komponierte. In seinen markanten Gesichtszügen und seinen Gesten würde sich die staatS  - erhaltende Denkarbeit sprechend gespiegelt haben, als ihm die geniale Entdeckung zuerst durch die Moleküle des GehirnS blitzte:.Die Straße gehört dem Verkehr." Und die Gebärde:Neugierige werden gewarnt" wäre sicherlich eines Cäsar, eines Napoleon   würdig ge- Wesen. Die Talmihelden de? Films hätten aus der Haltung eines wahrhaft Großen Unendliches für ihre Kunst lernen können. Ja, die die ganz« Schauspielkunst hätte rückwirkend durch solchen Jggow- Film besruchtct werden können. Was bedeuten die armseligen Regie- kllnste eines Reinhardt gegen das Genie geborener Größe! Vielleicht überlegt sich Herr v. Jagow deshalb doch noch einmal die Sacke und gibt den geheimen Jagow-Film der Oeffentlichkeit preis. Und vielleicht entschließt er sich sogar dazu, seine künftigen Erlasse dem Volke durch Film-Jllustrationen zu eindringenderem Verständnis zu bringen. Denn solche Erlasse wollen nicht nur gelesen, sie wollen erlebt sein. Vermutlich wäre dann auch der endlose Streit darüber, ob das Kino Kunst- und ErziehungSwert besitzt, mit einem Schlage im positiven Sinne entschieden. Namentlich auch für Herrn Jagow selbst. Denn nach der Narional-Zeitung", der wir diese interessanten Tatsachen entnehmen, soll der Berliner   Polizeipräsident sich über das in Frage stehende Kulturproblem noch einigermaßen zurückhaltend zu äußern geruht haben. Von einer Schädlichkeit oder Unschädlichkeit im allgemeinen könne man nickt so ohne weiteres sprechen; jedenfalls aber sei nötig,die Vorführungen in geeigneter Weise zu überwachen". Die Zensur sei allein geeignet, Schädigungen für unser Volksleben zu verhindern. Da- sind wenigstens gewichtige Weisheiten, die unS in etwas über die Geheimhaltung des Jagow- Films zu trösten vermögen. In der Tat: Ueberwachung und Zensur sind die richtigen Mittel, um die Volksseele vor Filmvergiftung zu schützen. Ueberwachung und Zensurverbote wie bei der geplanten Aufführung des Rosenowß'chen Stückes»Die im Schatten leben",>vie bei Ver- Hinderung des skandalösen Vorhabens, Kirchenmusik in derNeuen Welt" aufzuführen, diesem Nevolutionsexerzierplatz der roten Rotte. Mögen dieFreien Volksbühnen" und andere Unzuchtstätten sogenannter Kunst davon faseln, daß die Massen am besten durch künstlerische Erziehung gegen das Film-Gift immunisiert werde» könnten. Die Kunst dem Volks läHerlich l Ueberhaupt Kunst, polizeilich nicht genehmigter Begriff! Kunst sollte egalweg nur von Offizieren a. D. wie Major Lauff exekutiert werden dürfen denn Zivilkunst endet doch fast stets in Gosse. Volk ist durch Polizei zu schützen, durch Ueberwachung und Zensur. Am besten, Kino wird überhaupt verstaatlicht und dem Reichsverband zur Bekämpfung der Sozialdemokratie ausgeliefert. Dann ist auch Zeit für Jagow-Filme gekommen.__ Hriftokratifcbe CKohltätighdt. In Paris   hat sich vor einigen Tagen eine Burleske ab- gespielt, bei der das soziale Elend den>stoff zur Belustigung des Mobs abgeben mußte. Die Polizei war wieder einmal, wie bei der Erstürmung desForts Chavrol", aufgeboten worden, um ein Haus auszuräuchern. Nicht antisemitische Hans- Würste oder Banditen aber galt es aus dem Hause zu ver- treiben, sondern obdachlose, kinderreiche Proletarierfamilien, denen der Zufall eine Unterkunft in einem Palais be- schert hatte. Die Geschichte hatte sich so zugetragen: Im elegantesten Teile von Paris   hatte die schwerreiche Gräfin La Rochefoucould ein Palais gemietet gehabt. Da sie jedoch mit dem Besitzer des Palais in Zwisttgkeiten geraten war, räumte sie das Ge- bäude, obwohl ihr dasselbe nach ihrem Kontrakt noch 1'/, Jahre zur Verfügung stand. Die hochgeborene Dame sann nun auf einen Streich, um sich an dem PalaiSbesitzer zu rächen. Sie wendete sich an einen Monsieur Cochon, denSchutzengel aller boykottierten kinderreichen Familien", der ihr schleunigst acht obdachlose Familien mit 35 Kindern nachwies. In Frankreich  jammert die Bourgeoisie ja auch sehr über den Geburten- rückgang und der Staat setzt sogar Prämien für kinderreiche Familien aus, allein die Herren Hausbesitzer boykottieren dort wie ja auch anderwärts die Familien, die sich dasVater- ländische" Verdienst erwerben, für eine stattlichere Nachkommen- schaff zu sorgen. Die acht kinderreichen Proletarierfamilien lvurden nun von der Frau Gräfin   in dem ehedem von ihr bewohnten Palais einquartiert. Die elegante Nachbarschaft geriet darob in nicht teringe Aufregung und der Besitzer des so schnöde entweihten wbäudes schäumte. Er wandte sich sofort an Gerichte und Polizei, die ihm denn auch den Gefallen taten, eine Aus- Weisungsorder zu erlassen und die zur eventuellen gewalt- samen Exekution erforderlichen Polizeimannschaften zur Ver- fügung zu stellen. Die acht auf so seltsame Weise zu einem noblen Heim gekommenen Familien aber verschlossen Tür und Fenster und boten der Polizei Trotz. Vor dem Palais aber sammelten sich Gaffer und verübten einen Höllenspektakel. Der reine Jahrmarkt. Daß ntan dabei auch ein paar hundert Franks für die armen Teufel sammelte, vermochte der tollen Komödie nicht das Abstoßende zu nehmen, daß es in der Kolonie wohnen, bei Mr. Letellier, dem Direktor der Glas- Hütte. Und das kostet 50 Francs den Monat. Wäsche und Aus- besserungcn selbstverständlich nicht mitgerechnet. Alles in allem können Sie dann noch auf etwa 15 Francs rechnen, die Ihnen dann direkt mit der Post zugeschickt werden." Was für eine Enttäuschung? Trotzdem hatten Meli« und Nenesse in Anbetracht ihrer bedrängten Lage annehmen müssen. Immerhin würde das orei schöne HundertsouSstücke für das Schwein machen, und der Junge kostete nichts. Ach, wenn man nicht so in der Klemme gesteckt hätte! Aber dieser schmalbrüstige Nestor machte seinen Eltern keine Freude. Schon nach fünf Monaten kam er zurück, mitange. griffener Brust" und schlimmen Augen. Sonst was. meü Söhnchen! Sieh zu, wie du dich damit ab- find'st: aber du gehst Widder hin! Mir Hann' hie' kee' Brot fer dich, verstehste?" Natürlich, verstand er. Nestor wußte, daß er gerade bei Melie auf keinerlei Mitleid zu rechnen hatte. Nenesse aber, ein gutmütiger Phlegmatiker, der eine volle Stunde brauchte, um sein Mittagbrot hinunterzuschlingen, ließ sie machen, was sie wollte. Sie verstand so was besser als er. Vor ihren menschenfresserischen, vom Husten zerrissenen Wutan« fällen aber duckte er ängstlich den Rücken. Im Stillen sagte' er sich freilich, daß man nicht gerade so be» sonderS viel Vorteil davon hätte, den Jungen sich in der Höllen- Hitze der GlaSöfen abrackern zu lassen. Im Schlafsaal der Kolonie, der über Mr. LetellierS Hühner» stall gelegen war, waren sie an die vierzig Lehrlinge, noch Jungen. zusammengefercht wie die Schafe. Gewisse Strauchdiebe unter ihnen dachten an nichts andaeS als einem Streiche zu spielen. Sie stahlen einem die Strümps« uno schlitzten einem die Schuhe auf. Auch Nestor war zurückgekommen, seiner schönen gelben Velours. jacke verlustig, die an die 6 Francs gekostet hatte. » Vorwärts!" schrie mit ihrer groben Stimme. Mit der einen Hand hatte sie ihren Regenschirm gepackt, mit der an- deren ihren Korb. Und von der Tür her wandte sie ihr littgelbes Gesicht mit den spitzen Backenknockzen und seinen erloschenen Augen h'nter den bl.noen Brillengläsern zu Nestor zurück. Junge warf seinen weiß und blau karierten Leinwand- sack über o.e Schulter, in dem ein Viertel Pökelfleisch. Schalotten und zwei Dreipfundbrote staken. 1 «D« Abschied erfolgte ohne weitere Sentimentalitäten. Doch seine gab* aIä der Junge ihm die « m�ie fi<5 stramm. Zum Teufel, man war doch em Mann! 1 Gritte und Lucienne ließen nicht ab, den Bruder an der Jacke zu zupfen, mit einer Art von kindlicher Eulenspiegelei, die selbst ein Abschied noch belustigt. Tie ganz herzlose Laurcnce aber hatte es noch nicht mal der Mühe wert gehalten, sich Unbequemlichkeiten zu machen, um dem Bruder Adieu zu sagen. Sie hatte es vorgezogen, eine Radtour nach RiomS zu machen. Eine Chile  , die Laurence! In Paris   angestellt, Rue de Castiglione, bei einem ledigen Gerichtsvollzieher. Es war unglaublich. waS sie da für Freiheit genoß. Sie wurde, hieß eS. bei diesem Manne wie die Tochter vom Hause gehalten, immer nach der neuesten Mode gekleidet, gepudert, parfümiert, die Haare blond gefärbt. Sie war wirklich der Stolz der Familie! Melie. dürr und steif, marschierte vorauf. Tie Blicke oes Jungen schweiften über die Landschaft. Sie war schon ganz grün. Da? Getreide brach durch die feit- braunen Erdschollen. Aus dem fröhlich krissligen Junglaub der Bäume leuchteten lustig die roten Dächer hervor. ES tat so gut, sich nach der letzten rauhen Witterung an der Sonne zu freuen. Der Boden war noch weich von den letzten Regenschauern. Ein leichter Wind wehte, der noch ein wenig an den überstandenen Winter erinnerte. Nestor rauchte mit eingezogenen Backen eine Souszigarre an. Er tastete nach oer Westentasche, wo er in Zeitungspapier einge- wickelt den Fahrschein hatte, ein VierzigsouSstück und einige kleine Münze. Sie kehrten nirgends ein, außer im Cafe de Paris, einem mörtelbeworfenen, getünchten Haus beim Bahnhoff dessen Wirt BouScart war. Melie bestellte für Nestor einen Schuß säuerliche- Bier. Für sie selbst aber mußte es ein Glas Branntwein sein. Vom besten, und ein großes Glas, bitte!" Von fern pfiff der Zug. Weiße Rauchwolken stiegen in der lichtdunstigen Ferne über dem Wald auf. 's is Zeit!" sagte Melie. Sie Inerte ihr GlaS mit einem Zuge, bezahlte und brach eilig auf. Nestor rannte hinter ihr her, die rechte Schulter niedergedrückt von dem schweren Sack. Sie stürzten in die Wartehalle hinein. Auf einer Bank las ein Priester friedlich dasEcho de Paris". den Rücken gegen ein Plakat von Aix.les-BainS   gelehnt. Zwei Handlungsreisende unterhielten sich, die Musterkoffer neben sich auf dem Fußboden, den Hut im Nacken, leise und animiert. Der Zug tief ein. Ohne Kuß trennten sich Mutter und Sohn. Sie band ihm noch auf die Seele, Gott   zu ehren, jeden sonn- tag in die erste Messe zu gehen und auf seine Sachen zu achten. »Laß dich nich' von Toogenischten verführen, laß dich nich' mit den Mächens ein, trink keen' Schnick und sei hübsch art'g zu Herr Letellier!" schrie Melie, die Hand wie ein Schallrohr vorm Mund und die rasselnden Waggons entlang rennend, während das blasse Gesicht Nestors am Knpeefenster erschien, das er herunterzulassen sich anschickte. Er machte ein bejahendes Zeichen und verschlvand dann in seinem Kupce. Warum Hot mer denn Kinner uffgezoge, Madam' Zebu," sagte Melie im Kontor oer Schankwirtschaft. wo sie, ehe sie sick auf den Heimweg nach BruysreS machte, eingetreten war, um noch einen Rachenputzer zu genehmigen. Ja, warum, wenn nich', daß sie eem eenes Tags oo' waS einbringen?" Uebersetzung von Johannes Schlaf.  föetitopp und Politik. Tie lang erhoffte, lang erwartete, lang ersehnte Vermählung zwischen Kientopp und Politik ist endlich gefeiert worden. In Frankreich   nämlich. Tort hat in der Umgegend von Paris   ein ge- witzter Kandidat zum Generalrat die Wahlpropaganda mit dem Film betrieben. Ein großer Saal in jeder Gemeinde des Wahl- kreises wird als Kientopp hergerichtet, die Wähler sind eingeladen nnd sitzen erwartungsvoll vor der Leinwand, recken die Hälft.... rrrr.... eS fängt an zu flimmern. Erstes Bild: Der Kandidat spricht zu einer Arbeiterversamm- lung.(Auf den Mienen der Zuschauer: Ah, welch volksfreund- licher Herr!)... rrr... Zweites Bild: Der Kandidat plaudert freundlich mit dem Präfekten deS Departements und steigt mit ihm in ein Auto. sDie Zuschauer: Ah. welch einflußreicher Herr!) ... rr. r... Trittes Bild: Der Kandidat hilft einem armen, alten Mütterchen Brennholz auf einen Esel zu packen. sSchuch- ttrner Beifall im Zuschauerraum.)... rrr... Viertes Bild, das unter dem Titel angekündigt wird: Herr er. weift da- Geld der Korruption zurück: Der Kandidat, im Vordergrund stehend, lehnt mit verächtlicher Miene ganze Beutel voll Gold ab, die ihm ange- boten werden. sDle Zuschauer toben vor Begeisterung.) Wie wir hören, haben sich unsere bürgerlichen Parteien ent- schlössen, schon bei den nächsten Wahlen den Kientopp ebenfalls in den Dienst ihrer guten Sache zu stellen. Da werden wir unter anderem zu sehen bekommen: Herrn Oertel, wie er im Kreise einiger geistig schwerfälliger, aber notleidender Leser derDeutschen Tageszeitung" das bei den durch die Besitzstcucr schwer geprüften ostelbischen Agrariern übliche Mittagsmahl einnimmt: trockene Salzkartoffeln, indes ein Hering an der Decke baumelt.... Herrn Arendt, wie er sich ein' reines Hemd anzieht.... Herrn Kaempf, wie er den Reichskanzler wegen Beleidigung der So- zialdemokratie zur Ordnung ruft.... und Herrn Erzderger� wie er keine Rede hält!