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Nr. 231. 30. Jahrgang.

Quittung.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Berliner Volksblatt. Saabend, 6. September 1913.

Im Monat August gingen bei dem Unterzeichneten folgende Parteibeiträge ein: 1. Hennig, Argentinien   5,-; Bez. Chemniz a konto f. 2 Kreise ( Mittweida   1000,-, Chemnitz   4000,-) Sa. 5000,--; Bez. Südbayern f. 21 Str. I. Quart.( München I/ II 3443,48, Aichach   168,38, Ingol­ stadt   45,96, Wasserburg   14,30, Weilheim   110,96, Rosenheim   186,54, Traunstein   68,48, Landshut   93,98, Straubing   35,16, Passau   17,22, Pfarrkirchen   12,04, Deggendorf   16,14, Augsburg   483,10, Donauwörth  21,30, Dillingen   6,76, Illertissen   53,94, Kaufbeuren   10,56, Jmmen­stadt 124,90, Regensburg   136,94) Sa. 5050,14. 2. Bez. Thüringen f. 7 Str. 2352,56; Meste, Schlachtensee 20,-. 4. Berlin   R. V. 3,- Faltenberg D.- Schl., A. 2. 3,-; 4. fächf. Str. a tonto 1500,- 5. Köln Reg.. 20,- Bez. Zwickau   I. Qu. f. 3 r.( 3widau 1077,04, Reichenbach 660,82, Blauen 1050,89) Sa. 2788,75. 6. Bez. Niederrhein f. 14 Str. I. Qu.( Stemscheid- Mettmann 669,25, Elber­ feld   1350,- Solingen   887,88, Düsseldorf   1719,36, Gen 1036,84, Duisburg  - Mülheim   926,45, Mörs- Rees 153,35, Kleve  - Geldern 18,11, Kempen   49,71, M.- Gladbach 136,35, Strefeld 330,24, Hagen  - Schwelm  691,80, Altena   284,06, Neuß  - Grevenbroich   103,74) Ga. 8307,14. 7. Reuß j. 2. a fonto I. Qu. 800,-; Bez. Breslau f. Binnenschiffer 72,20. 8. Bez. Württemberg f. 3 Str. I. Qu.( Cannstatt 1381,40, Balingen   233,79, Stuttgart   2435,60) Sa. 4050,79, Köln   f. Binnen­schiffer 167,80. 9. Hamburg   f. Binnenschiffer I. Qu. 139,90. 11. 3. fächs. Str. a fonto I. Qu. 300,-; Bez. Dldenburg f. 5 Str. I. Qu.( Oldenburg   220,35, Varel   1027,15, 260,55, Leer Emden 115,14, A

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Nochmals ergriff der Staatsanwalt das Wort. Daß die Sozialdemokratie dasselbe Recht haben solle wie andere Parteien sei gewiß. Aber keine andere Partei suche die Jugend politisch zu beinflussen. Tas tue nur die Sozial­demokratie.

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das Jugendgericht Berlin- Mitte zitiert wurden, um sich wegen Person, feiner Organisation und keiner Partei verwehrt werden, Uebertretung des Vereinsgesetzes zu verantworten. Hier erlebte die heranwachsende Generation in der Welt= die polizeilich- staatsanwaltliche Auffassung einen gründlichen Rein- anschauung zu erziehen, die sie für die richtige fall. Sämtliche Angeklagten wurden nicht nur freigesprochen, hält. Jünglingsvereine, Jungdeutschland und ähnliche Organisa­sondern auch die Kosten ihrer Verteidigung der Staatskasse tionen verfolgen unter anderem den Zweck, die Jugend den sozial­auferlegt. demokratischen Einflüssen zu entziehen. Die Gerechtigkeit Die Freisprechung, noch mehr vielleicht die vernünftige Be- fordert, daß die der Sozialdemokratie Angehörigen jene als falsche gründung derselben, mißfiel der Staatsanwaltschaft so sehr, daß Freunde der arbeitenden Jugend bezeichnen dürfen. Der Kampf fie Berufung einlegte. Infolgedessen wurde die Angelegenheit der verschiedenen Vereine um die Herrschaft über die Jugend ist gestern vor der siebenten Straffammer des Land- ein Kampf um Weltanschauung und kein politischer. Er gerichts I nochmals verhandelt. Hier gab der als Zeuge ver- ist ohne direkte Einwirkung auf die bestehende Gesetzgebung, Ver­nommene Polizeileutnant Wolter an, daß an dem be- waltung und Rechtsprechung. treffenden Abend eine Reihe von Jugendversammlungen mit dem- Nach diesem Urteil des ersten Richters fann also keine Rede selben Thema in Berlin   einberufen waren. Er, der Zeuge, hatte davon sein, daß die Versammlung eine politische war. Weiter schon vor der Versammlung eine von der politischen Abführte der Verteidiger aus, daß aus objektiven und subjektiven teilung des Polizeipräsidiums ausgehende Anweisung er- Gründen die Freisprechung der Angeklagten geboten ist. Er be= halten, wonach die Versammlung als eine politische an antragte, die Berufung in vollem Umfange zu verwerfen. gesehen werden sollte. Als der Einberufer erklärte, die Versammlung werde nicht abgehalten, die Anwesenden sollten aber gesellig beisammen bleiben, da erwiderte der Polizeileutnant:" Das ändert nichts an der Sache, auch das ist eine politische Versamm­lung." An dieser Auffassung- sagte Polizeileutnant Wolter als Zeuge sei er bestärkt worden, als Gedichte vorgetragen wurden, Rechtsanwalt Rosenfeld verwies darauf, daß Konser= die bestimmt waren, die Hörer gegen die Behörden und die besitzende vative, Nationalliberale und 3entrum ebenfalls die Klasse aufzuheben. Jugend im Sinne ihrer Partei beeinflussen, und wenn der Staats­Als solche Gedichte wurden im Laufe der Beweisaufnahme ge- anivalt recht hätte mit der Behauptung, daß die Sozialdemokratie nannt:" Die Weber  " von Heinrich Heine  , Troß alledem" von fortwährend die Geseze übertrete und noch besondere Tricks dabei Delmenhorst   Freiligrath, und Aus Krähwinkels Schreckenstagen". Auch ein anwende, dann spräche das ja gegen die Staatsanwalt= Aurich   Willmund 81,08) Sa. Flugblatt, welches zu den fraglichen Versammlungen einlus schaft selbst, denn man könne doch nicht annehmen, daß sie eine 1704,27; Bez. Schleswig- Holstein   f. 6 Nr. I. Qu.( Altona  - und die Aufgaben der freien Jugendbewegung in furzen Umrissen Gesegesverlegung der Sozialdemokratie ohne Verfolgung werde Lauenburg   2600,-, Dithmarschen   586,18, Tondern  - Husum   stizzierte, spielteeine Rolle als Beweismittel gegen die Angeklagten. hingehen lassen. Strenger wie irgendeine Parte! hält sich die 67,08 Schleswig 268,68; Apenrade  - Flensburg   425,-; Fürstent. Sie sollen schon aus dem Flugblatt haben sehen können, daß es sich Sozialdemokratie an die gesetzlichen Bestimmungen. Lübeck   292,58) Sa. 4239,52. 12. 6. fächs. Str. a fonto 2000,-; um eine politische Versammlung gehandelt habe. Als der Ver- Das Gericht erkannte nach längerer Beratung zwar auf Ver= Es bleibt also bei der Frei­Bez. Nordwest f. 4 Str. I. Qu.( Stade  - Bremervörde   631,59, Verden   teidiger, Rechtsanwalt Dr. Kurt Rosenfeld, das bei werfung der Berufung. 365,12, Bremerhaven   1112,46, Harburg   1503,88) Sa. 3613,05. Sen Aften befindliche Eremplar des Flugblattes betrachtet hatte, sprechung der Angeklagten, aber in etwas kam das Urteil doch der Anhalt II, I. Qu. 624,87. 13. Groß- Berlin a tonto seiner acht erklärte er: Auf diesem Exemplar steht hinter dem Worte Ver- Auffassung der Staatsanwaltschaft enigegen. Wie der Vorsitzende, Kreiſe 5000,- Darunter: Märztr.- Uebersch. Keyling u. Thomas leger" nicht der Name des Verlegers. Das Exemplar Landgerichtsdirektor Schmit, ausführte, ist es dem Gericht nicht 66,15, Argus- Mot.- Werte 17,25, Flaschenkeller- Abt. Löwenbrauerei muß also vor der korrektur aus der Vorwärts zweifelhaft, daß die Versammlung, zu der das Flugblatt einlud, Abt. II 15,05, Rug d. Fuß 10,-, Bienenkorb d. Fuß 10,-, Druderei, wo es hergestellt wurde, auf nicht auf zur Erörterung politischer Angelegenheiten bestimmt war, denn A. d. Breitenfeld 3,-, b. Kaffeekochen d. 14. Abt. 1 geklärte Weise in die Hände der politischen Poli- es sollte die Jugend für die sozialdemokratischen Anschauungen Höppner, Juni 2,-, Bleisteg d. Jckert 1,-, A. B. Mister zei gelangt sein. Ich bestreite, daß dieses Eremplar identisch gewonnen werden, was nach Ansicht des Gerichts als eine spätere 1,-, Gutenberg 21,30, Möbelfabrik A. S. Ball 6, ist mit den verbreiteten Flugblättern. Es steht ja nicht fest, ob nicht mittelbare Beeinflussung der Gesetzgebung anzusehen ist. Aber die Alexander F. 2 Beiträge 12,-, Argus- Mot.- Werke 23,-, Heins vor der endgültigen Fertigstellung des Flugblattes Aenderungen beabsichtigte Versammlung wurde nicht abgehalten, sondern eine Bleiel 20, A. B. Wister 1,-, Einfalt Bzt. 495, nicht geklebte Bei- des Inhalts vorgenommen worden sind. Allem, was die politische andere, die keine politischen, sondern gesellige Zwecke hatte. Die tragsmarken 2,-, Höppner 2, Argus- Mot.- Werte 36,30, Ruz d. Polizei als Beweismittel vorlegt, stehe ich steptisch gegenüber, Verteidigungskosten der Staatskasse aufzuerlegen, dazu hatte das Fuß 10,-, Bienentorb d. Fuß 10,-, Tränengericht d. Pahr 15,-, um so mehr, als sie zu den Akten dieses Prozesses ein Lieder Gericht so sagte der Vorsitzende mit lafonisches Kürze, keine Kranzüberschuß Bzt. 523 2,40, Patienten, Parteigenossen und Bor- buch eingereicht hat, welches 1891 in London   gedruckt ist, das Beranlassung. Ja, warum möchten wir fragen hatte das Gericht dazu wärtsleser d. Lungenheilstätte Beeliz 26,50, Gutenberg 19,50, Kranz heißt zu einer Zeit, wo in London   strafbare Preßerzeugnisse auf überschußz Oberschöneweide   12,-, Tellers. Neue Welt, Zetkin  , Veri. Betreiben und mit dem Gelde der Berliner   poli- feine Veranlassung? Glaubt es vielleicht gegen die weniger on 22. 8. 179,11, Tellers. Neue Welt, Zetkin  , Versamml. 29. 8. 100,07. tischen Polizei gedruckt worden find. Dies Lieder- Rechtsgründen als von politischer Stimmung getragene Anklagerede 14. Bez. Breslau   f. 10 Str. I. Qu.( Neiße   20,54, Falkenberg 2,58, buch ist in der Versammlung nicht benutzt worden. des Staatsanwalts hätten die 15- bis 17jährigen Jünglinge und Neustadt D/ S. 29,40, Dhlau- Nimptich 89,16, Brieg  - Namslau   103,50, Nach Schluß der Beweisaufnahme hielt Staatsanwalt Mädchen, welche auf der Anklagebant saßen, auch ohne Rechts­Möglich, daß mancher von ihnen Dels- Gr.- Wartenberg 22,94, Mititſch 51,42, Guhrau- Steinau 15,50, Gadow eine Anklagerebe, die uns anmutete, als hörten wir nicht beistand auftonmen fönnen? Glogau   37,30, Siegnig 404,20) Sa. 776,54; Bez. Magdeburg für einen Justizbeamten, sondern einen in der Schule des Reichsver- es gekonnt hätte. Aber wer kann dann im voraus wissen, daß ein 8 Str. I. Qu.( Oschersleben  - Halberstadt   592,20, Aschersleben- Stalbe bandes gegen die Sozialdemokratie gedrillten Agitator. Freilich Staatsanwalt sich vorwiegend in naiven 804,05, 28anzleben 545,73, Wolmirstedt   339,26, Magdeburg   1549,77, wäre zu befürchten, daß selbst ein Reichsverbändler, der derartig hantasien ergehen wird, anstatt sich auf dem klaren Jerichow I u. II 896,49, Stendal  - Osterburg   169,10, Salzwvedel- naive Ansichten in einer Versammlung äußern würde, einen so Rechtsboden zu bevegen, auf dem der erste Richter stand. Da folg vor die Berufungsinstanz gebracht hat, so wäre es nicht mehr 16. Bez. Schleswig- Holstein   f. 2 Kr. 1. Du.( Riel 3719,27, Binne- glänzenden Lacherfolg erntete, daß seiner politischen Karriere ein die Staatsanwaltschaft die Angeklagten ohne Grund und ohne Er­berg- Ottensen   2475,87) Sa. 6195,14. 18. 6. fächs. Kr. Rest jähes Ende bereitet würde. I. Qu. 2494,60; Bez. Oberlangenbielau f. 7 Str. I. Qu.( Hirschberg Den Inhalt des zur Versammlung einladenden Flugblattes be- pie recht und billig, daß auch die Verteidigungskosten der Staats­fasse auferlegt worden wären. Und der 187,68, Glaz  - Habelschwerdt   22,50, Reichenbach- Neurode 328,-, zeichnete der Staatsanwalt wiederholt als Plödsinn. Landeshut Jauer 172,80, Striegau   Schweibniz 425,46, Franten Mann, der die Aeußerungen anderer so abfällig beurteilt, gab stein Münsterberg 8,52, Waldenburg   346,32) Sa. 1491,28. folgende Bemerkungen von sich: Die armen Jungens, welche hier 19. Bez. Posen f. 9 Ar. I. Qu.( Adelnau- Schildberg 2,22, auf der Anklagebank ſizen, tun mir leid. Es ist hier wieder Krotoschin  , 66, Meseriz Bomst 88, Samter Obornit so wie immer bei derartigen Anlässen: Wir haben hier die Ver= 5,76, Posen 15,82, Hohensalza   3,60, Bromberg   39,60, Wirsiz- führten vor uns und die Verführer jiben im Hinter­Schubin 19,20, Kolmar  - Filehne   25,90) Sa. 113,64; Berlin   Dr. 2. A. grunde. Ich wünsche, daß sie, wenn es noch nicht geschehen ist, Es wäre mir lieber, wenn 100,-. 20. Bez. Westpreußen   f. 13 Str. I. Qu.( Elbing  - Marien- zur Verantwortung gezogen werden. burg 94,54, Danzig Land 107,69, Danzig  - Stadt 293,80, Neustadt- ich den Verfasser des Flugblattes vor mir hätte anstatt die ver­Karthaus 2,90, Berent- Stargard-, 46, Stuhm- Marientverder 8,87, führten jungen Leute. Wir wissen ja alle, daß in unserem schönen Rosenberg- Löbau  -, 50, Graudenz  - Strasburg   16,47, Thorn- Culm Vaterlande, das uns Bismarck, Wilhelm der Große und andere be­10,45, Schwetz 3,28, Konitz- Tuchel 1,40, Schlochau- Flatow 8,42, Dt.- deutende Männer 1870 geschenkt haben, eine Partei besteht, welche Krone 11,64) Sa. 560,42; Berlin   v. techn. Pers. des Vorwärts- den Umsturz predigt. Sie predigt den Umsturz in der ge­betriebes statt Kranz f. Bebel zur Agitation 50,- 21. Pat. des wissenlosesten Weise. Was sie an die Stelle unseres schönen Vater- in den Melferlogis entstand auch die Frage: Kann Sanat. Müllrose   Uebersch. d. Samml. Telegr. f. Bebel 1,20; leber- landes setzen wollen, wissen wir nicht, die Sozialdemokraten wer­schuß d. Vorwärts II. Qu. 1913 5318,07. 23. Berlin   Machetes den es selber nicht wissen. An die Jugend machen sie sich heran, denn in jenen Molkereien, wo der Melter gezwungen ist, in Schmutz­10,-. 28. Bez. Erfurt f. 4 Kr. I. Qu.( Nordhausen   450,-, die den Blödsinn, der in dem Flugblatt verzapft wird, noch löchern zu hausen, wo ihm jede Möglichkeit fehlt, fich sauber zu Heiligenstadt  - Worbis   4,80, Mühlhausen  - Langensalza   307,15, Erfurt   nicht kennt. Es gehört zum Programm der Sozial- halten, eine in jeder Hinsicht einwandfreie Milch produziert werden? 799,21) Sa. 1561,16; Bez. Brandenburg f. 14 Str. I. Qu.( West- demokratie, daß sie die Jugend zum Umst urz vorzubereiten Kann man das Produkt solcher Molkereien noch ohne Abscheu, ja prignig 228,-, Oberbarnim 109,34, Ditprignitz 9,80, Prenzlau   sucht. Es ist ein bekannter Trid der Sozialdemokratie, daß ohne Gefahr für die Gesundheit genießen?- Diese Fragen wurden Angermünde   70,35, Potsdam   Osthavelland   592,98, Potsdam   Osthavelland   592,98, Branden- fie ihre Absichten durch Umgehung der Geseze, auf geheimen denn auch in der Oeffentlichkeit aufgeworfen. Nur diejenigen, die burg   B Westhavelland 823,54, Arnswalde   Friedeberg 35,84, 23 egen zu erreichen sucht. Oeffentlich würde man ihr das auch es am nächsten anging, nämlich die Molkereibejizer, schwiegen sich Landsberg  - Goldin 203,20, Frankfurt- 2cbus III. Du. 1912/13 nicht gestatten. Da wird in dem Flugblatt von dem Glend 318,11, I. Qu. 1913/14 314,60, Dft- u. West- Sternberg 24,40, ber Arbeiterklasse geredet. Die Jungens, welche hier sizen, sehen aus. Erst kürzlich ist eine Aeußerung von dieser Seite in der Züllichau  - Krossen   123,75, Guben  - Lübben   337,36, Cottbus- Spremberg feineswegs clend aus. Die Sozialdemokratie will den Arbeitern Presse bekannt geworden und die ging dahin: Es ist ja nicht so 492,78, Calau  - Qudau 304,38) Ga. 3988,43. 29. Mitgl. d. 1.-Dr. die Arbeit verleiden. Ich glaube, daß kein Mensch schlimm, wie es der Landarbeiterverband darstellt ,, Besserung wird Juli/ August 4,05; Märzkranzüberschuß v. d. org. Arb. d. N. A. G. mehr arbeitet wie ich. Die Sozialdemokraten stellen die eintreten, im übrigen sind nicht die Molkereibefizer ,, sondern die Melker Ober- Schöneweide 124,-. 30. Bez. Württemberg f. 8 Kr. I. Du. Arbeit als etwas Furchtbare 3 dar, was abgeschafft wer- selbst schuld an Unordnung und Unsauberkeit. Um die Haltlosigkeit dieser Angaben zu zeigen, hatte der Land­( Backnang- Hall 82,78, Crailsheim   13,20, Aalen  - Elwangen   44,34, den muß. Niemand soll mehr arbeiten. Da die Sozialdemokratie Ulm  - Geislingen   326,76, Blaubeuren   28,02, Biberach   28,69, Ravens nicht offen gegen die Geseze vorgehen kann, so tut sie es versteckt. arbeiterverband am Donnerstag eine öffentliche Versammlung ein­burg 39,52, Sigmaringen   5,-) Sa. 568,31; Bez. Oberschlesien   f. Da muß man die Augen offen behalten und diesem Treiben ent- berufen, zu der nicht nur die Melker, sondern auch die Molkerei­9 Str. I. Du.( Streußburg- Rosenberg 6,78, Oppeln   26,52, Cosel- Gr. gegentreten, wo man es findet. Der Zwed der Versammlung war, befizer Zutritt hatten. Hier hätten die Vertreter der Molkerei­Strehliz 12,96, Gleiwig- Lubliniz 26,55, Beuthen  - Tarnowig 98,37, bag die Sozialdemokratie die jungen Leute zu sich heranziehen befizer Auge in Auge mit der Leitung des Sendarbeiter­Kattowig- Babrze 84,66, Pleß- Rybnit 15,24, Ratibor   19,68, Leob- wollte. Die Angeklagten sind alle ganz kluge und aufgeweckte verbandes die Angaben der Broschüre widerlegen können, wenn süz 9,-) Sa. 299,76; Bez. Oberschlesien f. Binnenschiffer 36,55. Berlin  , den 5. September 1913. es ihnen möglich gewesen wäre. Aber es ist eben nicht möglich und deshalb bekam man in der Versammlung kein Wort gegen die vore Landarbeiterverband gegebenen Schilderungen der Melkerlogis zu hören, wohl aber eine Reihe von Zustimmungen und Bestätigungen des Inhalts der Broschüre.

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d

15. Bern P. 2. 50,-.

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Für den Parteivorstand: Otto Braun  , Lindenstr. 3. Bostichedkonto: Nr. 7918, A. Gerisch, F. Ebert  , D. Braun, Berlin, Lindenstr. 3, beim Bostschecamt Berlin  .

politischen

Miẞitände in Berliner   Molkereien.

Vor fünfviertel Jahren gab der Landarbeiterverband eine Broschüre heraus, in der zwölf Melfer-( Stallschweizer) Wohnungen in Wort und Bild illustriert sind. Was da an Unzulänglichkeit, Dürftigkeit aber auch an Unsauberkeit der den Melkern zugewiesenen Wohnlöcher ans Tageslicht ge fördert wurde, erregte berechtigtes Auf­feben. Das ganze Elend des Koft- und Logiszwanges, der ja heut nur noch in einigen Berufszweigen herrscht, wurde wieder einmal angesichts der geschilderten Mißstände

Aber aufgedeckt.

Jungens. Die haben wohl gewußt, daß die Versammlung von sozialdemokratischer Seite veranstaltet und daß es eine politische Versammlung war. Die Rede des Staatsanwalts endete mit dem Antrage, jeden der Angeklagten mit einer Geldstrafe von 3 M. zu belegen. Rechtsanwalt Rosenfeld zerpflückte zunächst die staats­Der Referent a betonte, daß die in der Broschüre geschil­anwaltlichen Anschauungen über die Bestrebungen der Sozialdemo­fratie. Eine Partei, wie sie der Staatsanwalt schildert, eine Partei, derten und photographisch abgebildeten Logis nicht etwa als be­Vaterland die

Die wahren und die falfchen Freunde nicht. Gie will aus dem Gebilde, welches wir vor uns ſehen, er it fonders schlechte Beiſpiele ausgesucht worden sind, wie die Mollerei­

der Arbeiterjugend.

st

des

die

ein schönes machen. Wenn der Herr Staatsanwalt in den befizer behaupten, sondern es sind nur solche Räume illustriert Verhältnissen unseres Vaterlandes teine Schattenseiten sieht, so worden, die den Verbandsvertretern zugänglich waren. Sicher gibt liegt das an ihm, nicht aber daran, daß keine Schattenseiten vor- es noch schlechtere Logis als die abgebildeten, zu denen man aber Ueber dieses Thema sollte gesprochen werden in einer für die handen sind. Der Staatsanwalt sieht offenbar nicht, daß in unserem nicht gelangen konnte. Was in der Broschüre dargestellt ist, kann arbeitende Jugend einberufenen Versammlung, die am 28. Fe- Waterlande Millionen im Schatten leben und sich nach als die durchschnittliche Beschaffenheit der Berliner   Melkerlogis bruar in der Jasmunder Straße 3 stattfinden sollte. Ehe die Ver- Sonnenschein sehnen. Diesen Millionen will die Sozialdemokratie gelten. Den schlechten Wohnungsverhältnissen entsprechen auch die der Melker. Nach den Ermittelungen sammlung eröffnet wurde, erschien Polizeileutnant erst das schöne Vaterland schaffen, sie will ihnen die Sonne Arbeitsverhältnisse Wolter mit einem Schußmann. Der Leutnant erklärte dem geben, in der der Staatsanwalt schon lebt. Natür- Verbandes beträgt tägliche Arbeitszeit durchs Stunden, schnittlich 11,8 aber es kommen in vielen Einberufer, das Thema lasse erkennen, daß die Versammlung eine lich muß bei jedem politischen Kampf erst das, was den Fortschritt politische sei, deshalb müßten die noch nicht 18 Jahre alten Ver- hindert, zerstört werden, ehe das schöne aufgebaut werden kann. jammlungsbesucher den Saal verlassen. Da der größte Teil der was die Aufgabe betrifft, welche die Versammlung erfüllen sollte, Fällen weit längere Arbeitszeiten vor. Dabei ist zu berücksichtigen, Anwesenden aus Jugendlichen bestand und der Polizeileutnant von so kann ich auf das Urteil verweisen, welches der erste Richter in daß der Melker nicht sechs, sondern sieben Tage in der Woche zu seiner völlig irrigen Auffassung nicht abzubringen und nicht zu dieser Sache, Amtsgerichtsrat Dr. Köhne abgegeben hat. Es heißt arbeiten hat, denn für ihn gibt es feinen Sonn- und Feiertag. Die überzeugen war, daß es sich um eine unpolitische Versammlung in der Urteilsbegründung: Aus dem Flugblatt ist nicht zu ent- Molkereibesiger behaupten, der Monatslohn der Melker sei nicht handelte, so teilte der Einberufer den Anwesenden mit, die Ver- nehmen, daß zu einer politischen Versammlung eingeladen werden unter 50 M. Das trifft jedoch nicht zu. Häufig wird ein Lohn sammlung werde nicht abgehalten, aber man werde gesellig bei- sollte. Eine politische Versammlung ist eine solche, in der eine von nur 45, ja 40 M. und noch weniger gezahlt. Da die Verhält jammenbleiben. Das geschah denn auch. Man unterhielt sich bei Einwirkung auf Gesetzgebung, Rechtsprechung oder Verwaltung ge- niffe im allgemeinen so schlecht sind, wechseln die Melker sehr häufig Klavierspiel und Gesang, auch wurden Gedichte vorgetragen. Die plant ist, in der die bestehenden Einrichtungen der staat  - ihre Stellungen, in der Hoffnung, es einmal besser zu treffen. Polizeibeamten blieben da und überwachten das gesellige Bei- lichen Ordnung einer Erörterung unterzogen werden. Zu Doch die Hoffnung ist vergebens. Der häufige Stellenwechsel hat sammensein, denn selbst die Geselligkeit der arbeitenden Jugend den Einrichtungen der staatlichen Ordnung gehören aber Vereins- Doch die Hoffnung ist vergebens. Der häufige Stellenwechsel hat kam der Polizei verdächtig vor. Schließlich fand denn auch der einrichtungen jugendlicher Personen ebensowenig, wie etwa von Anlaß zu der Rebensart gegeben: Ein Schweizerjahr dauert vier Polizeileutnant Wolter, daß die gesellige Unterhaltung nach privater Seite organisierte Verbindungen zugunsten Jugendlicher. Wochen."- Die Molkereibefizer berufen sich darauf, daß die Polizei polizeilicher Auffassung eine politische Ber- Jünglingsbereine, Jugendwehren und ähnliche Korporationen sind die geschilderten Mellerwohnungen kontrolliert, aber nichts Wesent fammlung sei, denn, so meinte er, in den vorgetragenen Ge- nicht staatliche Einrichtungen und können es auch richt dadurch liches auszusehen gehabt habe. Danach müssen also die gerügten Wenn sich die bichten würden die Behörden verhöhnt. Die Polizei stellte werden, daß sie vorübergehend oder dauernd von der Mißstände in der Hauptsache noch fortheſtehen. 24 jugendliche Teilnehmer der Versammlung" fest, die später vor Regierung gefördert oder selbst unterstützt werden. Es kann keiner Polizei nicht um die Mißstände kümmert, dann müssen

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