*.m zumm 2. Keilllge des Lomärts" Kttliner AlksblR Seilverkfckaftlickes. Bautätigkeit unc! Arbeitslosigkeit cier Bauarbeiter. Daß die Bautätigkeit schon im Hochsommer, in der besten Konjunktur, stark im Niedergang begriffen war, trat offen- sichtlich zutage. Besonders die Privatbautätigkeit in den weit- aus meisten großen und mittleren Städten des Reiches ist zum Teil sehr schlecht. Für den Winter bieten sich daher für den Bauarbeiter trostlose Aussichten. Der Vorstand des Bauarbeiterverbandes hat durch Um- fragen in den einzelnen Bezirken die Bautätigkeit und Arbeitslosigkeit feststellen lassen. Der„Grundstein" veröffent- licht in seiner neuesten Nummer(vom 13. September) einige Situationsberichte, die erkennen lassen, wie stark die Bau- tätigkeit daniederliegt und wie groß die Arbeitslosigkeit schon jetzt ist. Die Konjunktur in Berlin wird dadurch am besten illustriert, daß im Jahre 1906 dort 22 000 Maurer beschäftigt wurden, heute aber nur noch 11 0001 17 Proz. der Berliner Maurer sind jetzt schon arbeitslos. Viele von ihnen haben in diesem Jahre noch nicht gearbeitet, andere, die seit Jahr- zehnten in Berlin ansässtg sind, mußten ihre Familien ver- lassen und sich für niederen Lohn in der Provinz Arbeit suchen: wieder andere mußten ihren Beruf aufgeben. An eine Besserung ist vorläufig nicht zu denken, da in Berlin selbst i innrer noch iVz Proz. und in den Vororten bis zu 6� Proz. Wohnungen leer stehen. Aehnlich ist die Situation in den Städten Ostdeutschlands . Die Privatbautätigkeit liegt in- folge der hohen Baugeldpreise fast überall völlig danieder, nur infolge der neuen Militärgesetze ist in den Garnison - städten einige Arbeit vorhanden. In Posen sind zum Bei- spiel 150 Bauarbeiter arbeitslos und 350 arbeiten auswärts. In Breslau sind fast nur halb soviel Bauarbeiter be- schäftigt wie 1911; bis August waren insgesamt 10 335 Mit- glieder arbeitslos gegen 1844 im gleichen Monat des Jahres 1911. Etwas besser als in den ostdeutschen Groß- und Mittel- städten ist die Bautätigkeit in Pommern . In Nord- und N o r d w e st d e u t s ch l a n d ist die Bautätigkeit sehr verschieden. In S ch l e w i g- H o l st e i n ist die Arbeitslosigkeit in den kleinen Städten und auf dem Lande gering. Tagegen ist die Arbeitsgelegenheit in Hamburg . Kiel und Lübeck geradezu trostlos. In Hamburg ist dauernd fast ein Drittel der Mitglieder arbeitslos. Hunderte von Bau- arbeitern haben in diesem Jahre noch gar nicht oder nur einige Wochen gearbeitet. Eine Besserung ist nicht zu er- warten, da rund 7� Proz. der Wohnungen leer stehen. In Kiel wissen selbst die ältesten Bauarbeiter sich einer so trost- losen Zeit nicht zu erinnern. In L ü b e ck stockt die Bautätig- keit schon seit Jahren völlig. Trostlos ist die Bautätigkeit auch in den Unterweserorten: obwohl dort eine große Wohnungsnot herrscht, stockt die Privatbautätigkeit fast völlig. In R b e i n I a n d- W e st f a l e n. das sonst immer die Zufluchtsstätte für viele Tausende arbeitsloser Bau- arbeiter aus anderen Gebieten war. ist die Bautätigkeit eben- falls sehr schlecht, nur die Stadt Münster hat eine gute Bau- konjunktur. weil eine Anzahl öffentlicher Bauten dort er- richtet werden. In Duisburg sind vom Januar bis Juni 257 Bauerlaubnisse weniger erteilt worden als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Ebenso ging die Zahl der Bauerlaubnisse in Düsseldorf um 280 zurück. Rund ein Sechstel der Mitglieder des Düsseldorfer Zweigvereins ist arbeitslos. Auch in Köln hat die Bautätigkeit erheblich nachgelassen. Der �ena. Hört die feige Hoffnung stammeln, Wer den andern wohl erschlägt? Heut soll sich die Kraft versammeln, Die des Volkes Zukunft trägt! Hat den alten, treuen Helden Auch der Tod hinweggerafft, Seinem Namen soll heut gelten Beides: Schlacht und Pilgerschaft k An der Schlacht, da soll'S nicht fehlen Aber glaubt uns. Euer Klee Blllht d'rum nicht. Ihr feigen Seelen: Sieger bleibt doch die Idee! Nur der Schwache bangt vor Schlachten, Nur der schon Besiegte bebt. Die aus Knechttum längst Erwachten Wiffen: Nur wer kämpft, der lebt! Nur die Feigen, nur die Lauen Ducken sich in höf'schem Tand, Doch die wahren Kämpfer schauen EinstenS das gelobte Land! So als Pilger, so als Streiter, So in Kampf und Bruderschaft, Dehnt sich unser Heerbann weiter, Wächst und siegt einst unsre Kraft. Laßt da» Hoffen I Laßt das Flennen! Kämpfen heißt Lebendigsein! »Schlacht bei Jena' wollt Jhrs nennen. »Sieg bei Jena !' wird es sein! Zwischen Nacht und Morgen. Um Mitternacht durchschreite ich die Straßen. Die engen voll dunkler Mauern, die drohen und drücken. Die breiten, die gegen das Dunkel sich dehnen, auf- atmend weit. Noch hat eS bis zum Morgen Zeit, aber die Straßen sind nicht tot. Da, dort. Vielorts hinaus, um dämmrig-roten Lichtschein, knäuelt sichö rege bewegt. Gestalten hin und her. Stimmen hallen verloren sern. Ein Bücken, Recken, Schreiten, gespenstig, schnell. Näher führen die Straßen heran. Körper werden frei, lösen sich aus deni Dunkel, wachsen groß. Nackte Arme. Fackeln. Zuckend erhellte Gesichter. Stampfendes Stoßen. Scharrende Spaten. Lauter die Stimmen. Erdreich starrt in Haufen ringS. Alte« Pflaster ist aufgebrochen. Steine liegen herausgeworfen. Hacken schwingen auf. schlagen zu. Schaufeln kreischen. Die Nacht drängt. Die Arbeit rast. Wie das stark ineinandergreift! Schnell! Schnell! Und überall! An den großen Straßen, auf breiten Bahnen, van Schienen Zweigverein des Bauarbeiterverbandes zahlte an Arbeitslose rund 8000 M. Notstandsunterstützung. Im Königreich .Sachsen ist die Konjunktur ein wenig besser, sie zeigt aber gegen das Vorjahr allgemein einen Rückgang. Erheblich zurückgegangen ist die Bautätigkeit in Leipzig , wo Ende Juli von 6745 Mitgliedern 837 arbeitslos waren. In Mittel- und Westdeutschland hat fast keine einzige größere Stadt eine gute Konjunktur, in Magdeburg melden sich wöchentlich nahezu 100 Bauarbeiter arbeitslos, in Halle gar 250. ein Drittel der Mitglieder arbeitet in anderen Berufen. Viele Maurer haben in diesem Jahre noch keine Stunde als Maurer gearbeitet. Sehr schlecht ist die Bautätigkeit in G e r a. wo es 200 Arbeitslose gibt. Der Zweigverein zahlte in sieben Wochen rund 8500 M. Unter- stützung. In F r a n k f u r t a. M. ist die Bautätigkeit nicht schlechter als im Vorjahre, aber infolge des starken Zustromes fremder Arbeitskräfte herrscht erheblich)? Arbeitslosigkeit. In Offenbach . Hanau . Mainz und Wiesbaden ist die Konjunktur schlecht. Am schlechtesten ist die Bautätigkeit in Süddeutschland . Aus Bayern ist nicht ein einziger Bericht über gute Konjunktur eingegangen. In München herrscht riesige Not, in H o f ist die Bautätigkeit schon seit fünf Jahren schlecht, aber in diesem Jahre wird sie noch übertroffen. In Bayreuth sind etwa 400 Bauarbeiter arbeitslos und nur 250 in Arbeit. In Regensburg hat gar nur die Hülste der 860 Mitglieder Arbeit, viele Mitglieder haben seit Oktober 1912 noch keine Stunde gearbeitet. In Württemberg ist es nicht viel besser. Die Privatbantätigkeit versagt fast vollständig. Das sind nur einige ganz kurze Auszüge aus einem großen Elendsberichte. Welche Formen die Arbeitslosigkeit in den Wintermonaten annehmen wird, läßt sich daraus er- messen. Die überaus schlechte Bautätigkeit wirkt aber auch auf viele andere Berufe ein. Neben Not und Elend, die weite Kreise der deutschen Arbeiterklasse werden erdulden müssen, werden auch an die Gewerkschaftskassen ganz besondere finanzielle Anforderungen gestellt. Die gewerkschastliche Selbsthilfe reicht zur Linderung der Not nicht aus. Staat und Kommunen müssen daher zur Erfüllung ihrer Pflicht, für die Opfer der Wirtschaftskrise zu sorgen, getrieben werden. LerUn und dmgcgmd. Zum Streik i« der Pelzbranche. An» Freitag fand eine gemeinsame Versammlung aller in der Pelzbranche beschäftigten Hausindustriellen und Arbeiter statt, die ebenfalls»vieder außerordentlich stark besucht war. Feldinann von der Hausindilstriellen-Bereinigung referierte zuerst und betonte, daß die Situation für die Streikenden sehr günstig sei. Der Sieg sei den Streikenden sicher. Im übrigen ging Redner eingehend auf die Zugeständnisie der Unternehmer ein, die er als durchaus unzu« reichend und unannehmbar bezeichnete. Hätten die Ausständigen die angebotenen IV Prozent angenonimen, so wären sie die Betrogenen gewesen. Dazu hätten sie jedoch keine Lust. Nur auf der Grundlage des aufgestellten Tarifes sei ein Friede möglich. R e g g e vom Deutschen Kürschnerverband unterstrich unter leb- hafter Zustimmung der Versammelten die Ausführungen des Vor- redners. Der Tarif, den die HauSindustriellen aufgestellt haben, sei kein Maximal-, sondern ein Minimaltarif. In der Diskussion erklärte ein Redner, daß sein Chef, ein alter, humaner Herr, die Forderungen auf gütlichein Wege bewilligt hätte, wenn nicht die Scharfmacher auf ihn eingewlrkt hätten. Die Forderungen seien überhaupt nicht so, daß die Unternehmer sie etwa nicht bewilligen könnten. Ein Arbeitgeber, der in der Versammlung anwesend war, lehnte ab, sich an der Debatte zu beteiligen. Zuletzt wurden noch die Namen der Streikbrecher bekannt ge- geben. durchzogen in langer Flucht, von Drähten übersponnen, in allen Strecken»»nterbaut von Schwellen, Kanälen, Röhren. Bis in die Gassen hinein, die schmalen, dunkle»», überall drängen tätige Gruppen. Ueberall her, zwischen rauchenden Feuern, Steinheben, Hackenschlag, knirschender Gr»lnd. Takt um Takt. Und der Takt zieht mit. Erst den Schritt. Dann die zuckenden Arme. Im Bücken und Recken. Schwach wird stark, Mißmut willensfroh. Aufreißen. Sichten. Messen. Neubauen. Jeder Griff glüht. Jeder Schlag spricht. Der harte Klang ist ein: Ich will. Die Hacken klingen wildhell zusammen: Ich weiß wozu I ich weiß wozu I Der Grund erUingt, daS Blut klingt mit. Schaffender Massen Seele lebt. In Gäßchen, Gaffen, riesigen Straßen. Das Morgenherz pocht. Kein Schlag umsonst. Die Schienen gleißen rot in die Ferne... Noch dumpft die Welt im schweren Schlaf. Und wacht sie auf. ist die Straße neu. Und neue Straßen werden sein! Künstlerische Bahnhöfe. Zu eiiicin Zeitpunkte, da in Leipzig einer der größten und schönsten Bahnhöfe der Welt— ein Werl der Architekten Lossow und Kühne— der Vollendung entgegengeht, ist es vielleicht am Platze, ein Wort über Bahnhofsanlagen überhaupt vom ästhetischen Standpunkte aus. zu sagen. Wer einen Blick in die riesigen und noch nicht einmal fertigen Eisenhallcn des Leipziger Bahnhofes geworfen hat, die mit ihrer kühnen Wölbung, init ihren weiten Durchblicken und mit ihrer leuchtenden Helligkeit bewundernsivert sind, der weiß, daß die moderne Bahnhofshalle eine Aufgabe ist, die«inen zeitgemäß empfindenden Künstler locken kann. Nicht oft findet er ja eine Gelegenheit, ein Symbol unserer in« Helle und Weite strebenden Zeit zu schaffen, und zugleich eine Aufgabe, die es ihm im gleichen Maße erlaubte, auf alles Neben- werk zu verzichten und aus dem Notwendigen das Schöne zu ent« wickeln. Ja, ein»nodern gesinnter Architekt wird das bei einem Bahnhofe nicht nur für erlaubt, sondern für unbedingt notwendig halten. Da muß es nun aufs unangenehmste berühren, daß hier und da eine Strömung aufzukoinmen scheint, die, nachdem der Grundsatz der Sachlichkeit und der Ehrlichkeit eine Zeitlang fast schon selbstver- stündlich geschienen, zu dem alten äußerlichen, maskeradehasten Auf- und Ausputzverfahren zurückkehren möchte. Und leider sind es da gerade auch einige neuere Bahnhöfe, die n,an als traurige Beispiele heranziehe» muß. Daß sie den» Weichbilde Groß-Berlins angehören, ist doppelt schmerzlich. Denn Berlin ist eS vor Jahren gewesen, das unter den ersten den Anstoß zu einer modernen Gestaltung des Bahnhofes gab, nicht sowohl mit der Stadtbahn, obwohl auch diese»vertvolle Arbeiten zeitigle, sondern noch mehr mit der Hoch- und Uniergrund- bahn. Es lvurden damals für diese Bahnhöfe die verschiedensten Architekten herangezogen, und fehlt es auch unter ihnen nicht an verunglücklen Lösungen(Schlestsches Tor, HallescheS Tor, Nolle»»- dorfplatz), so sind doch andere von bedeutendem Wert, besonders MöhringS Bülowstraße und Grenanders Eingänge am Zoologischen Garten, Knie usw. Nun aber haben wir im Jahre 1913 einen regelrecht mit Stroh gedeckten Bahnhof»Dahlem-Dors" und einen als Ritterburg ver- kleideten Bahnhof»Podbielski-All�e' erhalten. Weil zufällig die Station»Dahlem-Dorf' heißt, hat eS der.Architekt' für richtig gesunden, ihn als Bauernhaus zu kostümieren. Man möchte wünschen, daß sich der gesunde Berliner Witz dieses Objektes so ergiebig be- Z« der Mahregelung von vier Angestellten der Versicherungsgesellschaft„Deutschland " nahmen die Versicherungsangestellten Groß-Berlins in einer gut besuchten öffentlichen Versammlung Stellung. Die Entlassungen er- folgten, weil die Gemaßregelten sich weigerten, Ueberstunden zu machen, ohne dafür eine Bezahlung zu erhalten. Der Referent, Reichstagsabgeordneter Giebel, schtlderte die Vorgänge bei der »Deutschland ', über welche schon in der Nummer des«Vorwärts" vom 7. September d. I. berichtet wurde, in ausführlicher Weise und brandmarkte das angestelltenfeindliche Verhalten der Direktion. In welch rigoroser Weise die Gesellschaft, welche in der Hauptsache Ver- sicherungen in Arbeiterkreisen abschließt, gegen ihre Angestellten vorgeht, beweist mich folgender Fall: Ein Laufbursche, der mit einem Wochenlohn von 7,50 M. beschäftigt wird, kam in einer Woche, in der seine Mutter im Kranknhause lag, mehrere Male zu spät. Als Strafe für sein Zuspätkommen wurden ihm S Mark auf ein- m a l in Abzug gebracht, so daß ihm nach Abzug der Versicherungs- beitrage usw. noch 1,80 Mark verblieben. Ein Kominentar für ein solches Verhalten ist wohl überflüssia. Ein Herr N i m c z y ck, welcher sich als Angestellter der„Deutschland " berufen fühlte, das Verhalten der Direktion zu verteidigen, erklärte, daß in einem so großen Betriebe..Ordnung" herrschen müsse. Folgende Resolution wurde von der Versammlung einstimmig angenommen: „Die Versammlung der Versicherungsai»gestellten nimmt mit Empörung Kenntiris von der ungerechtfertigten Entlassung von vier Kollegen durch die Direktion der„Deutschland ", Lebens- versicherungs-A.-G. Die Versammelten beauftragen den Ver- band der Bureauangestellten und den Zentralverband der Handlungsgehilfen, die Wiedereinstcllung dieser vier Kollegen zu fordern und alle Maßnahmen zur Abwendung solcher Vorkomi»- nisse anzuwmden. Die Versammelten erklären sich solidarisch mit den auf solche rücksichtslose Weise auf die Straße gesetzten Kollegen und sprechen ihnen die vollste Sympathie aus. Die Ver- sammelten geloben sich, durch derartige Gewaltsakte nicht beirren zu lassen in dem Bestreben, alle Kollegen der gewerkschaftlichen Organisation zuzuführen, um so die Lebensweise und das Mit- bestimmungsrecht im Arbeitsvertrage auf die für die Angestellten notwendige Höhe zu bringen." Achtung, Gastwirtszrhilfen! Zu der bereits gemeldeten Sperre über das Lokal»Schultheiß Spezial-Ausschank", Skalitzer Str. 89, Ecke Wiener Straße, ist mitzuteilen, daß die dort tätigen Kellner nicht dem Verbände angehören. Es wird von ihnen nämlich da? Gegenteil behauptet. Wegen verbandsschädigenden Verhaltens »nutzte der Ausschluß derselben erfolgen. Der Inhaber des Lokals, Herr Sander, ließ sich bisher zu einem Vergleich nicht herbei, brach die Verhandlung ganz plötzlich ab und erklärte, daß er auf Organisierle tu seinem Lokal verz»chte. Der Betrieb ist für organi- sierte Gehilfen gesperrt. Verband der GastwirtSgehilsen. OrtSverwaltnng Berlin . Oeutscbes lietck. Gegen die Ausstelsung der deutschen Gewerkschaften auf der Leipziger Baufachausstellung konnte bisher selbst in Scharfmacherblättern wenig oder gar nichts gesagt wevden, um die dort dargestellten Tatsachen zu widerlegen. Die Absicht zu so edlem Tun hat sicher bestanden; nur der Anlaß fehlte. Jetzt werden nun doch einige Ilnternehmerzeitungcn munter nnd versuchen mit all- gemeinen, nichtssagenden Redensarten eine Diskreditierung der gewerkschaftlichen Ausstellungsobjekte. Die„Bauhütte" erhebt gegen die Gewerkschaften den Vorwurf, sie hätten die Baufachausstellung dazu mißbraucht, Staat und In- dustrie zu bekämpfe»». Und die„Allgemeine Tapeziererzeitung" druckt diesen albernen Vorwurf gedankenlos nach. Diese Be- kämpfung der Jiidustrie und des Staates soll geschehen sein durch die Hinlveife auf die Berufsunfälle und durch eine gehässige Kritik, die in Plakaten und Broschüren enthalten sein soll; besonders eine Broschüre d«s Ziminererverbandes, in der das gefährliche Wort „Sozialismus" vorkommt, hat den Anstoß bei den Scharfmachern erregt. Die„Allgemeine Tapeziererzeitung"»nacht den Kohl noch durch folgenden Zusatz fett: „In jedem Räume des Getverkschaftshauses auf der„Iba" finden sich Tafeln und ausgelegte Schriften, die oft unter grober mächtigte, daß die Direktion zu einer durchgreifenden Aenderung dieses und des nicht minder kunst- und geistverlassenen PodbielSki-Bahnhofes schreiten muß., ab. Mvsik. Den t sch e s Opernhaus C ha r I o t t c n b u r g: Die Jüdin, Operndichtung von Scribe. Musik von Halevy . Seit 1830 zeigte das öffentliche Leben Frankreichs wieder die große Gebärde des Historischen. Nun kam es für die Bühne darauf au, solche geschichtlichen Vorgänge zu wählen, zu denen sich aus der Gegenlvart leicht ein« Brücke analoger Beziehungen schlagen ließ. Und darauf verstand sich keiner so gut wie Scribe, dieser so industriell fruchtbare Lustspielautor, ohne den auch die-Opernkompo- nisten nicht auskommen tonisten. Man darf ri»hig behaupten, daß, wenn die sogenannte„Große" oder historische Oper ein natürliches Produkt jener Zeit war, Seribe seinen schöpfertschen Löwenanteil an ihr gehabt hat. Ohne Scribe, der die stärkste Witterung für Zeitumschwünge und Gcschmackstendenzen hatte, gäbe es vielleicht »oeder einen Au ver noch Meyerbecr. Und ohne Scribe hätte auch Froment Haleph keine.Jüdin" geschaffen. Der Stoff ist dem Zeit- alter der Hussiten - und Judenverfolgung in Deutschlaird ent- noinmen; dennoch steht er in einem gewissen Zusammenhai»g»nit der Judeuemanzipation im Frankreich des 13. Jahrhunderts. Scribe hat, wie in seinen Libretti zu Aubers Stummen von Portici und Meyerbeers Hugenotten und Propheten das historische Kolorit vorgearbeitet, und die Komponisten brauchten jener Linie nur liebe- voll nachzugehen, um nun ihrerseits auch die richtige mufikbistorischc „Stimmung" zu treffen. Schon in den ersten Akkorden Des Vor- spiels zur Jüdin ist dieser Charakter gegeben; und er beherrscht sortan einheitlich die ganze Musik. Erblicken wir die Vorzüge des Halevyschen Werkes gerade in der Noblesse und Einheit des Stils, nicht zum wenigsten in ihrer dramatischen Wirkung, die um so stärker sich äußert, als sie innerlich vom Komponisten empfunden wurde, so haben wir auch schon die Ursache seines ihm seit beinahe 80 Jahren treu gebliebenen Erfolges gekennzeichnet— eines wahrhaft künstlerischen Erfolges, dem selbst die nur auf elende Effekt- haschere» versessene Theatern früherer Jahrzehnte nichts zu rauben vermochte. Jetzt endlich hat uns daS Charlottenburger Opernhaus die Jüdin in ihrer ursprünglichen Form und Gestalt wiedergegeben. Nicht»»u» eine„Bearbeitui»g" handelt es sich da, sondern um eine Erschließung alles dessen,»vas bisher an Text und Musik unter- schlagen wurde. Man ist überrascht. Nun läßt sich eigentlich erst das Schauermärchen bornierter Kritikaster würdigen, nach deren für wahr hingenommenem Urteil Halevy nur lediglich auf grelle Kon- traste hmgearbeitet hätte— während doch das gerade Gegenteil besteht. Jetzt eisst ist man imstande, die dramatische, auf psycho- logische Motiviening abzielende Gewissenhaftigkeit und den Fleiß in der technischen Ausarbeitung des Werkes zu erkennen. Kapell- meister Eduard M ö r i k e hat uns hierfür nun durch seine Er- Neuerung der Jüdin vollauf Gelegenheit gegeben. Und der Tag der ersten Aufführung wird immerfort als ein Ereignis gelten müssen. Schon allein die pompöse dekorative Ausstattung des Werkes bildet eine Bildschau höchsten Ranges. Dies Konstanz (im ersten Akt) mit seiner zeitechten Architektonik, seinem ungeheuer lebensvollen Menschengeschwärme, seiner Prozession usw. ist schon an und für sich ein unvergleichliches Prunkstück modernster Bühnentechnik und
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