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Ich wurde zur Insel der T o d e s a n g st geführt, zener' Insel im Flusse, auf die 4000 bis 5000 t ü r k i sch e G e f a n g e n e gepfercht wurden, um vor Hunger zu sterben. Bis zur Manneshöhe waren die Bäume weih und nackt, ihrer Rinde be- raubt, welche die Verhungernden verschlungen hatten. Nach vier- zehn Tagen dieser Tortur kamen die Bulgaren , um denen die Kehlen zu durchschneiden, die beim Leben geblieben waren. Der g r i e- chische Metropolit erzählte mir, der bulgarische General bätte ihn in rüdester Weise vorgefordert und gefragt, ob er die Türken liebe.Ja, denn seit 400 Jahren haben wir unter ihnen glücklich gelebt."Gut, ich werde Sie hinrichten lassen."Dann tötet mich lieber gleich."Nein. Etwas später, wenn es mir be- liebt. Hinaus." Und im Nachbarzimmer sprachen die Adjutanten ebenso zu allen griechischen Notabeln." Ocftcmicb. Späte Erkenntnis. In der deutschnationalen WochenschriftDeutsch- tLesterreich" wird ein Gespräch mit einem Reserveoffizier über die Mobilisierung geschildert. Der Mann spricht von dem Wüten des Typhus, der Dysenterie und des nach der als Ueber- träger fungierenden Fliege genanntenPapadatschi"-Einberg anflöge der völlig unzureichenden und im Felde auch gar nicht durchzuführenden hygienischen Fürsorge. Interessant ist besonders folgende Bilanz: Anfangs, als ich hinunterkam, da fand ich bei den Steirern und Kärntnern meiner Abteilung, brave Burschen, durchwegs deutschnationale Blätter, die ihnen die Angehörigen nachschickten, zum Schluß nur noch sozialdemokra- tische. Die Sozialdemokratie hat da, fürchte ich, sehr dauer- hafte Eroberungen gemacht. Ganz unleidlich wurden die Ver- Hältnisse, nachdem der Skutarifall erledigt war. Die Aussicht, daß es nun doch endlich Ernst werden würde, hatte die erschlafften Geister wieder belebt: alle Vorbereitungen wurden für den Ein- marsch in Montenegro getroffen. Der Rummel ging vorbei und nun hofften die Leute, doch endlich entlassen zu werden. Als nun aber die Entlassung nicht kam und der öde Kasernen- d ie n st sich weiter dehnte, als sollte er nie ein Ende nehmen, da bemächtigte sich der Leute eine Verzweiflung, die schwer zu beschreiben ist; eine Reihe von Selb st morden kam vor, man konnte geradezu von einer Selb st mordepidemie sprechen, Fälle von Wahnsinn. Zum Schluß war die Stimmung derart, daß beim Appell die Offiziere mit geladenem Revolver, die Flügelchargen mit geladenem Gewehr antreten mußten. Glauben Sie mir, diese Mobilisierung hat an die Armee schwerere Anforderungen gestellt als ein Krieg. Mußte es sein?" China . Beschießung des deutschen Kreuzers. Nach einer telegraphischen Meldung des Chefs des deutscheu Kreuzergeschwaders ist der KreuzerEmde n" von einem von Rebellen besetzten Fort bei Wuhu mit Geschütz- und Gewehrfeuer beschossen worden. Der Kreuzer hat sofort das Feuer erwidert und mit 25 Schuß das Fort zum Schweigen gebracht- Es wird bekannt, daß die Rebellen bereits am 24. August den Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie S u ev i a", der von Hankau flußabwärts ging, mit Artillerie, und Gewehrfeuer beschossen, wobei ein Geschoß mittschiffs traf, ohne weiteren Schaden anzurichten. Ausbreitung der Rebellion. Schanghai , 28. August. Nach einer Meldung aus T s ch i n g t u vom 2V. August breitet dieRebell.ion s i ch a u s. Man ninunt an, daß. die Ursache wesentlich in der UnPopularität des Gouverneurs liegt. Die Truppen von Lungtschang rebellierten, tötetn ihren Gouverneur und gingen zu den Aufständischen über. In Hsingtscheng ergriffen die Tibetaner die Offensive, und die Feindseligkeiten wurden wieder allgemein an der Grenze eröffnet. Tie Beschießung von Nanking . Nanking, 28. August. Gestern abend fand eine allgemeine Beschießung statt. Die Regierungstruppen griffen drei Tore an und wurden zurückgeschlagen. Aber die Verteidigung war in» folge der demoralisierenden Wirkung des Feuers weniger energisch als vorher. Die Rcgierungstruppcn haben neue Geschütze heran- geschafft und haben, abgesehen von den Batterien in Pukau und anderen schweren Geschützen auf dem Tigerbcrge, weitere Batterien auf drei Seiten der Stadt aufgestellt. Das Feuer wurde die ganze Nacht hindurch fortgesetzt, und viele Geschosse explodierten in dem am dichtesten bevölkerten Teile der Stadt. Truppenabteilungen FengkuotschengS setzten oberhalb Nankings über den Jangtse , schlössen die Stadt im Westen ein und schnitten ihr so die Lebens- mittclzufuhr ab, die bisher nicht unterbrochen gewesen war. Verhaftung von Abgeordneten. London , 28. August. (P. C.) Die Verhaftung von 5 Senatoren und 3 Abgeordneten hat in P e k i n g das größte Aufsehen hervorgerufen. Beide Kammern besprachen in dringenden Interpellationen die Angelegenheit und vertagten sich, bis N u a n s ch i k a i eine befriedigende Erklärung über sein Vorgehen abgegeben haben wird. Der Senatspräsident hat sich mit dem Kammerpräsidenten in Ver- bindung gesetzt und beide haben an Auanschikai eine Anfrage gerichtet, ob er mit oder ohne Parlament zu regieren gedenkt. Auanschikai hat erwidert, die Verhaftungen seien ohne sein Wissen erfolgt. Er werde in dieser Angelegenheit eine Untersuchung einleiten. Diese Antwort Nuanschikais wurde von beiden Kammern als ungenügend bezeichnet- Aunanschikai hat sich bereits eine ganze Reihe von Ver- stoßen gegen die Verfassung zuschulden kommen lassen. So wurde vor einigen Tagen in Tientsin ein Abgeordneter kriegsgerichtlich verurteilt und erschossen, ohne daß die Regierung dafür eine Erklärung abgab. Seit Beginn der Krise sind 21 Abgeordnete verhaftet worden, von denen allerdings 12 wieder in Freiheit gesetzt wurden. Amerika. Ter Konflikt mit Mexiko . Washington , 28. August. Präsident Wilson hat an Alle Amerikaner in Mexiko die Aufforderung ge- richtet, dasLandsofortzuverlassen. Die Botschaft und die Konsuln wurden angewiesen,allen Zivil- und Militärbeamten zu notifizieren", daß sie. für jegliche Unbill, die Amerikanern oder deren Eigentum zugefügt würde, ver- antwortlich gemacht werden würden. Eine spätere Meldung deutet aber darauf hin, daß Mexiko doch noch einlenken dürfte. Danach hat Präsident Wilson Lind angewiesen, nach der Stadt Mexiko zurück- zukehren, nachdem Wilson von Lind eine f e h r o p t i- mistische Mitteilung erhalten hatte.___ Hus der Partei. Aus den Organisationen. Am letzten Sonntag fand in S i o I p i. P o m. die Generalver- sammlung für den Wahlkreis Stolp-Lauenburg statt. Seiner Mitgliederzahl nach gehört der Kreis zu den kleinsten der Partei. Der Geschäftsbericht zeigt aber, daß in ihm ein reges Parteileben pulsiert. Es ist für unsere Genossen sehr schwer, in diesem durch und durch ostelbischen Kreise festen Fuß zu fassen. Trotzdem gelang es im verflossenen Jahre, die Zahl der Mitglieder von 190 auf 292, darunter 31 Frauen, zu erhöhen. Das Partei- blatt, der StettinerVolksbote", wird leider nur in 33 Exemplaren gelesen. An Einnahmen waren 904,41 M. zu verzeichnen, denen an Ausgaben 834,63 M. gegenüberstehen. Eine eigentliche Bil- dungsarbeit kann nur in Stolp betrieben werden, da hier eine größere Anzahl gewerblicher Arbeiter vorhanden ist. Im letzten Winter wurde unter anderem ein naturwissenschaftlicher Kursus des Genossen Dr. Drucker abgehalten, der sich eines Verhältnis- mäßig guten Besuches erfreute. Bebelnummer derGleichheit". Die Redaktion derGleichheit" hat eine Sondernummer herausgegeben, die dem Andenken Bebels gewidmet ist. Die erste Seite ziert ein sehr gelungenes Bildnis des Verstorbenen. Die Nummer bringt die Rede, die Genossin Zetkin an Bebels Bahre hielt, ferner ein Bild der Wirksamkeit des Verstorbenen aus der Feder der Genossin Zetkin , außerdem Beiträge der Genossin Rosa Luremburg, Helene Grünberg, Louise Zietz und anderen Mitarbeite- rinnen. Die Nummer schließt mit dem prächtigen Gedicht Otto Erich Hartlebens:Die Wiederkunft." Die Sondernummer der Gleichheit" mag mit zu dem Besten gehören, was bisher an Er- inncrungsschriftcn über Bebel geboten wovden ist. Im eigenen Hause. DieDresdener Bolkszeitung" ist gestern samt der dazu ge- hörigen VerlagSanstalt und Bm chd ruckerei von Kaden u. C o. aus den seit 13 Jahren innegehabten Mieiräumcn auf der Zwingerstraße nach dem großen von der Baugesellschaft Vorwärts neuerbautcn Doppelhause am Wettiner Platz über- gesiedelt. Ein ebenso imposantes wie architektonisch fchön geglie- dcrtes Bauwerk nimmt unser Dresdener Parteigeschäft auf. Die seitherigen Räume waren trotz fortwährender Vcrgrötzerungsbauten zu klein geworden. Jetzt sind sowohl für die Druckmaschinen wie für die Setzerei und Expedition große, schöne, helle Räume ge- fchasfen worden, die auch einer raschen Entwickelung auf viele Jahre genügen werden. Gleichzeitig wurde eine neue 64seitige Rotationsmaschine, die erste in Dresden , aufgestellt. Auch andere Druckmaschinen wurden neubeschafft. In einem riesigen Saale im Erdgeschoß haben die Rotationsmaschinen ihren Platz gefunden; doch bleibt noch ein weiter Raum für zukünftige Ausdehnung. Im ersten Stockwerk wurde die Buchbinderei und die Akzidenzdruckcrei mit den Schnellpressen untergebracht; das zweite Stockwerk beher- bergt die Stereotypie mit großem Schmelzofen neuester Konstruk- tion und die Setzmaschinen. Das Obergeschoß birgt den großen Setzersaal, Waschraum, Garderobenräume für das Personal, Bäder sind ebenfalls in musterhafter Ausführung vorhanden. Die Redak- tion ist so eingerichtet, daß jeder Redakteur sein eigenes Zimmer hat. Daneben sind noch Räume für die Bibiliothek, Konferenzen und Mitarbeiter vorgesehen. Noch ist nicht alles fertig, doch geht die Neueinrichtung mit Riesenschritten der Vollendung entgegen. Hoffentlich wird die Uebersiedelung für dieDresdener Volks. zeitung" wie für das gesamte Parteigeschäft zu einer neuen Etappe erfreulicher Vorwärtscntwickelung. Richtigstellung. Genosse Tictz-Pirna ersucht uns, den Bericht über die Kreis-' konferenz Pirna -Sebnitz in Nr. 218 desVorwärts" dahin richtigzustellen, daß er auf der Konserenz nichr für, sondern gegen die Haltung der Fraktion anläßlich der Wehrvorlagen gesprochen habe. Er habe in der Versammlung die Ansicht vertreten, daß die Fraktion es hätte zur Auflösung deS Reichstages treiben müssen, weil dann Gelegenheit war, gegen die ganze Militärvorlage Front zu machen. Soziales. Ein Vergleich. Nach der in den Vierteljahrsheften der Statistik des Deutschen Reiches veröffentlichten Schulstatistik besaß Deutschland im Jahre 1911 rund 11,49 Millionen Schüler, die von 229 400 Lehrenden unter einem jährlichen Kostenaufwand von etwa 878 Millionen Mark unterrichtet wurden. Verfolgt man an der Hand der Statistik die Verteilung dieser Zahlen auf die drei wichtigsten Schulgruppen, auf die Volks-, Mittel- und höheren Schulen, so zeigt sich folgendes: Während die Volksschule 91 Proz. aller Schüler umfaßt, mußte sie sich mit 81 Proz. der Lehrenden und mit nur 76 Proz. der Unterhaltungskosten begnügen. Auf die Mittelschule entfällt überall ungefähr der gleiche Anteil, nämlich 3 Proz. der Schüler, 3 Proz. der Lehrenden und 3 Proz. der Gesamtkosten. Die höheren Lehr- anstalten dagegen mit 6 Proz. der Schüler beanspruchen 13 Proz. der Lehrendenvind 20 Proz. aller für das deutsche Schulwesen auf. gewendeten Gelder. KiindigungsauSschluß im Töpfergcwcrbc. Der Töpfergeselle Wegehauf klagte gestern vor dem Jnnungs- schiedsgericht gegen die Firma D a ch s ch u tz- G e s. auf Zahlung von 30 M. Lohn für 14 Tage wegen kündigungsloser Entlassung. Er wurde jedoch mit seiner Klage abgewiesen mit der Begründung: durch den bisher geltenden Tarif, in dem Kündigungsausschluß ver- einbart war, ist letzterer ortsüblich geworden und- gilt deshalb auch, wenn nichts anderes vereinbart ist, während der tariflosen Zeit.__ Sind Gärtnereien Gewerbebetriebe? Ein für das Arbeitsrecht in den Gärtnereien bedeutungsvolles und tiefeinschneidendes Urteil fällte in seiner Spruchsitzung am 9. August das Gewerbegcricht zu Charlottenburg . In einer Zeugnisstreitsache wider den Gärtncreibesitzer P. in Char- lottcnburg hatte der Beklagte den Einwand der Unzuständigkeit erhoben mit dem Hinweise, sein Betrieb sei, wenngleich in der Hauptsache Kunstgärtnerci und wenngleich zumeist technisch geschulte Gärtnergehilfen beschäftigt würden, rechtlich den landwirtschaftlichen Betrieben gleichzustellen. Diesen Standpunkt habe das Charlotten- burger Gewerbegericht selbst mehrfach und in ständiger Praxis zum Ausdruck gebracht. Ter klägerische Vertreter hob demgegcn- über hervor, daß durch dw Gewerbeordnungsnovelle vom Jahre 1908 die Rechtslage hinsichtlich der Gärtnereien eine andere gcwor- den sei. Durch die Einschaltung der Worte in 8 134 Abs. 1 Ziffer 4 auf Gärtnereien" werde ausgedrückt, daß auf alle gewerbsmäßig betriebenen Gärtnereien alle Bestimmungen des 7. Titels der G.-O. Anwendung erleiden, die durch den 8 154 nicht ausdrücklich ausge- nommen sind. Kläger war in der Lage, diese Auffassung auch mit einem Hinweis auf den neuesten v. Landmannschen Kommentar zur Gewerbeordnung-zu begründen, der sich in demselben Sinne äußere, ferner durch Vorlegung zweier vom Oberlandcsgericht Dresden am 29. November 1911 und am 20. März 1912 gefällter Urteile. Das Oberlandesgericht Dresden sage ausdrücklich:Aus der Entstehungsgeschichte der hier in Frage kommenden neuen Ge- sctzesvorschrift ist mit Deutlichkeit zu entnehmen, daß der Gesetz- geber unterGärtnerei" die gesamte gewerbliche sowohl die Handels- als auch die produktionsgewerbliche Gärtnerei ver­standen wissen wollte." Die Parteien einigten sich im ersten Termin dahin, auf eine Vollsitzung des Gewerbegerichts zunächst zu per- zichten und dem Herrn Vorsitzenden zu überlassen, vorerst in der Zuständigkeitsfrage ein Zwischenurtcil zu erlassen. Dieses Urteil wurde nun, wie schon bemerkt, am 9. August verkündet, und es fiel zugunsten der vom Kläger vorgetragenen Ansichten aus. Das Urteil würdigt im einzelnen alle Eigenarten des in Frage kam- wenden P.schen Betriebes und sagt, daß die in deutlichster Weise die Merkmale einer gewerblichen Gärtnerei im Sinne des Z 134 G.-O. tragen. Die Entstehungsgeschichte der Worteauf Gärtnereien" im§ 134 verweise darauf, daß nach der heute ge- gebenen Rechtslage nur noch der selb mäßig betriebene Anbau von Pflanzen nicht unter die Gewerbeordnung falle, daß aber im übrigen die K u n st- und Handelsgärtnerei in allen ihren Zweigen als Gewerbe anzusehen sei, im besonderen aber die Gemüsegärtnerei, die Samenzüchterei, die Frcilandblumengärtnerei, die Topfpflanzenzüchterei, die Schnitt- blumengärtnerei usw. Die in dem Urteil zum Ausdruck gebrachte Auffassung weiche von der früheren Stellungnahme des erkennenden Gerichts allerdings ab, und das G.-G. Charlottenburg verlasse damit auch bewußt und mit Absicht den in seiner Entscheidung vom 6. März 1906 dargelegten prinzipiellen Standpunkt, welch letzterer aber, was zu betonen sei, auf der damaligen Lage der Gesetzgebung beruhte. Seit der Novelle von 1908 fei die Gefrtz. gebung eben anders auszulegen, so, wie das v. Landmann und das Oberlandesgericht Dresden und andere schon getan hätten. Das Urteil ist zwar, da der Wert des Streitobjekts auf 150 M, festgesetzt wurde, berufungsfähig. Falls dagegen Berufung ein� gelegt werden sollte, so besteht aber doch so gut wie keine Aussicht, daß das Landgericht einen anderen Standpunkt einnehmen wird. Erst ganz kürzlich haben schon die Landgerichte in Leipzig und in Altona a. E. in demselben Sinne entschieden wie jetzt das Cbar- lottenburger Gewerbegericht. Es darf auch erwartet werden, oaß' die gewerbegerichtliche Praxis in allen anderen Orten dem Char- lottenburger Gewerbegcricht folgen wird. Bisher beriefen sich viele immer noch auf einen Entscheid des Berliner Gewerbegerichts vom Jahre 1896, nach welchem Gärtnereien nur dann Gewerbebetriebe seien, wenn darin die Handelstätigkeit oder in Verbindung mit dieser die Umarbeitung zu neuen Produkten(Kränzen, Sträußen und dergleichen) stattfindet. Das Berliner G.-G. selbst dürfte leider so leicht nicht mehr Gelegenheit bekommen, seinen veralteten Standpunkt zu korrigieren, denn in seinem örtlichen Wirkungs- kreise gibt es heute gar keine eigentlichen gewerbsmäßig betriebenen Gärtnereien mehr, hier sind die Gärtnereigrundstücke längst in Bauland verwandelt und mit Wohnhäusern bebaut. DaS G.-G. Charlottenburg hielt sich sonst immer, während zahlreich« andere Gewerbegerichte in mancher Hinsicht schon früher den Gewerbe» begriff für Gärtnereien weitergestcckt hatten als das Berliner , genau in dem vom Berliner Gewerbegericht geschaffenen Rahmen. Vielleicht spielt künftighin das neue Charlottenburger Urteil eine ähnliche Rolle wie bisher das Berliner Urteil vom Jahre 1896. Tarifbewegung im Kürschnergewerbe. Eine am gestrigen Abend abgehaltene und überfüllte Ver« sammlung aller in der Pelzbranche tätigen Arbeiter und Arbeite» rinnen stimmte nach einem Situationsbericht des Referenten Regge vom Deutschen Kürschnerverband einstimmig einer Re- solution zu, die u. a. besagt, daß sie sich mit den Ausführungen deS Referenten sowie mit den von der Berliner Filiale deS Deutschen Kürschnerverbandes aufgestellten Forderungen einverstanden er- klärt. Ferner erklären sich die Versammelten bereit, am Sonn» abend, den 30. August, überall dort, wo die Forderun- gen nicht anerkannt worden sind, unweigerlich die Arbeit einzustellen. Sollte eS zum Abschluß eines .Vertrages kommen, so hält die Versammlung daran fest, daß der 'Tarifabschluß uur auf der Grundlage abgeschlossen wird, daßTwr Verein selbständiger Kürschner" als vertragschließende Korpo» ration zugelassen wird. Wo von Fabrikanten mit Werkstätten gleichzeitig Selbständige beschäftigt werden, gelten die Forderurigen nur dann als anerkannt, wenn auch deren Forderungen aner- kannt werden. Die Versammelten sprechen aber ihre Bereit» Willigkeit aus, jederzeit die Verhandlungen wieder aufzunehmen« sofern die Arbeitgeber solche anbieten. Bewilligt haben die Forderungen bis jetzt 24 Fabrikanten. In den Streik soll auch dann getreten werden, wenn die betreffen» den Unternehmer, die bis dahin nicht bewilligt haben, etwa Ver» Handlungen anbieten oder wenn solche bereits im Gange sein sollten. Hetzte Wachnchten. Mit Cyanknli vergiftet hat sich gestern abend um 10 Uhr aus einer Bank am Mariannenplatz der 26jährige Schornsteinfeger Franz Hage, wohnhaft Mariannenstr. 35. Im Krankenhaus Bethanien, wohin der Selbstmordkandidat von Leuten, die mit ihm auf der Bank gesessen hatten, gebracht wurde, konnte der Arzt nur den sofort eingetretenen Tod feststellen. Frankreich gegen die Politik der Vereinkgteu Ttaaten in Mexiko . Paris , 28. August. (P. C.) Das Verhalten der Vereinigten Staaten in Mexiko wird in der französischey Presse scharf gemiß- billigt. DasJournal des DcbatS" schreibt über die mexikanische Frage: Präsident Wilson hätte die Politik der europäischen Mächte befolgen sollen, die Huerta als provisorischen Präsidenten an» erkannten. Mexiko lebte während der 80jährigen Diktatur von Porphyrie Diaz, für den die Verfassung nur eine leere Formel war, in Frieden und Fortschritt, hätte man Huerta unterstützt, so wäre ihm Aehnliches möglich gewesen. Auch der halbamtlicheTempi"- wendet sich gegen die Vereinigten Staaten und sagt: Die Regierung der Vereinigten Staaten muß ihre völlige Neutralität und Uninter» essiertheit erklären, um die mexikanische Revolution endlich zum Stillstand zu bringen. Die Regierung der Vereinigten Staaten ist sich selbst und Europa , dessen Interessen in Mexiko schon schwer ge» litten haben, eine derartige Haltung schuldig. Dle Note HuertaS. New York , 28. August. (P. C.) Die letzte Note General HuertaS an die Bundesregierung in Washington wiederholt noch einmal die alte Forderung auf seine Anerkennung als Präsidenten der Republik Mexiko durch die Vereinigten Staaten . Der Brand auf demJmperakor"- New Bork, 28. August. (W. T. B.) Bei dem Feuer auf dem Imperator" ist nur der zweite Ofsizier Gobrecht umgekommen. Der für tot gehaltene Matrose Otto Stumpf ist bewußtlos auf» gefunden worden, fein Zustand ist allerdings ernst. Direktor Meyer von der Hamburg-Amerika-Linie erklärte: das Feuer sei auf dem Proviantraum, in welchem es ausgebrochen war, beschränkt geblieben. Ein wahres Unglück dabei sei nur der Tod GobrechtS, dessen Handlungsweise ein neuer Beweis für den Heldenmut deutscher Seeleute sei. Die sichere Bewältigung des Feuers tue den hohen Wert des Fcuerlöschsystcms auf demImperator" dar. Als das Feuer gelöscht war, stand das Wasser jn der überfluteten Abteilung 35 Fuß hoch.