Maaß hatte sich aus auf diese Weise für Ohrfeigen, die ihm ein kammerherrlicher Kollege, ein Herr v. Westernhagen, appliziert hatte, Genugtuung verschafft. Man wird nicht leugnen können, dah das Verfahren ebenso einfach wie„standesgemäß" gewesen ist. Es heißt, Professor Maaß sei in der Notwehr gewesen, habe im Affekt geglaubt, sich nicht anders gegen den auf ihn eindringenden Hünen- hasten Kammerherrn von Westernhagen wehren zu können. Das mag sein; immerhin macht der so geschäftige Eifer, womit in bürgerlichen Zeitungen das abgekürzte Verfahren der Revolver- schießerei verteidigt wird, die Sache verdächtig. Aber etwas anderes haben wir bereits vernommen. Nämlich eine eindringliche Mahnung: Der Revolverschutz mahnt alle die, die sich so oder anders, auf legalem oder krummem Wege, mit dem Verschleiß von Orden und Ehrenzeichen, Titeln und Wür- den befassen, zur Vorsicht; denn was leicht und freudig begann, kann— wie Figura zeigt— tragisch enden. Daß Titel und Würden für Geld und gute Worte zu haben sind, wußte man längst, aber es war bisher nicht bekannt, daß derartige Geschäfte auch auf Abzahlung abgeschlossen würden. Jetzt hört man jedoch, daß die Zwischenhändler des fürstlich lippeschen Hofes in dieser Beziehung mit sich reden lassen. Sie vermittelten auch Titel auf Pump, und das ist den beiden fürstlich lippi- schen Kammerherren zum Verhängnis geworden. Denn wäre hier Zug gegen Zug erfolgt, wäre mit der Verleihung des Titels auch das Geld dafür eingestrichen worden: Kammerherr v. Westernhagen lebte noch. Die Hofverwaltung des Monarchen in Detmold , des regierenden Herrn über zweiundzwanzig Ouadratmeilen, hat keine glückliche Hand. Schon vor Jahren, kurz nachdem dieser Fürst mit Hilfe des Reichsgerichts fein Dhrönchen erklommen hatte, machte ein in Berlin betriebener Handel mit fürstlich lippischen Titeln von sich reden. Ter Handel war eingeleitet, damit der Theaterbaufonds in Detmold besser bespeist werde. Als die Sache publik wurde, hieß eS: Stop! Aber das fürstlich lippische Hoftheater brannte ab, und nun scheint gewissen Stellen die Erleuchtung gekommen zu sein, daß sich bei vorsichtiger Handhabung des Apparats wohl doch noch etwas aus der Vergebung von Titeln und Wür- den für den Theaterneubauherausschlagen lasse. Warum auch nicht! Kritiker unseres Schlages sind ja in diesem Punkte beinahe abgebrüht— das Titel- und Ordenswesen kann schlechterdings nicht mehr im Kurse sinken; es ist genügend bis- kreditiert. Aber die Weise, wie der Schacher geübt worden ist, scheint doch manchen bürgerlichen Aestheten Unbehagen zu bereiten. Titel und Würden im baren Handel mit dem Hintergrunde angeblicher Förderung des„allgemeinen Wohls" durch Zuwendungen an Krüppelheime, Krankenhäuser und zur Not auch an einen gemein- nützigen Theaterbaufonds— ja, das läßt man sich ge- fallen. Aber Titel und Würden gegen Schuldschein, faule Hhpo- theken und bloße„Ehrenwörter"— pfui Teufel auch, das übersteigt sogar die Fassungsmöglichkeiten. Da bleibt also nur der dringende Rat an alle Hofvcrwaltungen, speziell an die fürstlich lippische übrig, es sich zu einem heiligen Grundsatze zu machen: Nur sobald das Geld im Kasten klingt, die Würde an den Liebhaber springt! Vielleicht empfiehlt sich auch die Ausgabe besonderer Preis- listen mit festen, nicht handelbaren Sätzen und dem Vordruck: Nur gegen Barzahlung! Kredit— gleichviel in w.elcher Form �.wi.p.d nicht gewa hx t!„ So weicht.man allen verhängnisvollen Endspielen soweit wie möglich am besten aus. Teuerung und kein Ende. Auf eine Anfrage wegen der Fleischteuerung in der Stadt- berordnetenversammlung zu Detmold erklärte der Direktor des Schlachthofs, daß die unerschwinglich hohen Fleischpreise nicht fallen, sondern steigen würden. Der Mangel an Schweinen werde immer fühlbarer; Rinder seien schon jetzt schwer zu be- kommen und nach Kälbern hielten die Fleischermeister schon längere Zeit vergeblich Umschau. Dieser Zustand werde sich im Winter noch verschärfen. Unter diesen Umständen beschloß die Stadtverordnetenver- sammlung, die Teucrungskommission wieder zusammentreten zu lassen und zu versuchen, ob sich durch die Gemeinde eine Milderung des Notstandes erreichen lasse. Der Ober- bürgermcister erklärte, daß sich Vieh aus Holland nicht beschaffen lasse; der Transport von Vieh aus Dänemark fei aber zu kostspielig. Von der„Osfiziersehre". Die Flensburger Strafkammer beschäftigte sich in vierstündiger Verhandlung mit einer Offiziersprügelei. Mehrere Offiziere, dar- unter der Oberleutnant Lauenstein, hatten einen Kaufmann an- gerempelt und verweigerten auf die Vermittelungsversuche von dessen Bruder jede Entschuldigung. Ter Oberleutnant erhielt des- halb eine Ohrfeige und der Täter, ein Student, wurde zu 300 M. Geldstrafe verurteilt. Die KalKanfragoi. Zusammenstöße zwischen Serben und Albanern. Wien , 2V. September. Infolge des gewalttätigen Vor- gehens der Serben gegen die Albaner in der Dringegend und in Djuma ist es in der letzten Zeit wieder zu blutigen Zusammen st ößen zwischsn serbischen Truppen und Al- banern gekommen. Die Serben haben eine Anzahl Albaner getötet, die nach Djakova auf den Markt gehen wollten. Hierauf sind eine Anzahl serbischer Soldaten von den Al- banern getötet worden. Serbische Truppen haben das Dorf Patok überfallen, viele Häuser verbrannt und eine Anzahl Einwohner des Dorfes gefangen genommen. Die Regierung hat den Uebertritt aus Alba- n i e n in serbisches Gebiet für jedermann verboten. Griechische Proteste. Janina. 20. September. Wie der„Agence dAthenes" gemeldet wird, verursacht die Ernennung des früheren österreichischen Generalkonsuls in Janina, Ritter von Bilinski, zum Mitglied der Abgrenzungskommission unter der epirotischen Bevölkerung große Erregung, da Bilinski wegen feiner antihellenischen Gesinnung be° kannt sei. Die Bevölkerung ohne Unterschied der Raffe und der Religion sei gereizt und erwarte mit Ungeduld die Ankunft der Kommission, um energisch zu protestieren. Ein hier erscheinendes Blatt veröffentlicht in dieser Sache einen Artikel, in dem erklärt wird, daß etwa ISO 000 Christen, die eben erst von der türkischen Tyrannei befreit worden sind infolge deralbanischenPolitik Oesterreich-Ungarns und I t a l i e n's Gefahr laufen, wieder in die Sklaverei zurückgeworfen zu werden. Die Bevölkerung von Epirus fordere eine unparteiische Kommission. Die griechische Regierung werde die epirotische Bevölkerung nicht dazu zwingen können, einen Beschlutz anzunehmen, der gegen die politischen Anschauungen der Bewohner des Landes verstoße. Sie sei entschlossen, bis zum äußersten zu kämpfen, wenn. ihnen zugemutet werden sollte, sich den türkisch-albanischen Banden zu unterwerfen. Amerika. Brhan. New Dork, 20. September. Staatsminister Bryan ist über alle die Blätter sehr aufgebracht, welche eine Kampagne gegen ihn be- züglich s-iner Vortragsreisen unternommen haben. Doch haben die Kritiken, welche seine Vorträge in den Vereinigten Staaten wie auch in der Presse anderer Länder gefunden haben, ihn nicht veran- lassen können, diese Vorträge einzustellen, jedoch will er in Zukunft allen Journalisten und sonstigen Vertretern der Presse keine Be- richte über seine Vorträge mehr zukommen lassen. Am Don- nerstagabend hatte er eine Einnahme von 350 Dollar. Achte iuternationale Kovferm der gewerkschaftlichen Landessekretäre. Zürich , den 18. September 1913. H u g g l e r- Bern eröffnet und leitet auch die heutige Schluß- sitzung der Konferenz. Zunächst wird die gestern abgebrochene Diskussion über die Frage:„Was können die nationalen Landes- sekretäre tun, um den Anschluß der Gewerkschaften an die inter - nationalen Berufssekretariate zu bewirken?" I o cha d e- Berlin(internationaler Sekretär der Transport- arbeiter) setzt den Teilnehmern der Konferenz die Schwierig- leiten auseinander, die in manchen Ländern dem Anschluß ein- zelner Gewerkschaften an die internationalen Berufssekretariate entgegenstehen, so zum Beispiel, wenn die ausländischen Verbände, wie in Skandinavien , sich aus vielen Berufen zusammensetzen oder wenn die Landeszentrale nicht genügend Autorität hat, die einzelnen Organisationen heranzuziehen, wie in Frankreich . Es entstehen auch häufig Mißverständnisse wegen der sprachlichen Ver- schiedenheiten in der Korrespondenz. Die Aufforderung zum An- schluß an die internationalen Berufssekretariate werde manchmal infolge unrichtiger Uebersetzung so aufgefaßt, als werde das Auf- geben der eigenen Selbständigkeit in der Organisation verlangt. Shaw- Manchester (internationaler Sekretär der Textil- arbeiter) hält auch eine bessere Verbindung mit dem Inter - nationalen Sekretariat für notwendig, vor allem müsse für bessere sprachliche Verständigung durch gute Uebersetzung gesorgt werden. D e i ch m a n n- Bremen(internationaler Sekretär der Tabak- arbeiter) bedauert, daß wiederholte Versuche, die amerikanischen Tabakarbeiter zum Anschluß an die internationale Organisation zu bewegen, bisher immer noch gescheitert sind. Legten bemerkt, daß sich Deichmann im Irrtum befinde, die amerikanischen Tabakarbeiter vollziehen gegenwärtig den An- schluß an die Internationale. L e i p a r t- Berlin(internationaler Sekretär der Holz- arbeiter) ist der Meinung, daß die Landessekretäre genügend Autorität besitzen, auch in Frankreich , daß sie sie aber zu wenig anwenden, um für den internationalen Anschluß Propaganda zu machen. Namentlich in der Presse müßte mehr für den Anschluß agitiert werden. Es müßte in allen Gewerkschaftsblättern von Zeit zu Zeit ein Artikel verbreitet werden, der die Notwendigkeit des Anschlusses an die internatfonalen Berufsverbände darlegt. Besonderer Wert ist auf gute Uebersetzung zu legen, und zwar sollte möglichst ein Berufsgenosse für die einzelnen Verbände die Uebersetzungen liefern, damit die fachlichen und technischen Aus- drücke richtig wiedergegeben werden. Wünschenswert würde es sein, wenn ausländische Gewerkschafter, ein Engländer und ein Franzose, die die ausländischen Verhältnisse kennen, vom Inter - nationalen Sekretariat beschäftigt werden und die Uebersetzungen kontrollieren-könnten.■ Baumeister(Schriftführer des Internationalen Sekre- tariatS) hält den Wunsch Leiparts, Uebersetzer aus den Berufs- kollegen zu gewinnen, für unerfüllbar, da solche Kräfte nicht vor- handen sind. Das Internationale Bureau beschäftigt gegenwärtig ausländische Uebersetzer und ist bestrebt, die Uebersetzung immer vollkommener zu gestalten. Er selbst habe ganz tüchtige Sprach- kenntnisse, aber Uebersetzungen in fremder Sprache, die ihren Zweck im Ausland erfüllen sollen, getraue er sich nicht zu machen. Wer gewissenhaft sei, müsse das ablehnen. Wie schwer sei es, für Arbeiter in der Muttersprache druckfertig zu schreiben? Wie viele Gewerkschaftsfunktionäre könnten das? Die meisten haben Glück, weil die Buchdrucker gut Deutsch können.(Heiterkeit und Zu- stimmung.) F'i n n e n- Amsterdam(internationaler Sekretär der Hand- kungsgehilfen) hält für das beste Mittel, den Anschluß an die internationale Organisation zu fördern, persönliche Besuche und Agitation. Appleton. London vertritt die Ansicht, daß die inter - nationalen Berufssekretäre mehr Einfluß haben als die Landes- zentralen, wenigstens in England. Die Diskussion habe wertvolle Anregungen ergeben, die man sich in England zunutze machen werde. Shaw- England sieht ebenfalls die Hauptschwierigkeit in der Vielsprachigkeit und dem Mangel an guten Uebersetzungen. Er empfiehlt in einer Resolution die Errichtung eines Uebersetzungs- kurses beim Internationalen Bureau. P e r k i n s- Amerika bespricht noch einmal die Frage der Aufnahmebeschränkung von fremden Arbeitern in amerikanische Organisationen. Der Widerstand gegen die Aufnahmen komme meistens von den frisch eingewanderten Arbeitern, die eben erst aufgenommen worden sind.(Heiterkeit.) Viele Organisationen übten jetzt schon Gegenseitigkeit, andere freilich noch nicht. Die amerikanischen Verhältnisse seien sehr eigenartig und könnten nicht so leicht auswärts verstanden werden. Gestern habe Kloth von 10 000 Buchbindern in Chicago gesprochen. In Chicago wür- den im gesamten Buchgewerbe nicht 10 000 Arbeiter beschäftigt. Solche Mißverständnisse seien vom Uebel und man sollte wirklich die Gelegenheit ergreifen, einmal nach Amerika zu kommen und die nächste Konferenz 1915 in San Franziska abhalten. Das würde die Mißverständnisse verringern. Le'gien ist von der Aussprache sehr befriedigt.. Freilich habe es sich auch gezeigt, dah die Berufssekretäre nicht immer völlig einwandfrei über die Verhältnisse des eigenen Berufes in den verschiedenen Ländern unterrichtet seien. Deichmann zum Beispiel habe nicht gewußt, daß sich jetzt der Anschluß der amerika - Nischen Tabakarbeiter an die Internationale vollzieht.(Deich- mann ruft: Es geht eben sehr langsam!) Ja. das ist eben das Falsche, wenn deutsche Maßstäbe angelegt werden. Bei den riefen- haften Entfernungen in Amerika ist die Verständigung zwischen den einzelnen Ortsgruppen und der Zentrale viel zeitraubender als bei unS. Die Uebersetzungen werden besser werden. Das Bureau schwebte bisher in der Luft. Jetzt, nachdem die Beitrags- erhöhung beschlossen ist, können wir die Sache ausgestalten und ein Uebersetzungsbureau als dauernde Einrichtung schaffen. Die Konferenz erhebt die Resolution Shaw auf Errichtung eines ständigen Uebersetzungsbureaus zum Beschlutz. P e r k i n s- Amerika fordert nunmehr die Konferenz auf. die nächste Tagun« 1915 in San Franziska abzuhalten. Die international organisierten Gewerkschaften soll- ten die Gelegenheit ergreifen. Amerika , dieses große und inter - essante Land, kennen zu lernen, dessen eigenartige Verhältnisse nur zu � verstehen sind, wenn man sie persönlich studiert hat. Die Kosten sind nicht unerschtvinglich, sie werden für die Reise von sechs Wochen etwa 1600 M. betragen. Redner üerreicht außer- dem noch ein Einladungsschreiben der AuSstellungSleihmg der Weltausstellung von San Franziska. Legicn erklärt sich unter der Voraussetzung, daß die Konfe- renz keine Rumpfkonferenz, sondern international gestaltet wird, daß also jedes angeschlossene Land einen Delegierten entsendet und die Kosten durch Umlageverfahren gemeinsam aufgebracht werden, für die Annahme der Einladung nach San Franziska. Die Generalkommifsion der Gewerkschaften Deutschlands wie die American Federation haben sich bereits mit der gemeinschaftlichen Aufbringung der Kosten einverstanden erklärt. Der Redner weist auf die Fertigstellung des großen Kulturwerkes des Panamakanals hin und betont, daß auch die organisierte internationale Arbeiter- schaft dabei nicht fehlen darf. Nach längerer Diskussion, in der sich unter anderen H u e b e r- Wien, Oudcgeest- Holland und M a e r t e n s- Belgien gegen die Reise nach Amerika ausgesprochen, wird in Abstimmung nach Nationen mit 10 gegen 6 Stimmen und einer Enthaltung be- schloffen, die nächste Konferenz im Jahre 1915 in San Franziska abzuhalten. Hueber erklärt, daß er diesen Beschluß nur mit Zustim- mung der österreichischen Generalkommifsion durchführen könne. Legicn erklärt, ohne Widerspruch zu finden, daß damit auch das Umlageverfahren über die Aufbringung der Kosten be- schlössen worden ist. Die Konferenz spricht den Hinterbliebenen des englischen Führers Harry Queich das Beileid aus. Die Arbeiten der Konferenz sind damit beendet und die Ver- Handlungen werden vom Vorsitzenden H u g g l e r geschlossen, £[iis Industrie irnd Handel. Konjunkturgewinne. Die Harpen er Bergbau-Aktiengesellschaft erzielte im vergangenen Geschäftsjahre einen Bruttogewinn von 33,55 Millionen Mark gegen 25,68 Millionen Mark im Jahre 1911 bis 1912. Die Gewinnsteigerung innerhalb eines Jahres beträgt also fast 8 Millionen Mark. Fast 9 Millionen werden zu Abschrei- bungen verwandt. Die Aktionäre erhalten aus dem Reingewinn 11 Proz. Dividende gegen 9 Proz. im Vorjahre. Kartellterrorismus. Wie ein Telegramm auS Wien meldet, wurde in einer Plenarsitzung des österreichischen Eisenkartells das Rokvcanwerk wegen kartellwidriger Vorgänge aus einstimmigen Beschluß aus dem Kartell ausgeschlossen und die Her- stellung von Kampfpreisen gegen Rokycan beschlossen. Danach wurden die Stabeisenpreise in dem Bezirk Rokycan auf 3 Kronen 5 Heller per Mcter-Zcntner herabgesetzt. Für den Bezirk Wien be- trug die Herabsetzung 1 Krone 20 Heller.- Ferner wurden ent- sprechend der Abschwächung auf dem internationalen Eisenmarkt die Grobblechpreise um 1 Krone 50 Heller und die Träger um 60 Heller erniedrigt. Ein ganzes Land an eine Firma. Wie der Standard in London mitteilt, hat Lord Murrah für die englische Firma Pearfon u. Son nach einem scharfen Konkurrenzkampfe mit amerikanischen und europäischen Firmen einen Kontrakt von 40jähriger Dauer zum Zwecke der wirtschaftlichen Erschließung der Republik Columbia abgeschlossen. Der Kontrakt enthält Konzessionen zum Bau von Eisenbahnen, Hafenanlagen, Kanälen, Telegraphen- und Telephonleitungen und zur Erforschung und Ausbeutung von Petroleumquellen. Soziales* Tie Schulzahnpflege in Deutschland . Das deutsche Zentralkomitee für Zahnpflege in den Schulen nimmt seit einigen Jahren regelmäßige Statistiken über die Ver. breitung der Schulzahnpflege auf. Nach der Erhebung im Jahre 1909. wurden in 42 Orten prgktisch?. Schulzahnpflege ausgeübt� Im Jahre.1911 war dje Zahl dieser Örte schon auf 78 angei wachsen. Die dritte, vor einigen Bconaten aufgenommene Statistik führt insgesamt schon 209 Orte auf. Unter diesen befinden.sich 79, meist große Stäote, in denen Schul- Z a hn k l i n i k e n bestehen. Am besten ist wohl die Fürsorge in jSernburg, Darmstadt , Erfurt , Charlottenburg , Nürnberg , Stuttgart , Straßburg durchge- führt, wo allen Volksschulkindern unentgeltliche Zahnbehandlung gewährt wird. In den anderen Orten fehlt es angeblich an Mitteln hierzu. Man hat hier eine Verteilung der Lasten vorgenommen, insofern als die Gemeinde einen Teil, die Eltern den andern Teil zu übernehmen haben. Meist werden pro Kind und Jahr Beträge von 50 Pf. bis 3 M. erhoben. In manchen Orten, wie in B e r- l i n, Chemnitz , Tortmund, Essen, Hamburg usw. ist die Behand- lung nur für die Kinder der„Armen" frei; die von den anderen Kindern zu leistende Bezahlung wird verschiedentlich gehandhabt. In Berlin sind pro Fall 50 Pf. zu zahlen, in Altona , Bonn , Leipzig , Stettin , Ulm usw. können die Kinder Abonnements in den Kliniken entnehmen, die meist 1 M. pro Jahr kosten. Die Zahl der behandelten Kinder betrug beispielsweise in Essen 18 802, Berlin 15 000, Düsseldorf 13 082, Nürnberg 12 327, Stuttgart 10 522. Duisburg 7233, Barmen 9960. Frankfurt a. M. 5838. Hau- nover 6000 usw, In den übrigen 130 Orten bestehen Schulzahnpflegestellen. Die Behandlung erfolgt hier nebenamtlich durch ortsansässige Zahnarzte. Die Gemeinden geben meist einen Zuschuß zu der Behand- lung, im übrigen ist sie in der Regel zu bezahlen. Vielfach ge- schieht diese Bezahlung durch„ermäßigte Preise", meist durch Ent- nähme von Abonnements. Dar Preis für letztere schwankt von 1 bis 3 M. In einigen Orten ist die Behandlung auch Dentisten anvertraut. Neben der Behandlung der Schulkinder wird aller- wärts eingehende Belehrung über die Bedeutung eines gesunden Gebisses und die Wichtigkeit der Zahnpflege erteilt. An dieser Propaganda beteiligen sich nach den Darlegungen deö Berichts de» Zentralkomitees nicht nur Behörden, Zahnärzte und Aerzte, son- dern vor allen Dingen auch die Lehrer, und in dem Zusammen- arbeiten aller dieser Kräfte liegt der große Erfolg im Kampfe gegen die weitverbreitete Karies der Zähne unter den Schul- lindern. Deutschland könne für sich den Ruhm beanspruchen, sagt der Bericht, unter allen Ländern an erster Stelle in dieser sozialen Fürsorge zu stehen._ Hetzte Nachrichten. Heftige Streikbewegung in England. Manchester , 20. September. (W. T. B.) Die Arbeit ruht voll- ständig. Auf den Docks von Manchester feiern 5000 Mann und etwa 50 Schiffe sind an der Abfahrt verhindert. Die Direktoren der Kanalgesellschast lehnen jedes Zugeständnis und den Smpfang einer Arbeiterdelegation ab. Die Arbeiter bereiten sich auf einen lange währenden Streik vor. Nottingham , 20. September. Etwa hundert auf dem Güter- bahnhof der Midkand-Eisenbahn beschäftigte Arbeiter sind heute nachmittag in den Ausstand getreten. Neue Cholerafälle in Kroatien . Agram, 20. September. (P. C.) Gestern wurden bei der Landesregierung neuerlich 20 Cholerafälle zur Anzeige gebracht. Bis zum heutigen Tage sind in Kroatien 200 Chokerasälle amtlich festgestellt. Folgenschwere Explosion. Bilbao , 20. September. (W. T. B.) Wie aus Galdacano ge- meldet wird, wurden bei einer Explosion in einer Fabrik von Ex- plosivstoffen fünf Arbeiterinnen getötet. Absturz eines Fliegers. Sebastopol, 20. September. (W. T. BZ Der Militärflieger Artillerieleutnant Fischer ist aus 200 Meter Höhe abgestürzt, Ex war sofort tot,
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