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Politische Ueberlicht.

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Konservative Ablengnungsversuche. Es ist unglaublich, mit welcher Unverfrorenheit die ,, Non­servative Korrespondenz" die die ganze blaue Provinz­preffe füttertgerichtlich festgestellte Tatsachen abzuleugnen versucht. Vor etlichen Tagen fand in der mecklenburgischen Stadt Waren ein Beleidigunsprozeß des fortschrittlichen Ab­geordneten Wendorff gegen den dortigen konservativen Partei­sekretär Jordan statt. In diesem Prozeß wurde zeugen­eidlich festgestellt, daß der Vorsitzende des Konservativen Vereins in Waren, der Maurermeister Reinholz, zu einem ihm bekannten Sozialdemokraten gegangen ist und mit diesem über die damals bevorstehende Stichwahl und über ein Zu­sammengehen bei dieser gesprochen hat. Diese Tatsache der Unterredung hat die konservative Presse selbst in ihren Bro­zeßberichten mitgeteilt; sie brachte dann aber hinterher zur Entschuldigung des konservativen Unterhändlers eine Er­flärung des Kreisvorsitzenden der Konservativen, eines Herrn von Gundlach, worin gesagt wurde, der konservative Vereins­vorsitzende habe jene Unterredung nur als eine private" gepflogen. Die Tatsache an sich wurde also nicht zu be­streiten gewagt. Doch jezt bringt die Konservative Korre­spondenz"( Nr. 79) eine authentische Darstellung", in der Schließlich haben sowohl der Vorsitzende des sozialdemo­tratischen Streisverins, wie noch ein anderes als Zeuge genanntes Mitglied der Sozialdemokratie im Kreise Malchin  - Waren vor Gericht unter ihrem Eide   ausgesagt, daß zwischen ihnen und Herrn Maurermeister Reinholz niemals eine Unter redung stattgefunden hat."

es heißt:

Diesen offenkundigen Schwindel druckt die konservative Provinzpresse nach, sogar die Junkerorgane, die noch vor ein paar Tagen bei der Wiedergabe der Erklärung des Herrn von Gundlach die Tatsache der stattgefundenen Unterredung selbst zugegeben haben!

Angesichts dieses erstaunlich dreisten Verdunkelungs­manövers der Konservativen sei hier mitgeteilt, was die liberale Rostocker Beitung" über die Beugenvernehmung vor dem Schöffengericht in Waren ausführlich berichtet: " Zeuge Möller( Soz.) sagt aus: Zwischen Haupt- und Stichwahl fam Herr Reinholz( der Vorsitzende des fonservativen Ortsvereins) zu mir und bat mich, dafür zu sorgen, daß meine politischen Freunde in der Stichwahl Herrn von MaIban wählen möchten, da dann möglicher­weise die Maurerarbeiten für die Grafschaft Basedow wieder nach Malchin   kommen würden, was doch auch für die Maurer und Bimmerleute gut sein würde. Ich habe Reinholz erwidert, daß das wohl nicht in seiner Macht stehe und daß wir übrigens für die Stichwahl besondere Bedingungen stellten. Da fragte Rein­Holz, ob wir schon mit den Liberalen ein Stichwahlabkommen geschlossen hätten. Ich antwortete: Es seien Verhandlungen im Gange, aber noch nicht abgeschlossen. Da sagte Reinholz:" Spaß beiseite. Welches sind Ihre Bedingungen?" Jch erwiderte:... Die bom Jenaer   Parteitag aufgestellten." Reinholz verlangte diese zu lesen. Ich gab sie ihm. Er las sie durch und meinte: Den ersten Teil derselben würde Herr von Malpan wenigstens auch unterschreiben. Den lezten dagegen nicht. Den würden auch die Liberalen wohl nicht unterschreiben." Ich habe Reinholz dann gesagt, ich sei für weitere Verhandlungen nicht zuständig, er müsse sich an unseren Vorsitzenden Arbeiter Johann Krüger wenden. Auf Befragen durch den Richter sagt Möller aus: Ich bin jetzt nicht Vorstandsmitglied des sozialdemokratischen Ver­eins. Ich war es aber bis vor einigen Jahren."

Der Arbeiter Johann Krüger( Vorsitzender des sozialdemo­kratischen Vereins) sagt aus: Jch hörte von meiner Frau, daß zwischen Haupt- und Stichwahl Reinholz mich habe sprechen wollen."

Zeugin Frau Krüger sagt aus:" Herr Reinholz war zwischen Haupt- und Stichwahl in unserem Hause und wollte meinen Mann sprechen. Der war aber nicht zu Hause."

der Sozialdemokratie in Verbindung getreten sein sollte, wie die Führer der Sozialdemokratie selbst in jenem Kreise haben vor Gericht unter ihrem Eide   ausgesagt, daß niemals zwischen ihnen eine Unterredung stattgefunden hat, geschweige denn eine auf die Reichstagswahlen bezügliche Vereinbarung getroffen worden ist." Dreister kann die Wahrheit nicht auf den Kopf gestellt

werden.

Die falsch ausgelegte Enzyklika Singulari quadam".

gibt kaum etivas Traurigeres, als das Schiffal der in der Hoch­zeitsnacht schwer gonorrhoisch infizierten jungen Frau. Als blühendes Mädchen ist sie mit seligen Hoffnungen in die Ehe getreten. Schon während der Hochzeits. reise tommt es zu heftigen Schmerzen in der Bedengegend, es folgt mitunter schon jetzt ein wochenlanges Krantenlager an Unterleibs. entzündung", und eine gebrochene Frau steht wieder auf, und die nachweisbare Teilnahme der Tuben an der Erkrankung läßt die Hoffnung, die sie noch aufrecht erhält, daß sie Mutter In tiefer Stille hat am Freitag, den 26. September, im erz- werden möge, dem kundigen Arzt als absolut unerfüllbar er­scheinen." bischöflichen Palais zu Köln   eine Beratung zahlreicher Bischöfe Hm! Hm! Bekanntlich ist die Gattin des portugiesischen Gr­unter dem Vorsitz des Erzbischofs Felig v. Hartmann stattgefunden. Man verhandelte über tanonische Fragen. Auch fönigs fofort nach der Hochzeit unter ganz ähnlichen Symptomen das Thema der strikten Anwendung der Enzyklifa:" Singulari in das Münchener   Krankenhaus gebracht worden. Aber natürlich quadam" an Kardinal Ropp vom 24. September 1912 wurde ge- ist das reiner Zufall, denn Könige, selbst solche, denen das Volk streift. Die angeblich vom Bischof Dr. Schulte von Pader die Krone tom Kopf geschlugen hat, leiden nicht an der ominösen born verfaßte Interpretation"( Auslegung) jenes päpstlichen Krankheit, die Wedekind zuerst in die Lyrik eingeführt hat. Das Aftenstückes, wie sie auf der Essener Tagung der christlichen Ge- Gi! ei! und das Hm! hm! dieser Notiz sind also, bei Licht be­werkschaftsführer am 26. November 1912 zur Verlesung tam, ist trachtet, eine Unverschämtheit. Und doch: Ei! ei! Hm! hm! nach der Ansicht der Mehrheit des Episkopats nicht mehr haltbar, weil die jener milden Auslegung zugrunde liegende Uebersetzung in ihren Haupteilen irrig sei.

Der Wirrwarr in der christlichen Gewerkschaftsfrage wird immer größer. Jetzt soll gar die bischöfliche Interpretation der Gewerkschaftsenghtlila falsch sein. Vielleicht erscheint demnächst eine Interpretation der Interpretation; doch ist damit nicht gesagt, daß dann diese als genaue Auslegung der Meinung und des Willens der römischen Kurie bzw. des Papstes anzusehen ist; da, wie es scheint, trotz aller Dreffur der Geist der preußischen Bischöfe zu schwach ist, um die Gedankentiefe ihres kirchlichen Oberhauptes völlig zu erfassen.

Auf der Polizeiwache zu Tode gequält. Zu der bereits gestern gemeldeten Verhaftung zweier Poli­sisten in Königshütte   wegen Erstechung eines Verhafteten gehen uns von dort folgende nähere Mitteilungen zu:

In Königshütte  ( Oberschlesien  ) sollte am 25. August der Berg­mann Grzik durch den Schuhmann Preiß verhaftet werden. Grzik widersetzte sich jedoch derartig, daß der Schuhmann Gewalt an­wenden mußte. Beide erlitten dabei blutende Verletzungen. Grst nachdem der Schuhmann Kokott seinem Kollegen zu Hilfe kam, ge­lang es, Grzit zu überwältigen und nach der Polizeiwache zu bringen. Dort ist G. plöblich gestorben. Schon damals gingen allerlei Gerüchte um, daß G. feineswegs natürlichen Todes ge­storben sei. Der Polizeibericht dementierte aber diese Gerüchte und erklärte furz und bündig: Auf der Polizeiwache fiel Grzik um und der sofort herbeigerufene Arzt Dr. Kaiser tonnte nur den Tod feststellen." Daß der Bergmann an den Verlegungen, die er sich bei der Rauferei mit dem Schuhmann Preiß zugezogen hatte, gestorben sei, glaubte niemand. Diese Vermutungen haben sich jetzt bestätigt. Grzit ist, als er sich schon in der Arrestzelle befand, von den Schuhleuten Kokott und Wegehaupt über­fallen und durch Säbelhiebe mishandelt worden. Der Polizeibericht vom 4. Oktober meldet nämlich:

Die weiteren Ermittelungen in dem Falle Grzik haben den Verdacht begründet erscheinen lassen, daß der Tod des Grzik in­folge von Mißhandlungen durch die Polizeisergeanten Kokott und Wegehaupt eingetreten ist. Bei der Schwere des anscheinend vorliegenden Verbrechens sind deshalb die beiden Beamten vor­Sie läufig festgenommen und dem Richter zugeführt worden. haben ihr Amt als Polizeisergeanten niedergelegt. Zwei weitere Beamten, die bei den Vorgängen zugegen gewesen sind, feine­Anzeige erstattet und wahrheitswidrige Angaben gemacht haben, ist die Stellung als Polizeisergeanten gefündigt worden."

Die beiden Hüter des Gesetzes haben schließlich ein umfassen des Geständnis abgelegt und zugegeben, daß sie Grzib auf der Wache ohne Veranlassung mit dem Säbel mishandelt haben. Nur den tötlichen Stich will feiner ausgeführt haben.

Ei! ei!

In einem Artifel des Berl. Tagebl.", der die Verpflichtung In ihrer Nummer 80 kommt die Konservative Rorre- ber Brautpaare auf eine ärztliche Untersuchung vor der Ehe­spondenz" noch einmal in einer Polemik gegen die Frank- Schließung fordert, lesen wir: furter Beitung" auf die Angelegenheit zu sprechen und ver­sichert abermals:

" Sowohl der Herr Maurermeister Reinholz, der als die Persönlichkeit genannt worden war, die angeblich mit Vertretern

Wochenfilm.

Der Krieg als Wecker der Bestialität.

Die Mitteilungen über die wahnsinnigen Greuel der Solda­testa auf den Schlachtfeldern des ersten und zweiten Balkankrieges wollen kein Ende nehmen. Eine der kriegführenden Regierungen beschuldigt die andere unerhörter Greueltaten, und der Gegner antwortet mit den gleichen Anschuldigungen. Es steht jetzt nach allen Berichten und Nachrichten der Aerzte und Zeitungsbericht­erstatter fest, daß jede der kriegführenden Nationen ihr mög lichstes getan hat, die andere an solchen Greueltaten und Ver­wüstungen zu übertrumpfen.

Vor kurzem ist als letter Beleg ein faksimilierter Auszug aus den Briefen veröffentlicht worden, die bei einem Surier des 19. Regiments der 7. griechischen Division ge­funden worden sind, als er durch bulgarische Truppen in der Gegend von Razlog   gefangen genommen wurde. Diese Auszüge, die auch uns zur Verfügung gestellt worden sind, beziehen sich also auf Briefe, die in keinem Fall für die Oeffentlichkeit bestimmt waren, die rein persönlich- familiärer Natur sind und denen man aus diesem Grunde in ihren positiven Angaben noch mehr Glauben schenken darf, wie jenen Berichten der Aerzte und Zeitungskorre­spondenten, die doch von vornherein für die Oeffentlichkeit ge­schrieben waren.

Aus der Fülle des entsetzlichen Materials, das in diesen Briefen niedergelegt ist, die bei dem griechischen Kurier abgefangen wurden, geben wir hier einiges wieder.

In einem Briefe vom 11. Juli 1913 lesen wir:

Dieser Krieg ist außerordentlich grausam gewesen. Wir haben alle Dörfer, die schon von den Bulgaren   geplün­dert worden, angezündet. Jene zünden die griechischen Dörfer an, wir zünden die bulgarischen an. Diese massafrieren, und wir masiatrieren alles, was von ihnen unter unsere Sände tommt. Ueber, 1200 Gefangene, welche wir bei Nigrita gemacht, sind auf 41 in den Gefängnissen ausammengeschmolzen, und wir haben die Ab­sicht, keinen von dieser Nasse am Leben zu lassen." Aus einem Briefe vom 12. Juli 1913:

,, Auf diesem Marsche haben wir einen Kampf mit bul­garischen Romitadschas gehabt. Wir haben sie zerstreut und die größte Zahl getötet. Dann haben wir die beiden Dörfer Doutli und Banita angezündet und dann die schrecklichen Komitadschas durch das Feuer und durch die Bajonette hin­durchlaufen lassen. Ausgenommen wurden allein die Frauen, die Kinder und die Greise, die noch eine grau­famere Strafe zu erwarten hatten."

In einem anderen Briefe vom 12. Juli 1913:

Hier in Brondou habe ich 5 Bulgaren   mit einem Mädchen aus Serres   gefangen genommen. Wir haben sie in eine Wendeltreppe eingesperrt und darin zurückgehalten. Das Mädchen starb. Was vonden 5 Bulgaren   noch lebend blieb, haben wir geblendet..." Alles wird

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In dieser Art geht es durch die ganzen Briefe. Niemand hat die betrübenden Erscheinungen, denen auf niedergebrannt, massatriert, ins Feuer gestoßen oder auf noch grau diesem Gebiete jeder Arzt häufig begegnet, jo zutreffend ge- fámere Art getötet. Die Frauen und Mädchen werden geschän schildert, wie der Gynäkologe Hofmeier( Siche: Schröder- of­meier:" Handbuch der Krankheiten der weiblichen Geschlechts- det, die Kinder und Eltern müssen das mit ansehen, um nach organe", Leipzig   1893), der sich folgendermaßen äußerte:" Es der Exekution ihrer Angehörigen das gleiche Schicksal zu erleiden. Schußmannsamt ein schweres ist, daß auch robuste, im blauen,| Herz Gutsbesiker ausfindig gemacht, die sich der Berliner  filberbetreßten Rod stedende Charattere davon aufgerieben werden, Schußleute mit wadliger Gesundheit angenommen haben. Guts­daß die kostbare Schußmannsgesundheit Schäden und Gefahren aus. befizer aus allen Teilen Deutschlands   haben sich zur Verfügung ... Dieweil des Menschen Fürrecht Lachen ist. Rabelais. gesezt ist. Die bei vielen würdigen Vertretern der Staatsautorität gestellt, die einem oder mehreren Beamten, in vereinzelten Fällen unterhalb der Pickelhaube hervorquellende Wohlbeleibtheit darf über sogar mit Familie für mehrere Wochen auf ihrem Gute unentgelto Der Ehrenfaal im Schutzmannsheim. diese bedenkliche Erscheinung im Volksleben nicht hinwegtäuschen. lich Gastfreundschaft gewährt haben." Es war daher nur ein Att edelster Humanität und echtchrist­Schußleute sind sozusagen auch Menschen. Es mag manche Nun sage jemand noch einen Ton über agrarische Rücksichts­gutmütige Seele unter ihnen geben, deren weiches Gemüt in stetem licher Nächstenliebe, daß im vorigen Jahre ein Verein Schuhlosigkeit und Selbstfucht! Schuhmann Nr. 7437, der vier Wochen Sonflikt liegt mit der Strenge ihres Gesetzeswächteramtes und der mannserholungsheim in Berlin   ins Leben gerufen wurde. beim Gutsbefizer Christian Schollert schlampampen konnte, wird schier unübersehbaren Fülle von Dienstvorschriften, die sie zu be- Die finanzielle Basis dieses, einem schreienden Bedürfnis abhelfen- ihm als lebendiges Zeugnis agrarischen Edelmutes das Lästermaul achten haben, soll der Königlich preußische Polizeistaat nicht aus den Vereins bilden hochherzige Spenden der Berliner   Bürgerschaft. stopfen können. Kein Zeitungsfrihe darf mehr über die Großstadt­den Fugen gehen. Solch seelische Konflikte machen reizbar und Es zeugt von der ganzen Verwahrlosung und Verhekung der Ber- feindschaft der Agrarier Gift und Tinte versprißen. Schutzmann nervös. In solchem Zustande schimpft, pufft, haut und schießt auch liner Arbeiterschaft, daß in den Beitragslisten des aus einem Nr. 9582, der sich drei Wochen lang beim Rittergutsbefizer Joachim ein mit Gemüt begnadeter Blauer drauflos und erdrosselt so halb sozialen Empfinden geborenen Vereins die Namen von Arbeitern von Dungler auf Dunglowik ahlen   und sich die Sonne auf den bewußt, halb unbewußt, was Jagows Erlasse und Dienstanweisun- nicht zu finden sind, obgleich die hilfsbedürftigen Pfleglinge des Bauch scheinen lassen konnte, weiß es beffer. Wie es auch viele gen in seiner Brust noch von Regungen der Menschlichkeit am Leben Vereins bei der Betreuung gerade der Arbeiter ihre Gesundheit Damen im Sündenbabel Berlin besser wissen, deren weibliches gelassen haben. Jedenfalls sind derartige seelischen Erregungen am meisten zu Markte tragen. Auch ein Beitrag zu dem Kapitel: Anlehnungsverlangen in der agrarischen Woche gerade bei den gepaart mit den Anstrengungen des Dienstes der Gesundheit des sozialistische Theorie und Praxis! Dagegen sollen sich verschiedene biederen Männern vom Lande vollstes Verständnis und noch viel Schußmannes nicht zuträglich. Inhaber großer eleganter Nachtlokale, einige renommierte allein mehr findet. Die den Berliner   Schußleuten von agrarischer Seite Es gibt aber auch andere, robustere Naturen. Und das ist stehende aber nie allein nach Hause gehende Damen usw. als hoch- zuteil gewordene Gastfreundschaft widerlegt auch alle gehässigen die Mehrzahl. Die seche oder neun Jahre, in denen sie sich auf dem herzige Spender erwiesen haben. Auch eine ganze Anzahl von Märchen von schlechter Behandlung, Ernährung und Unterbringung Kasernenhofe erst als Gedrillte, dann als Drillende die Mannes- Herrschaften der Handels- und Industriewelt, die offenbar nichts der Bandarbeiter. Wer an einen ihm wildfremden Großstadtschutz­reife erwarben, hat sie gegen alles, was seelische Konflikte heißt, davon wissen, daß trante Arbeiter und Angestellte in ihren Be- mann handelt wie der barmherzige Samariter der Bibel, der kann gefeit. Sie bringen die Traditionen edelster Kasernenkultur mit in trieben nicht geduldet werden oder daß schwindsüchtige Näherinnen feinen Arbeitern gegenüber nur als ebler Menschenfreund auf. die Polizeiwachtstube und nehmen es als eine selbstverständliche und Tag und Nacht in engen, dumpfen Buden für sie schuften, haben treten. Vielleicht hat auch der eine oder der andere der braven Blauen gottgewollte Tatsache hin, daß die polizeilichen Würdenträger vom aus dem Schabe ihres Feuerfesten und ihres überströmenden Wachtmeister bis zum Präsidenten genau so mit ihnen umspringen Menschlichkeitsgefühls dem Verein Schuhmannserholungsheim er bei diesem Landaufenthalte für Naß noch etwas für seine beruf­wie einst Feldwebel, Hauptmann und all die höheren Tiere der hebliche Zuwendungen gemacht. liche Ausbildung profitieren fönnen. Er konnte den Ton und die Kriegerkaste. Kein Wunder, daß sie dem Zivilistenpack, das sie einer Der Verein hat in diesen Tagen seinen ersten Jahresbericht Art des Verkehrs beobachten, den Hofmeister oder Inspektor des Legende zufolge zu schüßen und zu betreuen haben, die gleiche Wert herausgegeben. Leider waren die Mittel noch nicht ausreichend Gutes, wo er zu Gaste war, den Pollaken gegenüber einhielten. schähung entgegenbringen, mit der sie einst das ihrer Erziehungs- genug, um schon mit dem Bau eines eigenen großen Erholungs- Manche Anregung für den Verkehr mit dem Berliner   Publikum funft anvertraute frumme Retrutengeschmeiß betrachteten. Frei- heims für die Männer, die Tag und Nacht Polizeischwert und wird ihm dabei zugeflogen sein. Auch die Art, wie der Gnädige lich, mit Zahnbürsten den Fußboden scheuern, einige hundertmal Ge- Browningtoppel umgürten müssen, beginnen zu fönnen. Das soll Ochsen- und Pferdefnechte oder die Pflüger auf dem Acer   dirigierte, wehrstreden, auf die Schränke flettern und Heil dir im Siegertrang" aber noch kommen. Vorläufig hat man sich und den zu schüßenden wird ihm für die Innehaltung Jagowscher Verkehrsvorschriften fingen lassen fann man das sogenannte Publikum nicht. Aber es Schuhleuten anders geholfen. Man hat ihnen Geldmittel zu Bade- nüßliche Fingerzeige gegeben haben. Die Gutsbefizer haben sich gibt ja, Jagow sei dant, andere Mittel, um der Bande Raison bei- reisen und zum Besuch von in gesunder Gegend wohnenden Ver- also nicht allein um die Gesundheit, sondern auch um die Aus­zubringen. Und des Schußmanns erzieherisches Walten leuchtet wandten gegeben. Ueber 20 000 m. hat der Berein im Jahre 1912 bildung der Berliner   Schuhleute Verdienste erworben, die einfach wie die Sonne des lieben Gottes über Gerechte und Ungerechte. für diese edlen Zwede springen lassen. Mit tieffter Rührung aber unbezahlbar sind.

Wobei die Ungerechten meist besser wegkommen, denn mancher nimmt man kunde von einer Mitteilung des Jahresberichts, die

Wir hoffen und wünschen, daß der Verein Schuhmanns. Mord, mancher Einbruch bleibt trotz der Jagowiten Eifer ein davon zeugt, daß reine, uneigennüßige Menschenliebe bei einer erholungsheim seine Absicht, für seine Schüßlinge ein stattlich ewiges Mysterium, während man noch nicht davon gehört hat, daß Klasse von Volksgenossen zu finden ist, die von böswilligen Men- Haus zu bauen, recht bald verwirklicht. Es kann ja, selbst wenn des Schußmanns Faust bei Streikposten, politischen Sündern und schen als besonders egoistisch und brutal verlästert wird. Der alle erholungsbedürftigen Schuhleute bei groß- und edelmütigen sonstig sich mißliebig bemerkbar machenden Untertanen ins Leere Verein hat durch die Vermittelung von Landräten man sieht, Agrariern untergebracht werden können, als Nachfurstätte und als gepackt habe. Doch sei dem wie ihm wolle. Fest steht, daß das auch in der Brust des Königs Landrat   Klopft ein menschlich fühlend Brennpunkt des kameradschaftlichen und geistig fördernden Ver­

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