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lebhafter und lustiger Rheinländer. Wer wenn auch nur eine geringe Zahl, die leitenden Männer der Partei, das genau wissen heute abend wird es überall in dem weiten Reich, von Boden- bach bis Trieft und von Vorarlberg bis nach Ostgalizien die Ar- beiter zueinander treiben, in ihre Lokale, in denen oft genug das Bild des srun Dahingegangenen seit Jahren und Jahrzehnten hängt, und isne auf der ganzen Erde, wo es Arbeiter gibl und wo sie Zeitungen haben und wo sie erwacht sind, wird tausend- fältig dieser einfache schlichte Name erklingen, der nicht mehr einen Mann dort in Deutschland , sondern längst die kämviende, strebende Arbeiterschaft die Internationale bedeutet. Die lieugeitaltiuig der Dinge auf dem ISallsan. Keine Sonderaktion Rußlands gegen die Türkei . Petersburg, 14. August. Wie derRjetsch" aus Regierung-- kreisen erfährt, wird Rußland keine Schritte zur Vertreibung der Türken aus Adrianopel unternehmen, wenn es kein europäisches Mandat dazu erhält; es wird nicht isoliert vorgehen, damit inter - nationale Verwickelungen vermieden werden. Unverbesserliche schwarzgelbe Quertreiber. Budapest , 14. August. Hinsichtlich der Frage, welche Haltung Oesterreich-Ungarn gegenüber einem eventuellen Wechsel der russischen Politik in der Revisionsfrage einnehmen werde, meldet der P e st e r Lloyd" aus Wien : Eine Ueberraschung konnte nicht bereitet werden, da in Wien stets ein gewisses Mißtrauen herrschte, ob sich die Bulgarenliebe Rußlands nachhaltig genug erweisen werde. Von einem Zu- sammenwirken Rußlands und Oesterreich-Ungarns für Bul - garten kann natürlich nicht mehr gesprochen werden, sobald sich die Wandlung der russischen Politik bewahrheiten sollte. Unverändert bleibt jedoch das Interesse Oesterreich-Ungarns an einer Ordnung des Balkans von halbwegs genügender Verläßlichkeit. Infolgedessen wird die M o n- archie alles aufbieten, um eine allzu weit- gehende Demütigung Bulgariens nach Mög- lichkeit hintanzuhalten. Dcutsch-offiziöse Dementis. Köln , 14. August. Die»Kölnische Zeitung " meldet aus Berlin : Die Mitteilung des Bukareftsr Korrespondenten des .Tempö", Rens Paux, über einen Brief des Kaisers an König Konstantin, worin der Kaiser erklärt haben soll: »Ich kämpfe für Eure Rechte wie ein Tiger", hat selbstverständlich keine Unterlagen. Nach unseren Erkundigungen ist ein solcher Brief nicht geschrieben worden. Dasselbe gilt von einem angeblichen Handschreiben des Kaisers an den Kaiser Franz Joseph , worin nach einer Berliner Meldung derRußkoje slowo" der Kaiser seinen Einfluß geltend zu machen suche, daß eine Besserung der Beziehungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien durch eine entsprechende Aenderung der Berchtoldschen Politik ermöglicht würde. Auch in diesem Falle hat man es mit einer grundlosen Erfindung zu tun. Im Vorbeigehen mag noch festgestellt iverden, daß eine von der deutschen Veröffentlichung abweichende Fassung des Telegramms des Königs Carol von Rumänien an den Kaiser, die in Wien aufgetaucht, ist. sich al? unhaltbar erweist. Die in deutscher Sprache abgefaßte Drahtung des König Carol lautet wört« lich so, wie sie durch das Wolffsche Bureau ausgegeben und in der »Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" und im.Reichsanzeiger" ab- gedruckt worden ist. poliriscbe deberfickt. Die Anklage gegen das Direktorium der Ffirma Krupp. Vor kurzem brachte dieBraunschweig . Landesztg." die Mit- teilung, daß gegen das gesamte Direktorium der Firma Krupp wegen der bekannten Bestechungen Anklage erhoben sei und wahrscheinlich die Gerichtsverhandlungen in der ersten Woche des Oktober beginnen würden. Das offiziöse Wolffsche Telegraphen- Bureau bestritt, Ivie wir berichteten, die Richtigkeit dieser Angaben. Demgegenüber hält dieBraunschweig . LandeSztg." ihre Mitteilung in allen Teilen auf- recht. DaS Blatt erklärt: Die Nachricht, die das gesamte Direktorium von Krupp schwer getroffen hat, da sich alle Herren vor Gericht zu verantworten haben werden, kann amtlich nicht dementiert werdeu. Die Untersuchung gegen die beschuldigten Herren ist l ä n g st abgeschlossen, und nur der Militärprozeß hat die Festsetzung des Verhandlungstermins bisher verzögert. Daß das Militär- gericht die Akten des Strafprozesses gegen Krupp aus prozessualen Gründen zu der Verhandlung gegen die Feuerwerker usw. heran- gezogen hat. ist ein so selbstverständlicher Vorgang, daß ihn Wolff gar nicht einmal als etwas Besonderes hervorzuheben brauchte. Aber die Hervorhebung schien nötig, um das Interesse von der Tatsache abzulenken: 1. daß der Antrag auf Eröffnung des Hauptverfahrens gegen sämtliche Mitglieder des Direktoriums Krupp von der Staatsanwaltschaft� beschlossen ist. Auf den Antrag der Staatsanwaltschaft ist ein Beschluß der Eröffnungskammer lediglich wegen Einforderung der Akten durch das Militär- gericht noch nicht gefaßt worden. Dieses wird aber in nur kurzer Zeit, sofort nach Rückgabe der Akten von dem Militär- gericht, erfolgen; 2. daß in dem Verfahren fünf Sachverständige und 23 Zeugen einvernommen worden sind, und 3. daß mit der Verhandlung in der ersten Woche des Oktober bestimmt zurechnen ist. Das Wolffsche Dementi geht um den Kern der ganzen Sache herum. Die Anklageerhebung ergeht juristisch von der Staats- anwaltschaft nah Abschluß der Voruntersuchung. Die Vorunter- suchung ist längst abgeschlossen und der Beschluß der Staats- anwaltschaft auf Anklageerhebung gegen sämtliche Mitglieder des Kruppschen Direktoriums längst vor Abgabe der Akten an das Kriegsgericht festgelegt. Led'i glich der Beschluß der Er- öffnungsrammer a vi Eröffnung des Hauptver- fahrens fleht aus beft mitgeteilten Gründen noch aus, an ihm ist jedoch nach dem Ergebnis der Voruntersuchung absolut nicht zu zweifeln, er ist in diesem Falle reine Form- fache." Berufung des Gerichtsherrn im Krupp-Prozest. Nachdem fast sämtliche Angeklagten im Prozeß Tilian und Genossen gegen das Urteil des Kriegsgerichts der Königlichen Kam- mandatur Berufung eingelegt haben, hat nun auch der Gerichts- Herr von seinem Rocht der Berufung Gebrauch gemacht. Er ist mit sem Urteil gegen die Zeugleutnants Tilian, Schleuder und Hinst sowie gegen den Oberintendantursckretär Pfeiffer und den Feuerwerker Schmidt nicht«inverstanden und hat in diesen Fällen Berufung beim Oberkriegsgcrichtsrat des Gouvernements eingelegt. Die Berufung bezieht sich aber nicht auf die Angeklagten Höge und Droese. Kleinbürgerliche Scharfmacher. Auf dem 15. Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertag haben in diesen Tagen die kleinbürgerlichen Gewerbetreibenden wieder einmal ihrer Wut über das wahrlich nicht ansgedehnte Koalitionsrecht der Arbeiter Luft gemacht. Eine von der Handwerkskammer Hannover eingebrachte Resolution verlangt gesetz- liche Maßnahmen gegenMißbrauch des Koalitionsrechts, Tarif- Vertragsbruch, Koalitionszwang, Einschüchterung Arbeitswilliger, Streikpostenstehen, Boykott und sonstigen Terrorismus". Es wird .ferner ein Einschreiten gegendie Arbeiter aufhetzende Bekannt- machungen in der Presse und in Versammlungen" verlangt, weiter soll den Handwerkerinnungen gestattet sein, Arbeitsvereinbarungen nur durch Vermittelung der Gesellenausschüsse abzuschließen, endlich soll auch gegen solche Boykotte vorgegangen werden, die mit politischen oder kommunalen Wahlen zusammenhängen. Der Referent W i e nb e ck- Hannover gab in der Begründungs der Sehnsucht der Handwerker nach einer neuen Zucht- Hausvorlage Ausdruck und polemisierte scharf gegen die Schwächlichkeit der Regierung und des Ministers Delbrück . Der konservative Reichstags- und Landtagsabgeordnete Malkewitz unterstrich natürlich diese Hetze und setzte Regierung und Reichstag auf die Anklagebank:»Wenn die Regierung nicht bald Maßnahmen ergreift, wäre sie es ja selbst, die zersetzenden Bestrebungen folgen würde"! Die Wut der durch die großkapitalistische EntWickelung in eine prekäre Lage gedrängten Handwerker gegen die Arbeiter ist ja sehr verständlich. Aber gefährlicher als die Bestrebungen der Arbeiter nach besseren Arbeitsbedingungen ist dem Handwerk der kapitalistische Fabrikbetrieb. Gegen diesen gefährlicheren Gegner wenden die biederen Handwerker aber nicht die Hälfte der Entrüstung auf. Vielmehr suchen sie durch eine schlaue Begriffsverschiebung zwischen Handwerk und Fabrik Großbetriebe den gesetzlichen Bestimmungen für das Handwerk zu uuterwerfen, um dadurch vor allem die hohen Beträge solcher Betriebe für ihre Berussvertrctungen(Innungen) zu gewinnen. Der Generalsekretär des KammertageS machte dazu die interessante Mitteilung, daß die Regierungen diesen Bestrebungen nachgegeben und den widersinnigen Begriff desGroßbetriebes im Hand- werk" anerkannt haben. Natürlich warb man auf der Tagung bei der in der Frage des Koalitiousrechtes so arg befehdeten Regierung um Berücksichtigung bei Lieferungsvergebungen usw. Am vernünf- tigsten von allen auf der Tagung der handwerkerlichen Reakttonäre war noch die Mahnung des bekannten Obermeisters Rahardt an die Regierung anläßlich des Krupp-Prozesses: Aber die Vorgänge bei dem Krupp-Prozeß sind, wenn auch nicht durchgängig maßgebend, so doch ein typisches Beispiel und unsere ausschreibenden Behörden sollten im eigenen Interesse aus dem Krupp-Prozeß die Lehre ziehen, einmal nachzuprüfen, ob überall die Ausgaben der Leute, welche öffentliche Ar- Seiten zu vergeben haben, imEinklang stehen mit ihrem wirklichen Einkommen. Ich spreche das hier deshalb aus, weil ich es als bedauernswert betrachte, daß derartige Klagen immer durch den Mund sozialdemokratischer Abgeordneter zur Kenntnis der Behörden gelangen. Unsere Behörden sollten durch uns selbst und nicht von sozialdemokratischer Seite über Ucbel- stände aus unseren Reihen unterrichtet werden. Das ist ein Um- stand, der ernste Beachtung bei unseren maßgebenden Behörden finden sollte." Vielleicht findet die mit dem schnellen Ergebnis des Prozesses Tilian und Genossen zufriedene Regierung diese Stimme beachtens« wert genug, um eine gründliche Untersuchung und Reinigung vor- zunehmen. Vom Wahlkampf in Ragnit -Pillkallen. Im Reichstagswahlkreise Ragnit-Pillkallen, wo bereits am 23. August die Reichstagsersatzwahl stattfindet, ist der Wahlkampf aufs heftigste entbrannt. Die Nationalliberalen versuchen ihren Kandidaten, Kommerzienrat B e n tz k i- Graudenz, in die Stichwahl zu bringen. Sie sind mit einem großen Aufgebot von Agitatoren im Wahlkreise tätig, und auch die Fortschrittler haben ihnen HilfS- kräfte gestellt. Ihr Kandidat Ventzki ist als Scharfmacher und schroffer Arbeiterfeind bekannt. Hat er doch seinerzeit organisierte Arbeiter seines Betriebes auf die Straße gesetzt und ihnen das Koalitions- recht zu rauben versucht. Außerdem sind die Arbeitsbedingungen in seinem Betriebe als schlechte bekannt. Er ist im Wahlkreise als unentwegter Schutzzölln er aufgetreten und hat erklärt, er würde den Bestrebungen in der nationalliberalen Partei, die Schutz- zölle herabzusetzen, ganz entschieden entgegentreten. Die Konservativen, die einen ihrer agrarischen Landtagsab- geordneten als Kandidaten aufgestellt haben, arbeiten auch mit einem Heer bezahlter Agitatoren. Sie treiben den Nationalliberalen und unserer Partei die Säle ab und versuchen, wie gewöhnlich, einen un- geheuren Druck auf die Wähler auszuüben. So wird der fortschritt- lichenHarburgschen Zeitung" von einem Parteifreunde aus dem Wahlkreise geschrieben: »In Kraupischkcn haben die gut liberal gesinnten Kaufleute fast restlos den konservativen Wahl- aufruf unterzeichnet, um dem Boykott der Konservativen nach der voraussichtlichen Wahlniederlage zu entgehen. Alle nationalliberalen Vertrauensmänner erklären plötzlich, nicht mehr in der Lage zu sein, offen für den Liberalen einzutreten, wenn sie sich wirtschaftlich nicht vollständig ruinieren wollen. Einem Brückcnschrankenwärter, der in einer konser- vativen Versammlung aus seiner liberalen Gesinnung kein Hehl gemacht hatte, wurde vom konservativen Bezirksführer und Ver- iammlungsleitcr bedeutet, daß er binnen 14 Tagen nicht mehr im Amt sein werde. Einem Maler, der dasselbe Verbrechen begangen hatte, wurde gedroht, daß er keine königlichen und Schulbauten mehr bekommen solle. Die Konservativen haben in solchen Fällen ein Vertrauen zu den preußischen Behörden, wie die Franzosen 1870/71 zu ihren Mitraillcusen... Für unsere Partei kandidiert Landtagsabgeordneter Genosse H o f e r und der Wahlkreis wird intensiv bearbeitet. Es werden in Ortschaften Versammlungen abgehalten, in die wir bisher noch nicht gekommen sind. Die Nachfrage nach sozialdemokratischen Stimmzetteln und Flugblättern ist groß. Zahlreiche Wähler machen weite Wege, um die sozialdemokratischen Redner zu höre». Daß die Konser- vativen und Behörden uns große Schwierigkeiten machen, braucht nicht besonders betont zu werden. Dieser Tage wurde eine unserer£5yhlversammlmigen ungesetzlich aufgelöst. Die Ver- 'ammlungslokale werden systematisch abgetrieben, doch es ist der Partei möglich, diese Machenschaften zu durchkreuzen. Während wir an der politischen Haliung der Gegner, an ihrem Programm Kritik üben, zanken sich die Gegner, ob der nationalliberale Kandidat mehr Industrieller oder mehr Landwirt ist, ob er dem Hansabund an- gehört, ob von seinen Erfindungen er oder die Landwirte den größeren Nutzen haben, ob seine Maschinen oder andere den Vorzug verdienen, und ob sein Vater kleinerHandwerker oder Landwirt war. Diese Fragen sind besonders für die Kon- servativen überaus wichtige._ Reichstagsersatzwahl in Achern -Bühl . Die Ersatzwahl im achten badischen Landtagswahlkreise Achern . Bühl für den kürzlich verstorbenen Prälaten Dr. Lcnder ist, wie aus Karlsruhe gemeldet wird, auf Dienstag, den 7. Oktober d. I. fest- gesetzt worden. Sechs Wochen Mittelarrest für 422 Fälle vorschrifts­widriger Behandlung. Mit den WortenGemeiner Verbrecher",»Zucht- Häusler",dreckiges Schwein",roter Hund" und noch anderen Namen aus dem militärischen Schimpfwörterlexikon, die wir nicht wiedergeben können, titulierte der Unter- osfizie: Luther vom 155. Infanterieregiment in Ost;-wo fort­gesetzt die ihm unterstellten Soldaten. In einem Falle verübte sogar ein Soldat seiner Korporalschaft Selbst- m o r d. Ein direkter Zusammenhang des Selbstmorde» mit der Behandlung durch Luther konnte diesem aber nicht nachgewiesen werden, wohl aber wurden ihm nicht weniger als 422 Fälle vor- schriftswidriger Behandlung, darunter allein 300 im Dienst, nach- gewiesen. Trotzdem kam das Oberkriegsgericht Posen zu dem milden Urteil von sechs Wochen Mittelarrest. frankmdb. Neue Gärung unter den Winzer«. Paris , 14. August. Die Aufregung unter den Winzern des Aube-Departements, deren Weine nicht zur Fabrikation von Champagner zugelassen sind, ist wieder im Wachsen begriffen, weil das Parlament auseinandergegangen ist, ohne ihren Wünschen Rechnung zu tragen. In der Gemeinde Baroville nahmen die Winzer eine Tagesordnung an, in der sie erklären, daß sie sich als außerhalb der bürgerlichen und wirtschaftlichen Gesellschaft stehend und aller ihrer politischen Rechte beraubt betrachten und den Ge- meinderat zur Niederlegung seines Amtes sowie alle Gemeinden des Departements zur Nachahmung dieses Beispiels auffordern. Der Gcmeinderat von Baroville hat dieser Aufforderung entsprochen, Hmerika. Die Affäre Sulzer . Alban»(New Jork), 13. August. Der Gerichtshof, der die gegen den Gouverneur Sulzer erhobene Anklage unter-. suchen soll, ist für den 18. September einberufen worden. Vize- gouverneur Glynn hat erklärt, er werde sich in keinen physischen Kampf mit Sulzer einlassen, um ihn zu zwingen, das Kapitol zu räumen; auch werde er hierzu keine militärische Aktion unter- nehmen. Diese Erklärung erfolgte angesichts der Meldungen, Glynn werde Sulzer gegenüber Gewalt anwenden, und daß Sulzer die Staatsmiliz um Schutz angehen könnte. Sulzer ist entschlossen, die Versuche, ihn vom Amte zu suspendieren, zu bekämpfen, bis das Untersuchungsvcrfahren gegen ihn beendet ist. Er wird sich wahrscheinlich weigern, vor Gericht zu erscheinen, mit der Be- gründung, die Legislatur habe kein Recht gehabt, eine Anklage gegen ihn in außerordentlicher Session zu erheben. Alban»(New Jork), 14. August. Infolge der Weigerung des Gouverneurs Sulzer , sein Amt niederzulegen, herrscht in den staatlichen Departements der grüße Wirrwarr. Vizegouverneur Glynn hat die Funktionen des Gouverneur? in einem Zimmer des Kapitols übernommen, während sich Sulzer in seinem eigenen Wartezimmer eingeschlossen hat. Ein Teil der Leiter der staat» lichen Departements hält zu Sulzer , der andere zu Glynn. Das Staatssiegel befindet sich im Bureau des staatlichen Sekretärs Ray. Es wird gemeldet, Ray werde das Siegel Glynn ausliefern. DaS Siegel wird streng bewacht. letzte ffachricbten. Das Ende des Hamburger Werftarbeiterstreiks. Hamburg , 14. August. (Privattelegramm desVor- wärts".) In drei überfüllten Versammlungen nahmen am Donnerstag nachmittag die Hamburger Werftarbeiter Stellung zu dem Beschlutz der Generalversammlung in Berlin . Die Leiter be- richteten über die Tagung und erklärten, daß den Werftarbeitern« so schwer es ihnen auch werden möge, nichts anderes übrig bliebe, als sich dem Beschluß dieser obersten Instanz zu fügen. Wenn daS nicht geschehe, so sei der Bestand der Organisation gefährdet Und die Werftarbeiter seien dann wehrlos dem Unternehmertum preis» gegeben. Die Geldmittel seien fast ganz erschöpft. Es habe sich leider jetzt nicht um einen Kampf gegen das Unternehmerkapital gehandelt, sondern die Arbeiter seien in einen schweren Konflikt mit ihrem eigenen Zentralvorstande geraten. Nicht richtig sei aber, wenn behauptet werde, daß die Beamten oder die Vorstände allein etwa die Schuld an dem Ausgange des Kampfes treffe, vielmehr haben sich die gesamten Mitglieder gegen die Werftarbeiter ge» wandt. Mit scharfen Worten polemisierten die Redner gegen die Art und Weise, wie Schlicke in Berlin die Werftarbeiter als Elite- truppe lächerlich gemacht habe. Die Werftarbeiter müssen beweisen, daß sie tatsächlich eine Elitetruppe seien, indem sie wieder an die Arbeit gehen. Werde nun die Einigkeit der Organisation erhalten, so kommt um so eher die Zeit, in der die Werftarbeiter einen neuen Kampf, diesmal mit Erfolg, wagen können. Maßregelungen sollten jedoch nicht stattfinden. Von der Hamburger Ortsleitung sprachen die beiden Bevollmächtigten K ä r i s und Koch. Sie schilderten kurz den Verlaus der Unterhandlungen und der Generalversamm- lung. Sie forderten ebenfalls mit dringenden Worten auf, ge�i schlössen wieder in die Betriebe hinein zu gehen. Die Debatte war sehr stürmisch, besonders wurde es bedauert, daß die Arbeiter jetzt durch den Arbeitsnachweis gehen müssen. Schließlich wurde in allen drei Versammlungen folgende Resolution angenommen: Die heute am 14. August tagende Versammlung der streikenden Werftarbeiter bedauert eS, daß sie durch den Spruch der Generalversammlung gezwungen werden, die Arbeit be« dingungslos wieder aufzunehmen. Die Bersammeltyn weisen die gehässigen Angriffe des Kollegen Schlicke mit Entrüstung zurück und geloben, auch in Zukunft fttr die Organisation zu wirken, wie sie es bisher getan haben." Am Freitag wird die Arbeit wieder aufgenommen, Die chinesischen Rebellen aus der Flucht. Hankau, 14. August. (W.T. B.) Wie aus Kiangst gemeldet wird, haben die Führer der Aufständischen sämtlich die Flucht er- griffen. Eine aus Nanchang abgesandte Deputation hat die Nord« truppen eingeladen, in Nanchang einzuziehen, um die Bevölkerung zu beruhigen. In einigen Kreisen glaubt man, daß dieö möglicher- weise eine List der Aufständischen ist, da ein Teil von ihnen noch dem Vorrücken der Regierungstruppen Widerstand leifwt. Die Revolution in Venezuela.__ Willemstadt(Guracao), 14. August. (W. T. B.) Berichten aus Maracaibo zufolge herrscht vollkommene Ruhe in Venezuela , die Verbindungen sind wiederhergestellt. General Toms Castro, einer der Führer der Aufständischen, ist mit einer Anzahl Anhänger als Kriegsgefangener in Porto Caballo eingetroffen, man vermutet, daß der frühere Präsident Castro sich an Bord eines Schiffes außer- halb Maracaibos befindet. Die verhafteten Seeleute in Bergen wieder freigelassen. Berge», 14. August. (W. T. B.) Nach einer Mitteilung vom deutschen Konsulat ist die gerichtliche Verfolgung gegen die sieben Deutschen eingestellt. welche im Verdacht standen, durch Herab- wälzen von großen Steinen den Tod eine? jungen Mädchen? in Aurland-Sognefjord verursacht zu haben. Die Deutschen sind frei- gelassen worden.