Bekämpfung dieser Noth und ihrer Ursachen. Wir möchten, hüllt Zeichen in weiße Tücher ein, um die Berwefung zu vere uns freuen mit Allen, freuen können des freiheitsdurchtränkten decken. Wenn das Leichentuch fehlt, starrt die Zuschauer ein und sonnenbeschienenen Menschheitsglücks, aber angesichts entfeßliches Bild der Zerseyung an. So scheinen die Elemente des namenlosen Elends durchschauert Mitleid das Herz. dies Jahr zu Weihnachten demonstriren zu wollen. Der Zauber der schützenden Schneeflocken, der auf keinem Weihnachtsbilde Als die Mobilmachung der Schule gegen die Doch das ist nicht das thränenselige Mitleid, das fehlt, der von den Dichtern der Bourgeoisie so finnig als poetisches Sozialdemokratie vor etlichen Jahren auf's Tapet in Jammer und Winseln sich selbstgefällig Genüge Moment verwerthet zu werden pflegt, ist weggeblieben, und nun gebracht wurde, sagten wir, wenn es zum Versuch der Austhut; es ist das Mitleid, das in blutheißwellenden starrt die Noth unverhüllt und schrecklich denjenigen ins Gesicht, führung käme, dann würde es sicherlich recht schlimm sein Wehen den Zorn gebiert, den lodernden Zorn, der die sich anschicken, ein frohes Schentfest zu feiern. Noth und für die Schule, und wir erinnerten an das Wort des mit Geißelhieben die schachernden Mammonsdiener Glend ohne Decke und Verhüllung das ist das Beichen, aus dem Vorhofe des Tempels treibt; den Zorn, der, be- unter welchem das bevorstehende Weihnachtsfest in die Lande berühmten englischen Ingenieurs Stephenson, der vor Erbauung der ersten Eisenbahn in England, als die Sache geisterungdurchglüht, in Zungen redet zu allen Völkern, um geht. im Parlamentskomitee erwogen ward, auf den Einwurf die Heilsbotschaft zu verkünden von der Erlösung der Menschheit aus Knechtschaft und Schmach durch die eigene eines Lords: ob es nicht sehr gefährlich sei, wenn dem Eisenbahnzug eine Kuh in den Weg käme, die lakonische Kraft der freiheitsdurstigen Menschen selbst. Antwort gab:
Kommt her zu uns Alle, die ihr mühselig und beladen seid! Werft von euch die Demuth und Unterwürfigkeit, die euch die Priester gepredigt und die Frohnvögte der volksausbeutenden Herrscherkasten eingebläuet haben! Durchglüht euch mit dem Muth und dem Stolze freier Männer, nehmt in euch auf die Lehren, die die Wissenschaft für euch geschmiedet zu geistigen Waffen: Erfüllt euch mit dem Bewußtsein, daß nur in gemein samem Ringen Allen das Heil erkämpft werden kann, daß aber auch ein jeder arbeiten muß an seiner Selbstbefreiung von engherzigen Vorurtheilen, die er unbewußt mit sich herumträgt als Erbtheil verkommender Gesellschaftseinrichtungen, daß ein jeder streben muß, reif zu werden für die großen Aufgaben, die feiner harren.
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Jafür die Ruh!
Für die Schule wäre es gewiß sehr gefährlich, wenn fie als Sturmbod gegen die Sozialdemokratie gebraucht würde. Sie ginge zu Grunde und sänke zur militärischen Drillungsanſtalt herab, die jedes intellektuellen und moralischen anſtalt herab, die jedes intellektuellen und moralischen Werthes entbehrte. Mit anderen Worten, die Schule würde zum Anhängsel der Kaserne. Das hat, trot systematischer Grziehung zur Servilität und mechanischem Gehorsam die Mehrzahl der deutschen Lehrer begriffen, und die Regierungen, die bei den Schulvorständen anfragten, haben- wie wir jetzt erfahren mit wenigen Ausnahmen die- freilich in vielen Fällen höflich verklausulirte Antwort erhalten: Geht nicht. erhalten: Geht nicht.
Freut uns für die Kuh!-
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Zum ersten Mal unternimmt es die deutsche sozialistische Studentenschaft durch Betheiligung an dem internationalen Rongreß ihre sozialistische Gesinnung und ihre Solidarität mit dem revolutionären Proletariat öffentlich kund zu thun. Erst jetzt ist es ihr gelungen, die Schwierigkeiten, welche ein Zufammengehen der revolutionären Elemente unter den deutschen Studenten unmöglich zu machen schienen, durch eigene Kraft zu überwinden.
Noth und Elend in den Groß und Kleinstädten! Jit der Reich 3 hauptstadt füllen fich die Afyle für Abdach lofe noch beängstigender, als voriges Jahr. Aber das Und so lassen auch wir den Erweckungsruf erschallen: daß dies die Behörde nicht fümmern fönne. Sie verfahre mit Stadtoberhaupt erklärt als Beauftragter der befizenden Klaffen, Kommt her Alle, die ihr mühselig und beladen seid! nicht, den städtischen Arbeitern, wie der Privatunternehmer mit seinen daß wir mit euch jammern, nicht, daß wir euch mit Vertröstungen Lohnfflaven wenn im Winter Arbeiten wegfielen, jage fie ihre auf das Jenseits abspeisen,- nem, damit ihr unsere Arbeiter auf die öde Straße, wie jener. In Leipzig macht Mitstreiter werdet in dem großen Freiheitstampfe der Zeit! die Armenverwaltung zum Troft für die Elenden kurz vor WeihDen Lichtbaum haben wir entzündet, der euch ein nachten bekannt, daß sie ihre Mittel für die kommenden Monate Wahrzeichen sein soll der Weltenwende. Die Tage längen noch mehr eingeschränkt habe. Die Befigenden sind es müde geworden, ihre sauer verdienten Groschen in die unerfättlichen fich, die Ahnung wiedererwachenden Lebens durchschauert Mäuler der Armen zu werfen. Sie nehmen zu ihrer Gewissensdie Menschheit, die Sturmnächte der Zwölften nahen! Einst beruhigung an, daß in diesem Winter die Noth gelinder auf hielten die Götter unserer Borfahren, unter Sturmes- treten werde wir haben ja teinen Schnee, fein Eis, die gebrause, die Naturkräfte aufrüttelnd, ihren Umzug in Frühlingsluft geht schon in die Welt und dabei gloßt das ben weihevollen zwölf Nächten, die der Wintersonnenwende Elend nur delto unverhüllter aus allen Eden. In Magde folgen. Zum wilden Heere wurde der Götterumzug in burg haben die Arbeitslosen nur einen geheizten Aufenthaltsspäterer christlicher Zeit. Auch wir begrüßen die luftreinigenden raum gewünscht, nur eine menschliche Stätte, an der sie hungernd Winterſtürme, die die Wälder durchbrausen. Doch nicht den Sohn hat sie die Stadt und die Bourgeoisie abgewiesen. Auch igen konnten-tein Brot, feine Arbeit, fein Mitleid. Mit Götterumzug, nicht das Toben des wilden Heeres erkennen noch Sammelstädten für das Lumpengesindel, für die Heßer und noch so kühn das„ Tafeltuch" für durchschnitten erklärte Wo ist der Ritter? Die„ Kreuz- Zeitung ", die gestern wir darin. Uns sind sie ein Symbol der aufrüttelnden Faullenzer? so haben sie entrüftet gerufen, dieweil sie Geisteskämpfe der Weltenwende; wir erschauen in dem in ihren warmen Amts- und Bürgerstuben faßen. Die Luft und Caprivi den Fehdehandschuh hinwarf. sucht sich heute nächtigen Sturmeswirbel die Geifter aller Freiheitskämpfer, geht ja draußen so linde wie nie, fein Schnee, fein Giz- mit talmudistischen Spißfindigkeiten über den Erlaß des aller derer, die im blutigen Kampfe den Untergang fanden, und so schreit auch hier das unverdeckte Elend zum Himmel. 4. Januar 1882 hinwegzusetzen. Sehr scharfsinnig aber die in Noth und Elend dahinsiechten, die in der Verbannung In Crefeld wüthet eine beispiellose Industriekrisis. auch sehr semitisch, und wohl kaum sehr klug.- verkamen, die auf dem Schaffot starben oder im Kerker Bon gestampften Kartoffelschalen nährt die Arbeitermutter An den internationalen sozialistischen Studentenihre hungernden Kinder. Da war das Elend zu fraß ohne zu Tode gemartert wurden. Sie ziehen uns voran in un- schützendes Zeichentuch, auch für die trunkenen Augen der Be- kongreß in Genf haben die sozialistischen Studenten der endlichem Zuge zu einer neuen Geisterschlacht auf den fitzenden. Da entschloß man sich zu Nothstandsarbeiten für Universitäten Berlin , Freiburg , Münster , catalaunischen Gefilden*) der Zukunft. demnächst, vielleicht nach Weihnachten . Nach bewährtem Muster Marburg , Riel die folgende Erklärung gesandt: vom Vorjahr sollen sie vorgenommen werden. Wer seine Entlassung selbst verschuldet hat", wird nicht beschäftigt. Ja, die Bourgeoisie ist auch bei Nothstandsarbeiten, und fielen fie mitten in die Weihnachtszeit, hochmoralisch. Sie vergißt ihre Sittenrichterrolle auch den elendesten gegenüber nicht. Und die Löhne der Arbeitslosen dürfen um keinen Preis sich über ein Almosen erheben um die Pfennige wird gerechnet, auf daß feiner mehr als 1,50 m. mit nach Haus zu seinen frierenden Kindern bringe. Mehrere Mitglieder einer und derselben Familie dürfen nicht mehr als 2,50 M. pro Tag verdienen sie verfielen sonst in die Lebensweise des Berliner Bourgeois mit 12 500 M. Jahreseinkommen, dessen Budget die Hamburger Nachrichten" fürzlich veröffentlichten, und der für Wein, Bier, Zigarren, Badereiſe, Theater und Konzerte allein 2000 m. im Jahre ausgiebt. In Gießen ist man freilich noch schlauer: da ſetzte die Handelsein, ob überhaupt ein Nothstand bestehe; inzwischen ist das tammer zunächst eine Kommission zur Entscheidung der Frage Weihnachtsfest verstrichen und man kann sich auf neue Aushilfs mittel besinnen. Und in Heffen ist das wohl die allgemeine Weihnachtsbestimmung der besißenden Klassen; denn auch die Satdtverordneten- Versammlung in Mainz beschloß die Vertagung der Rothstandsfrage natürlich, soweit fie die Stadtverordneten angeht!- bis nach den„ chriftlichen" Feiertagen. In Mann heim wiederum ist die" innige Seelenverwandtschaft mit den Krefelder Machthabern zum Durchbruch gekommen Steine flopfen, Steine flopfen sollen die Beschäftigungslosen vor und nach Weihnachten, aber den geforderten Lohn von 2,30 M. für den Familienvater fann man nicht bewilligen. In der bittersten, grausamsten Noth müssen sich die Arbeiter felbft helfen: die leistungsfähigen, träftigen geben von ihrem Lohn für die Echwachen, Glenden ab und schleppen sie unter Verzicht auf einen Theil ihres Verdienstes durch die harte Nothstandsarbeit Die Elemente der Natur sind zum Weihnachtsfeste, das vor mit durch. Das ist freilich kein weihnachtliches Christenthum, der Thür steht, barmherziger als die Menschen. Eine milde aber es ist schöne, herzerquickende Proletariersolidarität. In Luft geht über die Lande, und kein Schneetreiben, kein eisiger Stuttgart fireiten sich Bürgermeister und Gemeinderath Wind machen den Armen auf der Landstraße und in geheizter Stube das Blut in den Adern erstarren. Welche Kritik unferer darum, ob sie uur Unterstüßungswohnfißberechtigte oder auch fozialen Bustände liegt allein in der Thatsache, daß dies schon andere Bedürftige zu Notharbeiten zulaffen wollen, und an der von Laufenden Armer und Glender als Wohlthat empfunden far in München haben sie ein paar Quaimauern anwird! Dennoch hat das Fehlen der Schneedecke zu diesem gefangen, um dem Massenelend abzuhelfen. christlichen" Feste auch noch eine andere Bedeutung. Man all diefes Pharifäertbum für das Glend dort deckt Weihnachten dies Mal feine verhüllende, schühende Schneedecke. Ein schwarzes, melancholisches Rothstands- Weihnachten, eine *) Die Schlacht auf den cata'annischen Gefilden( bei Chalon, würdige Szene aus dem Schlußdrama der bürgerlichen Gesell in der Champagne) fand im Jahre 451 ftatt zwischen den nach Schaftsordnung! Weshalb auch den Lügnerischen, gleißenden Westeuropa vorgedrungenen Hunnen unter Attila und den West- Schimmer herbeiwünschen, der die paar Freudenlichter der Pris gothen unter Thorismund. Die Sage geht, mit solcher Ervilegirten in Millionen Strahlen widerspiegelt, als feierte bitterung fei gekämpft worden, daß die Geister der Erschlagenen das Bolt ein Fest? Das Volk hat mit dem bürgerlichen Weihfich in die Lüfte erhoben und dort unter Anführung der gleich nachten nichts mehr zu thun. Es trägt sein schwarzes Weihfalls gefallenen Könige Attila und Thorismund die Schlacht fort nachten mit der Zuversicht, daß es auf feinen einzelnen Erlöser gefeßt hätten. Kaulbach hat diesen Vorgang auf einem seiner zu warten braucht, sondern daß es sein eigener Erlöser werden Wandgemälde im Berliner Museum dargestellt. wird am Ende dieser Nothstandszeiten!-
Kommt her zu uns alle, ihr Kampfgewillten, die ihr euch empört gegen das Unrecht! Erhebt euch über die Noth des Tages! Der Lichtbaum ist entzündet, allen Völkern, allen Unterdrückten ein Symbol der Aufklärung und Befreiung. Die Tage längen sich, das Frühjahr naht, unter Stürmen bricht es herein. Kommt her, leidensgewohnt und thatgewillt, ihr Männer und Frauen mit warmem Herzen und flarem Blick, mit euren Kindern kommt, die ahnung durchschauert dem Böllerfrühling entgegenjauchzen. Der Lichtbaum brennt! Feiert mit uns das Fest der Winter Sonnenwende, das Fest der beginnenden Menschheitsbefreiung!
Nothstands- Weihnachten.
weiteren Behandlung nicht mehr entzogen würde, was auch ihren Erben einleuchtend erschien.
Erich besuchte fie, so oft er für einen Tag Urlaub betommen konnte, was in seiner Stellung als Volontär im Ministerium nicht allzu jchivierig war.
Er hatte die Beamtenlaufbahn ergriffen und sich dem Staatsdienste zugewendet, wie es in neuester Zeit Diejenigen mit Vorliebe thun, die einige Jahre auf jedes Gehalt verzichfen können, wohl wissend, daß man nachher um so raschere Karriere mache, vorausgesetzt, daß man zugleich die nöthige Protektion besitze.
Demgemäß kosteten auch Hartmanns bisherige Dienste dem Staate nichts als die Tinte, die er verfchrieb; und das jährliche Fixum, das ihm dafür ausgeworfen war, wurde für ihn und seine Freunde der Gegenstand des über müthigsten Spottes. Wußten sie doch alle, daß ihm ein bedeutender Posten über den Köpfen vieler anderer hinweg gesichert sei.
In dem Augenblick fam Ministerialrath v. Lermina, feine um vieles jüngere Gattin am Arme führend, an ihnen vorüber.
Dr. Hartmann grüßte tief und respektvoll. Morve's scharf analysirende Augen folgten der Dame, die ganz in Schivars gekleidet war und sehr vornehm aussah.
Ein prachtvolles Weib!" sagte er, die Augen noch mehr zusammenfneifend, mit einem verstohlenen Blick nach Hartmann.
von
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Und über
Dem fünftigen Ministerialdirektor, willst Du sagen." Hartmann bejahte lächelnd: Ganz recht, man spricht seiner nahen Ernennung." Morre neigte vor Hartmann sein Haupt: " Ich gratulire. Aber Du willst ihnen vielleicht gehen, genire Dich nicht."
" Nicht doch. Ich werde ven ganzen Abend wit beisammen sein. Erst in der Oper
Um unserer sozialistischen Gesinnung einen offenen Ausdruck zu geben, haben wir beschlossen, einen offiziellen Vertreter nnd eine Adresse zu senden, in welcher wir unsere Stellung zum internationalen sozialistischen Kongreß und zu den Hauptpunkten der Tagesordnung folgendermaßen formuliren:
Wir sind der Meinung, daß das geistige Proletariat eine bedeutende Rolle in der sozialistischen Bewegung spielt, einerseits als Lehrer und Auftlärer des Volkes in wissenschaftlichen und sozialen Problemen, andererseits als Fortbildner der sozialistischen Theorien entsprechend bem allgemeinen Fortschritt aller Wissenschaften. Wir betonen aber, daß dies nur möglich ist, wenn das geistige Proletariat sich in engster Verbindung mit der fämpfenden Arbeiterklasse hält. Deshalb verwerfen wir durchaus eine gesonderte Organisation und isolirte Stellung der Akademiker im allgemeinen, überlassen es aber den Kommilitonen der einzelnen Länder, an ihren Universitäten in spezifisch akademifchen Organisationen und Agitationen für die sozialisti schen Bestrebungen thätig zu sein, unter der Vorausfehung des lebendigen Zusammenhangs mit der allgemeinen proletarischen Bewegung.
In diesem Sinne fann auch eine internationale sozialistische Studenten- Föderation nur als ein Glied in der allgemeinen Völkerverbrüderung für uns gelten, und wir begrüßen daher mit Freuden die Begründung einer Bundeszeitung für den internationalen Geistesaustausch zwischen den Akademitern aller Länder.
Wir sind heute noch nicht in der Lage, uns öffentlich innerhalb der Studentenschaft zu organisiren oder uns den proletarischen Organisationen anzuschließen, doch mächtig regt sich an den deutschen Universitäten unter unseren Kommilitonen das Interesse für die kommende soziale Umwälzung. In voller Uebereinstimmung mit den Zielen des Proletariats und den Bestrebungen des internationalen Sozialismus, treten wir ein in die Reihen der kämpfenden Genoffen und sprechen dem Kongreß die Versicherung aus, daß wir trok aller politi. schen Knechtung und öffentlichen Unfreiheit mit größter Energie und allen fich uns bietenden Mitteln für die Verbreitung und Vertiefung der sozialistischen Ideen eintreten werden, um die Deutsche Studentenschaft vorzubereiten auf die Aufgaben, welche ihrer warten!
Ah, wirklich reizend!" rief Hartmann, der, beide Hände in die Taschen steckend, noch näher herantrat, um sich in den Anblick tiefer zu verfenken.
Es waren kundige, lüfterne Augen, die auf diesem liebe nachlichen Gesichtchen ruhten, und jede Linie dieses erblühenden Körpers verfolgten. Es waren die Augen von Männern, ihnen die durch die Heimlichkeit ihrer geschlechtlichen Beziehungen die Sitte zu wahren glaubten, aber zugleich jedes Weib als Beute ansehen, die zu gewinnen ist, sobald nur ihre eigene Liebesflamme so hoch emporschlägt, daß sie einigen Mühen sich noch gewachsen erweist.
Man giebt Fidelio, zu Ehren der hier zum Kongreß versammelten Landwirthe- leider muß ich auch dahin, da ich einem dieser ländlichen Wirthe und Schnapsbrenner die Honneurs zu machen habe."
" Gut. Und nach der Vorstellung giebt ihnen Lermina ein Bankett; da kommst Du doch auch? Ich werde Dich Frau von Lermina vorstellen, sie hat schon von Dir gehört. Morre verbeugte sich ironisch.
" Ich danke Dir, aber meine Schwester, Frau Gebhart, die eine Pensionsfreundin von ihr ist, hat mich für diese Ehre bereits in Aussicht genommen und" er zuckte die Achseln, ich darf ihr die Freude nicht verderben."
Sie waren an der Ecke der Kanalgasse angelangt. Morre warf die herabgebrannte Zigarre bei Seite. " Ich gehe ins Opern- Café, ich möchte noch eine Partie Karambole spielen- tommst Du mit?" Unmöglich."
Dann Adieu."
Schon hatte Morre die Schwenkung vollzogen, als die an der Ecke angebrachte Aushängetafel eines Photographen seine Aufmerksamkeit fesselte. Er blieb davor stehen und betrachtete aufmerksam das Bild eines jungen Mädchens, das, in großem Format gehalten, die Mitte der Tafel
Eine vollkommene Frau- verehrungswürdig," entgegnete dieser, ohne mit den Wimpern zu zucken, im Tone einer warmen aber respektvollen Huldigung, so daß Morre das Wort, das sich auf seine spöttisch geschwungenen einnahm. Lippen drängte, rasch unterdrückte und nur die fühle Be- Jm nächsten Augenblick war Hartmann wieder an merfung von sich gab:" Du bist in dem Hause persona seiner Seite. grata? oder gratissima?" Etwas Neues, wie?" fragte er in sicherer Witterung " Netter Kerl" murmelte Morre.
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" Ich bin Herrn von Lermina durch meine Tante des Gebotenen. empfohlen."
" Sehr jung," bemerkte Morre, das blickt noch so frisch aus den großen Augen heraus, fast knabenhaft."
Erich schüttelte den Kopf und mit dem Zeigefinger die Umrisse der Büste nachzeichnend:" Das formt sich schon, wenn auch alles noch zart und knospend ist. Sieh' nur, die feingeschwungene Linie des Halfes, und wie tief sich wirklich entdas Haar ins Genick herab träufelt- zückend!" Wüstling, da schwelgt er in Sinnenluft," spöttelte Morre, tomm, Du wirst Dich doch nicht in diese Photographie vergaffen wollen."
" Ich möchte nur wissen-" " Wer sie ist, diese Kleine? Nun, bas dürfte vielleicht zu erfahren sein. Indeß" Morre zog seine Uhr, es ist halb sechs und meine Karambole- Partie" Schon so spät!" rief Hartmann, mit einem Ruck sich wendend, und ich habe noch ein Bouquet zu besorgen und mich umzukleiden."
„ Adieu also."
Die Freunde trennten sich rasch.
Die Leonoren Duvertüre war zu Ende, als Frau v. Lermina ihre Loge betrat, gefolgt von Hartmann und ihrem Gatten.
Einen Augenblick stand sie aufrecht, gegen die Brüstung gelehnt, mit raschem Auge den Saal überblickend, der heute durch die Anzahl und die Festtoilette seiner Besucher den