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8,213 30, w,,.., Z. Keilllge des Lllmilkls" Ketliner Uolksdllttt. mMAnmsm. Partei- Ungelegenkeiten. 4. Wahlkreis. Frankfurier Viertel. Heute Dienstagabend findet bei Boeker, Weberstr, 17, die Fortsetzung der letzten Viertels- Versammlung statt. Tagesordnung: Vortrag des Genossen Emil Eichhorn   über:»Der politische Massenstreik." Zahlreichen Besuch er- wartet Die Viertelsleitung. Charlottenburg  . Der Wahlverein hält heute abend 8'/z Uhr seine Generalversammlung im Volkshause, Rofinenstr. 3, ab. Tages- ordnung: 1. Vortrag:»Massenstreik und Parteitag". 2. Diskussion. 3. Bericht über die Wahlmänner, welche bei der Landtagswahl nicht gewählt haben. 4. Wahl eines Revisors, ö. Vereinsangelegenheiten. 6. Verschiedenes. Rudow  . Am Donnerstag, den 21. August er., abends 8 Uhr, im Lokal von Wedler, Mitgliederversammlung. Tagesordnung: 1. Be- richt von der Verbandsgeneralversammlung. 2. Wahl der Delegierten zur Kreisgeneralversammlung. 3. Geschäftliches. 4. Vereinsangelegen- heiten und Verschiedenes. Tempelhof  . Mittwoch, den 20. d. M., abends 8Vz Uhr, im »Wilhelms garten", Berliner   Str. 9: Mitgliederversammlung. Tages- ordnung: 1. Vortrag über:»Politischer Massenstreik". 2. Bericht- erstattung von der Generalversammlung von Groß-Berlin. 8. Wahl von drei Delegierten zur Kreis-Generalversammlung. 4. Anträge. 6. Verschiedenes. Pankow  . Der vom BildungsauSschust veranstaltete englische Kursus ist abgeschlossen. Zur Weiterbildung in der englischen   Sprache soll im Anschlug hieran Donnerstag, den 21. August, im Restaurant Schultheiß  , Mühlenstr. 12, abends Vzg Uhr, ein Leseabend begründet werden. Alle früheren Teilnehmer von Pankow Nieder- Schön- Hausen Französisch-Buchholz sowie diejenigen Genossen, welche über englische Sprachkenntnisse verfügen, sind hierzu eingeladen. Teltow  . Mittwoch, den 20. August, Mitgliederversammlung. Auf der Tagsordnung steht u. a.: Der Parteitag in Jena  . Potsdam  . Zahlabend findet Mittwochabend in allen Bezirks­lokalen statt. Bcrlimr NacKncKten. Die juristische Sprechstunde findet bis einschließlich Sonnabend, den 30. August, nnr von 7 bis 9 Uhr abends statt. Sonnabends Sprechstunde von k Uhr nachmittags._ Ein Frauenmord in Berlin   0. Im Hause Warschauer Straße 58 fand man gestern früh die unter Blumen gebettete Leiche der 38 Jahre alten geschiedenen Frau Hulda Eckelt, geb. Schmidt, in ihrer im Seitenflügel drei Treppen hoch belegenen Wohnung auf. Ein Schuß des Geliebten hatte dem Leben der Frau, die vor Jahren ihren Mann und zwei Kinder ver- lassen hatte, ein jäheS Ende bereitet. Der Mörder, ein 38 Jahre alter Monteur Paul K o s s a u, der von seiner in Wriezen   a. O. wohnenden Frau gettennt lebt, irrt, wie man annimmt, in Berlin   planlos umher, nachdem sein Vorhaben, auch seine Frau zu töten, mißglückt ist. Ucber die Bluttat wird folgendes berichtet: Seit längerer Zeit schon wohnte im Seitenflügel des Hauses Warschauer Str. 53 die geschiedene Frau Eckelt, von der die Nach- barn wußten, daß sie mit einem von seiner Frau getrennt lebenden Monteur Kossau ein Liebesverhältnis unterhielt, Dieses Ver- hältnis hatte in letzter Zeit eine so starke Trübung erfahren, daß Koflau sich eine andere Wohnung mietete und die Frau gegen ihren Geliebten bei der Polizei eine Anzeige wegen Diebstahls einreichte. Die Frau soll in der letzten Zeit einem anderen Manne ihre Gunst zugewandt haben und das war wohl die eigentliche Ursache des Zerwürfnisses. Gestern früh erhielt eine in demselben Hause wohnende Frau W., die mit der Eckelt Verkehr unterhielt, einen Brief von Kassau, in dem dieser von der Mordtat Kenntnis gab und in dem er neben anderen Mitteilungen auch die Ankündigung einer weiteren Mordtat folgen ließ. Er wollte, bevor er selbst seinem Leben ein Ziel setzte. auch noch daS seiner Frau in Wriezen   a. O. vernichten. Die Frau W. begab sich mit dem Brief sofort zu dem zuständigen Polizeirevier, daS mehrere Beamte nach der Wohnung entsandte. In ihrem Bette, völlig entkleidet, lag, anscheinend friedlich schlummernd, die Frau Eckelt. DaS Bett war mit Blumen geschmückt und um den Kopf berum lagen die Bilder ihrer beiden Kinder, zwei Jungen im Alter von 12 und 13 Jahren darstellend, die bei ihrem Vater in Ober-Schöneweide erzogen werden, sowie daS Bild des Mörders. Der Kopf war mit einer Badekappe versehen und auf dieser befand sich eine Inschrift mit Bleistift, aus der hervorging, daß Eifersucht den Mann zu dem Morde ge- trieben hat. Frau E. soll, mit einem anderen Manne vor kurzem ein Freibad aufgesucht haben und hiervon hätte K., der an der Ge- liebten sehr hing und von ihr nicht lassen wollte, erfahren. Ein Stteit scheint der Bluttat nicht vorangegangen zu sein. Anscheinend ist die Frau im Schlaf getötet worden. Die Kugel war in den Nacken gedrungen und hatte den Tod wohl sofort herbeigeführt. Kossau hatte die Geliebte am Sonnabend besucht und in der Nacht zum Sonntag seinen Plan zur Ausführung gebracht. Am stühen Morgen hat er dann in großer Seelenruhe die Leiche auf- gebahrt, geschmückt und Aufzeichnungen über die Beweggründe zur Tat gemacht. An den Küchenwänden fand man mehrere Inschriften. Die Stubentür schloß er ab, verwahrte den Schlüflel an einer be- stimmten in dem Brief an die HauSgenossin näher bezeichneten Stelle und verließ dann die Wohnung, um seinen weiteren Mordplan aus« zuführen. Zu diesem Zweck fuhr er nach Wriezen   a. O.. wo er am Sonn- tag nachmittag anlangte. Er suchte zunächst die Wohnung seiner Frau auf, die sich dort durch Arbeiten ernährt. Als er die Frau nicht antraf, begab er sich zu Rachbarn und teilte diesen mit, daß er eine endgültige Auseinandersetzung mit seiner Frau herbeiführen wolle, weil er erfahren habe, daß sie mit einem anderen Mann ver- lehre. Gleichzeitig erkundigte er sich nach einem Büchsenmacher. Die Nachbarn wollen gesehen haben, daß er unter dem Rock verborgen eine Schußwaffe getragen habe. Nach längerem vergeblichen Warten verließ er dann die Wohnung und fuhr nach Berlin   zurück. In Wriezen   ist die Polizei benachnchtigt und bewacht die Wohnung für den Fall, daß sich K. dort wieder einfinden sollte. Es ist aber anzu- nehmen, daß er von seinem� Pia» Abstand genonune» hat und hier umherirrt oder inzwischen Selbstmord begangen hat. Der Totschlag in Charlottenburg  . Gestern vormittag wurde der Hauseigentümer Alexander Hielscher vom Horstweg 25. der, wie wir in der gestrigen Nummer berichteten, am Sonntag seinen Mieter Koza erschossen hat. nochmals eingehend vernomnien. Er behauptete, lediglich in der Notwehr gehandell zu haben. Sein Mieter Koza habe ihn angegriffen und an die Wand gedrückt. Erst dann habe«r seinen Revolver, den er allerdings be- retts in der Hand gehalten hatte, losgedrückt. Ein Teil der Zeugen 3 will gesehen haben, daß Hielscher von Koza angegriffen, an die Wand j gedrückt und gewürgt wurde, während ein anderer Teil bekundet, daß keinerlei Handgemenge zwischen den beiden Männern dem Totschlag vorangegangen sei. Vielmehr habe Hielscher losgeschossen, als Koza sich bückte, um die im Flur liegende Mattatze aufzuheben und auf den bor dem Hause stehenden Wagen zu tragen- Hielscher wurde gestern nachmittag dem Untersuchungsrichter zu- geführt. Von dem Ergebnis dieser Vernehmungen hängt eS ab, ob H. auf freien Fuß gesetzt werden wird. Hielscher war früher Ad- ministrator großer Güter, er wird allgemein als ein ruhiger und besonnener Mann geschildert. Auch der erschossene Bauarbeiter Koza erfreute sich eines guten Rufes. Von allen Seiten wird ihm das Zeugnis eines ruhigen und besonnenen Menschen ausgestellt. Be« sonders traurig ist die Lage der Frau Koza, die acht unmündige Kinder und ihre alte Mutter zu ernähren hat. Die Frau Koza wird gegen Hielscher Regreßansprüche erheben. Ein großes Hehlcrncst, das seitungefähr zwei Jahren mit Angestellten von großen Unternehmungen in Verbindung gestanden hat, ist gestern durch die Kriminalpolizei aufgehoben worden. Die Entdeckung dieses Treibens hat zur Verhaftung von sieben Personen geführt. Der Händler St. aus der Waldstraße und seine Frau standen mit einem Händler Fr. und dessen Geliebten, gemeinsam mit Angestellten großer Fabrikbetriebe in Verbindung und sie bezogen von diesen große Posten Metalle verschiedener Art. Die Nachforschungen nach dieser Richtung ergaben, daß ihnen ein Werkmeister regelmäßig ganze Wagen- ladungen von Metall aus dem Bettiebe, wo er angestellt war, zu- kommen ließ. Der Angestellte ging dabei so dreist vor, daß er von den Arbeitern einfach die Wagen laden und abwiegen ließ und sie dann zu St. oder Fr. dirigierte. Auf diese Weise bot er, soweit sich fest- stellen ließ, seit Weihnachten 1312 über 86 000 Zentner Metall ge- stöhlen und den Produktenhändlern geliefert. Zu den Kunden der Hehler gehörten auch mehrere Angestellte der A. E.-G. Sie lieferten den Produktenhändlern wertvolles Weißmetall. Obwohl hier eine strenge Kontrolle herkscht, gelang es ihnen nach und nach für un- gefähr 20 000 M. Metall herauszuschmuggeln. Bei der Großen Berliner   Straßenbahngesellschaft wurden im Laufe der Zeit Ver- bindungsschienen und Kupferdrähte gestohlen und an St. bezw. Fr. verkauft. Eine ganze Menge Diebesgut wurde noch, als die Polizei den Betrieben der beiden Produttenhändler einen Besuch abstattete, vorgefunden und beschlagnahmt. St. und seine Frau, die schon vorher gemerkt hatten, daß die Kriminalpolizei sich mit ihrem Handel beschäftigte, verschwanden, ehe diese noch zugreifen konnte, aus Berlin  . Gestern ermittelte sie ihn mit seiner Frau in einem Lokal an der Ecke der Britzer   und Kottbuser Straße und nahm ihn sowohl wie auch den Händler Fr. und seine Geliebte fest. Als Diebe wurden bisher der Werkmeister und zwei Angestellte der A. E.-G. ermittelt und verhaftet. Ein selten dreister Raubüberfall wurde gestern um die Mittags- zeit von 4 Männern auf ein junges Mädchen in der Prenzlauer Allee verübt. Dort betreibt in dem Hause Nr. 190 der Kaufmann Hart- mann ein Posamentiergeschäft. Als dessen 17 Jahre alte Tochter allein in dem Laden anwesend war, kam«in Mann herein und bat um 5 Pfennig. Das Mädchen schenkte ihm auch ein Geldstück. In demselben Augenblick trat ein zweiter Mann herein und fragt«, was die Wolle koste. Als sie darauf den Preis nannte, sagte der erste, dem sie die 5 Pfennig geschenkt hatte:Du hast gar nichts �u verlangen." Es kam dann noch ein dritter Mann hinzu und letzt packten diese einige Sweater sowie andere Wollwaren in einen Karton. Das Mädchen versuchte um Hilfe zu rufen, sah aber davon ab, als ihr die drei Männer sagten, daß sie ihr den Mund zuhalten würden und sie auch schon zu diesem Zwecke faßten. Die Ein- geschüchterte wagte jetzt nicht, ein Wort zu sagen und sah in ihrer Angst ruhig zu, wie die Räuber die Waren in den Karton packten und damit den Laden verließen. Als sie gerade zur Tür heraus- getteten waren, kam ein vierter Mann herein, und fragte, was denn die drei Männer gewollt hätten. Das Mädchen erkannte den Fragesteller aber als einen Mann wieder, der, als die anderen ihre Beute zusammenpackten, vor der Tür gestanden hatte, und sagte zu ihm, daß er doch gesehen habe, was sie gemacht hätten. Ohne Zweifel hatte er Schmiere gestanden und war jetzt nur eingetreten, um ihnen den Rücken freizumachen. So entkamen alle unan- gefochten. Leider erstattete die Ueberfallene erst gestern abend, nachdem sie ihren Angehörigen von dem Vorfall erzählt hatte, auf dessen Veranlassung Anzeige bei der Kriminalpolizei. Diese hat sofort alle Vorkehrungen getroffen, um der dreisten Räuber habhaft zu werden. Es dürfte dies wohl auch gelingen, weil daS Mädchen zwei der Männer ziemlich genau beschreiben kann. Danach ist der eine etwa 30 Jahre alt, mittelgroß und schlank, hat dunkelblondes Haar, einen kleinen dunklen Schnurrbart und ein rundes Gesicht von gelblicher Farbe und trug einen dunkelgrauen Anzug, eine gleichfarbige Sportmütze, schwarze Stiefel und einen rötlichen, langen Schlips. Besonders bemerkenswert ist, daß er auf d«m linken Unterarm, in der Nähe des Handgelenks daS Brustbild einer Frau und auf dem linken Mittelfinger einen Ring tätowiert hat. Der zweite Täter ist ungefähr 25 Jahre alt und etwa 1,60 bis 1,65 5Neter groß, hat hellblondes Haar, einen dunkelblonden, kräfti- gen Schnurrbart und ein rundes Gesicht von gesunder Farbe und war mit einem sehr dunklen Jackettanzug, einer Ballonmütze, gelben Stiefeln und einem schwarzen Schlips bekleidet. Auf die Ergreifung der Täter, die wahrscheinlich ihre Beute zu verkaufen versuchen werden, ist eine Belohnung von 300 M. ausgesetzt. Typhusverdächtigc Erkrankungen in der Kaserne des Telcgraphenbataillons. An den beiden letzten Tagen sind beim hiesigen Telegraphen- bataillon Nr. 1 mehrere typhusverdächtige Erkrankungen vorgekommen. Auf der Stube, auf der der Gefreite Hoffmann Stubenältester ist, erkrankten nacheinander fünf Soldaten unter Begleiterscheinungen, die den Verdacht aufkommen ließe», daß Typhus   vorliegen könne. Auch Hoffmann selbst befindet sich unter den Erkrankten. Auf Grund der vom Bataillonsarzt vorgenommenen Untersuchung wurden die fünf Telegraphisten von dem Kasernement in Treptow   nach dem Garnisonlazaretll in Tempelhof   gebracht, wo sie streng abgeschlossen von den anderen Insassen behandelt werden. In dem Kasernement selbst wurden sofort alle notwendigen Maßregeln getroffen, um ein etwaiges Weilerumsichgreifen der epidemischen Krankheit zu ver- meiden. Die bakteriologische Untersuibung der Krankheitsstoffe der ins Lazarett eingelieferten Soldaten ist bisher nock nicht abgei-vlossen, so daß es noch nicht feststeht, ob eS sich wirklich um Typhus handelt._ Todcssprung aus dem Fenster. Der in dem Haute Wrangel- straße 127 im dritten Stock wovnende Messerscknnicd Karl Knappe  sprang gestern morgen gegen 8>, Uhr aus dem Flurienster seiner Wohnung in den Hof hinab und erlitt io schwere Verletzungen, daß der Tod auf der Stelle eintrat. DaS Motiv deS SelostmordeS ist noch nicht bekannt._ Der Ueberfall auf den Steward Lehnig in einer Bedürfnisanstalt am Boddinplatz in Neukölln hat umfang- reiche polizeiliche Erhebungen zur Folge gehabt. Die Nachforschungen haben ergeben, daß die unerkannt entkommenen Räuber auch das Handgepäck LehnigS geholt haben, daS dieser bei der Gepäckabgabe auf dem Bahnhof aufgegeben hatte und dessen Gepäckschein fich unter den geraubten Briefschaften befand. Ein zweiter Ueberfall wurde, wie erst nachträglich bekannt wird, noch in der Nacht zum gestrigen Sonntag in Neukölln verübt. Der 20 Jahre alte Paul Skowroncki auS der Weserstr. 204 wurde, als er sich mit mehreren Freunden aus dem Nachhausewege befand, gegen 2 Uhr auf dem Hermannplatz von drei Männern und einer Frauens- Person angerempelt. Er ging darauf etwas vor ihnen. Als er sich umdrehte, um seinen Freunden, die mit den drei Männern in Stteit geraten waren, zu helfen, stürzte sich einer von ihnen auf ihn und versetzte ihm einen Messerstich in die rechte Schulter. Nachdem sie auch nochj einen seiner Freunde schwer verletzt hatten, liefen die Männer mit der Frauensperson davon und entkamen auch. Es ist nicht ausgeschlossen, daß es sich um dieselben Personen handelte, die gegen 10 Uhr in der Bedürfnisanstalt auf dem Boddinplatz den 25 Jahre alten Diener und Steward.Paul Lehnig niederschlugen und beraubten. Casino-Theater. Auf dem Spielplan stehen gegenwärtig zwei dramatische Stückchen, die, jedes für sich, besonderes Interesse be- anspruchen. Zuerst wird die amüsante PlaudereiDer falsche Cousin" gegeben. Da sei denn verraten, daß deren Verfasser Jean Baptist v. Schweitzer kein anderer ist, als der ehemalige Prä- sident desAllgemeinen deutschen Arbeitervereins  " und Herausgeber desSozialdemokrat". Im zweiten Bande seiner Autobiographie Aus meinem Leben" bat August Bebel   die Penode Schweitzers in der proletarischen Arbeiterbewegung ebenso kritisch als ergiebig geschildert, und hinwiederum hat Franz Mehring   uns mit einem Sammelbande sozialpolitischer Reden und Aufsätze Schweitzers be- kannt gemacht, Schweitzer hat aber auch durch eine Reihe von Lustspielen als Dramatiker nachhaltige Erfolge errungen. Sehr aktuell ist.DerAktien-Tenor oder Caruso auf Teilung", ein satirisches Lustspiel von Artur Lippsch itz. Mit drastischer Komik geht der Verfasser hier den Talentpäckstern zu Leibe. Beide Stücke werden munter ge- geben: dazu mit cmer schauspielerischen Gewandtheit, die für alle Mitwirkenden charakteristisch und ehrend ist. Zwischenein gibt es ein Variötätenprogramm voll ausgesuchtester Augen- und Ohrenweide. Arg enttäuscht wurde eine Hausfrau in der Kolbergerstraße durch eine Firma, die sich zur kostenlosen Anfertigung einer Semi- Emailleplatte erbot. Wie uns die Frau mitteilt, lam vor etwa 4 Wochen ein Reisender einer Berliner   Kunstanstalt und Semi- Emaille-Werke in der Straßmannstraße zu ihr, der um die Ueberreichung einer Photographie zwecks Anfertigung einer Semi-Emailleplatte bat. Nach längerem Drängen überreichte die Frau dem Mann eine solche mit dem Ersuchen, dieselbe nicht zu beschädigen. Der Reisende versprach der Frau, die Pbotographie innerhalb 8 Tagen wieder zurückzubringen,' Als Bestätigung dafür, daß es kein leeres Ver- sprechen sei, überreichte der Reisende der Frau einen Zettel, worauf die Firma angegeben war. Es wird ausdrücklich betont, daß die Anfertigung von Semi-Emailleplatten für Broschen, Schlipsnadeln usw. zirka acht Tage dauert und die Eigentümerin die Photographie alsdann unversehrt zurück erhält. Nicht nach acht Tagen, sondern nach drei Wochen," so behauptet die betreffende Frau,kam ein Vertreter der Firma und überreichte mir sogleich die Emailleplatte, aber auch gleich hinterher die Ein« fassungen nebst Preisen. Ich hätte gern die kleine Platte gekauft, aber darauf ließ der Mann sich gar nicht ein, ihm lag nur daran, mir eine Ein- fassung aufzuschwatzen. Da indessen meine Nachbarin von einer Firma in der Kaiserstraße bereits einmal gründlich hineingelegt worden war und für 4,50 M. eine ganz schlechte Brosche erhalten hatte, die bereits nach ein paar Wochen ganz schwarz wurde, so ließ ich mich darauf nicht ein. Da? Sonderbarste aber war, daß, als ich meine Photo- graphie zurückforderte, der Reisende erst allerlei Einwendungen machte. Erst als ich dieselbe ernsthaft zurückerbat, händigte mir der Mann die Photographie ans. Jetzt gewahrte ich zu meinem Er» staunen, daß auf der Rückseite der Photographie die Firma groß und breit ihren Stempel aufgedrückt hatte und daß das Bild beschmutzt und zerrissen war. Als ich den Reisenden darauf aufmerksam macht» und meiner Empörung darüber Ausdruck gab, machte er schleunigst, daß er wegkam. Die Leserin teilt uns diese Erfahrungen mit, damit andere Frauen gegenüber solchen Anpreisungen und Ver- sprechungen die nötige Vorsicht üben. Aus der Trcptow-Sternwarte spricht Direktor Dr. F. S. Archen- hold am Mittwoch, den 20. August, abends b'/z Uhr, im Verein von Freunden der Treptow  -Sternwarte über:Astronomie mit dem Opernglas und der Handkamera" mit praktischen Uebungen ans der Plattform des Instituts. Die Hörer werden gebeten, ihre Opern- gläser mitzubringen. Gäste sind willkommen. Mit dem großen Fernrohr wird vor dem Vortrag der Jupiter und nach dem Vortrag der Mond beobachtet. Vorort- �sackrickten. Lichtenberg  . Lichtenberg   erhält Rohrpost. Die Kritik, die unsere Genossen im Stadtparlament wiederholt an den mißlichen postalischen Zuständen unseres Orts geübt haben, scheint nicht ganz wirkungslos gewesen zu sein, denn die Postverwaltung ist jetzt dabei, eine Rohrpostverbindung mit Berlin  herzustellen. In Zukunft wird also der Empfänger eines Rohrpost- briefeS keine 15 Pf. Strafporto mehr zu zahlen brauchen, der an ihn gerichtet wurde in der Meinung, daß ein Ort mit 150 000 Ein- wohnern postalisch wenigstens auf der preußisch-deutschen Durch- schnittShöhe stehe. Die Einheitlichkeit in der Bezeichnung der Postbestellbezirke aber wird noch immer vermißt und täglich entspringen daraus Ver- zögerungen und Schädigungen, die natürlich die Entwicklung des OrteS auf das schwerste hemmen. Schöneberg  . Das Gerücht vou einem Morde war gestern nachmittag in Schömberg   und Tempelhof   verbreitet. Auf der Grenze der beiden Orte fanden Tcmpclhofer Bauarbeiter die Leiche eines etwa 45 Jahre alten Mannes, die eine Schußwunde in der rechten Schläfe auswies. Die Schöneberger Mordkommission begab sich an Ori und Stelle, konnte aber bald feststellen, daß man es mit einem Selbstmörder zu tun hatte, da sich unter der Leiche ein noch mit fünf Kugeln ge- ladener Revolver vorfand. Aus aufgefundenen Briefen wurde fest- gestellt, daß es sich um den Arbeiter G., Schöncbcrg, Golhenstraße, handle, der in den Tod gegangen war. W ittenau-Borfigwalde. Aus der Gemeindevertretung. In der am Donnerstag abge- haltenen, sehr langen Sitzung, der ersten nach den Ferien, wurde u. a. abermals über die Neuwahl eines Mitgliedes für die S ch u l- deputation verhandelt, da unserem Genossen T r a p p die B e- stätiaung der Behörde versagt worden ist.Anhängern der Sozialdemokratie ist die Bestätigung zu versagen, da der vorge- schlagen? Herr nach Ausweis der Akten als Sozialdemokrat gewählt worden sei", heißt es in dem von Bürgermeister Witte vorgelrage- nen Schreiben, und letzterer hatte in seinem dazu erstatteten Bericht Trapp noch als besonders geeignet empfohlen wegen feines Eifers als Gemeindevertreter und als Vater semer schulpflichtigen Kinder, doch ohne Erfolg. Genosse Liebelt wandte sich gegen eine solche Behandlung und RechtloSmachung der sozialdemokratischen Ge­meindevertreter. Sie hätten sich allerdings nicht dem Optimismus hingegeben, daß Trapp bestätigt werden würde, aber es berühre doch eigentümlich, wenn in dem betreffenden Schreiben jetzt eineandere geeignetere Person" als Mitglied der Schuldcputation verlangt werde. Gerade unsere Parteigenossen bekundeten doch anerkannter-