Maurenbrecher dürfte für sein„Programm' nicht einmal inden Kreisen seiner früheren nationalsozialen Freunde Anerkennungfinden: daß dieser Standpunkt für die Arbeiterklasse undiZkutabel ist,braucht nicht erst gesagt zu werden, das ist Herrn Maurenbrecher jaauch selbst klar geworden. weZhalb er die Konsequenzen gezogen undaus der sozialdemokratischen Partei ausgetreten ist.Schweiz.Der Züricher Generalstreik iu staatsanwaltschaftlicherBeleuchtung.Zürich, 27. August.<Eig. Ber.) Bei der gegenwärtigen leb-haften Diskussion des politischen Massanstreiks in den Reihen derdeutschen Sozialdemokratie mag eS besondere» Interesse bieten, diehauptsächlichsten Gründe kennen zu lernen, aus denen die Staats-.onwaltschaft des KantonS Zürich die von uns bereits gemeldeteAblehnung der Anklage auf Aufruhr beschlossen hat-In der Begründung ihres Beschlusses führt die ZüricherStaalsanwaltschaft aus, daß so wenig, wie die Arbeitseinstellungeines einzelnen Betriebes im Gesetze mit Strafe be-droht ist(eS sei denn, daß sie bei bestimmten Voraus-setzungen als Amts- oder Dienstpflichtverletzung verfolgtwerden kann), die Einstellung vieler Belriebe(Massen-streik) oder aller Betriebe(Generalstreik) unter eine gesetzlicheStrafandrohung fällt. Die Urheber, Leiter und Teilnehmer an demGeneralstreik betitelten Massenstreik(nicht alle Betriebe traten inAusstand) vom 12. Juli 1312 können daher nicht etwa wegen dieserBewegung an sich verfolgt werden. Soweit allerdings anläßlichdes Generalstreiks— wie dies beinahe bei jedem Streik geschieht—besondere Bestimmungen des Strafrechts verletzt wurden, wird derRichter die Schuldigen zu bestrafen haben, insofern das nichtbereits geschehen ist. Die Tatsache, daß die Gesetzesverletzungeninfolge der Ausdehnung der fraglichen Arbeitseinstellung und derArt ihrer Durchführung in besonders großer Zahl und Schwerevorliegen, ändert die Rechtslage nicht und gestattet auch nicht dieZusammenfassung der Rechtsverletzungen unter dem Aufruhrbegriff.Es wird sodann auch die für den Aufruhr in Betracht kommende„öffentliche Zusammenrottung' mit dem Zwecke der.Vergewaltigung der Behörden" untersucht und dabei festgestellt.daß zwar der Generalstreik von Massenzusammenrottungen begleitetwar. aber nicht von der vom Gesetz geforderten„körperlichen Ge-Walt". Es fehlen aber auch die übrigen Erfordernisse des Gesetzes,so die Absicht der Erzwingung einer behördlichen Verfügung oder dieAufhebung einer bestehenden Verfügung und die Fortsetzung des General«streiks für so lange, bis sie erreicht ist. Die Dauer des Generalstreikswar vielmehr von vornherein nur auf 24 Stunden festgesetztund diese Frist wurde auch strikte innegehalten. Der Generalstreikwar somit nur eine Protestkundgebung gegen das parteiischeVerhalten der Behörden zuungunsten der.Generalstreiker". Für diefriedliche Tendenz des Generalstreiks sprächen auch das von derStreikkommission(Vorstand der Arbeiterunion) aufgestellte Alkohol-verbot und die Bestellung von Ordnern zur Verhinderung von Ge-walttätigkeiten seitens der Streikenden, ferner die Dispensierung derLehrer. Post- und Telegraphenangestellten und GesundheitSbeamtenvom Streik, sowie die auf Anfrage hin erteilten Arbeit«-bewilligungen...Aus allen diesen Erwägungen ist die Staatsanwaltschaft zurEinstellung des Verfahrens wegen„Aufruhr" gekommen.Damit soll aber, erklärt die Staatsanwaltschaft weiter, keines-wegS festgestellt werden, daß ein Generalstreik oder Massenstreik vonlängerer Dauer, zu anderem Zweck und mit anderen Begleit«erscheinungen(gedacht wird hier speziell an die revolutionäre-syndi-kalistiiche Tendenz, alle Bande der Rechtsordnung anläßlich einessolchen Streikes zu lösen) nicht unter dem Aufruhrbegriff verfolgbarwäre.„In jedem Falle der Wiederholung des Experiment« vom12. Juli 1312 wird daher eine neue Prüfung nötig sein, Hand inHand mit energischer Handhabung des Rechtes feiten» der Ver«.waltungSbehörden, friedensstörenden ausländischen Elementen dieNiederlassung im Kanton Zürich zu entziehen."Demgegenüber halten wir unS jetzt nur an die Tatsache desschmählichen Zusammenbruches des riesigen bürgerlichen Aufruhr-rummels, an welcher Blamage die ganze bürgerliche Gesellschaftbeteiligt ist.Im übrigen geht allerdings das Verfahren wegen anderer Harm-loser Delikte gegen verschiedene Personen weiter, wobei aber voraus-sichtlich nicht viel herauskommen wird.Italien.Ein Pulverskandal.Rom, 28. August.(Eig. Ber.) Man muß jetzt schon die der»schiedenen Skandale, die sich an die Lieferungen der verschiedenenMinisterien anschließen, nach dem Material benennen, um das eSsich gerade dreht, um so von Kanonenskandalen, Fleischskandalen,Pulverskandalen usw. zu reden. Das neueste ist der Pulverskandal,den unser Parteiblatt„Luce" auS der Terra di Lavoro zur Sprachebringt. Bisher wurde der gesamte Pulverbedarf von Heer undMarine in der staatlichen Fabrik von L i r i hergestellt, untervölliger Umgehung der privaten Unternehmer. Der starke Ver-brauch von Patronen während des libyschen Krieges hatte auch zueiner Erweiterung der staatlichen Fabrik geführt, durch die diesein Stand gesetzt wurde, auch den erhöhten Bedürfniffen zu ge-nügen. Jetzt ist nun ganz plötzlich in S e g n i eine große privatePulverfabrik entstanden, der sofort für über 6 Millionen Aufträgevom Kriegsministerium zuteil geworden sind. Die private Fabriksoll all das liefern, was die staatliche bisher in einwandfreier Weisehergestellt hat. Man sagt, daß der Aktiengesellschaft der neuenFabrik der Abgeordnete Ingenieur Chiaraviglio angehört, einSchwiegersohn GiolittiS, der bis zur Stunde noch ander staatlichen Pulverfabrik in Liri angestellt ist. Ein anderer An-gestellter dieser Fabrik, ein Doktor Benelli, hat sich zur Dispositionstellen lassen, um die Leitung der privaten Pulverwerke zu über-nehmen. Mit diesen Mitteln wahrt man die Interessen der Steuer-zahler: man schränkt den Betrieb der staatlichen Werke ein, umden privaten Unternehmern Verdienst zu verschaffen. Den tech-nischen Beamtenbestand für diese» sein Konkurrenzunternehmenmuß der Staat zum Ueberfluß selbst liefern.China.Die Beschießung deS deutschen Kreuzers.Kölu, 29. August. Der Berliner Korrespondent der„Kölnischen Zeitung' telegraphiert seinem Blatte, daß demAuswärtigen Amte eine Entschuldigung der chine-fischen Regierung zugegangen ist. in dem der Angriff auf denKreuzer„Emden" bedauert wird.Bmtriki,Der Konflikt mit Mexiko.Washtugt»», 29. August. Präsident Wilson hat vonLind eine lange Depesche erhalten, in der Lind zuversichtlichdie Möglichkeiten einer Beilegung bcS Streitesskizziert. Obwohl im Weißen Hause völliges Stillschweigenbewahrt wird, verdichtet sich in amtlichen Kreisen der Eindruck,daß die Regierung Huertas und Lind zu einem Abkommengelangen werde, welches zum Frieden führen dürfte. Einehohe Stelle erklärte, die Lage sei günstiger als zur Zeit, daLind nach Mexiko ging. v.Hus der Partei.Aus den Organisationen.In einer starl besuchten PaNeiversammlung in Altenburgreferierte der Abgeordnete des Kreise« Genosse Käppler über:-.Die Hallung der ReichstagSfraklion zu den Deckungsvorlagen". Erwandte sich zunächst gegen den Vorwurf, die Fraktion habe derMilitärvorlage nickt den genügenden Widerstand entgegengesetzt.Was in der Beziehung geschehen konnte, sei geschehen. Wenn derFraktion ein Vorwurf zu machen sei, so deshalb, daß nicht genügend aujdie Haltung der Liberalen hingewiesen worden sei, die sich tat-sächlich dem Zentrum gebeugt hatten. Durch die Vertagung biszum Herbst wäre nichts verloren gewesen, im Gegenteil vielleichtgewonnen..Dann sei es aber auch falsch gewesen, sich unter allenUmständen zur Mitarbeit beranzudrängen. Es wäre ricktiger ge-weien, die Parteigenossen über die Ablehnung oder Zustimmungentscheiden zu lassen. Da wir aber sehr leicht wieder in dieseSituation komme» könnten, sei es gut, wenn die Parteigenosseneingehend über all diese Fragen aufgeklärt würden. Er halle eSzwar für richtig, daß sich der Parteitag mit der Sache befasse,wünsche aber nickt, daß die Fraktion irgendwie festgelegt würde.Als Korreferent wandte sich Parteisekretär Genosse Schuh-macher gegen die Ansickt Käpplers. daß die Fraktion die DeckungS-Vorlage hätte ablehnen müssen. Mit der Zustimmung habe sie keines-wegS der Militärvorlage zugestimmt, sondern nur eine Verhinderung«-Maßregel ergriffen. Tamil sei aber noch nicht gesagt, daß wir mitfliegenden Fahnen zu den Militaristen übergegangen seien. Im Falleiner Auflösung hätten wir dann einen Wahlgang besonderer Artbekommen. Auch mit einer Vertagung bis zum Herbst wäre weniggewonnen worden, da nichts die Regierung zwingen würde, die-selben Steuern wieder vorzulegen. Man müsse also sagen, daß dieFraktion richtig gehandelt habe.In der Diskussion wandte sich Genosse Redakteur Müllergegen die Haltung der Fraktion, während die Genossen M e t s ch k e,Frölich und R ö s e l e r sich mir ihrer Haltung einverstanden er-klärten. Beschlüsse wurden nicht gefaßt.Landtagsersatzwahl im Oberamt Stuttgart.In Stuttgart-Land fand die Urwahl des Kandidatenzur LandtagSersatzwahl für den Genossen Hildenbrand statt. Ge-wählt wurde mit 833 Stimmen Genosse Pf lüg er, Redakteur der„Tagwacht".— Die Wahl des Abgeordneten wird wahrscheinlich imOktober stattfinden.Zu der Erklärung in der Angelegenheit Radet werden wir ge«beten, zu berichtigen, daß der eine der Unterzeichner nicht GenosseGreger. sondern Genoffe Wilhelm G r o g e r- Berlin ist. Esfehlten in der Liste der Unterzeichner und sind noch nachzutragenfolgende Genossen: Gertrud David-Berlin, Joseph Herzfeld-Berlin.Eduard Fuchs-Zehlendorf, Otto Geithner- Gotha und Adolf Müller-München.__pcllzciUches, GcnchtUches ufw.Prcßprozeß.Wegen angeblicher Beleidigung des Amtsvorstehers von M oys,einem Vororte von Görlitz, wurde am Donnerstag vom Schöffen-gericht in Görlitz Genosse Oswald, der Verantwortliche unseresdortigen Parteiorgans, zu 133 Mark Geldstrafe verurteilt.Jugendbewegung.Kruppsche Zwangsjugendpfiege.Die Direktion der Kruppschen Schiffswerft in Kiel gibt sichredliche Mühe, die Jugend im Sinne des Kruppschen Patriotismuszu erziehen, damit auch in zukünftigen Tagen noch Panzerschiffe be»willigt werden und das Panzerplatten» und Kanonengefchäft blühtund stets gelbe Elemente zur Hand sind, um unbotmäßigen Arbeiternin den Rücken zu fallen. Diesem doppelten Zweck soll nämlich derJugendverem dienen, der von der Kruppschen Werft errichtet wordenist. In Kiel ist aber die Neigung für solche Erziehungszielebei der Mehrzahl der jugendlichen Arbeiter nicht anzutreffen. Dagreift denn die Firma zur Macht deS wirtschaftlich Stärkeren, zumZwang. Sie hat in ihre Lehrverträge«inen PassuS hineingebracht,der die Lehrlinge verpflichtet, sich an den Peranftaltungen desJugendverein« der Werft zu beteiligen. Wer, weil er auS feinerganzen Umgebung heraus eine andere Gesinnung erworben hat, dieHeuchelei nicht mitmachen will, der fliegt. Vor unS liegt ein vonden beiden Direktoren der Werft, Steinicke und Buschfeld, unter-zeichneteS Schreiben an den Vater eines Lehrlings, das lautet:„In dem mit Ihrem Sohne, dem....... abgeschlossenenLehrvertrag ist ein Passus vorhanden, laut welchem Ihr Sohnwährend der Probezeil an den Veranstaltungen des Jugendvereinsder Germaniawerft teilzunehmen hat. Wir machen Sie daraufaufmerksam, daß wir den Lehrvertrag ausheben werden,fall« Ihr Sohn den Versammlungen deS Vereins auch weiterfernbleibt.Friedr. KruppAktiengesellschaft Germaniawerftgez. Steinicke. Buschfeld.Die Direktoren der Firma Krupp haben nur eine Kleinigkeit über-sehen, nämlich, daß sie wohl die Lehrlinge durch die wirtschaftlicheZuchtrute zwingen können, den Veranstaltungen des Werft-Jugend-verein« beizuwohnen, daß sie aber nicht den Geist knechten können.Der wird über sie und ihre kleinlichen Maßnahmen midleidig lächelndzur Tagesordnung übergehen.Hm Industrie und DandeLLeuchtmittelsteuer und Leuchtmittelexport.Der Verein zur Wahrnehmung gemeinsamer WirtschaftSinter-essen der deutschen Elektrotechnik und die Vereinigung derGlühstrumpffabrikanten haben an den Reichstag einenAntrag auf Aufhebung der Leuchtmittelsteuer gerichtet, weil dieseSteuer nicht nur die Konsumenten trifft, sondern auch der AuZ-fuhr dieser Fabrikate allerschwersten Schaden zufügt.„Kanada unddie Vereinigten Staaten von Amerika sind seit einiger Zeit dazuübergegangen, in den Marktwerl der deutschen Leuchtmitlei,welcher der Wertverzollung bei der Einfuhr zugrunde zu legen ist,die deutsche Leuchtmittelsteuer einzurechnen. Die« bedeutet eineErhöhung der Zollbelastung der deutschen Leuchtmittel gegen-über der Zollbelastung nichtdeutscher Leuchtmittel um 83 bi» MProzent des Nettoverkaufspreises, also eine völlige Unterbindungder Ausfuhr von Leuchtmitteln, welche Wertzöllen unterliegen, nachKanada und den Vereinigten Staaten. Der Wert dieser verlorengegangenen Ausfuhr ist auf mindestens 3 Millionen Mark proJahr zu schätzen. Die Bemühungen der deutschen Reichsregierungbei den Regierungen Kanadas und der Vereinigten Staaten, eineAenderung diese« Zollverfahrens herbeizuführen, sind bisher er»gebnitloS aeblieben.Das gleiche Zollverfahren wie diese beiden Länder können abernoch eine ganze Reihe anderer wichtiger Absatzgebiete anwenden,welche Leuchtmittel nach dem Werte verzollen. Infolgedessen istgar nicht abzusehen, welche weiteren Wunden die Leuchtmittelsteuerder deutschen Leuchtmittelindustrie, die bei weitem den größten Teilihrer Produktion im Auslande absetzt, schlagen wird. Ob demgegen-über die gegenwärtigen Einnahmen aus der Leuchtmittelsteuer inder Höhe von 15 Millionen Mark— geschätzt wurden sie seinerzeitvon der Reichsregierung auf 23 Millionen Mark— ein ausreichendes Aequivalent darstellen, erscheint mehr als fraglich.Die Leuchtmittelsteuer zwingt die deutsche Leuchtmittelindustriegeradezu zur Auswanderung nach dem Ausland, wenn sieauf wertvolle Auslandsmärkte nicht verzichten will. Die der beut-schen Volkswirtschaft verloren gehenden Kräfte sind entschiedenhöher zu bewerten als die jährlichen Einnahmen aus der Leucht-mittelsteuer, zumal diese zu einem erheblichen Teil von den Reichs-und Staatsverwaltungen auS der eigenen Tasche bezahlt wird."Soziales.Schauderhafte Mannschaftsräume auf dem„Imperator".Als der Riesendampser„Imperator" in Fahrt gestellt wurde,füllten spaltenlange Artikel die Presse des In- und Auslandes,um den Ruhm dieses Weltwunders in alle Lande zu tragen. Biszur Ermüdung wurde über den an Bord herrschenden Glanz unddie Pracht der inneren Ausstattung geschrieben, und es soll nichtbestritten werden, daß diese Schilderungen der Wahrheit ent-sprechen. Aber dieser Luxus ist nur für eine Klasse der an Bordbefindlichen Personen geschaffen, während für die schwer arbeiten-den Schiffsleuie nicht einmal menschlich zu nennende Aufenthalts-räume vorhanden sind, um dem Körper die nötige Ruhe- und hin-reichenden Schlaf geben zu können, deren er bedarf, um die er-schlafften Glieder zu neuer Arbeit zu stärken. Schon während derersten Ueberfahrt des Schiffes nach New Dort stellte es sich heraus,daß die Logisräume für das Maschinenpersonal und die Stewardsals unbewohnbar bezeichnet werden müssen. Die Logis sind ent-sprechend ihrer Belegschaft viel zu eng. so daß einem schon beimEintritt die dumpfige Luft entgegenströmt, denn während der Liege-zeit des Schiffes im Hafen können die Bullaugen nicht geöffnetwerden, da während der ganzen Zeit Kohlen übergenommen werdenund infolgedessen die Logis von Kohlenstaub starren würden. AufSee können zu den unteren Wohnräumen die Bullaugen auch nichtgeöffnet werden. ES herrscht daher in den Räumen eine unerträg-liche Hitze. In den Logis, welche direkt über den Kesseln liegen,biegt sich das auf den Fußboden gestellte Schuhzeug krumm. ImLogiS 116 wurde von den Stewards die Temperatur gemessen. Aneinigen Tagen wurde eine Hitze von 42 bis 48 Grad Eelsius festgestellt l Daß es unmöglich ist, in diesen engen Räumen bei solcherHitze und der noch hinzukommenden Ausdünstung von 43 Personenzu schlafen, ist erklärlich. Diese Räume dienen auch zugleich alsSpeiseräume, und wenn nicht schon dieS den meisten den Appetitverdirbt, so geschieht es durch die Speisen selbst. Die Waschgelegcn-heit für die Mannschaften ist ebenfalls mangelhaft, und dieSchränke, die für die Stewards eingerichtet sind zur Aufnahmevon Kleidung und Wäsche, entsprechen in keiner Weise dem Be-dürfnis.Mit diesen Zuständen beschäftigte sich eine von über1033Personen besuchte Versammlung nach der ersten An-kunft deS Schiffes in Hoboken, und es wurde eine Resolution demdortigen Direktorium unterbreitet, in der um Abhilfe ersucht wurde.Was aber geschah von der Direktion? Herr Meyer, der Leiter derHamburg-Amerika-Linie in New Dork, erklärte, daß bei dem Baudes„Imperator" die größte Sorgfalt beobachtet wurde, der Mann-schaft den größtmöglichsten Komfort zu verschaffen(I), und dieLogiS seien so gut wie auf irgendeinem anderen Schiff! DieReederei habe ihre Leute immer auf das beste behandelt, und dieBeschwerde sei nicht der Wahrheit entsprechend. Es ist eine Unter-suchung versprochen worden, aber diese hat, auch wenn sie statt-gefunden haben sollte, bisher nichts gezeitigt; denn es wurden beider letzten Anwesenheit des Schiffes auf der Elbe dieselben Klagenlaut, so daß von den Stewards abermals ein Gesuch um Abände»rung der Mißstände an die Direktion gerichtet wurde.Wir bezweifeln, daß dies größeren Erfolg haben wird, wie manüberhaupt gegen alle Klagen der Seeleute taub ist. Die Kündi-gungSfristen sind derartig, daß der Schiffsmann so leicht nichtwieder von dieser„Knochenmühle" freikommt, und die famoseSeemannSordnung hat keine Bestimmungen, die dem SeemannSchutz gewähren, denn sie kennt nur Pflichten und Strafen fürden Schiffsmann. Aufgabe der Gesundheitsbehörden sollte eS fein,sich einmal die Zustände während der Reise anzusehen. Das Ver�trauen der Seeleute zu den deutschen Behörden scheint aber nichtallzu groß zu sein, denn eS besteht bei der Mannschaft die Absicht,die amerikanischen Behörden anzurufen. Die Hamburg-Amerika-Linie sollte dafür sorgen, daß den Mannschaften menschliche Wohn-räume angewiesen werden, Wenn nicht anbei«, dann im Zwischendeck. Nach der bedauerlichen Explosion sprach der Direktor Eckert,alS die gesamte Mannschaft die Arbeit niederlegen wollte, denWunsch auS, daß eS in der deutschen Handelsflotte nicht zu ähn-lichen Zwischenfällen wie auf dem englischen Dampfer„Olimpic"kommen möge. Wenn die» der Wunsch des Gesamtdirektoriumsder Hamburg-Amerika-Linie ist, so sollte sie für Beseitigung derunhaltbaren Mißstände auf dem„Imperator" sorgen.Selbstmord als Unfallfolge.Vor dem gemeinsamen Oberversicherungsamt hatte eine WitweHinterbliebenenrente und Sterbegeld gegen die Papierverarbei-tungsberufSgenossenfchaft geltend gemacht. Die Verhandlung fandin Altenburg statt. Im Jahre 1831 erlitt der Gestorbene ernenUnfall dadurch, daß er die Treppe herabstürzte. Die Folge warErschütterung des Gehirns und deS Rückenmarks. Er wurde mitder Vollrente bis ans Lebensende entschädigt. Infolge deS Nerven-leidens. das sich aus dem Unfall entwickelte, verfiel der Verletztezeitweilig in geistige Umnachtung, die ihn der freien Willens-bestimmung beraubte. In einem solchen Zustand hat er sich am24. Apxil d. I. das Leben genommen. Deshalb erhob die WitweAnspruch auf Hinterbliebenenrente und Sterbegeld. Das wurdevon der Berufsgenossenschaft abgewiesen. Ein beigezogenes Gut»achten stellte aber den Tod durchaus als Unfallfolge fest. DasOberversicherungsamt trat dem Gutachten bei und verurteilte dieBerufsgenossenschaft zur Zahlung des Anspruchs.C-ctztc Nachrichten.Das neugebildete holländische Kabinett.Haag, 29. August.(W. T. B.) Das neue Kabinett hatsich wie folgt gebildet: Inneres und Vorsitz: Cort vander Linden, Aeußeres: Loudon, Finanzen: Bert-ling, Justiz: Ort. Marine: Rambonnet, Krieg:B o s b o o m, Landwirtschaft und Handel: T r e u b, Water-staat: L e l y. Kolonien: P I e y t e.Direkte Verhandlungen zwischen Bulgarien und Türkei.Wien, 29. August.(W. T. B.) Wie der„Neuen freienPresse" aus Sofia gemeldet wird, hat der Ministerrat be-schloffen, in direkte Verhandlungen mit der Türkei einzutreten.Die Unterschlagungen bei der A. E.-G.Helsingfor», 23. August.(SS. T. B.) Die Untersuchung hatergeben, daß di« Unterschlagungen bei der Filiale der Allgemeine«ElektrizitätS-G-sellschast 663 000 M. betragen.