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�ibt der Parteitag der Erwartung Ausdruck, daß die Reichstags- sraktion fernerhin nach dem Grundsatz handele: Diesem Militär- system keinen Mann und keinen Groschen/ Das Verhalten der Fraktion sei nicht dazu angetan gewesen, zu Massenaktionen zu begeistern. Konnte die Annahme der Vor- lagen nicht verhindert werden, dann mußten ihr Schwierigekiten in den Weg gelegt werden.(Lebhafte Zwischenrufe: Welche? welche?) Zum Beispiel indem die Fraktion darauf bestand, die Deckungs- frage zuerst zu verhandeln. Die Beweise des Referenten, daß unsere Stellung zur Deckungsfrage stets die gleiche geblieben sei, seien irrig. Der Fraktionsantrag von JSW sei nicht ernst gemeint gewesen.(Lebhafter Widerspruch.) Er stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, diesem System keinen Mann und keinen Groschen. (Beifall.) Genoste Barth ist mit der Art, wie der Massenstreik pro- pagiert wird, nicht einverstanden. Die Franksche Taktik sei dilettan- tenhaft und zur Erringung des Wahlrechts tauge das Mittel nicht, weil es die Junker nicht treffe. Von vornherein sei darauf abzu- zielen, daß aus dem ersten Massenstreik der zweite als Steigerung herauswächst und nur dann dürfe in diesen Kampf eingetreten wer- den, wenn der Erfolg wahrscheinlich sei. Genosse P S tz o l o meint, wenn es die Fraktion hätte auf eine Reichstagsauslösung wegen der Deckungsfrage ankommen lassen, hätte sie uns einen Bärendienst erwiesen, denn dann wäre jetzt der Raub des Koalitionsrechts durch das Strafgesetz perfekt. Wollten wir der Fraktion vorwerfen, sie habe nicht genug getan, dann stellten wir ihr ein unverdientes Armutszeugnis aus. Er habe die Ueberzeugung, daß alle Resolutionen, die ihr Bedauern über die Haltung der Fraktion aussprechen, genau so unter den Tisch fallen werden, wie in der Dämpfungsfrage. Es sei nichts als Literaten- streit. Genosse Günther begründete in längeren Ausführungen nachstehenden Antrag: .Der Parteitag beauftragt den Parteivorstand für die über lSjährigen jungen Arbeiter und Arbeiterinnen Verbindungen zu schaffen, die einen Zusammenhang zwischen Jugendbewegung und Parteiorganisation darstellen und in denen mit Hilfe der älteren Parteigenossen dem jungen Nachwuchs die Gelegenheit gegeben wird, sich Aufklärung und Wissen anzueignen, um einmal gut- geschulte Mitkämpfer im wirtschaftlichen wie politischen Kampf des Proletariats zu werden/ Genosse Preis sieht die Maifeier als Vorstufe des Massen- ftreiks an, hält aber die Massen noch nicht reif für die Anwendung des letzteren, bezweifelt auch, ob die Genossen Liebknecht . Luxem- bürg usw. die Verantwortung für eine derartige Aktion über- nehmen möchten, denn die Gewerkschaften würden mit einem Schlag vernichtet seien.(Teilweiser Widerspruch.) Nach einem kurzen Schlußwort des Referenten wurden die An- träge betreffendGleichheit" und..Modezeitung" mit tS8 zu 161 Stimmen abgelehnt. Die Resolution Klüß wurde gleichfalls ab- gelehnt; ein Antrag auf Einführung einer ReichsarbeitSlosenver- sicherung aber angenommen. Zum Delegierten soll Genosse Scholz vorgeschlagen werden. In einer früheren Generalversammlung waren gegen den Ge- nassen Fritz Carl Vorwürfe erhoben worden, die zur Einsetzung einer Untersuchungskommission geführt hatten. Die Kommission hat festgestellt, daß den Genossen Carl kein Vorwurf treffen könne, aber auch dem Urheber der Vorwürfe müsse zugestanden werden, daß ihm durch eine Verkettung von Umständen Gerüchte zu Ohren kamen, die er für richtig halten konnte, die er jetzt als unhaltbar erkennt und zurückgenommen hat. Die Versammlung fand Uhr ihr Ende._ Schöneberg . Dir Wählerliste für die im Herbst stattfindenden Stadtverord- uetenwahlen liegt in der Zeit vom IS. bis einschließlich 30. August d. IS. a« den Wochentagen von vormittags S Uhr bis nachmittags 2 Uhr und an den Sonntagen von vormittags 11 Uhr bis nachmittags 1 Uhr im neuen Rathaus, Freiherr-vom-Stein-Straße 1. Zimmer 38. zur Einsicht öffentlich aus. Einsprüche gegen die Richtigkeit der Wählerliste find während der Auslegung bei dem Magistrat zu erheben. Die Einsicht in die Wählerliste ist unbedingt erforderlich; wer in die Liste nicht eingetragen ist, hat kein Wahlrecht. In den Be« zirken 1, 2, 6, 6, 8 und 10 liegen auch in den Bezirkslokalen die Wählerlisten aus. Die Gesamtsumme aller Steuern, die der AbteilungSbildung zugrunde liegt, beträgt 7 S31 442,06 M. Zur 1. Abteilung gehören diejenigen Wähler, die mindestens einen Steuerbetrag von 1321.20 M. zahlen. Die 2. Abteilung beginnt mit dem Steuerbetrage von 1319,10 M. und schließt ab mit einem solchen von 237 M., während die 3. Abteilung mit dem Steuerbetrage von 236 M. beginnt. Steglitz « Ein schwerer Straßenbahuunfall hat sich am Montagabend an der Ecke der Schloß- und Feldstraße zugetragen. Dort geriet ein Herr Otto Pilz , als er den Fahrdamm überqueren wollte, gegen den Vorderperron eines Straßenbahnwagens der Linie E und wurde um­gestoßen. Er schlug mit solcher Wucht aus das Pflaster auf. daß er besinnungslos liegen blieb. Der Verunglückte wurde nach der nächsten Unfallstalion gebracht, wo man feststellte, daß er eine Ge- htrnerschütterung sowie eine Wunde über dem rechten Auge davon- getragen hatte. P. fand im Kreiskrankenhause.Groß-Lichterfelde Ausnahme. f Verschüttet wurden gestern nachmittag die beiden 4 und 11 Jahre alten Knaben der in der Mariendorfer Str . 3 wohnhaften Eheleute Müller. Die beiden Kinder waren in den rauhen Bergen beim Spiel beschästtgt, als plötzlich eine Wand des Erdreichs einstürzte und die Knaben unter fich begrub. Während eS gelang, den jüngsten der Knaben z* retten, konnte der älteste nur noch als Leiche hervorgeholt werde». Friedenau . Sin schwerer Straßenbahuuufall hat sich gestern vornnttag an der Ecke der Kaiser-Allee und des Südwest-Korso ereignet. Dort ver- suchte der Kaufmann E r n st R e i m a n n auf den Motorwaggon eine« vorübersahrenden SttahenbahnzugeS der Linie 69 zu springen. R. glitt jedoch ab, kam zu Fall und geriet unter den Borderperron de« Beiwagen«. Der Kaufmann erlitt eine Gehirnerschütterung und Verletzungen am linken Bein. Der Verunglückte fand im Schöne- berger städttschen Krankenhause Aufnahme. Trevtow-Baums chulenwcg. Da« historische Erntefest des OrtsteilS Baumschulenweg soll diesmal nicht ganz ohne Geburtswehen zur Welt kommen. Während «S sonst regelmäßig am letzten Feriensonntag stattfand, war sein Schicksal di««mal noch wenige Tage vorher ungewiß. Schließlich haben flch die Hüter der alten lieben OrtSgewohnheiten doch noch zur Abhaltung de« Erntefeste« entschlossen, doch dabei den Zeilpunkt um eine Woche hinausgeschoben, so daß eS nunmehr am Sountag, den 17. A-tgust, in Szene gehen kann. Die meisten Laubenkolonien, die ja allein noch was zu ernten haben, hielten ihr besonderes Fest bereit» am letzten Sonntag ab. Beim allgemeinen Erntefest deS Ortslcsis liegt der Glanzpunkt im Zuge der Erntewagen mit dem Rachwuch« durch das schon etwa« städtisch anmutende »Dorf", an dem fich immer über b0 vollbesetzte Vehikel der ver- schiedensten Gattung betefligten. Die Zahl der teilnehmenden Kinder ließ seither immer erkennen, daß wenigstens auf diesem Gebiete der Ertrag" noch ein guter ist. Dagegen erstreckt sich die sonstige Ernte" heute fast nur noch aus die fleißige Arbeit der vielen Laubenkolonisten. Bis zum vorigen Jahr hatte der Ortsteil an der Ecke der Neuen Krug-Allee und der Baumschulenstraße alljährlich »och ein wogendes Aehrenfeld. Jetzt hat diese» Dorfidyll einer Laubenkolonie des Roten Kreuzes weichen müssen. Die Großstadt streckt eben ihre Arme immer weiter auf die Bororte aus, und mit der Zeit wird auch jener fröhliche Abschluß der ländlichen Sommer- arbeit auch hier der unaufhaltsamen EntWickelung ganz weichen müssen. Schon heute verkörpern die Reste des ehemaligen Festes der eingebrachten Ernte hier nur noch eine Erinnerung an ver gangene Tage. Dienstherr gegen Dienstmädchen. Herr Fritz Müßig. Forste Hausallee 4, sühlt das Bedürfnis, auf unsere in Nr. 201 veröffentlichte Darstellung seines Streites mit seinem Dienstmädchen Fräulein Jahn sich zu äußern. Fräulem I. hatte, wie wir mitteilten, gegen Herrn M. und seine Gattin Strafanzeige eingereicht mit der Beschuldigung, daß Herr M. fich der Freiheilsberaubung, der Beleidigung und der Körperverletzung und Frau M. sich der Beleidigung schuldig gemacht habe. Herrn M. genügt es nickt, daß die Staatsanwaltschatl, auf die Darstellung des Beschuldigten sich stützend, keine Freiheitsberaubung angenommen und wegen der übrigen Vorkommnisse die Antrag- stellerin auf Privatklage verwiesen hat. Er will auch vor den Lesern desVorwärts" gerechtfertigt dastehen. Von Interesse ist nur, was er zu dem Vorwurf sagt, daß er das Mädchen geohrfeigt habe. Frl. I. sei, versichert er, aus ihnlosgegangen", so daß er sie habezurückstoßen" müssen, aber es seiunrichtig, daß sie hierbei irgendwelche Beschädigung davongetragen habe". Das wollen wir gern glauben, daß die ihr von einem Arzt bescheinigten Beschädigungen eine Schwellung beider Backen, eine auf Druck äußerst schmerzhaste Anschwellung der Knochenhaut des Jochbeins, eine starke Blutllberfüllung der Wangensckleimheit, am Trommelfell des reckten Ohres eine trichterförmige Eintreibung nicht bei demZurück- stoßen" entstanden sind. Herr Müßig übersendet uns das ihm auf seinen Wunsch ausgefertigte Attest eines anderen Arztes, durch den er Frl. I. hat untersuchen lassen. Dieser Arzt bekundet, daß er bei dergenauen Spiegeluntersuchung beider Ohren"weder in den äußeren Gehörgängen noch an den Trommelfellen eine Spur einer Verletzung oder Blut" gefunden habe. Auf seinen Wunsch habe Frl. I. fich dann noch von einem Ohrenspezialisten untersuchen lassen sollen, sie habe das aber abgelehnt. Von den Schwellungen ini Gesicht und am Kopfe steht in diesem Attest kein Wort, wohl deshalb nicht, weil Herr M. nur über die Ohrenuntersuchung ein Attest haben wollte. Daß Frl. I. nachher nicht noch zu einem dritten Arzt gehen wollte, kann man verstehen. Sie selber hatte ja bereits von dem eisten Arzt ein Attest, da« ihr genügte. Wlll Herr Mützig es nicht für besser halten, die Diskussion über seine Affäre zu schließen? Wir tun das hiermit. Wannsee . Aus der Gcmeindevertretersibung. Vor Eintritt in die Tages- ordnung gedachte der Gemeindevorsteher in ehrenden Worten des verstorbenen Gemeindevertreters Geh. Baurats Kyllmann, der bis zum letzten Augenblick für die Gemeinde gearbeitet habe; einer Straße im oberen OrtSteil hat man seinen Namen gegeben. Be- willigt wurden dann zirka 6000 M. für die Herstellung eines Schniuckplatzes sowie eines Fußweges vor der neuen Kirche. Der Rcichsverband für olympische Spiele bat um eine Unterstützung. Bewilligt wurden ihm bis auf Widerruf jährlich SO M., wofür die Gemeinde denehrenden" Titel einer Förderin erhält. Für Jung- deutfchland hat sich die Gemeinde gleichfalls schon sehr angestrengt, überhaupt scheint für solche Zwecke Geld keine Rolle zu spielen. Für die Bodelschwinghschen Kolonien wurden 100 M. bewilligt. Der Uebernahme der Florastraße wurde unter einigen kleinen Bedingungen zugestimmt. Ober-Schöueweide. Gemeindevertretersitzung. Die landeSvolizeiliche Genehmigung zur Umwandlung des Kanalisationsverfahrens aus dem jetzigen Kohlebreiklärverfahren in das Rieselsystem, das dem der Gemeinde Lichtenberg angeschlossen wird, ist erfolgt; mit den er- forderlichen Arbeiten wie Umbau der Kläranlage in eine Pump- station und Druckrohrverlegung wird alsbald begonnen werden, so daß der neue Betrieb am 1. April 1914 aufgenommen werden kann. Als Material für das Druckrohr hat man fich nach langem Streit im Anschluß an ein erneutes Sachverständigengul- achten für Schmiedseisen entschieden. Der der Gemeinde gehörende Stättevlatz an der Laufener Straße wird an den bis- herigen Pächter für 2000 M. auf ein Jahr wieder verpachtet, nachdem infolge der mangelnden Bautätigkeit ein Pachtnachlaß von 1000 M. als billig erachtet wurde. Dem vorliegenden Berttag mit dem Forstfiskus, betteffend Auflassung des im neueingemeindeten Ortsteil NobelShof gelegenen Straßenlandes, stimmte die Ver- tretung zu. Ein Antrag auf Herstellung eines provisorischen Ver- bindungsweges mit diesem Ortsteil fand im Hinblick auf die er- folgte Neubefestigung der Rummelsburger Straße keine Unterstützung. In der Angelegenheit des mit der Gesellschaft Berliner Ost- bahnen abgeschlossenen VerttageS, betteffend den zweigleisigen Ausbau ihrer Straßenbahn, ist vom Zweckverband Groß-Berlin das Ersuchen an die Gemeinde gestellt worden, alle aus diesem Vertrage entstehenden Verpflichtungen zu übernehmen, wonach dann die Genehmigung durch den Zweckverband erfolgen könne. Da be- kanntlich dieser Vertrag am 31. März 1912 in einer Sonntags- sitzung am letzten Tage vor dem Inkrafttreten des Zweckverbandes geschlossen wurde, war die Verttetung der Anficht, daß hier der Zweckverband ausschalte; eine gewählte Kommission soll jedoch bei dem Verbandsdirektor dieserhalb vorstellig werden. Eine Borlage wegen Haftpflichtversicherung der Gemeinde fand Annahme mit der Maßgabe, daß in der Frage der die Schule betreffenden Haftpflicht- angelegenheiten eine besondere Versicherung vorbereitet werden soll. Zum Brandenburgischen Städietag wurden außer dem Bürgermeister die Vertreter N o a ck und Muth delegiert. Wegen der Scharlach- und Diphtherieepidrmie ist für die Volks- schulen, das Realgymnasium und daS Lyzeum der Schulanfang bis aus weiteres hinausgeschoben worden, da noch fortgesetzt Fälle dieser Erkrankungen vorkommen. Besonder? hart ist die Familie eines Ein- wohners getroffen worden, dem drei Kinder infolge dieser Epidemie durch den Tod enttissen wurden. Kalkberge- Rüdersdorf . Ein Opfer seines Berufs ist der Arbeiter Fritz Kasche auS Kalk­berge geworden. K. war in der Thyssenschen Ziegelei beschäftigt. Er hatte auf einer mehrere Meter hohen Brücke zu tun und stürzte während der Arbeit infolge FehltretenS in die Tiefe. Mit dem Kopf schlug der Verunglückte so wuchtig auf den Erdboden auf, daß ein schwerer Schädelbruch eintrat, der fast sofortigen Tod zur Folge hatte. Weihensee. Roch ei» Abttünniger. Der Gemeindevertreter Feckner läßt öffentlich mitteilen, daß er ebenfalls der alten Fraktion Valet sagt. Ihm paßt der Beschluß nicht, fich an der nächsten Gemeindevertreter- wähl nicht zu beteiligen. Er wird jetzt al«Wilder" sein Mandat ausüben. Ueber seinen Entschluß will er demnächst genauere Auskunft gaben. Hohen. Neuendorf. Aus der Gemeindevertretung. Zunächst verlas der Vorsteher ein Schreiben vom Ortsausschuß des Jugend bundes, worin um rege Unterstützung und Förderung der Ziele dieses Bundes, die ebenfalls in dem Schreiben näher bezeichnet waren, ersucht wurde. Die Besprechung hierüber endete damtt, daß 30 M. laufende Unter­stützung jährlich bewilligt wurden. Der Vertreter Handle sowie unser Genosse stimmten dagegen. Die Vertretung beschäftigte sich dann mit der Vergebung der Wassermesserlieferungen. Der Vor- schlag der Kommission, der auch unser Vertreter angehört, ging dahin, die Firma Meinecke, die ein Rachangebot gemacht hatte, nicht zu berücksichtigen und den Auftrag der Firma Siemens u. Halske zu erteilen. Vier weitere Firmen hatte die Kommission von vorn- herein ausgeschieden. Die Vertretung trat diesem Vorschlage jedoch nicht bei. Vielmehr wurde der sonderbare Antrag des Vertreters Kupper, der sehr viel für die Firma Meinecke redete,die Sub- Mission aufzuheben und direkt mit den Firmen Siemens und Meinecke zu verhandeln", angenommen. Genosse Hoffmann wandte sich energisch gegen diesen Antrag, konnte jedoch die Annahme des- selben nicht verhindern, da mit ihm nur die übrigen Kommissions- Mitglieder mit Ausnahme des Antragstellers gegen den Antrag stimmten. Der Betrag für die 270 in Frage kommenden Messer beläuft sich auf 7000 bis 8000 M. Sitzungstage von Stadt- und Gemeindevertretungen. Borsigwaldc-Wtttenau. Donnerstag, 14. August, nachmittags 5 Uhr, im Ralhausc. Weistensee. Freitag, den 15. August, abends 6 Uhr, im SitzungS- saale des Rathauses, Albertinenstr. 6. Diese Sitzungen find ösfcntlich. Jeder Gemeindcangehörige i> be- rechtigt, ihnen als Zuhörer beizuwohnen. Hub aller Welt. JVIärcbencrzäblmn. Märchenerzählerin früher, als die Welt sich noch nicht so schnell drehte, war es die Großmutter, auch noch lange, lange Zeit, nachdem der Spinnrocken verschwunden war. Wenn es dämmerte, setzten sich die Kleinen zu Füßen der Großmutter, schauten ihr er- wartungsvoll in das gütige Geficht und sie begann dann zu er- zählen: von den drei Männlein im Walde und der Hexe und dem Knusperhäuschen und von dem tapferen Schneiderlein und vom Aschenputtel, und die Kleinen machten ganz große Augen, und wenn die Geschichte recht gruselig wurde, dann kuschelten sie sich in die Rockfalten der Großmutter und sie strich ihnen beruhigend über den blonden oder braunen Scheitel. Die Großmütter von heute in den Kreisen, die sich zurGe- sellschaft" rechnen, verstehen mehr vom Kurszettel als vom Volks- märchen, und gar den Enkeln Märchen zu erzählen, haben sie gar keine Zeit. Die Großmütter von heute, elegant frisiert und ge- schnürt, mit sechzig Jahren noch die Frau von dreißig vortäuschend, müssen in Gesellschaften und ins Theater und müssen flirten und auch einmal den neuen Tango-Tanz ausprobieren.... sie find alles, was eine müssige Frau sein kann, nur keine Märchenerzähle- rinnen. Da setzt sich auch hier ein ökonomisches Gesetz durch, daß ein Gegenstand, der durch die Wandlung der Verhältnisse nicht mehr im Haus zum eigenen Gebrauch angefertigt wird, als Ware auf dem Markt auftritt. Früher braute sich jeder seinen Haustrunk selber» heute haben wir Hunderte von Großbrauereien A.-G. Früher er- zählte die Großmutter die Märchen, heute darüber gibt folgende Anzeige aus der Tageszeitung einer preußischen Großstadt Aufschluß: Märchencrzählerin. Um den Herrschaft, ihre Kinder für einige Stunden des Tages sorglos zu entziehen, er- zähle ich diesen in deren Hause Märchen. Es werd. mehrere befreundete Kinder, je ab­wechselnd in deren Hause, für diese Stunde zusammengebr. Eine von allen Kindern kaum zu erwartende Stunde, bezweckt auch gleichzeitig eine Erholung ihrer Angehörigen. Preis per Std. 1 M. Abonn. Hill. Off. u. S. 315 Exp. Aber selbst wenn diese erste berufsmäßige Märchenerzählerin ein besseres Deutsch spricht als sie schreibt, wird sie, fürchten wir, nicht auf ihre Kosten kommen, denn nicht nur die Großmütter, auch die Kinder haben sich gewandelt: stürmisch verlangen sie, statt sich über Hansel und Grete! etwas vorerzählen zu lassen, in den Kien- topp, wo als neuester Sensationsfilm für die Jugend Rotkäppchen gegeben wird(mit einem echten Wolf aus Hagenbecks Tierpark in Stellingen !)...._ Festnahme einer Diebesbande. In Hamburg wurden ein Fensterputzer W o ck e n f u ß und zwei Jrrenwärter festgenommen, die durch Bandendiebstahl in Hamburg und Berlin in mehr als 50 Einbruchsfällen, außer- dem auch in Wien Waren im Werte von mehreren Hunderttausend Mark erbeutet haben; in Hamburg und in Wandsbeck wurden ihre Warenlager, die sie in eigen« ge- mieteten Räumen untergebracht hatten, beschlagnahmt; man ver« mutet, daß noch weitere existieren. Wockenfutz, der erst im Oktober 1912 eine siebenjährige Zuchthausstrafe beendigt hatte, hat auch viel« fach Postbriefkästen beraubt und die dabei erbeuteten Geschäfts- bliese zu Betrügereien aller Art benutzt. Ein Duell zwischen Bater und Sohn. In dem französischen Dorfe B u s si ö r e im Departement Creuse beschloß der Pächter Blanchart und sein Sohn Jean, die beide in da« gleiche Mädchen verliebt waren, ihren Streit durch einen Z w e i k a m p s zu entscheiden. Einzige Zeugin dieses Duells war die umworbene Geliebte. Nachdem zuerst jeder drei Revolverschüsse abgegeben hatte, gingen dle Kämpfer mit dem Messer aufeinander los. Jean tötete seinen Bater durch einen Stich in die Brust. Der Mörder wurde per« haftet._ In de« französischen Alpen verirrt. Drei deutsche Studenten, die an der Universität Grenoble Vor» lesungen hören, find am 8. d. Mt«. zu einer Bergtour nach der Casque du Neron aufgebrochen. Diese Gegend gilt als sehr ge» fährlich und unzugänglich und die Touristen werden vor dem Be» steigen der Gegend gewarnr. Bergbewohner hörten aus den Bergen verzweifelte Hilferufe, die jedenfalls von den Studenten herrührten, und versuchten nach der Stelle zu gelangen. Ihr Be- mühen blieb jedoch ergebnislos. Nun ist am Montagmorgen gegen 3 Uhr eine Gruppe Alpinisten nach dem Unglücksort abgegangen. um, falls dies noch möglich ist. den Deutschen Hilfe zu bringen. Bis jetzt aber sind sie noch nicht zurück. Kleine Notizen. Schweres Bootsunglück in Trieft. Ein mit fünf Personen be» setzte» Boot, das von der Küste ins offene Meer fuhr, kenterte auS noch unbekannter Ursache. Drei von den Jnsaffen konnten gerettet werden, eine Dame ist ertrunken, der fünfte Insasse, eine junge Wiener Kontoristin, wurde von einem Haifisch in die Tiefe gezogen, Aus der beste» der Welte«. Bittere Not hat in Curla bei Amiens eine Frau FrancoiS zu einer unseligen Tat gettieben. Sie erhängte zwei ihrer unehelichen Kinder im Alter von zwei und drei Jahren und nabm sick daraus selbst dos Leben. Soldaten als Einbrecher. In Verdun brachen am Sonntag« nachmittag der Sergeant D u p u y und der Soldat Renouard vom 19. Jägerbataillon bei einem Juwelier ein und stahlen eine Menge Schmucksachen. Als sie flüchten wollten, versperrt««in Infanterist vom 164. Regiment ihnen den Weg und veranlaßt« ihre Verhaftung durch die Polizei. Jugendveranstaltuuge». Frauz.-Buchholz.-Die Arbeiterwgend spielt jeden Mittwoch abend« g Uhr und Sonntags na.»mittags von 36 Uhr. Treffpunkt: Hauptfttah«, Ecke Parksttaße. Wir bitten die'Eltern, ihre ..........---------------------------------------------- Veranstaltungen hinzuweisen._ Permttwortttcher Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Für de» Jniercuentell verantw.: Th. Glocke, Berlln. Druck n.«erlag: Lorwätt» Buchdrucker«». Verlagsanstalt Paul Singer».«a, Berl« Kind« Der