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Nr. 260. 30. Jahrgang. 4. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Wirtschaftlicher Wochenbericht.

Kautschukkrisis und Kolonien.

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Sonntag, 5. Oktober 1913.

Kamerun   sind die Produzenten auf einen besonders ge- der Uebernahme von Nebenarbeiten wie Böttcheret usw.- in rissen an Ausweg gekommen. Bekanntlich gehören zu Kamerun   auch eigene Regie und von der größeren Ausnutzung des gesamten Pro die i pr Marokkoabkommen neugewonnenen Teile des Kongoduktionsapparates überhaupt. Der kapitalfräftige Großbetrieb bes gebietes. In diesem Gebiete arbeiten mehrere franzöſiſche   Ge- findet sich ferner beim Einkauf von Rohstoffen wie bei der Ge­sellich often, die auch Konzessionen zur Ausbeute von Rohkautschut währung besonderer Vorteile an die Abnehmer( Hypotheken, Gin­richtung an Gastwirtschaften usw.) gegenüber dem Kleinbetriebe im In den letzten Monaten hat der seit 1910 zu beobachtende besigen. Die Konzessionsgesellschaften, deren Manipulationen be- Borteil. Es ist ihm deshalb leichter, die Absatzverhältnisse sicher­Breisrückgang von Kautschut weitere Fortschritte gemacht, sodaß reits einem früheren Falle den Reichstag   beschäftigten, unterhandeln zustellen und zu vergrößern. Schließlich hat die Biersteuer­die Interessenten, insbesondere die Produzenten, von einer Krisis nun, wie die Rhein.- Westf. 3tg. auf Grund französischer Presse gefeggebung diesen Konzentrationsprozeß wesentlich beschleunigt. sprechen. Für den Konsum ist diese Preisermäßigung nur von notizat berichtet, mit der deutschen   Regierung behufs Ablösung Die Konzentrationsbewegung im Brauereigewerbe vollzog sich am Vorteil, da Kautschuk und Kautschukprodukte in ständig wachsendem dieser Konzession. Die Regierung will die Gesellschaften frühesten in England. Sie wurde natürlich von den Schwankungen Maße Verwendung finden. Vornehmlich die Elektrizitätsindustrie, durch Abtretung von großen Territorien oder durch Zahlung be- der allgemeinen wirtschaftlichen Konjunktur ziemlich stark beeinflußt. die Guttapercha als Isoliermittel verwendet, und die Fahrrad- und deute a.der Summen abfinden. Nach den mit der französischen   Re- Nach den Ermittelungen der Versuchs- und Lehranstalt für Braue­die mit der Ueber- reien in Berlin  " betrug die Zahl der Brauereien in Deutschland  Automobilindustrien haben den Bedarf und damit die Produktion gierung abgeschlossenen Verträgen, in an Kautschuk in den letzten Jahren rasch gesteigert. Für das nahne des Gebietes die deutsche Regierung eintrat, haben die sowie der Absatz von Bier in den Jahren 1880 bis 1911/12: nur das Recht, sondern auch mt Jabre Zahl der Biererzeugung Einfuhr Ausfuhr laufende Jahr schätzt man den Weltverbrauch auf 120 000 Tonnen, Gese Lichaften aber nicht eine Bestimmung, die ge= während die Weltproduktion von 1900 erst 50 000 Tonnen betrug. die Pflicht der Ausbeute der französischen   Regierung Einnahmen Diese gewaltige Steigerung der Erzeugung auf mehr als das schaffen wurde, um ' Ausfuhrzöllen zu Würde garantieren. die Regierung Doppelte in 10 Jahren konnte nur durch einen planmäßigen Anbau an in Plantagen bewältigt werden, während bisher die Verbraucher jegt auf Innehaltung des Vertrages dringen, so würde das auf den Kautschuk angewiesen waren, der als sogenannter Wild- den( Besellschaften nur unter großen Verlusten möglich sein. Die fautschuk in den Urwäldern gewonnen wurde. Im Jahre 1906 be- Rhei.- Westf.- 8tg." schreibt deshalb mit Recht: trug die Gewinnung von Plantagen- Kautschuk erst 500 Tonnen. Im Jahre 1912 wurden etwa 27500 Tonnen Pflanzergummi erzeugt, und für das laufende Jahr schätzt man die Produktion auf 45 000 Tonnen, für das nächste Jahr bereits auf 60 000 Tonnen. Damit würde die Produktion auf Plantagen die von Wildkautschuk fast ein­geholt haben, denn zurzeit beträgt diese etwa 70 000 Tonnen. Diese gewaltige Steigerung erklärt zugleich den Preissturz von Kautschut. Im Durchschnitt des Jahres 1910 notiertte ein Kilogramm bester Qualität noch 18,60 M. Der Breis fiel auf 11,10 M. im Jahre 1911. Jm August dieses Jahres kostete aber die gleiche Sorte

nur noch 8 M. pro Kilogramm. Von dem Preissturz en von Willen

werden in erster Linie die Produzenten getroffen.

"

-

Im 1880/81

Brauereien

in 1000 hektoliter

22 046

38 572

94

855

1890/91

19 093

52 830

229

626

1900

15 162

70 857

564

802

1905

13 549

72 755

618

931

1911/12

12422

69 361

373

708

1880/81 1890/91 1900 1905 1911

Mithin hat sich in den letzten 30 Jahren die Zahl der Brauereien Unter diesen Umständen wäre es doch geradezu sinnlos, um 9624, verringert, während die Bierproduktion um 30 789 für Ablösung dieser Konzessionen oder Ausbeuteverpflichtung auch Heftoliter gestiegen ist. Der Bierverbrauch zeigte folgende Ent­nur einen Pfennig zu bezahlen. Die Gesellschaften haben ja bei wicklung: ben Riesenverlusten, die ihnen durch Einhaltung ihrer Verpflich tungen entständen, selbst das größte Interesse, von ihren Berpflichtungen entbunden zu werden. Sie, die Gese!!- schriften, müßten dafür bezahlen, daß man sie freiläßt; denn, wenn die deutsche Regierung auf Durchführung der von ihnen übernommenen Ausbeuteverpflichtungen besteht, wäre die Gesellschaften gezwungen, in fürzester Zeit zu

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Setzenfalls wäre es unbegreiflich, wenn die Regierung die gegen. Im systematischen Plantagenbau stellen sich die wärtige Verhältnisse am Kautschukmarkt nicht benutzen würde, um Erzeugungskosten viel geringer als selbst bei dem Raubbau, der den für sie lästigen Konzessionsverträgen ein Ende zu machen. von den Kautschufgesellschaften in den Urwäldern an Bäumen und -Arbeitern getrieben wird.

ulus Induſtrie und Bandel.

Gesamtverbrauch in ein­tausend Hektoliter. 37 811 52 433 70 619 72 442 70 353 Konsum pro Kopf der Be­völkerung. 84,6 105,9 125,1 119,4 106,4 stand, brachte einen relativ sehr bedeutenden Bierkonsum. Das Jahr 1900, das im Zeichen gewerblicher Hochkonjunktur Die Konzentration des Brauereitapitals ist eine inter­

Brauereien in England von 17110 im Jahre 1880/81 auf 4226 im Jahre 1911/12, während ihre Produktion gleichzeitig von 48,8 Millionen Hektoliter auf 58,8 Millionen Hektoliter gestiegen ist. In Oesterreich Ungarn   ist in den letzten dreißig Jahren die Zahl der Brauereien von 2215 auf 1240 zurückgegangen, die Bier­gewinnung ist jedoch von 10,96 auf 25,43 Millionen Hektoliter ge­Die Putomaho Greuel in dem Staate Peru   haben ja stiegen. In den Vereinigten Staaten   von Amerita ein Bild von den Ausbeutungsmethoden dieser Gesellschaften gegeben. Die Tarifreform ist Gesek. produzierten im Jahre 1910/11 1524 Brauereien insgesamt 74,28 Aber selbst da, wo die Behandlung der Eingeborenen besser ist, Washington  , 3. Oftober. Präsident Wilson hat heute Millionen Hektoliter. Im Jahre 1881/82 stellte sich die gesamte Er­liegen die Verhältnisse noch traurig genug. Nach dem offiziellen abend die Tarifbill unterzeichnet. zeugung bei 2474 Brauereien auf 19,53 Millionen Hektoliter. Bericht der Regierung von Brasilien  , dem Hauptausfuhrlande für Was hington, 4. Oftober. Nach der Unterzeichnung des Kautschuk, kehren nur zwei Drittel der Kautschutzapfer lebend Tarifenti burfs hielt Präsident Wilson eine Ansprache, in der Am Arbeitsmarkt der deutschen   Großstädte macht die Ver aus den Urwäldern des Amazonengebietes zurück. Es ist daher fein er sagte, die gesetzgeberische Arbeit sei erst teilweise vollendet. schlechterung des Verhältnisses von Angebot und Nachfrage immer Wunder, daß der gleiche Bericht über Arbeitermangel flagt. Der Der zwei Schritt in der Emanzipation des Handels sei die weitere Fortschritte, so daß man der Entwickelung der Arbeitsmarkt. brasilianische Staat, auf den etwa 40 000 Tonnen der Weltproduktion Reform: des Geldumlaufs. Wilson gab der leb- lage im kommenden Winter mit großer Sorge entgegensehen muß. von 70 000 Tonnen an Wildkautschuk entfallen, ist natürlich an diesem haften Zu persicht Ausdruck, daß der Gesezentwurf über den Ein Verschärfung der jezigen Arbeitslosigkeit ist angesichts der fort­Kolonialprodukt start interessiert. Durch die Kautschukausfuhrzölle Geldumla tf, der bereits von der Kammer angenommen sei, dauernden Lebensmittelteuerung gleichbedeutend mit der völligen deckt er einen großen Teil seiner Ausgaben. Um aber die Ausfuhr schneller von dem Senat gebilligt werde, als einige Pessimisten Verelendung eines beträchtlichen Teils des Großstadtproletariats. für die Produzenten rentabel zu gestalten, will er sich zur Er- glaubten. An den nachgenannten Pläßen tamen auf je 100 offene Stellen mäßigung oder zeitweiligen Aufhebung dieser Zölle entschließen. Washington  , 4. Oktober. Es wird wahnscheinlich zehn durchschnittlich Arbeitsuchende: Stärker noch als in Brasilien   leidet die Wildkautschulproduktion Tage dauert, bis der Zolldienst in allen Teilen des Landes in Merilo und vor allem in Afrika  . Die Konturrenz des Plantagen- sich wenigstens im allgemeinen den durch das Tarifgesetz ge­fautschuks, der in Südasien   angebaut wird, drängt den afrikanischen schaffenen neuen Verhältnissen angepaßt hat, und es wird Wildkautschuk mehr und mehr zurüd. Die Stautschuleinfuhr nach Monate dauern, bis alle verwickelten Fragen, die sich aus dem Deutschland   z. B. steigerte sich von 1910 auf 1911 aus Britisch Inkrafttreten des Gesetzes ergeben, erledigt sind. Man schätzt, 3. Indien   bon 10000 auf 21 300 Tonnen, während die aus Belgisch  , daß importierte Waren im Werte von 71 Millionen Dollar in Rongo von 19 100 auf 17,900 Tonnen zurfidging. In den ersten Lagerhäusern unter Zollverschluß liegen und auf das Inkraft­acht Monaten des laufenden Jahres aber betrug die Einfuhr aus treten der Rasen warten. Indien   bereits 29 800 Tonnen, während die aus dem Kongo   wiederum abgenommen hat.

Dii: Konzentration des Brauereitapitals.

August

Berlin  

Stettin  

Kiel  

Breslau  

165,14 218,22

1911 1912 1913 123,35 121,88 139,82 113,00 119,94 165,54 202,73 200,84 218,00

111,55

Magdeburg  .

135,69

143,85 156,41

Dortmund

95,05

117,86 156,48

Frankfurt   a. M.

117,86

118,81 141,25

Köln  

158,19

154,21 132,85

Düsseldorf  

München  .

Chemniz.

Dresden  

Leipzig  Stuttgart  Hamburg  

122,99 122,26 142,58

112,78 125,22 176,17 112,89 109,71 119,67

127,09 136,52 165,63

125,23 125,46 187,32

97,71 103,19 132,58 146,79 153,02 183,49

In der Bierbrauerei hat viele Jahrhunderte hindurch der Klein­Von dieser Entwidelung werden natürlich auch unsere deutschen Kolonien betroffen., Kamerun   führte im Jahre 1912 betrieb die vorherrschende Rolle gespielt, und zwar wurde es ur­in das Mutterland 20 400 Tonnen, Ostafrita 8600 Tonnen Kautschut ein. Sprünglich in den deutschen   Städten vorwiegend als Neben­gewerbe mit besonderen Braurechten ausgestatteter Hausbefizer Das sind bei einer Gesamteinfuhr Deutschlands   von 205 900 Tonnen betrieben. Spä her wurden diese Privilegien vielfach durch Erteilung relativ geringe Mengen. Dennoch regen sich die Produzenten recht lebhaft, von Schanttonz fionen abgelöst, die Biergewinnung wurde in den Unter dem Niveau des Vorjahres blieb die Andrangsziffer nur um den Staat zu Hilfsaftionen zu veranlassen. In beiden Kolonial- Stadtbrauereien fonzentriert. Sie blieb also immer noch in Köln  . Eine recht bedeutende Verschlechterung der Arbeitsmarkt­gebieten fordert man die Aufhebung der Kautschulausfuhrzölle. In ein Vorrecht de eingesessenen Bürger, die an den kommunalen Ostafrita verlangen die Plantagenbefizer weiter die Einführung von Brauereien scholange vor der Entstehung des modernen Aftien- lage zeigt sich in Breslau  , Leipzig  , München  , Nürnberg   und Stettin  . Kein Zementsyndikat. Die Verwaltung des rheinisch- west­Notstandtarifen und die zwangsmäßige Heranziehung von ein- wesens mit gewissen Anteilen partizipierten. Erst verhältnismäßig geborenen Arbeitern. An Stelle der bestehenden einjährigen Dienst- spät ist die Bie brauerei in den Kreis der selbständigen freien Gefälischen Bementſynditats versendet an die Werke folgendes Rund­kontrafte wird die Einführung dreijähriger gefordert. Das kolonial- werbe eingetreten und erst in allerneuester Zeit hat sich hier eine schreiben: Die Widingwerke, die Werke Ruhrort   und Stein- Weglar großkapitalistische Konzentration vollzogen. Wie in anderen sowie das belgische Syndikat haben ihre Zustimmung für eine wirtschaftliche Komitee, das sich die Aufgabe gestellt hat, die Forderungen Gewerben bietet sich auch in der Biergewinnung dem Groß- Hinausschiebung des Beginns der Verkaufstätigkeit nicht gegeben. der Kolonialinteressenten ständig im Mutterlande zu vertreten, fnüpft betriebe ganz ledeutende technische und fommerzielle Vorteile. Infolgedeffen sind die Werke für den Verkauf für 1914 frei. Da­daran noch weitere Wünsche auf Ausbau des Eisenbahnnezes, der Dies gilt bef onders den Organisationen des Bier- mit ist die Erneuerung des Bementsyndikates vollständig Automobilstraßen und der Wasserwege. transports, von der Nutzbarmachung der technischen Neuerungen, gescheitert.

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