Nr. 215. 30. Jahrgang.1. billigt des.Imnels" Strliiirt folbtilatt.Donnerstag, 21. August 1913.GewerhfcbaftUcbeö.Eine Hbltimmungüber den freien Eonnabendnacb mittag.Der freie Sonnabendnachmittag ist eine sozialpolitische Forde-nutz, über deren Wert die Meinungen auch unter der Arbeiterschaftnoch sehr geteilt sind. An sich wird natürlich kein vernünftiger Ar»beiter gegen die Freigabe des Sonnabendnachmittag etwa« ein«wenden, leider ist aber mit der Einführung dieser Einrichtung häufigeine Verlängerung der Arbeitszeit an den übrigen Wochentagen der-Kunden. Aber auch dann, wenn dies' nicht geschieht, birgt dasStreben nach dem freien Sonnabendnachmittag die Gefahr in fich,daß die Arbeiter der Verkürzung der täglichen Arbeitszeit nicht mehrdie erforderliche Aufmerksamkeit zuwenden. Deshalb haben in denletzten Jahren vie Generalversammlungen verschiedener Gewerk-schaften den freien Sonnabend, der um den Preis einer Verlange-rung der täglichen Arbeitszeit erlauft wird, verworfen und ihn nurdann für zulässig erklärt, wenn die tägliche Arbeitszeit bereits inausreichendem Mage verkürzt ist. In der Theorie lehnen übrigensauch die Befürworter des freien Sonnabcndnachmittag dessen Einführung ab, wenn dafür die Arbeitszeit an den anderen Wochentagenverlängert werden soll; die Praxis hat aber gezeigt, daß man sichnicht selten leicht über diese Bedenken hinweggesetzt hat.Fast noch lebhafter als in Deutschland ist über diese Frage inder Schweiz diskutiert worden. ES war deshalb ein recht inter-essantes Experiment, als der Vorstand des SchweizerischenHolzarbeiterverbandes eine Abstimmung unter seinenMitgliedern vornahm, um deren Stellungnahme zu der Streitfragezu erforschen. Das Ergebnis der Abstimmung war eine über«wältig ende Mehrheit gegen den freien Sonnabend-nachmittag.Die Abstimmung erfolgte nach einer gründlichen Diskussion inden Mitgliederversammlungen; auch im Verbandsorgan war dasProblem lebhaft erörtert worden. Von den 82 Sektionen, die derVerband umfaßt, haben sich 71 an der Abstimmung beteiligt. Fürdiese waren drei Fragen formuliert. Die erste von diesen Fragen:.Sollen wir den freien Sonnabendnachmittag fordern?' wurde nurvon 11 Sektionen mit Ja, dagegen von 80 mit Nein beantwortet.Die zweite Frage, ob der Verbandsvorstand Lohnbewegungen ge-nehmigen soll, welche die fragliche Forderung enthalten, wurde von11 Sektionen bejaht und von ö7 verneint. Schließlich wurde noch gefragt,ob der Verband bei Verhandlungen den freien Sonnabendnachmtttagdann akzeptieren soll, wenn dadurch eine Verlängerung der täglichenArbeitszeit nicht entsteht. Diese Frage wurde von 48 Sektionen be-aht i es ist aber immerhin bemerkenswert, daß selbst hier 23 Sek-tionen mit nein stimmten.Man wird dieser Umfrage im Schweizerischen Holzarbeiterverbande keine ausschlaggebende Bedeutung beizulegen brauchen,aber als Ausdruck der Sttmmung, die in einem immerhin nennens-werten Teile der schweizerischen Arbeiterschaft herrscht, ist dieses Er-gebnis doch interesiant. In den Beschlüssen einer Reihe von Sek-ttonen kommt es auch deutlich zum Ausdruck: Die Arbeiter ersttebenden Achtstundentag und sie wollen sich durch die Propagierungdes freien Sonnabendnachmittages von diesem Ziel nicht abwendenlassen._Berlin und Qmgcgtnd.Aus der Bewegung der Tchokoladenarbeiter.Mau schreibt uns: In der Schokoladenfabrik vonS a r o t t i, Tempelhof, herrschen jetzt Zustände, welche selbst einegeduldige Arbeiterschaft, wie eS die in den Schokoladen- und Zucker-warcnfabrikcn ist, rebellisch niachen. Ja sogar das Kontorpersonalflüchtete sich in bürgerlichen Zeitungen in die Oeffentlichkeit. Inzwei gulbesuchten Versammlungen, welche vom Verband der Bäckerund Konditoren einberufen waren, nahmen die Arbeiter und Arbeite-rinnen dieser Firma zu den Mißständen in der Fabrik Stellung.Bor allem wurde das Verhalten der jetzt zu Beamten avancierten1 Meister und Raumvorsteher gegeißelt, sowie die völlig unzureichendenLöhne, welche in anderen Berufen gar nicht denkbar sind. Die neueFabrik hat den Spitznamen das.graue Elend' erhalten. Aberfdsr Geist, der in diesen Versammlungen herrschte, beweist, daß auchj die Lammesgeduld dieser schlechtgestellten Arbeiterkategorie einZnde hat.Achtung, Dcstillationsgehilfen! Die Differenzen mit HerrnH. Spitzer, Inhaber der Groß-Destillation Reinickendorfer Str. S3,sind durch Vertragsabschluß beigelegt. Die Sperre ist aufgehoben.Verband der Gastwirtsgehilfen. Ortsverwalwng Berlin.DeuvtcKes Reich.Der Arbeitsnachweis der Werftunternehincr.Der in den letzten Tagen entstandene neue Konflikt auf denWerften dreht sich bekanntlich um die Rolle, welche der Arbeits-Nachweis der Unternehmer bei der Wiedereinstellung der Arbeiterspielt. Hierüber gibt das„Hamburger Echo" eine Tarstellung, ausder ersichtlich ist, daß an den gegenwärtigen Konflikten nur diedurch den Arbeitsnachweis geübte Praxis schuld ist, die an dieGeduld und Langmut der Arbeiter allerdings weitgehende An-forderungen stellt. Der Darlegung im.Hamburger Echo" ent-nehmen wir folgendes:Als das Verlangen der Unternehmer, die Einstellung nur durchden Arbeiisnachweis vorzunehmen, bekannt wurde, gelang es derHamburger Verwaltung des Metallarbeiterverbandes nicht ohneMühe, eine Vereinbarung mit den Unternehmern zustande zubringen. Danach sollten am Freitag und Sonnabend voriger Wochezunächst die 4000— 5000 im Schiffsbau beschäftigten Arbeiter ein-gestellt werden. Am Freitag sollte Auskunft gegeben werden,wann und in welcher Weise die Einstellung der übrigen Branchenerfolgen könnte. Im Laufe des Freitagvormittag fanden sich aufdem Nachweis gegen 4000 Arbeiter ein, von denen aber nur etwa700 eingestellt wurden. Am Sonnabend wiederholte, sich dasselbeSchauspiel.' Wieder mußten Tausende umkehren. Aber es kamnoch schlimmer. Nicht alle, die auf dem Arbeitsnachweis einenSchein erhalten hatten, wurden eingestellt. Auf den Werften wurdeeine Auslese vorgenomme«, besonders unter den älteren Arbeiter».Ein großer Teil von ihnen wurde nicht eingestellt, obgleich dieUnternehmer versprochen hatten, seder Arbeiter solle wieder anseinen alten Platz kommen.— Da die Werftbesitzer unterlassenhatten, am Freitag und Sonnabend Auskunft darüber zu geben,wie die Einstellung der übrigen Branchen erfolgen soll, so wurdeder Andrang zum Arbeitsnachweis am Montag noch stärker. Eswurden aber am Montag keine Arbeiter von dem Nachweis nachden Werften geschickt, sondern sie erhielten nur eine Karte, mit dersie sich am Dienstag wieder einfinden sollten.Die Einstellung hätte sich gewiß anders und besser regeln lassen,wenn eS die Unternehmer nur gewollt hätten. Sind doch imJahre 1910 sämtliche Arbeiter der Reiherstiegwerst in 1% Stundenwieder eingestellt worden. Hätten die Unternehmer jetzt den Ratder Arbeiterorganisation befolgt, dann würden sie die Arbeiter sobekommen haben, wie sie eS wünschten. Die Werftbesitzer habendurch ihr Verhalten bewiesen, daß sie den Frieden nicht ehrlichwollen, oder sie sind der Meinung, daß sie die Behandlung, wodurchder Streik entstanden ist, auch jetzt noch fortsetzen müssen. Solltedas der Fall fein, dann steht fest, daß diese Handlungsweise derWerftbefitzer gewiß nicht zur Ruhe auf den Werften beiträgt,sondern daß sich nur Groll und Erbitterung bei den Werftarbetternaufspeichert.— Die? mag vorläufig bemerkt sein— so schließt derArtikel im„Hamburger Echo"—> damit fich Unbeteiligte ein Bildsich auf weitere Verhandlungen nicht eingelassen. Sie haben da-durch bewiesen, daß sie eine Verständigung nicht wollen und tunnun so. als hätten die Arbeiter Ursache zu dem gegenwärtigenKonflikt gegeben.Ländliche Unsauberkeit und christliche Demagogie.Unter der Ueberschrist„Eine grobe Beleidigung der Land-bevölkerung" geht durch die konservative und schwarze Presse eineNotiz, die ihren Ursprung in dem Blättchen hat, das von dem satt-sam bekannten Franz Behrens für sein christliches Weinberg-arbeiterverbändchen herausgegeben wird. Die grobe Beleidigungsoll der„Landarbeiter", Organ des Landarbeiterverbandes, in derAugustnummer begangen haben, und zwar in dem ihm von einemArzt zur Veröffentlichung zugestellten Arlikel:„Die Gesundheitspflegeder Frau." Daraus ist ein Absatz herausgegriffen, der von dem„leider auf dem Lande verbreiteten Hang zur Unsauberkeit" spricht,so daß man denen nicht völlig unrecht geben könne, die die Land-bevölkerung als Schweine bezeichnen.— Das soll nun nach demchristlichen Känipen Behrens und der ihm vor Entzücken nach-plappernden arbeiterfeindlichen Presse eine„Beschimpfung, eine un-verschämte Beleidigung aller ländlichen Arbeiter und deren Frauensein, die sich die Landteute merken sollen, wenn gelegentlichein Agitator um ihre Mitgliedschaft für denroten Landarbeiterverband wirbt".Dieser letzte Satz zeigt, worauf es dem christlichen Herrn Behrenssowie der schwarzen und blauen Presse ankommt. Natürlich ist esihnen nicht zu tun um eine Verteidigung der Landarbeiter gegenunberechtigte Angriffe, sondern nur um eine Diskreditierung der-jenigen Organisation, welche die Interessen der Landarbeiter mitEntschiedenheit verttitt. Ein demagogischer Kniff im Kampfe gegendie freie Arbeiterorganisation ist es, wenn sich eine arbeiterfeindlichePresse den Anschein gibt, als wolle sie die Ehre der Landarbeiterwahren, die übrigens, wenn man den betreffenden Artikel ohnegehässige Nebenabsichten liest, gar nicht verletzr ist. Der genannteAufsatz im„Landarbeiter" hat den Zweck, die schweren körperlichenSchädigungen aufzudecken, die den Landarbeiterinnen durchmangelnde Körperpflege erwachsen. Die Ursache diesesbedauerlichen Mangels, an die Pflege deseigenen Körpers zu denken, liegt in der über-mäßigen, unmenschlichen Ausbeutung der Ar-beitskraft, den miserablen Wohnunas- undErnährungsverhältnissen der landwirtschaftlichen Ar-beiterinnen. Läge den Blättern vom Schlage der„Deutschen Tages-zeitung' bis herunter zu dem letzten klerikalen.und konservativenKreilblättchen das Wohl und Wehe der Landarbeiterbevölkeruugwirklich am Herzen, dann müßten sie ihren Lesern aus den Kreisender landwirtschaftlichen Unternehmer am allerersten anraten, die U r-fachen zu Schmutz und Unreinlichkeit im Leben der Landarbeite-rinnen zu b e s e i t i g e n.— Hierzu mag ihnen der Inhalt einerZuschrift das erste Material bieten, die kürzlich an die Schriftleitungdes„Landarbeiter" gelangte und die durch zahlreiche frühere beliebigverniehrt werden kann:„Auf dem Rittergut Zeestow im brandenburgischen KreiseOsthavelland wohnen zwölf Arbeiterfamilien und 30 russischeSchnitter beiderlei Geschlechts. Für diese mit Frauen und Kindernbald an 100 Personen zählende Kolonie sind insgesamt drei Ab«orte vorhanden. Alle drei stehen nebeneinander. Sie werdenselten ausgepumpt, weshalb der Unrat in solcher Tiefe manchmalvor den Eingängen steht, daß man in Pantinen nicht durchkommenkann. Bis zum Juli 1913 befand sich bei den Gutshäusern keinebettiebsfähige Wasserpumpe. Das Wasser wurde vielmehr in einemvon dem Vorgehen der Hamburger Werftbesitzer machen können.......■ i.,.,,,.Nachdem die Arbeiter durch den Nachweis der Unternehmer großen Zinkfaß vom GutShofe hergefahren und mitten zwischenin so unverantwortlicher Weise behandelt worden und dann auf �*den Werften auch noch nach Willkür ausgesucht worden sind, darfman sich nicht wundern, daß einzelne Arbeiterkategorien sich weigerten, den Nachweis der Unternehmer zu benutzen.Zu den gestern schon gemeldeten Orten, wo die Unternehmerdie Arbeitsnachweise geschlossen haben, ist nun auch Stettin ge-kommen. Auch dort haben die Unternehmer am Mittwoch bekanntgegeben, daß sie den Arbeitsnachweis gänzlich schließen. Als Grundgeben sie an, die Nieter hätten fich geweigert, die Arbeit zuerstaufzunehmen.— Die Nieter haben am Mittwochvormittag eineVersammlung abgehalten, in der eine Kommission gewählt wurde,die bei den Werftbesitzern vorstellig werden und sie fragen sollt«,ob die Einstellung der Streikenden nacheinander innerhalb dernächsten 3— 4 Tage erfolgen würde. Die Werftbesitzer aber habenden Katen, etwa 10 Schritte von den Abotten, zur be-liebigen Entnahme aufgestellt. Dieses Zinkfaß war innen derartmit einem Schmutzansatz behaftet, daß beim Oeffnen derKlappe ein betäubender Gestank entwich. Als vor kurzemin dem Faß eine Abortkelle gefunden wurde, erhielt der Wasser-behälter die Aufschrist:„Nur Waschwasser!" Die Leute mußten sichdann ihr Trinkwasser bei anderen Dorfbewohnern beschaffen. AufBetreiben des GemeindevorstandeS wurde nun endlich in diesemSommer eine Pumpe aufgestellt."Solche kulturwidrigen Zustünde sind die Ursachen der beklagens-werten Unreinlichkeit auf dem Lande. Den Herrn Behrens und seinekonservativen Freunde aus dem arbeiterfeindlichen Lager wird manjedoch vergeblich unter denen suchen, die an der Beseitigung dieserUrsachen arbeiten.kleines feuilleton.Georg Brandes über August Bebel. Der greise dänischeLiterarhistoriker Georg Brandes, der Kenner der Bewegungenmoderner Zeitgeschichte und ihrer bedeutenden Persönlichkeilen.dessen Würdigung Ferdinand Lassalles auch in Arbeiterkreisen be-kannt ist, spricht im dänischen RegierungSorgan„Politiken" überBeb«». Er ist ihm einige Male begegnet, und die Erinnerung andie» Zusammentreffen stellte die G-stalt unseres Führers wiederlebendig vor ihn hin. Selbst eine flüchtige Berührung mit einersolch starken, ungewöhnlichen Persönlichkeit, schreibt Brandes, läßteinen tiefen Eindruck zurück.In diesem Augenblick erinnere ich mich der letzten Worte, dieich au» seinem Munde hörte. Vor zwei fahren saß ich im Theaterin Berlin, die Vorstellung hatte noch nicht begonnen. Da Bebelin den Saal kam, machte eine Dame, die unS beide kannte, ihn aufmeine Anwesenheit aufmerksam. Er kam zu mir, gab mir dieHand und sagte:„Es ist lange her, seitdem wir uns das letztemalsahen, und nun haben wir beide graues Haar." Ich antwortete:..Sie haben es inzlvischen um Verschiedenes weiter gebracht alsich, Sie haben 20 Millionen Menschen, vier Millionen Wählerhinter sich; Sie sind von Sieg zu Sieg geschritten."� Mit einer Wendung, die mich überraschte, sagte er darauf:„Sic haben vielleicht nicht eine so große Zahl hinter sich: aber werweiß, ob Sie nicht auf andere Weise genau so viel Einfluß haben!Sie sind mehr mit den Offizieren in Berührung gekommen, ichmit den Gemeinen."Das war artig gesagtl Aber es war selbstverständlich inWirklichkeit kein Vergleich möglich zwischen einem Schriftsteller auseinem kleinen Land und dem mächtigen Begründer und Führerder deutschen Arbeiterpartei....Schon vor mehr als zwanzig Jahren— 1891— traf Brandeseinmal mit Bebel zusammen, gleich nach dem Fall des Ausnahme-gesetzeS gegen die deutsche Sozialdemokratie. Auch von dieser Be-gegnung spricht Brandes: Nach meinem ersten Gespräch mit Bebelwar mein Eindruck der: er ist grundernst, überzeugt bis zum Mark,flammend heftig, vog von lichtem Glauben an seiner Sache Zu-kunft.«eine Beredsamkeit ist Äampfberedsamkeit. Ich fühltedamals sofort seine Schwäche: er ist ein Mann, der glaubt, waser wünscht, welche Schwäche für den. der viele Niederlagen fürseine Sache wie für sich se�st xrlxbt hat, leicht zu überwinden ist.Er glaubte damals, daß innerhalb fünf bis sechs Jahre, auf alleFälle bis zum Ende des Jahrhunderts, der völlige Zusammen-bruch der bürgerlichen Gesellschaft erfolgt sei. Da ich hartnäckigmeine Zweifel darüber aussprach, rief er:„Sie glauben wohl angar nichts!" Ich antwortete: O ja, ich glaube an die menschlicheDummheit, an die Langsamkeit der EntWickelung und außerdem«t mehrere höhere Mächte, die in eine Formel zusammenzufassen.lUlr unmöglich ist. Bebel aber blieb auf seinem Standpunkt.Brandes vergleicht Bebel mit dem andern großen Redner derSozialdemokratie: mit JaureS: Dessen Beredsamkeit ist voll, mäch-tig, strömend, während die Bebels scharf und fpjtz war. IhreBildungsgrundlage ist verschieden, die von Bebel, eines Drechslers,praktisch, die von JaureS, eineS Philosophieprofessors, theoretisch.Aber sie sind oder waren gleich volklich, die geborenen Volksleiter,JaureS meist durch seine Stimme als guter Rufer im Streit, Bebeldurch seinen Feuergcist und glühenden Rechtssinn.In den Schlußsätzen der Würdigung Brandes' heißt es: Fürden fernstehenden unparteiischen Beobachter war Bebels Stärke alsunbestrittener erster Führer und seine Begrenzung als Geist be-dingt von dem Einzigen, daß er ein Mensch loar, der sein Lebenhindurch die Sache, der er sich angeschloffen hatte und an die erglaubte, fortschreiten sah von Jahr zu Jahr, stets mehr und mehrAnhänger gewinnend und damit stets stärkere Macht.Die WittcrungSforschung in der Antarktis. Dr. Berkow, derMeteorologe der deutschen antarktischen Expedition, veröffentlichteinen Bericht, der den hohen Wert der während der Expedition an-gestellten Beobachtungen für die weitere Entwicklung der Witte-rungskunde erkennen läßt. Die Beobachtungen erstrecken sich aufd«n Zeitraum eines Jahres, während dessen das Schiff im eiscrfüll-ten Weddell-Meer verweilte. Selbst im Sommer wurden hier stetsabnorm niedrige Temperaturen beobachtet, und die Mitteltempe-ratur der drei Sommermonate betrug— 2 Grad Celsius. TerWinter zeichnete sich weniger durch extreme Kältegrade wie durchgleichmäßig niedrige Temperaturen aus, so daß die Durchschnitts-tcmperatur der Wintermonate— 23 Grad Celsius betrug. Diehöchste Temperatur des Jahres war-fg,2 Grad, die niedrigste— 36,4 Grad. Der Luftdruck zeigte eine ausgesprochene jährlichePeriode mit Maxima im Sommer und Winter und Minima imFrühling und Herbst. Hervorzuheben find langandauernde Perio-den außerordentlichen Tiefstands des Barometers.Im Gegensatz zu dem sturmreichen Wetter, das die schwedisch«Expedition auf der Snow Hill-Station erlebte, wurden auf derdeutschen Erpedition sehr wenige Stürme beobachtet. Die Wind-richtung und die Drehung der Winde ergaben, daß ein Depressions-gebiet vorwiegend im östlichen Teil der Meddell-See lag. Währenddie Windstärke ziemlich konstant war, ergab sich die Windrichtungals sehr veränderlich. Vorwiegend find die Winde aus westlicherRichtung gewesen. Sehr gering waren die Niederschläge in Formvon Schnee, im Gegensatz zu anderen Gebieten der Antarktis; imim Verlauf dcS Jahres wurden noch nicht 100 Millimeter Nieder-schlag gemessen.Das Hauptinteresse der ausgeführten Arbeiten verdienenDrachen- und Ballon auf stieg«. Im Ganzen wurden255 Aufstiege an 209 Tagen ausgeführt! Was dies in einem po-laren Klima bedeutet, welch hohe Anforderungen diese Arbeitenan die Leistungsfähigkeit des Meteorologen stellen, kann nur mithohen Maßen gewürdigt werden. Von den reichen Ergebnissen derDrachenaufstiege sei angeführt, daß fast stetig Temperaturumkeh-rungen in der Höhe beobachtet wurden. Eine Temperaturzunahmevon 10 Grad wurde häufig gemessen, die größte Zunahme war19,5 Grad. So finden wir also nls Regel, daß die niedrigste Lust.temperatur dicht über dem Boden herrscht und daß die Durchschnitts-temperatur der 200 Meter-Schicht hoher ist als die Temperaturder untersten Schicht.Dre zahlreichen Pilotballonaufstiegej die bis inHöhen von 17 000 Metern verfolgt werden konnten, liefern die erstenTatsachen für die Fragen der allgemeinen Luftzirkulation im Süd-polargebiet. Aus dem großen Beobachtungsmaterial veröffentlichtDr. Berkow einige Kurven, die typische Fälle der dort mit der Höheeintretenden Richtungsveränderungcn des Winde? zeigen. In dengrößeren Höhen wurden stets westliche Richtungen beobachtet. EineKlärung der recht verwickelten Erscheinungen ist erst nach Bear-beitung sämtlicher Ausstieg«, zu erwarten.Der Bakuum-Arbeitstisch. Das Vakuum-Staubsaugeprinzip, dasneuerdings mit großem Erfolge in der Technil und im Hallshalteingeführt worden ist, hat soeben eine neue Verwendung gefunden,die jedenfalls einer bedeutenden Zukunft entgegengeht. Es handeltsich, wie das„System" mitteilt, um einen Arbeitstisch, der mit einemAakuum-Staubsauger versehen ist. Die neue Erfindung wirdnamentlich in den Betrieben, die mit einer großen Staubentwickelungverbunden find, eine Umwälzung hervorrufen. Der Staubsauger,der sich unter einem Holz- oder Eisengitter über die ganze Aus-dehnung des Arbeitstisches erstreckt, wird durch einen kleinen fünf-pserdigen Motor betrieben, der alle Staub erzeugenden Abfälle inein der Seite des Tisches angebrachtes Gesäß, das leicht zu entleerenist, absaugt.Notizen.— Theaterchronik. Hans P a g a h tritt nach längeremKrankheitSurlaub Sonnabend, den 23. August, im DeutschenTheater als Großvater in Maeterlincks„Der blaue Bogel"wieder auf.— Das Kleine Theater beginnt seine Vorstellungen am30. Angust.— Max Reger komponierte eine neue Ballettsuite für Or»chester, die im dritten Konzert der Gesellschaft für Mufikfteunde zuBerlin erstmals aufgeführt werden wird.— Unbekanntes von Kreutzer. Ein bisher unbekanntesund ungedrucktcs Werk von Konradin Kreutzer für Männerchor.Baritonjolo und Klavierbegleitung, betitelt»D e r F a l f ch m ü n z e r",ist gefunden worden.Alpinisten im H i m a l a ja. Der italienische AlpinistMario Piacenza. der sich ouf einer ForscbungSreise durch den Hima-laja mit Führern aus dem Tal von Aosta befindet, hat den bisherniemals erstiegenen 7200 Meter hohen Gipfel des N u n, k a m erreicht.Sechs Nächte hindurch wurde in einer Höher von 8500 Meter kam-piert und mit hohem Schnee und strenger Kälte hatten die Steigerzu kämpfen.— A l t r ö m i f ch e Münzen in russischer Erde. Aufdem Felde des Dorfes Dombrowa(Kreis Bendzin) hat ein Bauerin dein durch andauernden Regen fortgespülten Sande eine Urnemit 500 Stück Silbermünzen mit der Aufschrift„Antonius ÄugustuSPius" gefunden. Der Bauer verkaufte einen Teil dieser Münzenzu 5 Kopeken das Stück, etwa 200 beschlagnahmte die Polizei.— Von Löwen zerrissen. Der junge Geologe Dr. KurtBeck, der sich einer Expedition der Antwerpener Geiellschaft zurErforschung der Minen von Kalanga in Belgisch-Kongo angeschlossenhatte, wurde von Löwen überfallen, die ihm so schwere Verletzungenbeibrachten, daß er starb,