die seine Vorgesetzten bor der Auszahlung darauf zu machen pflegen. In einem geeigneten Augenblick drückte er auch den notwendigen Stempel auf die Rechnung. Nachdem der Plan in allen Einzelheiten besprochen und vorbereitet worden war, suchten sie einen dritten Helfer, der das Geld erheben sollte. Diesen fanden sie in einem Kassenboten Hartlepp. Als Termin der Erhebung des Geldes wählten sie den vergangenen Montag, weil Thiel ftich an diesem Tage nicht in der Bank befand und wo der Verdacht nicht auf ihn fallen konnte. Er hatte Tags zuvor einen fünftägige» Urlaub angetreten und sich zur Sommerfrische nach Lhchen in der Uckermark begeben. Als dem Kaflenboten Hartlepp das Geld aus- gezahlt worden war und dieser es dem Wreschner gegen die ver- einbarte Summe von KOS M. eingehändigt hatte, telegraphierte Wreschner dem Thiel nach Lhchen verabredungsgemäh:»Hansa- Aktien kaufen". Was soviel bedeuten sollte, daß alles geklappt hatte. Bon dem Gelbe sollte Wreschner seine und Thiels drückendsten Schulden decken und das übrige Geld bei einer Bank deponieren. Wreschner bezahlte aber nur seine Schulden und legte 24 OOO M. in ein Safe einer Bank, wo sie heute im Laufe deS TageS von der Kriminalpolizei beschlagnahmt werden sollen, Nachdem der Betrug nun aufgeklärt war, fuhren zwei Kriminal- beamte gestern nachmittag sofort nach Lhchen, um zur Verhaftung des Haupttäters Thiel zu schreiten. Sie ermittelten diesen auch bald und nahmen ihn fest. Thiel war über seine Verhaftung nicht wenig überrascht, da er glaubte, daß nun alle Gefahr vorüber sei, weil über den Betrug nicht mehr berichtet wurde und alle Er- Mittelungen bis dahin ergebnislos verlaufen waren. Er hatte schon seine Sachen zusammengepackt, um heute früh wieder nach Berlin zu reisen und, als ob nichts geschehen sei, seinen Dienst wieder an- zutreten. Die beiden Beamten fuhren jedoch noch gestern abend mit ihm hierher und brachten ihn nach dem Polizeipräsidium, wo er heute vormittag verhört werden wird. Ein„Institut für Geschäftsverkäufe", das in der Oranienburger Straße 87 unter der Firma„Kompaß" sein Wesen treibt, sucht seine Opfer unter kleinen Geschäftsleuten, welche die Absicht haben, ihr Geschäft zu veräußern. Erfährt die Firma„Kompaß" von der Absicht des Geschäfts- Verkaufs— z. B. aus einem Inserat in einer Tageszeitung—, so schickt sie dem Geschäftsinhaber ein formularmäßiges Schreiben zu, tn dem die günstigsten Versprechungen gemacht werden. So heißt es u. a. in diesem Schreiben: »Zum Verkauf Ihres Objektes ist es jetzt äußerst günstige Ge- legenheit, noch zumal wir zurzeit ca. 3000 Käufer vorgemerkt haben". An anderer Stelle:„Nutzlose Geldausgaben machen Sie sich durch die Wiederholung Ihres Inserats, denn Inserate dieser Art laufen ins Geld, insbesondere, wenn Sie dieselben in Ermangelung von Erfolgen wiederholen müssen und so eine Mark nach der andern ausgeben, um zu guter Letzt dach die Aussichtslosigkeit Ihres Be- ginnens einzusehen. Säumen Sie darum nicht, sofort mit uns in Verbindung zu treten, wenn Ihnen daran liegt, ohne besondere Mittel einen sicheren Erfolg zu erzielen. Unser Institut ist das ein- äigste und reellste seiner Art, welches vorschußlos zu niedrigen Provisionen An- und Verkauf jeder Art vermittelt." Um den Geschäftsleuten die Sache bequem zu machen, ist dem Schreiben eine Postkarte beigefügt, die benutzt werden soll, um den.kostenlosen" Besuch des Vertreters der Firma zu ver- langen. Nicht wenige fallen auf diese Zuschrift herein, sie ver- langen den„kostenlosen" Besuch des Vertreters. Hat das Schreiben noch nicht genügend gewirkt, so gelingt es doch dem Vertreter in der Regel, durch die weitgehendsten Versprechungen und Zusiche- runaen die Leute zur Unterzeichnung eines Auftrages zum Ge- schäftsverkauf zu bewegen. Der Inhalt dieses Schriftstücks sieht auf den ersten Blick ziemlich harmlos aus. Es wird dort ein be- stimmter Prozentsatz vom Kaufpreis vereinbart, in einem uns vor- liegenden Schein ein Satz von 10 Prozent des auf 650 M. festgesetzten Mindestkaufpreises, das wären 55 M., ein Betraa, der, trenn auch hoch, doch immerhin in einem nicht allzu auffallenden Verhältnis zum Geschäftspreis steht. Doch ein weiterer Satz in dem Auftragsschein gibt den Firmen- inhabern die Möglichkeit, ihre Auftraggeber gehörig zu neppen. Es heißt dort: „Den in Ihren dieSbezgl. Registern vorhandenen und einge- kragenen Reflektanten auf solche Objekte, wie mein hier in Auf- trag gegebenes, lassen Sie sofort und unverzüglich ausführliche Offerte über mein Verkaufsobjekt zugehen. Die hierdurch ent- stehenden, sowie die infolge des Auftrages nötig werdenden Kosten, wie Jnsertionsgebühren, Schreibgebühren. Portoauslagen, Fahr- gelder und Bemühungen wollen Sie gefl. für mich verauslagen und sodann in Rechnung stellen..... Ich überlasse es der Firma „5iompaß" oder deren Vertretern vollkommen und ganz, alle die- jenigen Maßnahmen zu treffen, welche dieselbe für die Erledigung dieses Auftrages für erforderlich halten und verzichte ich auf den etwaigen späteren Einwand, daß solche nicht erforderlich waren." Was nun weiter geschieht, wollen wir an der Hand einiger uns bekanntgewordener Fälle darstellen: Nach einiger Zeit, mitunter erst nach Monaten, wenn der Austraggeber die Sache schon ver- geffen ober sein Geschäft schon verkauft hat, erhält dieser ein Schreiben von der Firma, in dem die Auftragserteilung bestätigt wird. Wiederum nach Monaten, in einem Falle nach mehr als einem halben Jahr, geht ein Schreiben ein, nach welchem das ange- botene Geschäft in die Verkaufsliste der Firma aufgenommen sei. Wird nun der Firma z. B. mitgeteilt, daß das Geschäft bereits ver- kauft ist, oder schreibt der Auftraggeber, daß er mit der Firma nichts mehr zu tun haben will, so kommt die Kostenrechnung über »Auslagen", die so aussieht: Grundgeb, f. Anl. u. Führ. d. H..... 6,30 M. Grundgeb. f. Inserate........ 18,—» Provisionsgeb. f. Vermittl. d. Auftr.... 8,50„ Direkte Offerte resp. Diktat...... 1,50„ 530 Offerten a 40 Pf......... 212,—» Briefmarken. ,......... 15,90» Schreiben an P...........—,25, Schreiben an P...........—,25» Koftenrechn............. 1—. Sa. 258,90 M. Wenn diese„Auslagen" bezahlt werden, so macht die Firma ein feines Geschäft. Nach dem ganzen Geschäftsgebaren kommt es der Firma hauptsächlich wohl darauf an, diese.Auslagen", die das Fünffache der verabredeten Provision ausmachen, zu„verdienen". Selbst die Aufstellung der Kostenrechnung verursacht 1 Mark „Auslagen". Vielleicht prüft mal die Staatsanwaltschaft an Hand dieser Auslagenberechnung und des Aktenmaterials der Firma „Kompatz" das sonderbare Geschäftsgebaren nach. Beweismaterial steht zur Verfügung. Unseren Lesern aber raten wir. wie schon aus anderen Anlässen, sich nicht Unterschriften abschwätzen zu lassen. Häusig genug fällt man dabei einem Schwindelmanover zum Opfer. Mit den Klagen, die diese Firma androht, dürfte sie allerdings kein Glück haben. In einem Hotel erschossen hat sich gestern abend der 46 Jahre alt« Kaufmann Otto Knpftr, der in der Blumenstr. 61 eine Kurbel- stickerei betrieb. Während diese früher sehr gut ging, hatte er in der letzten Zeit größere Verluste. Diese Verluste gingen ihm so zu Herzen, daß er tiefsinnig wurde. Gestern nachmittag um 5 Uhr nahm er in einem Hotel in der Koppenstratze ein Zimmer. Uli- gefähr eine Stunde später hörten die Hotelangestellten einen Schuß fallen. Als sie hinzueilten, fanden sie den Gast tot auf. Er hatte sich durch einen Schuß in den Kopf getötet. Di« Leiche wurde beschlagnahmt und wach de» Schauhause gebracht. Aus dem Fenster des vierten Stockes stürzte gestern nachmittag in der Falckensteinstr. 29, im Südosten Berlins , ein hier Jahre alter Knabe; das Kind blieb tot unten liegen. Ein Dachstuhlbrand brach gestern früh kurz nach 5 Uhr in der Ebertystraße 10, Ecke Kochhannstraße, im Osten Berlins aus. Als die Feuerwehr eintraf, stand der Dachstuhl in halber Aus- dehnung in Flammen. Ter leitende Brandmeister ließ sofort kräftig Wasser geben, und es gelang in verhältnismäßig kurzer Zeit, das Feuer zu ersticken. Im Rose-Thcater wurde am Donnerstag von einem Gastspiel- Enscmbel unter Leitung von Alfred Dedak und Siegfried V.Lutz ein Sittenbild i» 4 Aufzügen von Robert Misch,„Vampire der Groß- stadt" betitelt, aufgeführt. Der Verfasser hat fich zur Aufgabe ge- macht, zu zeigen, wie eine Familie unter dem Deckmantel der Frömmigkeit und der Königstreue es meisterhaft versteht, bei zahl- reichen Vereinen und wohlhabenden Personen ihren Lebensunterhalt zusammenzuschnorren. Auch als Almofenenrpfänger anö dem Armen- fäckel tritt die Familie auf. Bei einem so breit angelegten Bettel führt die Familie ein recht behäbiges Leben. So manches, was uns in diesem Sittenbild entgegentritt, trägt den Charakter des Realistischen, wenn auch Dinge wie die hier zur Darstellung ge- brachten im Reiche des Elends als Ausnahmen zu betrachten sind. Da die Darsteller diese Vampire der Großstadt naturgetreu zu schildern verstanden, kamen die Besucher voll auf ihre Rechnung. Um die Aufführung machten sich Marg. Franz. August Wenzel. Lene Lenk und Stefan Franz besonders verdient. Vorort- ftedmckten. Schöneberg . Sturz aus dem dritten Stockwerk. Auf schreckliche Weise ver- suchte gestern die 22jährige Maria Pettke aus der Fregestr. 13 ihrem Leben ein Ende zu machen. Gestern besuchte Fräulein P.. die kurz vor ihrer Hochzeit stand, die Wasch, und Plättanstalt von Splittgerber in der Wilhelm-Hauff-Stratze 18, um mit der ihr bekannten Inhaberin wegen ihrer Aussteuer Rücksprache zu nehmen. Im Laufe der Unterhaltung geriet die P. in heftige Gemütsbewegung und ließ sich nicht beruhigen. Plötzlich sprang sie auf einem neben dem geöffneten Fenster stehenden Stuhl und stürzte sich, che sie daran gehindert werden konnte, kopfüber auf die Straße hinab. Die Unglücklich« trug schwere äußere und innere Verletzungen davon und wurd« in hoffnungslosem Zustande durch den Krankenwagen der Feuerwehr nach dem Schöneberger städtischen Krankenhause gebracht. Neukölln . Ein gewaltiger Dachstuhlbrand kam gestern nachmittag gegen 2 Uhr in dem Eckhause Goethe- und Bergstraße 140 aus bisher noch nicht ermittelter Ursache zum Aus- bruch. Als die Neuköllner Feuerwehr an der Brandstelle er- chien, stand der große Dachstuhl mit dem Eckturm schon in großer Ausdehnung in Flammen. Die Treppen waren bereits verqualmt. Zwei Schlauchleitungen wurden über mechanische Leitern und zwei andere über die Treppen vorgenommen. Ferner wurde noch vom Dach des Nebenhauses mit Erfolg angegriffen. Dadurch gelang eS. eine weitere Ausdehnung zu verhüten und die Flammen von einigen Bodenkammern abzuschneiden. Leider wurden zwei Feuerwehr- männer durch herabfallende Schiefersteine verletzt. Der Schaden soll nur zum Teil durch Versicherung gedeckt sein. Wilmersdorf . Todesspruiig aus dem vierten Stock. In der Kaiserallee 80 stürzte sich gestern vormittag gegen 9 Uhr die 23 Jahre alte Oester- reicherin Hilda Urbach, die von einem Nervenleiden befallen war und im Sanatorium Pfalzburg Aufnahme gefunden hatte, in einem unbewachten Augenblick von einem Ballon aus dem vierten Stock in den Vorgarten hinab. Sie starb nach wenigen Minuten. Die Leiche wurde von der Polizei beschlagnahmt. Britz . Die Kindcrferienspiele endeten vor mehreren Tagen mit einer von Eltern und Kindern gut besuchten Schlußfeier bestehend aus einem Vortrag der Genossin Boehm-Schuch, Kaffeetrinken, Reigen, Gesang, Spiele und Fackelzug.. Die Spiele wurden fünfmal in der Woche abgehalten und durchschnittlich von 70 Kindern besucht. Einmal wurde der Mürchenbrunnen im Friedrichshain und einmal der Schillerpark mit seiner Planschwiese besucht. Dem Wunsche der Kinder Spiele auch während der Schulzeit abzuhalten, wurde statt- gegeben, dieselben finden jeden Mittwochnachmittag statt. Im September wird der wissenschaftliche Kinovortrag Christoph Columbus in der Treptow -Sternwarte zum ermäßigten Eintritts- preise für Erwachsene 40 Pf., Kinder 10 Pf. besucht. Die Teilnehmer mögen sich bis 30. August bei Genossen Kapke, Jahnstr. 72 melden, dort sind auch Billetts zu haben. Ferner ist für marschlüchtige Kinder eine Herbst-, Winter- und Frühlingswanderung geplant. Die Kinder sollen Gelegenheit haben, die Schönheiten der Mark Brandenburg in den verschiedenen Jahres- zeiten kennen zu lernen. Diese Ausflüge sollen Sonnstags statt- finden. Lichtenberg . Aus Anlaß der Bebel-Gedächtnisfeicr fällt der für Sonntag geplante Familienspaziergang nach Friedrichsfelde aus. Potsdam . Ein Opfer seines Berufs wurde gestern früh der im Hause Junkerstr. 24 wohnhafte Dachdecker Otto Berner. Berner begann mit Reparaturarbeiten aut dem Dache der Kaserne des 1. Garde- regimentS und stürzte dabei herab. Mit einem Schädelbruch und schweren inneren Verletzungen brachte man ihn nach dem städtischen Krankenhause, doch starb er bereits auf dem Transport. Er war bei dem Dachdeckermeister Valentin beschäftigt. Spandau . Der für Sonntag nachmittag festgesetzte Familienausflug des Frauenvereins ist aus Anlaß der am Sonntagmittag 12 Uhr in der Brauerei Pichelsdorf stattfindenden Bebel- Gedächtnisfeier auf Sonntag, den 24. August, verschoben worden. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich hier gestern abend um 6 Uhr. Der Töpfer Göbel wollte mit seinem Rade an einem Automobil der Firma Kaisers Kaffeegeschäft vorbeifahren, blieb aber in einer Straßenbahnschiene stecken und fiel vor das Automobil. Die Räder des mit einem Anhänger versehenen Automobils gingen Göbel über den Brustkasten hinweg und drückten diesen vollständig ein. Im städtischen Krankenhause, wohin der Verunglückte gebracht wurde, konnte nur noch der sofort eingetretene Tod sestgestellt werden. Versammlungen. Deutscher Transportarbciter-Verband. Die Bezirksverwaltung Groß- Berlin hielt am Donnerstag ihre QuartalSversamm- lung ab. Dem Geschäftsbericht rst unter anderm zu ent- nehmen, daß die Verwaltung beschlossen hat, bei Wahlen gegnerischen Parteien keine arbeitslosen Mitglieder als Wahlhelfer zu ver- Mitteln.— Umfangreiche Lohnbewegungen sind in diesem Quartal nicht zu verzeichnen. Mit der Mitglicderzunahme kann der Ver- band zufrieden sein, wenn die wirtschaftliche Lage berücksichtigt wird.— Arbeitslose Mitglieder waren 5176 im letzten Quartal eingeschrieben. Die Gesamtzahl der gemeldeten Stellen betrug 6440, die der besetzten Stellen 5623. Arbeitslos blieben am Schluß des 2.'Quartals 1255 Kollegen, 2428 unterstütz'ungZEere'chtigte arbeitslose Kollegen erhielten für 44 789 Tage 53 801,75 M. Arbeits- losenunterstützung. Insgesamt wurden an 2577 Arbeitslose für 46 722 Tage 59 569,75 M. Unterstützung ausgezahlt. Kassenbericht: Einnahmen und Ausgaben bilanzieren mit 548 072,23 M. Für Unterstützungszwecke wurden insgesamt ausgegeben 477 700 M.— Die Mitgliederbewegung ergibt folgendes Bild: Bestand am 1. April 1913 männliche 46 477, weib- liche 1867, jugendliche 2032, insgesamt 50 376. Bestand am 1. Juli 1913 männliche 47 823, weibliche 1968, jugendliche 2026, ins. gesamt 51 817. Hus aller Melt. Tie Grönland -Expedition des Hauptmanns Koch. Das Kopenhagener Komitee der Grönland -Expedition des Haupt« manns Koch hat mit dem Grönlandschiff„Godthaab " einen Bericht über den Verlauf der Expedition erhalten. Die Expedition bestand außer dem Leiter aus dem deutschen Meteorologen Dr. W e g e n e r, dem dänischen Matrosen L a r s e n und dem Isländer Visus Sigurds on und wurde von dem Schiff.Godthaab" am 24. Juli 1912 auf dem Eise an der Ostküste Grönlands ge« landet. Sofort nach der Landung entliefen 13 von den 16 mit« gebrachten Ponnhs. ES gelang jedoch, 10 wieder einzusaugen. Am 1. September hatte die Expedition mit dem gesamten Materia! Kap Stop erreicht. Das neue Eis bot jedoch große Schwierigkeiten, da es noch nicht tragfähig war, und die Expedition vedlor ein Motorboot, das unterging. Erst nach Verlauf von drei Wochen war das Eis stark genug, um Schlitten und die Pferde zu tragen. Dr. Wegener kam dabei zu Fall und brach eine Rippe, er überwand jedoch diesen Unfall bald, worauf die Expedition am 13. Oktober das Winterquartier beziehen konnte. Trotz großer An- strengungen gelang es der Expedition nicht, Königin-Luisen-Land zu erreichen, und Hauptmann Koch beschloß daher, auf dem Inlandeis zu überwintern und nicht auf dem Lande. Ende Oktober wurde eine Schlitienreise nach Königin-Luiscn« land unternomnien. Bei dieser stürzte Hauptmann Koch in eine 12 Meter tiefe Gletscherspalte und brach das rechte Bein. Die Ucberwinterung verlief ausgezeichnet. Die Temperatur war bis 60 Grad unter dem Gefrierpunkt. Während der ganzen lieber- Winterung wurden wissenschaftliche Beobachtungen angestellt und vom 6. März bis zum 14. April wurde eine Anzahl Schlitten« reisen nach Königin-Luisen-Land unternommen. Am 20. April verließ die Expedition das Winterquartier mit fünf Schlitten und 'ünf Pferden, um den 1200 Kilometer langen Marsch über das In« landeis nach der Westküste Grönlands anzutreten. Während der ersten vierzig Tage war das Welter außerordentlich schlecht bei starkem Schneegestöber, worunter namentlich die Pferde schwer zu leiden hatten. Sie wurden schneeblind und ermatteten ersichtlich, so daß drei von ihnen vorzeitig geschlachtet werden mußten. Als die Ex- pedition weiter in das Land eindrang, wurde das Wetter allmählich besser. Aber die Sonnenstrahlen waren für die Expediiions« Mitglieder belästigend und es bildeten sich Wunden aus ihrer Haut. Die Temperatur sank in der Nacht bis unter 30 Grad Kälte. Tis Pferde waren von großem Nutzen. Bei losem Schnee wurden Schnee- 'chuhe an ihren Füßen befestigt. Am 11. Juni wurde das vorletzte Pferd wegen Futtermangels geschlachtet. Das Terrain begann nun allmählich abzufallen und am 2. Juli bekam die Expedition vom Inlandeise aus Laad in Sicht. Hier mußte nun das letzte Pferd geschlachtet werden, nachdem es 1100 Kilomeler über das Grönland « eis zurückgelegt hatte. Die Expedition setzte den Marsch fort und hatte in den folgenden Tagen viele Schwierigkeiten zu überwinden. Sie mutzte unter anderem wegen schlechten Wetters unter einer Klippe 35 Stunden lang ohne Speise liegen, da der Proviant aufgezehrt war. Am 15. Juli wollte man weiterziehen, aber die Teilnehmer waren so erschöpft vor Hunger, Kälte und Feuchtigkeit, daß sie nicht vermochten, sich einen Weg durch den tiefen Schnee zu bahnen. Sie schlachteten den Hund, der ihnen auf dem ganzen Wege gefolgt war, und kochten das Fleisch. Sie waren gerade dabei, das Mahl zu beginnen, als sie ein Segelboot auf dem Fjord östlich von Pröven bemerkten. Durch Schüsse und Signale riefen sie das Boot herbei. Es gehörte dem Pastor Chemnitz , der sich selbst im Boote befand und die sehr er- schöpften Polarforscher nach Pröven brachte, wo sie mit großer Liebenswürdigkeit von dem Leiter der Kolonie aufgenommen wurden und sofort die nötige Pflege erhielten. Untergang eines deutschen Seglers. Ein Telegramm von den Scilly-Jnseln meldet, daß am Freitag« morgen bei der Insel St. Marys dreißig Mann von der Besatzung des deutschen Frachtschiffes»Susanne", da« von Jquique mit Salpeter abgegangen war, in Booten gelandet sind. Die „Susanne" ist in der vorigen Rächt während des Nebels an den Felsen der Scilly-Jnseln gestrandet und gesunken. Alle Mann der Besatzung sind gerettet. Ein Mann der geretteten Besatzung des Schiffes erzählte, das Schiff sei mit vollen Segeln gefahren, als es so heftig gestrandet sei, daß das mittlere Segel und der Hauptmast weggebrochen wurde. Das Schiff ist so schnell gesunken, daß keine Zeit mehr war, die Boote auszusetzen, deshalb seien die Taue gekappt worden. Die Besatzung sei kaum von Bord gewesen, als das Schiff gesunken sei. Ter steirische Bauernschreck. Seit vielen Wochen richtet ein Raubtier, dessen man trotz aller Treibjagden und selbst durch Mililäraufgebote bisher nicht Herr werden konnte, unter dem auf den„Alpen " sHochweiden) befindlichen Vieh in der Nordsteiermark große Verheerungen an. Das Vieh muß deshalb ins Tal abgetrieben werden und sogar der Touristenverkehr in den betreffenden Gegenden hat stark abgenommen. Kleine Notizen. Der russische Freund. Wieder einmal sind deutsche Luftschiffer beim Ueberfliegcn der russischen Grenze beschossen und später in Haft genommen worden. Die zwei Insassen des deutschen Ballons «Metzeler ", der in Forst in der Lausitz aufgestiegen war und in S anniki bei Warschan landete, wurden beim Ueberfliegcn der russischen Grenze mit einem Kreuzseuer von etwa 200 Schüssen empfangen. Nach der Landung wurden sie in Haft genommen, ans der sie bisher nicht enrlassen sind. Eine neue Nordpolcxpcdition. Das Expeditionsschiff»Fram " ist am Donnerstag unter Führung des Kapitäns Dexrud von Buenos Aires nach Colon abgegangen, um dort die Polarforscher P e a r y und A m u n d s e n an Bord zu nehmen. Amundsen wird die Fram dann zum Nordpol führen und gedenkt unter Benutzung des Polarstroms über Spitzbergen nach Christiania zurückzukehren. Dexrud will sich in San Francisco in der Lustschiffahrt vervollkommnen, um dann auf dem Luftwege in die Polarregion zu gelangen. Die Expedition soll sechs Jahre dauern. Vatermörder. Weil der Vater ihnen Geld zum Schnapseinkanf verweigert hatte, drangen in dem russischen Dorfe Anastasjewska die drei Söhn« des Bauern Bety in den Sö�lafraum ihres Bater« ein und ermordeten ihn durch Beilhiebe. In der Dorf« schenke wurden dir Mörder. finnloS betrunken, verhastet.
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