Nr. 253.
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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 1983.
Perfönliches Regiment.
Sonntag, den 28. September 1913.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritplatz, Nr. 1984.
und so kam der Auftrag:„ Der Angriff ist für 10 Uhr an- teilten sie sich in zwei Kolonnen; eine richtete ihren Angriff gegen beraumt." Bis der hohe Zuschauer zur Stelle war! Dann Radagja, Struga , Resan, Monastir , die andere hat zum Ziel wurde freilich mit Elan„ gestürmt". Aber ob der Feind im Kitschewo, Gostiwar, Uestüb. Eine besondere Kolonne dringt von Ernstfalle bis 10 Uhr" gewartet hätte? Alles war aufs Djafowiza über Prizrend, nach Mitrowiza. Diese lettere hat einen Aus Wien wird uns vom 26. September geschrieben: Schauen präpariert. So hörte man in manchen Abtei- stärkeren Widerstand gefunden, die zwei ersten rücken aber rasch Das Merkmal des persönlichen Regiments" ist, daß das lungen, nachdem schon die Manöver abgeblasen" waren: vorwärts. Man erwartet den Fall Monastirs. Es scheint, daß erst Regieren nach sachlichen Grundsägen und besonnenen Er- Marschieren Sie, Herr Oberst, noch bis zu jenem Punkte, da- auf der Linie Pirlepe- Gostiwar die Albanesen aufgehalten werden wägungen aufhört und launenhafte Einfälle und persönliche mit man die Truppen vom„ Hügel" aus besser sieht! Auf können. Eitelkeiten dessen Stelle einnehmen. Das arme Desterreich- dem Sügel" saßen nämlich die hohen Zuschauer! Ungarn lernt nun die Annehmlichkeit dieses persönlichen Daß all das dem Generalstabschef über die Schnur ging Mann unter den Waffen. Sie wurden alle nach der südlichen „ Eingreifens" des Inhabers der Macht kennen. Natürlich ist und er seiner Geringschäzung über diese Miltärspielerei un- Grenze hingeschickt, um bloß die Angreifer aufzuhalten, bis die unter diesem Inhaber nicht der alte Kaiser zu verstehen, der verhohlen Ausdruck gegeben haben wird, kann man sich schon Mobilisation der zwei Divisionen( I. Donau- und I. Moravadivifich im Gegenteil jeder Beeinflussung der Politik vollständig denken. Also wird er abgeschoben! Das persönliche fion) vollzogen ist. Das wird aber faum bis zum 28. September enthält und beinahe schon zu einer legendenhaften Person ge- Regiment verträgt eben feine Aritif, und wer der Fall sein. Man rechnet aber damit, daß in zehn Tagen eine worden ist; das persönliche Regiment geht vielmehr immer an seiner Gottähnlichkeit zu zweifeln sich herausnimmt, büßt Armee von 100 000 Mann mit den zugehörigen Artillerie- und deutlicher vom Thronfolger aus. Ein Vorfall der letzten Tage, es mit Verlust der Gnade. So verhält sich ia des persönliche Mitrailleusenabteilungen zur Stelle sein wird, und glaubt, es werde über den in Wien weniger gesprochen als getuschelt wird, hat Regiment gegenüber jeder kritischen Aeußerung, weshalb in genügen, die Angreifer zurückzuweisen und zu„ bestrafen", d. h. nicht die österreichische Welt in die Auffassungen, die Franz Desterreich auch die schüchternste und sachlichste Beanstandung nur die Menschen, sondern alle Ansätze der menschlichen Kultur im Ferdinand vom Regieren hat, einen Einblick verschafft, der die irgendeiner Verfügung oder Ansicht des Thronfolgers in der Bereich der Militärgewalt zu vernichten. braven Desterreicher alles andere denn erfreut und selbst die Presse der Konfiskation sicher ist. Wie es am Mittwoch der Es ist ausgeschlossen, daß sich die Albanesen zu dem Angriff gewiegtesten Patrioten mit gewissen Beklemmungen erfüllt. Arbeiter- Zeitung " passierte, deren Besprechung dieser aus eigenem entschlossen haben. Unmöglich ist es auch, daß sie allein Es ist nämlich plötzlich der Chef der Generalstabes bei Manövergeschichten vom ersten bis zum letzten Wort der Be- die Sache so gut organisiert und ausreichende Waffen, besonders dem Thronfolger in Ungnade gefallen. Nun muß man wissen, schlagnahme verfiel. Allerdings wußte sich unser Blatt zu aber die Munition, sich verschafft hätten. Wohl aber hat das Verdaß dieser Generalstabschef, der Freiherr Konrad von helfen; der beanstandete Artikel wurde sogleich im nieder- halten der serbischen Truppen, die Behandlung der albanesischen Hözendorf, ein Stolz Desterreichs ist, als Reorganisator österreichischen Landtag immunisiert und erschien schon am Bevölkerung durch die serbische Militärbehörde und die Abder Armee unablässig gefeiert wird und überhaupt den öster- anderen Tag in vollem Wortlaut an der Spike des Blattes, schneidung Nordalbaniens von seiner natürlichen wirtschaftlichen reichischen Kriegsruhm darstellt, wenn der nüchterne Beobachter und ganz Wien lieft ihn mit Interesse und Entzücken.... Basis, erst die Stimmung der Bevölkerung für die Annahme eines auch nicht recht weiß, was dem General diesen unbestrittenen Aber man kann sich denken, wenn Franz Ferdinand seine so gefährlichen Ratschlags geschaffen. Ruf eigentlich verschafft haben soll. Konrad von Högendorf persönlichen Stimmungen nun selbst über die mili. Ihre ersten Erfolge haben die Angreifer ihrer numerischen galt auch alle Zeit als der Mann Franz Ferdinands . Ertärischen Notwendigkeiten stellt, über Notwendigkeiten Ueberlegenheit und der Ueberraschung zu verdanken. Sie sind mit mußte vor einigen Jahren von seinem Bosten scheiden: er hatte also, die den Monarchen allezeit die wichtigsten waren, wie den Terrainverhältnissen sehr gut bekannt. Deshalb ist es ihnen nämlich den wundersamen Plan gehabt, das„ bundes- es dann erst in der eigentlichen Politik werden wird! Um gelungen, die Truppen aus den befestigten serbischen Stellungen genössische Italien ", als es sich mit Tripolis in den größten so mehr, als sein Charakter zu den jähesten Umschlägen neigt herauszumanöverieren und sie zum Rückzug zu zwingen. Nach den Fährlichkeiten befand, mit Krieg zu überfallen, welchem und es bekannt ist, daß seine Meinungen über Menschen alles Privatmeldungen haben sie sich auch in den Bejiz einiger serbiPlane" sich der damalige Minister des Aeußern, Aehrenthal , andere denn dauerhaft sind. schen Kanonen und Mitrailleusen gesezt. Das kann aber nicht lange natürlich mit aller Kraft widersetzte. In diesem Konflikt Das fraurigste ist, daß der Thronfolger von dauern. Den serbischen Streitkräften werden sie nicht standhalten stellte sich der alte Kaiser, der ja immer für Frieden und Ruhe einer Mauer fierifaler Schmeichler und können. ist, auf seiten des verantwortlichen Ministers, und Konrad Strebet fest umschlossen ist und daß sein Ohr ein Bon zuverlässiger Seite wurde uns mitgeteilt, daß die Rechmußte gehen. Aber sein Scheiden wurde mit den freimütiges Wort nie erreicht. Das wird nämlich unweiger- nung der Angreifer folgende war: man solle das Beispiel der Türken größten Ehrungen begleitet, und insbesondere der Thron- lich konfisziert. Wie soll aber ein Monarch denn erzogen wer- in Thrazien befolgen. Die serbische Besabung könne nicht Widerfolger fonnte fich in Beteuerungen, daß der Verabschiedete den, wenn nicht durch die unbeugiame Kritik der unbe- stand leisten; nachdem alles bis auf Monastir genommen sei, tönnin seiner Schäßung unerschüttert bleibe, nicht genug tun. Als stochenen öffentlichen Meinung? Die Geschichte von dem jähen ten die Serbien nichts anderes tun als an die Großmächte appelder Balkankrieg ausgebrochen war und die Gefahr kriegerischer Sturze des Generalstabschef sagt an, welchen Zeiten die Dester- lieren, an die die Bulgaren schon vergebens appelliert hätten. Weder Verwickelungen in die Nähe rückte, wurde Konrad sofort reicher entgegengehen. Daß fie deshalb alle, auch die unent- wird Serbien wieder mobilisieren können, noch hätte es genügend hervorgeholt und auf den überragenden Poften neuerlich wegtesten Batrioten, beklommen werden, kann man also wirk- Geld und Munition, um einen neuen Krieg zu eröffnen. Außerdem gestellt; die Ernennung des Mannes, den man als den ersten lich verstehen. Militär Oesterreichs hinstellt, sollte der Welt zeigen, daß sich Desterreich in jeder Hinsicht auf den Krieg vorbereite. Und dieser Held, der in Sachen der Armee als der eigentliche Vertrauensmann des Thronfolgers galt, muß sich nun aus dem Armeeverband geradezu flüchten, und der ihn dazu veranlaßt, ist ganz bestimmt der Thronfolger selbst! Ist das also nicht Aus Belgrad wird uns geschrieben: ein Musterbeispiel jenes persönlichen Regiments, innerhalb Das, was sich jetzt in der Gegend von Monastir bis Prizrend dessen die sachlichen Notwendigkeiten allezeit zurüdstehen vollzieht, ist nichts anderes als ein Krieg, ein dritter Krieg im müssen und alles nach Gunst und Ungunst entschieden wird? Den legten Anstoß zu den Verstimmungen" zwischen dem neuen Herrn Generalinspektor der bewaffneten Macht und dem Generalstabschef haben die böhmischen Manöver geliefert. Bei diesen Manövern scheint es ganz wunderbar zugegangen zu sein. Es hatten zwei Armeen miteinander ,, Krieg" zu führen, von denen die eine dem General Auffenberg zur Führung zugewiesen wurde. Das ist der frühere Kriegsminister, dessen plögliche Entlassung gleichfalls während des Balkankrieges so viel Verwunderung erregt hat. Aus mannigfaltigen Verhandlungen im Gerichtsscale sind über die Gebarung dieses Kriegsministers Einzelheiten bekannt geworden, die ihn als einen sehr zweifelhaften Batron erkennen lassen; es waren Geldgeschichten und Weibergeschichten ganz unsauberer Art. Demgemäß wird er auch in der ganzen Armee eingeschäßt. Bei dem Thronfolger scheint er aber noch aus anderen Gründen in Mißkredit gekommen zu sein, und die Manöver sollten ihn nun den Hals brechen. Die Dispositionen wurden nämlich so angelegt, daß der Armee des Auffenberg die Niederlage sicher schien; danach hätte man ihn natürlich wegen Unfähigkeit springen lassen fönnen. Aber es zeigte sich, wie schon oft, daß militärische Qualitäten von moralischer Tugendhaftigkeit ganz unabhängig find; der Auffenberg, den man mit der Disposition hineinlegen wollte, besiegte seinen Gegner, den General Brudermann( offenbar einen Günſtling des Belvedere ) so gründlich, daß im Ernstfalle die ganze gegnerische Armee verloren gewesen wäre. Nun wurden die ganzen Manöver plötzlich abgebrochen, und an Stelle der feldmäßigen Uebungen trat eine militärische Parade. Man arrangierte eine„ Uebung gegen einen markierten Feind", deren Schluß eine riesige Reiterattade bildete, ein prunkhaftes, eines Reinhard würdiges Schauspiel, das jedoch, militärisch betrachtet, der blanke Wahnwig war. Das aufgedonnerte Schauspiel hatte bornehmlich den Zwed, der zu den Manövern erschienenen Herzogin Hohenberg, der Frau des Thronfolgers, eine hübsche Augenweide zu bieten. Wie in den Manövern, deren oberste Führung in den Händen des Thronfolgers lag, alles nur auf den äußerlichen Glanz hergerichtet wurde, hat ein anderer Umstand gezeigt, den man sich in Offizierskreisen mit behaglichem Schmunzeln erzählt. Die dritte Infanteriedivision fam mit ihren Vortruppen an den„ markierten Feind". Sie will ihn angreifen. Aber durch den einzelnen Angriff wäre Balkan . Die angreifenden Albanesen haben auf der ganzen Linie das schöne Bild des allgemeinen Sturmes" zerstört worden, große Erfolge gehabt. Nachdem sie Dubra genommen haben, ver
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Karte zu den serbisch- albanischen Grenzkämpfen
Nun sagt man hier: die serbische Regierung verfügt über genügend Geld und Munition, um Herr der Lage zu bleiben, und in zehn Tagen werden 100 000 Mann kriegsbereit sein. Bulgarien hat den Versuch gemacht, zwei Divisionen in Ajustendil zu mobilisieren, hat aber damit keinen Erfolg gehabt, weil die Soldaten nicht kommen wollten. Gegen Bulgarien findet Serbien seinen Schuh im Bunde mit Rumänien und Griechenland , die das durch den Friedensvertrag in Bukarest Geschaffene mit den Waffen zu schüßen verpflichtet sind. Von den Großmächten wird Serbien nur das eine verlangen: freie Hand.
Es war das leitende Prinzip der serbischen albanischen Politik, im Falle des Widerstandes alles zu vernichten, nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen und die Kinder, und ihre Dörfer in Brand zu sehen. Das wird jetzt wiederholt werden. Um sich jetzt für die ungeheuren Opfer, die sie verloren haben, zu rächen, töten, plündern und rauben die Albanesen, wo sie immer hinkommen. Ebenso wird das serbische Militär mit der albanischen Bevölkerung und ihren Ortschaften verfahren. Eine Fläche von hunderttausend Quadratkilometern wird in eine traurige Wüste berwandelt werden..
In Serbien herrscht allgemeine Unzufriedenheit. Mit der Mobilisation geht es ziemlich schwer. Niemand hat Lust, an dem dritten Kriege teilzunehmen. Es wird ja ganz offenkundig, daß die Politik der gegenseitigen Vernichtung der Balkanvölker vollständig Schiffbruch gelitten hat. Was soll geschehen? Wann finden die traurigen Zustände ihr Ende? War Serbien wirklich gezwungen, das albanische Volk zu unterjochen, halb zu vernichten, und aus ihm einen Todfeind und ein Werkzeug fremder Politik zu machen, statt es zum Freunde und Bundesgenossen zu gewinnen? Der Gang der Ereignisse hat bewiesen, daß nur die Politik der gegenseitigen Verständigung und Verbrüderung der Balkanvölfer, die Politik der Sozialdemokratie, die einzige ist, die der Zukunft und den vitalsten Interessen der Völker entspricht.
Die serbische Mobilisierung.
Belgrad , 27. September. Der Kriegsminister hat die Einberufung der Wehrpflichtigen ersten Aufgebots, das zwölf Regimenter umfaßt, angeordnet. Wegen großer militärischer Transporte wird der Bahnverkehr für Reisende auf einige Tage eingestellt.
Einer amtlichen Nachricht zufolge haben die eingetroffenen Verstärkungen, unterstützt durch Artillerie, gestern die Albanesen aus Mavrovo und Kitschevo zurückgeworfen. Die Albanesen sollen sich in eiligem Rückzuge befinden.
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Abbruch der türkisch - griechischen Verhandlungen? Paris , 27. September. Der Petit parisienne" will erfahren haben, daß die Türkei die Absicht habe, die Verhandlungen mit Griechenland abzubrechen und nur unter der Bedingung wieder aufzunehmen, daß ihr die Inseln Chios und Mytilene zurückerstattet werden. Die Türkei soll gegenüber Chios ein Landungstorps bereithalten.