Ein liberaler Hohenzoller! Das war dem angestammten Bürger-tum vorbehalten, das zu entdecken. Einiger munterer Seitensprüngewegen, wie sie eben ein mißgestimmter Kronprinz in seinem Tage-buch macht, nennen die Leute, die für sich den Ehrentitel liberal inAnspruch nehmen, einen künftigen König von Preußen freiheitS-liebend. Man sieht, welch geringe Ansprüche die Herren andie eigene Liberalität stellen, wenn sie so bereitwilligein paar verärgerte Worte als Gesinnungsnachweis hin«nehmen. Sie haben sich durch diese Komödie unüber-trefflich selbst gezeichnet. Solange die Herren verärgert sind,sind sie gar nicht so heftig für Thron und Altar, aber wenn dieGnadensonne sie auch nur von ferne bescheint, gehen sie auf, wieein ganze» Kaiserblumenfcld. Friedrich Hl. hätte nur einmal ein Jahrden durch Parlament und Minister mehr kostspielig als wirksam ver«brämlen preußischen Absolutismus genießen sollen, dann hätte ersicherlich auf seine paar irrgegangenen Roten Böge! einige wohl»gezielte Fußtritte folgen lassen, und zwar auf die Körperteile, diesich gerade unter der Devise: Hoch lebe der liberale Kaiserl an denStufen des Thrones niederlassen wollten.Die Liberalen träumen immer noch den gleichen Traum. Einliberaler Kaiser— dieser Wonnegedanke läßt sich nicht mehr fest-halten. Dafür entdecken sie bald einen lieberalen Minister(imPreußen Wilhelms II.), bald einen liberalen Agrarier, bald einenliberalen Kronprinzen. Sie könnenS nicht glauben, daß die Regierung gegen sie, die allerbravsten im Staat, so bös sein sollte, siehoffen immer, soviel katzbuckelnde Loyalität müßte schließlich ihrenköniglich preußischen Titel finden. Daß sie bei all dem Bestrebenkonservativ werden und nicht die preußischen Regierendenliberal, das sehen sie nicht. Sie sind die vollendete Un-fähigkeit, Macht zu erlangen, weil sie immer schon halbzur Macht übergehen, ehe ein Schuß gefallen ist. Wollte man ihnenheute, an diesem Jubiläum ihrer Schwäche, klar machen, ein schein-bar liberaler Kaiser wäre das schlimmste, viel schlimmer als derunklare Gottesgnadenapostel, dann würden sie Mord und Brandschreien und behaupten, eS läge unS nichts an der freiheitlichen Ge-stallung deS Reiches. So werden sie träumerisch sich abwechselndüber ihre zwei Ohren hauen lassen und wenn wir das fünfzig-jährige Jubiläum des.liberalen Kaisers" feiern, wird sich der letzteLiberale in Bratenrock und Ordensschmuck unter leisen Altersblöd-sinnSerscheinungen an seinem Stammtisch über die selige Zeit aus-lasten, als er nebst seinen Gesinnungsgenoffen noch leibhaftigenMinistern die Hand drücken durste und der Kaiser beinahe maleinen angesprochen hätte.Vom Jahrmarkt cles Gebens.�kucleutscke Kultur.Uns trennt eine Weltanschauung von den anderen! Das istnicht nur unser, sondern auch der Jagowiter Grundsatz. Ihnen,die noch dem Bibelspruche anhängen:„Selig sind, die da geistigarm sind", kommt instinktiv zum Bewußtsein, daß der Drang derArbeiterschaft nach Bildung, ihr Sehnen sich zu erbauen an dengroßen Werken der Kunst, eine revolutionäre Tat ist.Uns trennt eine Weltanschauung von den anderen! Um des-willen versucht ein Jagow, den Arbeitern den Genuß einerBachschen Fuge zu hintertreiben, um deswillen werden die Volks-bühnen unter Polizeiaufsicht gestellt� und nur ein Ausfluß des-selben GeistcS ist es, wenn der Saal der Neuen Welt für un-würdig erklärt wird, daß die Arbeiter an christlichen Feiertagenin ihm an den großen Schöpfungen der Tonkunst sich erbauen.Ganz instinktiv fühlt das Polizeihirn, daß es revolutionär wirkt,die Arbeiterschaft mit Bildung zu erfüllen, sie einzuführen in diehehren Hallen der Kunst.Die Mutter hat nicht geschlagen. Ich habe ihr das mit demVater nicht geglaubt und den Riemen unters Bett versteckt.Nach einigen Wochen hatte sie ihren Schmerz überwundenund ging zum erstenmal zu einem Vergnügen. Sie war ja nochso jung— zweiunddreitzig Jahre. Ter Vater war vierzig, alser starb. Auch einen Liebhaber hatte sie bald. Später kam einKino.... Aber geheiratet hat sie nicht mehr."DaS ist die Geschichte vom Leben und Sterben der armenLeute. Ein Oestcrrcicher Schübling hat sie mir in einer schlaf-losen Nacht erzählt, als wir von Genua nach Neapel fuhren.Max Barthel.Gerettet.Von Wladimir von Bereust am m.Eine Sitzung des Kriegsgerichts.— Es geht zum Schluß....Die vier Angeklagten schweigen.... Sie sind von Wachen um-geben. Man hat sie aus dem Gefängnis hierhergebracht....Sie sind angeklagt, daß sie zu einer Gruppe von Sozialisten—Revolutionären— Maximalisten*) gehören. Im Torfe, wo sieein„Nest" gehabt haben sollen, fand man ein Lager mit Bomben,Dynamit. Sie— ist eine junge Dorfschullehrerin, die Tochtereines Landrates. Ein hübsches Kindergesicht, sanfte blaue Augen.Die beiden Studenten waren zu ihr zu Besuch gekommen; auchvor Gericht erscheinen sie in schwarzen Blusen mit weißen Knöpfen.Ter vierte ist ein hiesiger Bauer.Beim Gutsbesitzer war in der Nacht von maskierten Leuteneine Expropriation vorgenommen worden, an der Stimme hatteer diesen Bauer erkannt. Die übrigen hatten mit dem BauerBekanntschaft gepflogen. Auf dem. Schulhof war eine Durch-suchung gemacht worden. Der Holzschuppen stand immer offen.Unter dem Schutt, kleinem Holz und anderem Gerümpel war derschreckliche Korb versteckt, der jetzt auf dem Tisch als wesentlichesBeweisobjekt stand; daneben liegen entladene Mäntel von Bombenund so weiter.Der Saal ist vollständig leer. Auf der Tribüne, wo dasPublikum gewöhnlich sitzt, hat ein Offizier Platz genommen,—die Wachen... die beiden Verteidiger und sonst niemand.Im Saale wird es merklich dunkel. Der Staatsanwalt be-schuldigt, spricht lang und breit davon, wie schrecklich diese An-geklagten sind; nichts Heiliges fei in ihnen geblieben. Er fordertTodesurteil— und im Saale wird es noch trauriger. Ein Kolleg,hiesiger Advokat, ein alter Verteidiger, steht auf und hält eineüberzeugende Rede.„Wen klagt der Staatsanwalt an? Die friedlichsten Leute,die niemand etwas zu Leide getan haben. Wo ist der Beweis,daß sie Mitglieder irgendeiner Partei sind?— Ein Lager von•) Maximalisten— Anarchisten.Als ob wir nicht wirklich genug polizeilich konzessionierte undprotegierte Kunst hätten. Haben wir nicht die„große Kanone",den„Mister Mcschugge" und die„Blödsinnskandidaten"? Undwelch klassische Geistesrichtung erschließt sich mit der Ankündigungan den Plakatsäulen, daß Mister Gänseklein alle Kanonen undsonstige Musikidioten übertrifft! Wenn diese dem Musikbedürfnisder sogenannten Gebildeten genügen, was braucht die ungebildeteMenge einen anderen Maßstab der Kunst?Uns trennt eine Weltanschauung von den anderen! Mit welchunsäglicher Verachtung mögen die Musiker, die sich meschuggestellen müssen, um ihr Brot zu verdienen, auf die blöde Mengeder Gebildeten herabsehen, die ihre Gliederverrenkungen mit fre-netischem Beifall belohnt. Jagows getreueste Untertanen! Denengeht nicht das Herz auf, wenn Beethovensche Klänge sie um-rauschen. Sie werden nicht erschüttert durch die Seelenkonflikte,die ein Ibsen ihnen ausmalt. Sie sind die Vertreter der Jagow-schen Kultur, sind gute Patrioten!Uns trennt eine Weltanschauung von den anderen! Das kamuns wieder recht eindringlich zum Bewußtsein in einem dergroßen Berliner Konzertcafes. Um zugkräftig zu bleiben, findendort Kabarettoorstellungen statt. Eintritt frei, die Tasse Kaffee50 Pf. Der weite Saal ist bis in die äußersten Winkel gefüllt.Auf dem Podium trägt eine Sängerin ein Chanson vor:„MeinFritze hat den schärfsten!" Tie Pointen unterstreicht sie mitdrastischen Armbewegungen. Ihr folgt nach einiger Zeit eindramatischer Jüngling, der mit rührend falschem Pathos in dieserleichtsinnige Umgebung eine ernste Episode aus dem deutsch-fran-zösischen Kriege vorträgt. Als gegen Schluß der Deklamation dieMusik die Klänge der Preußenhymne immer lauter ertönen läßt,bricht ein patriotischer Jubel aus, der vielleicht noch stärker ist alsbeim Vortrage des schönen LiedeS„Mein Fritze hat den schärfsten".Jagows allergetreueste Untertanen, Vertreter der polizeilichabgestempelten neudeutschen Kultur. Ihrem Kunstgenuß wirdkeine Polizeifaust hindernd in den Weg treten. Das geschieht nurbei den anderen, die eine Weltanschauung davon trennt.Die Kalfcrparade m Öntcrbofen.Aus Posen wird der„Frankfurter Zeitung" eine nette Episodemitgeteilt, die sich dort während der Kaisertage bei der großenParade abspielte: Von oben herab war die Order gekommen,daß Mannschaften und Offiziere in Drillichhosen vor SeinerMajestät erscheinen sollten. Aber der Himmel hatte weder Ver-ständnis für das imposante Schauspiel, das sich auf dem Parade-feld abwickeln sollte, noch für die dazu befohlenen weißen Unaus-sprechlichen. Dräuend zogen sich die Wolken zusammen und einleiser Sprühregen ließ noch auf einen gehörigen Guß rechnen.DaS brachte die Herren Hauptleute einigermaßen aus dem Konzept,denn es war nicht üblich, bei Regenwetter eine Parade in Drillich-hosen abzuhalten. Eine eingehende Konferenz, dann kam der Be-scheid:„Tuchhosen anziehen und für alle Fälle die Drillich-hosen im Tornister mitnehmen." Dieses salomonische Urteilfand aber nicht den Beifall der oberen Gewalten, die auf Aus-führung des ursprünglichen Befehls drangen. Nun ging, eineViertelstunde vor der Ankunft des Kaisers, angesichts einer tausend-köpfigen Zuschauermenge, die U m k l e i d e s z e n e vor sich. Dagab es für manchen Offizier und Grenadier einen höchst peinlichenMoment. In der Eile hatten sie nämlich vergessen, ihre Drillich-Hosen einzupacken, und standen im Augenblick ratlos da. Ein jungerOffizier wußte sich zu helfen. Er requirierte einfach für sich dieweißen Hosen seines Burschen und schob den also Beraubten, dennur noch seine Unterhose schmückte, tief in die Reihen hinein.Wenn die Zahl der Sansculotten auch groß gewesen sein soll, sotat es doch dem Erfolg des Tages keinen Abbruch, denn wederdie Augen der Kritiker noch der Zuschauer merkten die Parade inUnterhosen.Die �iebesfreuden im pfarrbaufe.Im Pfarrhofe in Giebing bei Dachau waltet seit dem Jahre1S06 eine jetzt 23 Jahre alte Barbara S. als Köchin. Im MaiBomben?— Aber das ist doch der Schulhof. Die Türen desHauses und des Kellers sind immer offen. Jeder konnte etwashineintragen." Er argumentiert, beweist, und es sieht auS, alsob sie freigesprochen werden würden.»„Sie haben das letzte Wort," wandte sich jetzt der Vorsitzendean den ersten Angeklagten.In fieberhafter Aufregung erhebt sich ein Grusier. Er istaugenscheinlich ein unberechenbarer, zügelloser Mensch. Das Ver-sprechen, zu schweigen, das er dem Verteidiger gegeben, hat ervollständig vergessen.„Unser Verteidiger hat gesagt, daß wir zu keiner Organisafiongehören,—" rief er mit funkelnden Augen.„Das ist nicht wahr!--- Wir sind kein Vieh!— Sogar Sie... stellen abendsKartenpartien zusammen. Wir sind Anarchisten!— Wir hassenIhre Ordnung der Gewalt und würden es mit Vergnügen be-grüßen...."Der Präsident läßt ihn nicht weitersprechen, der wachthabendeOffizier und die Wachen schleppen den Grusier, der mit denFäusten wütend um sich schlägt, aus dem Saale. Die Sitzungwird unterbrochen.Der Gerichtshof bleibt lange draußen. Endlich kommt derwachhabende Offizier zurück; in den Händen hält er ein brennendesLicht. Mit ihm kommen zwei Soldaten. Es sieht aus wie einfeierlicher Umzug in einer katholischen Kirche. Der Offizierprobiert sorgfältig alle Schlösser, hebt die Vorhänge. Die Sol-daten kriechen auf allen Vieren unter den langen Gerichtsfisch.Der Offizier hebt das bis auf den Boden hängende Tischtuch aufund leuchtet ihnen.„Nicht da!" sagen die Soldaten.„Seht besser nach," befahl der Offizier,„ist hier nichts unter-gelegt worden?"Dann entfernen sich der Offizier und die Soldaten.„Der Gerichtshof kommt!" verkündigt nach einigen Augen-blicken ein anderer Offizier.Es erscheint ein General, umgeben von vielen Obersten.„Sie haben das letzte Wort," wandte er sich jetzt an denzweiten Angeklagten.Dieselbe Szene wiederholt sich.Der zweite Student scheint sich an der Aufregung des erstenangesteckt zu haben.Er verflucht den ganzen Gerichtshof und hört sogar nicht auf,als man ihn aus dem Saale schleppt.Es scheint, als ob die Flüche nur so in der Luft hingen,denn„gegen alles Erwarten" beginnt auch der Bauer zu fluchen,und zwar„echt russisch" mit auserlesenen Schimpfwörtern,--er hat augenscheinlich vergessen, daß die Lehrerin ihn auch hört.Er wird auch hinausgeschleppt und wieder folgt eine Unter-brechung.1907 ließ sich die Jungfer vom Herrn Pfarrer beurlauben, gingnach München und schenkte da einem ganz kleinen Kindchendas Leben. Nach ihrem Erholungsurlaube kehrte sie in das Pfarr-haus zurück, um weiter für die leiblichen Bedürfnisse des geistlichenHerrn zu sorgen. Das Kind wanderte zur Mutter nach Ellbach.Im Frühjahr dieses Jahres wurde das Kind unter dem Name»Marie Balde zur Schule angemeldet. Der Lokalschulinspektor inEllbach, Benefiziat Bierlinger, wollte durchaus einen Nachweis fürdie Existenzberechtigung des Kindes haben. Er hielt in verschiedenenStandesämtern Umfrage und kam schließlich aus den niederträch-tigen Gedanken, daß der Herr Pfarrer in Giebing der Vaterdes Kindes sei.In einer Verhandlung, die jetzt wegen Fälschung des Per-sonenstandsregisters gegen die Köchin stattfand, wurde dieser ganzabsonderliche Gedanke aber widerlegt. Nicht der Herr Pfarrer, son-dern sein Bruder, der pensionierte Postasfistent Behnel,wollte die Liebesfreuden mit dem Mädchen genossen haben. Er er-klärte in der Verhandlung, daß er der Vater des Kindes sei, erhabe alljährlich seinen Urlaub bei seinem Bruder im Pfarr.Hof zugebracht und dort ebenso regelmäßig mitdem Mädchen verkehrt. In große Verwunderung wuxde dasGericht durch die Behauptung des Postassistenten versetzt, daß ererst seit einigen Monaten Kenntnis davon habe, daß er derVater eines sechsjährigen Kindes sei. Ebenso sonderbar erschien esdem Gericht, daß weder der Herr Pfarrer noch seine Schwester etwasvon dem Zustande des Mädchens gemerkt hatten. Es erschien demVorsitzenden so unglaubhaft, daß der Postassistent der Vater desKindes sei, daß er den Zeugen unvereidigt ließ.Aber noch eine andere Unbcgreiflichkeit brachte der Prozeß.Der Staatsanwalt hatte die Kühnheit, zu behaupten, die dreiZeug e n, der Pfarrer, der Bruder und die Schwester, seien derT e i l n ah m e an der zur Aburteilung stehenden Straftat dringendverdächtig. Ter Staatsanwalt erklärte, daß er sehr wohl inder Lage sei, wenn eS gewünscht werde, dieGründe dafür in der ausführlich st en Weise zugeben. Schließlich blieben die drei Zeugen unvereidigt. DaSMädchen wurde freigesprochen, weil die Straftat verjährt sei.Hoffentlich erlebt der Herr Postassistent an seinem Kinde, vondem er erst so spät Kenntnis erhielt, groß« Freude. Das wird umso wahrscheinlicher sein, als vielleicht auch sein Bruder, der geistlicheHerr, sich um die Erziehung seiner.Nichte" bemühen wird.Dundeleben.Ich kenn ein glücklich Hundevieh,Das wäscht man nur mit PatschusiUnd wohlriechender Seife.Zum Frühstück kriegt er schon Filet;—Kriegt er was anders, sagt er:.Nee!Solch Futter, das ist.treffe"."Natürlich wird er dick und fett;DeS Nachts schläft er im Daunenbett;Bei Tag trägt er'ne Decke.--Ich lauf herum als wie ein Schwein;Der Wind pfeift mir durchs Hosenbein;Ich friere an der Ecke.O du beneidenswertes Tier!Welch' glücklich Schicksal wurde dir!Mir ward's nicht so gegeben.Du sitzest wie die Mab' im SpeckUnd ich verkomm' im tiefsten Dreck—Das nennt man Hundeleben.ES ist die reine Ironie!Du bist doch nur ein HundeviehUnd lebst wie ein Prälate;—Ich muß mich schinden spät und früh;Nu frag ick Sie: Wo bleibt da dieGerechtigkeit im Staate?!Auf der Anklagebank sitzt sie nun ganz allein. In der Handhält sie eine schwarze lederne Handtasche an einer Stahlkette. Derwachthabende Offizier hat schon verkündigt, daß die Richter sichnahen, und diese zeigen sich jetzt in der Tür ihres Zimmers.Plötzlich blickt der General die Angeklagte an und weichtaugenscheinlich bestürzt zurück; auch die Richter, die es bemerken,tun dasselbe.Der ivachthabende Offizier ist ihnen gefolgt, kehrt aber schnellzurück, und tritt auf sie zu.„Gestatten Sie, Fräulein, Ihre Handtasche."„Warum?"„Weil....eS befohlen ist."„Um nichts in der Welt...."„Das erschwert Ihre Sache."„Es ist mir egal."„In dem Falle zeigen Sie sie mir nur.<.„Was fällt Ihnen ein? Um nichts in...."„Ihre Weigerung wird den Gerichtshof sehr ärgern, unddas wird auf Ihr Schicksal wirken. Ich gebe Ihnen einen gutenRat.... Sie sind noch so jung, Fräulein...."„Ich sagte Ihnen schon, es sei mir ganz egal."Der Offizier entfernt sich und ruft einen Kamerade» zurHilfe. Bald kommen sie beide zurück.Der Kamerad bittet, sie möchte ihm doch die Sache geben, derGerichtshof würde sonst nicht zurückkommen.„Sie selbst wünschen dach auch, daß die Sache schneller znEnde gehe."Sie willigte gern ein und übergab dem zweiten Offizier dieTasche.Als die Richter endlich auf ihrem Platze saßen, nahm derzweite Offizier die Tasche, drehte sie und öffnete sie demonstrativ,um den Gerichtshof endgültig zu beruhigen. Man erblickt weiternichts darin als ein Taschentuch.Plötzlich springt sie von ihrem Platze auf, beugt sich über dasGitter der Barriere und reißt ihre Tasche an sich.„Ich bin unschuldig!"— ruft die junge erregte Stimme—„ich konnte im Gefängnis kein reines Taschentuch bekommen,.—ich bin unschuldig daran, daß ich solch ein schmutziges Taschentuchhabe."Alle lachen gutmütig-- und solches Lachen will bei einemKriegsgericht sehr viel bedeuten.Ihr Schrei der Verzweiflung rettet sie alle.— Man konntesie nicht mehr hängen. Wir wußten aus Erfahrung, daß der Ge-richtshof jetzt selbst mildernde Umstände befürworten würde.Und trotzdem auch sie von ihrem Haß zu sprechen begann,—man hörte gar nicht aus sie....Die Richter lachen wie vorher gutmütig.llebersetzt vonAmalie Klonower.