Einzelbild herunterladen
 
Man wird ja sehen, wieviel an freiwilligen Abgaben zu sammenkommt I_ Was ist Politik? Diese Frage hat den preußischen Gerichten schon viel Kops- schmerzen gemacht, wenn es galt, den Zusammenhang von Sport- vereinen, Gesangvereinen und geselligen Zirkeln mit der Sozial- demokratie zu beweisen. Auf eine beionders originelle Auslegung des Begriffs Politik, die allgemein bekannt zu werden verdient, ist dabei das Schöffengericht Strehlen   in Schlesien   gekommen, das den Vorsitzenden des dortigen ArbeitergesangvereinsVorwärts" zu 6 M. Geldstrafe oder zwei Tagen Haft verurteilte. Ueber die Gründe dieser Bestrafung läßt sich das Urteil recht offenherzig aus: Seit August 1911 bestellt hier in Strehlen   der Gesangverein Vorwärts", dessen Vorsitzender der Angeklagte ist. Trotzdem der Verein bei der diesjährigen Maifeier der hiesigen sozialdemo- kratischen Partei und vorher auch bei der L a s s a l l e f e i e r dieser Partei, in welcher politische Angelegen- heiten, nämlich auch die Fragen wegen Er- höhung der Löhne und Abkürzung der Arbeits- zeit erörtert wurden(!), durch Liedervorträge mitgewirkt hatte, so hat er trotz mehrfacher Aufforderung der Polizeibehörde noch nicht die Satzung sowie das Verzeichnis der Mitglieder des Vorstandes der zuständigen Polizeibehörde eingereicht. Das Ge- richt hält ihn aber hierzu für verpflichtet. Allerdings geht ja aus der verlesenen Satzung des Vereins eine politische Betätigung desselben nicht hervor. Das ist aber unerheblich. Es genügt, wenn ein Verein eine Einwirkung auf politische An- gelegenheiten nur als Nebenzweck verfolgt, und es kommt auf die gesamte zur Kenntnis der Behörde gelangte Vcreinstätigkeit an." Und an einer anderen Stelle wird beschwichtigend gesagt: Dem Angeklagten mögen ja s ch e i n da r Urteile des König- lichen Oberlandesgerichts zur Seite stehen. Diese be­treffen aber jedenfalls nicht den hier in Rede stehenden Fall. Wenn es sich nur um Beteiligung des Vereins an Familien- feiern, Konzerten usw. handelte, so könnte seine Wirksamkeit als nicht politisch angesehen werden. Hier aber handelt es sich um Mitwirkung bei öffentlichen politischen Versammlungen, zu denen jedermann Zutritt hatte." Und als Beispiel werden dann einige politische Lieder wie das «Bundeslied" und dieJnucrnatronale" angeführt. Das Ober- landesgericht hatte aber bei der Freisprechung des JHatiborer Ge­sangvereins ausdrücklich erkannt, daß durch das Singen solcher Lieder bei den Veranstaltungen politischer Vereine noch gar nicht bewiesen sei, daß der Gesangverein zum Zwecke der Er- ledigung politischer Angelegenheiten begründet ist. Aber ein Ge- richt, das trotz§ 6 des neuen Vereinsgesetzes die Erzielung gün- stigerer Arbeitsbedingungen für politische Angelegenheiten erklärt, darf auch hier anderer Meinung sein. Zum Schluß dokumentiert das Gericht seine Unparteilichkeit durch folgende Ausführungen in der Urteilsbegründung: Die Sache wäre ähnlich zu beurteilen, wenn z. B. ein k o n- servativer oder liberaler Verein bei öffentlichen Versammlungen einem Gesangverein gestatten wollte, vor oder nach dem Vortrage der politischen Redner patriotische Lieder zu singen, wieHeil Dir im Siegerkranz  " oder das Preußcnlied." Die Sache wäre allerdings ähnlich zu beurteilen! Wer aber vermag ein einziges preußisches Gericht aufzutreiben, das einen bürgerlichen Gesangverein jemalsähnlich" beurteilt hätte? Ucbcr die Grundzüge des neuen Tonntagsruhegesctzes wurde auf dem Kongreß des Zentralverbandes für Handel und Gewerbe in Leipzig   triumphierend mitgeteilt, daß die Vor- läge die volle Sonntagsruhe. n i ch t bringen werde. Am Gegenteil: In solchen Städten/ in denew die Landbevölkerung am Sonntag eurkaust, sollen die offenen Geschäfte bis zu vier Stunden am Sonntag verkaufen dürfe», An 6 Sonn- und Festtagen des Jahres soll durchgehend zehnstündige Sonntags- arbeit zugelassen werden die Festesfreude der Handlungs- gehilfen! Den Leipziger Kongressisten ist das natürlich alles noch zu wenig, aber die Angestellten werden sich beizeiten rühren müssen, um eine solcheReform" abzuwehren! Ein Vorstost gegen die Gewerbegerichte. In denPreußischen Jahrbüchern" macht ein Dr. Richard Fellichger gegen die Gewerbegerichte Front, indem er schlankweg behauptet, den Beisitzern mangele es an der notwendigen Unab- hängigkeit. Zum Beweis dafür führt er aus, daß bei Berliner  Gcwerbegerichten als Arbeitgeber- Beisitzer Gastwirte und Inhaber von Parteispcditionen tätig sind. Irgendwelche Beispiele, daß die Rechtsprechung dadurch gelitten habe, vermag er allerdings nicht anzuführen, stünden ihm solche Fälle zur Verfügung, dann würde er gewiß nicht damit hinter dem Berge gehalten haben. Was er gegen die Gewerbegerichte anführt, sind sonach haltlose Vcr- dächtigungen, die schon von Leuten wie v. Schulz, Prenner u. a. widerlegt wurden, die entschieden kompetenter sind, als der in den weitesten Kreisen völlig unbekannte Dr. Fellinger. Seiner Ansicht nach dürften die Kaufmanns- und Gewerbegerichte nur Schicds- gerichte sein, nicht aber erkennende Instanzen. Wenn aber diese Umwandlung nicht zu erreichen wäre, dann mühte wenigstens gegen alle Urteile dieser Gerichte die Berufung zulässig sein. Tic Bagdadbnhnverhandlnngen. Köln  , 27. August. DieKölnische Zeitung  " erfährt aus Berlin  : Die Richtigkeit der Meldungen über eine franco-deutsche Verständigung in den asiatischen Eisenbahnfragen unterliegt sehr starken Einschränkungen. Die deutsche   und die französische   Regierung pflogen über die vomTemps" berühr- ten kleinasiatischen und syrischen Eisenbahnfragen keine VerHand- lungen, auch nicht in Gestalt vertraulicher Vorbesprechungen. Tat- sächlich erfolgte nur ein privater, unverbindlicher Gedankenaus- tausch zwischen der deutschen   und französischen   Finanzgruppe, die in der asiatischen Türkei   Rechte und Interessen besitzen. VerHand- lungen über türkische Interessen führte Deutschland   mit Frankreich  nicht. Her mit dem üNottoehrrecht für die Soldaten. Wie begründet bei der Beratung der Wehrvorlage der Antrag der sozialdemokratischen Fraktion, den Soldaten gesetzlich düs Recht der Notwehr zu geben, war, hat am Montag die Verhandlung eine? Falles vor dem Kriegsgericht der Aufklärungsflotte in Kiel   bewiesen. Vor dem Gericht standen als Angeklagte der Maschiniftenmaat Behrens wegen Mißhandlung eines llntergebenen, und der Heizer Pauli, der diese Mißhandlungen Hai ertragen müssen, sich aber dagegen gewehrt hat, wegen tätlichen Angriffs auf einen Vorgesetzten. Ursache der Anklage war ein Vorfall, der sich am 5. Juni vor Venedig   abspielte, wo an dem Tage der PanzerkreuzerGoeben" lag, zu dessen Besatzung beide gehörten. Der Maat hatte den Heizer vom Sprachrohr weggeschickt, weil er meinte, daß er es ungeschickt bedient habe, und sagte dabei zum Heizer:Faule Sau!" Darauf entgegnete der Heizer, daß er nicht zu faul zum Arbeiten sei. Duraus nahm der Maat einen scharfkantigen Schamottestein und warf damit den Heizer. Der Stein traf diesen so schwer am Unterleib, daß er vor schmerz aufschrie und heftig weinte. Zugleich ergriff ihn aber die Wut; er nahm seinen Holzschuh, warf damit nach dem Vorgesetzten, traf ihn aber nicht. Dann sprang er auf ihn zu und packie ihn zweimal am Halse, wurde aber von einem anderen Hetzer zuruckgerissen. Der Wurf mit dem Schamottestein hatte bei dem Heizer, wie der Arzt festgestellt hat. eine Hobenquetschung hervorgerufen und er mußte einige Tag« im Lazarett liegen und durfte nach seiner Entlassung daraus einige Tag« nur leichten Dienst machen. Der Heizer erklärte bor Gericht, er sei durch den vom Stein- wurf verursachten Schmerz so in Erregung geraten, daß er nicht mehr Herr seiner Sinn: war. Ein Heizer sagte auch als Zeuge aus, daß dem Angeklagten nach dem Wurf der Schaum vor dem Mund gestanden habe. Militärjustitia wog die Urteile sehr gerecht ab. Der Maat erhielt für seine Roheit drei Monate und einen Tag Gefängnis. Die beantragte Degradation lehnte das Gericht ad. Ein Vorgesetzter, der seine Untergebenen mit großen Steinen wirft, verliert also die Erzieherfähigkeit beim Mili- tär noch nicht. Der Heizer aber, der sich nicht mit Steinen werfen lassen wollte, muß neun Monate und einen Tag ins Gefängnis spazieren. Er kann noch von Glück sagen, daß das Gericht von dem§ 98 des Militärstrafgesetzbuchs Gebrauch gemacht hat, wonach dt« Strafe ermäßigt werden kann, wenn der Unter- geben« durch vorschriftswidrige Behandlung von dem Vorgesetzten gereizt worden ist. Für seine Tat: Vergehen im Dienst und vor versammelter Mannschaft, kenstt' nämlich das Militätsträfgesetzbüch eine Mindeftstrafe von 2 Jahren Gefängnis. Solche Zustände schreien geradezu nach einer Abättdernng des Militärstrafrechts!_ Die Ballunfragcii. Die Türken dementieren. Konstantinopcl, 27. August. Tie Pforte erklärt die Mel- dung, daß türkische Truppen Gümüldschina und M a st a n l i besetzt hätten, für unrichtig. Abzug der rumänischen Truppen. Sofia  , 27. August. Nach Informationen aus dem Ministerium des Innern haben die rumänischen Truppen das b u l g a- rische Gebiet fast vollständig geräumt. Voraussichtlich wird morgen kein rumänischer Soldat mehr auf bulgarischem Gebiet sein. Die Behörden hegen die Hoffnung, daß der normale Eisenbahn- dienst in Bulgarien   bis Ende August wiederhergestellt sein wird. frankrdeb. Die Sozialisten bei den Propinzialwahlen. DieHumanits" gibt eine Uebersicht über das Gesamt- ergebnis der letzten Wahlen zu den General-(Departement-) und Arrondissenient-(Kreis-) Räten, soweit die Partei be- teiligt war. Unter 86 Departements war die Partei nur in S9, davon nur in 47 bei der Generalratswahl beteiligt. Für 1453 Generalrats- und etwa ebensoviel Kreisratssitze waren 235 bezw. 253 sozialistische Kandidaten aufgestellt. Die Zahl der aufgebrachten Stimmen war 511544, die der Gewählten zu beiden Arten Räten 105, 3� Proz. der Gesamtzahl. Der stärkste Erfolg wurde im Departement du Nord   erzielt, wo in 68 Kantonen 56 Parteikandidaten aufgestellt waren und am ersten Wahltag rund 127 666 Stiinmen abgegeben wurden. Gewählt wurden 9 General- und 11 Kreisräte. Die Partei zählt jetzt im Generalrat 17 Vertreter und hat in den Kreis- raten von Douai   und Lille   die Mehrheit. 3 andere Partei- verbände brachten über 26 666 bis 25 666 Stimmen auf, 12 weitere über 16 666. Jin Departement Haute-Vienne, Westfraukreich, das die zweithöchste Stimmenzahl aufbrachte, wurden von 21 Kandidaten 16 gewählt, in Allier  , Ostfrank- reich, bei 24 345 Stimmen. 16 von i26. Den größten Erfolg erzielte die Partei im Vor an der südöstlichen Seeküste, wo von 27 Kandidaten 26 gewählt wurden. 11 weitere erzielten 2 bis 1l Wahlsiege, so daß insgesamt in 15 Departements Sozialisten gewählt wurden. Zusammenfassend heißt es in derHnmanit<f":Man kann sagen, daß die Arbeit der Partei bei den Kantonswahlen den Stempel übertriebener Aengstlichkeit trägt und ihre Ergebnisse den wirklichen Kräften des Sozialismus nicht entsprechen. Außerdem kann jeder feststellen, daß. diese Arbeit am erfolgreichsten war bei den am stärksten organisierten Verbänden. Die Partei muß also mehr Energie auf die Organisationsarbeit verwenden." Snglanck. Die Bergarbeiter von Chestcrficld. London  , 26. August.(Eig. Ber.) Die bei der Wahl von Chesterfield zwischen dem Bergarbeiterverband der Grafschaft Derby- shire und der Arbeiterpartei entstandene Krise nimmt ihren Fort- gang. In einer Versammlung deS Vorstandes dieses Grafschafts­verbandes wurde zu der Lage Stellung und in einer reichlich kon- fusen Resolution, aus der hervorgeht, daß dieser Verband nicht einmal den Unterschied zwischen I. L. P. und der Labour Party  kennt, gegen die Nichtanerkennung der Kandidatur Kenhons durch den Vorstand der Arbeiterpartei Protest erhoben, und der Per- bandsvorstand mit der weiteren Untersuchung der Angelegenheit beauftragt. Die Bcrgarbeiterführer von Derbyshire glauben sich also noch immer darüber beklagen zu dürfen, daß sich ihr Kandidat nicht außer einen liberalen auch noch einen Arbeiterkandidaten nennen durfte. Gleichzeitig wurde aber der Vorstand auch beauf- tragt, sichüber den gesetzlichen Statu? des Verbandes zu er- kundigen und die nötigen Schritte zu unternehmen, um dem Berg- arbeiterverband von Derbyshire seine politische Freiheit zu geben". Tos heißt mit anderen Worten, der Vorstand soll Schritte unternehmen, um den A n s t r i t t des G r a f s ch a f t s- Verbandes aus der Arbeiterpartei zu vollziehen. Abgesehen von dem Wahlkreis Chesterfield, hat dieser Grafschafts- verband jetzt noch zwei Vertreter im Parlament, die Mitglieder der Arbeiterfraktion H a r v e y und Hancock. Sie sind beide sattelfeste Liberale, und von den besseren Elementen der Arbeiter- Partei schon längst als räudige Schafe betrachtet. Sie haben sich auch jetzt beide durch ostentative und mitunter auch provokatorische Unterstützung Kenhons hervorgetan. Durch ihren Austritt würde die Arbeiterpartei nur gewinnen. Es ist nur zu begrüßen, wenn der Bergarbeiterverband von Terbhshire aus seiner Stellung die logischen Schlüsse zieht. Das wird u. a. sicherlich auch dazu führen, den Bergarbeitermassen von Derbyshire selbst die Augen über die Isolierung ihrer Führer in der Arbeiterwelt Groß» britanniens zu öffnen. Das Organ der Arbeiterpartei, derDaily Citizen", bemerkt dazu: Verstehen die Bergarbeiter von Derbyshire unter derschließ- lichen Politischen Freiheit" wirklich das Recht, sich von ihren Ge- werkschaftskameraden im Parlament abzusondern und dafür unter den liberalen Kohlen-, Baumwoll. und Eisenlords zu sitzen? Wenn ja, dann brauchen sie keinen großen Rechtsgelehrten dazu, um zu lernen, wie sie sich mit der Liebe näher vereinigen sollen, die äugen- scheinlich ihre Herzen schon während der ganzen Zeit gefangen nahm. Die Arbeiterpartei hat keinen Wunsch, und hatte ihn nie, unwillige oder geteilte Anhänglichkeit zu beanspruchen. Die Berg- arbeiter von ganz Großbritannien   müssen sich die Frage stellen und entscheiden, wo sie stehen wollen. Wir unsererseits haben keinen Zweifel und keine Furcht ob der Entscheidung. Die britischen   Berg- arbeiter sind, alles in allem genommen, nicht die Leute, jetzt wieder umzukehren, nachdem sie einmal die Hand auf den Pflug gelegt Kaden."'. Hrnerilta. 'v Ter Konflikt mit Mexiko  . Mexiko  , 27. August. Der amerikanische   Spezialgesandte Lind ist nach Veracruz   abgereist, um nach den Vereinigten Staaten zurückzukehren. Mit ihm sind auch zahlreiche Ameri- kaner abgefahren. Trotzdem steht Lind mit dem mexikanischen Minister des Aeußern Gamboa in Notenaustausch. Unter den Ausländern in Mexiko   herrscht Unruhe. Gamboa er- klärte, es gebe gegenwärtig keinen Grund zur Aufregung. Die Lage sei keineswegs verzweifelt, sie sei nur ernst; es sei also zu wünschen, daß die Bevölkerung besonnen sei. Die Votschaft des Präsidenten. Washington  , 27. August. Präsident Wilson verlas heute mittag 1 Uhr im Kongreß eine Spezialbotschaft, in der er betonte, Amerika   wünsche Mexiko   gegenüber im Geiste aufrichtigster Freund- schaft im eigensten Interesse Mexikos   zu handeln; die betrübenden Zustäiide' in Mexiko   berührten Amerika   nahe, e? werde Mexiko  noch beweisen, daß es ihm zu dienen wisse, ohne zuerst an sich zu denken. Die gesamte Welt, so heißt es in der Botschaft.weiter, wünscht Mexiko   Frieden und Fortschritt. Angesichts des. Panama  - kanals birgt die Zukunft viel für Mexiko� Mexiko   kann die besten Gaben aber nur genießen, wenn es sie ehrenvoll gemeßt. Die EntWickelung Mexikos   ist nur dauernd gesund, falls sie das Pro- dukt einer echten Freiheit und gerechten und gesetzmäßigen Re- gierung ist. Wir warteten Monate vergebens auf eine Besserung der Zustände und es war unsere Pflicht, unsere guten Dienste an- zubieten. Wilson besprach sodann die Entsendung und die In- struktionen Linds und fuhr fort: Wir bieten unsere Dienste nicht nur aus Freundschaft an, sondern auch, weil die Weltmächte erwarten, daß wir als nächster Freund handeln. Die gegen- wältigen Zustände sind unbereinbar mit der Erfüllung der inter  - nationalen Verpflichtungen seitens Mexikos  , der zivilisierten Eni- Wickelung Mexikos   und der Erhaltung der wirtschaftlichen und politischen Zustände in Zentralamcrika. Amerika   sehe keine Be- rechtigung für die Abweisung der angebotenen Dienste der Freund- schaft ein; alles was Amerika   inzwischen tue, müsse in Geduld und in ruhiger, uneigennütziger Ueberlegung wurzeln. Ungeduld auf feiten Amerikas   sei unangebracht; eS müsse eine weiter« günstige Gelegenheit abwarten und seine Dienste erneuern. Allen Amerikanern müsse nahegelegt werden, Mexiko   sofort zu verlassen; ihnen müsse dabei geholfen werden. Jegliche Waffenausfuhr nach Mexiko   müsse aufhören. ES freue ihn, erklären zu können, daß mehrere Großmächte Amerika  moralisch unterstützt hätten. Wilson teilte gleichzeitig die abweisende Antwortnote HuertaS mit und fein Verlangen, daß Amerika   den mexikanischen Botschafter in Washington   wie auch seine eigene Regierung anerkenne. Eine Stadt als Privateigentum. Die Beherrschung des gesamten sozialen und politischen Lebens durch das Großkapital, wie sie bei uns durch das Dreiklassenwahl- recht und Einflüssehinter den Kulissen" zustande kommt, erfolgt in Amerika   öfter auf noch viel einfachere Weise. Nach dem Muster der bekannten Pullmann-Stadt bei Chicago   hat die Clinchfield Coal Co., eine Bergwerksgesellschaft in Virginia  , mehrere Orte gegründet, die ihnen mit Leib und Seele zu eigen find. Ein Bergmann   berichtet über die Stadt Dante, die etwa 6999 Ein- wohner zählt: Jedes Haus, einschließlich das des Arztes, des Zahnarztes, Barbiers, Hotel, Post,. Schule, Kirche, alles gehört der Gesellschaft. Es gibt keinen Bürgermeister, keinen Gemeinderat oder was einer Behörde gleicht, außer zweiBaldwinS"(Privat- Polizisten) der Firma, die Schutzleute heißen und Leute in das Ge« fängnis, das auch der Firma gehört, einsperren. Es gibt nicht einmal ein Wahllokal; das nächste ist in Castlewood, einem Oertchen von einigen hundert Einwohnern in Kilometer Ent- fernung. Die Gesellschaft hat in der Nähe noch zwei Wohnorte gleicher Art, Dumps. Creek und CraneSnest im Umkreis von 25 Kilometern. Nach dem Gesetz von Virginia   müßten die OrtS- behörden von den Bewohnern gewählt, die Polizisten Bürger deS Bezirks sein. Wider das Gesetz nehmen sie Verhaftungen vor, durchsuchen Briese usw. Hier ist nicht mehr nur die Arbeitskraft: der ganze Mensch mit Leib und Seele, Bürger und Familien sind Privateigentum des Kapitals geworden. Die Vereinigten Staaten   aber sind daS gelobte Land der Menschenrechte und Bürgerfreiheit, Letzte Nachrichten. Griechenland   und Serbien   demobilisiere«. Athen  , 27. August.  (W. T. B.) Mit dem heutigen Tage hat die Demobilisierung begonnen, sie wird binnen einem Monat de- endet sein. Belgrad  , 27. August.  (W. T. B.) Das Hauptguartter wird am Sonnabend aufgelöst. Reservisten sowie Mannschaften de? ersten und des zweiten Aufgebots werden entlassen. Die Demobilisierung wird in zehn Tagen beendet fein. Nach erfolgter definitiver Fest- fetzung der ferbifch-montenegrinifchen Grenzlinie wird ein Erlaß des Königs über die Annexion der eroberten Gebiete veröffentlicht werden. Nanking noch nicht eingenommen. Schanghai  , 27. August.  (Meldung der Petersburger Telegr.» Agentur.) Die gestrige Meldung von der Einnahme Nankings war durch einen Eilbericht de? Generals Changschun veranlaßt. Die Stadt befindet sich jedoch noch in den Händen ber Rebellen, welche alle Angriffe zurückschlugen und die kleinen Abteilungen der Pegicrungstruppen, die in die Stadt eingedrungen waren, der- trieben. Changschun erwartet aber baldigst die Uebcrgab» der Stadt infolge Proviantmangel und bedeutender Verstärkung der Regierungstruppen. Streik spanischer Eisenbahnarbeiter. Madrid  , 27. August.  (W. T. B.) Amtlich wird aus Balla- dolid gemeldet, daß die Eisenbahnarbeiter im Norde» Spaniens  mit dem Ausstand beginnen. DaS Personal der wichtigste» SBerl- statten verließ heute früh die Arbeit. Der Streik ist durch einen Zwischenfall zwischen mehreren Arbeitern und einem Ingenieur veranlaßt worden. Drohender Bergarbeitcrstreik in Spanien  . Madrid  , 27. August.  (H. B.) In einer Sonderversammlung in Oviedo   beschlossen die Organisaftonen der Bergleute, t« Sep- tember den allgemeine» Ausstand zu proklamiere». Eine Kom- Mission wurde eingesetzt, die das genaue Datum bestimme« soll. Blutige Zustimmcnstvste beim katalanischen   Textkl- arbciterstreik. Barcelona  , 27. August.  (W. T. B.) Der Streik wird in den Industriestädten Kataloniens   fortgesetzt. In Badalona   verhinderten die Streikenden die Wiederaufnahme der Arbeit, Gendarmen zogen blank und verletzten zwei Personen. In Mataro   verwundete« die Gendarmen 4 Arbeiter.