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1. Beilage zum, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 3041.

Fälscher und Lügner.

Paris , den 25. Dezember. Es scheint, als ob dieses dem Arbeitsminister in 3ffentlicher Sigung in's Gesicht geschleuderte Wort den Anti­1ozialisten noch immer keine genügende Warnung sei, sich in ihrem Kampfe gegen die Sozialisten andere Waffen als der Lüge und Fälschung zu bedienen. Freilich ist dies anders schwer möglich und ohne Verdrehungen geht es schon gar nicht ab. Tech ist dies in bezug auf das Inland immerhin eine heille Sache, da es doch auch für einen Vollblutbourgeois nicht an­genehm sein fann, sich öffentlich als Fälscher und Lügner brand­marten lassen zu müssen. In bezug auf das Ausland liegt aber diese Gefahr schon weniger nahe oder sie erscheint den Herren Fälschern zu bedeutungslos, als daß fie fich dadurch abhalten laffen sollten, ihrem Verleumdungstrieb zu folgen, dem sie sich besonders dann recht willig überlassen, wenn es sich um die deutschen Sozialisten handelt. Eines ihrer beliebtesten und am häufigsten wieder­fehrenden Fälschungstünste ist es, sie als Mordspatrioten hinzu­stellen, die sich nur den Anschein geben, als wären sie inter­tional gefinnt, um desto leichter die Arbeiter der übrigen Länder, namentlich Frankreichs , irreleiten und für die Macht­stellung Deutschlands ausnutzen zu können. In der Presse und die deutsche Bourgeoispresse beobachtet dasselbe Verfahren gegenüber den französischen Sozialisten wird diese Kunst in Ser unverfrorensten Weise geübt, wie dies der Temps " erst in seiner vorgestrigen Nummer dokumentirte. In einem Artikel, zu welchem das Votum der sozialistischen Reichs­tags- Fraktion für den rumänischen Handelsvertrag als Vorwurf dient, sagt nämlich dieses offizielle Organ der Bourgeoisie und offiziöse der Regierung:

Der deutsche Sozialismus mag noch so sehr internationale Tendenzen oder Formeln zur Schau tragen, er ist vor allem germanisch und vergißt dies niemals. Er hat einen Rassen­patriotismus, der ihn abseits und seines Dafürhaltens über alle anderen stellt. Die Liebknecht und Bebel ermangein nie eine Gelegenheit, wenn fie, fei es gegen Osten oder gegen Westen blicken, zu erklären, daß sie die ersten sein werden, gegen die neuen oder alten Feinde der deutschen Familie oder des deutschen Bodens zu marschiren und zu kämpfen. Sie fingen lauter als alle anderen: Deutschland über alles". Sie treiben die franzö fischen Sozialisten, die ihre folgsamen Schüler geworden sind, recht an, alles in Frankreich zu desorganisiren, denn diese beständige revolutionäre Agitation, dieser feige Rosmopolitismus hat zum Endzweck, die französische Rasse in gleichem Verhältniß zu schwächen und die deutsche Hegemonie in Europa zu sichern. Aber sie hüten sich wohl, an dieselbe Desorganisation in Deutschland zu arbeiten, denn sie wollen es stark und blühend erhalten. Darum sollten unsere sozialistischen Abgeordneten es sich recht überlegen, wenn sie mit ihnen Brüderschaft machen. Als Gefoppte ihrer internationalen Theorien zu erscheinen, laufen sie Gefahr, sich zu Mitschuldigen ihres sehr praktischen Germanismus zu machen.

Und all dies, weil die sozialistische Reichstagsfraktion nicht gegen ihre eigene Gesinnung, nicht gegen das Interesse der Ar­beiterklasse für das Junkerthum, das Agrarierthum stimmte! Doch wozu ein Kommentar? Es genügt, diese Infamien festzunageln und Fälscher und Lügner darunter zu schreiben.

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Ein anderes Fälscherstückchen leistet sich Paris ", dessen Spalten seit einiger Zeit eine Ablagerungsstätte polizistischen Unraths bilden. Es ist dies dasselbe Blatt, das erst jüngst durch einen Spezialpolizisten, den es als seinen Berliner Spezial­forrespondenten bezeichnet, unsere Freunde Eduard Vaillant und Jules Guesde als ebenso erbärmlich hinstellen ließ, als es sicher­lich dieser Lump von einem Spezialforrespondenten" ist. Das­selbe Individuum will nun mit einem der Führer der deutschen sozialistischen Partei, welcher Reichstags- Abgeordneter und eines der hervorragendsten Mitglieder des Zentralfomitees ist", eine Unterredung gehabt haben, bei der sich dieser so freier aussprach, als er nicht wußte, daß seine Er­flärungen veröffentlicht werden würden. Und so erfuhr er denn, daß die sozialdemokratische Partei noch nie eine so fürchterliche Strise durchgemacht habe, als die, in der sie sich jetzt infolge der anarchistischen Attentate befinde. Aber wie der Aus­breitung des Anarchismus entgegenwirken, da viele mit einem Fuß bei uns, mit dem anderen in der Anarchie stecken". Und diese Leute müßten sie schonen. Sie bilden unseren Schwanz, der Gist enthält, aber den es uns unmöglich ist abzuschneiden." Und erst die internationalen polizeilichen Maßnahmen! Durch diese würden ihre Verbindungen bedeutend erschwert. Ihre im Ausland befindlichen Berichterstatter und ständigen Delegirten, die zu ihren unternehmendsten Leuten zählen und dahin gingen, um sich, sei es einer Verurtheilung, sei es einer Verhaftung zu entziehen", werden nun eine strenge Ueberwachung erleiden, alle möglichen Unannehmlichkeiten haben und schließlich ausgewiesen werden. Solcherart würde der Internationalismus einen argen Stoß erleiden. Nun ist es aber der Internationalismus allein, der uns Kräfte, hauptsächlich finanzielle Mittel giebt, da es zwischen den Komitees aller Länder einen fortwährenden Austausch von Korrespondenzen und Geldsubskriptionen giebt." Man werde nun zu kämpfen, zu organisiren und Vorsichtsmaßregeln zu treffen haben. Eine Aus musterung sei geboten, die durch die Verwegenheit ihrer Gedanken am meisten Blosgestellten müßten ausgeschlossen werden. Die Partei werde numerisch start geschwächt werden. Man werde sich rechts und links von ihr abwenden. Kurz, der Anarchismus mache ihr großen Schaden, die ganze Zukunft trohe ihr zu entgehen. Wir haben nur eine Hoffnung: daß sich kein Attentat von der Art derjenigen von Barcelona und Paris einstelle. Im entgegen gesetzten Falle würden wir sehr kompromittirt sein."

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Damit schließt die Spezialforrespondenz", deren letzte Zeile allein schon den ganzen Lockspitel verräth. Daß die Unterredung von A bis Z erlogen ist, das erkennt jeder Genosse, auch wenn er im Auslande lebt, gleich auf den ersten Blick. Und indem wir diese Polizeimache hier festnageln, bedauern wir nur, den Speziallumpen nicht mit annageln zu können.

Chronik der wichtigsten politischen und Partei- Ereignisse im Jahre 1893.

Januar.

1. Das Krankenversicherungs- Gesetz für die Handels- Ange­stellten und verwandten Berufsgenossen tritt in Kraft. Der zehnstündige Normal- Arbeitstag für Frauen tritt in Kraft.

2. 24 000 Bergarbeiter im Saar - Revier streifen. Floquet's Betheiligung am Banamaskandal wird bekannt. 3. Nothstands- Interpellation der sozialdemokratischen Reichs­

tagsfraktion.

4. General Gurko verbietet den Beamten im Königreiche Polen , mit den Parteien polnisch zu sprechen.

Freitag, den 29. Dezember 1893.

6.- 8. Ronferenz der österreichischen Landesorganisationen. Parteitag der ungarischen Sozialdemokratie.

6. Bergarbeiterstreit im Dortmunder Revier.

Sigung des preußischen Staatsministeriums über den Bergarbeiterstreik.

B

Wahlen zum Volts Reichstag" in Schweden , sämmt­liche( 14) Sozialisten, darunter zwei Frauen, wurden ge­wählt.

7. Freiherr v. Soden, der Gouverneur von Dst- Afrifa, muß zurücktreten.

8. In Carmaux wird Genosse Jaurès in die französische Deputirtenkammer gewählt.

9. Die preußische Wahlreform- Vorlage wird bekannt.

Der frühere französische Minister Baihaut wird wegen Betheiligung am Panama - Standal verhaftet.

10. Zusammentritt des Deutschen Reichstages, des preußischen Abgeordnetenhauses und der französischen Kammer. Beginn des Panamaprozesses in Paris .

Rücktritt Floquet's vom Kammerpräsidium, Sturz des Kriegsministers Freycinet und Demission des Ministeriums Ribot infolge der Panama - Enthüllungen.

11. Eiffel wird nachgewiesen, daß er viele Millionen Panama­gelder an sich gebracht hat.

12. Verhandlung der Brausteuer- Vorlage im Reichstage, Rede Grillenberger's zu derselben.

Verhandlung des Volksschul- Gesezentwurfes im preußischen Landtage.

Gründung einer sozialistischen Agitationsliga.

Pci der Stadtverordnetenwahl in Schlotheim in Thüringen siegen die Sozialdemokraten.

13. Jm Reichstage wird von Liebknecht die Nothstands- Inter­pellation der sozialdemokratischen Fraktion begründet. 13.- 16. Der Kongreß der sozialistischen Gemeinden Frankreichs

in St. Denis .

13. Berathung des Wahlgesez- Entwurfes im preußischen Land­tage.

Die Dresdener Polizei verbietet die Aufnahme einer Arbeitslosen- Statistit.

Englischer Arbeiterfongreß zu Bradford . Gründung einer unabhängigen Arbeiterpartei.

14. Vier große Versammlungen der Arbeitslosen Berlins . Ende der Zukunftsstaats- Debatten.

Große Protestversammlung der Pariser Sozialisten gegen die Panamaskandale und Einigung der sozialistischen Frak

tionen.

Revolution auf Hawai, Entthronung der Königin.

15. Die Korrespondenten ausländischer Zeitungen werden aus Paris ausgewiesen.

Die englische Bergarbeiter Konferenz spricht sich für die Einführung des Achtstundentages aus.

Sozialistischer Sieg bei den Gewerbegerichtswahlen in Mül­ hausen i. Elf.

16. Erste Berathung der Branntweinsteuer- Vorlage im Reichs­tage.

Hawaii will sich von den Vereinigten Staaten anektiren Tassen.

17. Der Ausschuß der Berliner Stadtverordneten- Versammlung lehnt den Antrag Singer auf Herabsetzung der Arbeitszeit in städtischen Betrieben ab.

Die Kölner Stadtverordneten lehnen es ab, den Gürzenich­saal für eine Versammlung der Arbeitslosen herzugeben. Der Bergarbeiterstreit im Saarrevier für beendet erklärt. Konflikt Englands mit dem Khedive von Egypten. Hayer, früherer Präsident der Vereinigten Staaten , ge storben.

Revolution auf Haiti .

18. Der Reichstag stimmt den Anträgen der Konservativen und des Zentrums über das Innungswesen und den Be fähigungsnachweis bei. Die Reichsregierung verhält sich ablehnend.

Die Wahl Möller's in Dortmund wird von der Wahl­prüfungs- Kommission des Reichstages für ungiltig erklärt. Der Glasarbeiterstreit im Jsergebirge zu Ungunsten der Arbeiter entschieden.

10. Jahrg.

Die nordamerikanische Regierung übernimmt das provi­forische Protektorat über Hawai .

2.- 8. Butunftsstaats- Debatten im Deutschen Reichstage. 2. Töpferstreif in Spandau .

19. Aus Sachsen verden zahlreiche Todesfälle wegen Erin frierens gemeldet. Der schweizerische Bundesrath erklärt den Eintritt in eine politische Körperschaft nicht abhängig von der Leistung

eines Eides.

Große Arbeitslosen- Demonstration in Amsterdam . In Rom finden Verhaftungen hochangesehener Personen wegen der Bankskandale statt. Gründung eines Arbeitsdepartements in England. 20. Die Berliner Stadtverordneten Versammlung lehnt den sozialdemokratischen Antrag auf Linderung der Arbeits­losigkeit ab; Oberbürgermeister Belle nahm wegen Theil­nahme an einem Hoffeste an der Berathung nicht theil. Antrag der polnischen Partei im Reichstage auf Ein­führung ländlicher Gewerbegerichte.

Der Aufstand in Haiti beendet.

21. Hundertjähriger Gedenktag der Hinrichtung Ludwig XVI . 23. Große Arbeitslosenversammlung in Leipzig .

Urtheil im Welfenprozesse zu Hannover , 16 von 65 An­geklagten werden wegen Vergehen gegen das Vereinsgesetz verurtheilt.

24. Der Reichstag tritt in die Berathung des Wuchergesetzes ein. Sozialistischer Sieg bei den Stadtverordnetenwahlen in Braunschweig .

25. Vier Arbeitslosen- Versammlungen in Berlin .

Der Reichstag nimmt die lex Rintelen an, wodurch die Immunität der Abgeordneten eingeschränkt wird. 26. Tem italienischen Parlament verspricht der Minister­präsident Giolitti strenge Untersuchung der Bankstandale. 27. Blaine, der frühere Minister des Auswärtigen der Ver­einigten Staten gestorben.

28. Gladstone läßt den 1883 zum Tode verurtheilten und be­gnadigten Egan ganz begnadigen.

29. Volksabstimmung über die Proportionalwahl in St. Gallen . Bei den Gewerbegerichtswahlen in Küstrin siegten die Cozialdemokraten.

30. Universitätstravalle in Italien . 31. Gröffnung des englischen Parlamentes. Arbeitslosen- Demonstration in London .

Der Brüsseler Gemeinderath votirt 20 000 Frants für die Arbeitslosen.

27. Schluß der internationalen ergebnißlos verlaufenen Münz­konferenz zu Brüssel .

28. Ende der Generaldiskussion in der Militärkommission des Reichstages.

31. Furchtbares Erdbeben auf der Insel Zante , fast voll ständige Verheerung der Insel. Februar.

1. Explosion in der Zeche Blumenthal bei Eisen a. d. Ruhr, bei der 17 Arbeiter getödtet und 18 schwer verwundet

wurden.

Großer Streit in der ungarischen Waffenfabrik( Löwe) in Budapest .

Hochwasser im Rheinland und Ruhrgebiet .

Steues Erdbeben auf 3ante, 26 000 Menschen obdachlos. 3. Debatten über die Bankskandale im italienischen Parla­

mente.

5. Enthüllungen über die Wahlforruption der württembergi­schen Regierung bei den Wahlen. Landeskonferenz der nordböhmischen Sozialdemokratie.

6. Der Reichs- Seuchen- Gesetzentwurf wird veröffentlicht. 7. Das parlamentarische Komitee der englischen Gewerk schaften verzichtet zu gunsten des internationalen Kon­gresses in Zürich auf die Einberufung eines Kongresses nach London .

Fusangel kandidirt in Olpe- Meschede gegen den offiziellen Zentrumskandidaten für den Reichstag .

9. Ferdinand und Charles von Lesseps zu 5, Baron Cettu und Eiffel zu 2 Jahren Gefängniß wegen der Panama­schwindeleien verurtheilt.

10. Debatten über die Sonntagsruhe im Reichstage.

Die Chemnitzer Stadtverordneten beschließen Nothstands arbeiten.

Großer Sozialistenprozeß in Gent .

13. Streit im Brüger Kohlenrevier.

Beginn der Debatten über Home Rule im englischen Unterhause.

Entdeckung großer Unterschleife bei den portugiesischen Eisenbahnen.

15. Zweiter Rongreß der französischen Arbeitsbörsen. 17. Massenverhaftung russischer Studenten in Berlin . 18. Reichstagsdebatten über das Alters- und Invaliditäts­versicherungs- Gesez.

19. Der Vorwärts" veröffentlicht die Liste Unterm Neuen Kurs für den Monat November. Mit 4 Jahren 2 Mo naten 2 Tagen und 2435 M. Geldstrafe wurden die Agitationskosten bezahlt.

20. Großer Sieg der sozialdemokratischen Arbeiter Berlins bei den Gewerbegerichts- Wahlen.

Buchbinder- Verbandstag in Frankfurt a. M.

In Lehrte ( Braunschweig ) wurde ein sozialdemokratischer Stadtverordneter gewählt.

Das portugiesische Kabinet demissionirt.

21. Telegraphenverbindung zwischen Deutschland und Kamerun

hergestellt.

24. Reichstags- Debatte über die Arbeiterversicherung.

Die sozialdemokratische Fraktion bringt den Entwurf einer Seemanns- Ordnung im Reichstage ein.

In der Reichstags- Kommission für die lex Heinze wird der Antrag angenommen, daß bei ehrlosen, rohen und aus Bosheit begangenen Strafthaten auf harte Lagerstatt und Wasser und Brot erkannt werden kann, der Antrag, politische Vergehen auszuschließen, abgelehnt.

Jules Ferry zum Präsidenten des französischen Senats gewählt.

26. Voltsabstimmung in Belgien betr. das Wahlsystem; der Antrag Janson, aftives allgemeines Wahlrecht mit voll­endetem 21. Jahr, erhält die meisten Stimmen.

28. Großer Metallarbeiterstreit in Rive de Gier .

Neue Panama - Enthüllungen Andrieux gegen Clemenceau . Der Senat der Vereinigten Staaten versagt( indirekt) die Genehmigung zur Annexion Hawais .

Metropolit Clement infolge seiner unpatriotischen Haltung gegenüber dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien zwangs weise internirt.

Parteinachrichten.

Die fozialdemokratische Parteikonferenz für den Wahlkreis Höchst Homburg 2c. fand am 24. Dezember Rödelheim statt. Erschienen waren 25 Delegirte und 13 Vertrauensmänner. Dem Bericht des Kreis- Vertrauensmannes zufolge muß den Genossen des Kreises das Zeugniß ausgestellt werden, daß sie eifrigst bemüht waren, das Ihrige zur Ver­breitung unserer Ideen beizutragen. So wurden gegen die Militärvorlage im Kreise allein 100 000, bei der Reichstagswahl 120 000 Flugblätter verbreitet. In zwei Orten wurden im Laufe des Jahres neue Wahlvereine gegründet. Dem Kassenbericht ents nehmen wir, daß die Ausgaben des Kreises, ungerechnet 2186,19 M., welche insgesammt für die legte Reichstagswahl ausgegeben wurden, 1871,22 m. für Agitationszwecke betrugen. Kassenbestand beträgt, ohne die Außenstände, 117,90 M.- Alle Delegirten hoben in ihrem Berichte hervor, daß die Wirthe, meist natürlich beeinflußt durch die Polizei, nur sehr schwer ihre Lokale zu Versammlungen hergeben. Zur Landagitation wird folgendes beschlossen.

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In allen Ortschaften, wo Organisationen bestehen, sollen Agitations- Kommissionen gewählt werden, denen vom Kreis- Ver­trauensmann verschiedene Ortschaften zugewiesen werden, die von den Kommissionen zu bearbeiten sind.

In bezug auf Wahlen von Delegirten zu Kongressen und Parteitagen wurde folgendes bestimmt:

Bei allen im 1. naffauischen Wahlkreis stattfindenden Delegirtenwahlen, betreffend die Vertretung des Kreises auf irgend welchem sozialistischen Kongreß, soll folgender Wahlmodus eingeführt werden: Diejenigen Orte, welche bei der letzten Reichstagswahl am 15. Juni d. J. bis zu 200 Stimmen abgaben, entfenden einen Delegirten, bis zu 500 zwei und über 500 drei Delegirte zu einer eigens dazu anberaumten Parteikonferenz, worin die so von jedem Ort entsendeten Delegirten in engerer Wahl einen im Kreis thätigen Genossen bestimmen, welcher als Vertreter desselben einen bestimmten Stongreß besucht.

Nachdem noch die nöthigen Kommissionen gewählt worden paren, schloß die Konferenz mit einem Hoch auf die inter­nationale Sozialdemokratie.

Bei den Gemeinderathswahlen in Salzungen brachten unsere Parteigenossen ihre zwei Kandidaten mit großer Majorität durch. Die Betheiligung an der Wahl war eine sehr rege, denn es übten von 467 Wahlberechtigten 433 ihr Wahlrecht aus.

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Auch im Rathhaus zu Rödelheim wird man nunmehr zwei Vertretern der Arbeiterpartei einen Platz einräumen müssen. Die Genossen Wächter und Kahl sind bei der letzten Wahl der dritten Abtheilung für die Stadtverordneten- Versammlung ges wählt worden.

Genosse Fr. Klostermann, Stendal , Hohe Bude 9, fordert den Genossen Schneider Ernst Schulz aus Stendal auf, ihm seine Adresse behufs Zustellung wichtiger Angelegenheiten anzugeben. Dem Vermuthen nach soll sich Schulz in Sachsen oder in Schlesien aushalten.