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Br. 243. 30. Jahrgans. 3. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 18. September 1913.

Gewerkschaftliches.

Ausländifche Arbeiter als Lohndrücker.

Schmerzen der Gastwirte.

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AIIe

Fabers Verhalten große Erbitterung geltend gemacht hatte In der Nr. 431 der Berliner Volts- Zeitung" vom 14. Sep- ericholl, nachdem Faber mit seinen Streitbrechern schon zirka ein Zuruf. Das gab Ver tember d. J. ist in einem Versammlungsbericht des Vereins der 60 Schritte weit entfernt war, Saalbefizer von Berlin und Umgegend die Mitteilung enthalten, anlassung zu dem Kommando: Mann zurüd, daß die Kellnerstreits der letzten Zeit das Polizeipräsidium veran- haut ein!" Die Polen , die mit Knütteln, Drahtseilenden In einem Beleidigungsprozeß, den die Falzziegelfabrik lagt hätten, gegen den sogenannten Roten Kellnerverband" vorzu- und Schlagringen ausgerüstet waren, stürzten zurück und hieben Ludowici in Fockgrim( Pfalz ) gegen den Genossen Steffen gehen. Es sollen schon wegen begangener Gewalttätig auf alles ein, was sich ihnen in den Weg stellte. als Verantwortlichen unseres Pfälzischen Parteiorgans ange- feiten(!) Vernehmungen stattgefunden haben, außerdem soll dem strengt hatte, wurde die traurige Lage ausländischer Arbeiter, Verband die Konzession für den Arbeitsnachweis entzogen werden. Eine ganze Anzahl Personen wurde schwer verletzt. Unter anderen die zum Zwecke der Lohndrückerei nach Deutschland importiert Wir begreifen den Schmerz des Herrn Wolter, der als Vor- erhielt ein Arbeiter eine acht Zentimeter lange Schlagwunde am werden, in krasser Weise beleuchtet. Die genannte Firma ist figender obigen Vereins feinen Mitgliedern diese Mitteilung machte. Kopf, ein zweiter hatte Stichwunden im Arm und in der Brust, und eine entschiedene Feindin jeglicher Arbeiterorganisationen; Jenen Herren ist es unverständlich, daß die Gastwirtsgehilfen zur dem Bergarbeiter Hoffmann aus Seitendorf wurde das rechte selbst von den christlichen Organisationen will sie nichts wissen. der miserablen Lohn- und Arbeitsbedingungen nicht das geringste tun aber dann bei seiner Kolonne wieder angelangt war und mit Selbsthilfe griffen, als die Unternehmer freiwillig zur Verbesserung Auge ausgeschlagen. Das alles geschah in wenigen Minuten. Als Als mit der christlichen Organisation Differenzen ausbrachen, wollten. den Worten: Aufhören, gut nun!" die Ruhe wieder herstellte, da die wohl auf keinen Fall zu einem Streif geführt hätten, be­hatte ein unbeteiligter Bildhauer die Gewißheit erlangt, daß aber nuzte die Firma diese als Vorwand, um Arbeiter aus Galizien das erst erwähnte Kommando gegeben hatte, wenn er ihn auch schon nach der Pfalz zu importieren. In einer Polemik mit der schwarzen Presse wurden nun die Arbeitsverhältnisse bei der vorher an der Stimme erkannt hatte. Firma von der Pfälzischen Post" ciner scharfen Kritik unter­zogen. Die Folge war die eingangs erwähnte Klage bei dem Amtsgericht Kandel .

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Und weil nun die Gastwirtsgehilfen nicht mehr nach der Pfeife der Arbeitgeber tanzen wollen, deshalb das Bestreben, der Bewegung der Gastwirtsgehilfen mit allen scharfmacherischen Mitteln Einhalt zu gebieten. Eines dieser Mittel wird wohl auch das Antichambrieren beim Polizeipräsidium sein, was ja mit Deutlichkeit aus dem omi­Wir wollen das hiermit nöjen Versammlungsbericht hervorgeht. nur niedriger hängen.

Hoffmann, dem der Bergarbeiterverband Rechtsschutz ge­währte, klagte nun gegen Faber auf Zahlung von 1500 M. Schmerzens­geld und 800 m. jährliche Rente, weil er dauernd zum Krüppel ge­Im übrigen sind wir an Erlasse und Verbote vom Polizei- worden war und als Bergarbeiter gar keine und sonstwie nur schwer In der Verhandlung wurde u. a. auch ein Werkführer präsidium her hinreichend gewöhnt, so daß auch eine etwaige der Arbeit finden würde. Faber wurde der Anstiftung zur Körper­des Betriebes zeugeneidlich vernommen. Dieser sagte aus, artige Musterleistung gegen unseren Arbeitsnachweis uns in unserem verlegung beschuldigt. Der Verletzte hatte zwei Zeugen zur Seite, daß die galizischen Arbeiter nur eingestellt worden seien, wei! Fortschritt nicht aufhalten kann. Im Gegenteil, sie würde uns das die bestimmt aussagten, das Kommando habe aber gegeben. die Firma einen Streif befürchtete. Weiter bekundete der beste Agitationsmaterial bieten. Zeuge, daß sich die Firma um die Entlohnung dieser galizi- Interessant ist diese Scharfmacherei um so mehr, als die Mit- Auch Hoffmann war bereit, zu beschwören, daß er Faber an schen Lohnndrücker überhaupt nicht kümmere. An die Akkor- glieder des Saalbefizervereins mitsamt Herrn Wolter vorwiegend der Stimme bestimmt erkannt habe, er fam aber nicht zum Schwur. Zur Be- Der Beklagte brachte ebenfalls eine Anzahl Zeugen, teils polnische danten" Strobalsky und Sturm werden pro Mann auf die Kundschaft der Arbeiter angewiesen sind. und Stunde 27% Pf. bezahlt. Durch Lohntüten konnte nach noch mitteilen, daß der Arbeitsnachweis nicht das Objekt ist, an standen im Gegensatz zu den Aussagen des Beugen Hoffmann. ruhigung wollen wir Herrn Wolter und seinem Anhang aber Arbeiter, teils Angestellte des Herkuleswerkes. Ihre Aussagen gewiesen werden, daß die Galizier tatsächlich pro Tag nur dem der Verband zu Grunde gehen würde. Im Gegenteil, wir sind Hiernach sah das Gericht die Sachlage nicht für geklärt an und 1,35 M. erhalten, während die beiden Zwischenmeister" für immer bereit, die Verbandsarbeitsnachweise zu gunsten gemein- schob Faber den Eid darüber zu, daß er das Kommando nicht ihre Mühe" und für eine Kost, über die sich selbst die so ge- nüßiger paritätischer Nachweise aufzugeben. Diefer einer nügsamen Galizier beklagten, 1,40 m. pro Mann und Tag in unserer Programmpunite wird ja auch in Berlin bald erfürt sein, gegeben habe. Faber leistete tros der bestimmten allerdings nicht durch den Willen des Polizeipräsidiums, bern Aussagen der Hoffmannschen 8eugen den Eid ent- und nun stellte sich das Gericht auf den Standpunkt, daß Faber weil dies den Interessen der gastwirtschaftlichen Angeſt: die Aeußerung nicht getan habe. spricht, deren Vertretung unsere Aufgabe ist. Verband der Gastwirtsgehilfen. Ortsverwaltung Berlin .

die Tasche steden.

Die Firma umgeht mit diesem Vertrag, den sie mit den beiden Arbeitervermittlern abschloß, unzweifelhaft das gesetz­liche Verbot des Trucksystems. Im übrigen ist hier wieder eine treffliche Illustration dazu gegeben, wie es bei unseren bis auf die Knochen patriotischen Unternehmern mit dem von ihnen immer so sehr betonten Schuße der nationalen Arbeit in Wirklichkeit aussicht. Nur um den einheimischen, und in diesem Falle sogar gut christlich gesinnten Arbeitern nicht ein paar Pfennige mehr Lohn bezahlen zu müssen, werden aus­ländische Arbeiter herbeigeholt, die dann den Lohndrücker spielen müssen und der Gnade moderner Sklavenhalter über­liefert sind.

Das Urteil lautete wegen formaler Beleidigung auf 50 M. Geldstrafe oder zehn Tage Haft und Veröffentlichung des Urteils in der Pfälzischen Post".

Berlin und Umgegend. Tarifbewegung der Autogenschweißzer.

Deutfches Reich.

Was den Unbeteiligten merkwürdig berühren dürfte, ist die Tat­sache, daß man Hoffmann nicht schwören ließ, ja ihn nicht einmal zur Gerichtsverhandlung zuließ, während

Die Stettiner Hafenarbeiter sind gestern in den Ausstand ge-& aber, der doch ein großes Interesse an dem Ausgang des treten, da die städtischen Körperschaften nicht alle von ihnen gestellten Streites hatte, zum Schwur zugelassen wurde. Das Gericht unter­Forderungen bewilligt haben. Im Freibezirk sind von 900 Arbeitern nahm in der Begründung für die Abweisung der Klage sogar noch etwa 600 ausständig. Die Verwaltung kann augenblicklich nur die Die Verwaltung fann augenblidlich nur die einen besonderen Rechtfertigungsversuch für Faber. dringendsten Schiffsabfertigungen vornehmen, hofft aber, in etwa Der Metallarbeiterstreik in Aschersleben . zwei Tagen den gesamten Bedarf an Arbeitskräften gedeckt zu haben. Der vor einigen Wochen in der Maschinenbauanstalt A.-G. zu Die Bauarbeiter in Hadmersleben ( Regierungsbezirk Aschersleben ausgebrochene Streit der Former wächst sich anscheinend Magdeburg ) streifen schon seit drei Wochen die Bauarbeiter wegen zu einem härtnädigen Arbeitskampfe aus. Die Ursache des Streits Nichtbezahlung der tariflich festgelegten Löhne. Viele der Streifenden lag darin, daß die Betriebsleitung wegen der Einführung von Breß­arbeiten alljährlich zur Zeit der Zuckerkampagne in den Zucker- luftstampfern die Affordlöhne um 10 Proz. herabjezen wollte, welchen fabriken des Drtes und der Umgegend. In diesem Jahre die Stampagne hat vor wenigen Tagen begonnen werden die Arbeiter meistens von den Zuckerfabriken zurückgewiesen. Indessen ist an zunehmen, daß sich die Zuckerfabriken nicht aus purer Liebe zu einem tarifbrüchigen Bauunternehmertum der Gefahr aussetzen werden, die Kampagne nicht durchführen zu können.

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Ein Nachspiel zum Oberlausißer Braunkohlen­

arbeiter- Streif

Prozentiaz die Arbeiter für zu hoch hielten. Verhandlungen mit der Direktion sind bisher ergebnislos gewesen, vielmehr hat der Streif dadurch eine Ausdehnung erfahren, daß sich die im mecha­nischen Betriebe beschäftigten Arbeiter mit den Streifenden solidarisch Die im Deutschen Metallarbeiterverbande organisierten Autogen­erklärten. Dreher, Schlosser, Buzer haben infolgedessen ebenfalls schweißer sind in eine Tarifbewegung eingetreten. Bisher bestand die Arbeit niedergelegt und die im Betriebe beschäftigten Holz­für sie noch fein Tarif, da das Verfahren des Autogenschweißens arbeiter haben sich gleichfalls schon mit der Frage beschäftigt, erst seit einigen Jahren in Anwendung kommt und die Branche der ob sie einen Solidaritätsstreit führen sollen. Die Zahl der Autogenschweißer darum noch jung ist. Es gibt jetzt Löhne von Streifenden beträgt gegenwärtig rund 600. Die Firma bemüht sich, 55-85 Pf. die Stunde. Um diesem Zustande ein Ende zu machen die Streifenden durch Arbeitswillige zu ersetzen. Sie hat auch schon und einheitliche Lohn- und Arbeitsverhältnisse zu schaffen, ist die bildete ein Schadenersagprozeß, der sich bis jetzt vor dem Land- einige arbeitswillige Elemente gefunden, mit denen sie bisher aber Bewegung eingeleitet. Den Bericht über die Verhandlungen mit gericht Baugen hingezogen hat. Im Sommer 1911 streiften mit den eigentlich nur Betriebsstörungen erzielt hat. Die Streifbrecher den Unternehmern erstattete die Kommission in einer am Dienstag übrigen Bergarbeitern des Reviers auch die des Braunkohlen- und fühlen sich natürlich, wie überall, so auch hier, als Herren der abgehaltenen Versammlung. Von 17 eingeladenen Firmen haben Britettiverts Herkules in Hirschfelde. Hier wurde der Kampf besonders Situation, fodaß es bereits zu provokatorischen Revolverschießereien vier abgeschrieben und sich an den Verhandlungen nicht beteiligt. scharf geführt, da der bekannte Direktor Faber alles daran setzte, gekommen ist. Einer dieser Burschen begleitete seine auf offener Wie sie schrieben, gehörten fie dem Schutzverband für Schlossereien damit die Bergarbeiter im Kampf unterliegen sollten. Eine Anzahl Straße verübten Heldentaten mit dem Ausrufe: Wir Streitbrecher an, für die ein Tarif bereits bestehe. In einigen Betrieben ist Aus­werden euch schon noch blaue Bohnen zu kosten geben!" Der Betriebs­sicht vorhanden, daß der Tarif vielleicht noch unterzeichnet wird, polnischer Streikbrecher hatte& aber sich schon zu verschaffen leitung ist, wie sie bereits öffentlich bekundete, viel daran gelegen, während bei den übrigen wegen der Forderungen nochmals ver- gewußt, als er am 24. Juli 1911 abends gegen 11 Uhr einen neuen unorganisierte Arbeiter zu bekommen, die sich dann zu einem gelben handelt werden soll. Für die Betriebe, die dem Schlossertarif unter- Trupp erwartete und mit dem bisherigen am Bahnhof erschien. Werkverein zusammenschließen könnten. An der Solidarität und der stehen, soll gewartet werden bis zum Ablauf dieses Tarifs, dann Auf dem Nachhausewege kam es dann zu einer Schlägerei. Aus Ruhe der Streifenden werden die Pläne der Unternehmer sowohl soll für die Autogenschweißer ein besonderer Tarif in Geltung treten. den Reihen der Streifenden und der Einwohner, bei denen sich über wie die Provokationen der Arbeitswilligen zuschanden werden.

berloren.

Kleines feuilleton

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ohne Phrasengetön, wir wollen ihn als naturnotwendig und natür-| gilt fast ebenso sehr auch für die Rütli- und Apfelschußszene. An der Art lich ausbrechende Inbrunst der Volksseele, die wie zyklopisches Ge- pie in der Apfelschußszene und später in der hohlen Gasse mit kräftiger stein iſt, das unter gewaltigem Druc ชน fnirschen, Betonung das komische Element vor und neben erschütternde Tragik zu glühen, zu reden, zu handeln beginnt. Kein edles gefegt fvar, spürte man, daß Künstlerkraft am Werke war. In der Der Kontrollierte. Da ist die Berliner Straßenbahn... Aber Bühnenwerk ist in den Volksmassen so lebendig wie Schillers Hohlen Gaffe freilich versagte ihre Sicherheit. Hier war das nicht es wird ja auf den anderen Bahnen nicht viel anders sein. Also Tell"; um so mehr also drängt die Forderung, dem Werke überwunden, was Eugen Kilian gerade in bezug auf diese Szene da fizen nun die Leute da und träumen und gloßen und unterhalten vollendeten Bühnenausdruck zu geben, sich dem Theater als echte Regie für kleine Kinder genannt hat. Für den Schlußakt wurde sich und manche lesen. Auf einmal betritt ein uniformierter Gegenwartsaufgabe auf. Nun gab das Sozität- Theater eine Lösung keine Lösung gefunden, die befriedigen konnte. Auf die Parricida­Mann den Wagen und sagt: Die Fahrscheine bitte!" Das ist in der Form, wie Gerhart Hauptmann das Werk ansieht und emp- fzene mochte die Regie nicht verzichten und das apotheotische ein Beamter, der hauptsächlich zur Kontrolle der Schaffner an- findet, Gerhart Hauptmann , der in den Webern" und im Florian Schlußbild wirkte berfehlt: man fand sich im Aufbau gestellt ist. Geyer" bedeutend fortsetzte, was Schiller im Tell" groß begann. nicht zurecht. Pflichtschuldig wühlt alles in den Taschen. Alle reichen das Den Kern der Regiearbeit, die Hauptmann leistete, verrät Den Geßler gab, in dürerische Farben gehüllt, Emanuel Stückchen Papier dem Beamten hin. Nur einer hat seinen Fahrschein die Art, wie die Hauptgestalten der schweizerischen Volksbewegung Reicher. Er zeichnete ein Bild falter Ruhe. Aber nur in einigen angepackt sind. Das Ganze sollte ein Ausdrud urtümlicher Bucht Augenblicken zog er mit, am stärksten während der Frage nach Es ist doch ein Bedientenvoll, das deutsche. Denn nun sehen werden, die schwer und allmählich in Bewegung gerät und dann mit Tells zweitem Pfeil. Zum Bedeutenden der Aufführung gehörte alle den Mann an, als ob er ein Verbrechen begangen habe. Denn entschlossenem Ungestüm losrast. Nicht im pathetischen Ausdruck, der, Oskar Sauers Attinghausen. Unzulänglich war Annie Ernsts sie bilden sich ein, der Beamte kontrolliere sie. Dabei ist der rhythmisch auf eine Einheit gebracht, überall aus der Masse auf- Armgart; ihr fehlt die Leidenschaft, die die Armgart- Worte zum Beamte höflich und tut eigentlich nichts, was diesen Aberglauben lodert, soll diese Leidenschaft versinnlicht werden. Nicht so, wie eine Notschrei eines ganzen Volkes macht. Die Gattin Tells in der bestärken könnte. Aber sie denken sich das so und sind voller Ehr- idealistisch gerichtete Zeit ihr Freiheitsgefühl ausbrauste. Sondern Darstellung von Irma Strunz war eine Lösung, die zugleich furcht und verabscheuen alle den Mann, der seinen Fahrschein verloren erdwächfig- realistisch. Also mit naturalistischen Mitteln individuali- eine Erlösung ist von der Erinnerung an den Mißwuchs, den die hat. Einen Augenblick hat er den ganzen Wagen gegen sich. Manche fiert aus den Einzelnen der Masse herausgearbeitet. Ohne Zweifel: Bühnen früher dieser Gestalt aufzwangen. Die Aufführung wurde mögen ja ein bißchen teilnahmsvoll zusehen, wie er sich abmüht, diesem Ziel legten sich nicht geringe Schwierigkeiten in den mit stürmischem Beifall bedacht. Hauptmann wies die Beifalſpender, und sie denten sich schaudernd in seine entsegliche Lage. Weg. Widersprach der Absicht nicht die rhythmische Form der die sich an ihn wenden wollten, mit energischer Handbewegung nach Sie ducken sich. Sie bekommen einen roten Kopf. Der Ver- Dichtung? Die Bauern Schillers sprechen einmal nicht bäurisch, der Bühne. Und das war gut so. lierer einen dunkelroten. Er entschuldigt sich. Er sagt nicht: Ich aber die Regie ging darauf aus, auch in der Sprechweise ihre hab ihn verlegt, ich werde meinethalben nachbezahlen.. Er fühlt sich ertappt. Man sollte nicht denken, einen Erwachsenen vor sich zu haben, der vielleicht eine Frau hat, Kinder, die er erziehen soll, An gestellte, die er anschnauzt... Hier ist er ganz klein. Denn hier ist das Heiligste an einen Deutschen herangetreten: die Uniform. Und da hört der Spaß auf.

Eine Kleinigkeit, eine Belanglosigkeit, gewiß. Aber doch wieder eine einfache Beobachtung des täglichen Lebens, die zeigt, wie hier der Einzelne gar nicht erst wagt, zu sagen; Halloh! Hier bin ich!" Sondern er bekommt einen roten Stopf, duckt sich und sucht den Fahrschein. Und das ist eine Misere des deutschen Lebens.

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Theater.

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Notizen.

PP

frd.

bäurische Art hervorzukehren. Das forderte die Ueberwindung des jambischen Flusses der Verse und zwang zur Herausnahme von Beilen, die der naturalistischen Art unüberwindlich widerstrebten. hier zeigte sich bedeutende fünstlerische Arbeit. Man spürte die Art Theaterchronit. Das Theater des Westens Hauptmanns, wenn sie sich dramatisch in jambischen Versen gibt. will dem Billettzwischenhandel und dem sogenannten Vereinsbillett­Die hinfließenden Säße Schillers wurden finngemäß in Teile zerlegt wefen entgegentreten. Die Eintrittspreise sollen bedeutend herab­gesprochen, und nicht zum Schaden des Dichters: soweit die Arbeit gesetzt werden. Jm Neuen Voltstheater geht am Sonn­gelingen fonnte, wurde der Dichter reicher lebendig, als ihn abend Der ledige Hof" von Ludwig Anzengruber zum die frühere Art, seine Verse zu sprechen, ausschöpfen konnte. erstenmal in Szene. In knorrigem Buchs erstand so der Stauffacher Otto Werthers, Kunst chronit. Auf dem Ersten Deutschen Herbst­dieser Bauernkoloß, dem sich die Zunge nur schwer, aus stotterndem salon, veranstaltet von der Zeitschrift Der Sturm", Pots­Suchen zum Worte löst, dann der Tell Heinrich Marrs, diese berg - damer Straße 75, wird zum Gedächtnis von Henri Rousseau mächtige, im ersten Auftreten fast rübezahlhaft wirkende Gestalt, in der Bersonnenheit und innere Sicherheit sich paaren, beide die eigent- le Douanier" eine Kollektion seiner Werke ausgestellt. Diese Bilder Deutsches Künstler Theater Sozietät: Wilhelm lich tragenden Quadern der Inszenierung, beide herausgearbeitetes find jämtlich im Privatbesiz und bisher in Deutschland noch nicht Tell" von Schiller , inszeniert von Gerhart Hauptmann . Individuum und zugleich Massenelement in vollendet verkörperter gezeigt. Die Eröffnung des Herbstsalons findet am 20. September, Die alte Garde Brahms , Hauptmanns, des Naturalismus, ficht auf Erichlossenheit, beide neue Gebilde auf altem Grunde. In neu­neuem Grund um neue Lorbeeren. Der Kranz, den sie sich im ersten wachsener Frische stand neben ihnen der Melchthal Hans Zeise= Drucksachen Ausstellung. Jm Berliner Buch­Vorrücken geholt hat, ist nicht in allen Blättern grün, aber ein Götts, auch er mit überraschender Wirkung gewonnen auf dem gewerbesaal, Dessauer Straße 2, ist zurzeit eine größere Anzahl ge­Siegestranz ist es. Das Sozietät- Theater hat mit der Eröffnungs- von der Regie gewollten Wege. schmackvoll ausgestatteter moderner Drucksachen für den Geschäfts­vorstellung die Versicherung gegeben, daß man seinem künstlerischen Die Grundstimmung, die das Werk durch die Aufführung verkehr ausgestellt. Der Buchgewerbesaal ist täglich von 11-2 1hr Wollen vertrauen darf. Diese Tell- Aufführung war neuer empfangen sollte, wurde schnell durch die ersten Szenen festgelegt. mittags geöffnet; den Besuchern stehen die Bibliothek und die Guß, und das erste Massendrama der deutschen Dichtung Der Aufbau ging auf gigantische Formen aus. Die Bergmaisen, Sammlungen der Berliner Typographischen Gesellschaft während brauchte den Neuguẞ längst. Es brauchte die Befreiung von allerlei Mattenflächen, Felsstücke, Bäume, Häuser, alles suchte die maffige dieser Zeit bei freiem Eintritt zur Verfügung. schlechtem Metall, das ihm eine jahrhundertlange Bühnenlaufbahn Wucht. Im Malerischen war in einzelnem Wichtiges störend miß­Felig Holländer, der vor einigen Monaten von Rein­eingeschmolzen hat: eine Befreiung von Klangschädigenden Unarten lungen. Einiges die Bäume der Apfelschußszene- wirkte un- hardt schied, um die Leitung des Frankfurter Schauspielhauses zu der Darstellung, die als Tradition vergangener Bühnenarbeit weiter- fertig und konnte nur der Absicht nach, die nichts als das Wesent- übernehmen, hat seinen Poften plöglich verlassen. Ein ehelicher geschleppt wurden, und eine Neugeburt aus unserem Lebensempfinden liche geben wollte, gelten. Höchstes erreichte die Darstellung in der Konflikt wird als Ursache genannt. Als er nach Frankfurt ging, schien heraus. Wir wollen den Tell ohne Theaterheldentum und ohne ersten Stauffacherszene und dann bis zur Rütliszene hin. Die Massen er sich von vornherein die Brücke zur Rückkehr zu Reinhardt freihalten Alpenschwelgerei, wir wollen den Freiheitsschrei der Bergewaltigten szene des Zwinguribaus war überwältigend entwickelt, und dies Urteil zu wollen. Er wird aber die Brücke nicht benutzen.

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10 Uhr morgens statt.

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