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»«»"«» 2. Ktilme ilks Jnmärtf Knlim öolliütiliill Donnerstag, 28, Angust 1913. Partciflcnolkn! Auf Grund des Organisationsstatuts beruft der Partei Vorstand den diesjährigen Parteitag auf Sonntag, den 14. September, abends 6 Nhr, nach dcni Volkshause in Jena ein. Tic Eröffnung und die Konstituierung des Parteitages werden am 14. September stattfinden. Die Festsetzung der Geschäfts- und der Tagesordnung und die Wahl der Mandats Prüfungskommission sollen am Montag, den 16. Sep tember, zu Beginn der Sitzung vorgenommen werden. Als vorläufige Tagesordnung ist festgesetzt: I.Geschäftsbericht des Parteivorstandes. -l) Allgemeines. Referent: Genosse Scheidemanw b) Kassenbericht. Referent: Genosse Braun. 2. Bericht der Kontrollkommission. 3. Bericht der Reichstagsfraktion. Referent: Genosse H. Schulz. 4. Maifeier. Referent: Genosse E b e r t. 6. Steuerfrage. Referenten: Genossen Wurm und Dr. S ü d e k u m. t>. Anträge. 7. Wahl des P a r t e i v o r st a n d e s, der K ontroll k o m m i s s i o n und des Ortes, an dem der Partei tag 1914 stattfinden soll. Parteigenossen! Bewirkt die Vorarbeiten für den Partei' tag rechtzeitig. Wo mehrere Delegierte zu wählen sind, soll nach§ 7 des Organisationsstatuts unter den Delegierten möglichst eine Genossin sein. Die Vorstände der Wahlkrcisorganisationen werden dringend ersucht, dem Parteivorstande die Namen der ge- wählten Delegierten unter genauer Adressenangabe alsbald mitzuteilen, damit ihnen die Vorlagen und sonstigen Mit- teilungcn zugehen können. Außerdem müssen sich die Dele- gierten beim Lokalkomitee melden. Die Adresse des Lokal- komitees lautet: H. Leber, Jena , Magdelstieg 3. Die Mandatsformulare werden vom 15. August ab durch das Parteiburcau versandt. Mit sozialdemokratischen Grüßen Der Parteivorstaud. (ZewerKscKaftUcKes. Hn die Beintzer der Gewerbe- und Kauftnanns- genchtc(Hrbeitnehmerbeifitzer). Die Arbeiterbeisitzer der Gewerbe- und Kaufmannsgerichte Milchen wir nochmals darauf aufmerksam, daß für die Teilnehmer .- rlcrbandstag der Gewerbegerichte am 16. und 17. September in Leipzig im BolkshauS, Zeitzer Str. 32 eine Konferenz stattfindet mit folgender Tagesordnung: 1. Die Rechtsprechung der Gewerbegerichte seit der letzten Konferenz. Referent: Arbcitcrsckretär Lüttich-Leipzig . 2. Die Ausdehnung der Zuständigkeit der Gewerbegerichte. Referent: Paul Starke-Dresden. 3. Die Verhältniswahl zu den Gewerbegerichten. Referent: A. Körsten-Berlin . 4. Die Tagesordnung des Berbandstages der Gewerbe- und Kaufmannsgerichte. Die Konferenz wird am 16. September, vormittags 10 Uhr, er- öffnet. Die Delegierten bitten wir um Angabe der Adresse und die Mitteilung, ob resp. in welchem Umfange die Gemeinde, das C Werkschaftskartell oder die Gewerkschaft zu den Kosten der Delegation beiträgt. Wegen Beschaffung von LogiS wollen sich die Delegierten an Karl Franke, L e i p z i g- S ch l e u ß i g, Könneritz- st r a tz e 7 2, wenden. Die Generalkom Mission der Gewerkschaften Deutschlands s S o z i a I p o l i t i s ch e Abteilung) B e r l i n 80 16, E n g e l u f e r 1 5 IV. ** * Zu dem vom 14. bis 19. September in Leipzig stattfindenden Gewerbegerichtstage haben eine Anzahl Gemeinden um Berlin Delegierte bestimmt. Von mehreren dieser Vertreter ist uns der Wunsch geäußert, unter diesen eine Einheitlichkeit in Reite, Logis sowie die nolwen- digcn Besprechungen herbeizuführen. Wir kommen diesem Wunsche gern nach und bitten alle diese Delegierte, uns ihre Namen anzugeben, damit wir eine Zusammen- kunft, Anmeldung usw. bewerkstelligen können. Der Ausschutz der Gewerlschaftskommission Berlins und Umgegend Engelufer IS. Serlin und Umgegend. Zur Kiirschuerbcwegung. Zur Orientierung der Oeffentlichkeit sei bemerkt, daß die Be- wegung des Deutschen Kürschner -Verbandes. Filiale Berlin , gemein- iam mit dem Verein selbständiger Kürschner(Hausindustrielle der Pelzbranche) geführt wird. Die Hausindustriellen haben ihre Forde- rungcn den Fabrikanten zum 25. d. M. zugestellt, während der Ver- band seine Forderungen am gleichen Dalum an sämtliche Fabri- kanten, Detailgeschäfie sowie allen Hausindustriellen von Groß-Berlin zustellte. Der Verein der selbständigen Kürschner hat nun in einer gut besuchten öffentlichen Versammlung am Dienstag, den 26. d. M., die Forderungen des Verbandes e i n st i m m i g anerkannt und be- schlössen, daß am 36. August überall die Arbeit einzustellen ist, wo die Forderungen nicht von beiden Organisationen anerkannt werden. Wie auch die Hausindustriellen von den Fabrikanten ob ihrer berechtigten Forderungen noch verhöhnt werden, kann man daraus ersehen, daß die Firma Freistadl u. Westmann, Hausvogtei- platz 3/4, die im Tarif enthaltenen Forderungen durchstrich und auf den Nebenbogen dem Verein schrieb, daß sie noch keine Zeit hatte, sich mit dem Tarif zu befassen. Bei dieser Verhöhnung muß aber noch besonders beachtet werden, daß die Selbständigen ihre Forde- rungen den Fabrikanten schon das erstenial im März d. I. zu- stellten! Die Versammlung der Selbständigen hat als Antwort auf die Verhöhnung einstimmig beschlossen, daß sämtliche Hausindustrielle der Firma Freistadt ü. West mann von Mittwoch früh jede, selbst angefangene Arbeit ruhe» lassen und die Firma als ge- sperrt gilt. Der Arbeitergeberverband der Pelzwarenbranche von Berlin hatte für Dienstag gleichfalls sämtliche Arbeitgeber Berlins zu einer Versammlung nach dem Architektenhanse geladen. Wenn auch die Stellungnahme des Unternehmertums zu Forderungen der Arbeiter und Hausindustriellen von vornherein bekannt sein dürfte, so hat aber dort ein Scharfmacherton vorgeherrscht, der die Grenze des parlamentarischen Auslandes weit zurückließ. Als erster Redner, der mit aller Schärfe betonte, die Forde- rungen nicht zu bewilligen, trat Herr Kommerzienrat Viktor W o l f f(in Firma H. Wolff), Krausenstr. 17/18, auf. Dann folgten der Obermeister Lampe (Firma Arndt, Friedrichstr. 45), W i l- Helm Reinecke, E r d m a n n, Tauentzienstraße, H e r p i ch Söhne, Leipziger Straße , D o l j y s, Wallstraße(Am Spittelmarkt) und K r i m s e, in Firma Krimse u. Bautz. Die Herren regren auch eine eventl. Aussperrung an, doch fand der Gedanke für diese Zeit keine rechte Zustimmung. Sollte es zuni Streik oder Aussperrung kommen, so hat der Verein der selbständigen Kürschner schon alle Vorbereitungen ge- lroffen, daß er in Plakaten, Annoncen der Tagespresse und Prospekten das Berliner Publikum darauf aufmerksam macht, daß er bereit ist, unter seiner Regie mit seinen über 200 Mit- gliedern, jede gewünschte Privatarbcit von der einfachsten bis zur reinsten Oualitäl zu übernehmen und mindestens 50 Proz. billiger anzufertigen. In teuren Sachen, wie z. B. Nerz und Persianer, würde der Preisunterschied noch weit größer sein. An die Berliner Arbeiterschaft möchten wir noch das Ersuchen richten, ihre in der Pelzwarenbranche beschäftigten An- gehörigen, namentlich Frauen und Töchter, auf diese Notiz sowie auf die beute, am 2 8. August, in den Musiker-Sälen, Kaiscr-Wilhelm- Straße 31, stattfindende öffentliche Kürschnerversamm­lung aufmerksam zu machen. Deutscher Kürschner -Verband. Ortsverwaltung Berlin . Tarifbewegnng der Steinsetzer. Der Verband, der Steinsetzer und Berufsgenossen beschäftigte sich am 24. August in einer Konferenz der im Tarifgebiet Groß- Berlins gelegenen Filialen mit der Beratung von Anträgen zum Tarifvertrag. Der jetzige Tarif läuft am 31. März 1914 ab und eine Bestimmung im 8 12 besagt:wird der Tarif nicht mindestens neun Monate vor Ablauf gekündigt, so verlängert er sich um ein Jahr". Die enorm schlechte Konjunktur in unserem Beruf bewegte die Arbeitgeber, den Tarif zu kündigen. Die Filialen im Tarifgebiet haben in ihren Mitgliederversammlungen zur Kündi- gung Stellung genommen und Anträge zur Tarifberatung gestellt. Die Konferenz, zusammengesetzt aus den Mitgliedern der Schlich- tungskommission und den Delegierten der Filialen, kam nach ein- gehender Beratung zur Aufftellung folgender Anträge: Da unsererseits eine Kündigung des Tarifes nicht erfolgte, wir also vom 1. Zlpril 1914 ab noch zu den jetzigen Bedingungen Weiler arbeiten wollten, wird für das erste Tarifjahr, also bis zum 31. März 1915, von einer Verbesserung der Lohn- und Arbeitsver- Hältnisse Abstand genommen. Jedoch soll der Lohn für die Hilft- arbeiter bisher werden 40 bis 45 Pf. pro Stunde ohne tarifliche Vereinbarung gezahlt tariflich auf 45 Pf. pro Stunde festgesetzt werden. Im zweiten Tarifjahre, also vom 1. April 1915, beträgt die Arbeitszeit SVj Stunden für alle Kategorien. Die Arbeitszeit in den Wintermonaten beträgt vom 1. Oktober bis 30. November 8 Stunden pro Tag, vom 1. Dezember bis Ende Februar 7 Stunden pro Tag. Gleichzeitig tritt im zweiten Tarif- jähr« eine Lohnerhöhung von 5 Pf. pro Stunde für alle Kategorien in Kraft. Der Tarif beginnt am 1. April 1914 und endet am 31. März 1917. Wollen die Zlrbeitgeber eine längere Tarifdauer, so erhöht sich der Stundenlohn für jedes weitere Tarifjahr um 21A Pf. Der Ar- beitsnachnMs soll von den Arbeitgebern mehr wie bisher in Zln- spruch genommen werden und hat das einzusetzende Kuratorium zu gegebener Zeit die obligatorische Einführung zu veranlassen. Das wirklich verbrauchte Fahrgeld ist an alle Arbeitnehmer zu zahlen. Die Steinhauer sind im Prinzip für Einführung des Stunden- lohnes. Eine Erhöhung des Lohnes hat wie oben zu erfolgen. Wo Akkord gearbeitet wird, erhöht sich der jetzige Akkordtarif in allen Positionen am 1. April 1915 um 4 Proz. Da für die Her- stellung der Packe der Preis sehr differiert, soll im neuen Tarif 1,50 1,85 M. pro Kubikmeter gezahlt werden. Außerdem sollen noch folgende Positionen im Tarif mit aufge- nommen werden: hälbfeincr Mosaik Berliner Profil aus Plötzkher Material pro Kubikmeter 14 M., halbfciner Mosaik Berliner Profil aus Bernburger Material 12 M., halbfeiner Mosaik Reinickendorfer Profil 10 M., hälbfeincr Mosaik Schönebergcr Profil 10 M., halb- feiner Mosaik aus gewöhnlichem Mosaik 10 M. kleines feuilleton. Klerikalismus und Freiheitskriege. Zu den jetzigen höfischen Feiern der Freiheitskriege, wie zu dem Kelheimer Schauspiel, drängi sich niemand mit brünstigeren Gebärden als das jetzt so national gewordene Zentrum. Gerade die Klerikalen aber, namentlich nicht die in Süddeulschland, haben nicht das mindeste geschichtliche Recht, sich auf die Erhebung von 1813 zu berufen. Ter Klerikalismus war vor hundert Jahren in Bayern und den anderen Rheinbundstaaten der fanatische Gegner jeder nationalen Bewegung. In Bayern verteidigte ein hoher Beamter, Christoph von Aretin, aus dessen Geschlecht jetzt ein Zentrumspatriot für die Landtagsnachwahl in Laudöhur kandidiert, in Flugschriften und durch Organisation einer förmlichen Kamorra die französische Politik gegen die deutsch -nationalcn Patrioten. Die mit allen Mitteln arbeitende Verfolgung richtete sich vor allem gegen die nach München berufenen ausländischen und prolestanlischen Gelehrten. besonders gegen den Philologen Friedrich T h i e r s ch. Auch der große Kriminalist Feuerbach wurde mit Beschimpfungen und Verleumdungen gehetzt. Die kleine Gruppe der Napoleongegner war sogar in ihrer per- sönlichen Sicherheit bedroht. Die Religion wurde schon damals für gefährlich erklärt, und Herr von Aretin rechtfertigte die Politik Napoleons gerade aus dem Gesichtspunkt, daß er das katholische Prinzip gegen den protestantischen Umsturz vertrete. Die Hetze der klerikalen Anhänger der französischen Politik er- regte io sehr die Gemüter, daß eines Abends schließlich sich ein Meuchelmörder fand, der dem Professor Thiersch von hinten einen Dolch in den Nacken stieß. Thiersch selbst schrieb damals, wie er an seine Mutler berichlet, an den König, um ihn darauf aufmerksam zu machen, daß dieses Attentat auf sein Leben nicht aus persönlichem Haß gewagt worden sei, sondern daß es offenbar mit den früheren Anschlägen gegen die Anhänger seiner Richtung zusammenhänge, und daß man ihn habe ermorden wollen, um die anderen zu er- schrecken und zu verscheuchen. Der Attentäter wurde niemals ermittelt. Aber die Patrioten behaupteten, ihn zu kennen. Die Verwundung, die Thiersch erlitt, war nicht gefährlich. Aber nur ein Zufall rettete sein Leben. Alle Welt war überzeugt, daß das Verbrechen, wenn nicht veranlaßt, so doch verursacht sei durch die Fehde, in der seit Jahren die Patrioten mit den klerikalen Verkämpfern des französischen Systems, namentlich mit Aretin . lagen. Es war damals gefährlicher als heute, Patriot zu sein, und die Freiheitskämpfer von 1813 wurden von den Klerikale» ebenso fanatisch verfolgt wie heute die Freiheitskämpfer des zwanzigsten Jahrhunderts mit allen Mitteln der Gewalt und Niedertracht vom Zentrum gehetzt werden. Die deutsche Zcitzentrale. In Fulda wird, wie bekannt ist, eine Zeitzentrale errichtet, von der aus auf drahtlos-elektrischem Wege die Schaffung und Regulierung einer Einheits- zeit, zunächst für ganz Deutschland , erreicht werden soll. Der Erfinder dieser Apparatur, Ingenieur Schneider, hat nun, wie der .Frankfuiter Zeitung" mitgeteilt wird, neue Verbesserungen vorgenommen, die etwaige Störungen im Betriebe ausschließen sollen. Wenn die Fuldaer Sendestation der drahtlosen Zeitüber- tragung(Zeitzentrale Fulda) so beschädigt werden sollte, daß die normalerweise alle Minute erfolgenden Stromstöße nicht mehr aus- gesandt werden, so bleiben deshalb die sämtlichen in Deutschland installierten drahtlosen Uhren keineswegs stehen. Bei den Empfangs uhren schaltet sich dann automatisch ein Kontaktwerk ein, daS die drahtlose Uhr nebst den angeschlossenen Nebenuhren auf Stunden, Tage, ja Monate hinaus weiter antreibt. Vom Werdcfcld dcS Mesothoriums. In denMünchener Neuesten Nachrichten" wird berichtet: Die Aucrgesellschaft hat gegew wärtig für etwa& Millionen Mark Monazitsand lediglich zur Mesolhoriumgewinnung daliegen und baut nur für diesen Zweck neue Fabrikanlagen im Werte von ca. 1 Million Mark. Aus einer Tonne Monazitsand(gleich 20 Zentner, gleich 1000 Kilogramm) kann man aber nur ungefähr 1 Milligramm, d. i. den milliardsten Teil, Mesothorium durch einen begreiflicherweise außerordentlich kompli- zierten und daher kostspieligen Fabrikationsprozeß gewinnen. Dazu kommen die enorm hohen Transportkosten des Rohmaterials. Um gleichzeitig fünf Kranke richrig behandeln zu können, braucht man wenigstens fünfmal 200 Milligramm gleich ein Gramm Mesothorium. Zur Herstellung dieses einen Gramms müssen 1000 Tonnen Sand von Südamerika herbeigeschafft und dann verarbeitet werden. Unter diesen Umständen iit es begreiflich, daß der Preis eines solchen Gramms ca. 200 000 M. ist. Mit 1 Gramm kann man dann aber Hunderte, ja Tausende von Kranken behandeln. Humor und Satire. Ein Bild aus dem Familienleben zeichnet Maurice Level im Pariser Journal. Szene: ein Männlein und ein Weiblein, Ehegatten, und der Gatte spricht:Hast Du augenblicklich etwas Besonderes vor?"Nein... Warum?'Weil ich Dich dann bitten möchte, ins Warenhaus zu gehen und für mich eine Zahn bürste zu kaufen."WaS für eine Zahnbürste?... Eine harte? ... Eine weiche?*Wie ich sie immer habe, nicht zu hart, nicht zu weich..."Komm doch mitp wir find schon so lange nicht mehr zusammen ausgegangen." Im Warenhaus, wohin er und sie im Taxameter gefahren sind, um nach dem Einkauf der Zahnbürste noch eine kleine Spazierfahrt zu machen, ist es natürlich hübsch voll. Er zögert ein wenig, sie aber tritt entschlossenen Schrittes ein. Sie kennt alle Verkaufsstände, wie ein Kunstfreund die Säle des Louvre kennt. Er möchte, kaum daß er darin ist, schon wieder hinaus. Sie bleibt plötzlich stehen. Unter einem schier unentwirrbaren Haufen von Hutformen hat sie eine ganz besondere entdeckt, die sie ansehen muß.Nicht häßlich, was?"Schön auch nicht!" brummt er.Du kannst das nur nicht so gut sehen, aber der Hut würde, wenn er erst garniert ist. entzückend sein. Fräulein. wieviel kostet diese Form?"Acht Franken neunzig!"Willst Du sie denn kaufen?" fragt er.Einen Augenblick.... Und diese da, Fräulein?... Und die da drüben? Wollen Sie sie mal aufsetzen, damit ich sehe?...' Nein, die andere gefällt mir besser...- Der Preisunterschied ist ja auch nicht so groß! Schicken Tie mir also diese vier da, ich will mir eine aussuchen." Entdeckungsreise zur zuständigen Kasse. Er humpelt nach. Dann geht es weiter. Sie bleibt vor jedem Lager bewundernd stehen. Am Wäschelager länger als anderswo. Da gibt es wirkliche Gelegenheiten". Sic wirftim Fluge" Servietten und Wischlappen durcheinander und erkundigt sich so nebenbei nach dem Preise eincs Tischläufers.Da fällt mir ein, daß Melanie mich um eine Wachs- tuchdecke für die Küche gebeten hat." Gibt's im vierten Stock. Also zum Fahrstuhl. Oben angekommen, mustert sie die HaushaltungS- artikel. Die Fußbodenbüsten, die Teppichklopfer, alles interessiert sie; ihre Küche ist ihr Stolz, und sie widersteht nicht der Versuchung, einen vernickelten Besenhalter zu kaufen. Er wird ungeduldig:Weiter, weiter..." Zu Fuß geht man wieder hinunter. Kurzer Aufenthalt vor einem Stand, an welchem von allem etwas verkaust wird: Bilder- rahmen, Romane, Briefpapier. Briefpapier braucht man immer, nicht wahr? Und dieses hier liegt in so reizenden Schachteln. Die kann man dann als Behälter für die Bänder und die Taschentücher verwenden. So vergeht die Zeit. Je nervöser er wird, desto häufiger sagt sie: Einen Augenblick noch." Sie muß ja sehen, was jetzt modern ist. Es wird Abend, und das HauS wird so voll, daß man kaum vor- wärts gehen kann. Er ist dem Ersticken nahe; sie auch. Jetzt muß sie rasch hinaus und frische Luft atmen; auf der Straße sagt sie mit einemUff" der Erleichterung: Wegen der Zahnbürste, Liebster, kannst Du ja an irgendeinen, Vormittag, wenn Du nach Hause kommst, selbst hineingehen. Vor- mittags ist es nicht so voll. Am Nachmittag kann man wirklich nichts kaufen, Du hast ja gesehen..." Notizen. Arbeitermöbel. Im Berliner G e w er ss chaft s- haus(Engelufer 15) wird eine neue Type gezeigt; sie ist das Er- gcbnis eines Wettbewerbes, der für die deutschen Kunstgewerbe- zeichner zugänglich war. Außerdem ist die Einrichtung von Stube und Küche nach Entwürfen von Professor Peter Behrens zu sehen. Die Ausstellung ist vom 28. bis 31. August, von 10 8 Uhr, während der darauffolgenden Wochen am Montag, Mittwoch und Sonnabend von 69 Uhr und Sonntags von 122 Uhr unentgeltlich zu be- sichtigen. Theaterchronik. Im Theater in der König - grätzer Straße ist Anzengrubers SchauspielDas vierte Gebot" als erste Premiere in dieser Saison auf Sonn- abend, den 6. September, festgesetzt worden. Ein Parsifal- Heft läßt das Organ der Bereinigung künstlerischer Bühnenvorstände Die Szene" als Einführung in ihren dritten Jahrgang erscheinen. (Verlag Vita, Berlin .) Der Herausgeber des Heftes ist Ernst Leopold Stahl , der in den letzten Jahren als Dramaturg und Theaterschriftsteller mit guten Arbeiten hervorgetreten ist. Eine Schule für Theater- Dekorationswesen wird am 1. Oktober eröffnet und alsHöhere Fachschule für Theaterkunst" der staatlich subventioniertenHöheren Fachschule für Dekorations- kunst"(Schule Reimann") angegliedert werden. Joseph Kainz -Theatcr a in kleinen Wannsee . HebbelsGygcs und sein Ring" geht heute nachmittag 5 Uhr erstinals in Szene. Die beiden Mütter von Segantini . Das be- rühmte Gemälde Segantinis, das eine säugende Frau in dämmern- der Beleuchtung neben einer säugenden Kuh zeigt, stand in Sankt Moritz zum Verkauf: der Auktionator forderte 160 000 M. SS fand sich aber kein Käufer. Ein Freier, der nicht freien will. In derGran- seer Zeitung" steht in Fettdruck folgenderhöflichste" Bescheid eines Schwerbedrängten:Da ich durch die fortwährenden Be- suche, welche nur dem Zwecke dienen können, mich mit heiratS- fähigen Töchtern in Verbindung zu setzen, in meiner beruf- lichcu Tätigkeit stark beeinträchtigt werde, ersuche ich höflichst, der- artige Manipulationen zu unterlassen. Der in stiller Zurückgezogenheit trotz seiner Ledigkeit glücklich le- bende Gutsbesitzer X. I. Z." Wer wird nun das dickste Fell haben: die Granseer Mütter oder er? \