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Entstellung der Tatsachen für die Arbeiterberbände Reklame machen." Und sie fügt hinzu: Wenn die genannte Zeitschrift(Die Bauhütte") bei dieser Gelegenheit von einer sozialpolitischen Entgleisung der Ausstel- lungsleitung spricht, so ist der Ausdruck sehr milde gewählt. Mit den idealen Zwecken, welche eine solche Veranstaltung verfolgen soll, ist es schwerlich zu vereinen, wenn der sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Hetze in dieser Weise Vorschub geleistet wird." Derartige allgemeine Behauptungen in die Welt hinauszu- schleudern, ohne auch nur den Versuch eines Beweises zu machen, und dabei auch noch die Ausstellungsleitung in perfider Weise zu verdächtigen, ist einfach gewissenlos. Warum entrüsten diese scharf- macherisazen Pharisäer sich nicht über die einseitige Propaganda der Grundeigentümer und Hausbesitzer für ihre speziellen Jnter- essen auf derIba". Da liegen Agitationsbroschüren aus vom Preustiscyen Landesverband und vom Zentralverband der Haus- und Grundbesitzer Deutschlands  , die sich bemühen, das Wohnungs- elend in den Arbeitervierteln der Großstädte nach Kräften zu der- tuschen. Dafür hat weder dieBauhütte" noch dieAllgemeine Tapeziererzeitung" Augen. Der Behauptung, die Gewerkschaften hätten Tatsachen in ihren Aufklärungsschriften und Tafeln grob entstellt, muß ganz energisch widersprochen werden. Es ist nur zu wünschen, daß sich die Unter- nchmer bei allen ihren Statistiken so streng an die Wahrheit halten, wie das bei den Gewerkschaften Prinzip ist. Doch die kleinen Kläffer können das von objektiv urteilenden Menschen anerkannte große Verdienst, das sich die Gewerkschaften mit ihrer Ausstellung erworben haben, nicht herabwürdigen. Sie kommen zwar mit ihren Scharfmachereien, doch sie kommen zu spät. Die Firma Reichstem in Brandenburg   a. H., welche ca. 2000 Arbeiter ausgesperrt hat, sucht durch Inserat in derBerliner Morgenpost  " und vielleicht auch in anddren Blättern 2000 Arbeiter jeder Prosession, vor allem Sattler, Korbmacher und Schlosser. Diese Arbeitswilligen denn um solche handelt es sich sollen sich vom Montag, den 15., an in Berlin  , in der Dessauer Str. 17 im Laden von 8)4 bis 11H Uhr vormittags melden. Wir appellieren an das Solidaritätsgefühl der Arbeiterschaft und ersuchen, die angebotene Arbeit nicht anzunehmen, da dieses gleichbedeutend mit Streikbruch ist. Deutscher   Metallarbciter-Verband. Bezirksleitung. Ein christlicher Reinfall. Die christlicheKcram- und Steinarbeiter-Zeitung", die in Köln  herausgegeben wird, hat einen schönen Reinfall zu buchen. Sie bringt in der Nummer 37 einen geharnischten Artikel gegen den Steinarbeiter" mit der Ueberschrift:Eine Gewerkschaft init dem Januskopf". Veranlassung dazu bot der Nekrolog, den derSteinarbeitcr" Bebel widmete. DemSteinarbeiter" wird vorgeworfen, daß die betreffende Nummer vom 16. August in zwei Ausgaben erschienen sei. Die eine Stummer mit Bebels Nekrolog sei für die Mitglieder bestimmt gewesen, die in den roten Gebieten wohnten, während die andere AuS- gäbe mit einem ArtikelWahrt und stärkt Eure Menschenrechte" für jene Gebiete bestimmt gewesen sei. in denen auch christliche Mitglieder in Frage kämen. Das Blatt trpibt nun für den freien Verband in ungewollter Weise noch Agitation, indem es die beiden Ausgaben vomSteinarbeiter", wenigstens die erste Seite reprodu- zieren ließ, um den staunenden Christenmenschen verkünden zu können, daß wirklich mit Berechnung zwei Ausgaben hergestellt wurden. In der Wut, den Gegner zu bekämpfen, kann sich jenes Blatt absolut keinen Vers machcn.�w a ru m zwei Ausgaben erschienen sind. TerSteinarbeiter" wird,' wie die meisten Gewerkschaftsblätter, Mittwochs gedruckt. Nun traf am 13. August nachmittags gegen 3 Uhr, eben an einem Mittwoch, aus der Schweiz   die schmerzliche -Kunde vom Tode Bebel sein. VomSteinarbeiter" waren bereits 10 000 Exemplare gedruckt; der Redakteur, Genosse Staudinger, ließ sofort den Weiter d-ruck in« h i b i e r e n und schrieb einen Nekrolog, der dann in derrest« I i ch e n Auslage(27 000 Exemplare) noch erscheinen k o n n le. Diesen einfachen Vorgang kann oder will sich anscheinend die Redaktion des christlichen Blattes nicht erklären, und so das Unter den Mitwirkenden stehen natürlich die Vertreter der beiden Hauptpartien, nämlich der Recha und des Eleazar, im Brenn- Punkt. Melanie Kurt   gab der Jüdin kraft ihres pastosen Stimm- klangs und ihres verinnerlichten Spiels einen packenden Ausdruck. Angenehm berührte diesmal Heinz Arensen. Was er an leiden- schaftlicher Dramatik vermiffen ließ, machte er wett durch eine judenechte Erscheinung, zu der sich eine schmerzliche Innigkeit des Gefühls gesellte. Carl Braun, Kardinal Brogm, brachte wohl seines Bossss Tiefe, weniger freilich das rein Gesangliche seiner Partie zur Geltung. Emmy Zimmermann findet sich mit einigem Widerstreben mit Eudora, einer Partie für ausgesprochene Koloratursängerinnen, ganz leidlich ab. Den Leopold sang ein neuer Tenor: Paul Hansen recht geschickt; als Darsteller fehlt es ihm noch beträchtlich an Spiel. Alles in allem nahm man aber einen großen Eindruck von dem Werke mit, das berufen erscheint, künftighin das Repertoir des Hauses zu beherrschen. elc. Notizeu. Wintergarten. Das einzige Variete, daS uns der Kino noch übrig ließ, hat ein famoses Eröffnungsprogramm für den September. Sehr gute Tanznummern: eine(Vera Maxwell) in wundervoller Ausmachung, Leistungen gut, aber am heften ein hervorragender Austritt, die andere erstklassig(Dubegue) und die dritte am besten: parodistisch. Wie da ein Kerl(Watts) die Desmond nachäfft, man kann die modernen Tänze, die aus dem Kopf kommen, statt aus den Beinen, nicht besser verhöhnen. Mit weißen, zu großen Handschuhen und einem Gezappel...! Dann die Pawlowa: Ballettröckchen, falsche Grazie, eine Süßlichkeit man mag von ihr entzückt sein, böse wird man Mr. Watts nicht werden. Dann gibt es eine Tiernummer, die seit langem das beste auf diesem oft mißhandelten Gebiete ist. Endlich einmal ein Seelöwe, der nicht Pferdebahnbilletts knipsen kann, sondern der das tut, was ein Seehund eben zu tun hat: zu tauchen. Und zwar taucht daS graziöse Tier(es ist nur im Wasser, seinem Element) graziös in ein gläsernes Becken, zusammen mit den scblanken Körpern dreier Jungens, iind sie vergnügen sich alle vier trefflich da unten...(Rekord: 4 Minuten 37 Sekunden!) Und wenn man sich noch d,e vorzügliche Boganny-Truppe an- gesehen hat, hinter deren Arbeit mehr Kopf steckt als man zu ahnen vermag und gleich nach den Flying Martin? fortgeht(die mit einem fabelhaften Trick, der das Publikum aufschreien macht, ihre Leistungen am Reck beschlicßen), so vermeidet man dasMeißner Porzellan" eine Scheußlichkeit, die sich ein so erstklassiges Variete, wie es der Wintergarten ist, abgewöhnen sollte... tu. K u n st ch r o n i k. In der Großen Berliner   Kunst- ausstellung 1913 am Lehrter Bahnhof   ist der 14. September der letzte billige Sonntag. Eintrittspreis von nachmittags 2 Uhr ab 25 Pf.. x. Der längste Roman der W elt. In diesem Jahre kommt der letzte Band eines Romans von K-iong Te Botin heraus, der zu den größten Autoren Japans   gehörte und im Jahre 1897 ge- starben ist. Die erste Lieferung des Romans erschien im Jahre 1362, der Schlußband ist Band 106 des RomanS. Jeder Band besteht aus 1000 Seiten, der Roman umfaßt 3180 000 Druckzeilen gleich 96174 000 Silben. Den Inhalt kann man nicht angeben, weil kein Mensch je ihn vollständig gelesen hat. Der Erreger der Kinderlähmung entdeckt. Der Japaner Noguchi, der eben erst den Erreger der Tollwut ent> deckte, hat mit dem Arzte Simon Flexncr den Erreger der epidemi  - schen Kinderlähmung festgestellt. Es ist beiden gelungen, aus dem Gewebe des Zentralnervensystems von kranken Menschen und Affen den Erreger zu züchten. Eine bedeutungsvolle Entdeckung! dumme Geschwätz über eine Gewerkschaft mit dem JanuSkopf. Da die erste Ausgabe in so bedeutender Höhe schon gedruckt war, so wurde sie natürlich nicht zu Makulatur verwendet, sondern mit der Bebelnummer versandt, sodaß jede Zahlstelle die zwei Ausgaben erhielt. Der Redakteur an diesem christlichen Blatt, Herr Fromm, hat mit seinen journalistischen Leistungen wirklich Pech. Erst kürzlich wurde er wegen verleumderischer Beleidigung der.Steinarbeiter"- Redaktion zu 300 M. Geldstrafe verurteilt. Herr Fromm hat nun Berufung eingelegt und in der Oeffentlichkeit verkündet, daß er seinerzeit verreist war und den Artikel nicht geschrieben hätte. Daß Fromm unbeschwert durch journalistische Kentnisse nur darauf los schreibt, geht am besten aus seinem Artikel über die zwei Aus- gaben deS.Steinarbeiter" hervor; ein halbwegs mit den Verhält- nisten vertrauter Mensch muß wissen, daß in der Presse eine Praxis, wie die vom.Steinarbeiter" geübte aus Anlässen wie dem gegebenen fast allgemein üblich ist. fsluslanck. Achtung, Buchbinder! In der größten Buchbinderei Londons  , der Firma I. Burn u. Co. in Kirby-London  , sind etwa 200 Arbeiter und 300 Arbeiterinnen in den Streik getreten, weil die Firma ihre Arbeiten in Filialbetriebe in Esher   und Surray zu dirigieren der- suchte, um sie dort von jugendlichen Arbeitern und Arbeiterinnen bei billigeren Arbeitslöhnen herstellen zu lassen. Wir machen auf diesen Streik aufmerksam und warnen alle Buchbinder und Buchbindereiarbeilerinnen davor, Arbeit nach London  anzunehmen. Auch auf etwa austauchende Streikarbeit der Firma I. Burn u. Co. in London   bitten wir zu achten. Deutscher Buchbinderverband. Hus der partei. Eine politische Aktion der Sozialisten Südamerikas  . Das zunehmende Streben der Bereinigten Staaten nach Ausdehnung ihres Machtbereichs über immer weitere Gebiete des lateinischen Amerika  , wie es in der Absprengung des Staates Panama   von den Vereinigten Staaten von Columbia, in der Unterwerfung Nicaraguas   unter die Macht der Newyorker Hoch- finanz, neuerdings namentlich in der wachsenden Neigung zur Einmischung in die zerrütteten Zustände Mexikos   zum Ausdruck kommt, hat in weiten Kreisen der romanischen Republiken starke Beunruhigung hervorgerufen. Man fürchtet, wenn keine direkte Eroberung, so doch die allmähliche wirtschaftliche und politische Unterwerfung unter die Jnter- essen einer weitcntfernten stammesfremden Macht. Auch die So- z i a l i st e n, namentlich die in Argentinien  , dem am stärksten aufftrebenden spanisch-amerikanischen Gemeinwesen, widmen dieser Frage große Aufmerksamkeit. Auf dem Boden der internationalen Solidarität vertreten sie daS Recht der einzelnen Völker zur Aufrechterhaltung ihrer nationalen Eigenart und selbständigen Wah- rung ihrer besonderen Jntereffen. In dem großen Tageblatt der argentinischen Partei, derVanguardia  ", nimmt Genosse Dr. Estebram G i m e n e z Stellung zu den verfahrenen Zuständen der mittel« amerikanischen Republiken, desHerdeS" der geplanten diplo- matischenVerschwörung". AlleS ist dort geheimnisvoll, außer- ordentlich gewaltsam. Die Empörung ist der herrschende Zu- stand. Fast immer sind sie unter der Herrschaft von Satrapen schlimmster Sorte. Die Profite der Regierungen aus der Ausübung der Gewalt müssen beträchtlich sein, denn die Bandenchefs setzen Himmel und Hölle in Be« wegung, um Herren des Landes zu werden. Sie finden immer Kapital zur Führung von Feldzügen wie der des Generals Castro, früherem Diktators von Venezuela. Au« der Tätig- keit dieser Oligarchien kann nur der Bankrott, die Auflösung jeder Nationalität hervorgehen. Wir müssen daher die Elemente vor- bereiten, die die Selbständigkeit der verschiedenen nationalen Gruppen sichern sollen. Indem wir einen Zustand der Ordnung, der Frei- heit und des Fortschritts schaffen, der jede fremde Einmischung aus- schlösse. Zu diesem Zwecke schlägt Gimenez die schon lange erörterte Ein- berufung eines südamerikanische» Sozialistenkongresses vor, der neben der Frage der nationalen Unabhängigkeit auch die Arbeiterfragen: Lohn, Arbeitszeit usw., behandeln und zugleich die Grundlag« eines engeren Zusammenarbeitens der Partei der ver- schieden«» Staaten legen solle. Die Voraussetzungen derartigen Zusammenwirkens sind vorhanden. Bestehen doch schon enge Be- Ziehungen dieser Art. So haben die Genossen in Chile   und Peru  , als die Bourgeoisie beider Länder zum Kriege steuerte, eine energische gemeinsame Friedensaktion entfaltet. Und mit den Par- teien von Argentinien   und Uruguay   stehen sie gleichfalls in immer enger werdender Fühlung. Da Argentinien   zur Feier seiner hundertjährigen Unabhängigkeit im Jahre 1916 alle Regie- rungen der Welt einladen will, wäre das ein geeigneter Anlaß, auch die Vertreter des südamerikanischen Proletariats zu ver- sammeln. Da auch in Brasilien  , Kuba   usw. die Parteigenossen diesen Fragen großes Interesse entgegenbringen, dürfte die Ein- leitung eines gemeinsamen Vorgehens nicht mehr allzulange auf sich warten lassen. Wünschen wir, daß es ihnen gelinge, durch Schaffung halbwegs menschlicher politischer und sozialer Zustände, namentlich in den an die Vereinigten Staaten   angrenzenden Ländern, die Voraussetzungen einer möglichen dauernden Unab- hängigkeit zu schaffen._ Polizeilichts, ßerichtUcbcs ufw. Preßprozeß. Als der wegen seiner wiederholt erwähnten Skandalaffären aus städtischen Diensten entlassene ehemalige Beigeordnete und Polizei- dezernent Karl Pfeiffer in Elberfeld   sich in Köln   a. Rh. als Rechtsanwalt niederließ, schrieb unser Elberfelder Parteiblatt, daß sich der Anwaltsstand zu diesem neuen Zuwachs gratulieren könne. Dadurch fühlte sich Pfeiffer beleidigt und' verklagte den damaligen Verantwortlichen derFreien Presse", Genossen Oskar Hoffmann, und verlangle außer der Bestrafung noch 500 Mark Buße. Darauf meinte dann dieFreie Presse", daß es unbillig sei, wenn sie 500 M. blechen müsse für da« Kompliment, daß Herr Pfeiffer eine Zierde des AnwaltSstandes sei. Sie stehe gar nicht an, diese Bezeichnung hiermit feierlichst zurückzunehmen. Darauf folgte dann wieder eine Klage und zwar gegen den anderen Verantwortlichen, Genossen O u i tz a u. Der Prozeß gegen Hoff- mann hatte den Erfolg, daß dieser zu 100 M. Geldstrafe ver- urteilt wurde. Die 500 M. Buße sprach daS Gericht Herrn Pfeiffer nicht zu. Die zweite Klage endete am Freitag vor dem Elberfelder Amtsgericht damit, daß auch Genosse Ouitzau noch 100 M. Strafe zudiktiert erhielt._ Staatsaktion in Magdeburg  . Auf Veranlassung des Untersuchungsrichter« in Elberfeld  wurde am Sonnabend bei der Buchhandlung derVolksstimme" in Magdeburg   die Druckschrift:Wer will unter die Sol- baten?" in 64 Exemplaren beschlagnahmt. Soziales. Bon der praktischen Arbeit in den Gemeinden. Seit Jahr und Tag müht sich die Reichsverbandspresse um den Nachweis, daß die Erwählung einer sozialdemokratischen Mehrheit für eine Gemeinde mindestens den sicheren Untergang bedeute. Man weih, daß sich bürgerliche Kommunalmehrheiten in Verbindung mit Regierungsorganen zur Verhinderung eine? solchenUnglücks" mit den verwerflichsten Mitteln immer wieder zusämmengetan haben. Beinahe täglich haben wir uns irgendwo mit den Schauermärchen über sozialdemokratische Untaten etwa in Mühlhausen   oder in Gera  , in Offenbach   oder in Milwaukee herumzuschlagen. Alle Richtig» stellungen, die gelegentlich in unserer Presse erschienen, blieben unbeachtet oder boten nur neuen Anlaß, alte Lügen mit eiserner Stirne zu wiederholen. Selbst gerichtliche Urteile gegen einzelne Verleumder brachten die Verleumdung selbst nicht zum Schweigen. In der Widerlegung der falschen Nachrichten dürfen wir indessen nicht müde werden: steter Tropfen höhlt den Stein. Sicherlich um so leichter und rascher, wenn ihr ein so überwältigendes Tatsachen- Material zugrunde liegt. DieKommunale Praxis" bringt in ihrer Parteitagsnummer eine solche Tatsachenzusammenstellung, eine Schilderung der Tätig- leit sozialdemokratischer Mehrheften in den Vertretungskörper- schaften deutscher und ausländischer Gemeinden. Wenn auch, wie es in einer einführenden Notiz heißt, aus Rücksicht auf den zur Verfügung stehenden Raum diesmal die Betrachtung der inter  » essanten Vorgänge in französischen, schweizerischen und italienischen Gemeinden mit sozialdemokratischen Mehrheiten ausgeschieden wer- den mußte, so ist doch aus den deutschen   Einzelstaaten und aus Nordamerika   ein Material zusammengetragen worden, das uns in allen kommenden kommunalen Kämpfen die wertvollsten Dienste leisten kann. Hier wird dargetan, wie sich namentlich manche staatlichen Auf- sichtsbehörden nicht schämen, immer neue Schwierigkeiten, oft unter direkter Verletzung von Recht und Gerechtigkeit, unseren Vertretern in den Weg zu rollen, wie bürgerliche Gegner, nicht zufrieden mit dem Vorsprung, den ihnen die ungerechten Wahlrechte in den Ge- meinden verleihen, nicht etwa nur loyalen Widerstand leisten, was ihr gutes Recht ist, sondern zu direkten Gewaltmitteln ihre Zu- flucht nehmen: wir sehen aber auch, wie dennoch trotz alledem die Sozialdemokratie schließlich die schwersten Hindernisse siegreich überwindet. Einfache Arbeiter, ungeübt in der Verwaltung größerer Gemeinwesen, belastet mit der schweren Sorge um ihren eigenen Lebensunterhalt, ohne den kräftigen Rückhalt, den ihnen im größe- ren Verbände die Wucht gewaltiger Wählermaffen zu verleihen vermag, auf einsamem Posten stehend, haben in der Tat schlechthin Großartiges geleistet und den Beweis erbracht, daß sie voll Hin- gebung und Treue in den Dienst des allgemeinen Wohles zu treten geneigt und geeignet sind. Die Dokumente, die diesmal die Parteitagsnummer der Kommunalen Praxis" zusammengetragen hat, liefern so auch einen wertvollen Beitrag zu unserer Parteigeschichte. Bestel- lungen und Abonnements nehmen alle Buchhändler und Kolpor» teure entgegen, dort sind auch einzeln« Hefte dieser Nummer zu haben. Namentlich unsere Vereinsbibliotheken sollten sich die Ge- legenheit einer wertvollen Bereicherung ihrer Bestände nicht entgehen lassen._ Reichswohnunzskommission. Noch in diesem Jahr« wird nach der Meldung einer politischen Korrespondenz auf Veranlassung der Reichsregierung eine Kom- Mission zusammentreten, die sich mit einer Reihe von Fragen be» schästigen soll, welche mit der Wohnungsnot im Zusammenhang stehen. Die Aufgaben der Kommission bestehen nach der Meldung der Korrespondenz darin, durch Vernehmung von Sachverständigen im kontradiktorischen Verfahren die wirtschaftlichen und rechtlichen Grundlagen unseres Realkreditsystems sowie das Schätzungs- und Beleihungswesen der zu Wohnzwecken verwendeten Grundstücke zu prüfen, wobei besondere Rücksicht auf die Bedürfnisse des Kleinwoh- nungsbaues zu nehmen ist. Die etwa festgestellten Mängel, die sich durch die Verhandlungen ergeben würden, dürften dann zur Prüfung der Frage führen, ob und in welcher Weise sie sich durch reichsgesetzliche Maßnahmen beseitigen lassen bzw. in welcher Weise sie seitens der einzelnen Bundesstaaten abgestellt werden könnten. Im engen Zusammenhang mit der Wohnungsfrage steht auch die Prüfung der Angelegenheit, ob im Kaiserlich«tatfftischen Amte eine besondere Abteilung für Wohnungsstatistik zu schaffen ist. welche sich mit regelmäßigen Veröffentlichungen befaßt, die sich über die Ergebnisse der Wohnungsaussicht sowie auf eine Uebersicht über die Lage des Boden-, Bau- und WohnungSmarkteS in den einzelnen Bundesstaaten verbreitet. Weiter schweben Verhandlungen über die Frage des Ausbaues einer Bürgschaft des Reichs und der Ein,el. staaten über zweite Hypotheken zur Besserung der Verhältnisse gemeinnützigen Wohnungswesens. Hierbei dürfte der Gedanie maßgebend sein, daß di« Rcichsregierung, wenn sie ihrerseits auch Mittel für di« Beschaffung der zweiten Hypotheken nicht zur Ver- fügung stellen und auch keine Bürgschaft dafür übernehmen könnte. jedenfalls die Aufgabe hat, zu untersuchen, ob und wieweit di« zivil. rechtlichen Grundlagen für das Hypothekemvesen einer Besserung bedürsen. Verhandlungen mit den Versicherungsanstalten über die Bürgschaft für zweite Hypotheken haben bereits stattgefunden. In der Reichslagskommission wurde seinerzeit besonders betont, daß die Unterstützung des Reichs bei der Förderung des Wohnungs- Wesens durch eine Bürgschaftsübernahme auch Privatunternehmern zugute kommen könnte, wodurch eine Erweiterung der Fürsorge in dieser Hinsicht über die Kreise der Genossenschaften hinaus er- möglicht würde. SericKts- Leitung. Tie Bluttat des Hourosexuelleu. Das Schwurgericht des Landgerichts I   wird sich in der ersten Tagung nach den Gerichtsferien am 22. und 23. d. Mts. mit der Bluttat des Tieners Joseph Ritter zu beschästigen haben, der am Pfingstsonnabend den 13jährigen Knaben Otto Klahn auf so entsetzliche Weise hingemordet und zerstückelt hat. Wie noch erinnerlich, fand am 11. Mai ein Schutzmann in der Bedürfnisanstalt Kaiserallee  , Ecke Meier-Otto-Straße, ein Paket, in welchem zwei menschliche Beine enchalten waren. Am Abend desselben Tages wurde in der Vorhalle zum Pots- damer Bahnhof der zu den Beinen gehörige Oberkörper ge. lunden. Es handelte sich um einen ermordeten Knaben. In der Seltenrocktasche des Toten fand man u. a. eine Bücher- karte der städtischen Volksbibliothek auf den Namen Otto Älähn, Stein metzstraße 46. Es konnte auf diese Weise die Identität des Toten bald festgestellt weredn. Ter Knabe ver- sah nachmittags Laufburschendienste in dem Kolonialwaren- geschäft von Scholz in der Lützowstraße 52 und hatte, wie nach dreitägigen Nachforschungen ermittelt wurde, am 10. Mai in die Behausung des Dieners Ritter, wie das häufiger ge- schah, mehrere Flaschen Bier gebracht hatte. Ritter   stand als Tiener und Koch im Dienste zweier angesehener Brüder in der Hohenzollernstraße, die zu jener Zelt auf Reisen sich be- fanden. Weitere Nachforschungen ergaben, daß Ritter in bezug auf das Geschlechtsleben abnorm veranlagt ist und sich viel in den Kreisen der Leute bewegte, die unter den ß 175 des Strafgesetzbuches fallen. Ta dann auch die Handlung er­mittelt werden konnte, in welcher das zum Einwickeln der Leichenteile benutzte Packpapier gekauft worden war. so zog sich das Netz der Verdachtsmomente derartig zusammen, daß schon drei Tage nach der Tat der Tiener Ritter als der Täter in Hast genommen werden konnte. Ritter ist von An- fang an geständig gewesen, behauptet aber, den Knaben ohne Ueberlegung getötet zu haben. Er hat in zahlreichen Ver- nehmungen in aller Ausführlichkeit geschildert, wie er durch seine widernatürlichen Neigungen dazu getrieben worden sei, immer wieder Männer- und Knabenfreundschaften anzu- knüpfen. Der Otto Klähn sei bei den geschäftlichen Besuchen immer sehr zutraulich gewesen, und er habe ihn oft durch Trinkgeld belohnt. Nach der Behauptung des Angeklagten