leine 40 sicher. Um eine größere Vertretung zu erhalten,, müßte sie in die zurückgebliebenen Gegenden gehen. Der katholische Klerus ist schon tüchtig bei der Arbeit, um dem Wachstum der Arbeiterpartei entgegenzuwirken. Sein Kampf richtet sich in erster Linie gegen den Sozialismus. Genosse Larkin und seine Kameraden werden zu einer Art Ungeheuer gestempelt. Aber schwer ist den Pfaffen der Kampf doch. So verhaßt Larkin bei der besitzenden Klasse ist, so beliebt ist er beim Volke. Der katholische Arbeiter sagt sich: ,Jim Larkin mag wohl ein Sozialist sein, aber ein rechter Kerl ist er doch.' Und der KleruS sucht verzweifelt nach einem Mittel. womit er den Leuten diese Meinung austreiben kann. Die Ratio« nalisiische Partei ist bei den Arbeitern diskreditiert. Es war der Sekretär ihrer stärksten Parteiorganisation, der die gelbe Straßenbahnerorganisation ins Leben gerufen hat, die vor den Augen Herrn Murphys Gnade findet. Es war die Regierung, die sie jahrelang unterstützt hat, deren Vertreter die Dubliner Arbeiter- schaft niederknüppeln ließ, ohne daß ein Nationalist dagegen öffentlich protestiert hätte. Nationalistische Arbeitgeber folgen der Parole des Oberscharfmachers gegen den Transportarbeiterverband. Ziemlich deutlich lassen sich schon die Stellen erkennen, wo die Spaltung der Nationalistischen Partei erfolge» wird. Wahrschein- lich wird im künftigen irischen Parlament eine sozialistische Arbeiterpartei bald einer klerikalen Partei gegenüber- treten. Bisher ließ die Tatsache, daß der Ausbeuter auch meist der religiöse oder nationale Gegner war, das Klassenbewußt- sein beim irischen Lohnarbeiter Nur schwer auskommen. Die neue politische Lage hat hier schon Klärung geschaffen. Auch der unionistische Arbeiter Ulsters wird bald erkennen, wer in dem neuen Irland sein natürlicher Bundesgenosse ist..Wenn die Belfaster sehen werden,' erklärte mir ein Dubliner GswerkschaftS- beamter,.daß die Selbstregierung nicht bedeutet, daß wir den Papst nach Irland bringen wollen, werden sie schon Vernunft an- nehmen und sich mit uns vereinigen.'„Die Belfaster Arbeiter,' sagte mir Genosse Connolly, der Sekretär der Belfaster Sektion der irischen Transportarbeiter- Gewerkschaft,„werden uns die tüchtigsten Männer in der irischen Arbeiterbewegung stellen.' Die Klärung, die die Kämpfe in Dublin in dieser Zeit des Ueberganges gebracht haben, begünstigt die schnelle EntWickelung der irischen Arbeiterschaft zur politischen Selbständigkeit ungemein. Vielleicht sehen einige der irischen Genossen zu optimistisch und unterschätzen die Machtmittel der katholischen Geistlichkeit, die als vornehmster Wahlagent der Nationalistischen Partei fungiert. Doch eines steht fest: Der Stein ist auch in Irland ins Rollen gekommen und die irische Arbeiter- schaft, die dem Nationalismus so viele Märtyrer geliefert und immer wieder auf die Zukunft vertröstet worden ist, ist sich ihrer selbst bewußt geworden. politilcke Qcberflcbt Auch ein Politiker in Generalsuniform. ■ Das Politisieren der Herren Generäle auf den Truppen- Plätzen und den Militärkasinos wie bei den mannigfaltigen militärischen Jubiläums- und Jahrhundertfeiern scheint im preußischen Militärstaat allgemeiner Brauch werden zu sollen. Vor kurzem feierte das erste kurhessische Jnfanierieregiment Nr. 81, das in Frankfurt a. M. garnisoniert, seine„Hundertjahrfeier". Die Stadt gab dazu einen namhaften Beitrag, -.aus dem die Bewirtung der Festteilnehmer bestritten- wurde. "Der Oberbürgermeister von Frankfurt a. M. gratulierte, die �Straßenbahnen wurden festlich geschmückt, die Geschäftsleute -flaggten und alles, wäs von Militärbegeisterung lebt, tat seine Schuldigkeit, so daß Frankfurt a. M. zwei Tage im Festtrubel schwamm. Frankfurt a. M. ist bekanntlich im Reichstag sozialdemokratisch vertreten. Die große Mehrzahl seiner Wähler sah das Fest und den Aufwand der Stadt, zu dem sie durch ihre Steuergroschen beitragen mußten, also mindestens mit sehr gemischten Gefühlen an. Es fiel aber natürlich keinem Sozialdemokraten ein, die Festlich- leiten zu stören. Anders der kommandierende General, der in Frankfurt a. M. seinen Sitz hat. Er hielt die Gelegenheit für günstig, den„Nörglern" nach berühmtem Muster einen kräftigen Hieb zu versetzen. In seiner Festrede leistete er sich einen heftigen Ausfall auf die„zweifelhasten Elemente", die heutzutage„unser Heer angreifen". Genosse Dr. Qnarck, Vertreter Frankfurts im Reichstage, nahm sich nun den Herrn General vor. Er sandte ihm fol- genden Brief: Frankfurt a. M., 8. August ISIS. Ew. Exzellenz! Nach den übereinstimmenden Berichten aller hiesigen Blätter und den Aussagen verschiedener Ohrenzeugen haben Sie zur Jahrhundertfeier des hiesigen 81. Infanterieregiments am 25. Juli d. I. auf dem Festplatz in Ihrer Ansprache wörtlich von Angriffen geredet,„die unser Heer heut- zutage von zweifelhaften Elementen zu er- leiden' habe. Als Mitglied des Reichstags und Vertreter der hiesigen außer- ordentlich gastfreundlichen Stadt im Parlament fühle ich mich verpflichtet, mir Gewißheit über den Sinn dieser auffälligen Aeußerung für die kommenden Ver- Handlungen des Militäretats zu verschaffen. ES kann ber Stadt, die ich vertrete, der Mehrzahl der Be- völkerung, die mich gewählt hat und die große Opfer an Gut und Blut für das Heer bringt, sowie der hiesigen Presse, die gerade in ihren einflußreichsten Blättern mit mir in der Förderung wichtiger Heeresreformen übereinstimmt, nicht gleichgültig sein, daß die Spitze der militärischen Behörden in unsern Mauern bei einem Fest, dem zahlreiche ehemalige Soldaten und Angehörige der bürgerlichen Bevölkerung beiwohnten, die Behauptung ohne jede nähere Angabe aufstellt, das Heer sei Gegenstand von Au- griffen zweifelhafter Elemente. Mir und wohl auch der Frank- surter Wählerschaft sind weder auS den parlamentarischen Debatten, noch aus der Presse, noch aus der Literatur über Militärreform Angriffe„zweifelhafter Elemente' bekannt. Und die jetzt im Krupp-Prozeß Verurteilten oder ihre Hintermänner dürften Eure Exzellenz kaum gemeint haben. Ohne Umwege und Umschweife wende ich mich des- halb direkt an Eure Exzellenz mit der offenen Anfrage, wen Sie unter jenen„zweifelhaften Elementen" verstanden haben oder ver« standen wiffen wollen. Ich darf wohl als Abgeordneter erwarten, daß mir Eure Exzellenz mit derselben Offenheit und außerdem mit jener soldatischen Gradheit antworten wer- den, die man den Offizieren unseres Heeres nachzurühmen pflegt. Ew. Exzellenz pp. Darauf kam die folgende schneidige Antwort: XVIII. Armeekorps. Der kommandierende General. Frankfurt a. M., den S. August ISIS. Euer Hochwohlgeboren erwidere ich auf das mir zugegangene Schreiben vom 8. d. M. ergebenst, daß ich keine Beranlaffung habe und es nicht in meiner Absicht liegt, Ihnen über eine von mir aus dienstlicher Veranlassung gehaltene Ansprach irgendwelche Kommentare zu geben. Ew. Hochwohlgeboren ergebener gez. von Schenk. Die Erwiderung des Herrn Generals stellt sich als ein Ausweichen, ein Verstecken hinter der„dienstlichen Ver- anlassung" dar. Zu der offenen Erklärung:„Jawohl, euch Sozialdemokraten habe ich gemeint, euch Sozialdemokraten als zweifelhafte Elemente zu beschimpfen, nehme ich mir heraus!" dazu reicht die„soldatische Gradheit" des Herrn Generals allem Anschein nach nicht aus. So wird" man die Vor- gesetzten des Herrn im Reichstage zur Rede stellen müssen. Wir zweifeln" zwar nicht daran, daß der Kriegs- minister die Bekämpfung der Sozialdemokratie bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit als gutes Recht, ja als heiligste Pflicht jedes deutschen Offiziers in Anspruch nehmen wird. Ob er aber auch ihre Beschimpfung mit dieser Pflicht rechtfertigt? Und ob er das Kneifen des Herrn Generals mit der soldatischen Gradheit vereinbar findet? Darüber darf die Oeffentlichkeit Aufschluß verlangen. Die Sozialdemokratie hat Anspruch darauf, zu wissen, ob solche Beschimpfungen als Betätigungen im D i e n st e anzusehen sind. Sie wird ja mit ihnen fertig werden, einerlei, ob sie dienstlich oder nicht dienstlich fallen. Aber sie möchte doch wissen, ob sie solche Anwürfe als Privatliebhabereien politisierender Offiziere oder als „amtliche Kundgebungen" zu behandeln hat. Sie wird danach ihr Verhalten einrichten. Die Arbeiter Altonas gegen den Wahlrechtsraub. In zwei gutbesuchten Versammlungen nabrn am Montagabend die Arbeiterschaft von Altona - Ottensen Stellung zu dem vom Magistrat und der Mehrheit des Stadtverordnetenkollegiums ge- planten Wahlrechtsraub. Die Stadtverordneten Genoffen Herz. Kürbis und Thomas sowie der Reichstagsabgeordnele des Kreises, Genosse F r o h m e. geißelten in scharfen Worten die reaktionäre Vorlage. Dieses Machwerk bedeute, so erklärten sie, eine Ueberrumpelung der breiten Oeffent- lichkeit durch den Magistrat. ES bezwecke ledig- lich, die Sozialdemokratie zu kontingentieren, um das zu starke Anwachsen der sozialdemokratischen Vertreter zu ver- hindern. Es sei ein erfreuliches Zeichen für den Machtzuwachs der Arbeiterschaft, wenn das Bürgertum sich jetzt nicht anders zu helfen wisse, als daß jes das Wahlrecht verschlechtere. Diese Macht müsse und werde jetzt zur Anwendung kommen, um dem Magistrat zu zeigen, daß auch seine reaktionäre Herrlichkeit einmal ein Ende mit Schrecken nehmen könne. Die Zuhörer folgten den Ausführungen mit lebhaftester Teil- nähme, ein Beweis, daß sie entschlossen sind, dem Magistrat den niederträchtigen Streich, den er gegen die Arbeiterschaft geführt hat, mit Wucherzinsen heimzuzahlen. In beiden Versammlungen wurde folgende Resolution ein- stimmig angenommen: Die heute stattfindende Volksversammlung protestiert auf das schärfste gegen die vom Magistrat geplante Wahlentrechtung. Sie brandmarkt die heimliche und plötzliche Art, in welcher der Magistrat mit Unterstützung der bürgerlichen Leibgarde die Arbeiterwähler um ihr Wahlrecht prellen will. Gegen- über den, Versuch, die Massen von der entscheidenden Mit- Wirkung an der Verwaltung der Stadt fernzuhalten,, wiederholt die Versammlung di« Förderung nach demokratischer Um- gestaltung der heutigen Kominunalverwaltung und Niederzwingung der heutigen Cliquenwirtschaft. Durchdrungen von der Ueber- zeugung, daß nur die Sozialdemokratie die wirtschaftlichen und kulturellen Interessen der Allgemeinheit bertritt, gelobt die Ver- sammlung, dies brutale Attentat auf die Volksrechte mit verstärkter Agitation für die Ideen des Sozialismus zu beantworten. Tie Konkurrenzklausel in der Industrie. In den Kreisen der Industriellen ist das Verlangen vorhanden, die Konkurrenzklausel, wie sie vom Reichstage für die Handlungs- gehilfen zum Gesetz erhoben wurde, auch auf die technischen An- gestelllen der Industrie auszudehnen. Nach einer Meldung der „Post" hat der preußische Minister sür Handel und Gewerbe kurzlich zu dieser Frage Stellung genommen und sich unzweideutig dahin geäußert, daß die Konkurrenzklausel für die Industrie eine Frage an sich bilde, dementsprechend nach anderen Gesichtspunkten beurteilt und selbständig geregelr werden müsse. Es sei demnach ausgeschlossen, daß die StaatSregierung sich mit einer Ausdehnung der geplanten Bestimmungen über die Konkurrenzklausel der Handlungsgehilfen auf die Betriebs- beamten und Ingenieure in der Industrie einverstanden erklären wird, und es sei daher als feststehend zu betrachten, daß auch der Standpunkt der Reichsregierung in diesem Sinne festiiegt. auch wenn eine besondere Regelung der Frage noch nicht in Angriff ge- nommen ist. Die Industriellen werden nicht eher ruhen, als bi« auch sie den besonderen Schutz ihrer kapitalistischen Interessen, wie dieser durch die gesetzliche Konkurrenzklausel gelvähn wird, eingeheimst haben. Die Angestellten sind dabei die Benachteiligten, sie erhallen neue Fußangeln und weitere Erschwerung ihrer Existenz. Herr v. Liebcrt als Gründer. Die geschäftliche Tätigkeit des Reichsverbandsgenerals v. Liebert ist schon vielfach der Gegenstand schärfster Kritik gewesen. Das „Berliner Tageblatt" bringt in seinem. Handelsteil nun folgende interessante Mitteilung: „Der frühere Gouverneur von Ostasrika, Generalleutnant b. Liebert. hat vor kurzem sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender der Rufiji-Baurnwollgesellschaft niedergelegt. Allerdings erst, nachdem die Gesellschaft völlig zusammengebrochen und das ganze Stammkapital verloren war. Nunmehr hat Herr v. Liebert an die Afrikanische Compagnie einen Brief gerichtet, daß er infolge der Preßangriffe, die in der letzten Zeit gegen ihn erfolgt seien, auch bei dieser Gesellschaft seinen Posten als Aufsichtsratsvor- sitzender niederlege. Es ist recht bemerkenswert, daß Herr von Liebert immer dam, aus einem Aufsichtsrat ausscheidet, wenn die Sache anfängt,..brenzlich" zu werden. Denn bei der Afrika - nischen Compagnie wurden früher Dividenden von 10 und 17 Prozent ausgeschüttet, während jetzt bei der Gesellschaft eine starke Unterbilanz erwartet wird. Darauf deutet auch schon der Kurssturz, den die Aktien der Afrikanischen Compagnie erlitten haben, hin: vor einiger Zeit wurden die Anteile noch mit mehr als 150 Proz. bezahlt, während sich jetzt der Kurs auf 50 Proz. stellt! Die Verwaltung bringt den Kursrückgang mit der Eni- Wertung am Kautschukmarkt in Zusammenhang: indes steht man in Fachkreisen dieser Version sehr skeptisch gegenüber. Nunmehr hat das Nordische Kolonialkontor in Hamburg eine außerordent- liche Generalversammlung beantragt, in der die gesamten Ver- hältnisse der Gesellschaft zur Sprache kommen sollen." Bereits vor einigen Monaten hat Herr v. Liebert durch die Presse mitteilen lassen, daß er gegen das„Berliner Tageblatt" Klage angestrengt habe. Bis jetzt hat man leider von der Sache nichts mehr gehört, und doch wäre es dringend notwendig, daß die geschäftliche Tätigkeit des Herrn v. Liebert vor Gericht gründlich durchleuchtet wird. Die Geschädigten bei der Rufiji-Banmwoll- gesellschaft haben sich bekanntlich dahin verständigt, gegen die Unter- zeichner de» fchwindelhaften Prospekte», zu denen auch Herr von Liebert gehörte, Schadenersatzklage zu erheben. Leider ist darüber nichts bekannt, wie weit die Schadenersatzklage bereits gediehen ist. Der Reichsverband gegen � die Sozialdemokratie, der fortgesetzt be- strebt ist, die Sozialdemokratie der Korruption zu verdächtigen, der insbesondere jedes Jahr, wenn der Rechenschaftsbericht des Partei- Vorstandes erscheint, versichert, daß die Rechnungslegung verschleiert sei, hätte eigentlich allen Anlaß, sein Augenmerk aus die geschäft- liche Tätigkeit seines Vorsitzenden zu richten. Die Gründungen, an denen Herr v. Liebert sich bisher beteiligt hat, sind teilweise oberfaul gewesen. Wenn die Prospekte nur den Namen v. Liebert tragen würden, würden sie sicherlich kaum besonders beachtet wer- den; allein Herr v. Liebert ist bekannt als früherer Gouverneur von Ostafrika und als Mitgiled des Reichstages, und deshalb scheint man in manchen kapitalistischen Kreisen anzunehmen, daß der Iiame v. Liebert eine gewisse Garantie dafür biete, daß es sich um zweisclsfreie Gründungen handle. Bisher sind die Vertrauens» seligen allerdings teilweise hereingefallen. Wo geht es der katholischen Kirche am besten? Nach de» Reden auf den Katholikentagen und den Artikeln oer Zentrumspresse seufzt die Kirche und der katholische Volksteil in Deutschland unter schwerem Druck. Feinde überall und nirgendwo Freiheit und Gerechtigkeit für den Katholiken, seine Kirche, seinen Glauben und seine geliebten Jesuiten ! Hier und da hört man es auch anders. Man weiß, daß Leo XHI. sich sehr befriedigt über die kirchlichen und religiösen Zustände in Deutschland ausgesprochen hat<1902 zu General v. Los) und Dr. Julius Bachem 1907 in einer Versammlung des Windthorstbundes in Düsseldorf nicht minder. Und jetzt kann man ein neues Zeugnis dieser Art lesen in der Schrift:„Dentschlands Weltmacht st ellung um die H e i d e u m i s s i o n" von Dr. theol. Ditscheid. Religionslehrer in Koblenz . Die Schrift, die mit Genehmigung des Kardinals Kopp erschienen ist, enthält auf Seite 18—19 folgende Sätze: Wo zeigt sich noch am meisten öffentliches allgemeines Jnter- esse für philosophisch-pädagogische und religiös-sinliche Fragen? Wo bat man ein Kultusb ntget wie in Preußen? Wo wird die Religion amtlich noch am meisten ge» achtet, gefördert und geschützt? Wo sucht myn staatlicherseilS die kirchliche Autorität so zu ehren, wie es z. B. bei der Wahl und Inthronisation eines ErzbischosS in Preußen mit feudalem Gepränge geschiebt? Wo steht da« religiöse Leben am meisten in Blüte? Wo verhält man sich am andächtigsten im Golteshause?... Das Religiöse beeinflußt unwilllllrlich andere Gebiete. Im allgemeinen herrscht in Deutschland noch Sinn für Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Ordnung und Disziplin, wie kaum anderswo. Der Verfasser will natürlich nicht alles au Deutschland loben. Er vermißt noch manches an der vollen Freiheit der Kirche und an der rechten Parität gegenüber den Katholiken, aber im allgemeinen spricht doch aus seinen Worten ein hohes Maß von Befriedigung über die kirchlichen und religiösen Zustände in Deutschland . Ja, er dehnt sein Lob auf die übrigen germanischen Länder aus, indem er bezüglich der kirchlichen und religiösen Verhältnisse schreibt: Wer viel im Auslande gewesen ist, wird nicht umhin können, im ganzen den Ländern mit vorwiegend germa- nischer Bevölkerung insbesondere� Preußen, den ersten Platz einzuräumen.... ES sei hier noch erinnert an die vornehme Art, mit der die Germanen Amerikas jeder reli« giösen Ueberzeugung begegnen: es sei erinnert an die gläubige Bewegung der Hochkirche in England. Das Lob, das hier den germanischen Ländern gespendet wird, schließt die gegenteilige Meinung bezüglich der romanischen Länder ein. Stun sind die germanischen Länder vorzugsweise protestantisch, die romanischen ausschließlich katholisch. Mit anderen Worten: es ist um die Freiheit der katholischen Kirche und ihres Glaubens um so besser bestellt, je weniger katholisch das Land ist. Was muß die katholische Kirche an den Völkern gesündigt haben, wenn es ihr da am schlechtesten geht, wo sie die meiste Macht über die Seelen und Geister hatte! Und welche Anmaßung und Unehrlichkeit gehört dazu, wenn gerade die deutschen Ultramontanen in Versammlungen und Zeitungen über die kirchlichen Zustände in Deutschland jammern und sich als die verfolgten und unterdrückten Lämmer hinstellen I Klerikaler Religionsunterricht. DaS reforn, katholische„Neue Jahrhundert" befaßt sich in seiner neuesten Nummer<86 vom 7. September) mit einem Werke, da« sich, wie das Blatt schreibt,„als Führer und Wegweiser für den Religionsunterricht in den Händen ungezählter katholischer Geist- licher befindet". Das Werk heißt:„Katechetische Skizzen im An- schlnß an den neuen katholischen Katechismus für die Diözesen Breslau . Köln , Münster und Trier ". II. Teil. Bon I. I. Hower, Pfarrer. Mit bischöflicher Approbation. Trier , Paulinus-Druckerei. Darin steht u. a. zu lesen: 1.„Die Geistlichen sind geweihte Personen, haben dadurch übernatürliche Würde und G e w a I t erhalten, so daß selb st Engel sich vor ihnen neigen.'<S. 81.) 2.„In der Unehrerbietigkeit gegen Geistliche liegt eine besondere Bosheit und Verachtung der drei göttlichen P e r s o n e n."(Ebenda.) 3.„Wenn Geistliche Fehler und menschliche Schwachheiten zeigen, sollen die Gläubigen schweigen, die Sache dem lieben Gott und den höheren Vorgesetzten anheimstellen.' <S. 82— 88.) 4.„Welch eine Schmach, wenn einzelne in ihrem Trotze sagen: Ich frage nichts nach ihm, er hat mir nichts zu befehlen, er soll seine Messe lesen und damit fertig.'<S. 83). 5.„Dieie� niederträchtige Mode s.Das Fehlen der an- ständigen, vollständigen Bekleidung') ist durch gar nichts zu cnl« schuldigen, und keiner, weder Jüngling noch Mann, kann wgen. daß er durch deren Anblick an seiner Seele kernen Schaden leide. (S. Iw). �■ 6.„Leider sind die meisten<!) öffentlichen S ch a u s p, e I e u n d Opern ihrem Inhalte und ihrem&°rrt.r,fm*® s"" sittlich. Dazu kommt noch die unanständige Kleidung der«chau- spielerinnen, unsittliche Handlungen, die aus der-Buhne vorgenommen werden.'<S. III).„„ /K■~__...... 7.„Die ganze Dauer der Unterhaltung bei Tanzmusik) ,st für die meisten<!) eine fortgesetzte Reihe von Todiunden ' C" So�mancher�braver. feelcneifnget P°stor muß oft von betörten Pfarrkindern, denen es �ur Gules geian hat, die Worte hören: Wir fragen nichts nach ihm.»hat unSnichts zu befehlen. Das ist so ein kleines Bild von der Boshelt der Tod- sünde.'<S. 191.)., v;- m,.,. 9.„Christus würde eh e* d ie ffi elt z ugrunde gehe« lassen, al» daß er dm Zollbat aufheben ließe.'(S. 242.) Das„Nene Jahrhundert bemerkt dazu: „Wir haben mit dielen drei Punkten bloß einige Stichprobe« aus zwei bi» drei besonders bezeichneten Gebieten gegeben. Jeder mag sich selbst seinen Vers zu jedem einzelnen Punkte machen. Neben vielem Guten, das das Werk enthält, wird darin die An- leitung zu einer Ueberschätzuug deS geistlichen Stande? gegeben, die es verständlich macht, daß das katholische Volk so blindling« seinen geistlichen Führern in politischen Dingen gehorcht. Hier liegt eine der Grundlagen dafür, daß selbst verständige Menschen später keinen selbständigen Bode« zur Beurteilung und eigenen Nachprüfung des ihnen vorge- fehlen Blödsinns zu finden vermögen. Wir sahen m''
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten