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Nr. 216.

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Berliner Volksblatt.

30. Jahrg.

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Telegramm Adreffe: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 1983.

Keine Wahlreform!

Abermals hat eine Zeitungskorrespondenz die Nachricht berbreitet, daß dem preußischen Landtag in der nächsten Session teine Wahlreformvorlage zugehen werde. Man werde es vielmehr wieder so machen, wie das letzte Mal: nämlich erst in aller Gemütsruhe die Statistik über die letzte Wahl ausarbeiten lassen, um dann erst dem Landtag die Vor­lage zu präsentieren.

Freitag, den 22. August 1913.

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Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 1984.

Aber was soll, was kann die Masse tun, um endlich 1849 gehalten, wo aber auch die bürgerliche Revolution noch ihre ihres schimpflichen Helotentums ledig zu werden? Es gibt legten Ausläufer entsandte. Throne wankten und wurden umge­innerhalb der Sozialdemokratie efliche Diplomaten", die uns stürzt, nichts schien sicher, dem Kühnen alles erreichbar. Garibaldi davon überzeugen möchten, daß wir uns nur mit den Herren stürzte das Königreich Neapel   mit tausend Mann, vor dem Auge Liberalen über einen flugen Schlachtplan zu verständigen des Königs Wilhelm von Preußen   erschien das Schreckbild des von brauchten, um auch bei der Wahlreform praktische", seinen Untertanen geföpften Karl I.   von England, Bismard be­positive" Arbeit zu leisten. Nun, der letzte preußische trachtete die verschiedensten revolutionären Gruppen als Mächte, Parteitag hat ja hinlänglich bewiesen, was man von solcher deren Gunst zu erkaufen sich wohl lohnte, Napoleon   wurde gestürzt, Strategie hält. Von anderer Seite ist immer dringlicher die die Republik   in Frankreich   proklamiert, Paris   monatelang vom Anwendung energischerer Mittel empfohlen worden. Wir Proletariat beherrscht. Und selbst der starre Osten tam in Bewe­brauchen die Formel Massenstreit" nicht erst zu nennen. Im gung. Rußland   schaffte die Leibeigenschaft ab, und Desterreich Daß sich keine der bürgerlichen Parteien über solche Ver- Prinzip ist in der Parteipresse kaum etivas gegen den Massen- bekam ein liberales Ministerium. Das Proletariat selbst wurde schleppung sonderlich aufregt, braucht nicht in Erstaunen zu streit gesagt worden. Das war ja auch angesichts zweier schon zu einer Weltmacht durch die Internationale, vor der die fegen. Sie alle würden ja schließlich unter dem elendesten Parteitagsresolutionen nicht gut möglich. Wohl aber hat man Herrschenden zitterten. aller Wahlsysteme ruhig weiterwursteln, wenn nur einige die Frage aufgeworfen, ob denn der Massenstreit auch als Schönheitsfehler" beseitigt würden. Konservativen und Frei- Angriffswaffe tauglich sei. Ja, man hat sogar ge­Tonservativen ist das bestehende schmachvolle Wahlrecht ja fragt, ob denn das preußische Wahlrecht den Massenstreit geradezu auf den Leib geschnitten. Und auch das Zentrum wert sei.

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Das waren Zustände, die revolutionäre Hoffnungsfreudigkeit aufs höchfte begünstigten, das revolutionäre Denten för­derten, aber nicht minder das internationale Denten, wo­durch sie ebenfalls den Gesichtskreis des Proletariats erweiterten.

würde etliche für es empfindliche Mängel sicherlich, ohne Unserer Ueberzeugung nach ist der politische Massenstreit Am meisten in Deutschland  . Auch hier wieder wegen der Kleinheit Murren mit in den Kauf nehmen, wenn es nicht als dolfs nicht nur da am Blake, wo es gilt, ein Attentat gegen die feiner Bewegung. Lernen konnte es nicht aus der eigenen Ver­tümliche" Partei einige Rücksicht auf seine proletarischen Proletarierinteressen abzuwehren, sondern auch da, wo es gilt, gangenheit, sondern nur aus der der englischen   und französischen  Wähler nehmen müßte. Die Nationalliberalen ihrerseits dem Fortschritt eine Gaffe zu bahnen. Es wäre ja noch Bewegung. So wurde zwar England das Zentrum der inter­wären schon zufrieden, wenn nur die Wahlkreisdrittelung nach schöner, wenn eine Partei, die die Welt erobern will, sich nationalen Organisation, aber das internationale Denten Urwahlbezirken- das einzige, was hin und wieder ihrer wuchtigsten Waffe nur zur Defensive bedienen wollte. entfaltete sich zuerst als Massenerscheinung im Proletariat Deutsch­auch den proletarischen Wählern zugute kommt! beseitigt Wer vorwärts will, für den muß des alten Liebknecht lands. und die allzu agrarische Wahlkreisgeometrie ein wenig aber kampffrohes Wort gelten: Immer in der Offensive. Und In ihm bildete sich jene eigenartige Mischung französischer re­ja nicht allzusehr abgeändert würde, so daß schließlich von das preußische Wahlrecht sollte des Massenstreits nicht wertvolutionärer Leidenschaft und englischer Nüchternheit mit einem allen bürgerlichen Parteien nur die Fortschrittliche Volks- sein? Und warum? Weil es ja die Junkermacht nicht nur ausgeprägten theoretischen Sinn, der Marg und Engels an den partei übrig bliebe. Aber auch die hat ja noch in den legten auf politischem Gebiete, sondern auch auf dem der Ver- deutschen Arbeitern besonders auffiel. Ein theoretischer Sinn, der Jahren wiederholt durch ihre Fraktionsredner erklären lassen, wa Itung zu entwurzeln gelte. Ja, glaubt man denn, eine sich nicht etwa in der Vorliebe für abstrakte Spekulationen äußerte, daß sie schon ganz zufrieden damit wäre, wenn nur erst ein- Demokratisierung des preußischen Wahlrechts würde die sondern darin, daß er teine foziale Erscheinung für sich allein be­mal das direkte und geheime Wahlrecht eingeführt würde.junterliche Machtstellung in der staatlichen Eretutive, in der trachtete, sondern stets in ihrem Zusammenhang mit der Gesamt­Es könnte deshalb scheinen, als ob die Regierung ja auch Verwaltung, unangetastet lassen? Oder glaubt man die bewegung der Gesellschaft. gar teine Ursache hätte, sich mit der Wahlreform zu beeilen. Junter eher aus der Verwaltung als aus dem Dreiklassen- In dieser Atmosphäre wuchs der junge Drechsler heran, als Aber es scheint auch nur so. Denn daß allein hinter der parlament herauswerfen zu können? Tastender und Suchender, der aber bald Klarheit gewann über den Sozialdemokratie mehr als ein Drittel des deutschen   Volkes Wir fordern die preußische Wahlreform ja nicht um des- Weg, den er zu wandeln hatte und den er seitdem unbeirrt weifer­steht, weiß die Regierung ganz genau. Sie weiß nicht minder, willen, um dort 30, 40 oder 50 Sozialdemokraten statt der gewandelt ist, arbeitend und tämpfend bis zum Ießten Atemzug. daß ein sehr großer Teil der Zentrumswähler gleichfalls Sie jetzigen 10 hineinzubringen, um dort nun diese oder jene Er fand feine fertige Partei vor, die ihm eine Richtschnur hätte Uebertragung des Reichstagswahlrechts fordert, so daß die kleine Reform durchseßen zu können, sondern um einen neuen bieten tönnen. Sie war ebenso im Tasten und Suchen begriffen Mehrheit des preußischen Volkes unzweifelhaft hinter der Vorstoß gegen Junker- und Bourgeoisregiment zu unter- wie er selbst, und Klarheit und Konsequenz hat sie erst mit ihm Forderung des gleichen Wahlrechts steht. Gegner der nehmen. Wir wollen vorwärts, wenn im Tempo auch nur und nicht zum wenigsten durch ihn gewonnen. fchleunigen Einbringung einer Wahlrechtsvorlage schrittweise, so doch Schritt für Schritt, unauf- Wohl hatten Marr und Engels schon vor ihm sichere theoretische vollends sind nur Konservative und Freikonservative, also ein haltsam, um die soziale Demokratie immer Grundlagen für den Klassenkampf des Proletariats gegeben, aber winziger Prozentsaz der Wähler. Wenn also die Regie- tonsequenter durchzusetzen! Die Eroberung jeder ihre praktische Anwendung auf die Organisation und Taktik des rung die neue Wahlreform auch jetzt, nach den Neuwahlen, neuen Position ist die Voraussetzung für die nächste höhere deutschen   Proletariats war erst zu finden, und mit scherm Instinkt abermals unter den fadenscheinigsten Gründen zu verschleppen Etappe. Jeder Schritt ist von äußerster Wichtigkeit, ist des fand sie Bebel, ehe er noch ein klarer Marrist ward. sucht, so zeigt sie sich nur als den geschmeidigen Lataien der Einsetzens der höchsten Kraft des Proletariats wert. Wir Keiner verstand besser als er die Bedürfnisse des Proletariats diktatorisch gebietenden Junkersippe. Ganz davon abgesehen, wollen den Massen nicht von heute auf morgen märchenhafte und seiner Zeit; mehr als ein anderer in Deutschland   hat er dazu daß sie das feierliche Versprechen der Thronrede immer Erfolge versprechen, aber wir müssen ihnen um so energischer beigetragen, der proletarischen Bewegung ihre Formen zu geben mehr zum Kindergefpött macht und damit dem bitter- klar machen, daß es des höchsten Kampfeseifers und Opfer- und ihre Ziele zu weisen. Soweit man von einem einzelnen fagen bösen historischen Urteil über preußische Königsworte immer muts bedarf, um auch nur schrittweise vorwärts zu kommen! fann, daß er sie geschaffen, hat er die Grundlagen der Organi­mehr Berechtigung gibt! Je schläfriger und passiver die Regierung in Sachen der sation unserer Partei gelegt, die seit mehr als vier Jahrzehnten

Kautsky   über Bebel.

schuf, die feit den ersten Reichstagswahlen bis heute unsere Partei in stetem Vorwärtsdringen von Sieg zu Sieg geführt hat und die für die ganze Internationale vorbildlich geworden ist.

Ein vollendeter Parlamentarier, nicht nur als glänzender und wuchtiger Redner ,. sondern auch als fluger Tattiker, hat er nicht zum wenigsten durch seine parlamentarischen Leistungen den Bar­lamentarismus in den Mittelpunkt ter proletarischen Bewegung gestellt. Und soweit man unter Parlamentarismus   nicht bloß parlamentarische Verhandlungen, sondern auch Kämpfe um das Parlament, Wahlkämpfe und Wahlrechtskämpfe versteht, hat er da mit ein Beispiel gegeben, das noch lange nachwirken wird.

Nur wenn es gilt, längst verrottete Mißstände zu besei- Wahlreform wird, desto leidenschaftlicher und tatkräftiger muß so glücklich die Bedürfnisse nach zentraler Zusammenfassung der tigen, wenn es sich darum handelt, dem mißhandelten und die Arbeiterklasse ihre Sache führen. Erst wenn die Wahl- proletarischen Kräfte zu einheitlichem Handeln mit dem Bedürfnis standalös entrechteten Volke feierlichst verheißene Reformen rechtsheloten den Wahlrechtsgegnern feinen Zweifel mehr nach demokratischer Selbstbetätigung der Massen zu vereinigen zu gewähren, läst Herr v. Bethmann Hollweg   sich in philo- lassen, daß es ihnen bitter ernst ist mit der Erkämpfung weiß. Und Bebel war es auch in erster Linie, ter jene Tattit sophischer Ruhe Beit. Die drängenden Wahner läßt er dann ihrer Rechte, wird man sich zu ernsthaften Konzessionen bereit durch den keifenden Polizeiminister v. Dallwitz im Unter- finden lassen! offizierston und unter dem tosenden Beifall der Junker ab­trumpfen. Wenn es dagegen gilt, Jahr für Jahr die un­geheuerlichsten Opfer für den Militarismus vom Volte einzu­freiben, dann ist der Major v. Bethmann Hollweg   der eifrigste Das deutsche Proletariat, die deutsche Nation, die Inter­und willfährigste Handlanger der Herren Militärs! nationale, sie haben ihren besten Mann unter den Zeitgenossen Vielen Zehntausenden von Proletariern mehr wird jetzt verloren! zugemutet, sich auf zwei und drei Jahre in den vornehmsten Der kämpfende und denkende Teil des Proletariats bildet Rock" stecken und von den Stellvertretern Gottes" schurigeln heute in allen kapitalistischen   Ländern den besten, den selbst­zu lassen. Gewaltige materielle Opfer werden diesen losesten, rastlos höherstrebenden und vorwärtstreibenden Teil der Proletariern und ihren Angehörigen zugemutet, selbst wenn Nation. Das deutsche Proletariat wieder ist vorbildlich geworden die Masse für dies Jahr einem neuen Aderlaß durch indirekte für die Proletarier aller Länder. Die Elite dieses Proletariats Steuern entgangen ist. Neue riesige Militärrüstungen für endlich wurde bisher gebildet durch die Generation, zu der August See- und Luftwehr namentlich sind für die nächste Zeit Bebel gehörte. schon zu gewärtigen und damit sicherlich auch neue materielle Und in ihr stellte er die machtvollste Persönlichkeit dar. Alle Lasten für die breite Masse der Nichtbesizeuden. Neue, schwerste ihre Vorzüge finden wir in ihm in höchster Potenz vereinigt. Pflichten und Lasten werden dem Volfe aufgebürdet- Untersuchen wir die historischen Bedingungen, denen jene Elite aber an die Erweiterung der Rechte des Volkes denkt Herr entsprog, dann lernen wir auch die Bedingungen kennen, aus denen b. Bethmann Hollweg   nicht! Bebels Bedeutung für die proletarische Bewegung, seine historische Leistung hervorging.

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Mehr noch. Eine schwere Wirtschaftskrise- von Hundert­tausenden schon heute schmerzlich empfunden- droht über Man kann sagen, daß gerade aus der Kleinheit der Partei das deutsche Volf hereinzubrechen. Die Kosten der Lebens- damals die Größe ihrer Bekenner erwuchs. haltung sind dank Zollwucher und Grenzsperren, dank der Als ein Häuflein von Narren mit aussichtslosen Zielen er­fünstlichen Verteuerung der notwendigsten Nahrungsmittel schien sie noch vor vierzig Jahren selbst der großen Masse der enorm gestiegen und steigen noch Jahr für Jahr, Monat für Proletarier. Ernster wurde sie von den herrschenden Klassen ge­Monat, die Löhne der Arbeiter aber, statt gleichfalls zu nommen. Deren Klassenbewußtsein war schärfer ausgebildet, es steigen, stocken oder werden gar unter brutaler Ausnutzung witterte in dem jungen politischen Gebilde sofort eine Gefahr, tie der Arbeitslosigkeit herabgedrückt. Die besitzende Klasse, das durch energischste Verfolgungen im Reime erstickt werden mußte. tapitalistische Ausbeutertum hat so ungeheuere Reichtümer ge- Auch Bebel wußte ein Lied davon zu singen. sammelt, daß es über die Wirtschaftskrise hinwegkommt, ohne Es erforderte unter diesen Umständen ebenso außerordentliche auch nur den berauschenden Lurus seiner Lebensführung ein- Intelligenz und Selbständigkeit des Denkens, sich zum Verständnis schränken zu müssen. Das Proletariat dagegen mag sehen, des Sozialismus durchzuringen, wie außerordentliche Charakter­wie es fertig wird, mag Not und Elend geduldig ertragen stärke, sich offen zu ihm zu bekennen. und zähnefnirrschend zusehen, wie die Bourgeoisie sich's auf Andererseits aber begünstigte die Zeit, in der Bebel zum Poli­Kosten des wirtschaftlich ausgebeuteten und politisch entrechteten tifer heranreifte, das Erstehen revolutionärer Leidenschaft und Volkes wohl sein läkt! revolutionären Denkens, das heißt eines Denkens, das die ganze Gesellschaft in sein Bereich zieht, ihre Umwandlung von Grund auf anstrebt.

Soll das wirkt so weiter gehen, Jahr um Jahr, Jahr zehnt um Jahrzehnt? Soll das preußische Proletariat sich auch fünftig von Juntern, Pfaffen und Schlotbaronen gängeln und knuten lassen?

Es war eine Zeit, in der das revolutionäre Proletariat sich allenthalben wieder au reden begann nach dem Schlafe, den es seit

Aber trotz seiner eminenten parlamentarischen Begabung und seiner gewaltigen parlamentarischen Erfolge hielt er sich fern von jener Ueberschätzung des Parlamentarismus, die Marg als parla­mentarischen Stretinismus bezeichnete. Er betrachtete die parla­mentarische Tätigkeit stets in ihrem Zusammenhang mit der Ge­samtheit des proletarischen Klassenkampfes, mit dem sie in untrenn­barer Wechselwirkung steht, aus ihm Kraft schöpfend und ihm neue Kraft verleihend.

Bebel sah in den Parlamentswahlen bei allgemeinem gleichen Wahlrecht das beste unter den bisher erprobten Mitteln, das Pro­letariat aufzurütteln zu einheitlichen Massenkundgebungen seines Willens; er sah in der parlamentarischen Tribüne das wirksamste Mittel, unsere Anschauungen in die weitesten Streise zu tragen, die Aufklärung und Organisation der Massen zu beschleunigen. Nicht minder hoch als die agitatorische schäßte er aber die praktische Wirkung der parlamentarischen Tätigkeit durch positive Errungen­schaften ein, die, an sich unter den gegebenen Verhältnissen not­wendigerweise gering, doch bedeutend werden förauen, wenn sie dem Proletariat neuen Boden und neue Möglichkeiten erhöhter Kraftentfaltung gewähren und die Massen diese Möglichkeit durch intensivste Tätigkeit namentlich auf gewerkschaftlichem Gebiet aus­giebig ausnuten.

In der steten Wechselwirkung zwischen parlamentarischer Tätig keit und der Selbsttätigkeit der Massen sah Bebel die beste Bedin­gung, das Proletariat für seine politische Herrschaft reif zu machen, deren Erringung er freilich nie von rein parlamentarischen Methoden erwartete.

Indem er besser als ein anderer die dauernden praktischen Be­dürfnisse und Bedingungen der proletarischen Massenbewegung er­tannte und ihnen aufs awedmäßigfte Rechnung trug, gleichzeitig