nofftri. Vier Vereine hatten nicht delegiert. Der Geschäftsbericht hebt hervor, daß trotz der allgemeinen wirtschaftlichen Krise und trotz der durch den Bankkrach in Jauer erfolgten Schließung mehrerer Betriebe, die viele Arbeiter zwang, sich außerhalb des Kreises eine andere Existenz zu gründen, die Zahl der Mitglieder doch zugenommen habe. Allerdings steht die Zahl der orga- nisierten Parteigenossen mit der der sozialdemokratischen Reichs- tagswähler und der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter noch in keinem Verhältnis. Auch die Machinationen der von den Gruben- baronen in den Grubenbezirken aufgepäppelten„Gelben" und be- hördliche Schikanen waren nicht in der Lage, die Bewegung zum Stillstand zu bringen. Daß diese an Einfluß zunimmt, beweist, daß uns immer mehr Lokale in zt'" ländlichen Bezirken zur Verfügung gestellt werden. Leser der Parteipresse sind 2500 vorhanden. Verbreitet wurden unter der Landbevölkerung 6000„Weckrufe", 14 000 Volkskalender und 35 000 Flugblätter. Sozialdemokratische Gemeindevertreter sind 18 im Wahlkreise tätig. Die Einnahmen des Kreises beliefen sich auf 4094,47 M., die Ausgaben auf 3812,76 M. Die Aussprache über den Geschäftsbericht war lebhaft. Betont wurde dabei, daß für Bildungsbestrebungen und Jugendbewegung in Zukunft mehr getan werden muß. Als Reichstagskandidat wurde für den wegen Er- krankung eine Wiederwahl ablehnenden Genossen Prall der Parteisekretär Genosse Schönwälder- Langenbielau aufgestellt. Von einer Delegation zum Parteitag wurde Abstand genommen. Gemcindewahlsicg. In G r o ß- B i e s n i tz in der Niederlausitz wurden bei den am Freitag stattgefundenen Gemeindcvertreterwahlcn auf einen Hieb drei Sozialdemokraten gewählt. Die Gegner erhielten 12—17 Stimmen, während es unsere Genossen auf 22—28 brachten. Mit der Wahl dieser drei Genossen ist jetzt die ganze dritte Abteilung in unserem Besitz. Her Katholikentag in IM?. tTelegraphischer Bericht.) Metz , den 20. August. Die heutige Tagung begann mit einer Missionsversammlung. Erster Redner war Generalleutnant z. D. v. S t e i n ä ck e r- Berlin, der die Bedeutung der Mission behandelte, der reichen Gaben für die Mission aus Anlaß des Kaiserjubiläums gedachte und dabei rühmend hervorhob, daß der Kaiser allezeit die Fahne des Erlösers hochgehalten habe. Der Franziskanerpater O r t s i e v e r- Düsseldorf behandelte das Thema Die gegenwärtige Bedeutung der Mission in China und legte dar, daß China jetzt mitten in einer Umwälzung stehe, und daß es sich da um die Frage handele, welches die zukünftige Religion des Volkes sein werde. Da gelte für die Deutschen das Wort: Die Deutschen vor die Front! Vor allem durch die Grün- dung von Schulen und Universitäten. Die Katholiken hätten hier sehr viel nachzuholen. Fürst zu Löwenstein ließ dann von dem Ergebnis der nunmehr abgeschlossenen KaiserjubiläumSmissionsspende Mitteilung machen. Die katholischen Spenden haben eine Gesamtsumme von 1 414 615 M. ergeben. In der vierten geschlossenen Versammlung, die unter dem Vorsitz des Rechtsanwalts Trunk aus Karlsruhe stattfand, nahm Abg. Dr. Porsch auf eine Meldung des.Mesjin" Bezug, nach der angeblich ein katholischer Student in einer patrio- tischen Ansprache bei der Kranzniederlegung am Kaiser Wilhelm- Denkmal über die Wiedergewinnung Elsaß -Lothringens einen Satz gesprochen habe, der für die französischen Teilnehmer sehr belei- digend gewesen sei. Demgegenüber erklärte Dr. Porsch, daß dieser Satz überhaupt nicht gesprochen worden sei. Er fügte hinzu: Die patriotische Ansprache der beiden Studenten war, wie es bei uns üblich ist, ohne jede Verletzung der Gefühle irgendeiner Nation. Nunmehr trat man in die Beratung der Ausschußanträge betr. die innere Mission ein. Zu dem Punkt »Fürsorge für die Zuziehenden und Charitas" sprachen Dr. Pieper, Giesberts-M.-Gladbach, Pfarrer Marxen- Hannover , Pfarrer Mcyer-München, Schweitzer-Köln und Dr. vrleischer-Berlin. Präses Meyer- München: Bei der Abwanderung steht ein lebhaftcS�Jnteresse für unsere katholische Kirche auf dem Spiel. Wir müssen die Leute aufklären. Die Arbeiter müssen erfahren, was die gewerkschaftlichen Organisationen für sie sind. Jeder Katholik muß wissen, daß er gegen sein Gewissen handelt, wenn er sich einer sozialdemokratischen Organisation anschließt. Die katho- tischen Arbeiter müssen hingewiesen werden aus die christlichen Organisationen.(Stürmischer Beifall.) Das sage ich als Seelsorger/ weil ich weiß, daß wir selbst die Leute nicht bei uns halten können.(Lebhafte Zustimmung.) Selbstver- ständlich müssen die Leute auch für den katholischen Arbeiterverein gewonnen werden. A b e r w i r müssen« u ch an die g e- werkschaftlicheOrganisationsforin denken, denn wenn die Leute die gewerkschaftliche Organi- sation nicht im Rücken haben, können wir ihnen keine Arbeit verschaffen; können wir ihnen aber keine Arbeit verschaffen, dann können wir sie auch nicht mehr von den sozialdemokratischen Gewerkschaften fernhalten. �Lebhafte Zustim- crung.) Selbstverständlich müssen wir den Arbeitern auch sagen, daß wir alle unsere Arbeit tun, auch aus übernatürlichen Gründen, und wir müssen sie auffordern, die heiligen Sakramente zu nehmen. Das ist für einen katholischen Priester selbstverständlich.(Lebhafter Beifall.) Vizepräsident Dr. Trunk- Karlsruhe: Der Redner hat eben eine Aeußerung getan dahingehend, wie man sich organi- sieren soll. Ich bemerke ausdrücklich, daß er dies nur von seinem persönlichen Standpunkt als Seelsorger getan hat. und ich möchte die folgenden Redner bitten, über das, wie man sich organi- sieren soll, nichts mehr zu sagen. Verbandssekretär R e i ch s t a g s a b g e o r d n e t e r Dr. Fleischer-Berlin: Ter Präsident hat soeben gesagt, daß die Frage, wie man sich organisieren soll, aus der Debatte auSzu- scheiden habe.(Sehr richtig!) Ich werde mich selbstverständlich die, ein Wunsch des Präsidenten in jeder Hinsicht fügen(Beifall'., zumal ia der Hi� Vater selbst den Weg der Organisationsform uns IN seiner Onr�lciisi� Zingulare guackem mit aller Klarheit und Deutlichkeit gewiesen hat.(Beifall.) Ich brauche ferner nur Be- zug zu nehmen auf die bedeutungsvollen Worte unseres Präsidenten Fürst Löwenstein. Auf diesem Boden stehen auch wir.(Stürmischer Beifall.) Eine Verbindung von Stadt und Land hat sich der Ver- band katholisch« Arbeitervereine. Sitz Berlin ,-«»1 Ziel gesetzt. Er bekämpft mit T-�er Arbeit ganz automatisch die Abwanderung vom �ande in die Großstädte. Ich kann deshalb nur empfehlen, dieses System auch anderwärts zu erproben.(Lebhafte Zustimmung.) Sie werden sehen, daß die von nns angewandten Mittel in Ver- einigung mit den großen Gesichtspunkten die Abwanderung unserer katholischen Arbeiter in wirksamer Weise erledigen und lösen kann. Im übrigen stimme ich allen Rednern zu.(Lebhafter Beifall.) ReichstagSabgeordneter Giesberts- Essen: Natürlich sollen die Arbeiter auch auf dem Lande organisiert wer- den, und das haben sich die katholischen Arbeitervereine zum Ziel gefetzt. Dgrin hat Dx. Fleischer recht. In letzter Zejt sind Volks- Versicherungen gegründet worden, und besonders muß hier die von den Konsumvereinen und freien Gewerkschaften gegründete „V o l k s s ü r s o r g e" hervorgehoben werden. Aus dem Lande werden wir in nächster Zeit eine erhöhte Agitation mit dieser Ver- sicherungsmethode erleben. Wenn je ein geschicktes Mittel erfunden worden ist, auf harmlose Weise in die Kleinstädte und auf das flache Land vorzudringen, so ist es diese von der Sozialocmokratie errichtete„Volksfürsorge".(Sehr richtig!) Dagegen müssen wir katholische Arbeitervereine auf dem Lande haben, und wir haben noch immer diese Arbeitervereine namens unserer Berufsorganisationen stets in den Vordergrund gestellt.(Lebhafter Beifall.) Darauf werden beide Anträge einstimmig angenommen. Am Nachmittag fand die dritte öffentliche Versammlung statt, zu der sich wiederum die Mitglieder des Präsidiums und die Vertreter des Episkopats, soweit sie nicht nach Fulda zur Bischofs- konferenz abgereist sind, einfanden. Sofort nach Eröffnung der Versammlung durch den Vizepräsidenten Dr. Trunk-Karlsruhe sprach Weihbischof Dr. Haehltng v. Lanzenauer- Pader- born über: Die deutschen Katholiken und ihre Glaubcnsbrüder in der Diaspora. Das Arbeitsgebiet für unsere armen Katholiken in der Diaspora ist ungeheuer groß. Die Reichslande haben im Unter- Elsaß eine Diaspora, auch Baden hat seine Diaspora, Württemberg ist nur zu einem Drittel katholisch. In Preußen sind acht ganze Provinzen Diaspora, die kleineren Bundesstaaten sind sämtlich Diaspora. Ebenso Skandinavien , ein großer Teil der Schweiz , Ungarn . Auch Bayern hat seine Diaspora, besonders um Nürn- berg, wo in einzelnen Orten bis zu 6000 Katholiken des Segens des Gottesdienstes entbehren(HörtI hört!), wo außerdem eine große, strafforganisierte Freidenkerorganisation planmäßig den Austritt aus der Kirche fördert. Und im Königreich Sachsen ist die Not der Katholiken riesengroß geworden. In Frankfurt a. M. erwachsen der Kirche durch gemischte Ehen jährlich ungeheure Ver- luste. Man nennt das begonnene Jahrhundert das Jahrhundert des Kindes, aber die Kinder der Diaspora werden arme Kistoer bleiben. In Preußen gehen 17 700 protestantische Kinder in katho- tische Schulen, dahingegen gehen 80 000 katholische Kinder in prote- stantische Schulen.(Hört! hört!) Das kommt nicht nur von der Diaspora, sondern auch von der uns tiefkränkenden Intoleranz. (Lebhafte Zustimmung.) Von den Großstädten, die fast durchweg als Diaspora anzusehen sind, sei hier nicht die Rede, auch bei der Landbevölkerung gibt es in sittlicher Beziehung traurige Zahlen. Ein grenzenloser Leichtsinn, eine gähnende Bedürfnislosigkeit in religiöser Beziehung ziehen die jungen Katholiken dort mehr und mehr in ihren Bann. Ich stehe hier im Namen der Katholiken der Diaspora, und bei mir stehen in langen Reihen die Knaben und Mägdelein der Diaspora und bitten: Erbarmt euch, behütet unseren Glauben und das reine unschuldige Herz! Aber wie kann ihnen geholfen werden? Ohne materielle Hilfe geht es nicht. Darum lassen Sie sich einschreiben in die Listen des Bonifaziusvereins. Der Bonifaziusverein tut alles, was er kann, aber noch nie waren die Geldmittel so knapp wie heute. Darum gebe jeder deutsche Katholik, soviel er kann.(Lebhafter Beifall.) So2ia!es. Der Kinoschanspiclcr vor dem Gcwerbegericht. Mit dem An- wachsen der Filmschauspielkunst mehren sich auch die Prozesse zwischen Filmunternehmern und Kinoschauspielern. Leider sind in« folge des riesigen Ueberangebotes die Anstellungsverhältnisse derartig lockere, daß die Ausnutzung der engagementslosen Kräste an der Tagesordnung ist. Vor dem Berliner Gewerbegericht werden fast läglich Prozesse verhandelt, in denen sich Kinodarsteller gegen die Ucbergriffe der Filmgesellschaften wehren müssen. So ist es z. B. ein typischer Fall, daß Schauspieler zur Ausnahme eines bestimmten Films für einen festgesetzten Tag ins Atelier bestellt werden und dann ohne Entschädigung von einem Tag zum anderen vertröstet werden. Die Gewerbegerichte suchen nach Möglichkeit diesem Miß- brauch zu steuern. So hat erst jetzt die 8. Kammer des Berliner Gewerbegerichts einem Kinodarsteller 180 M. Honorar für sechs Tage zugesagter Beschäftigung zugesprochen. Auch da wurde die Auf- nähme erst auf acht Tage und dann auf unbestimmte Zeit verschoben. In der Verhandlung wandte der Vertreter der beklagien Gesellschaft ein, Kläger müsse eben warten, bis die Aufnahme vor sich ginge, der Film„stünde ihm ja noch offen". Das Gericht entschied aber, es sei dem Kläger nicht zuzumuten, bis auf den St. Nimmerleinstag zu warten. Die AuSkunftSpflicht der Arbeitgeber nach dem Einkommensteuer- gesctz. Der Fabrikant Berrot war von der Strafkammer in München- Gladbach wegen Uebertretung des§ 23 des Einkommensteuergesetzes auf Grund des folgenden Tatbestandes zu einer Geldstrafe ver- urleilt worden. Die zuständige Behörde(Bürgermeister) batte ihn gemäß§ 23 Absatz 3 des genannten Gesetzes aufgefordert, über das Einkommen der von ihm beschäftigten Personen Auskunft zu erteilen. Er sollte dementsprechend eine Liste sämtlicher in seinem Gewerbe- betriebe gegen Gehalt oder Lohn bis zu 3000 M. beschäftigten Per- sonen einreichen. Die Formulare erhielt er zugeschickt. B., welcher neben direkten Betriebsarbeilern auch eine Anzahl Heimarbeiter beschäftigt, war zwar zur AuslunftSerteilung bereit, aber nur gegen eine Entschädigung, weil es ihm viel Arbeit machen würde. Dies teilte er der Behörde mit. Er erhielt den Bescheid, daß eS eine Entschädigung nicht gebe und daß die Aufforderung wiederholt werde. B. sah nunmehr von der Erfüllung des behördlichen Verlangens ab, worauf die Anklage er- folgte. Die Strafkammer in Münchcn-Gladbach ging bei der Ver- urteilung davon aus, daß er dem behördlichen Verlangen aus § 23 Absatz 3 des Einkommensteuergesetzes auf jeden Fall hätte folgen müssen. Einen Entschädigungsanspruch hätte er nicht. Der Ferien-Strafsenat des Landgerichts verwarf die von E. noch eingelegte Revision mit folgender Begründung: Von einer Ver- gütung könne keine Rede sein, denn das Gesetz sage nichts davon. Durch die Bestimmung sei eben den Arbeitgebern eine Verpflichtung auf- erlegt, wie auch sonst den Arbeitgebern Verpflichtungen auferlegt seien, zum Beispiel durch die Gewerbeordnung, die ohne weiteres erfüllt werden müßten. Ein entschuldbarer, nicht strafbarer Irrtum des Angeklagten könne auch nicht angenommen werden. Wenn der Angeklagte angenommen habe, ohne Entschädigung brauche er die Arbeit nicht leisten, dann sei das ein Irrtum über eine Strafrechts- norm, der vor Strafe nicht schütze.— Allerdings müsse eine Frist von mindestens 14 Tagen gewährt werden. In seinem Falle könne aber dahingestellt bleibeit, ob ihm eine solche Frist nicht gewährt worden sei. Das könnte nur in Frage kommen, wenn er die Pflicht auch ohne Entschädigung überhaupt hätte erfüllen wollen. Das fei aber nicht der Fall gewesen. Er sei mit Recht verurteilt worden. )Zu3 Industrie uncl Oanclel. Der Arbeitsmarkt in der Provinz Brandenburg . Die Arbeitsmarktlage hat in Berlin und in der Provinz auch im Juli keine Besserung erfahren. Im Baugewerbe und in der Holzindustrie ist die Lage nach wie bor ungünstig. Einzelnen zu- friedcnstellenden Nachrichten wie u. a. aus Sora», Guben , Spandau , stehen in dessen wenig hoffnungsvolle Berichte aus Groß-Berlin und aus zahlreichen Gemeinden der Provinz Brandenburg , Potsdam , Kottbus , Eberswalde , Gransee , gegenüber. Tie dem Baugewerbe stltrwandten Gewerbe sind von der schlechten Arbeitsmarftlage stark in Mitleidenschaft gezogen, besonders in der Holzindustrie und hier wiesexunl ia Berlin jmd die Zustände jchlechi..Aber auch Bauschlosser und Anschläger, Zimmerer und Rohrleger usw. klagen übei: nicht ausreichende Beschäftigung. In der Gipsbranche hat sich dt« Arbeitsmarftlage gegen Ende des Monats gebessert, wenngleich sie in der Betonbranche unverändert wenig günstig ist. Wenig auS- sichtsreich ist die Beschäftigung im Ziegeleigewerbe. Neben örtlichen Verhältnissen, wie hohe Fabrikationskosten infolge Abbaues der nahe liegenden Tonlager, weitgehendste Verwendung von Kalksand- steinen, ist auch hier die schlechte Baulage ausschlaggebend. Nur diejenigen Ziegeleien, in denen die sogenannten Rathenower Klinker hergestellt werden, berichten über günstigeren Geschäftsgang. Die Kachelofenindustrie in Velten liegt nach wie bor danieder. Zu wünschen läßt die Entwickelung des Arbeitsmarktes in Berlin und in den größeren Provinzstädten für Buchbinder, Tapezierer wie auch für Sattler. Die Arbeitsgelegenheit in der Militär- und Auto- brauche war im Berichtsmonat gut. Unter starker Depression leiden weiter die Böttcher, deren Beschäftigung freilich in den Provinz- städten etwas günstiger als in Berlin zu sein scheint; dasselbe ist der Fall bei den Bildhauern, Töpfern und Buchbindern. Auch bei den Tapezierern genügte die durch die Reisezeit bedingte kurze Ver- mehrung der Arbeitsgelegenheit nicht, um die zahlreichen Stellen- suchenden dauernd zu beschäftigen. Die Gubener Hutfabrikation war normal beschäftigt, während in der Textilbranche besonders die Weber und Stricker über schlechten Geschäftsgang klagen. Schwer tritt die Krise in der Tuchindustrie in der Niederlausitz auf. Forst, Sremberg, Kottbus , Sommerfeld und Fürstenwalde leiden unter der abflauenden Konjunttur empfindlich. In der BekleidungS- industrie wird über schlechten Geschäftsgang besonders bei den Herren, und Damenschneidern wie auch in der Wäschekonfeftion geklagt; ebenso leidet die Nahrungs - und.Genußmittelbranche unter einer starken Depression. Das Schnhmachergewerbe, soweit das Handwerk in Frage kommt, war in Berlin und in der Provinz infolge der Reisezeit besser beschäftigt; die Industrie dagegen klagt über mangelnden Absatz. Infolge erheblicher Brandschäden einer großen Strausberger Schuhfabrik wurden zahlreiche Schuhmacher brotlos. Beftiedigend, zum Teil gut, war die Arbeitsmarktlage im Buchdruckgewerbe und in der Lithographie. Auf dem Arbeitsmarkt für weibliches Personal überragt das Angebot von Jndustriearbeiterinnen in Gro�-Berlin überall die Nachfrage. Auffallend ungünstig blieb die Lage in der Konfektion, in der Metallbranche und für Buchdruckcrei-Hilfsarbciterinnen. Das kühle Wetter wirkte niederdrückend auf die Beschäftigung in den Dampfwäschereien. Restaurations- und Haushaltshilfspersonal wurde überall der Reifezeit wegen in nur geringem Umfange ver- langt. Auch die wenig ausgiebige Obsternte machte sich in der ver« minderten Tätigkeit in den Konserven- und Fruchtsaftpressereien geltend. Die Lager auf dem landwirtschaftlichen Arbeitsmarkt war, soweit die Nachfrage in Betracht kommt, dem Charakter der Jahres- zeit entsprechend, günstig; freilich fehlte eS oft an dem besonder? eingearbeiteten Personal, wenngleich die Klagen über Arbeiter- Mangel im.Gegensatz zu früheren Jahren weniger stark waren. letzte ffochricbtcn. Der Friedenskongreß im Haag. Haag, 20. August. (W. T. B.) Der Friedenskongreß nahm heute drei Resolutionen über die Abrüstung an. Der Kongreß fordert, daß die Frage der Rüstungseinschränkung auf die Tagesordnung der dritten Friedenskonferenz gesetzt und zuvor durch nationale Kommissionen studiert werden solle. Er pro- testiert gegen den unheil vollen Einfluß der an der Waffenindustrie Interessierten und empsiehlt die Prüfung des Planes eines allgemeinen Vertrage» über die allmähliche Abrüstung durch die Friedensgesellschaften und das internationale Bureau in Bern , damit sich der nächste Kon- greß in Kenntnis der Sachlage damit befassen könne. Nach dem Friedensschluß. Athen , 20. August. (W. T. B.) Heute mittag fand ein Minister- rat statt, in dem Ministerpräsident Venizelos Einzelheiten über die Verhandlungen in Bukarest mitteilt: und die freundschaftliche Ge- sinnung Serbiens und Rumäniens hervorhob. Der Ministerrat erörterte die Frage der Bestimmung der Grenzen sowie die Lage und Unterbringung der zahlreichen griechischen und muselmanischen Flüchtlinge, die in Massen die Bulgarien abgetrete- nen Länder verlassen. Es wurde ferner der Beschluß der Bevölkerung von Gümüdjina mitgeteilt, der griechischen Armee auf griechisches Gebiet zu folgen. Was die Bulgarien abgetretenen Gebiete Thraziens betreffe, so würden die griechischen Truppen sie unverzüglich räumen, aber es sei gewiß, daß die Bulgaren nicht imstande sein würden, zu rechter Zeit Truppen und Beamten dort- hin zu schicken. Daher wurde beschlossen, die Besetzung der süd- lichen Gebiete einige Tage zu verlängern. Infolge eines Ab- kommens zwischen Griechenland und der Türkei werden die Meer- engen von heute ab für griechische Dampfer geöffnet sein, die Türkei gibt die griechischen Dampfer frei, die vor Beginn der Feindselig- ketten im Bosporus zurückgehalten wurden. Die türkische Flagge wird frei im Aegäischen Meere wehen. Em griechisch-türkisches Abkommen gegen Bulgarien ?, Wien , 20. August. (P. C.) Die„Südslawische Korrespondenz" meldet aus Sofia : Gegen Bulgarien besteht ein griechisch-türkisches Abkommen, dem Serbien durch Neutralitätserklärung beigetreten ist, Heftige Kämpfe in Marokko . Madrid , 20. August. (H. B.) Ein Telegramm aus C e u t a meldet, daß die Spanier das Gebiet der Beni-M'Sala vollständig pazifizhrt haben. Sie steckten verschiedene DuarS in Brand, und das Feuer nahm eine gewaltige Ausdehnung. Die M'Sala ver« teidigten ihre Dörfer mit der größten Erbitterung, wurden aber schließlich zurückgedrängt. Die Kämpfe dauern fort. Bis gestern abend waren auf Seiten der Spanier 16 Tote und 26 Verwundet: gezählt worden. Eine neue Anklage gegen Sulzer . New V-rk, 20. August.(B. H. ) Gouverneur Sulzer wurde be- schuldigt, 15 000 Dollars von R e nnb ah n i n t er- essenten angenommen zu haben, womit seine Untätigkeit gegenüber dem Wiederausleben der Rennplätze erklärt wird. Zwei schwere Automobilunfälle. Greifenberg i. Schl. 20. August.(W. T. B.) Heute nach- millag fuhr in der Hirschbcrger Straße hier das Automobil deS Agenten Drettschneioer aus Zittau in eine Gruppe von drei spielen- den Kindern im Alter von 9 bis 10 Jahren hinein. Ein Sohn deS Schuhmachermcisters Hoffmann aus Greifenbzrg wurde sofort g e« tötet. Die beiden anderen Kinder wurden leichter verletzt. Sobernheim, 20. August. (W. T. B.) Das Automobil des Arztes Dr. Esch aus Monzingen stürzte infolge eines Zusammen- pralles mit einem Lastfuhrwerk die hohe Böschung auf der Straße Sobernheim-Monzingen hinab. Dr. Esch und Gymnasiallehrer Cauer aus Traben bei Trarbach wuroen lebensgefährlich, der Chauffeur leicht verletzt. Das Auwmobil wurde vollständig zey, trümmert.
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