Rechtsdrehung 90°Linksdrehung 90°
 100%
 100%
 0%
 0%
 0%
 
Einzelbild herunterladen
 

kartelle sowie in den Bildung-nusschuß sollen abordnen können. Zluch der weitere Redner M i m i o l a» Zürich verlangte, daß die Parteigenossen ihre jugendlichen Söhne und Töchter der sozial- demokratischen Jugendorganisation zuführen und nicht bürger- lichen Jugendvereinen, in denen sie zu gelben Arbeitern und Streik- blechern erzogen werden. Nachdem alle Wänderungsanträge abgelehnt wurden, gelangt die vereinbarte Resolution einstimmig zur Annahme. Es spricht dann der Gewerkschaftssekretär des Gewerischafts- bundes, H u g g l e r, über Förderung der gewerkschaftlichen Arbeitslosenversicherung. Der Referent geht zunächst auf die Ursachen der Krisen ein und auf die Folgen, unier denen außer der Arbeiterschaft auch noch viele anders weite Volksschichten leiden. Da von den herrschenden Klassen für die Arbeitslosenfürsorge' nicht viel zu erwarten ist, erscheint die gewerkschaftliche Arbeitslosenfürsorge als eine Ein- richtung von der höchsten Bedeutung. Ihrer Arbeitslosenversiche- rung verdanken z. B. die Buchdrucker und Lithographen in der Hauptsache ihre großen Fortschritte und Erfolge. Dorum müssen sich auch die Gewerkschaften, die die Arbeitslosenversicherung noch nicht haben, mit deren Einführung beschäftigen. Daneben sollen trotzdem die Arbeitervertreter in Gemeinden und Staat auf Maß- nahmen zur Arbeitslosenfürsorge hinwirken. Für die Sub- ventionierung der gewerkschaftlichen Arbeitslosenversicherung durch Gemeinde und Staat tritt bekanntlich auch der thurgauische Rc- gierungsrat Dr. Hofmann ein. Mit dieser Hilfe könnten die Ge- werkschaften eine höhere Arbeitslosenunterstützung ihren Mit- gliedern zahlen. Auch ist dann die Gefahr für den Mißbrauch der Arbeitslosenunterstützung und die Förderung der Ar- beitsscheu nicht groß. Dagegen ist nicht zu übersehen, daß durch kommunal« und staatliche Arbeitslosenfürsorge manche Arbeiter von dem Anschluß an die Gewerkschaften abgehalten werden könnten. Jedenfalls ist für alle Beteiligten das Genter System das zweckmäßigste. Daneben sollen Gemeinde und Staat in Zeiten außerordentlich großer Arbeitslosigkeit besondere Für- sorgemaßnahmen treffen. Dann behandelte der Referent kurz die Arbeitsvermittlung, und zwar an Hand einer bezüg- lichen Sonderschrift des Schweizerischen Metallarbeiterverbandes, die zu dem Schlüsse kommt, den kommunalen Arbeitsnachweis zu empfehlen, da der gewerkschaftliche Arbeitsnachweis nicht jene große Bedeutung besitzt, die ihm vielfach in gewerkschaftlichen Kreisen beigelegt wird. Schließlich empfahl der Referent die von ihm vorgelegten Thesen, namentlich im Sinne der Anregung jener Gewerkschaften, welche die Arbeitslosenversicherung noch nicht haben, zu deren Einführung. Metallarbeitersekvetär Stahl«-Bern unterstützte den Re- ferenten mit den guten Erfahrungen, welche der Metallarbeiter- verband mit der Arbeitslosenunterstützung und mit seinen Unter- stützungseinrichtungen gemacht hat. Stadtrat P f i si g er- Zürich machte. Mitteilungen über das Projekt der Einführung der Arbeitslosenversicherung in Zürich . Der Stadtrat sieht eine städtifche Arbeitslosenversicherung tnit nach Lohnklassen abgestuften Beiträgen und Unterstützungen und einem Beitrag von 50 000 Frank pro Jahr aus der Stadtkasse, ferner die Subventionierung der Gewerkschaften bis zu 100 Proz. ihrer Unterstützung und zwei Drittel des Lohnes vor. Malerverbandspräsident Stau de- Zürich will da» Haupt- gewicht der Gewerkschaft auf die Verbesserung der Arbeits, und Lohnverhältniss« legen und die Sorge für die Arbeitslosen dem Staat und der Gemeinde überlassen, die dazu verpflichtet sind. Gegen Staude wandt« sich ganz entschieden Greulich, der auch feststellte, daß die belgische Gewerkschaftsbewegung, namentlich in Gent , einen befriedigenden Stand hat. Die ge« werkschaftliche, Arbeitslosenversicherung ist der kommunalen oder staatlichen vorzuziehen. Im übrigen unterstützt er die Anträge des Referenten. In der weiteren Diskussion stellte Pflüger fest, daß in Bel- gien 134 000 Arbeiter freigewerkschaftlich und 30 000 christlich or- ßanifiert sind. Er wies auch auf die staatliche Subventionierung in Dänemark hin und bezeichnete die gewerkschaftliche Arbeitslosen. Versicherung als die Schrittmacherin für Gemeinde und Staat auf diesem Gebiete. Typographiasekretär S ch l u m p f- Bern warnt zur Vorsicht gegenüber der Inanspruchnahme staatlicher oder kommunaler Sub- ventionierung. Nach dem Schlußwort H u g g l e r s wurde die Resolution mit allen gegen eine Stimme angenommen. Als weitere neue Gäste wurden im Laufe des heutigen Vor- mittags gemeldet: H u g g i- Lausanne vom romanischen Typo- graphenbund, B a r r i o- Madrid(für die spanische Gewerkschafts» zentrale) und U e y t e rv ew e r- Belgien vom belgischen Ge» mcinde- und Staatsarbeiterverband. Hier wird abgebrochen. Parteitag der deutschen Sozialdemokratie. (Schluß aus der 2. Beilage.) Scheidemann : Genosse Liebknecht hat die Genossin Luxemburg noch übertrumpft. Sie hielt mich für einen ganz unwissenden Menschen, er aber sagte, ich sei ein ganz boshaftes Luder.(Heiterkeit.) Er will in mein Inneres geschaut und gesehen haben, daß ich innerlich ein Gegner des Massenstreiks bin. Ich bin aber nur ein Gegner unzeitgemäßer Redereien über den Massenstreik. Ich stimme ganz mit Frank überein: Wir werden das gleiche Wahlrecht bekommen »der den Massenstreik.(Sehr richtig!) Ich gehe noch weiter. Der Massenstreik ist für uns nicht nur Ehrensache, sondern eine gebiete- rische politische Notwendigkeit. Das steht deutlich in unserer Re- solution drin. Die Resolution 100 setzt im Eingang breitspurig auseinander, was früher schon in besserer Form beschlossen worden ist. Sie unterscheidet sich von den Resolutionen von Jena und Mannheim nur dadurch, daß sie den Parteivorstand und die Ge- neralkommission als Faktoren bei der Prokkamierung des Massen- streiks ausschaltet. Damit beweist sie deutlich, daß es auf die In- szenierung wilder Streiks und eine syndikalistifche Aktion hinaus- kommen soll.(Ledebour: Verdrehung.) Ja, Parteigenossen, wenn das nicht so gemeint ist, dann hat die Streichung des Parteivor- standes in der Jenenser Resolution überhaupt keinen Sinn. Die Resolution Luxemburg ist für diejenigen, die unsere alte bewährte Taktik weiter verfolgen wollen, absolut unannehmbar. lLebhafte Zustimmung.) Unsere Resolution sagt ganz deutlich, daß der Massenstreik nicht nur Angriffe auf bestehende Volksrechte ab- wehren, sondern auch neue Volksrechte erobern soll. Sie betont, daß zu diesem Zweck ein unausgesetzter Kampf gegen das Klassen- wahlunrecht notwendig ist, und der vierte Satz kann nur von den- jenigen bestritten werden, die putschistische Neigungen haben. Die Verwahrung gegen unüberlegte Streiks war angesichts der jüngsten Erörterungeip durchaus notwendig. Auch die Betonung der voll- kommenen Einigkeit aller Organisationen der Arbeiterbewegung als Voraussetzung des Massenstreiks muß unter allen Umständen auftecht erhalten werden. Mit der vorgeschlagenen Resolution des Parteivorstandes wird der Parteitag der gegenwärtigen Situation gerecht. Es kann jeder für sie stimmen, dem es ernst damit ist, im gegebenen Augenblick zur Waffe des Generalstreiks zu greifen. Es rann gar keine Rede davon sein, daß die Resolution bremst. Sie bestätigt vielmehr unsere Kampfentschlossenheit. Nun ist gesogt worden: wir brauchen eine neue Taktik, um die Massen mehr in Bewegung zu setzen Diesem Wunsch wird j«frer Parteigenosse freudig zustimmen. Aber durch bloße Redens- arten und Leitartikel werden die Massen nicht in Bewegung gesetzt, sondern nur durch Tatsachen, die Ihnen an die Nieren gehen.(Lebhafte Zustimmung.) Kurz bevor ich in den Saal trat, wurde mir eine Nummer der BremerBürgerzeitung" in die Hand gedrückt, in der gefordert wird, daß wir im Reichstag auf- reizende Reden halten und stärkere Töne anschlagen sollen. Diese Mahnung kann an Ledebour, Liebknecht und mich wohl kaum ge- richtet sein.(Heiterkeit.) Soweit ich meine Bescheidenheit über- winden kann, werde ich mir Mühe geben, entsprechend der Situ- ation auch weitergehende Wünsche zu befriedigen. Auch Sie sollten sich das zur Notiz nehmen, Genosse Liebknecht !(Große Heiterkeit.) Wir wollen alles tun, um die Massen in Bewegung zu bringen und zu erhalten. Aber ich will hier einen Satz von K a u t s k y zitieren:Ein gesunder Organismus kann nicht in ununter- brochener Erregung sein."(Sehr gut!) Das wollen wir uns ge- fälligst merken. Der Arbeiter will auch einmal schlafen, sich Frau und Kinder widmen und ruhig«ine Zeitung lesen. Wir haben das Volk monatelang in Erregung gehalten und es war gar kein Wunder, daß es dabei schließlich müde geworden ist. Wir wollen kein unüberlegtes Handeln, keine Politik der Nervosität. Wir sind uns unserer eigenen Kraft bewußt, kennen aber auch die Macht unserer Gegner. Wir wollen kein Spiel mit dem Feuer. Wir wollen unser Pulver trocken halten, damit in dem Augenblick, wo es ernst wird, wir unsere Schuldigkeit tun können. Ein jeder wird wünschen, daß die Partei vorankommt. Wer aber das will, kann mit gutem Gewissen der Resolution des Parteivorstandes zu- stimmen, hinter der alle bei Massenbewegungen in Betracht kömmenden Körperschaften des Proletariats stehen.(Beifall.) Es folgen persönliche Bemerkungen. Dr. Liebknecht: Ich habe nicht gesagt, daß die Massenstreik- debatte unzeitgemäß vom Zaun gebrochen ist. Ich habe darzulegen versucht, daß sie unumgänglich war und mit psychologischer Not- wendigkeit aus der ganzen Situation heraus zum Ausbruch kommen mußte. Ich habe aber bedauert, daß die Debatte in eine ungünstige Zeit, nämlich die wirtschaftliche Depression gefallen ist. Ich habe auch Scheidemann nicht als boshaftes Luder bezeichnet.(Heiter- keit.) Ich habe nur aus der Art seiner Ausführungen geschlossen, daß, obwohl sein Mund sich zum Generalstreik bekennt, sein Herz unterhalb der bewußten Schwelle den Generalstreik verwirft. Jetzt hat er aus der Schamade eine Fanfare gemacht, und ich kann meine Genugtuung darüber aussprechen.(Heiterer Beifall.) Ledebour: Scheidemann hat den Satz unserer Resolution: Der Massenstreik kann jedoch nicht auf Kommando von Partei- und Gewerkschaftsinstanzen künstlich herbeigeführt werden" ganz falsch ausgelegt. Seine Auslegung enthält einen schweren Vor- wurf gegen die Antragsteller, gegen den wir protestieren. Wir wollten mit dem Satz nur den Verdacht entkräften, als ob wir glaubten, daß ein Massenstreik künstlich herbeigeführt werden kann. Klara Zetkin : Ich habe nicht gesagt, nur das Mitgliedbuch trenne die Organisierten von den Unorganisierten. Ich habe viel- mehr erklärt, daß die Krisis den Beweis dafür liefere, daß nicht eine feste Mauer, sondern nur ein dünnes Blättchen Papier Or- ganisierte und Unorganisierte trennt, weil manche Organisierte im Handumdrehen durch die Notlage in Unorganisierte verwandelt wer- den. Ich hatte geglaubt, daß der Sinn meiner Ausführungen trotz der gebotenen Kürze ganz klar gewesen ist. Weder in Steglitz habe ich die Partei- und Gewerkschaftsbeamten irgendwie herunter- gesetzt, noch in der Versammlung in derNeuen Welt" mich ir- gendwie ungünstig über die Massen ausgesprochen. Wenn ich be- tonte, daß angesichts des Geredes von der revolutionären Waffe des Gebärstreiks die Durchdringung der Massen mit sozialistischer Er- kenntnis notwendig ist, so bin ich heute davon um so mehr über- zeugt, wo die Vertreter des Zentralverbandes der deutschen In- dustriellen beim sächsischen König ein Zuchthausgesetz gefordert haben und ihnen versprochen worden ist, man werde die Ziele des Zentralverbandes immer mit Tatkraft unterstützen. Schcidcmann: Ich habe bei dem, was ich zitierte, nicht an die Genossin Zetkin gedacht. Ich habe absichtlich keinen Namen ge- nannt, weil ich auf die ganzen Aeußerungen nur durch einen der letzten Debatteredner gekommen bin und während der Rede der Genossin Zetkin überhaupt nicht im Saal war. Wenn mir Lede- bour den Vorwurf gemacht hat, daß ich mir meine Angriffe auf die Resolution 100 bis zum Schlußwort aufgespart hätte, so irrt er sich. Als ich mein Referat hielt, lag diese Resolution noch gar nicht vor. Es folgt die Abstimmung über die Resolution 100. Sie ist auf Antrag Hoch und Genossen namentlich. Das Resultat der Abstim- mung wird das Bureau heute abend feststellen und morgen früh mitteilen. Nach der bisherigen nicht offiziellen Feststellung haben für diese Resolution 142 und gegen die Resolution 333 Delegierte gestimmt. Die weiteren Verhandlungen werden auf Mittwoch früh 3 Uhr vertagt. »* * Resolution zu Punkt 4: Arbeitslosenfürsorge. Die zurzeit herrschende und noch ansteigende ungewöhnlich große Arbeitslosigkeit erfordert schleunige Maßnahmen zur Linde- rung der Not der Arbeitslosen. In allen öffentlichen Körperschaften im Reiche, in den Einzel- staaten, in den Gemeinden ist deshalb auf die sofortige Ausführung noch unerledigter Arbeitsaufträge, auf planmäßig« Schaffung von Arbeitsgelegenheit zu tarifmäßigen Sätzen zu dringen. Von den Organisationen wird erwartet, daß sie durch Ver- anstaltung von Massenversammlungen das Wirken ihrer Vertreter in den Gemeinden und den Parlamenten nachdrücklich unterstützen. Da nun die ständige und periodisch stärker auftretende Ar- beitslosigkeit eine untrennbare Begleiterscheinung und Folge der kapitalistischen Produktionsweise ist, kann eine dauernde Hilfe für die von der Arbeitslosigkeit Betroffenen nur durch entsprechende Erweiterung der Sozialgesetzgebung erreicht werden. Die öffentlich-rechtliche Arbeitslosenversicherung kann voll- ständig nur durch die ReichSgesetzgebung herbeigeführt werden, auf der Grundlage, wie sie die auf dem achten Kongreß der GeWerk- schaften Deutschlands zu Dresden 1311 einstimmig angenommene Resolution� vorschlägt gemäß dem von der sozialdemokratischen Rcichstagsfraktion bei Eröffnung des Reichstages 1312 gestellten Antrage. Bis zur Verwirklichung der allgemeinen öffentlich-rechtlichen obligatorischen� Arbeitslosenversicherung ist daS System der Zahlung gemeindlicher Zuschüsse zu den gewerkschaftlichen Arbeits- loscnunterstützungen in den Gemeinden zu fordern. Zu diesem Zwecke muß überall die Heranziehung der Einzel- staaten zu den erforderlichen Zuschußleistungen verlangt werden. Die Förderung der öffentlich-rechtlichen Arbeitskoscnfürsorge ist nur möglich durch die tatkräftige Stärkung unserer politischen und gewerkschaftlichen Organisationen. Der Parteitag fordert da- her alle Arbeiter auf, sich diesen Organisationen anzuschließen. T i m in. ** * In dem gestrigen Parteitagsbericht ist in der Debatte über den Geschäftsbericht des Vorstandes durch ein Versehen die Wiedergabe der Ausführungen eines Redners unterblieben. Wir tragen sie im folgenden nach: Clajus-Berlin II: Am den Stillstand in der Organisation entgegenzutreten, ist es notwendig, daß wir uns mehr auf den eigentlichen Grund und Boden jeder Organisation zurückbegeben, das ist die Familie, das heißt, wir müssen die Frauen und die Jugend für unsere Ideen gewinnen, müssen versuchen, überall Einrichtungen zu treffen, welche geeignet sind, die Proletarier- flauen zum Sozialismus zu erziehen. Wenn der Mann im Be- freiungSkampf Unterstützung und Verständnis in der Familie findet, wird das der Organisation zum großen Nutzen gereichen, und solche Fälle, wo Kinder gegen ihren eigenen Vater Streik- bruch verüben, werden dann nicht mehr vorkommen. Als Mittel für Aufklärung der Frauen kommt in erster Linie die Einrich- tung von Fraucnleseabendcn und eine leichtverständliche Schreib- weise der Parteipresse in Betracht. Unser Hauptaugenmerk müssen wir auf die Jugendbewegung richten und nicht in letzter Linie auf die Jugend über 18 Jahre, wo im wahrsten Sinne des Wortes das gefährliche Alter beginnt. Da müssen wir energisch ein- greifen, Mittel bereitstellen und nicht den Spuren des Kassierers folgen, der da meint, man könne nicht allen Wünschen Rechnung tragen. Die erforderlichen Mittel werden reiche Früchte tragen: wer die Jugend und die Frauen gewinnt, der gewinnt die Zu- kunft._ Hiis der Partei. Unsere Toten. In Heidelberg starb in der Nacht zum Sonnabend ein alter Parteiveteran, der Genosse Fritz Lauber, im Alter von 75 Jahren. Seit 1877 war Lauber Mitglied der Partei, er gehörte zu denen, die mit unter dem Sozialistengesetz gekämpft haben. Von 18331839 gehörte Lauber dem Bürgerausschuß und von 1893 bis 1304 dem Stadtrat in Pforzheim an. Seit 1304 wohnte Lauber in Heidelberg , wo er auch Mitglied des Bürgerausschusses war. Die Partei verliert in Lauber einen pflichteifrigen Genossen. Gemcindewahlsieg. In Neuhammer, einem Orte im Oberlausitzer Wahlkreise Nothenburg-Hoyerswerda, beteiligten sich unsere Genossen erstmalig an der Gemeindevertreterwahl. Sie hatten den Erfolg zu ver- zeichnen, daß sowohl in der 3. A b t e i l u n g als auch in der 2. Ab- teilung je ein Sozialdemokrat gewählt wurde. Soziales. Internationale Ardeiterschutzkonferenz. In Bern tagt augenblicklich die Internationale Arbeiterschutz- konferenz, die sich mit gesetzlichen Vorschriften über das Verbot der industriellen Nachtarbeit jugendlicher Arbeiter und über den Arbeitstag von höchstens ze h n S t un d e n für die in der Industrie beschäftigten Frauen und jugendlichen Arbeiter befassen soll. Die Konferenz, auf der auch die deutsche Regierung vertreten ist, hat sich in zwei Kommissionen gruppiert, um die Vorschläge' einzeln genau zu prüfen. Die Forderungen auf Verkürzung der Arbeitszeit für Frauen und Jugendliche und Verbot der Nachtarbeit für jugendliche Arbeiter sind so alt und so wohlbegründet, daß die Staaten sich ohne längere Nach- Prüfung dafür aussprechen mußten. Die Arbeiterschutzgesetzgebung hat lange genug stillgestanden, so daß die jetzige Konferenz mit ihren Anregungen nur lange Versäumtes nachholen kann. Die drohende Krise mit der bereits eingetretenen starken Arbeitslosigkeit gibt hoffentlich besonderen Anlaß zu Entschlüssen über die gesetzliche Ein- schränkung von Frauen- und Kinderarbeit im Interesse der Be- schäftigung der Gesamtarbeiterschaft. Wohlfahrtscinrichtungcn. Der Packer Schulze klagte gestern vor dem Gewerbegerichl gegen die Handelsgesellschaft Deutscher Apotheker. Er forderte 21,70 M. Entschädigung für 5 Tage Urlaub. Die Vereinbarungen beim Eintritt waren so getroffen, daß jeder Arbeiter, der'/? Jahr im Betriebe ist, 3 Tage. und wer ein volles Jahr tätig ist, 5 Tage Urlaub zugesichert erhält. Erst nachträglich, so behauptet der Kläger , ist ein Passus eingefügt worden, daß der Anspruch nur besteht, wenn der Betreffende am Tage des Urlaubsantritts sich in ungekündigter Stellung befindet. Da- gegen war nirgends gesagt, daß lediglich der, wer am 1. Mai des laufenden Jahres auf eine einjährige Tätigkeit im Betriebe zurückblickt. Urlaub haben soll. Im vorliegenden Falle war der Kläger am 12. Juni 1312 eingetreten und glaubte 5 Tage Urlaub beanspruchen zu können. Diesen erbat er sich für die Tage vom 24. bis 28. Juni. Als er sich jedoch am 23. Juni den erforderlichen Schein holen wollte, wurde ihm gekündigt! Dieses nichts weniger als wohlwollende Ver- halten der beklagten Firma erfuhr noch eine ganz besondere Be- leuchtung dadurch, daß der Vertreter nicht einmal 3 Tag- zubilligen wollte, denn der Kläger habe sich ja in gekündigter Stellung befunden! So sehen Wohlsahriseinrichtungcn oftmals aus, wenn man sie bei Licht betrachtet. Das Gericht stellte sich mW Recht auf den Standpunkt, daß der Kläger Anspruch auf 5 Tage Urlaub hatte und verurteilte die Firma zur Zahlung der geforderten Summe. Ausfällig ist, daß dieselbe Firma in letzter Zert schon mehrfach Termine hatte, wo es sich darum handelte, daß Angestellte kurz bevor der Aussichtsrat zur Beschlußfassung über die zu gewährende Gratt- fikation zusammentrat, entlassen wurden. Jius Industrie und Kandel . Gcschöftspolitik. Die Information derPreß-Zcntrale", nach der die griechische Regierung beabsichtigt, nach der Aufnahme einer Anleihe in Frank- reich größere Schiffsbestcllungen in Deutschland zu machen, wird in der französischen Presse veröffentlicht und eifrig kommentiert. Die Mehrzahl der Zeitungen greift die griechische Regierung an und der Matin" erklärt rund heraus, daß es unter diesen Umständen un- wahrscheinlich sei, daß die Anleihe in Frankreich zustande kommen könne. Er schreibt: Es gibt in Frankreich nicht nur gutes Geld, sondern auch gute Schiffe und gute Kanonen. Diese drei Dinge gehören zusammen. Nimnit man das Geld in Frankreich , so mutz man auch die Schiffe und Kanonen aus Frank- reich nehmen. Zieht man es aber vor. sich nach Stettin um Schiffe zu wenden, so ist es angebracht, sich dort ebenfalls das Geld zu holen.__ Letzte Nachrichten. Eine Erklärung Huertas. New Avrk, 16. September. (W. T. B.) Nach einem Tele- gramm aus Mexiko erklärt Huerta in seiner Botschaft an den mexi- konischen 5tongreß, daß die Beziehungen zu der Oiegicrung der Ver- einigten Staaten, wenn auch nicht zum amerikanischen Volke, ge- spannt seien. Die Botschaft gibt der Hosfnung Ausdruck, daß die Verhandlungen, die noch nicht abgebrochen seien, zu einer schnellen Lösung der Meinungsverschiedenheiten führen möchten. Weiterhin erwähnt Huerta, daß 20 Regierungen, darunter die meisten Europas , seine Regierung anerkannt hätten. Er verspricht, im Oktober Wahlen abzuhalten._ Ein Komplize des Kaplans Schmidt? New Aork, 16. September. (W. T. B.) Die Polizei hat einen Zahnarzt Dr. Ernst Muret verhaftet, der im Verdacht steht, zusammen mit dem verhafteten Kaplan Schmidt die Falsch- münzerei betrieben zu haben. Bei der Haussuchung wurden in seinem Arbeitszimmer neben zahnärztlichen Instrumenten ein Revolver, geburtshilfliche Instrumente und chirurgische Sägen ge- funden. Muret erklärte bei der polizeilichen Vernehmung, er sei in Chicago geboren, habe vierzehn Jahre im Ausland studiert, u. a. in Berlin , wo er die Prüfung nicht bestanden habe; im Jahre 1903 sei er nach New Uork zurückgekehrt. Muret wird zunächst wegen des Besitzes des.Revolvers festgehalten. Grubenunglück. Recklinghausen , 16. September. Auf der ZecheHermann" wurden drei Bergleute von herabfallenden Kohlen verschüttet. Zwei waren sofort tot, einer erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Schweres Eisenbahnunglück in Belgien . Brüssel , 16. September. Nach einer Blättermeldung sind auf der Station Courtrai zwei Züge zusammengestoßen; ungefähr 20 Personen sollen verletzt sein.