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katholischen Kirche an einem Beichtstühle die Aufschrist:.Hoch- würdiger Herr Pater". Scheu, Vergötterung, grenzenloses Vertrauen das bezweckt und erreicht man mit solchen Dingen. Alle Welt würde lachen und spotten, wenn ein Hauptmann an seiner Tür die Inschrift:.Hochwohlgeborener Herr Hauptmann" auzubringen ge- schmacklos genug wäre. Und doch wäre daS genau das gleiche. Jedermann würde es mit Hohn aufnehmen, wenn der Vertreter eines beliebigen Standes diesen vor versammeltem Volke in den Himmel hinein vergötterte. Und doch kommen nicht nur im.Schutzengel- blätlchen" und imSonntagsgast" die blöden Worte vor, daß der Geistliche hoch über den Engeln und der Mutter Gottes st ehe". Pfarrer Hower gekällt sich darin, die sich vor ihm neigenden Engel mit Entzücken zu betrachten: in aller Er- innerung ist noch Erzbischof Kaischthalers berühmter Hirtenbrief, und wir mußten einmal während der SonntagSmesse die folgenden Worte eines 24jährigen Kaplans über uns ergehen lassen:.Man kann sogar von der Allmacht des Priesters sprechen, ja, von einer Allmacht, die die Allmacht Gottes übersteigt. Denn der Priester kann durch die Worte: lloo est enim corpus meum* Gott zwingen, auf den Altar herabzusteigen."- Ein mit solcher Gewalt ausgestatteter Held muß natürlich auch Bauern und Industriearbeiter zwingen können, Zentrum zu wählen." Wieder ein russischer Grenzübergriff. DieKattowitzer Zeitung" meldet aus Königshütte: AlS am 1. d. M. nachmittags der M a g i st r a t S a s s e s f o r R e s ch mit feiner Gattin im Bienenhofpark bei Laurahütte spazieren ging, überschritten sie wahrscheinlich aus Unachtsamkeit die Grenze. Beide wurden von Grenzkosaken verhastet und nach Bendzin  gebracht. Oberbürgermeister Stolle und Polizesinspeklor Steinfels sind Montag früh nach Bendzin gefahren, um ihre Freilassung zu bewirken.__ Landtagskandidaturen in Baden  . Im Landtagswahlbezirk Karlsruhe  - Land ist der bisherige nationalliberale Abgeordnete, Bürgermeister Neck in Eggenstein, wiederum als Kandidat aufgestellt. Kandidat der sozialdeinolrati- scheu Partei ist Genosse Trinks, der Parteisekretär für Mittelbaden. Der Bezirk könnte für die Sozialdemokratie geholt werden. Die Kalkanfragen. Die türkisch  -bulgarischen Verhandlungen. Koustantinopel, 9. September. Uebcr die gestrige Sitzung der türkisch  -bulgarischen Konferenz ivird noch bekannt, daß die Verhandlungen einen allgemeinen Charakter trugen. Die türkischen"Delegierten machten keine Vorschläge bezüglich der Grenzlinie und stellten keine Anträge zu der Nationalitätenfrage. Die bulgarischen Dele- gierten verlangten eine bestimmte Stellungnahme zu dieser Frage und erwarten schriftliche Vorschläge. In der Ver- Handlung wurde beschlossen, zunächst private Sitzungen abzuhalten ohne Hinzuziehung von Beiräten und Sekretären und ohne Abfassung von Protokollen. Heute abend findet eine solche private Zusammenkunft statt. Von bulgarischer Seite wird erklärt, daß die Bewegung der Türken in Gümüldschina das Werk einiger griechischer und türkischer Agitatoren ist. Man ist überzeugt, daß die Pforte diese Bewegung mißbilligt und den Rat erteilen wird, davon abzustehen, die Lage durch neue Schwierigkeiten zu verwickeln. OefUrmcb. Der Mörder SchuhmeierS. Wieu, 9. September. Der oberste Gerichtshof hat die Nichtigkeitsbeschwerde Kunschaks, der seiner- zeit den Abgeordneten Schuh meier erschossen hat, als unbegründet z u r ü ck g e.w i e s e n. Rußland  . Em Schwindelmanöver der Regierung. DaS russische amtliche Bureau verkündete vor einigen Tagen, der russische Ministerrat habe beschlosien, den verstärkten Schutz im großen Teile des europäischen   Rußlands   a u f z u« heben. Diese Nachricht erweist sich bei näherer Betrachtung als ein plumper Schwindel, nur darauf angelegt, die öffentliche Meinung Westeuropas   irre zu führen. Der Beschluß des Ministerrates bezieht sich erstens nur auf einen kleinen Teil Rußlands  . Der größte Teil der russischen Gouvernements bleibt nach wie vor dem Regime der Ausnahmegesetze preisgegeben. Zweitens._ und was am wichtigsten ist, trägt die Aufhebung deS verstärkten Schutzes einen rein formellen Charakter, denn zugleich mit dieser amtlichen Maßnahme wird den Gouverneuren und Stadthauptleuten eine Reihe außerordentlicher Bollmachten eingeräumt, die die Form des.außerordentlichen Schutzes" überflüssig machen. So erweist sich auch die neueste liberale" Maßnahme als eine Schuftigkeit, die in den Rahmen der allgemeinen russischen Politik harmonisch hineinpaßt. Clrina. Der Konflikt mit Japan  . Peking  , 8. September. Die chinesische Regierung ist sehr beunruhigt wegen der Bewegung, die i n I a p a n aus Anlaß der Ermordung von drei Japanern während der Kämpfe iit Nanking eingesetzt hat. Die Regierung hat, von dem Wunsche geleitet, jeden entstandenen Schaden wieder gut zu machen, den chinesischen Geschäftsträger in Tokio   ange- wiesen, dem japanischen Auswärtigen Amt   ihr Bedauern zum Ausdruck zu bringen. Ebenso hat der jüngst ernannte chinesische Gesandte in Tokio   Befehl erhalten, nach Nanking  zu gehen, um die Untersuchung zu leiten. Während so alle Anstrengungen gemacht werden, um Japan   zu versöhnen, neigt man in Peking   in den Kreisen der Fremden zu der Ansicht, daß die japanische Bewegung etwas maßlos ist. In Tokio   haben die gegen die Chinesen gerichteten Ausschreitungen auch heute vormittag angedauert, ohne aber zu ernsten Folgen zu führen. Drer Mitglieder des� militärischen RatS sind zu einer Unterredung mit dem Kaiser nach Nikko   berufen worden. Einer Abordnung von Politikern teilte der Premierminister niit, daß d i e R e g i e- rung nicht die Absicht habe, zu mobilisieren. daß sie aber die chinesischen Fragen mit Festigkeit behandeln werde. Das neue Ministerium. London  , S. September. Die. T i m e S' meldet aus Peking  vom 8. d. Mts.: Die Kammer Hot dem von dem Minister- Präsidenten Hfiunghsiling gebildeten Kabinett zugestimmt. �menikz. Ein Wahlsieg der Republikauer. Portland sMainc), 0. September. Der republikanische Kandidat wurde mit 553 Stimmen Mehrheit gegen den Demo- kraten in den Kongreß gewählt. Bei der letzten Wahl war der Distrikt von Wilson gegen R o o s e v e l t mit 142« Stimmen Mehrheit gewonnen worden.' Hus der parte!. Die Landcsversammlung der sozialdemokratischen Partei Hamburgs  verhandelte über einen Antrag der Vorstände, den Monatsbeitrag für männliche Mitglieder um 10. für weibliche Mitglieder um 5 Pf. zu erhöhen. Parteisekretär H. S t u b b e begründete diesen Antrag, indem er ausführte, daß der Mangel an größeren Versammlungs- lokalen in verschiedenen Stadtteilen es notwendig mache, mit der Errichtung eigener Saalbauten vor- zugehen. Von privater Seite würden schon seit geraumer Zeit keine Säle zu VergnügungSzwecken gebaut, weil die Bevölkerung die Vergnügungsstätten außerhalb des Stadtgebiets bevorzugt. So sei eS gekommen, daß mit Ausnahme der inneren Sradt, wo noch einige ganz große Säle zur Verfügung stehen, das Stadtgebiet nur noch weiuge geeignete Versammlungslokale aufweise, und auch diese würden voraussichtlich bald verschwinden. Ohne genügende Ver- sammlungssäle könne die Partei aber nicht aktionsfähig bleiben. Darum müsse die Organisation eigene Versammlungshäuser bauen. Das liege zugleich im Interesse der Jugendorganisation, der Arbeiter- turnvereine, Arbcitergesangvereine usw. Tie Gewerkschaften, die in gleicher Weise interessiert sind, haben bereits einen Extrabeitrag zum Saalbaufoi ds beschlossen, der in drei Jahren 200 000 M. ein­bringen wird. Aus Rücklagen, die von den drei Wahlkrcisvercini- gungen seit einigen Jahren gemacht wurden, sind 124 000 M. vor­handen. Die beantragte Beitragserhöhung würde dazu jährlich noch 70 000 M. einbringen. Es sei dringend nötig, durch die Beitrags- erhöhung die erforderlichen Mittel zu beschaffen. In der Dis­kussion bekämpft? die Mehrzahl der Redner den Vorstandsantrag. für den die jetzige Zeit der Krise sehr schlecht gewählt sei. Andere beantragten, an die Zentralkasse in Berlin   nicht mehr als den Pflichtteil abzuführen und den Mehrbetrag zirka 50 000 M. am Ort zu behalten. Dieser Vorschlag wurde als ungeeignet zurück- gewiesen. Der Zentralkasse dürften gerade jetzt, wo die Aufgaben der Partei wachsen, keine Mittel entzogen werden. Schließlich wurde der Vorstandsantrag abgelehnt, womi! auch alle übrigen Anträge erledigt waren. Sozulcs. Ungerechtfertigte Entlassung. Das Gewerbegericht hatte gestern unter Vorsitz de- Magistratsrals Techow über eine bereits in mehreren Terminen verhandelte Sache zu enischeiden, bei der eS sich um einen Fall sofortiger Entlassung aus Z123 Absatz 1 der Gewerbe­ordnung handelte. Der Fall lag so: Die Firma Damm u. Reuter, Strauß- federsabrik, suöbte durch Inserat eine Direktrice zum sofortigen An- tritt. Daraufhin meldete sich die Klägerin Bader am 12. Juli und trat am gleichen Tage bei der beklagten Firma in Arbeit, nachdem sie sich ihr Werkzeug besorgt hatte. Am 24. Juli wurde sie jedoch plötzlich entlassen, weil sie sich bei einer anderen Firma noch in ungekündigter Stellung befinde. Nunmehr klagte Frau B. aus eine vierzehntägige Lohneinschädigung wegen kündigungSloser Entlassung und behauptete, sie habe bei ihrem früheren Arbeitgeber keine Kündigung gehabt. Es sei ihr die Erlaubnis erteilt wordcn, eine aiigrsaiigens Arbeit zu Hause fertigzustellen und sie habe sich für berechtigt gehalten, eine andere Stellung eben bei der be- klagten Firma anzutreten, weil in der anderen Stelle Mangel an Beichäftigiing eintrat. Sie habe die Beklagte auch keineswegs im Zweifel gelassen, daß sie noch für zirka i« M. Arbeit für ihren früheren Arbeitgeber fertigzustellen habe. Zunächst wurde daS auch zugegeben, später aber das Zugeständnis wider- rufen. Die beklagte Firma will vielmcdr erst am Tage der Entlassung Kenntnis von dem Bestehen der ander« weiten Verpflichtung erhalten und dann, um nicht aus § 125 der Gewerbeordnung in Anspruch genommen zu werden, die Entlassung ausgesprochen haben. Das Gericht verurteilte die Beklagte zur Zahlung der geforderten 50 Mark, weil der frühere Arheitizeber erklärt hatte, kein Interesse an der Forlsetzung des zwischen ihm und der Klägerin bestehenden Arbeitsverhältnisses zu haben und damit auch für die Firma Damm u. Reuter der geltend gemachte EutlassungSgrund fortfiel. In die Prüfung der Frage, ob die Klägerin tatsächlich die Firma bezüglich ihrer anderweiten Verpflichtung in Irrtum versetzt habe, brauchte nunmehr nicht eingetreten zu werden. Hus Industrie und HandeL Eine neue Krupp-Affäre. Die Rheinische Metallwaren- und Maschinen- fabrik Aktiengesellschaft in Düsseldorf   befaßt sich zusammen mit der Fahrzeugfabrik Eisenach Aktiengesellschaft mit dem Bau von Schnellfeuergeschützen. Beide Aktiengesellschaften hatten viel Gejdvcrlust, so daß eine Sanierung sehr nötig war. Unter den Nachwirkungen beschloß die Düsseldorfer   Gesellschaft die Sanierung. Diese wurde jedoch in der am 20. August stattgefundenen Versammlung verhindert. In der Verfamnl- lung waren mit einer Gesamtheit von 3 535 009 Mark Aktien drei Berliner   Herren vertreten, ein Rentier, ein Makler und ein Rechtsanwalt, sämtlich Herren, denen man einen solchen Besitz nicht zutrauen kann und die sämtliche Vorschläge zur Sanierung niederstimmten. Die Herren können nur im Auftrage einer bestimmten Jnteressentengruppe gehandelt haben. Nach den bei derFranks. Ztg." eingegangenen Meldungen kann dies nur die Firma Krupp   sein, die sich dadurch ein Monopol schaffen will für großkalibrige Kanonen für Festungs- und Marinezwecke. Eine Anftage in dieser Angelegenheit bei Krupp ist nicht beantwortet worden. Bankkrach und Großbanken. Der Zusammenbruch der Niederdeutschen Bank, Kommanditgesellschaft auf Aktien zu Dortmund  , im Jahre 1010 wird seit Monaten in einem Riesenprozeß gegen den Gesellschafter Ohm aufgerollt. Am Montag, dem 73. Verhandlungstage des Pro- zefleS. wurde die Frage erörtert, ob die Deutsche Bank den Zusammenbruch absichtlich herbeigeführt habe. Die Verteidigung deS Ohm behauptete, daß Thyssen sen. in Gemeinschaft mit oer Deutschen   Bank der Treuhandgesellschaft seiner Tochtergesellschaft der Deutschen Bank) die Direktive erteilt habe, bei der Nieder- deutschen Bank eineKonkursbilanz" aufzustellen, um die Nieder- deutsche Bank zu stürzen� weil diese unter gewissen Bedingungen bereit gewesen sein soll, Thyssen jun. Gelder zu besorgen(Thyssen senior lebt bekanntlich seit langem in Feindschaft mit seinem Sohn). Als Zeuge wurde u. a. der Reichstagsabgeordnete Graf Oppersdorfs vernommen, der zwischen Thyssen sen. und Thyssen jun. verhandelt hat. Er erklärt auf die Frage, ob man aus dem Wunsch des alten Herrn Thyssen, den Konkurs seines Sohnes herbeizuführen, nicht den Wunsch folgern dürfe, den Konkurs der Bank als Vorbereitung zum Konkurs Thyssen jun. herbeizuführen, daß er diese Vermutung wohl gehört habe. ES sei auch die Ver- mutung geäußert worden, daß Thyssen sen. der Deutschen Bank diesen Wunsch habe durchblicken lassen. Und Graf Oppersdorfs fügte hinzu: Eine größere Bank würde vielleicht auch so den Wunsch gehabt haben, eine kleinere Bank zu vernichten, ohne daß der Wunsch dazu besonders geäußert war. Ein weiterer Zeuge. Dr. B o r ch a r d t. früher Generalbevollmächtigter des Thyssen jun.. gibt ferner an, daß keine Großbank mit dem jungen Thvssen habe in Verbindung treten wollen, weil alle befürchteten, sich das Wohl- Wollen des Vaters(des bekannten Großindustriellen) zu verscherzen. Direktor Guthmann von der Dresdner Bank habe das zu Herrn Thyssen jun. gesagt und die Nationalbank habe auS gleichen Grün- den die Verbindung mit Herrn Thyssen jun. abgelehnt. An den nächsten Zeugen sen. wandte sich der<Se* richtSvorsitzende mit der Frage: Sie wollten Ihre großen Werke ungeteilt Ihrer Familie erhalten; hierbei stand Ihnen Ihr Sohn August wohl hinderlich im Weg? Es wird nun behauptet, daß Ihr Sohn nicht bereit war, sich zu fügen, solange er einen Rückhalt fand. Deshalb sollen Sie der Niederdeutschen Bank die Unter- stützung Ihres Sohnes sehr übelgenommen haben. Zeuge Thyssen sen. bestreitet das. Dagegen erklärt Bücherrevisor Kruse als Zeuge, daß er nach scchstägiger Prüfung der von der Treuhandgesellschaft beanstandeten Konten einen Gesamtverlust von 5 300 000 M. fest­gestellt habe.Nach der Rückkehr in Berlin   nahm Direktor Ähren» von der Handelsgesellschaft den Bericht mit den Worten entgegen: Was denken denn die Herren in Dortmund  ? Solche Geschäfte können wir nicht machen. Wohnen die Leute auf dem Land?" Wenige Tage vorher hatte Direktor Fürstenberg von der Handels. gesellschaft für die Niederdeutsche Bank noch 750 000 M. opfern wollen. Ich sagte ihm deshalb, er könne bei dieser Absicht doch die -Lage der Bank nicht pessimistisch beurteilt haben. Darauf erwidern Herr Fürstenberg: Ob wir die Sache optimistisch oder pessimistisch betrachten, die Niederdeutsche Bank ist nicht mehr zu halten. D i e Konferenz der Großbanken(zur angeblichen Sanierung der Niederdeutschen Bank) war eine Farce; die Großbanken wollten der Niederdeutschen Bank nicht Helsen  . Ich war natür- lich über diese Auskünfte nicht wenig erstaunt und wußte nicht mehr, was ich tun sollte." Nach diesen Aussagen scheinen tatsächlich die Großbanken Herrn Thyssen sen. zuliebe den Konkurs der Niederdeutschen Bank absicht-. lich herbeigeführt oder wenigstens beschleunigt zu haben Lloyd und Levantelinie. Zwischen dem Norddeutschen Lloyd   und der Deutschen Levante. linie in Hamburg   scheint sich eine Einigung anzubahnen, die an. gesichts der augenblicklichen Verhältnisse in der deutschen   Groß. schiffahrt von außerordentlichem Interesse ist. Der Lloyd hatte alS' Aktionär der Levantelinie gegen den Beschluß der Levantelinie, das Aktienkapital zwecks Vergrößerung des Schifsparks um 3 Millionen Mark zu erhöhen, Klage erhoben. Im Verfolg dieses Prozesses ist der Lloyd bisher in zwei Instanzen siegreich gewesen, und es hat nun den Anschein, daß er diese Erfolge zu einer Einigung nutzen will. Die Direktion des Lloyd teilt dazu mit: Der Llovd hat den Prozeß gegen die Levantelrnie bereits. in zwei Instanzen gewonnen, wird sich aber trotzdem nicht prinzipiell ablehnend verhalten, falls die Levantelinie den Wunsch hat, sich zu einigen und zu diesem Zweck mit raisonablen Vor» schlügen an den Lloyd herantritt." Aus dieser Mitteilung geht hervor, daß der Lloyd mit der Möglichkeit einer Einigung rechnet, das heißt, daß die Levantelinie schon jetzt einer Einigung nicht abgeneigt ist, denn sonst würde die- tcuin ve carlige Mitteilung gewacht haben. Tie Interessen der Levantelinie werden neuerdings von der Deutschen Bank vertreten, die ja die Liquidation des Fürstentrustes übernommen hat. Die Deutsche Bank aber ist wieder ihrerseits am Lloyd interessiert, in dessen Aufsichtsrat ein Mit- glied ihrer Verwaltung sitzt. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß die Deutsche Bank die sich in ihrer Obhut befindenden Interessen der Levantelinie an den Norddeutschen Lloyd   vermittelt. Dadurch würde der Lloyd seine Stellung in Hamburg   wesentlich festigen. Er hat ja schon vor kurzem eine Agentur in Hamburg   errichtet, und es ist nicht ausgeschlossen, daß diese Errichtung mit dem Plane einer Einigung mit der Levantelinie zusammenhing. Die ganze Aktion ist für den Fortgang des Kampfes zwischen dem Nord- deutschen Lloyd und der Hamburg-Amerika-Linie   von großem Werte. Dss Iflarincluf tsthiff C.1 Inslfieer gestürzt. 15 Personen ertrunken. Von einem schweren Unglücksfall ist gestern abend gegen 7 Uhr das Marineluftschiff L. 1 betroffen.worden. Das Lust- schiff, das zur Teilnahme an den Flottenmanövern kommandiert war, hatte gestern den ganzen Tag an den Uebungen des Kreuzer. geschwaders teilgenommen. Es hatte den ganzen Tag ruhiges Wetter gehabt. Gegen 5H Uhr abends passierte es jedoch unter strömendem Regen die Insel Helgoland  , überflog unter Führung des Kapitänleutnants Hanne die Insel in nordwestlicher Rich- tung in langsamer Fahrt und begab sich dann in See, um mit der Hochseeflotte Aufklärungsmanöver auszuführen. Bei einer Wasserlandung, die es dann gegen 7 Uhr 18 Seemeilen nordwestlich von Helgoland ausführen wollte, wurde das Luftschiff von einem orkanartigen Sturm erfaßt und auf das Waffer niedergedrückt. Hierbei brach das Luftschiff durch und sank eine Stunde später. Sobald das Unglück des Luftschiffes bemerkt wurde, eilten Torpedoboote der Unglücksstelle zu. Es gelang ihnen aber nur, sieben Personen, darunter Oberleutnant W e n d t, Oberleutnant Grimm und Obermaschinist Lehmann zu retten. Tie übrige Besatzung wird noch vermißt und ist wahrscheinlich er- trunken. Außer der etatSmätzigen Besatzung, die aus 17 Köpfen bestand, befanden sich auch noch mehrere höhere Marineoffiziere an Bord. Das vor Helgoland   liegende Geschwader ist zum Ab- suchen der Unglücksstelle sofort unter Volldampf in See gegangen. DerL. 1" war das erste in Dienst gestellte größere Marine- luftschiff irgendeiner Flotte. Er war zuerst in Johannisthal  stationiert worden und hat unter Führung des Kapitänleutnants Hanne von Berlin aus eine Reihe hervorragend gut gelungener Fahrten unternommen. In Hamburg   wie in Berlin   war der L. 1" eine wohl bekannte Erscheinung. Tie Geretteten. Durch Funkspruch vom FlaggschiffFriedrich der Große  " wird weiter gemeldet, daß von der Besatzung deS untergegangenen L. 1", außer den Oberleutnants Grimm und Mendt, dem Obermaschinisten Lehmann, Obermaschinist Schönwälder sowie die Unteroffiziere Spieler und Hilgemeier gerettet worden sind. Ter Name der siebenten geretteten Person kann noch nicht angegeben werden. Die Totenlifte. Den Tod in den Wellen gefunden haben: Korvettenkapitän Metzing, Kommandeur der Marineluftschiffabteilung, Kapitän. leutnant Hanne, der Führer des Luftschiffs, ferner Oberleut. nant zur See Freiherr von Maitzahn, Ingenieur Wehner, Steuermann Zimmermann. Obersignalmaat Balle, Signal» maat Ä i s ch n e r, Bootsmaat B a n s m e r, BootSmaat Menge, Obermaschinistenmaate Müller und Lutz, Maschinistenmaat S t o r o st z i ck, Maschinistenmaat Bruder und Obermaschinisten- maat Adam, sowie Äapitänleutnant Mathäi. Letzte Nachrichten. Zur Mühlhaus euer Schreckensaffäre. Vaihingen  , 9. September.  (W. T. B.) Die durch den Massen- mörder Wagner Verletzten befinden sich weiter auf dem Wege der Besserung. Wagner ist jetzt vollständig von der Außen- Welt abgeschlossen. Ueber sein Tun und Treiben und sein Be- finden darf im Krankenhause keinerlei Auskunft erteilt werden. Er wird jetzt streng als Gefangener behandelt. Die Vorunte« suchung ist abgeschlossen..